Disclaimer:
Mir gehört (fast) nichts! Die Meisten Charaktere und anderes habe ich dem Film PotC entnommen! Und leider verdiene ich auch kein Geld mit dieser Geschichte!
Inhalt:
Jack wird von seiner Vergangenheit eingehohlt. Wird er sich dem stellen, oder weiterhin davon laufen? Außerdem hat Jack Will und Elizabeth mit an Board - doch Norrington gibt nicht auf. Hartnäckig verfolgt er seinen Feind. ...Das muss leider vorerst genügen... ich weiß noch nicht genau, wie sich die Story weiter gestalten wird. (typisch moi)
Hauptpersonen:
Jack Sparrow und Will Turner! Der Rest steht noch nicht fest...
Rating:
R Dieses Kap ist sicherlich nicht mehr unbedenklich!
Anmerkung der Autorin:
Etwas lang, aber ich konnte das Kap nicht teilen, das hätte den Kontext zerrisssen...
Von weit her vernahm Will die Worte und bemühte sich, aus diesem Dämmerzustand, in dem er sich gerade befand, aufzuwachen. Doch das erwies sich als äußerst schwierig. Er versuchte, die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht. Dennoch verspürte Will den Schmerz im Nacken und stellte irritiert fest, dass es ihm schwer viel, zu schlucken. Was war passiert?
Unsanft wurde er gerüttelt und anschließend einfach gepackt und davon gezerrt. Über raue Planken hinweg, die seine Kleidung aufrieben. Die Soldaten machten sich nicht die Mühe, ihn zu tragen. Steile Treppen hinunter, und erneut über rauen Boden hinweg. Hinter sich hörte er gedämpft das Poltern eines stürzenden Körpers.
Jack biss die Zähne zusammen, als er sich am Ende der Treppe aufrappelte. Irgendjemand hinter ihm hatte ihn so fest gestoßen, dass er jetzt ein gutes Stück die Treppe hinunter gefallen war. Seine Schulter schmerzte, ebenso seine Hüfte und noch immer hämmerte sein Kopf. Ein schmales Rinnsal von Blut zog sich von seiner Schläfe zu seinem Kinn hinunter.
Die Soldaten öffneten die Türe zu einer Zelle und schliffen Will hinein, der sich noch immer nicht rührte. Jack wollte ebenfalls in die Zelle gehen, doch er wurde an der Schulter gepackt und mit Schwung zurückgerissen. Erneut stürzte der Pirat und kniete nun auf dem dreckigen Boden. Zwischen zusammengepressten Zähnen stieß er einen wüsten Fluch aus, der ihm einen Schlag ins Gesicht einbrachte.
Kurz wurde ihm schwarz vor Augen, doch er hob erneut den Kopf und grinste seinem Widersacher triumphierend ins Gesicht. „Fühlen sie sich jetzt besser?" meinte er nur. Der Mann starrte ihn an. Und zog seine Pistole. „Aufstehen." Zischte er nur. Jack rappelte sich wieder hoch. „Aber natürlich doch. Wie ihr befehlt, Hochwürden!" Doch der provozierende Tonfall, den Jack angeschlagen hatte, verfehlte seine Wirkung und er wurde lediglich in die Zelle gegenüber gestoßen. Hinter ihm fiel knarrend die Türe in das Schloss und die Soldaten ging ohne ein weiters Wort. „Verdammtes Pack! Ihr denkt wohl allen ernstes, ihr seid was besseres, nur weil ihr eine Uniform tragt, nicht wahr? Aber wartet nur. Der Tod macht auch vor Uniformen nicht halt." Grummelte Jack vor sich hin.
„Aber, aber! Warum denn jetzt schon vom Tod sprechen, Mister Sparrow? Ihr habt noch eine lange Reise vor euch." Norrington stand am Gitter der Zelle und sein selbstgefälliges Grinsen gefiel Jack überhaupt nicht. Schweigend erwiderte er den feindseligen Blick des Commodore, bis dieser sich schließlich umdrehte und ging. „Einen schönen Aufenthalt wünsche ich!" meinte der Mann, ehe er die Treppen nach oben verschwand. Jacks besorgter Blick wanderte zu den Gittern gegenüber, hinter denen Will auf dem dreckigen Boden lag und der Pirat verfluchte Norrington, dass er ihn nicht zu seinem jungen Freund gesperrt hatte. Gerne hätte er sich davon überzeugt, dass mit dem jungen Mann alles in Ordnung war. Norrington hatte die steile Treppe nun hinter sich gelassen und die Luke geschlossen. Dunkelheit umgab die Gefangenen. „Ach, freu dich nur nicht zu früh. Noch bin ich nicht tot." Meinte Jack.
„Das wirst du aber bald sein." Vernahm er ein Murmeln aus der Dunkelheit. Jack wich zurück, bis er in seinem Rücken das kalte Eisen der Gitter wahrnahm. Eine seltsame Vertrautheit mit der Situation stieg in ihm hoch.
Das Donnern der Kanonen wollte nicht enden. Ängstlich drängte sich Elizabeth in die Ecke ihres engen Versteckes. Sie war alleine. Ganz alleine. Von Jack und Will wusste sie nichts, doch ein ungutes Gefühl sagte ihr, dass die beiden irgendwo am Hafen gewesen waren, als die fremden Schiffe aufgetaucht waren. Tränen rannen ihre Wangen hinab und sie versuchte vergebens, einen klaren Kopf zu bewahren. Laurene war vor einiger Zeit ebenfalls gegangen. Die junge Frau hatte sie angewiesen, sich nicht von der Stelle zu rühren. Sie wollte ein besseres Versteck finden und sehen, ob sie in Erfahrung bringen konnte, was mit Jack und Will los war.
Die Türe zu ihrem Versteck wurde aufgerissen und mit mäßiger Erleichterung stellte Elizabeth fest, dass es Laurene war, die dort in der Türe stand. Diese stolperte nun in den Raum. „Weg. Sie sind weg. Niemand weiß etwas… Es… es tut mir leid." Neben Elizabeth sank Laurene zu Boden. Keuchend hob sie die Hand an die Wange der anderen Frau.
„Nicht weinen… das hilft jetzt auch nichts. Ich befürchte das Schlimmste, Elizabeth. Aber es gibt noch Hoffnung. Es gibt immer Hoffnung. Wie ein schmaler Silberstreif am Horizont. Du siehst sie nur im Moment nicht. Du musst stark sein... Feuer, Elizabeth. Du musst hier weg!" Die Hand der anderen sank herab und sie verstummte.
