Disclaimer:
Mir gehört (fast) nichts! Die Meisten Charaktere und anderes habe ich dem Film PotC entnommen! Und leider verdiene ich auch kein Geld mit dieser Geschichte!
Inhalt:
Jack wird von seiner Vergangenheit eingehohlt. Wird er sich dem stellen, oder weiterhin davon laufen? Außerdem hat Jack Will und Elizabeth mit an Board - doch Norrington gibt nicht auf. Hartnäckig verfolgt er seinen Feind. ...Das muss leider vorerst genügen... ich weiß noch nicht genau, wie sich die Story weiter gestalten wird. (typisch moi)
Hauptpersonen:
Jack Sparrow und Will Turner! Der Rest steht noch nicht fest...
Rating:
PG-13 Sollte ich wohl als Standard nehmen...
Anmerkung der Autorin:
Auch wieder recht umfangreich, dieses Kap.
„Was?" Jack wich ungläubig zurück. „Was hast du gesagt?" Halt… irgendeinen Halt musste Jack finden. Ganz schnell. Suchend tastete seine Hand, bis er neben sich das kalte Holz des Schiffes fühlte und er sank dagegen und starrte weiterhin unverwandt zu Jana hinüber. „Was hast du gesagt?" fragte er erneut, in der vagen Hoffnung, dass er sich verhört hatte.
„Sie ist tot." Antwortete Jana leise. „Nein… das kann nicht sein. Sie und Laurene sind in Sicherheit. Das … das ist ein Trick. Ein hinterlistiger Trick von Norrington." Jacks Hals war trocken, er konnte nicht schlucken. Fassungslosigkeit umklammerte sein Herz. Ohne Frage hatte Elizabeth nicht so viel für ihn übrig, wie er für sie. Ihr Herz gehörte Will… Will! Jack wandte den Blick von Jana ab und hinüber zu Will, der noch immer unbeweglich dort stand und vor sich hin starrte. Hatte er nicht gehört, was Jana eben gesagt hatte? Oder war es ihm tatsächlich egal?
Will schien noch immer auf nichts zu reagieren.
„Wer hat das gesagt? Norrington? Ich glaube ihm kein Wort." Stieß Jack hervor.
„Nein, nicht er. Einer der Soldaten kam vorhin zu ihm und hat die Nachricht überbracht. Bei dem Angriff gab es zahlreiche Opfer und der Soldat berichtete, dass auch Elizabeth zu den Opfern gehörte. Der Commodore war selbst völlig verstört, als er die Nachricht erhielt… er hat mich gehen lassen, deswegen bin ich schon zurück." Jack rutschte die Wand hinunter zu Boden. „Ich glaube es trotzdem nicht. Niemals!"
Jana atmete tief durch und blickte sich dann irritiert um. „Wo ist Nathaniel?" fragte sie leise. „Was ist hier passiert? Und was ist mit Will los?" Jack machte eine wegwerfende Handbewegung. Das alles zu erklären war sinnlos! „Tot. Sie haben ihn erschossen. Brauchten ihn nicht mehr. Will hat den Verstand verloren. Sieh ihn nur an. Es scheint ihn nicht zu interessieren, dass seine Geliebte tot sein soll. Ihn interessiert nichts mehr."
Die Frau mit den blonden Locken stand reichlich verwirrt in der Mitte der Zelle und versuchte, sich darüber klar zu werden, um wen sie sich zuerst kümmern sollte. Schließlich ging sie hinüber zu Will und versuchte, zu ihm durchzudringen, ihn dazu zu bringen, sich wieder hinzusetzen. Er hatte eine heftige Gehirnerschütterung und sollte wahrlich nicht herumstehen.
„Will? Will hörst du mich? Hey, setzt dich bitte wieder hin. Hörst du mich?" Keine Reaktion. Vorsichtig hob Jana die Hand und fasste sanft an seine Wange, versuchte, seinen Blick auf sich zu ziehen. Nach einiger Zeit wandte er ihr tatsächlich das Gesicht zu. Jana erschrak zutiefst.
Nicht die Blässe seiner Haut war es, war ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen wollte, nicht der finstere Blick, mit dem er sie bedachte, nicht die Lippen, die wund waren, weil er daran nagte, nicht die Steifheit seiner Muskeln, die zeigten, dass Will völlig verkrampfte, nicht das Blut, dass sie auf seinen Lippen sah, nein! Was Jana schockte, war die Kälte seiner Augen, der leere Blick, der auf ihr ruhte, der Blick eines Toten.
Flüsternd, beinahe tonlos, versuchte sie erneut, ihn anzusprechen. „William, sag etwas. Bitte!" doch sein Blick blieb leer, kalt und ausdruckslos. „Hörst du überhaupt, was ich sage? Hast du zugehört? Hast du es verstanden? Herrgott, Will, sie ist tot. Interessiert es dich denn kein bisschen?"
„Jana! Lass es. Bitte." Sie drehte sich um und starrte Jack an, der am Boden hockte, an die Wand gelehnt, den Blick geradeaus gerichtet. Wieder blickte sie in Wills Gesicht. Tränen stiegen ihr in die Augen. Solche Kälte, solcher Hass und dennoch diese Emotionslosigkeit. Die Frau schluckte schwer.
Hinsetzen, Halt finden. Will bemerkte eine Berührung an seiner Wange. Von weiter Ferne vernahm er die Stimme, die zu ihm Sprach und deren Worte nicht in seine Gedanken gelangen wollten. Jana. Sie stand vor ihm und blickte ihn an. Weg. Weg von ihr, weg von Jack. Die Berührung war ihm unangenehm. Er wollte das nicht. Er wollte nur noch alleine sein, seine Ruhe haben. Der Gedanke, der Wunsch wurde immer stärker und endlich war er fähig, seinen Körper so weit zu kontrollieren, dass er dem Wunsch nachkommen konnte, dass er sich von ihr zurückziehen konnte.
Er starrte sie unverwandt an und erst als sie seine Hand an ihrem Handgelenk spürte, wurde Jana bewusst, dass er sich bewegte. Hart umschlossen die kräftigen, rauen Finger ihr Gelenk und zogen ihre Hand von seinem Gesicht weg. Der unbarmherzige Griff schmerzte sie und vergeblich versuchte Jana, ihre Hand wieder frei zu bekommen. „Will, lass mich los. Du tust mir weh!" flüsterte sie ängstlich. Er reagierte nicht wirklich darauf. Nach einem kurzen Moment ließ Will sie tatsächlich los und trat langsam von ihr zurück. Er taumelte leicht, als er die Hand ausstreckte, auf der Suche nach dem Gitter oder der Wand.
