Greyhound - Schatten der Vergangenheit



Disclaimer:
Mir gehört (fast) nichts! Die Meisten Charaktere und anderes habe ich dem Film PotC entnommen! Und leider verdiene ich auch kein Geld mit dieser Geschichte!

Inhalt:
Jack wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Wird er sich dem stellen, oder weiterhin davon laufen?

Hauptpersonen:
Jack Sparrow und Will Turner! Der Rest steht noch nicht fest...

Rating:
R Diese Kap fällt schon wieder aus der Reihe... sorry!

Anmerkung der Autorin:
Ich möchte mich im schon einmal Vorfeld für dieses Kapitel entschuldigen!!



Kapitel 15 1/2 (Zwischenkapitel)

Eine weitere, dunkle Nacht bricht über Port Royal herein. Eine Nacht, die für einen Teil der Bevölkerung erfüllt ist, von Leid und Schmerz. Es sind die Kinder, die als erste leiden müssen.
Die Kinder reicher Männer und armer Huren, die Kinder armer Familien, die verwahrlosten Straßenköter einer reichen Stadt, Nebenprodukte einer blühenden Gesellschaft, die Kinder, die keiner haben will.

Die Kinder von Port Royal!



Über eine Stunde bevor Jack bei Norrington auftaucht, in einem dunklen Viertel von Port Royal:

Zack hockte reichlich gelangweilt auf einem Treppenabsatz und starrte in die Dunkelheit. Seine Mutter hatte einen Freier, das bedeutete für ihn, dass er vorerst auf sich gestellt war und es war ihm nur recht so. Erst heute Mittag hatte er eine gehörige Tracht Prügel bekommen, weil er sie und einen anderen Freier gestört hatte, der daraufhin – ohne zu zahlen – verschwunden war. Sie hatte ihn angeschrieen, geschlagen und ihm gesagt, er solle selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen, schließlich sei er alt genug. Was das für ihn bedeutete, wusste Zack nur zu genau. Aber das wollte er nicht.
Natürlich, viele reiche Männer würden ihn gut für seine Dienste zahlen, aber Anschaffen war Frauensache. Er war schließlich ein Mann! Zack stand auf. Ja, er würde selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Das war kein Problem, er würde schon zurecht kommen... Nach kurzem Nachdenken beschloss der Junge, noch einmal zurück auf den Marktplatz zu gehen und sich vielleicht noch mit dem Piraten zu unterhalten. Pirat... Ja, vielleicht konnte der Mann ihm sagen, wie man Pirat wurde und vielleicht, aber nur vielleicht konnte er ihm doch noch irgendwie helfen. Er glaubte diesem Jack Sparrow, ja, das tat er. Der Kerl war zwar ein Pirat, aber gewiss ein netter Mensch. Grübelnd marschierte Zack die Straßen entlang.

Er war noch ein gutes Stück vom Marktplatz entfernt, als er im Schatten eines Hauseinganges eine Bewegung registrierte. Instinktiv wich der Junge an die gegenüberliegende Hauswand zurück. Bewegungen im Dunkeln verhießen in dieser Gegend nichts gutes. Das Viertel, in dem er sich gerade befand, war erste Anlaufstelle für Huren, Banditen, Gauner und... nun ja, auch Mörder fand man hier und das nicht zu knapp. „Ghettohall" nannten es die Menschen, auch wenn dies keine offizielle Bezeichnung war.
Zack starrte in den Schatten, doch er sah nichts mehr. Vorsichtig schlich er weiter, den Hauseingang im Auge behaltend. Schließlich drehte er sich um und rannte drauflos. Wer auch immer dort gelauert hatte, Zack hoffte einfach, die Person würde ihm nicht folgen.
Gerade als er Ghettohall hinter sich lassen wollte und noch einmal zurückblickte, ob er alleine war oder nicht, prallte er auf etwas reichlich Hartes und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf.
Lange lag er nicht dort, denn rasch stand er wieder. Dieses mal hatte Zack jedoch Glück. Der Mann, in den er hineingerannt war, lächelte und klopfte ihm nur leicht auf die Schulter.
„Vorsicht, junger Mann. Um diese Zeit solltest du zu Hause sein und vor allem musst du schauen, wo du hinläufst.", meinte er freundlich. Zack nickte und murmelte ein knappes „Entschuldigung, Sir", ehe er sich an dem Mann vorbeistahl und weiterlief.

