Greyhound - Schatten der Vergangenheit

Disclaimer:
Mir gehört (fast) nichts! Die Meisten Charaktere und anderes habe ich dem Film PotC entnommen! Und ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte!

Inhalt:
Jack wird von seiner Vergangenheit eingehohlt. Wird er sich dem stellen, oder weiterhin davon laufen? Außerdem hat Jack Will und Elizabeth mit an Bord - doch Norrington gibt nicht auf. Hartnäckig verfolgt er seinen Feind. ... Mehr verrate ich einfach nicht!

Hauptpersonen:
Jack, Will, Elizabeth, Anamaria, Norrington, Jana,... jede Menge Leute!

Rating:
R

Anmerkung der Autorin:
Ich entschuldige mich im Vorfeld für das, was ihr gleich lesen werdet....

Warning:
Rape


Kapitel 26

Warum musste dieses verfluchte Schiff gerade jetzt auftauchen, wo sie bereits auf dem Heimweg waren? Warum musste Anamaria auch noch darauf zu halten? Wieso konnte sie es nicht einfach ignorieren und nach Tortuga segeln, wie sie es ursprünglich beabsichtigt hatten?
Warum musste ausgerechnet jetzt alles in diese völlig falschen Bahnen gelenkt werden?

Jack konnte das Zittern seines Körpers nicht unterdrücken, es wollte ihm nicht gelingen, Herr seiner Gedanken und Gefühle zu werden. Am liebsten hätte er einfach nur laut gebrüllt. Und endlich verstand er auch, was seine düstere Vorahnung ihm hatte bedeuten wollen.
Die Greyhound. Der Schatten seiner Vergangenheit, der Schrecken aus seiner Kinder- und Jugendzeit befand sich nun also einmal mehr vor seinen Augen und Jack sandte Stoßgebete zu allen Göttern, dass die Begegnung dieses mal zu ihren Gunsten laufen würde. Er wollte, nein er konnte gar nicht erst darüber nachdenken, was im Falle einer Niederlage dort auf sie wartete. Der sichere Tod, aber gewiss kein rascher Tod und vor allem wollte er nicht daran denken, was auf Elizabeth und Anamaria wartete, an Bord der Greyhound. Eine Meute schmieriger, dreckiger Piraten, die gewiss auch mal wieder das Verlangen nach einer Frau verspürten.
Eine unsichtbare Hand griff nach seinem Hals und unbarmherzigen schlossen sich kalte Klauen fester darum und pressten gnadenlos zu, bis Jack das Gefühl hatte, ersticken zu müssen. Den Tumult um sich herum nahm der Pirat nicht wahr, unlösbar klebte sein Blick an den unheilverkündendenden, grauen Segeln, den fast grauen Planken des Schiffes.
"Jack." Nur langsam drang Anamarias Stimme in sein Bewusstsein, er hörte die Besorgnis und auch die Angst in ihrer Stimme, doch vermochte er noch immer nicht, die Augen von seinem geheimen Dämon zu nehmen und die Frau anzublicken, die mittlerweile neben ihn getreten war. Es dauerte eine Weile, eine unsäglich lange Weile, die das Schiff und ihn dem Verderben näher brachte, ehe er reagieren konnte.
"Warum?", stieß er schließlich hervor. Er fühlte ihre Hand auf seinem Unterarm.
"Das war es doch, was du herbeigesehnt hast, Jack. Seit Wochen, Monaten hast du dir gewünscht, in den Abgrund deiner Vergangenheit zu blicken und es endlich zu beenden. Ist es nicht das, was du wolltest?" Er vernahm ihre Worte. Wie in Zeitlupe setzte sein völlig verwirrtes und entsetztes Gehirn die Worte zu Sätzen zusammen, rang den Sätzen eine Bedeutung ab, wie eine Geheimsprache, so kam es ihm vor, musste er es sich hart erarbeiten, dekodieren, was sie gerade sagte.
"Das ist unser Untergang.", flüsterte Jack leise. Alle Selbstsicherheit war von ihm gewichen, die Furchtlosigkeit von ihm abgefallen wie die Schuppen eines getrockneten Fisches.
Zweimal hatte er miterlebt, wie die Greyhound sein Leben zerstörte. Zweimal hatte ihm dieses Schiff alles genommen, was er hatte und zweimal hatte er erlebt, dass man diesem Gespenst nichts entgegensetzen konnte, es nicht aufhalten konnte. Wie töricht war er gewesen, den Jäger selbst zu jagen und ihn stellen zu wollen. Wie dumm war es von ihm gewesen, tatsächlich zu glauben, er würde damit seine Seele befreien können. Er hatte sie alle ins Verderben geschickt.
"Dann soll es so sein. Es musste doch irgendwann geschehen. Du kannst nicht ewig davonlaufen, Jack." Eine seltsame Ruhe lag nunmehr in der Stimme der Frau. Stoische Gelassenheit, Resignation.