Jana krampfte der Anblick das Herz zusammen, als er an den kalten Eisenstäben entlang zu Boden glitt und dort hocken blieb, ebenso starr wie er zuvor noch vor ihr gestanden war. Sie betrachtete ihn einen Moment und wandte sich dann schließlich Jack zu.
„Was ist passiert?" fragte sie leise nach. „Was ist geschehen, Jack, sag schon!"
Jack hob den Blick nicht. Unverwandt starrte er vor sich auf die Eisenstäbe. Beinahe ebenso weggetreten, wie Will es war. Jana bekam es langsam aber sicher mit der Angst zu tun. Beide Männer schienen nichts mehr vom Leben zu wollen, nichts mehr zu erwarten.
„Verdammt, was ist los mit euch!?" So leise sie bisher auch immer gewesen war, nun war ihre Stimme laut und kräftig und verwundert hob Jack nun doch den Kopf und zog eine Augenbraue fragend nach oben. „Was ist aus euch geworden? Geschichten ranken sich um den großen Captain Jack Sparrow und seine Männer. Was ich hier sehe ist ein Häuflein Elend. Ein Mann, der den Kampf verloren hat, weil er aufgab! Das sind nicht die Männer, deren Taten ich vor zwei Jahren bewundernd mitverfolgt habe! Wo sind Jack und Will jetzt?"
Stille herrschte. Nur die Wellen, die sich mit donnerndem Krachen am Bug des Schiffes brachen, waren noch zu hören. Sie hatten wieder Fahrt aufgenommen. In Richtung Port Royal, in Richtung Galgen. Jack blickte Jana an. Doch dort stand nicht irgendeine Frau, die er vor kurzem erst kennen gelernt hatte, nein. In ihr erkannte Jack sich selbst. Ein Ebenbild seiner selbst. Genau so war auch er gewesen. Kampfgeist und Leidenschaft loderten in ihren Augen, Mut und Tapferkeit strafften ihre Schultern, ja ihre gesamte Haltung. So war er auch gewesen, bevor…
Jack beendete den Gedanken nicht, denn eine unausweichliche Frage war ihm soeben eingefallen. Bevor WAS? Wann war er so geworden? Seit wann gab er ohne weiteres auf? Seit wann fand sich Captain Jack Sparrow mit dem Tod ab? ‚Erst wenn ich nichts mehr sagen, sehen, hören und fühlen kann, erst dann bin ich tot. Und erst dann haben sie ihre Ruhe von mir!' Jener Satz, der seine Jugend beschrieben hatte, jene Worte, die ihn an Bord des geheimnisvollen Schiffes am Leben gehalten hatten, genau diese Worte vielen ihm nun wieder ein. ‚Erst wenn ich am Galgen hänge, hat Norrington gewonnen. Und keine Sekunde eher.' Dachte Jack und der Gedanke ließ ihn neuen Mut schöpfen. Er blickte erneut die Frau an, die dort inmitten der Zelle stand, und er lachte.
Jana wich erschrocken zurück. Was war nun los? Soeben noch konnte sie von Jack kaum eine Reaktionen erwarten, egal was sie sagte und in der nächsten Sekunde brach der dunkelhaarige Mann in schallendes Lachen aus. War er jetzt völlig verrückt geworden? Irritiert starrte sie Jack an, blickte dann hinüber zu Will, der immer noch völlig apathisch an den kalten Gittern lehnte und nichts sagte oder tat, scheinbar nicht einmal blinzelte, und wieder zurück zu Jack. Dieser beruhigte sich langsam wieder.
Jack wischte sich Tränen aus den Augen und schüttelte den Kopf, als würde er die Person, den Geist, der von ihm Besitz ergriffen hatte, einfach abschütteln. Er war wieder zu Vernunft gekommen. Zu zweifelhafter Vernunft, denn das Letzte was irgendwelchen Menschen einfiel, die man nach seinen Eigenschaften fragte, war wohl sein Sinn für Vernunft. Doch Jack war wieder er selbst und er genoss dieses Gefühl. Sein Kampfgeist war zurückgekehrt. Doch nur nichts überstürzen. Ehe er an eine Flucht denken konnte, musste er herausfinden, wer diese Frau war und er musste Will wieder Vernunft einprügeln. Jack Sparrow warf einen nachdenklichen Blick zu seinem jungen Begleiter hinüber. Letzteres würde sicherlich nicht so einfach werden.
„Setz dich zu mir." Forderte er Jana munter auf und klopfte auf den Boden neben sich. „Was… wer… warum… wie….!" Jana wusste gar nicht recht, was sie davon halten sollte. Jack wirkte mit einem Mal so lebendig und lebenslustig! „Der Reihe nach." Kicherte Jack. „Setzt dich erst mal zu mir, dann werden wir uns mal ordentlich unterhalten, einverstanden?" Jana zögerte noch einen Augenblick, ließ sich schließlich aber tatsächlich neben ihm auf dem Boden nieder.
„Und? Über was will der große Jack Sparrow jetzt reden?" Jana schaute ihn skeptisch an. „Na ja, zum Beispiel über…" Schritte unterbrachen Jack jedoch. „Norrington!" flüsterte Jana heiser. Sie zitterte. Jack legte beschwichtigend den Arm über ihre Schultern. „Ganz ruhig. Mal sehen, was der Commodore hier unten will." Meinte er leise. Erwartungsvoll blickte er zur Treppe hinüber. Weitere Schritte erklangen und dann erschien auch schon Norrington im Gefangenentrakt, dicht gefolgt von drei seiner Männer. Er kam ans Gitter heran und blickte finster in die Zelle.
„Wie rührend." Knurrte er und zog seine Pistole. „Bleibt wo ihr seid." Meinte er nur und schwenkte die Waffe einmal in Richtung jeder Person. Bei Will blieb er kurz hängen. „Hast ihnen die Nachricht schon überbracht, vermute ich?" meinte er dann an Jana gewandt. „Schön. Dann muss ich es ihnen nicht mehr sagen." „Als ob ihr es nicht genossen hättet, zu sehen wie wir darauf reagieren, nicht wahr Norrington?" meinte Jack leichthin.
Norringtons Augen schienen Feuer zu sprühen, als er Jack fixierte. „Nein." Meinte er leise. „Ich hätte es genossen, euch solche Nachricht zu überbringen und dabei zu wissen, dass sie nicht wahr ist. Aber so…" er schwieg. Eine Tatsache, die Jack kurz irritierte. War der Commodore etwa doch ein Mensch? Konnte es sein, dass ihm tatsächlich etwas an Elizabeth gelegen hatte? Elizabeth… Jack schluckte. Angesichts dieses Gesichtsausdrucks von Norrington musste es tatsächlich wahr sein. Ein Teil seiner Hoffnung schwand mit dieser Erkenntnis dahin.