Der Marktplatz lag verlassen vor ihm. Zack wusste nicht so recht, was er jetzt denken sollte. Zum einen freute es ihn, dass der Mann wohl entkommen war, wenn er auch neugierig war, wie ihm das gelingen konnte. Zum anderen jedoch, war er traurig. Er hätte sich so gerne noch mit dem Piraten unterhalten. Und außerdem konnte Zack nicht umhin, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, an der Seite eines echten Piraten an Deck eines Schiffes zu stehen und in den Sonnenuntergang zu segeln. Überlegungen von Abenteuern und Seeschlachten schlichen sich in seine Gedanken.
Irgendwann schüttelte der Junge jedoch den Kopf. Es brachte nichts, vor sich hin zu träumen, denn er saß hier in Port Royal fest. Besser gesagt in Ghettohall, denn aus dem verruchten Elendsviertel war noch niemand in die Sozial höhergestellte Gesellschaft aufgestiegen... zumindest war ihm nichts zu Ohren gekommen.
Sein Blick fiel auf den Soldaten, der bewusstlos am Boden lag. Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er sollte für seinen Lebensunterhalt sorgen? Na gut!


Derweilen, in einer kleinen Gasse, mitten in Ghettohall:

Ein abschätzender Blick musterte den Körper des Jungen. Er war etwa 10 Jahre alt, zierlich und ein wenig klein für sein Alter. Kurzes, dunkelblondes Haar wuschelte auf seinem Kopf herum. Er zitterte leicht. Zwar war es nicht unbedingt kalt, doch strich eine kühle Brise über seine nackte Haut und er hatte Angst. Eine Hand strich seine Seite hinunter. „Mager.", murrte eine tiefe Stimme. Der Junge schluckte. Die Finger des Mannes strichen über die Lippen des Knaben. „Na gut. Bist schon ein hübscher Kerl.", griente der Fremde. Er trat einige Schritte zurück an die Wand. „Komm her."
Nickend trat der Junge näher. „Niederknien!" Er gehorchte. Mit einem leisen Klirren öffnete der Mann die Schnalle seines Gürtels. „Mach du das." Meinte er auf einmal und ließ die Hände sinken. Der Junge blickte fragend nach oben. „Na los!" zögernd hob er die Hand und gehorchte schließlich. Der Mann lehnte sich entspannt zurück. Seine Hand fuhr unsanft in die wuscheligen Haare des Kleinen und er dirigierte jede Bewegung des Jungen.

Hunger ließ ihn seine Angst vergessen, Hunger ließ ihn seinen Ekel überwinden. Der Knabe hatte die Augen geschlossen. Er hatte versucht, mit Diebstahl sein Leben zu bestreiten, doch es war nicht möglich. Zu gut bewacht war der Markt, zu aufmerksam waren die Menschen. Für Geld musste er sich nun verkaufen, das tun, was er nie tun wollte.
Er vernahm das wohlige Seufzen seines Freiers, er fühlte den festen Griff in seinem Haar, und er spürte die Tränen der Wut, die ihm in die Augen treten wollten. Verzweifelt rang er nach Atem, das Gefühl, jeden Moment zu ersticken, beschlich ihn. Das Seufzen des Mannes wurde zu einem Stöhnen. Der feste Griff wurde beinahe unerträglich und die Wut des Jungen über sich selbst ebenso.

Mit einem Klirren fielen die wenigen Münzen neben ihm auf den Boden. Der Junge blickte nicht auf, als sich die Schritte des Mannes entfernten. Rasch suchte er die zerfetzten Kleider zusammen, die er auf Befehl des Fremden hin ausgezogen hatte und hüllte sich wieder in den alten Stoff. Gerade genug für ein Frühstück hatte er erhalten.
Der Knabe spukte mehrmals aus und wischte schließlich die Tränen von seinem Gesicht.