Jack ballte die Hände zu Fäusten, hart umschloss seine linke Hand das Fernrohr, die Knöchel seiner Finger traten weiß hervor. Ja, zweimal hatte Duncan Blackrose sein Leben zerstört, doch ein drittes Mal würde das nicht geschehen. Er würde es nicht zulassen! Eisige Kälte schlich sich in seinen Blick. "Dann lass uns dem Spuk endlich ein Ende bereiten. Wenn es sein muss, ein Ende mit Schrecken.", erklärte er mit finsterem Blick, als es ihm endlich gelang, die Augen von dem Schiff zu lösen und Anamaria anzusehen.
In seinen Augen loderte das Feuer eines gefangenen Tieres, das sich dem letzten Kampf stellt, das Feuer des Hasses und die Leidenschaft eines Menschen, der ein Ziel gefunden hatte und dieses Ziel um alles in der Welt erreichten wollte. Zugleich auch die kühle Entschlossenheit und Ruhe des berechnenden Kapitäns.
"Hoffen wir, dass Hitch uns nicht im Stich lässt, denn ohne die Unterstützung der Black Pearl sind wir verloren.", meinte Jack schließlich mit seiner neu gefundenen Ruhe. "Möge der bessere Pirat gewinnen!"´

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Hitch stierte finsteren Blickes auf die Broken Heart, die mittlerweile den Kurs gewechselt hatte. Rasch hatte er erkannt, worauf das Schiff nun zuhielt und was er davon halten sollte, war ihm so gar nicht klar. Erneut blickte er durch das Fernrohr auf die beiden Schiffes, die sich in einiger Entfernung eine erbitterte Schlacht lieferten. Das eine war ein Schiff der Royal Navy, ein leichter Piratenjäger und im Vergleich zu seinem Gegner nicht mehr als eine kleine Nussschale.
Das andere war ein gewaltiges Schiff. Ein Dreimaster, umgeben von einer düsteren Aura, die Segel ebenso grau wie auch die Planken und jede Einzelheit des Schiffes aussahen, kein Name war am Bug zu sehen. Konnte es sich um das eigentliche Ziel ihrer Reise, ja ihrer Jagd handeln? War das dort vorne nun wirklich die legendäre Greyhound? Eigentlich gab es keine andere Erklärung, es musste dieses sagenumwobene Schiff sein und mit jeder Minute wurde Hitch sich sicherer, dass er dem Gegner lieber nicht begegnen wollte.

Gibbs trat neben ihn und nahm seinem "Captain" das Fernrohr aus der Hand. Natürlich konnte er auch so schon ausmachen, dass sie auf eine Seeschlacht zuhielten, doch so genau erkannte man die gegnerischen Schiffe im Moment eben doch noch nicht. Ein wüster Fluch entglitt seinen Lippen, die mit einem Schlag so blutleer und blass waren, wie auch der Rest seines Gesichtes.
Joshamee Gibbs ließ das Fernrohr sinken und bekreuzigte sich rasch. "Gott steh uns bei und wenn er nicht gewillt ist, unser Leben zu retten, so möge er sich zumindest unserer gepeinigter Seelen annehmen.", flüsterte der alte Mann leise und ehrfurchtsvoll. "Dem Teufel selbst werden wir in den Rachen spucken müssen."

Eine bedrückende Stille legte sich über die Mannschaft, ja über die gesamte Black Pearl. Das Schiff war nun schon etwas hinter der Broken Heart zurückgefallen und noch immer machte keiner Anstalten, es dem anderen Schiff gleich zu tun und auf die Gegner zuzuhalten, um in die Schlacht einzugreifen.
"Herrgott nochmal. Willst du zusehen, wie dieses Monster die Heart auf den Grund des Meeres schickt? Willst du unseren Freunden beim Sterben zusehen? Jack braucht uns, die Broken Heart ist geliefert ohne Rückendeckung!", fuhr Gibbs den jüngeren Hitch an. Dies holte ihn endlich aus seinem tranceähnlichen Zustand und knapp nickte der Kapitän dem anderen zu.
Befehle hallten über das Deck, Befehle die sie ins Verderben schicken konnten und die nur widerwillig ausgeführt wurden. Die Black Pearl nahm endlich Kurs auf das schrecklichste Schiff der Weltmeere: Die Greyhound.

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Klingen trafen aufeinander, Eisen klirrte, unablässig feuerten die Kanonen beider Schiffe auf den Gegner, Männer schrieen wild durcheinander, Verwünschungen und Drohungen vermischten sich mit Hilferufen und Schreien Sterbender, Schmerzensschreien. Und mitten in diesem Tumult befand sich James Norrington, Commodore Norrington.
Rasch hatte er erkannt, dass sie dem fremden Schiff nicht davon segeln konnten, wie er es gehofft hatte, sobald dieses Monstrum auf der Bildfläche erschienen war. Für ein Piratenschiff war dieses hier gewaltig, schwer und groß und eigentlich hätte es ihm mit seinem viel leichteren Piratenjäger keine Probleme bereiten dürfen, vor dem Gegner zu fliehen.
Doch mit voller Takelung machte das fremde Schiff eine rasante Fahrt und hatte es fürwahr geschafft, die British Pride einzuholen und zu stellen und nun hatte der Commodore mit der eisernen Entschlossenheit und der kühlen Überlegtheit, die ihm in solch jungen Jahren das Amt des Kommodore eingebracht hatten, beschlossen, dem Schiff einen erbitterten Kampf zu liefern.
Nicht ohne Gegenwehr sollten diese Piraten in den Besitz eines Schiffes der Royal Navy gelangen. Nicht so lange er noch am Leben war.