„Bleibt, wo ihr seid." Erklärte Norrington abermals, als einer der Soldaten nun vortrat und das Schloss der Zelle öffnete. Jack dachte bereits fieberhaft darüber nach, was der Commodore wohl im Schilde führte, oder aber, wie sie diese Situation zur Flucht nutzen konnten. Ihm kam jedoch nicht schnell genug eine brauchbare Idee.
Ein anderer Soldat trat ein. Auf dem Arm trug er ein Bündel. Jack riss die Augen auf. Das war doch nicht etwa das Kind?! „Julie!" „Nora!" schrieen Jack und Jana gleichzeitig. Norrington verzog keine Miene. Der Soldat legte das Kind behutsam auf den Boden und machte, dass er wieder aus der Zelle kam. Die Waffe war noch immer auf Jack und Jana gerichtet und Jack hielt die Frau neben sich lieber noch fest, denn sie wollte sofort zu dem Kind hinüber.
Erst als die Türe wieder verschlossen war, senkte Norrington seine Pistole und Jack ließ Jana los, die sofort aufsprang und das Kind auf den Arm nahm. Das Baby wimmerte leise.
„Oh mein kleiner Schatz. Geht es dir gut? Hat er dir etwas getan? Hat er dich gut behandelt? Ist alles in Ordnung mit dir? Mein Gott, Nora… vergib mir. Bitte vergib mir!" „Schönen Tag noch." Meinte Norrington und er und seine Männer verschwanden ohne ein weiteres Wort. Ihre Schritte verhallten auf dem Weg nach oben.
Jack blickte hinüber zu Will, der noch immer keine Reaktion und keine Regung zeigte. Dann starrte er die junge Frau an. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. „Der große Jack Sparrow darf das Kind einem meiner Männer geben. Er hält nämlich meine Tochter im Arm." Der Ausdruck, den er in Janas Gesicht gesehen hatte, als Norrington sie mit nach oben genommen hatte, die Gewissheit, die Gleichgültigkeit, die Normalität dieses Weges, den sie zu gehen hatte, wurden ihm bewusst. Konnte es denn wirklich sein? Jack wartete noch einen Augenblick, bis Jana sich einigermaßen beruhigt hatte, dann stand er auf und trat hinter sie. Zögernd legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Seine Tochter?" flüsterte er. Jana hielt inne. Nach einiger Zeit nickte sie knapp. „Nora, ja? Gibbs hat sie Julie genannt." Er musste bei der Erinnerung an den Mann lächeln. Zugleich jedoch trieb die bange Frage an die Oberfläche seiner Gedanken, was aus ihm geworden war, aus ihm, der gesamten Besatzung und … aus der Pearl.
„Du musst mich jetzt für ein Ungeheuer halten, für ein Monstrum…." Janas Worte rissen Jack wieder aus seinen Grübeleien. „Nein." Antwortete er einfach. Die Frau, die vor ihm stand und noch immer das Baby fest an sich drückte, schluchzte. „Welche Mutter tut so etwas? Welche gute Mutter setzt ihr Baby aus? In Kälte und Gefahr, am Pier einer Hafenstadt? So eine Frau muss eine schreckliche Mutter sein… aber das bin ich nicht, Jack. Ich bin eine gute Mutter. Das musst du mir glauben." Sie blickte halb über die Schulter zu ihm zurück.
„Hey!" Jack hielt sie in der halben Drehung gefangen und nach kurzem Zögern drehte er sie ganz zu sich herum. „Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass du eine schlechte Mutter bist. Ich habe es nicht mal gedacht. Hör auf damit, okay?" Neue Tränen traten in ihre Augen. „Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich wollte nicht, dass ihr etwas zustößt… sie … sie ist trotz allem meine kleinen Tochter und ich liebe sie! Ich … vergib mir!" Jack starrte sie kurz an. Vergib mir? Er musste ihr nicht vergeben, er konnte ihr nicht vergeben. Auch wenn er es gerne getan hätte, WAS hätte er ihr denn vergeben sollen? Kurzentschlossen zog er die blonde Frau mit dem Baby vorsichtig in seine Arme und hielt sie liebevoll fest.
„Was soll ich dir denn vergeben, Jana? Du hast mir nichts getan. Vergib dir selbst. Du bist die einzige, die dir das Leben wieder leicht machen kann. Ich würde dir wirklich gerne helfen. Doch ich weiß nicht wie." Schluchzend schmiegte sie sich in seine Arme.
Ein völlig neues Gefühl für Jack. Er wollte sie trösten, sie beschützen und ihr alle Gram abnehmen. Er fühlte sich stark, weil sie, diese zerbrechliche Frau in seinen Armen lag und Geborgenheit suchte. Doch zugleich fühlte er sich erbärmlich schwach, weil er ihr nicht helfen konnte, so sehr er es auch wünschte. Und dann war da noch ein Gefühl. Schuld. Er fühlte sich schuldig, weil er, Jana in seinen Armen liegend, keinen Gedanken mehr an Laurene verschwendet hatte und mit einem Schlag brandete die Sorge um die junge Frau, diesen aufdringlichen, plappernden Wasserfall, dieses halbe Kind mit den unglaublich weiblichen Reizen und dem selbstsicheren Auftreten wieder in ihm hoch. Ein kurzes unkontrolliertes Zittern lief durch seinen Körper und er betete förmlich, dass Jana es nicht bemerken, ihn nicht danach fragen würde. Sie fühlte sich als schlechte Mutter, doch in Wahrheit war er ein schlechter Mensch. Er kämpfte den Wunsch nieder, die Frau noch enger an sich zu drücken und zwang sich, daran zu denken, dass Will die Frau, die er liebte verloren hatte – auch wenn er es noch nicht zu verstehen schien – und er selbst nicht wusste, was mit der Frau, mit der er die letzten Monate gewissermaßen zusammen gewesen war, los war.
„Was ist los, Jack?" Jana löste sich von ihm und nahm Nora wieder auf den Arm – sie hatte das Kind auf ihre Hüfte gesetzt, damit ihm nichts passierte, während sie Trost bei Jack gesucht hatte. „Es ist kalt. Das ist nicht gut für das Baby. Wir müssen uns schleunigst überlegen, wie wir hier raus kommen." Meinte Jack nur. Er ließ Jana los und trat von ihr zurück. Erneut glitt er die Wand hinunter und setzte sich auf den Boden. „Jetzt erzähl mir erst mal, wer du bist, wo du her kommst, die Geschichte von dem Kind und was mit Norrington ist… ich blicke gerade nicht ganz durch." Meinte er und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. Jana atmete tief durch und nickte schließlich. Sie ließ sich abermals neben Jack auf den Boden gleiten. „Und was genau willst du wissen?" fragte sie leise.