Fassungslos hockte er auf dem dreckigen Boden, starrte auf die Münzen in seiner Hand.


Zurück zum Marktplatz:

Zack schlich zu dem bewusstlosen Soldaten hinüber. Rasch und vorsichtig suchte er in den Taschen des Mannes nach seinem Geld. Ein kleiner Lederbeutel kam zum Vorschein und Zack öffnete ihn mit zitternden Fingern. Scharf sog der Junge die Luft ein. Vorerst war hiermit sein Essen für die nächste Zeit gesichert! Er verschloss den Beutel wieder und steckte ihn ein. Kurz spielte er mit dem Gedanken, die Waffe des Soldaten auch zu klauen, doch er hätte keine Verwendung dafür gehabt und verkaufen hätte er sie wohl auch nicht können. Ein Geräusch und eine Bewegung ließen ihn erschrocken hochfahren. Er starrte hinüber zu zwei Gestalten, die im Schutz der Schatten standen und leise redeten.
„Ich kann doch auch nichts dafür, dass sie ihn an den Pranger stellen!" murrte eine tiefe Stimme. „Halt die Klappe! Wenigstens wissen wir, dass er noch am Leben ist", zischte eine Frauenstimme. „Wenn du noch etwas lauter bist, dann kannst du dich gleich zu ihm stellen! Und wo ist er überhaupt? Wir hätten der Frau nicht glauben sollen!", gab die Stimme des Mannes zurück. „Ach! Warte mal.", das war wieder die Frau. Sie trat aus dem Schatten hervor und blickte Zack an. „He, Junge! Komm doch mal rüber!", wisperte sie. Zack zögerte. „Ich biete dir Geld für eine kleine Information an! Ich brauche nur eine Auskunft!", sie winkte ihn zu sich und Zack folgte ihrem Ruf schließlich. Das waren keine feinen Leute, die dort drüben standen... ihre Kleidung erinnerte Zack ziemlich an Jack Sparrows Aufzug. Waren das etwa auch Piraten?
„Hey, Kleiner. Wir suchen jemanden und hoffen, dass du uns sagen kannst, wo er ist." Ihre Stimme klang freundlich aber auch ängstlich. Zack nickte knapp. „Den Piraten? Jack?", mutmaßte er einfach und grinste, als sie überrascht die Augenbrauen hoch zog und nickte. „Jack Sparrow, richtig. Weißt du, wo er ist?", hakte sie nach. Der Junge schüttelte den Kopf und wies dann auf den Pranger am Marktplatz und auf den bewusstlosen Soldaten. Er war vor kurzem noch hier, aber wo er jetzt ist und wer ihn befreit hat... das weiß ich leider nicht." Er merkte an ihrem Gesicht und an dem erleichterten Ausatmen, dass sie über diese Nachricht wirklich froh war. „Aber er lebt!", murmelte sie dann.
Zack lachte kurz. „Ach, dann seid ihr diejenigen, die Tränen vergießen würden, nicht wahr?" In einer der Straßen hörte man plötzlich laute Geräusche. Zack horchte auf. Das waren die Schritte von Soldaten, eine Streife, wie sie öfters unterwegs waren, dessen war er sich sicher. „Ihr seid Piraten, nicht wahr? Lauft... da kommen Soldaten. Der schnellste Weg zum Hafen hinunter ist dort entlang!", zischte er und wies auf eine Gasse. Die Frau sah ihn fragend an. „Da müssten wir den halben Marktplatz überqueren. Da sehen uns die Soldaten!" Zack grinste. „Ich lenke sie schon ab. Bin ja nur ein einfacher Straßenjunge. Los jetzt!" Damit kehrte er ihnen den Rücken und lief zu dem bewusstlosen Soldaten zurück. Schon erschienen fünf Männer auf dem Platz.