Elizabeth starrte Laurene an und erst jetzt bemerkte sie das äußere Erscheinungsbild der Frau. Die Haare zerzaust, völlig verdreckt, Brandwunden an den Armen und im Gesicht. Entsetzt sprang Elizabeth auf. „Laurene? Laurene, sag etwas, bitte!" Doch Laurene sagte nichts. Schüsse vielen draußen auf der Straße und Elizabeth drängte sich dichter an die Wand, als böte ihr diese Schutz vor den Schrecknissen der letzten halben Stunde – und vor den Schrecknissen, die wohl noch vor ihr lagen.
Die Schüsse und Rufe kamen näher, doch Elizabeth war unfähig, sich zu bewegen. Immer noch lag ihr Blick auf der rotblonden Frau. Sie merkte nicht, wie die Türe zu ihrem Versteck erneut aufgerissen wurde, sie vernahm nicht die Rufe, die der Mann in den Raum schickte, sie vernahm nicht den Schuss.
Plötzlich wurde alles schwarz.
Jack fühlte, wie das Schiff Fahrt aufnahm und mit jedem Meter, den sie zurücklegten, fühlte er seine Hoffnung schwinden. Sein Leben schien an ihm vorbeizuziehen und Jack musste sich unwillkürlich fragen, was er denn schon großartig geleistet hatte. Nichts. Sein Leben war einfach zu kurz gewesen. Müde, matt, ohne Hoffnung setzte er sich auf den dreckigen Boden, schmiegte sich förmlich an die kalten Gitterstäbe und harrte der Dinge, die kommen würden. Er war alleine. So wie er immer schon alleine gewesen war und wie er es wohl immer sein würde.
Lange hatte er gegen seine Tränen angekämpft, doch nun konnte er sich nicht mehr dagegen wehren. Ein leises Schluchzen erklang in der Dunkelheit, als er die Gitterstäbe hinunter zu Boden sank.
„Willkommen im Club der lebenden Toten!" erklang auf einmal eine tiefe und ruhige Stimme. Jack schrak auf. „Wer ist da?" flüsterte er in die Dunkelheit. Lachen erklang zur Antwort. Bitteres Lachen, ein Lachen ohne Hoffnung. „Niemand besonderes. Nur ein weiterer Gefangener." Jack antwortete dem Fremden nicht. Er wollte sich nicht auf Gespräche mit einem hoffnungslosen Gefangenen einlassen, den einen Funken Hoffnung glaubte er selbst noch immer zu sehen und den wollte er sich nicht nehmen lassen. Er wollte sich nicht mit ihm unterhalten, womöglich feststellen, dass er den Fremden sympathisch fand, nur um früher oder später zu sehen, wie der Kerl getötet wurde und das würde passieren. Alle waren sie dahin gemetzelt worden. Alle!
Jack schlang die Arme um die Beine, legte den Kopf auf die Knie und versuchte, zu denken aufzuhören, zu schlafen.
Ein leises Lachen erklang. Ein bitteres Lachen, ohne Hoffnung, ohne Lebensfreude. Jack drängte die Erinnerungen beiseite, versucht zu vergessen, dass es schien, als würde sich die Geschichte widerhohlen und ging quer durch seine kleine Zelle zu den gegenüberliegenden Gittern. „Wer bist du?" Doch Jack hätte sich dieser Frage sparen können. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und in einer kleinen Zelle neben seiner eigenen erspähte er schemenhaft eine Person, die dort an der Wand hockte. Und er glaubte zu wissen, wer dort saß.
„Jack, weißt du das wirklich nicht?" Doch jetzt war sich Jack sicher. „Hallo Nathaniel!" murmelte er. „Du warst es also." Stille. Dann erklang ein geflüstertes „ja, ich bin an allem Schuld". Jack schüttelte leicht den Kopf. „Was wurde aus den anderen?" „Tot. Alle zusammen. Er hat sie gehängt, einen nach dem anderen." Jack krallte sich an das kalte Eisen. Ja, sie hatten ihn verraten, dennoch war es seine Mannschaft gewesen und auch wenn er selbst sie ausgeliefert hatte und es damals noch für das Beste gehalten hatte, regte sich nun der Kapitän in ihm, der Teil seines Denkens, der sich nun für den Tod der Männer verantwortlich machte, der sich nun vorwarf, dass er ihnen helfen hätte müssen.
„Du hättest es nicht verhindern können, Jack." Er blickte auf. „Was?" „Ihren Tod. Du hättest nichts tun können." „Wer sagt denn, dass ich es gewollt hätte? Ihr habt mich verraten, ihr habt mich auf einer einsamen Insel ausgesetzt, nicht nur einmal. Euren Captain, der euch wie ich denke gut geleitet hat, habt ihr gegen ein Monster eingetauscht und etwas anderes war Barbossa nicht. Warum sollte es mir Leid tun? Ihr habt es wohl verdient." Jacks Tonfall war gleichgültig, wenn nicht sogar amüsiert. „Spät war die Einsicht, aber es war deine Mannschaft und am Ende haben sie ihre Entscheidung bereut." „Ach ja. Später, als die Luft knapp wurde und ihnen das Genick mit lautem Knacken brach, nicht wahr? Da hat es ihnen dann leid getan." Jack schnaubte. „Nein, Captain. Schon lange vorher. Schon lange."
Ein leises Stöhnen lenkte Jack's Aufmerksamkeit von seinem ehemaligen Mannschaftsmitglied ab und wandte sie der gegenüberliegenden Zelle zu. „Will? Will!" Doch es kam keine Reaktion. „Verdammt, Junior, du hast genug geschlafen. Steh endlich auf!" Nichts. „Sag mal, Junge, pennst du nachts im Bett auch so viel? Dann seh ich aber Schwarz für dich und Elizabeth. Da langweilt sie sich doch!" Keine Reaktion. Jack tastete nach dem Schloss seiner Zelle, rüttelte an den Gittern. Er hatte Angst. Angst und Sorge um seinen Freund, um den jungen Mann, von dessen Gesundheitszustand er sich nicht überzeugen konnte.
„Jack, verhalte dich ruhig, bitte. Er wird dich hören, er wird herunter kommen… bitte Jack, sei leise!" Nathaniel kauerte sich in der hintersten Ecke seiner Zelle zusammen. Er zitterte am ganzen Körper. „Ich muss wissen, wie es ihm geht, Nathaniel. Er ist ganz alleine in einer Zelle und nicht bei Bewusstsein. Denk mal drüber nach. Norrington ist mir egal." „Mir nicht." Kam ein klägliches Jammern von dem anderen Mann. Jack hielt inne und wandte den Blick wieder zu dem kläglichen Bündel in der anderen Zelle. „Was hat er dir angetan, Nathaniel?" Jack schauderte.