Beißender Rauch zog noch immer über die Dächer der Häuser und durch die Straßen. Hie und da flammte abermals ein kurzes Feuer auf, das jedoch rasch gelöscht wurde. Der Geruch von verbranntem Fleisch hing in der Luft, der Geruch von Tod. Tod und Zerstörung, wohin das Auge blickte.
Der Angriff war vorüber, die Schiffe der königlichen Marine hatten den kleinen, ehemals so versteckten und geheimen Hafen Tortugas längst verlassen, die Soldaten, die in den frühen Morgenstunden todesmutig durch die Gassen gezogen waren, hatten die Stadt verlassen und waren mit den Schiffen verschwunden. Einige hatte dieser Einsatz das Leben gekostet, doch war dies nichts im Vergleich mit den zahlreichen Opfern, die es auf Seiten der Piraten gab. Die unverletzten, jene, die dem Angriff entkommen waren, machten sich nun daran, die Verletzten und Toten aus den Trümmern der niedergebrannten Häuser zu bergen und jene, denen noch zu helfen war, möglichst schnell zu versorgen. Ein erschreckender Anblick bot sich jedem, der die Augen durch die zerbrochenen Scheiben seines Hauses nach draußen wandte. Ein Bild, das vom Tod gezeichnet war. Frauen, Männer, Alte wie junge, Kinder… sie alle waren den Kugeln oder den Flammen zum Opfer gefallen. Eine große Anzahl.
Die Trümmer der zerborstenen Schiffe schwammen in den sanften Wellen des Hafens. Auch hier unten hatte es zahlreiche Opfer gegeben. Nur wenige Schiffe waren nicht von den Kanonen der Marine zerstört und versenkt worden, jedoch waren alle beschädigt. So auch die Pearl. Gibbs ließ den Blick über die Szenerie schweifen, die vor seinen Augen lagen. Der alte Mann hatte Tränen in den Augen. Sie hatten einige Tote zu beklagen. Und einige wurden auch vermisst. So zum Beispiel gab es noch immer keine Spur von Laurene, Jack, Will, Elizabeth, Mister Cotton und – das traf Gibbs am härtesten – keine Spur von Julie. Selbstvorwürfe quälten den Mann.
„Es sieht nicht so toll aus, aber wir bekommen die Pearl wieder hin." Erklang eine Stimme hinter ihm. Gibbs blinzelte mühsam die Tränen weg und drehte sich schließlich um. Vor ihm stand Craig Hitch. Er hatte den rechten Arm verbunden und in einer behelfsmäßigen Schlinge fixiert. „Mag sein. Aber nicht mit dem Arm. Ruh dich aus, Hitch!" murmelte Gibbs nachdenklich. Der Mann schnaubte. „Hier ruhen nur die Toten." Meinte er leise. „Noch immer keine Spur von Jack und den anderen?" Gibbs schüttelte den Kopf. Der erste Maat wandte den Blick auf den Durchlass aus der Bucht ins offene Meer. „Und keine Spur von der Broken Heart." Seine Stimme zitterte. „Gibbs, wenn es wahr ist, dass die Greyhound zurück ist…." Gibbs drehte sich abrupt weg. „Nein. Die Heart wurde eben aufgehalten. Anamaria hat bestimmt ihre Gründe, warum sie noch nicht da ist." Knurrte er. „Die Greyhound könnte einer davon sein." Schnappte der erste Maat zurück und beeilte sich dann, von Deck zu kommen. Es gab viel zu tun, an der Black Pearl.
Gibbs blieb zurück. Die Broken Heart. Auch ihm war bereits der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass das Schiff ein Opfer der Greyhound geworden sein könnte, doch sein ganzes Denken und Fühlen sträubte sich dagegen, sich mit dem Gedanken abzufinden. Also tat er es auch nicht.
„Das Kind, es ist also Norringtons Tochter?" fragte Jack nach. Er war sich nicht sicher, ob es eine so gute Idee war, mit der Türe ins Haus zu fallen, aber er brauchte jetzt erst einmal ein paar Antworten. Und wenn sie nur seinem Seelenfrieden dienten.
Jana nickte stumm und strich liebevoll über die Wange des Kindes. „Aber warum behandelt er dich dann so? Ich meine…" doch Jana unterbrach seine Frage. „So geht das nicht, Jack. Halt den Mund und höre mir zu. Deine Fragen kannst du mir anschließend stellen, okay?" Jack nickte und wartete dann. Jana hob den Kopf und blickte ihm nun geradewegs in die Augen. Zum ersten mal registrierte Jack jetzt, dass sie wider Erwarten keine blauen, sondern tiefbraune Augen besaß.
„Jack, ich bin eine Hure. SEINE Hure." Überrascht zog Jack eine Augenbraue nach oben. Vieles hatte er erwartet, aber nicht so etwas. Dennoch schwieg er. Sie wollte ihm schließlich noch mehr mitteilen, das hatte sie ja bereits angekündigt.
„Ich kam vor etlichen Jahren hier her, an Bord eines Schiffes. Es war dunkel, stickig, rattenverseucht und eklig. Dort unten, im Bauch des Schiffes saß ich mit vielen, unzähligen anderen Kindern und weinte. Irgendwann legten wir an. Irgendwo. Ich habe keine Ahnung, wirklich. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich wusste, dass meine Eltern mich verraten hatten. Sie hatten mich verkauft. Heute vermute ich, dass sie das Geld wirklich dringend gebraucht haben, aber damals fühlte ich mich nur betrogen und am liebsten wollte ich sterben. Wir wurden aus dem Schiff geführt, an das schrecklich helle Tageslicht und dort auf einen Markt gebracht, auf dem wir an den Meistbietenden versteigert wurden. Irgend so ein dicker, ekliger Franzose, Mann einer reichen Adligen erwarb mich dann. Ich weiß noch, dass ich ihn angefleht habe, mich gehen zu lassen, aber er tat es nicht. Ich lebte lange bei ihm, musste mich um Haus und Grundstück kümmern, die Kinder hüten, die Schweine füttern. Und manchmal, nachts, wenn seine Frau auf Reisen war…."
Jana stockte kurz. Jack legte seine Hand auf ihren Unterarm und blickte sie aufmerksam an. Er nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dass er wusste, was sie nun erzählen würde. Sie hatte ja keine Ahnung, wie genau er es wusste!