Was Norrington jedoch nicht wusste, und was ihm gewiss einen großen Teil seiner Kühnheit und Entschlossenheit geraubt hätte, war wohl die Tatsache, dass dieser Gegner das Schiff gar nicht in seinen Besitz bringen wollte. Pure Zerstörung hatten die Piraten im Sinn. Zwar erst nachdem sie sich geholt hatten, was sie verwenden und gebrauchen konnten, doch gewiss würde von der British Pride nicht mehr übrig bleiben, als ein paar Planken, die in den Weiten des Meeres trieben.

Das fremde Schiff - die Greyhound, wie Norrington sich mittlerweile schon denken konnte - schien jedoch schier unverwundbar zu sein. Außerdem schien es den Piraten einen großen Spaß zu machen, den kämpfenden Soldaten zuzusehen, denn längst - so war sich James sicher - hätten sie die British Pride übernehmen können.
Immer wenn es so aussah, als würde die Royal Navy die Oberhand gewinnen, stürmten neue Piraten das Schiff und die, die sich von den ermüdenden Piraten zurückziehen konnten, taten dies. So kämpften die Soldaten immer wieder aufs neue gegen ausgeruhte und wohl recht gut gelaunte Piraten und mancher hatte seine Kräfte bereits ausgeschöpft und fiel nun endgültig den todbringenden Klingen zum Opfer, oder wurde bewusstlos geschlagen und gefesselt.
Wie viele dieser Monster - denn Menschen konnten das nicht sein - befanden sich wohl noch auf dem großen Schiff? Norrington war sich sehr sicher, dass er die gewiss niederschmetternde Wahrheit gar nicht erfahren wollte, denn was er sah, genügte ihm völlig.

Die Kanonen hatten zu feuern aufgehört. Die Gewissheit ergriff Norrington, dass die Piraten unter Deck gelangt waren und seine Männer niedergemetzelt hatten. Viele seiner Männer waren bereits tot oder anderweitig außer Gefecht gesetzt worden, er selbst war verletzt, denn Blut drang aus einer Wunde an seinem Oberarm und aus einem tiefen Schnitt an seinem linken Unterschenkel.
Die weiße Perücke hatte er in der Hitze des Kampfes längst verloren, ebenso seinen Hut. Seine einst so saubere und gepflegte Kleidung war dreckig, blutbeschmiert, verschwitzt und wies zahlreiche Risse, Schnitte und Löcher auf. Er hatte noch genug Kraft, um ein oder zwei weiteren Angreifern zu widerstehen, doch langsam schwanden auch seine Kräfte dahin. Er wurde müde, seine Waffe führte er längst nicht mehr mit der kühlen Präzision, die bereits fünf Piraten in den Tod geschickt hatte. Warum nur setzten sie dem Schiff und somit auch ihm nicht endgültig ein Ende?

Die Wahrheit hätte ihm nicht gefallen.

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Duncan Blackrose stand mit einem großen Teil seiner Besatzung an der Reling seines Schiffes und beobachtete das - für ihn - unterhaltliche und bunte Treiben an Deck ihrer kleinen Prise. Fasziniert beobachtete er das neue Aufbäumen, den neu aufkeimenden Widerstand des ranghöchsten Offiziers. Der Mann schien tatsächlich zu glauben, er allein könnte sein Schiff retten, denn nur wenige kämpften noch mit ihm.
Den grossteil der Soldaten hatten seine Männer getötet, schwer verletzt, oder mit einem gezielten Schlag gegen die Schläfe außer Gefecht gesetzt, um später ihre Späße mit ihnen treiben zu können. Was seine Besatzung mit den Männern dort unten zu tun gedachte, war ihm einerlei. Er gönnte ihnen jedweden Spaß und legte ihnen keine Einschränkungen auf.
Doch dieser Mann dort, war allein für sein Vergnügen bestimmt. Die Männer hatten längst die klare Anweisung erhalten, ihn zu ermüden, an den Rand der Erschöpfung zu treiben, ihn jedoch nicht zu töten. Auch wenn es hieß, dass einige seiner Leute dabei ums Leben kamen, wollte er den dunkelhaarigen Kerl dort unten lebend.
Ja, er wollte ihn in die Finger kriegen, seinen Spaß mit dem aufmüpfigen Geist haben, sein loderndes Feuer zum erlöschen bringen, seinen Kampfgeist brechen. Und dabei wollte er dem Mann in die Augen sehen.

Mit einem tiefen Lächeln zog er einen kleinen Dolch hervor und machte sich daran, mit der Spitze der Waffe seine Fingernägel zu säubern. Ja, er freute sich wahrlich schon spitzbübisch darauf, dem aufmüpfigen Kerl am Ende den Dolch tief in die Eingeweide zu rammen, den ungläubigen und erschrockenen Ausdruck auf seinem Gesicht lächelnd beobachten zu dürfen und dann dabei zuzusehen, wie der sterbende zu Boden glitt um seinen letzten, aussichtslosen Kampf gegen den Tod zu führen. Ach, wie er die Vorfreude an sich schon genoss. Welch Genuss würde dann erst die Vollendung seiner Pläne bringen?!