Derzeit am Rande der Stadt:

Sie kauerte in der Ecke und weinte, die Hände schützend über den Kopf gelegt, die Knie eng an den Körper gezogen, schutzsuchend in die Ecke gedrängt. 14 Sommer zählte das junge Ding, ihre Brüste, waren sie auch noch klein, wurden von einem engen Mieder gehalten, welches ihre Gestalt reifer wirken ließ, als sie es eigentlich war. Ein Zittern ging durch den mageren Körper, als sie kurz aufblickte. Drohend ragte die Gestalt eines älteren Mannes über ihr auf, die Hand erhoben, bereit zum Schlag.
„Einmal zu oft hast du dich jetzt widersetzt! Dir prügle ich den Ungehorsam schon noch aus!", wetterte der Mann.

Abermals sauste die Hand herab, an ihren Armen vorbei bekam er einige Strähnen ihres langen Haares zu fassen und zerrte sie daran hoch. Wimmernd und sich sträubend, folgte sie irgendwann doch dem Schmerz. Mit gesenktem Blick wartete sie auf den nächsten Schlag, doch nichts geschah. Die Angst griff nach ihrem Herzen und schnürte ihr die Kehle zu. Zögernd hob sie den Blick und starrte in das hassverzerrte Gesicht des Mannes.
Über ihrer linken Augenbraue hatte sie eine Platzwunde, die stark blutete, ihre Lippen waren mehrfach aufgesprungen. Gesicht, Arme und Beine waren übersäht mit Rötungen und blauen Flecken, doch auch der Rest ihres Körpers sah nicht wesentlich besser aus. Lange Zeit standen die beiden Menschen so da und nichts schien mehr zu passieren, doch gerade als sich das Mädchen entspannen wollte, gerade als sie dachte, der Sturm hätte sich endlich gelegt, packte er sie grob am Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Entsetzt schrie sie auf.

„Aus meinen Augen! Ich bin es leid, dich durchzufüttern! Wenn du keine Leistungen erbringen willst und nichts dazu tust, kann ich deinen Mund nicht länger stopfen. Verschwinde und sieh zu, wie du alleine zurechtkommst!" Grob schob er sie in Richtung Türe.
Entsetzen spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider, Tränen rannen ihre Wangen hinab und stürzten von ihrem Kinn in die Tiefe. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Nein! Bitte! Das…. Schick mich nicht fort, ich werde tun was du sagst, aber schick mich nicht weg!", bettelte sie voller Verzweiflung.

Er ignorierte es. Als sie sich sträubte, verstärkte er den Schmerzhaften Griff und drehte ihren Arm weiter nach oben, bis das Schultergelenk mit einem Knacken nachgab und der Schmerz aus ihrer Schulter ihren ganzen Arm hinab zog und ihr kurz den Atem raubte. Der Mann stieß sie mit Wucht aus der offenen Türe hinaus auf die Straße.
Sie konnte sich nicht richtig abfangen und prallte hart auf dem Pflaster auf. Hinter sich hörte das Mädchen, wie die Türe ins Schloss fiel. Weinend, ohne eine Ahnung, wo sie nun hin sollte, lag sie einige Zeit auf dem Boden, zitternd, schluchzend. Schließlich rappelte sie sich auf, etwas ungeschickt, da sie den rechten Arm nicht bewegen konnte. Pochender Schmerz zog sich durch ihre Schulter und den ganzen Arm hinab. Schließlich schlich sie davon, ihr Ziel war Ghettohall, auch wenn sie wusste, dass es dort ebenfalls keine Hoffnung gab.


Auf dem Marktplatz:

Zack nahm die Waffe des Bewusstlosen und hielt sie wie einen Knüppel, auf die Soldaten zu zielen wäre zu riskant gewesen, aber etwas schocken konnte er sie schon. „Peng! Peng!" schrie der Junge laut und die Soldaten, die nur den Jungen und die Waffe sahen, stürzten erst einmal völlig überrumpelt in Deckung.
Zack warf die Waffe weg und rannte zu seiner Rechten in eine Seitengasse hinein. Die Soldaten folgten ihm umgehend, keiner der Männer merkte, dass der Pirat vom Pranger verschwunden war und keiner der Männer bemerkte die zwei Gestalten, die sich sogleich auf den Weg machten, einen Teil des Marktplatzes überquerten und in die Gasse schlüpften, die der Junge ihnen gezeigt hatte.