Die Luke wurde geöffnet und Licht drang herein. Schwere Schritte kamen die steile Treppe herunter. Jack schluckte. Der andere Mann blickte starr dem Lichtschein entgegen. Als Jack ihn nun im Licht sah, erschrak er fürchterlich und musste schwer gegen die Übelkeit ankämpfen, die in ihm aufkam. Doch nicht der Dreck und das getrocknete Blut bereitete ihm Übelkeit. Es lag wohl eher an dem fehlenden Ohr, oder an den tiefen Schnitten im Gesicht des anderen oder aber an den beiden fehlenden Fingern der rechten Hand oder all die roten Striemen, die unter der zerfetzten Kleidung deutlich zu erkennen waren. Der Mann wandte ihm das Gesicht zu und aus der rechten Augenhöhle starrte Jack tiefe Schwärze entgegen. „Überraschung." Griente der Andere auf einmal. „Junge, ich bin schon zu lange hier auf dem Schiff. Du bist noch jung und formbar. Lehn dich nicht gegen sie auf. Es bringt nichts, außer dem, was du hier siehst. Glaub einem hoffnungslosen, alten Mann. Und nun leb wohl." Die geflüsterten Worte brannten sich in Jacks Herz. Er drängte sich an die Wand und hoffte, dass er endlich aufwachen würde. Das musste doch ein Alptraum sein!
„Na, habt ihr euch schon miteinander bekannt gemacht?" donnerte die kalte Stimme des Mannes, von dem Jack nun schon wusste, dass er der Kapitän des Schiffes war. „Es tut mir ehrlich leid, eure traute Zweisamkeit zu stören, aber ich muss deinen neuen Freund mal eben entführen." Wandte sich der Pirat grinsend an Jack. Die Türe zum Verließ wurde geöffnet und zwei Piraten traten ein. Der Gefangene blickte ihnen entgegen. Belustigung lag in seinem Blick. „Dürft ihr also wieder spielen?" grinsend wartete er darauf, dass die Männer ihn packten. Einer von ihnen zog sein Messer. „Da klebt ohnehin noch dein Blut dran. Also halt dein vorlautes Maul." „Iiie! Wie eklig. Solltest du das Messer nicht mal wieder säubern?" Ein Schlag in den Magen ließ den Mann zusammensinken. Dann packten ihn die beiden Piraten und schliffen und zerrten ihn aus der Zelle hinaus und die Treppe nach oben. „Zu dir kommen wir später noch." Meinte der Captain, ehe er die Zelle wieder abschloss und sich auf den Weg nach oben machte.
Jack zitterte am ganzen Körper, als die Luke geschlossen wurde und ihn erneut die tiefe Dunkelheit umfing. Nun war er alleine. Jung und formbar? Er solle einem alten Mann glauben? Der Kerl, den sie gerade nach oben gebracht hatten, war vielleicht 35 Jahre alt. Jack konnte es schwer beurteilen, doch wirklich alt war der Kerl nicht gewesen. Lachen drang zu ihm herunter und Jack schauderte, als er sich vorstellte, was dort oben wohl gerade passierte, als sich zu dem Lachen noch Schmerzenschreie mischten. ‚Leb wohl' hatte der Andere gesagt. Würden sie ihn jetzt zu Tode quälen? Würden sie ihn selbst auch irgendwann zu Tode quälen? Jack zitterte noch mehr. Auf was für ein Leben blickte er nun? Wenn es überhaupt ein Leben war, dann ein grässliches.
Irgendwann verstummten die gequälten Schreie und Jack sah das entstellte Gesicht seines Mitgefangenen nie wieder.
Erneut drang aus Wills Richtung ein Stöhnen an Jacks Ohr und die Gitter zwischen ihnen, die ihn von seinem jungen Freund fernhielten brachten Jack nahezu um den Verstand, die Ungewissheit, wie es Will wohl ging, nagte an dem Piraten. Außerdem sorgte er sich um den jungen Mann, denn auch wenn der Schlag heftig gewesen war, hätte Will mittlerweile wirklich wieder erwachen müssen. „Will! Wach endlich auf!" In der Dunkelheit erkannte Jack die Umrisse des am Boden liegenden Mannes und dann erkannte er noch einen Schatten, der sich auf den Jungen zu bewegte.
Jack kniff die Augen zusammen. Hatte er gerade geträumt? Nein. Tatsächlich schien dort drüben noch eine Person zu sein und sie beugte sich über Will. „Weg von ihm! Wer bist du?" Schrie Jack die Person an. Erneut rüttelte er an den Gittern. Es gefiel ihm nicht, dass dort drüben jemand an Will herumkabbelte und er nicht mal wusste, wer das war. „Hey!" „Ja, er ist nicht allein." Erklang Nathaniels Stimme wieder. „Aber mach dir keine Sorgen, Jack! Ich glaube nicht, dass ihm etwas passiert."
Sein Kopf dröhnte. Übelkeit, Dunkelheit und Schmerz. Von Fern vernahm Will Stimmen, doch er verstand nicht, was gesagt wurde. Immer noch versuchte er, die Augen zu öffnen, aus diesem grässlichen Dämmerzustand zu erwachen, doch er hatte keinerlei Kontrolle über seinen Körper. Die Kälte und Feuchtigkeit vom Boden durchdrang seine Kleidung, doch Will konnte sich ihrer nicht erwehren. Er fröstelte, doch dieses Frösteln hatte einen durchaus positiven Effekt. Er wurde wach. Glaubte er zumindest. Er erkannte ganz klar Jacks Stimme, die nach ihm rief. Doch erst nach geraumer Zeit, war Will in gewisser Weise zu einer Reaktion in der Lage. Mit einem leisen Stöhnen versuchte er, sich zu bewegen, sich aufzusetzen oder auch nur die Augen zu öffnen. Jacks Stimme erklang wieder, rief nach ihm. Will ballte die rechte Hand zur Faust. Es kehrte Leben in seinen Körper zurück. Als er den Kopf drehte, war ihm, als würde ein Gewitter in seinem Kopf losbrechen. Seine Stimme versagte noch immer ihren Dienst, doch gerne hätte Will jetzt Jack in seiner Nähe gehabt. Die Übelkeit wurde stärker und vor seinen geschlossenen Augen tantzen Lichtpunkte durch die Dunkelheit. Es drehte sich alles und nirgends fand er halt. Eine Berührung ließ ihn zusammen zucken und endlich gelang es Will, die Augen zu öffnen, doch er sah nichts als tiefe Dunkelheit. „Jack?" seine Stimme war rau und sein Hals kratzte.