„Laurent nannte mich immer Ma Possession – mein Besitz und er fand das wohl ganz lustig. Über die Jahre habe ich vergessen, wie ich sonst gerufen wurde. Ich war nur noch „ma possession", so war es einfach. Ich habe in jener Zeit gelernt, nicht zu widersprechen und keine Fragen zu stellen. Seine Frau hat mich gehasst und nutze jede Gelegenheit, um mir heimzuzahlen, dass ich ihr ihren Mann genommen hatte… als ob ich das gewollt hatte!" Sie schnaubte verächtlich. „Nach Jahren der Sklaverei, der Arbeit und der…." Abermals schluckte Jana den Rest des Satzes hinunter. Jack merkte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Seine Hand wanderte hinunter zu ihrer Hand und behutsam glitten seine Finger in ihre. Ein sanfter Druck seiner Hand versicherte Jana abermals, dass er zuhörte und verstand.
„Ich wurde erneut verkauft. Ein paar Soldaten der königlichen Marine liefen mir und Laurent auf dem Markt über dem Weg und irgendwie konnten sie ihn überzeugen, dass er mit dem Geld besser dran wäre, als mit mir. Sein „Besitz" wurde ihm ohnehin zu alt. Laurent war der zarten Haut junger Mädchen verfallen, ich viel irgendwann nicht mehr in die Kategorie und er war wohl froh, mich lukrativ loswerden zu können. Ohne meine wenigen Habseligkeiten brachten sie mich sofort an Bord ihres Schiffes. Ich war so naiv!" sie lachte bitter. Jack hatte eine vage Ahnung, warum.
„Ich dachte, ich sei frei. Dass sie mich gerettet hätten! Aber es war nur, als hätte man eine Seite in einem Buch umgeblättert, und stellt dann fest, dass man wieder beim gleichen Kapitel gelandet ist. Sie brachten mich nach Port Royal und dort übergaben sie mich an Norrington. Ich war ein Geburtstagsgeschenk. Ich nahm den Namen, den er mir nannte als meinen eigenen an. Seit jener Zeit bin ich Jana und Norringtons Hure."
Jana hielt inne und blickte hinunter auf ihre und Jacks Hand. Jack wartete schweigend ab, ob sie noch mehr erzählen würde, oder nicht. Doch Jana war noch nicht fertig. Sie holte erneut Luft und hob wieder den Kopf, um ihm in die Augen zu blicken.
„Ich durfte nicht bei ihm zu Hause gesehen werden – das wäre schlecht für seinen Ruf gewesen, so mietete er für wenig Geld ein winziges Haus am Rande der Stadt, das dann meine Heimat wurde. Anfangs kam er oft zu mir, doch das änderte sich schlagartig, als sich sein Plan erhärtete, die Tochter des Gouverneurs zur Frau zu nehmen. Er redete davon, dass es seiner Karriere förderlich wäre." Jack ballte die Freie Hand zur Faust. Dieser Mistkerl! Er hatte noch nie eine hohe Meinung von Norrington gehabt, doch die berechnende Kälte, die er nun von dem Mann erfuhr, raubte ihm jeglichen klaren Gedanken, wenn er nur im Entferntesten an Norrington erinnert wurde.
„Einige Zeit wurde es still um mich herum. Andere Freier hatte ich kaum, da ich ja Norrington gehörte und er es mir verbot, noch andere Männer zu bedienen." Die Art, wie sie das sagte, behagte Jack ganz und gar nicht. „Ich hatte es auch nicht unbedingt nötig. Er sorgte relativ gut für mein Wohlergehen." Fügte Jana nun hinzu.
„Als dir damals die Flucht gelang und Elizabeth ihrem Vater deutlich machte, dass sie zu Will gehen würde, kam Norrington wieder sehr häufig in das kleine Haus. Er verkraftete den Gedanken nicht, verloren zu haben und ich bekam das nur zu deutlich zu spüren." Jack schluckte schwer. Sein Sieg hatte ihr geschadet. Sein Triumph hatte Janas Niederlage bedeutet. Er war daran schuld gewesen, dass sie leiden musste. Der Gedanke schien ihm unerträglich. Doch ihre Stimme holte ihn wieder zurück in die Realität.
„Irgendwann geschah das unvermeidliche. Ich wurde schwanger. Lange dachte ich darüber nach, was ich tun sollte. Es ihm sagen, oder nicht; das Kind behalten, oder nicht; versuchen, die Schwangerschaft abzubrechen, oder nicht; austragen und dann weggeben, oder nicht… Lange habe ich gegrübelt und gebrütet und mich irgendwann dazu entschlossen, es ihm zu sagen – früher oder später hätte er es ja ohnehin erfahren – und dann weiter zu sehen, was passiert." Fragend zog Jack die Augenbrauen nach oben und sah sie eindringlich an. ‚und?' schien sein Blick zu sagen. Jana seufzte kurz und zuckte dann die Schultern, als wäre es eine unumstößliche Tatsache.
„Es war ihm egal. Er meinte nur, es wäre mein Problem und wenn ich das Kind behalten wolle, dann wäre das auch meine Sache. Ich entschied mich für das Kind. Frag mich nicht, warum. Mutterinstinkt, der Wunsch jemanden zu haben, der mich lieben würde…" Janas Stimme wurde leise und sie schwieg erneut. Abermals drückte Jack sanft ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass er hier war und sie diese Erinnerungen nicht völlig alleine durchstehen musste. Doch er war sich nicht sicher, ob ihr das in irgendeiner Weise helfen konnte.
„Ich bekam von ihm keine Unterstützung mehr, kein Geld. Er zahlte nur noch, wenn er zu mir kam und ich musste nach kurzer Zeit anfangen, mein eigenes Geld zu verdienen. Aber es gibt nicht viele Freier, die eine schwangere Hure wollen… noch weniger wollen eine Mutter als Hure. Gerne hätte ich damals eine richtige Arbeit angenommen, aber es gab nichts. Norrington schien Vorkehrungen getroffen zu haben. Nirgends wurde ich auch nur angesehen, wenn ich nach Arbeit fragte." „Mistkerl!" entfuhr es Jack und er biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte ihn doch gebeten, die Klappe zu halten! Jana entlockte sein Ausbruch zumindest ein kleines Lächeln.
„Fünf Monate ging es gut, aber dann war ich am Ende meiner Kräfte. Ich liebe Nora, ich habe sie immer geliebt! Sie ist meine kleine Tochter, egal, wer der Vater ist; mein eigen Fleisch und Blut. Aber ich konnte nicht mehr für sie sorgen. Ich konnte ihr kein Leben bieten und ihr Vater wollte es nicht, obwohl er konnte. An jenem Abend, als du Port Royal wieder betreten hast, musste ich eine folgenschwere Entscheidung treffen. Ich musste versuchen, Nora irgendwo unterzubringen."