An dem Dolch vorbei blickte er abermals auf den Kämpfenden hinunter. Noch immer stand er - wenn auch wackelig - den Piraten gegenüber, nicht gewillt, seine Niederlage einzugestehen. Duncan Blackrose lächelte. Er würde noch früh genug merken, dass er verloren hatte und vor allem, dass er einem langsamen Tod ins Auge blicken musste.
Irgendwie war ihm solche Widerspenstigkeit bislang nur einmal untergekommen. Und daran erinnerte sich der Kapitän des Schrecken der Meere nur ungern, denn jener Kerl, der ebenso unbeugsam gewesen war, ebenso schwer zu brechen und ebenso widerspenstig wie dieser Offizier dort auf seiner Nussschale, war auch der einzige gewesen, der den Klauen der Greyhound je entkommen war. Dieser neunmalkluge Bengel, der in einem unbeobachteten Moment schlicht und ergreifend über Bord gesprungen war.
Zwar bezweifelte Blackrose, dass der Junge es wirklich geschafft hatte, das Land zu erreichen, dennoch war ihm dieses Opfer durch die Lappen gegangen und die Erinnerung daran brachte ihn auch jetzt noch zum Kochen. Er hatte es zwar geschafft, den Jungen zu ermüden, ihn gefügig zu machen, doch vollends hatte er den unzähmbaren Geist des Knaben damals nicht brechen können, ehe er verschwand.
Eher nebenbei bemerkten Duncan Blackrose und seine Mannschaft, wie zwei Schiffe hinzukamen. Auch wenn es dem Kapitän missfiel, musste er sich eingestehen, dass sie heute nicht mehr in der Lage waren, beide Schiffe zur Strecke zu bringen, und gab widerwillig den Befehl, die Leinen zu kappen und sich aus dem Staub zu machen. Doch nicht ohne seine Beute.

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Verbissen schlug Norrington seine Angreifer zurück, kämpfte um sein Leben, um seine Freiheit.

Befehle wurden an Bord des angreifenden Schiffes laut, die von einem Aufbruch sprachen. Irritiert wagte James einen kurzen Rundblick und erkannte die Schiffe, die auf die British Pride und die Greyhound zu kamen.
Es war Sparrow mit seiner Black Pearl und das vor einiger Zeit von ihm gekaperte Schiff, die Broken Heart. Mit neuem Elan schlug der Kommodore einen weiteren Angreifer zurück. Entweder würde er nun rasch sein Ende finden, sollten Sparrow und der andere Kapitän sich nun ebenfalls gegen ihn richten, oder aber es tauchte wirklich gerade ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont auf, ein Hafen der Hoffnung in mitten der stürmischen See der Verzweiflung.

Doch den kurzen Moment, den Commodore James Norrington sich in seiner Hoffnung verloren hatte, ließen die Feinde nicht ungenutzt und mit einem Aufschrei reagierte er auf den heftigen Schmerz, als etwas hartes seinen Schädel traf, ehe er zusammensank und alles um ihn herum schwarz wurde. So schwarz wie die Seele des feindlichen Kapitäns.

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Noch immer regnete es in Strömen, noch immer zuckten grelle Blitze zwischen den dunklen Wolken über den Himmel, noch immer pfiff der Wind unbarmherzig, fegte über das Land und die See hinweg, als wolle er alles mit sich reißen. Und noch immer saß Will an dem Strand in der kleinen, seichten Bucht und stierte vor sich hin.
Seine Kleidung war völlig durchnässt, klebte an seinem Körper, ebenso wie sein langes Haar, das sich während des kurzen Sprints hierher aus dem Zopf gelöst hatte. Sein Gesicht war nass von den Tränen, dem Regen, der auf ihn einpeitschte und von der Gischt die manchmal sogar bis zu ihm gepeitscht wurde. Noch immer hatte er keine Lösung gefunden, wie er Patrick helfen sollte, noch immer wusste er nicht, was er tun konnte, um die prekäre Lage wieder zu entspannen.
Doch etwas anderes wurde ihm nun bewusst. Er fror. Er fror erbärmlich. Die Temperatur, so warm es heute Morgen noch gewesen war, war geradezu in ein kühles Klima gestürzt, der kalte Wind tat ein Übriges. Schließlich stemmte Will sich aus dem Sand hoch, der ihn, von den Wellen immer weiter zurück gespült, schon halb begraben wollte, und machte sich endlich auf den Weg zurück nach Port Royal.