„Sch!" Eine Hand strich sanft über seine Wange, legte sich auf seine Stirn. „Jack?" fragte er erneut. „Ich…" „Ruhig." Erklang eine Stimme, doch es war nicht Jack. Sein Kopf wurde angehoben, was bei Will erneut ein Gewitter in der oberen Etage auslöste und seine Übelkeit verstärkte. „Nicht!" stieß er in Panik hervor, unfähig, sich zu wehren. Behutsam wurde sein hämmernder Kopf nun auf etwas Weiches gebettet und kühle Hände strichen über Wange und Stirn. Beruhigende Berührungen, die ihm sagten, dass er nicht alleine war. Erneut dämmerte er hinweg.
„Wer bist du?" Jack hatte mir Überraschung erkannt, dass die Stimme, die gerade zu Will gesprochen hatte, einer Frau gehören musste. „Nur eine Gefangene" erklang die leise Antwort. „Was haben sie mit ihm gemacht?" Jack ging nicht sofort auf die Frage ein. „Wie geht es ihm? Was ist los?" „Das bleibt abzuwarten. Also: was ist passiert?" „Nichts Schlimmes… Norrington hat ihm seine Pistole in den Nacken geschmettert." „Norrington, natürlich. Wer oder was denn sonst?" Antwortete die Frau. „Will, richtig?" „Ja. Will ist sein Name. Eigentlich William." „Seid ihr Piraten?" fragte die Frau nach. „So wie Nathaniel?" „Ja."
Sanft rüttelte die Frau Will an der Schulter. „Hey, Hallo! William? Will, du musst aufwachen." Doch der Mann, dessen Kopf auf ihrem Schoß lag, erwachte nicht. Besorgt strich sie ihm die Haare aus der Stirn und legte dann eine Hand auf seine Brust. Er atmete ruhig und regelmäßig. „Das gefällt mir nicht. Er hat wohl eine Gehirnerschütterung und zwar eine ordentliche. Auf jeden Fall muss er liegen bleiben und er braucht Wasser."
Mühsam zog sie den Körper näher an die Wand heran. Sie lehnte sich gegen das kalte Holz und zog den jungen Mann in ihre Arme, um ihn ein wenig zu wärmen. Er quittierte die Behandlung erneut mit einem leisen Aufstöhnen, doch wach wurde er nicht.
„Wir können im Moment nichts tun, außer warten. Warten auf den Morgen." Flüsterte sie leise.
„Warten!" Schnaubte Jack, doch er hatte keine bessere Idee. Nun da er wusste, dass Will wohl in guten Händen war, setzte er sich ebenfalls auf den Boden und lehnte sich an das Holz. „Dann warten wir eben." Murmelte er. Stille legte sich über die Gefangenen. Nur die ruhigen Atemzüge der vier Menschen waren noch zu vernehmen, während der Mond draußen seine ruhige Bahn zog und die Huntress gemütlich in Richtung Port Royal segelte.
Das Rattern der Ankerkette weckte Jack früh am nächsten Morgen. Er öffnete die Augen und war erst mal irritiert über seinen Aufenthaltsort. Doch die Erinnerung kam schnell zurück. Norrington, die Huntress, der Überfall auf Tortuga, Will! Jack stand auf und ging zur Türe seiner Zelle. Es war relativ hell in dem Verließ. Die Frau saß am Boden, an die Wand gelehnt und hielt Will in den Armen, der noch immer zu schlafen schien. Zumindest hoffte Jack, dass er schlief. Sie hob den Kopf. „Guten Morgen." Ihre Stimme war leise und angenehm. Jack starrte sie einen Moment an. Blonde Locken fielen über ihre Schultern hinab. Sie trug ein reichlich zerschlissenes und verdrecktes Kleid, doch ihr Erscheinungsbild war ansonsten angenehm gepflegt. Jack schnaubte. „Gut? Wie geht es ihm?" Ihre schmale Hand strich über Wills Wange. „Er schläft. Vor etwa einer Stunde war er wach. Es geht ihm schon etwas besser. Aber ich mache mir Sorgen um ihn. Eine Zelle im Bauch eines Schiffes ist nicht der beste Ort für ihn." Jacks Blick schweifte durch den Raum. „Wer bist du? Warum sitzt du hier unten im Verließ? Womit hast du Norringtons Zorn verdient?" „Viele Fragen von einem Piraten." Die Frau lächelte leicht und Jack kam kurz der Gedanke, dass sie öfter lächeln sollte, denn sie war viel hübscher, wenn sie lächelte. Ihre großen Augen blickten ihn traurig an. „Jana" flüsterte sie plötzlich. „Jana ist mein Name." Jack nickte. „Ich bin…" „Captain Jack Sparrow." Sie lachte leise. Jack zog eine Augenbraue in die Höhe. „Woher…" „Ich weiß vieles über euch, Captain." „Jack. Nenn mich bitte einfach nur Jack." Sie nickte.
Will stöhnte und schlug die Augen auf. Der junge Mann lächelte ein wenig, als er Jack erblickte. „Jack!" Er wollte sich aufrichten, doch Jana hielt ihn fest. „Bleib liegen. Du solltest dich ruhig halten." „Nein, mir geht es gut. Ich…" Doch hämmernde Kopfschmerzen brachten ihn zum Schweigen und er sank wieder zurück. Erneut wurde ihm übel. „Ich habe nur Durst." Murmelte er mit einem gequälten Lächeln. „Junior, wir müssen uns mal ernsthaft unterhalten. Das geht so nicht weiter. Du kippst viel zu oft um. Wie soll das denn werden? Ich kann dich doch nicht jedes mal herumtragen." Meinte Jack leichthin. „Du hast mich gar nicht getragen." Kicherte Will. „Norringtons Männer haben mich hier runter geschliffen. Das weiß ich noch." „Ach. Hast nur so getan, als wärst du ohnmächtig, nicht wahr? Damit du nicht selbst gehen musst. Fauler Bengel!" Will lachte leise.
Janas Kopf schoss plötzlich nach oben. Sie schluckte schwer. „Psst! Mach die Augen zu und rühr dich nicht!" zischte sie Will ins Ohr. Dieser gehorchte, auch wenn er nicht ganz verstand, was los war. Die Luke wurde geöffnet und Stimmen wurden laut. Norrington, gefolgt von zwei Männern kam die Treppe herunter. „Guten Morgen! Wie geht es meinen Gästen? Habt ihr euch schon miteinander bekannt gemacht?" grinste Norrington in die Runde. „Ach, welch rührendes Bild. Mir kommen gleich die Tränen! Steh auf. Du kommst mit mir." Wandte er sich an Jana. Sie zitterte leicht. „Ich kann gerade nicht, tut mir leid."