„Bitte! Sie ist deine Tochter!" Die Frau mit den blonden Locken und den schönen, dunklen Augen blickte Norrington flehend an. Er hatte gleich gemerkt, dass er heute lieber zu Hause geblieben wäre. Die Frau war zum Kämpfen aufgelegt und sie würde kämpfen. Bis zum Schluss. „Meine Güte, ich bin verheiratet! Ich kann wohl kaum zu meiner Gemahlin gehen, ihr ein Kind unter die Nase halten und sagen: ‚hier präsentiere ich dir deine neue Tochter'!" Norrington lachte bei dem Gedanken an Elizabeths Gesichtsausdruck. Wütend schnaubend starrte ihn die Frau an. „Dass du verheiratet bist, hat dich aber auch nicht davon abgehalten, zu mir zu kommen und es hat dich nicht davon abgehalten, mich zu schwängern!" zischte sie wütend.
Eine schallende Ohrfeige warf ihren Kopf zur Seite. „Du bist eine Hure, verdammt noch eins. Wenn du ein Baby bekommst und es behältst, ist das dein Problem, nicht meines. Du hättest eben das tun sollen, was alle Huren machen." Mühsam kämpfte sie gegen die Tränen an. „Aber ich kann sie nicht ernähren!" flüsterte sie leise, mit einem ängstlichen und traurigen Blick auf das Bett, auf welchem das Baby lag. „Dann gib sie weg… oder bring sie um!" Knurrte Norrington und drehte sich um. Noch ehe die Frau recht begriff, was er gerade gesagt hatte, war er schon verschwunden und sie blieb allein mit dem Kind zurück.
„Ich hatte keine andere Wahl!" schluchzte sie los. Jack nickte schweigend und ließ ihre Hand kurz los. Den einen Arm legte er um ihre Schultern und zog sie enger an sich, die freie Hand suchte erneut nach ihrer. Jana legte den Kopf an seine Schulter und weinte leise.
„Commodore?" Norrington drehte sich langsam um und blickte den jungen Soldaten gedankenverloren an. Fragend zog er eine Augenbraue nach oben und verschränkte abwartend die Hände hinter dem Rücken. „Was wollen sie dem Gouverneur sagen, wenn wir Port Royal erreichen, Sir?" Norrington schnaubte leicht. „Die traurige Wahrheit. Seine Tochter kam tragischerweise ums Leben, als sie in einen schrecklichen Schusswechsel zwischen den Soldaten und den Piraten geriet. Sie hatte jedoch keine Schmerzen, da sie sofort tot war. Ein schwacher Trost, aber auch der einzige, den wir ihm bieten können." Damit drehte sich Norrington um, zum Zeichen, dass die Sache erledigt war.
Der Soldat räusperte sich abermals. „Was ist mit dem toten Piraten?" „Was soll mit ihm sein?" knurrte Norrington. „Er war ein Gefangener des Gouverneurs. Wie erklären sie seinen Tod?" Norrington lachte. „Gefangener des Gouverneurs? Der Alte Knacker weiß nicht mal, wie eine seiner Zellen aussieht. Den Piraten habe ich festgenommen, so wie alle anderen und es steht nur mir zu, ihn zu erschießen, zu erhängen oder zu vierteilen. Seine Leiche schwimmt im Meer und er wurde in den Listen der Gefangen schon lange nicht mehr geführt. Schließlich wurde dieser Nathaniel Raggets mit dem letzten Schwung seiner Kumpanen an den Galgen gehängt. Niemand wird jemals nachfragen, was aus ihm wurde. Er war schon lange tot."
Der Soldat nickte knapp, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Er wollte bereits den Raum wieder verlassen, als er erneut inne hielt. „Und die anderen Gefangenen?" fragte er leise. Norrington konnte sich schon denken, wen er mit „die anderen" meinte, nämlich Jana und das Baby, doch er ließ es sich nicht nehmen, sich den Satz „Sparrow wird hängen" einmal mehr auf der Zunge zergehen zu lassen. Es tat einfach zu gut, den Sieg zu schmecken. Auch wenn Elizabeth's Tod einen leicht bitteren Beigeschmack hineinbrachte. Erneut wandte er sich dem Soldaten zu und lächelte leicht.
„Ganz einfach. Jack Sparrow wird wegen vieler Dinge, so auch der Entführung des Babys und Elizabeths sowie dem Verschulden ihres Todes, Betruges, Piraterie, und vielem mehr am Galgen baumeln. Dabei wird ihm sein kleiner Freund Turner Gesellschaft leisten. Das Baby ist wieder bei seiner Mutter, die Mutter wird mich vor dem Gouverneur in den Himmel erheben und meinen Mut und meinen Einsatz loben, der ihr ihre Tochter zurück gebracht hat, Gouverneur Swann wird mich zu einem Helden machen, obwohl ich seine Tochter nicht retten konnte, trotz all meiner Bemühungen, wie ich ihm unter Tränen der Trauer berichten werde und er wird mich befördern. Ich werde mich – oh welch gute Seele ich habe – um Kind und Mutter annehmen, die Frau womöglich in drei oder vier Jahren, wenn meine Trauer besänftigt ist, heiraten, um die ganze Angelegenheit zu legalisieren und für meinen eigenen Seelenfrieden jeden Tag am Galgen vorbei marschieren, an dem Sparrow und Turner vor sich hin faulen." Ein süffisantes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Sonst noch Fragen?" Der Mann räusperte sich. „Und die Frau wird mitspielen?"
Norrington stand am Pier, den Blick auf das Meer gerichtet. Sie war also wieder weg. Elizabeth hatte mit Jack Sparrow und Will Turner die Flucht ergriffen. Wie dumm von ihr. Wie dumm von ihnen allen. Als ob er sich so einfach geschlagen geben würde!
Ein leises Plätschern wandte seine Aufmerksamkeit dem Wasser unter sich zu. Er lachte, als er das klägliche, nasse Geschöpf unter sich erspähte. Ängstlich klammerte sich eine Frau an einen der Pfähle, die den Steg trugen. Norrington erkannte sofort, wen er da unter sich hatte. „Komm raus!" meinte er. Schluchzen war die einzige Antwort. Etwas genervt ging Norrington auf die Knie und streckte ihr die Hand hinunter. Nach einigem Zögern griff Jana danach. Norrington zog sie zu sich nach oben auf den Steg.