Es fiel ihm schwer, voranzukommen, den die nasse Kleidung wog schwer auf seinen Schultern und der Wind schien ihn am liebsten immer weiter fort tragen zu wollen. Es war dumm von ihm gewesen, bei diesem Wetter das Haus zu verlassen, doch nun war es zu spät. Dennoch machte sich Will schon Gedanken über eine Ausweichmöglichkeit. Er war müde und die Schmiede lag noch ein gutes Stück entfernt.
Auf dem Weg nach Hause kam er auch an Norringtons Anwesen vorbei und kurzerhand beschloss er, Jana um Unterschlupf zu bitten. Nur zu genau erinnerte er sich an das warme Bad, das er vor einiger Zeit bei ihr genossen hatte und die Vorstellung, dass warmes Wasser seinen unterkühlten Körper in eine liebevolle Umarmung nahm, war einfach zu verlockend, als dass er lange darüber nachdachte, wie er sie darum bitten konnte, ohne mit der Türe ins Haus zu fallen.
Nur ein Gedanke hielt ihn noch einmal kurz zurück: Was wenn Norrington mittlerweile nach Hause zurückgekehrt war? Er wäre wohl nicht sehr angetan, Will in seiner Tür stehen zu sehen. Diese Begegnung wäre Wills Gesundheit wohl alles andere als zuträglich.
Doch ein kalter Schauer und das unkontrollierte Zittern seines Körpers machten Will rasch klar, dass es seiner Gesundheit ebenso wenig zuträglich war, sich nun frierend in seine Wohnung zu setzen. Er hatte keine warme Badewanne zu Verfügung. Wenn er sich also wieder wärmen wollte, dann musste er wirklich Jana um Hilfe bitten.

Bibbernd und zitternd stand er schließlich vor der Türe und klopfte an.

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Kaltes, übelriechendes Wasser traf Norrington mitten ins Gesicht. Gleich darauf erhielt er einen heftigen Schlag auf die Wange, die seinen Kopf zur Seite schleuderte. Die üble Behandlung tat jedoch ihre Wirkung, denn langsam kehrte er aus der Bewusstlosigkeit zurück, sank in einen Dämmerzustand hinüber, aus dem er jedoch keinen Weg heraus fand.
"Wach endlich auf, Lümmel!", vernahm er eine krächzende Stimme und mühsam öffnete er die Augen. Sein Kopf hämmerte. "Sieh an!", schnarrte der Pirat, der ihn festhielt kichernd. "Es lebt ja doch noch."
Für seinen Zustand erstaunlich rasch, wurde sich James seiner Situation bewusst. Er war auf dem Piratenschiff, er war umgeben von diesen stinkenden, dreckigen, widerwärtigen Kreaturen, er war gefesselt und er war noch immer am Leben. Das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten.

Ein Mann trat in sein Blickfeld. Der schwarze Bart und die ebenso schwarzen Haare wiesen schon graue Strähnen auf, die Züge des Fremden waren entstellt durch zahlreiche Narben, die nur teilweise von dem wirren Bart und den wuchernden Augenbrauen überdeckt wurden. "Willkommen auf dem Schiff, welches man gemeinhin als "die Greyhound" bezeichnet, mein Freund.", erdreistete sich der Pirat nun zu sagen.
Beim Klang der kalten und berechnenden Stimme lief Norrington unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Ihm war sofort klar, dass sein Gegenüber keine Gnade kannte. Dies war also der Kapitän des todbringenden Schiffes.
"Ich werde jetzt etwas tun, was eigentlich sonst nicht in meiner Art liegt, doch ich stelle dich vor eine Wahl: Stirb, oder schließ dich meinen Männern und mir an." Das süffisante Grinsen auf dem Gesicht des Piraten zeugte davon, dass er die Antwort bereits kannte und dies nur als rhetorische Frage gemeint war.
"Niemals werde ich mich irgendwelchen dreckigen Halunken anschließen, die sich Piraten nennen!", giftete Norrington den Mann an. "Eher sterbe ich." Ein harter Schlag in seinen Magen ließ ihn vornüberkippen und die Beine, die ohnehin noch geschwächt waren vom Kampf gaben unter Norringtons Körper nach. Hätten ihn nicht zwei Piraten aufrechtgehalten, er hätte längst wieder auf den Planken des Schiffes gelegen.
"Nicht so laut mit solchen Wünschen.", meinte der Kapitän kühl. "Sie könnten in Erfüllung gehen. Aber warte nur. Dir bringe ich schon noch Gehorsam bei!" Und erneut landete ein Schlag in Norringtons Magen. Nur mühsam gelang es diesem, den Inhalt seines malträtierten Magens bei sich zu behalten. Stöhnend hing der einst so stolze Kommodore zwischen den beiden Piraten und mühte sich, wieder eine aufrechte Haltung einzunehmen. Es gelang ihm tatsächlich und fest blickte er seinen Gegenüber in die kalten Augen.
"Ich kenne Gehorsam. Aber nur gegenüber der englischen Krone." Dieses mal landete die Faust nicht in seinem Magen, sondern traf seinen Unterkiefer. James schmeckte Blut. Sein Blut, doch das machte ihn nur noch wütender und stärkte sein Vorhaben, nicht vor diesem dreckigen Pack im Staub zu kriechen und um Gnade zu winseln.
"Die englische Krone!", höhnten zahlreiche Umstehende Piraten. "Ich hab Angst!", lachten viele unter ihnen. Norrington biss sich auf die Unterlippe. Ja, er war nicht unbedingt in der Position, um Drohungen auszusprechen.
"Weißt du was, du dummer Hund? Wir pfeifen auf deine Krone!" Ein lauter Knall ließ die Luft erzittern. Norringtons Kopf schoss in jene Richtung, in der sein ehemals Stolzer Piratenjäger in den Wellen getrieben hatte. Rauch stieg auf, nichts war übrig als ein geborstener Rumpf und Trümmer, die in der stürmischen See trieben.
Hinter dem nunmehr zerstörten Schiff tauchte soeben die Black Pearl auf, der Broken Heart auf den Fersen. Wut kochte in Norrington hoch. Er hatte Sparrow ja noch nie geschätzt, doch dass dieser verdammte Pirat einem ohnehin wehrlosen Schiff den letzten Stoß versetzte, brachte seine Wut nun vollends zum Überkochen. Dort auf der British Pride waren gewiss noch Soldaten am Leben gewesen. Zum ersten Mal in seiner gesamten Laufbahn, hatte Norrington sein Schiff und seine gesamte Mannschaft verloren. Ein schwerer Schlag für den Mann.
"Ups! Die englische Krone hat jetzt wohl ein Schiffchen weniger.", kommentierte der Kapitän das rasche Sinken des geborstenen Rumpfes. "Wie schade." Er lachte.
Das war nun definitiv zu viel für den Kommodore. Mit neuer ungeahnter Kraft, geschöpft aus seiner unsäglichen Wut auf alle Piraten dieser Welt, riss er sich aus der Umklammerung der beiden Männer und stürzte auf den Kapitän los. Weit jedoch kam Norrington nicht, denn abermals traf ihn der Knauf einer Pistole, dieses mal auf die Schläfe und schickte den in Rage geratenen Kommodore ein weiteres mal bewusstlos auf die Planken des Schiffes. Wieder umfing ihn tiefe Schwärze.