Norrington schlug mit dem schweren Schlüssel gegen die Gitterstäbe. „Ich sagte du kommst mit mir und ich dulde keine Widerrede, also lass den Mistkerl am Boden liegen und komm her!" Seine Stimme schnitt förmlich durch die Luft. „Dann lass wenigstens Jack oder Nathaniel zu ihm in die Zelle. Ich denke, du hast schon genug Leichen im Keller liegen. Es muss doch nicht noch eine mehr sein, oder?" Ihre Stimme war ebenso leise und sanft, wie sie schon die ganze Zeit gesprochen hatte. „So schlecht geht es ihm bestimmt nicht." Knurrte Norrington. „Ich fürchte doch. Du hast ihn vielleicht härter erwischt, als du dachtest. Es geht ihm wirklich schlecht. Bitte!" Eindringlich sahen die großen Augen der Frau zu Norrington auf. Er blickte auf Will hinunter. „Gebrechlicher junger Mann. Und so was wollte Pirat werden? Es ist ohnehin egal, ob er stirbt oder nicht." Meinte der Commodore leichthin. Jack ballte die Hände zu Fäusten, doch er hielt sich zurück. Die Frau schien einen gewissen Einfluss auf Norrington zu haben. Schweigend wartete er ab, was passieren würde.
„Ich denke, es macht schon einen Unterschied, ob er hier still und schweigend verreckt, oder dich noch um Gnade anwinselt, wenn du ihn an den Galgen führst." Erwiderte Jana nun. Norrington lächelte. „Du bist raffiniert, aber das ist mir nicht neu. Leider hast du wohl recht." Meinte er schließlich. Er winkte einem der Männer. „Sparrow kommt hier in diese Zelle. Er soll seinen kleinen Schützling wieder aufpäppeln." Der Mann nickte und trat an Jacks Verließ heran. Er öffnete die Türe und hielt die Pistole auf Jacks Kopf gerichtet. „Rauskommen und keine Faxen!" murrte er. Jack gehorchte und Norrington schloss die zweite Zelle auf. Jack trat ein und ging zu Will und Jana hinüber. Vorsichtig stand Jana auf und Jack ließ sich auf dem Boden nieder. „Wasser. Er braucht noch Wasser. Und bitte kein Salzwasser, sondern richtiges!" erklärte Jana leise, als sie zu Norrington trat. Die Türe des Verließes wurde wieder geschlossenen und grob packte Norrington die Frau am Handgelenk. „Jaja. Komm jetzt. Bringt ihm Wasser und dann geht." Befahl er seinen Männern, als er mit der Frau die Treppe nach oben ging.
Jack erhaschte noch einen Blick auf Janas Gesicht und sah die Tränen in ihren Augen. Nur zu genau konnte er sich vorstellen, was nun passieren würde und nur zu genau konnte er nachvollziehen, wie sie sich fühlte. Hass brodelte tief in seinem Herzen. Hass auf Norrington. Aber nicht nur auf den Commodore…
Es war dunkel. Hier unten war es immer dunkel, egal ob draußen Nacht oder Tag herrschte. Jack hockte auf dem kleinen Tisch in seiner dreckigen Zelle und dachte darüber nach, wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihn umbrachten. Warum war er hier? Warum hatten sie aller getötet, nur ihn nicht?
Er verspürte eine Berührung an seinem nackten Fuß, doch an die Ratten, seine einzigen Gesellschafter hier unten, hatte er sich schon fast gewöhnt. So lange sie ihn noch nicht bei lebendigem Leib anknabberten, waren sie ihm egal. Die alltäglichen Geräusche drangen zu ihm herunter und sagten Jack, dass es wohl Vormittag war. Tief in Gedanken versunken, merkte er erst, dass jemand herunter gekommen war, als das Licht der Laterne auf sein Gesicht schien und ihn zwei der Piraten angrinsten. Jack schluckte. Was wollten die beiden? Bisher hatten ihn die Piraten noch in Ruhe gelassen, doch der Junge hatte das ungute Gefühl, dass das nun vorbei war.
„Hallo Kleiner! Na? Gut geschlafen?" die Männer lachten. Jack biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Boden. „Komm her!" herrschte ihn der erste der beiden Piraten an. Der Junge gehorchte widerwillig, sprang von der Tischplatte herunter und ging an die Gitter seiner kleinen Zelle. Eine dreckige Hand griff nach seinen Haaren und zog ihn noch näher an das Eisen, die andere Hand strich über seine Wange, seine Lippen. Jack wurde schlecht. „So weich. So jung und zart. Perfekt. Fast wie die Haut einer Frau." Grinste der Pirat. Angewidert entzog sich Jack der dreckigen Hand. Die beiden Männer lachten. „Na, wer wird denn wohl? Wie alt bist du, Junge?" Jack schwieg. „Na, dann halt nicht!" meinte der Mann mit einem Schulterzucken. Er wandte sich an den anderen Piraten und die beiden redeten kurz miteinander. Anschließend marschierten sie zurück zur Treppe, neben der ein Stuhl und ein kleiner Tisch standen. Der eine Mann hockte sich grinsend auf den Stuhl, der andere fing an, seine Waffen abzulegen. Dolche, Pistole und ähnliches landeten scheppernd auf dem Tisch neben der Laterne. Jack beobachtete diese Vorgänge voller Argwohn.
Der Pirat, der Jack zuvor angefasst hatte, kam nun herüber zu der Zelle und schloss die Türe auf. Er war dreckig, alt und hässlich und Jack wünschte nichts sehnlicher, als dass er die Türe wieder verschließen und ihn in Ruhe lassen würde. Er zog sich in die hinterste Ecke der Zelle zurück, als böte sie ihm Schutz. Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck fingerte der Mann an seiner Kleidung herum, die Augen auf Jack geheftet. Der Junge schluckte. Das konnte, nein das durfte nicht sein. Er hatte davon gehört, doch nie hätte er gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem er selbst in dieser Situation stecken würde. Nie hätte Jack sich träumen lasse, dass er so enden würde. Als Schiffsjunge, Prügelknabe und – Jack wollte den Gedanken nicht mal zu ende denken.
Bedrohlich schritt der Pirat auf den Jungen zu, eine Flucht war unmöglich. Schneller als Jack lieb war, hatte der Mann die kurze Distanz zurückgelegt und stand nun vor ihm, grinsend und mit offenem Hemd und Gürtel. Ohne Vorwarnung schoss die Hand des Mannes nach vorne und krallte sich in Jacks Haare. Erschrocken schrie er auf und versuchte, sich dem Griff zu entziehen. Tatsächlich verfehlte ein gut gezielter Tritt gegen das Knie des Mannes seine Wirkung nicht und Jack kam frei. Er stürmte zur Türe, doch dort holte ihn der Mistkerl schon wieder ein und riss Jack unsanft zurück. Eine kraftvolle Hand zwang Jacks Arm auf seinen Rücken und dem Druck einen Moment stand haltend hörte er, wie seine Gelenke mit leisem Knacken protestierten. Mit der freien Hand versuchte er, den Mann zu schlagen, doch seine Faust ging ins Leere.