„Stehen bleiben!" „Junge, bleib endlich stehen!" „Halt!" Doch Zack ignorierte die Rufe und Anweisungen der Soldaten. „Bin ich denn bekloppt?", murmelte der Junge leise und lief weiter.


Ein Schuss fiel.

Zack taumelte. Überrascht und irritiert drehte er sich um und blickte den Soldaten an, der auf ihn geschossen hatte. Noch immer hielt der Mann die Waffe auf den Jungen gerichtet. Erst jetzt fühlte Zack den Schmerz, der sich stechend durch seinen Körper zog. Er öffnete den Mund, wollte den Mann anschreien, ihn fragen, warum er geschossen hatte, doch kein Wort kam über seine Lippen. Nur Blut schmeckte der Junge. Sein eigenes Blut.
Er atmete rasselnd ein, ein Schauer zog durch seinen kleinen Körper, dann gaben seine Beine nach und er ging zu Boden. Hart schlug er auf den Pflastersteinen auf, Luft wurde aus seinen kleinen Lungen gepresst und mit der Luft noch mehr Blut. Zack wurde schwarz vor Augen, doch die Luft, die er so dringend benötigt hätte, wollte seine Lungen nicht füllen.
„Eine weitere namenlose Leiche!" schoss es Zack durch den Kopf. „Niemand wird je erfahren, wer ich war… niemand wird weinen, weil ich tot bin." Bittere Gedanken in einer schweren Stunde. Warmes Blut breitete sich auf dem Boden aus, durchtränkte seine alte Kleidung. Zack atmete nicht mehr, Blut war in seinen Lungen anstatt Sauerstoff, sein Herz schlug noch einige male, versagte dann jedoch den Dienst.

Ausdruckslos starrten blaugraue Augen in den Nachthimmel, blaugraue Augen, in denen eine Träne schimmerte.


Zur gleichen Zeit, in einem kleinen Haus am Rande von Ghettohall:

Das Stöhnen einer Gebärenden füllte den Raum. Schweiß stand auf der Stirn der jungen Frau, die dort in einem alten Bett lag, seit Stunden. Sie war erschöpft, ausgelaugt. „Gleich hast du es geschafft!" murmelte eine andere Frau mit besorgtem Blick. „Es ist gleich da!"
Ein Schmerzschrei erfüllte den Raum, dicht gefolgt von dem kräftigen, ersten Schrei eines neugeborenen Lebens. Erschöpft sank die junge Mutter in die Kissen zurück. Die ältere Frau hatte das Baby bereits in ein Tuch gewickelt und blickte den Säugling besorgt an. „Kerngesund und ein Prachtexemplar.", meinte sie dann zur Mutter. „Es ist ein kräftig…"
„Bring es weg!" wurde sie von der Mutter des Neugebornen mit bebender Stimme unterbrochen, ihr Blick war starr an auf die Decke geheftet. Die Schreie des Säuglings schienen sie nicht zu interessieren.
„Weißt du, was du da verlangst? Bist du dir auch ganz sicher, dass du das willst? Hast du darüber wirklich nachgedacht?", fragte die ältere Frau mit besorgtem Blick. Zur Antwort erhielt sie jedoch nur ein knappes Nicken. Sie blickte auf das Bündel in ihren Armen. „Wie du meinst." Damit ging sie zur Türe. „Bleib liegen und ruh dich aus. Ich bin bald wieder da."

Die Türe fiel ins Schloss.

Schluchzend barg die junge Frau das Gesicht in die Kissen, ihre Finger gruben sich in die Stoffe und ihre Schultern bebten. Fassungslosigkeit, Scham und Schuldgefühlte beherrschten ihr Denken und Fühlen. Sie hatte soeben ein Todesurteil gesprochen. „Nein!" schluchzte die junge Mörderin.