"Schafft ihn nach unten. Ich kümmere mich später um unseren Gast.", meinte Duncan Blackrose mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen und trat dem bewusstlosen noch heftig in die Seite, ehe er davon geschliffen wurde. Norrington krümmte sich zusammen, erwachte jedoch nicht. "Für den Kerl brauche ich Ruhe.", meinte er lächelnd.
Schließlich wandte er sich an zwei Besatzungsmitglieder, die ihn angrinsten und nickte ihnen bestätigend zu. "Die oberste Regel.", murmelte der eine und lachte auf. Blackrose nickte nur und gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er sich an die Arbeit machen solle. Der Mann ging, gefolgt von seinem Kumpan.

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"Die oberste Regel…", murmelte Jack wie in Trance, als das Schiff der Royal Navy mit einem lauten Knall in Flammen aufging.
"Was hast du gesagt?", fragte Anamaria nach. Jack schüttelte die Erinnerungen ab und schluckte.
"Ihr sogenannter Codex.", entgegnete er schließlich. "Duncan Blackrose hat sich ein geschicktes System zurechtgelegt, das bislang seine Anonymität und das gespenstische Erscheinen der Greyhound gewahrt hat.", erklärte er schließlich. Auch Curtis war hinzugetreten. Alle drei mussten sich an der Reling festhalten, angesichts des heftigen Seegangs. "Die oberste Regel ist, dass kein Schiff, welches der Greyhound begegnet, diese Begegnung überstehen darf. Dicht gefolgt von der zweiten Regel… wer nicht überläuft, stirbt." Die Erinnerungen drohten Jack mit sich fort zu reißen, doch Anamaria hakte sich bei ihm unter und rückte ganz dicht zu dem Piraten auf, hielt ihn fest, hielt ihn zurück. Jack nickte ihr dankbar zu.
"Verdammter Mistkerl! Seit wann flieht diese elende Ratte bei der Ankunft eines Schiffes?", brauste Jack unvermittelt auf. "Sie sind zu schnell… wir werden sie wohl kaum einhohlen!" Anamaria schwieg. Was sollte sie auch sagen? Auch sie hatte längst gesehen, dass der Abstand zwischen der Greyhound, die trotz des Unwetters mit voller Takelung segelte, und den beiden Verfolgern immer größer wurde.

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"Captain! Diese Geschwindigkeit können wir nicht halten! Es könnte uns am Ende das ein oder andere Segel kosten!", brüllte der Mann am Steuer gegen das Tosen des Windes an. Duncan Blackrose hob den Blick und betrachtete die Selgel und Masten des Schiffes, die im Wind beängstigend ächzten und wohl wirklich bald nachgeben würden. Nach einer Weile wandte er den Blick zu den beiden Verfolgern. Das zweite Schiff, bestückt mit schwarzen Segeln, lag ein gutes Stück hinter dem ersten zurück. Er hob das Fernrohr und blickte auf die beiden Schiffe hinüber. Schließlich zog sich ein verächtliches Grinsen über sein Gesicht.
"Kursänderung! Refft die Segel, sobald wir denen unsere Kanonen zeigen. Machen wir aus dem gebrochenen Herzen mal einen gebrochenen Bug." Lachen antwortete auf sein kleines Wortspiel, ehe ein vielstimmiges "Aye" erklang und sich die Mannschaft anschickte, seinen Befehlen zu folgen.
Auf seinen Wink hin stürzte einer seiner Männer an die Seite seines Kapitäns und blickte ihn erwartungsvoll an. Blackrose grinste kalt. "Moody, geh unter Deck und kümmere dich um unseren Gast. Es soll ihm schließlich nicht zu gut gehen." Der Pirat nickte eifrig und stürzte davon, die Hände in Vorfreude aneinander reibend.