Mit Schwung wurde er nach vorne geschoben, gegen die unnachgiebigen Eisenstäbe seines Gefängnisses. Der Mann rückte ihm nah auf und eingeklemmt zwischen Gitter und Körper japste Jack nach Luft. Der Pirat nutzte die kurze Verwirrung des Jungen, um seinen zweiten Arm ebenfalls unbarmherzig auf den Rücken zu drehen. Jede Bewegung, jeder Atemzug schmerzte Jack. Mit einer riesigen Hand hielt der Mann seine Hände fest, mit der anderen zerrte er an der Kleidung des Jungen. „Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat, Junge: entspann dich. Dann ist es bei weitem nicht so schlimm, wie du jetzt vielleicht befürchtest." Flüsterte der Kerl ihm zu. Jack keuchte und versuchte verzweifelt den Händen des Mannes zu entrinnen, doch dieser war zu stark für den Jungen.
Plötzlich wurde er nach hinten gezogen, weg von den Gittern und hinüber zu dem kleinen Tisch in seiner Zelle. Jack schrie und sträubte sich, doch er hatte verloren. Mit unbarmherzigen Druck an seinen Handgelenken zwang der Pirat Jacks Oberkörper nach vorne und so sehr er sich auch wehrte, am Ende lag er halb auf dem Tisch, Gesicht und Oberkörper wurden gegen die dreckige Tischplatte gepresst und die kalte Luft strich über seine nackte Haut hinweg. Jack schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Warum hatten sie ihn nicht einfach umgebracht?
Die heftigen Stöße pressten seine Lenden gegen die harte Tischkante und die raue Oberfläche scheuerte seine Haut wund. Heiße Tränen rannen über Jacks Wangen hinab. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Irgendwann, nach schier unendlich langer Zeit ließ der Pirat endlich von ihm ab, hatte sein Ziel erreicht und trat vom Tisch zurück. Zitternd und weinend sank Jack zu Boden, nun da er nicht mehr vom unbarmherzigen Druck des Körpers auf den Beiden gehalten wurde. Er fühlte sich schäbig, dreckig und schlecht. Lachend ordnete der Pirat seine Kleidung und betrachtete den mageren Körper des am Boden liegenden Jungen. „War mir eine Freude. Bis zum nächsten Mal, mein junger Freund."
Noch während Jack versuchte, wieder einen klaren Gedanken zu fassen, merkte er, wie er auf die Beine gezogen wurde. „Hör auf zu flennen. Das ist ja erbärmlich. Ich habe noch eine schöne kleine Überraschung für dich." Jack erkannte die Stimme des anderen Piraten. „Der Kapitän will dich nicht, das bedeutet, du gehörst der ganzen Mannschaft!" Jack schüttelte verzweifelt den Kopf und schrie den Mann an, doch ein Knebel brachte ihn zum schweigen. Stumm weinend ließ er die Behandlung ein weiters mal über sich ergehen.
„Jack, was ist los? Du zitterst." Jack schluckte die Erinnerungen wieder einmal hinunter und senkte den Blick. Er hatte wie zuvor schon Jana Wills Kopf auf seinen Schoß gebettet und nun, da der Commodore gegangen war, hatte der jüngere Mann die Augen wieder geöffnet. „Es ist ein bisschen kalt hier unten auf dem Boden." Erwiderte Jack nach kurzem Zögern. „Komm schon, Jack. Belüg jemand anderes. Du hast schon wieder diesen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Woran denkst du?" „Ach was. Ich denke doch nicht. Ich lebe nur." Grinste Jack auf einmal. „Wie geht es dir eigentlich? Du hast mir letzte Nacht einige graue Haare beschert, Will." Will blickte ihm Aufmerksam ins Gesicht. „Vermutlich besser als dir." Meinte er dann leise.
„Psst!" zischte Jack auf einmal. „Sie kommen." Will schloss sofort wieder die Augen, als sie die Stimmen der Soldaten vernahmen. Tatsächlich kamen Norringtons Männer zurück. Mit einem Eimer voll Wasser und einer kleinen Schüssel. „Hier!" Meinte der Soldat und schloss die Türe zu Jack's Zelle auf, um den Eimer hineinzustellen. „Das Wasser, das ihr unbedingt wolltet." Noch ehe Jack etwas erwidern konnte, hatten die beiden bereits die Türe wieder verschlossen und waren auf dem Weg nach oben.
Will fühlte sich bedeutend besser, nachdem er das relativ frische und kühle Wasser getrunken hatte und setzte sich nun endlich auf. Langsam zwar, um seinen Kopf nicht zu sehr zu bewegen, aber immerhin saß er nach kurzem an die Wand gelehnt auf dem Boden und sah sich langsam um. Sein Blick blieb an der Zelle mit dem anderen Gefangenen hängen. „Ragetti?" stieß er überrascht hervor. Der Mann stand auf und trat ans Gitter. „Hallo Turner."
Erst in diesem Halbdunkel konnte Jack sich nun endlich die Zeit nehmen, um Nathaniel genauer zu betrachten und was er sah, gefiel ihm nicht sonderlich. Jack trat an das Gitter der Zelle.
Wie es schien, hatte jemand – vermutlich Norrington – den Piraten übel misshandelt. Striemen, die offensichtlich von Peitschenschlägen herrührten, zogen sich über jede sichtbare Körperstelle des Mannes, ebenso wie die blauen Flecken und Blutergüsse. Die rechte Hälfte seines Gesichtes war geschwollen, die Lippen gesprungen und getrocknetes Blut klebte über verkrusteten Wunden. „Was hat der Kerl mit dir gemacht?" murmelte Jack. Nathaniel schnaubte. „Ich habe dem doch nicht freiwillig den Weg nach Tortuga gezeigt. Dachtest du das denn, Jack? Dass ich euch alle freiwillig verraten habe?"
Jack schwieg. „Du dachtest das wirklich, nicht wahr? Du hast tatsächlich geglaubt, ich verrate alles, was mir je etwas bedeutet hat an diesen Mistkerl. Tortuga war meine Heimat, Jack. Ich verrate doch nicht so ohne weiters meine Heimat…" Der Mann verstummte und zog sich in die Ecke zurück. Drückende Stille herrschte in dem Gefangenentrakt des Schiffes.