„Wo ist sie?" Die Frau wischte sich Wasser aus den Augen. Ob es nun Meerwasser oder Tränen waren, vermochte Norrington nicht zu sagen. „Weg." Stieß sie mühsam hervor. „Weg?" fragte er mit einem amüsierten Lächeln nach. Ein Nicken war die Antwort. „Wo?" „Ich habe sie hier am Pier ausgesetzt. Drei Leute sind vorhin vorbeigekommen und haben sie mitgenommen. Mit auf das Schiff." Norrington zog eine Augenbraue skeptisch nach oben. „Sparrow?" Beinahe schien er den Namen auszuspucken. „Na wie schön! Jetzt hat der Kerl meine Frau UND meine Tochter!" „Zuvor hat es dich auch nicht interessiert, dass Nora deine Tochter ist! Warum jetzt auf einmal?" Sie wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Weil man das verwenden könnte…" grinste Norrington auf einmal. „Du armes Ding. Entführt dieser Mistkerl einfach deine Tochter! Wie tragisch! Natürlich müssen wir das Kind zurückholen!"
Sein hämisches Lachen schallte über die Wellen und den Hafen hinweg. „Aber…" „Halt den Mund!" zischte er und seine Handfläche traf mit voller Wucht auf ihre Wange. „Er hat sie entführt, nicht wahr?" Verstört und verängstigt nickte die Frau und hielt sich die Wange, auf der sich deutlich der rote Handabdruck des Commodore abzeichnete.
„Sie wird ganz gewiss mitspielen." Lächelte Norrington vor sich hin. Der Soldat nickte knapp und verschwand wieder.
Jana würde die Wahl haben. Mitspielen und womöglich den Rest ihres Lebens ein Dach über dem Kopf haben oder sich sträuben und auf der Straße landen. Und das Kind mit ihr!
Einen Augenblick ließ Jana sich fallen und kuschelte sich regelrecht in Jacks Arm. Doch kurz darauf schniefte sie und richtete sich wieder auf. Das Kind in ihrem Arm weinte und sie versuchte es zu beruhigen. „Ich hatte den ganzen Tag am Hafen verbracht, auf der Suche nach freundlichen Menschen, denen ich meine Tochter anvertrauen konnte. Deshalb sah ich auch, wie du den Pier betreten hast, im Schutze der Dunkelheit, und in Richtung Stadt geschlichen bist. Ich wartete eine ganze Weile, bis ich glaubte, du würdest zurückkommen. In der Nähe des Beibootes legte ich Nora auf den Boden, versteckte mich und hoffte das Beste."
Jack nickte erneut, zum Zeichen, dass er noch immer zuhörte, und sie verstand.
„Ich will nicht zurück nach Port Royal, Jack… niemals. Lieber sterbe ich!" Abermals brach sie in Tränen aus. Jetzt hielt Jack den Zeitpunkt für gekommen, um einzulenken. „Na, nicht schwarz malen. Wir sind noch nicht dort und solange wir noch leben, gibt es Hoffnung! Außerdem… was wird aus Nora, wenn du aufgibst? Das kannst du nicht tun, klar soweit?" Jana lächelte. „Aye" kam die leise Antwort. „Gut!" Es wurde ruhig. Die beiden lehnten sich aneinander und grübelten vor sich hin, das Baby schlief. Janas Schweigen hielt Jack davon ab, Fragen zu stellen und im Moment vielen ihm auch keine ein. Die Erzählung der Frau war schlüssig und fließend gewesen. Zumindest schien sie ihm im Moment so.
Ein erschrockener Aufschrei neben sich riss Jack aus seinen Gedanken. „Will!" Sofort riss er den Kopf herum und starrte zu seinem jungen Gefährten hinüber. Will war irgendwann auf die Seite gesunken, es sah reichlich unbequem aus und sein Kopf war unnatürlich nach hinten gebogen. Doch ein genauerer Blick versicherte Jack, dass der Junge noch immer atmete. Auch wenn ihm nicht gefiel, dass man gar nichts mehr von Will vernahm, so war er doch noch immer am Leben. „Ganz ruhig. Er schläft bestimmt."
Murmelte er nachdenklich. „Er hat eine Gehirnerschütterung… vielleicht wacht er nie wieder auf!" Jack blickte lange Zeit zu Will hinüber. Und während er den schlafenden betrachtete, bekam er selbst Rückenschmerzen, denn die gekrümmte, verdrehte Haltung, in der Will auf die Seite gesunken war, wirkte nicht sehr bequem. „Bleib sitzen. Ich sehe kurz nach ihm." Murmelte Jack und stand auf.
„Junior?" Will hatte die Augen tatsächlich geschlossen und atmete ruhig. Jack kniete nieder und stupste den Schlafenden leicht an, doch wach wurde Will davon nicht. Die einzige Reaktion war ein Murren. „Ach Junge… was machst du eigentlich?" flüsterte Jack und strich vorsichtig ein paar Strähnen aus dem Gesicht des Schlafenden zurück. Will wich der Berührung aus und Jack zuckte zurück. Selbst im Schlaf wich ihm der Freund aus. Was hatte er nur getan?
„Es geht ihm gut. Er schläft wirklich nur." Die Worte waren an Jana gerichtet, doch sein Blick blieb auf Wills Gesicht haften. Sein Gesichtsausdruck war angespannt, obgleich Schlafende doch eigentlich entspannt waren. Sorge kroch in Jacks Gedanken wie eine Schlange in das Nest eines Bodenbrüters. Konnte er nicht einmal im Schlaf loslassen, die Vergangenheit ruhen lassen und sich von den Vorwürfen befreien, die sicherlich auf seiner Seele brannten?
Ungeachtet der halbherzigen Gegenwehr des Schlummernden schob Jack einen Arm unter den Nacken des Mannes und den anderen Arm unter seine Knie. Ohne große Anstrengung hob er den Körper ein Stück vom Boden hoch und legte ihn in einiger Entfernung vom Gitter ab. Will drehte sich sogleich auf die Seite, wandte Jack den Rücken zu und kauerte sich zusammen wie ein kleines Kind, dass sich vor heftigen Schlägen hüten wollte.
Abermals krampfte sich Jacks Magen bei dem Anblick zusammen. Er hatte den Jungen beschützen, ihm helfen wollen. Doch nun war es, als stände er im Hafen von Tortuga und würde Versuchen, einen Ruf zu Will zu schicken, der sich im Hafen von Campeche stand. Ein anderer Kontinent, Meilen um Meilen drängten sich zwischen sie. Die Distanz schmerzte ihn, zumal Jack sehr altmodisch war. Freundschaft war ihm heilig. Für einen Freund würde er durch das Fegefeuer gehen. Doch würden sie je wieder Freunde sein? Jack schüttelte die Gedanken ab und stand auf. Schweigend ging er zurück zu Jana und ließ sich wieder auf dem Boden nieder.