Norrington erwachte mit dröhnendem Schädel. Er schüttelte den Kopf, um die Benommenheit los zu werden, doch alles, was er dadurch erreichte, war eine schmerzhafte Explosion in seinem Schädel. Mit einem gedämpften Aufstöhnen presste der Mann die Handballen an seine Schläfen und schloss die Augen. In der Schwärze die hinter seinen geschlossenen Lidern herrschte, zuckten grelle Blitze des Schmerzes.
Doch nach einer kurzen Weile flaute der Schmerz etwas ab und wurde zu einem dumpfen Pochen, irgendwo ihm Hinterkopf, ein erträgliches Maß, das ihm erlaubte, die Augen wieder zu öffnen und sich vorsichtig umzusehen. Es dauerte nur einen viel zu kurzen Moment, ehe Norrington sich wieder entsann, was geschehen war und wo er sich befand und irgendwie wünschte er sich, es nicht begriffen zu haben, denn die Erkenntnis raubte ihm erst einmal seine Hoffnung auf ein Überleben dieses Abenteuers.
Ja, auch er hatte sich kundig gemacht über den Gegner, den es hier zu stellen gegolten hatte und auch wenn die Geschichten wohl aufgebauscht waren, viele sicherlich nicht der Wahrheit entsprachen und die Seemänner reichlich Seemannsgarn hinzugefügt haben mochten, blieb doch mit erschreckender Gewissheit eine klare Linie erhalten: niemand, der lebte, hatte die Greyhound je gesehen.
Noch während James darüber nachdachte, wie er am besten mit seiner Situation umgehen sollte, hörte er stapfende Schritte heruntersteigen und ein Licht erschien aus der Richtung, in welcher er ohnehin schon den Ausgang vermutet hatte. Instinktiv zog er sich in das hinterste Eck seines kleinen Gefängnisses zurück und harrte der Dinge, die kommen mochten.
Und auch wenn er das schon lange nicht mehr getan hatte, begann er in eben jenem Moment wieder, zu beten.

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"Ausweichen! Backbord, los! Die wollen uns ihre Breitseite zeigen!", brüllte Jack unvermittelt los. Alle blickten zur Greyhound, doch niemandem wäre eine Kursänderung aufgefallen. Anamaria jedoch nickte Martin zu und der Steuermann drehte sogleich am Steuer, als würde der Teufel persönlich hinter ihm stehen und ihn mit glühender Feuerpeitsche antreiben.
Minutenlang geschah nichts, langsam drehte die Broken Heart ein wenig nach Backbord, nahm erneut Fahrt auf. Doch dann sahen die Männer mit Verwunderung, dass die Greyhound tatsächlich mit einem raschen Manöver eine Position erreichte, in der sie ihren Verfolgern einen Schuss vor den Bug setzen konnte… oder schlimmer. Nun, so ganz stimmte es auch nicht. Die Greyhound HÄTTE seinen Verfolger schwer treffen können, wären sie auf gleichem Kurs weitergesegelt.
Doch Jacks rasche Reaktion hatte sie aus der unmittelbaren Gefahrenzone herausgebracht. Ein Jubel hallte über Deck, denn die Greyhound machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ihre Kanonen abzufeuern. Stattdessen nahm das Schiff erneut Fahrt auf.

Der Sturm flaute langsam ab. Noch immer verdeckten schwarze Wolken den Himmel und die Sonne, es war als wäre bereits später Abend. Nur vereinzelt zuckten noch Blitze über den Himmel und unvermindert prasselte der Regen herab.
Und unverändert segelte die Greyhound mit raschem Tempo einem unbestimmten Ziel entgegen, gefolgt von der Broken Heart und in einigem Abstand auch von der Black Pearl. Die Szenerie erweckte den Anschein, als wollen die Schiffe einfach nur ewig so weitersegeln, als würde diese Verfolgungsjagd niemals enden.