„Was ist mit Elizabeth?" Stieß Will auf einmal hervor. Jack drehte sich zu ihm um. „Ich habe keine Ahnung, Will. Hoffentlich gelang ihr und Laurene die Flucht. Aber wie es aussieht, werden wir das nie erfahren, es sei denn Norrington gelingt es doch noch, sie zu finden, denn dann wird er es uns sagen. Schon allein wegen der Genugtuung, unsere Gesichter zu sehen, wenn er uns mitteilt, dass Elizabeth wieder in seiner Gewalt ist." Will biss die Zähne zusammen. „Ragetti, ich schwöre dir, wenn Elizabeth etwas passiert, dann bringe ich dich mit bloßen Händen zur Strecke!" zischte er auf einmal wütend. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte er auf das Häuflein Elend in der anderen Zelle.
Ragetti blickte auf und starrte feindselig zurück. „Noch einer mehr auf der langen Liste der Leichen, die du verschuldet hast, junger Turner. Denkst du, dein Vater wäre stolz auf dich?" meinte er auf einmal. Will stutzte. „Ich habe niemanden getötet." Stieß er hervor. Der Pirat lachte bitter. „Sicher nicht? Dann denk mal ganz scharf nach, William Turner. Überleg dir gut, wer die gesamte Besatzung der Black Pearl eigentlich auf dem Gewissen hat." „Nathaniel, hör auf damit." Knurrte Jack zu dem anderen hinüber. „Ich habe nicht damit angefangen." Meinte dieser gleichgültig. „Ihr benehmt euch wie Kinder!" schrie Jack und schlug mit der flachen Hand gegen die Gitter ihres Gefängnisses. „Als hätten wir nicht schon genug Probleme. Schluss jetzt!"
„Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Jack. Du bist selbst nur ein Gefangener im Bauch der Huntress und hast keinen besonderen Stellenwert. Ich finde, der Junge sollte wirklich erst vor seiner Türe kehren, ehe er mich beschuldigt. Ich sage nicht, dass ich unschuldig bin, ich hätte mich auch töten lassen können. Aber er… er hat seinen eigenen Vater auf dem Gewissen, also hat der Junge nicht das Recht, mich zu beschuldigen."
Entgegen aller Vernunft, trotz seiner Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, stand Will auf. Langsam trat er an das Gitter der Zelle und starrte den Mann an. „Ihr habt ihn umgebracht. Das habt ihr selbst voller Schadenfreude erzählt. IHR habt ihn im Meer versenkt, nicht ich! Ich habe meinen Vater nicht getötet!" knurrte er dem Mann entgegen. Jack legte seine Hand auf die Schulter seines jungen Freundes und versuchte, ihn vom Gitter wegzuziehen. „Komm, Will. Lass es gut sein, ja? Du solltest nicht aufstehen." Doch Will schüttelte Jack ab. Seine Hände umschlossen die Eisenstäbe mit solcher Kraft, dass seine Knöchel weiß wurden. „Ihr wart das!" flüsterte er, gegen die Tränen ankämpfend, die ihm in die Augen schossen.
Ragetti stand auf und trat ebenfalls an die Gitter seiner Zelle. „Ach nein, haben wir das? Schon mal genauer darüber nachgedacht, Turner? Er war verflucht, genau wie wir! Er konnte gar nicht ertrinken. Es war unmöglich, ihn umzubringen. Bill war zwar am Grunde des Meeres gefangen, aber er lebte. Bis, eines schönen Tages, sein Söhnchen kam und den Fluch aufhob!" Der Mann verfiel in ein irres Lachen. „Blubb, blubb, blubb, Turner. DU hast ihn auf dem Gewissen. Und auch die gesamte Besatzung der Pearl mit ihm, denn wenn du den Fluch nicht aufgehoben hättest, dann wären sie auch nicht am Galgen geendet. Herzlichen Glückwunsch. Du bist ein MÖRDER!"
„Nein!" Will schrie. Er tobte, doch auch das konnte seinen Gefühlen nicht genug Ausdruck verleihen. Das konnte unmöglich wahr sein! Unter Tränen wandte er nach einer weile seinen Kopf in Jacks Richtung. Der Pirat blickte ihn aus traurigen, mitleidigen Augen an. „Das ist nicht wahr… er lügt." Flüsterte Will mit bebender Stimme. Jack biss sich auf die Unterlippe und schwieg. „Jack! Du hast das gewusst, nicht wahr? Du hast daran gedacht und trotzdem hast du mich dazu gebracht, den Fluch aufzuheben… du hast mich meinen Vater töten lassen… ich dachte er wäre dein Freund gewesen! Jack! Du verdammter Mistkerl!" Will löste die Hände von den Gittern und wich von Jack zurück. „Will!" Jack hob beschwichtigend die Hände. „Beruhige dich erst mal. Setzt dich endlich wieder hin. Du hast eine Gehirnerschütterung…" „ich kann endlich wieder klar denken!" stieß der junge Mann voller Hass hervor. „Wohl zum ersten mal in meinem Leben. Ich hasse dich dafür, Jack. Ich hasse dich!"
„Na wunderbar. Bringt ihr euch jetzt gegenseitig um?" Will wandte sich nicht der Stimme in seinem Rücken zu. Sein Blick blieb auf Jacks Gesicht geheftet. In den Augen des Mannes glaubte er Angst zu erkennen und das gab ihm eine gewisse Genugtuung.
Jack blickte von Will zu dem Soldaten, der gerade herunter gekommen war. „Der Commodore wäre begeistert. Wartet doch noch, bis er wieder herunterkommt. Die Abwechslung wird ihm dann sicherlich gut tun." Murmelte der Soldat, während er zu Ragettis Zelle trat. „Was meint ihr damit?" fragte Jack nach. „Nicht so wichtig. Werdet es vielleicht später erfahren. Du!" herrschte er den Piraten in der anderen Zelle an. „Komm her und Hände zwischen den Gittern durchstecken."
Nathaniel Raggets, von allen Ragettig genannt, letztes noch lebendes Mannschaftsmitglied der Black Pearl gehorchte ohne Widerrede. Mit Scheppern und Klicken schlossen sich die Eisen um die ohnehin schon geschundenen Handgelenke des Mannes. Dann wurde die Türe zu seiner Zelle geöffnet und der Soldat zog ihn heraus. „Mitkommen." Meinte der Mann nur. Und versetzte Ragetti einen leichten Stoß, damit er in Richtung Treppen ging. Jack blickte den beiden nach, Will jedoch starrte noch immer Jack an. „Jetzt bringen sie ihn um." Wisperte Jack. „Gut. Dann muss ich mich nicht mit dem Gedanken quälen, dass ich noch einen Menschen mehr auf dem Gewissen habe." Knurrte Will.