„Erzählst du mir jetzt auch mal genau, was hier unten passiert ist?" fragt diese nach und ihre braunen Augen blickten flehend zu Jack. Er biss sich kurz auf die Unterlippe und nickte dann. Leise und ausführlich berichtete er von den Vorfällen.
Das kalte Wasser schlug über ihm zusammen und erstickte seine Hilferufe.
Das Gewicht an seinen Füßen riss ihn rasend schnell in die Tiefe des Ozeans.
Seine Lungen drohten zu zerbersten und Will stieß Luft aus.
Wasser... überall nur Wasser!
Panik stieg in ihm auf.
Kälte!
Wasser drang in seinen Mund, seine Nase.
Das Salz des Meeres brannte in seinen Augen, doch William war gefesselt. Er konnte nichts tun.
NICHTS!
Vor Williams Augen tanzten schwarze Punkte, doch auch die Dunkelheit um ihn herum nahm zu und so verschwammen die Punkte mit der Dunkelheit der Tiefe.
Verzweifelt versuchte er sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht.
Luft! Er brauchte Luft! Doch nichts als Salzwasser drang in seine Lungen!
William Turner verlor den Kampf.
Dunkelheit umhüllte ihn und die Strömung trug seinen Geist fort, während sein Körper von einem Gewicht an seinen Füßen am Boden des Ozeans festgehalten wurde.
Doch er war nicht tot. Nach kurzer Zeit öffnete er die Augen und ihm wurde klar, dass er noch immer lebte. Die Zeit zog ihre ruhelose Bahn, Sonne und Mond wanderten in stetem Wechsel über die glitzernde Oberfläche des Ozeans dahin. Minuten wurden zu Stunden, Stunden wurden zu Tagen, Tage wurden zu Wochen, Wochen wurden zu Monaten, Monate … zu Jahren. Er lebte. Und unaufhaltsam zog die Zeit an ihm vorüber.
„Sag mir eines" bat Jana, als Jack seine Erzählungen beendet hatte. „hast du es wirklich gewusst? Hast du bedacht, dass Will durch die Aufhebung des Fluches womöglich seinen eigenen Vater tötet?" Jack wand sich kurz unter der Frage und dem forschenden Blick, doch schließlich nickte er. „Natürlich… Jana. Es hieß sie oder wir. Den Fluch aufheben und unser Leben retten und endlich Frieden über die Meere bringen, oder Bill retten und dabei selbst drauf gehen. Von den vielen Opfern, die Barbossa sicherlich noch gefordert hätte ganz zu schweigen. Außerdem: Ich habe keine Ahnung, wo sie Bill versenkt haben. Und überhaupt… Was glaubst du, wie er drauf wäre… nach Jahren auf dem Grunde des Ozeans. Selbst wenn wir ihn gefunden und befreit und dann erst den Fluch aufgehoben hätten – vergessen wir mal eben, dass es ohnehin unmöglich war – wen hätten wir dann aus den Fluten geborgen? Sicherlich nicht Bill Turner. Glaub nicht, dass ich ihn vergessen habe, denk nicht, dass ich mich dabei wohl gefühlt habe. Es war nur das Beste!" Jack stieß Luft aus und sackte ein wenig in sich zusammen. „Zumindest dachte ich das bis vor wenigen Stunden noch." Murmelte er leise.
Will, ein Stück von ihnen entfernt auf dem Boden liegend, zuckte hin und wieder zusammen, als würde eine Peitsche auf seinen Rücken niedersausen. Jack vermutete, dass der junge Mann träumte. Gedankenverloren beobachtete er ihn. Die Zeit schlich unaufhaltsam dahin und auch die Seemeilen, die sie in Richtung Port Royal hinter sich ließen, mehrten sich ohne Unterlass.
Jana lehnte sich wieder an Jack, das Baby liebevoll in den Armen wiegend, leise ein Lied aus alten Zeiten summend. Jack lehnte seine Wange an ihren Kopf. Die Gedanken der beiden drifteten davon, in weite Ferne, in längst vergangene Zeiten und in die Zukunft, wie es sein könnte, wenn sie hier lebendig herauskamen. Doch Jack konnte nicht umhin, an Will und Elizabeth zu denken.
Sie schlug die Augen auf. Dunkelheit umfing sie und nur schemenhaft nahm sie die Umrisse eines kleinen Raumes wahr. Was war geschehen? Langsam kehrten bruchstückhafte Erinnerungen zurück. Tortuga, der Angriff der Huntress, die überstürzte Flucht, der kleine Unterschlupf, Laurene… Was war dann passiert? Wo waren Will und Jack? War Laurene tot oder lebte sie noch? Und wo war die junge Frau jetzt? Und wo war sie selbst? Fragen über Fragen. Und keine Antworten.
Mehr von dem ganzen gibt's im nächsten Kap!
Reviews wie immer erhofft und erwünscht.
zum zweiten Review: Also, Geschichte ziehen, natürlich! Würd mich freuen. Kann dir noch anbieten, die Geschichte, wenn sie komplett ist als pdf-File an dich zu schicken. Mach ich schon für ein paar Leute. Ähm... *geht und bringt Laurene zum Wunderheiler* na, noch ist sie ja nicht klar für tot erklärt worden... glück gehabt! *g*
@Minui: Eigentlich wollt ich Ragetti ned umbringen, aber beim Schreiben wurde er mir dann so unsympathisch, dass ich nur noch dachte: weg mit ihm! *hüstel* Ähm.. ich oute mich mal.. bin nämlich ungebildet! Was is bitte Cliffi? *rotwerd* Danke fürs Review! Ich hoffe, dir gefällt das neue Kap...
@Astarothe: Freut mich, dass dir das Kap gefallen hat... jetzt bin ich ja gespannt, was du zu den restlichen 4 bzw. 5 Kapiteln meinst... Danke für dein Review!
@Pearl: *tomatenrotwird* oi.. du lobst mich aber ganz schön... *hüstel* danke.. das tut gut! Elizabeth.. ja, das is so ne Sache wird laaange dauern, bis das geklärt ist *g* Will kapiert das im Moment eh nicht so ganz... er verkraftet die Nachricht noch ganz gut! *teuflischgrins* NOCH!!
Jepp, zum Thema Jana muss ich dir zustimmen. Mir viel grade kein Name ein, ich hab den nächstbesten genommen, ohne zu überlegen. Mist! Es ist jemandem aufgefallen... *unterm Tisch versteck* Ne, so besonders is ihre Herkunft ned... aber das kannst du ja in diesem Kap lesen. Danke für dein Review und dafür, dass du die Story wohl gaaaanz aufmerksam liest! *knuddel*