In derselben Nacht:

Der Soldat schüttelte den Kopf und stieß seinen Kameraden an. „Was?", fragte dieser. Wortlos wies der Mann hinunter ins Wasser. Der andere drehte sich angeekelt weg. „Fischen wir es raus.", meinte der erste Soldat seufzend und machte sich daran den winzigen Körper eines ertrunkenen Säuglings aus dem Wasser zu ziehen.

Es war ja nicht das erste Mal.


Zu einer anderen Zeit in irgendeiner Straße von Port Royal:

„Das sollte nun wirklich jemand entfernen!" murrte die Frau und blickte ihren Mann an. Das reich verzierte Kleid schimmerte im Licht der nächtlichen Gestirne. Er nickte bestimmt. „Du hast Recht. So etwas müsste wirklich gemeldet werden." Mit dem Fuß stieß er gegen etwas, das dort auf dem Boden lag.
„Es ist eine Beleidigung für das Auge.", erklärte sie bestimmt. Erneut erntete sie ein zustimmendes Nicken von ihrem Gatten. „Wie recht du hast!", gab er zurück. „Aber komm jetzt. Wir sind schon spät dran." Arm in Arm gingen sie an das Ende der Straße und bestiegen dort die Kutsche, die sie zu dem festlichen Bankett bringen sollte.

Zurück blieb ein namenloser Leichnam. Ein Kind, wohl nicht älter als drei Jahre, welches an die Mauer gekauert am Boden gelegen hatte. Dreckiges Wasser hatte es krank gemacht, an einem einfachen, leicht zu kurierenden Durchfall war das kleine Wesen gestorben. Eine Beleidigung für das Auge.



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Warum ich ein Kapitel schreibe, für dass ich mich dann im Voraus schon entschuldigen muss? Warum es schon wieder ein Kapitel mit Rating R ist, obwohl ich die Story als PG-13 eingestuft habe?

Nur um das mal gesagt zu haben: Ich befürworte Gewalt nicht, ich stehe nicht auf Chanslash und auch ansonsten bin ich ein ganz normaler Mensch.

Erklärung, warum ich dennoch 6 Seiten voller Gewalt, Leid und Schmerz schreibe:
Ich stecke mitten in den Prüfungen und brauche auch einen Weg, um mich abzureagieren Es hat mich einfach so gepackt und auch wenn ich lange überlegt habe, am Ende hab ich mich entschieden, auch das Zwischenkapitel online zu nehmen Ich wollte zeigen, dass Port Royal auch nicht das Gelbe vom Ei ist und es auch in einer scheinbar blühenden Stadt dunkle Ecken gibt, über die man lieber nicht spricht dieses Kapitel dient dazu, aufzuzeigen, dass die Zeiten hart waren. (nicht unbedingt historisch belegt, also vermutlich werden mich die Historiker unter euch dafür zerpflücken...) ich wollte damit erklären, warum Jack sich in Gefahr begibt und nochmal nach Port Royal zurückkehrt, obgleich er eigentlich schon frei war Diese Kap sollte klarstellen, in welcher besch******* Situation Jana steckt, warum sie Norrington gehorcht und sich nicht wirklich gegen ihn wehrt.
Genug der Worte. Das Kapitel ist keine grundlose Gewaltdarstellung, ich habe damit eine Absicht verfolgt. Das wollte ich noch gesagt haben... Wenn ihr Fragen habt, dann stellt sie bitte. Es gibt keine dummen Fragen! Ich freue mich über Reaktionen von eurer Seite.

Ich werde hoffentlich bald wieder ein richtiges Kap voll mit Jack, Will, Jana und Elizabeth liefern. Die Prüfungen sind ja bald vorbei.

@ Danke für dein Review! Warst die einzige, die nach Nummer 15 noch ein paar Worte für mich übrig hatte. *sniff* Danke!! Zu deiner Frage: Nein, Jack hat keinen von Wills Trips eingeworfen (evtl. is nach diesem Kap ja klar, warum er das überhaupt macht?!) und Will kommt auf Entziehungskur... der bekommt wohl doch noch ne größere und bessere Rolle, als ich anfangs vorhatte. *g*