So standen sie. Einander anstarrend, ohne noch ein Wort zu sprechen in der Zelle. Minute um Minute zog dahin. Stimmen an Deck drangen gedämpft zu ihnen herunter und Jack zuckte unwillkürlich zusammen, als ein Schuss erklang und ein dumpfes Poltern anzeigte, dass ein Körper auf den Planken aufschlug, doch Will zeigte keinerlei Gefühlsregung.
Jack schauderte. Das war nicht William Turner, der ihm dort gegenüber stand, das war ein Monster! Genauso wie jene Monster, denen er entflohen war, nach zwei langen Jahren. Nach einem langen Alptraum. Gefühlskalte Wesen, ohne einen Sinn für Gut und Böse, ohne Hemmungen und ohne Angst.
„Schiff voraus!" Tönte der Ruf über das Deck des Piratenschiffes. Jack blickte von seiner Arbeit auf. Tatsächlich: dort vorne tauchte ein Schiff im Halbdunkel des frühen morgens auf. Ein Schiff der englischen Krone, wie die Fahne am Masten verriet.
Captain Duncan Blackrose trat an den Bug des Schiffes und spähte hinaus. Das fremde Schiff war auf Kampf aus, das war offensichtlich. Die Männer lachten böse. Dasselbe, hämische Lachen, das erklang, wenn sie ein Schiff ausgemacht hatten, auf dem sie Beute vermuteten, dasselbe abartige Lachen, dass Jack so oft des Nachts hörte, wenn sie in seine Zelle kamen. Der Junge schauderte und wandte sich erneut seiner Putzarbeit zu, in der Hoffnung, sie mögen ihn doch übersehen.
Der Tumult war groß, als die ersten Kanonenschüsse erklangen. Jack sprang erschrocken auf. Die Piraten rannten über Deck, die Kanonen wurden geladen, der Captain brüllte seine Befehle mit kalter Stimme über das Deck. Der Junge versuchte, sich zurück zu ziehen, eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Und er fand sie, denn in der Nähe sah er eine Insel. Unbemerkt von den Piraten schlich er zum hinteren Teil des Schiffes und beim nächsten Kanonenschuss sprang er hinunter in das tiefblaue Wasser.
Ungeachtet der Gefahr, zu ertrinken, bei dem Kampf, der hinter ihm herrschte ums Leben zu kommen, oder von Haien bemerkt zu werden. Alles war besser, als noch länger auf diesem grässlichen Schiff zu leben. Alles schien ihm erträglicher als auch nur eine weitere Nacht zwischen dreckigen, verschwitzten und stinkenden Männern, die sich alle an ihm vergriffen. Ohne einen weiteren Gedanken schwamm Jack drauf los, die Insel immer im Blick. Entweder er starb jetzt oder er würde endlich ein besseres Leben finden. So oder so, er entkam Duncan Blackrose und seinen Männern. Und das war das einzige, was zählte.
Jack schüttelte erneut den Kopf, um die Erinnerungen abzuwerfen. Wills starrender Blick war ihm reichlich unangenehm und fieberhaft überlegte er, wie er den Jungen wieder beruhigen sollte. Doch Will war ruhig. Gefährlich ruhig. Und das war es, was Jack Angst machte.
Schritte erklangen und Jack wandte erneut den Blick von Will und blickte hinüber zur Treppe. Jana kam gerade herunter, dicht gefolgt von einem der Soldaten. Ihre Augen waren gerötet, Tränen schimmerten auf ihrem Gesicht. „Tretet zurück!" herrschte der Soldat die beiden Männer an. Nach kurzem Zögern gehorchten beide. Die Türe wurde aufgeschlossen und Jana betrat die Zelle. Ihr Blick wanderte irritiert von einem zum anderen. Hinter ihr viel die Tür wieder ins Schloss und ein Klacken verriet, dass sie erneut eingeschlossen waren. Wortlos verließ der Soldat den Gefängnistrakt des Schiffes wieder.
„Was ist hier los" fragte Jana nach. Ihre Stimme war leise, so wie sie es immer war, ruhig. „Will, du solltest nicht hier herum stehen. Bleib lieber liegen." Jack riss endlich den Blick von Will, der noch immer in keinster Weise eine Reaktion auf irgendetwas zeigte und beschloss, sich erst mal um die Frau zu kümmern. Sie brauchte jetzt wahrscheinlich auch Trost.
„Alles in Ordnung?" fragte Jack behutsam nach. „Hat er dir wehgetan Hat er dich geschlagen?" Jana lächelte gequält. „Mir geht es gut." „Dieser Mistkerl." Knurrte Jack in Richtung der Treppe. „Nein…" ihre Hand lag auf seiner Brust. „Lass es bleiben." Jack starrte die Frau an. Er wusste nicht, was er tun konnte und so nahm er sie einfach in den Arm. „Jana. Ich würde dir gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie… ich…" Sie schüttelte den Kopf und blickte ihn an. „Ich habe gerade etwas erfahren… es wird dir nicht gefallen. Es wird euch nicht gefallen…" Jack nahm sie bei den Schultern und irritiert suchte er ihren Blick. Jana entschlüpfte seinem Griff und trat in den freien Platz zwischen Will und Jack. Ihr Blick wanderte unruhig von einem zum anderen. „Von Norrington weiß ich vieles über euch, deswegen weiß ich auch, dass diese Nachricht euch beide schlimm treffen wird…" „Was ist los!?" Stieß Jack hervor. „Die Tochter des Gouverneurs, Elizabeth Swann… sie ist tot!"
Ansonsten: No Comment!
@Shelley: Sorry, hab den Eintrag erst nach der Con gelesen, weil ich weder Lust noch Zeit hatte, mich irgendwo an einen PC zu hocken... sonst wär ich vorbeigekommen!
@Minui: Danke fürs Reviewn! *knuddel* Ich hoffe, dieses Kap kann die Spannung aufrechterhalten, auch wenn man ja jetzt schon mal einiges kennenlernt von den üblen Dingen, die den zweien noch bevorstehen. *teuflischgrins* Jepp, die Greyhound ist auch noch da...
@Jenny: Dankööö! Wird die Story immer noch besser?
@Azrael: Huch!? *unter den Tisch kriech* ICH!! Ich hab Mitleid mit dir! *trösteknuddel* Jahaa! Verrückt... verrückt ist gut! Hehehe!
Danke fürs reviewn. Ach und: Ausführlicher Bericht mit Bildern von der Con gibbet auf meiner kleinen Page. (www.be.inspired.de.vu) wenn du's lesen willst, dann nur zu! *werbung mach*