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Ohne langes warum und wieso hatte Jana den jungen Mann beim Oberarm gepackt, ihn ins Haus gezogen und ihm einen wärmenden Tee gekocht, während die Dienstmagd Wasser für ein Bad vorbereitete. Ohne einen Widerspruch zu dulden hatte sie Will angewiesen, die klatschnassen Klamotten sofort auszuziehen und ihm eine Decke gegeben, in die er seinen nunmehr nackten und zitternden Körper eingewickelt hatte.
Und dort saß Will nun, in der Wohnstube des Kommodore, in eine dicke Decke gewickelt, bibbernd und frierend, mit bebenden Lippen und schlürfte vorsichtig an dem heißen Tee. "Meine Güte, Will! Deine Lippen sind ja schon ganz blau… Das Bad ist gleich soweit.", murmelte Jana mit unverhohlenem Entsetzen und trat hinter den jungen Schmied. Sorgsam rieb sie ihm Schultern, Rücken und Oberarme ab, um ihm ein wenig Wärme zu geben. Dankbar schloss Will die Augen.
Kurz darauf wurde er auch schon in das Bad geführt. Der Raum war warm, Feuer brannte im Kamin, nun da der Wind nachgelassen hatte und dichter Dampf waberte ihm schon beim Eintreten entgegen. Ein wohltuender Duft erfüllte den Raum. Jana drehte ihm den Rücken zu und Will reichte ihr die Decke und stieg dann rasch in die Wanne. Er sog scharf die Luft ein, als das heiße Wasser seine unterkühlte Haut berührte, ließ sich jedoch unerbittlich in die Wanne gleiten. "Zu heiß?", fragte Jana besorgt nach, doch Will verneinte sogleich. Es war extrem warm, ja, doch genau das brauchte er jetzt auch.
Jana gab die Decke nach draußen und schloss die Tür. Sie drehte sich um und ging in großem Bogen um die Wanne herum zu einem kleinen Stuhl, der in der Ecke stand. Dabei erwiderte sie Wills irritierten Blick mit einem entschuldigenden Lächeln. "Sei nicht böse, wenn ich jetzt einfach so hier bleibe, Will. Aber du bist halb erfroren und reichlich erschöpft… ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn ich die unbeobachtet in der Wanne wüsste. Ich kann aber auch ein Dienstmädchen…" Will schüttelte matt den Kopf.
"Nein, schon gut. Ich verstehe schon.", murmelte er müde und lehnte sich im Wasser zurück. Jana hatte Recht. Er war erschöpft.
"Was ist passiert?", fragte Jana nach einer Weile des Schweigens. "Willst du es mir nicht erzählen? Du sitzt doch nicht nur zum Spaß scheinbar stundenlang im Regen herum…" Nichts als Schweigen antwortete ihr. Doch als Jana das Gesicht des jungen Mannes betrachtete, war ihr sogleich klar, weshalb Will schwieg. Er war tatsächlich vor Erschöpfung eingeschlafen.
Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und sie beschloss, ihn eine Weile schlafen zu lassen, solange er dabei nicht unter die Wasseroberfläche sank und ertrank. Nachher wollte sie ihn wecken und dann ins Bett bringen. Vielleicht würde Will von selbst erzählen, wenn nicht, konnte sie ihn immer noch löchern, sobald er ausgeruht war. Der Gedanke an Patrick schoss ihr durch den Kopf und sie beschloss, nachdem Will aus der Wanne geschafft war, eine Magd zu seiner Schmiede zu schicken, die den Jungen holen sollte.

Nach etwa 20 Minuten weckte Jana den jungen Mann vorsichtig auf. Will schrak dennoch hoch und blickte sich erst einmal irritiert um. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Antlitz, als er feststellte, wo er geschlafen hatte. "Nicht ganz der rechte Ort für ein Nickerchen, nicht wahr?", meinte er knapp und wusch sich noch schnell die Haare, ehe er aus der Wanne stieg, wobei Jana sich wieder folgsam umdrehte.
Sie hatte ihm Kleidung vom Kommodore zurechtlegen lassen, in die Will nun auch geschwind schlüpfte. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Norrington ihn wohl dafür einsperren oder sogar hängen lassen würde, wenn er es je erfuhr. "Fühlst du dich besser?", unterbrach Jana seine Gedanken und erntete ein dankbares Nicken.
"Danke für alles. Ich wusste wirklich nicht, wohin… verzeih meinen Überfall.", murmelte Will schuldbewusst. Doch Jana winkte ab.
"Ist nicht so tragisch, Will. Jetzt leg dich erst einmal schlafen und ruh dich ordentlich aus." Will nickte und ging in Richtung Gang. Jana hielt ihn zurück. "Nein Will. Es gibt in diesem Haus genügend Zimmer. Ich fühle mich wohler, wenn du heute hier bleibst. Ich weiß nicht, ob du deinen kleinen Badeausflug im Sturm unbeschadet überstehen wirst. Meist endet so eine massive Unterkühlung mit Fieber… Dann will ich das sofort merken und nicht erst am darauffolgenden Tag.", murmelte sie leise.
Will hörte ehrliche Besorgnis in ihrer Stimme und gab sich geschlagen. Zwar glaubte er nicht, dass er krank werden würde, doch wenn sie sich wohler fühlte… ihm war es einerlei, ob er in der Schmiede oder hier schlief. Um es genau zu nehmen, war es ihm hier sogar lieber, denn die Schmiede würde so leer und kalt sein…

Essen wollte Will nichts und so bugsierte Jana ihn gleich ins Bett, was der junge Schmied auch ohne Widerrede geschehen ließ. Sie zog die Vorhänge in dem Raum zu und verließ leise das Zimmer. Als sie die Türe schloss, kündeten Wills ruhige Atemzüge bereits davon, dass er im Land der Träume war.
Gleich darauf kam auch die Magd zurück, die sie zur Schmiede geschickt hatte und berichtete, dass niemand dort gewesen sei. Ein grässlicher Verdacht schlich sich in Janas Gedanken. Will hat kein Wort über Patrick verloren, seit er durch die Türe getreten war. War dem Jungen etwas passiert? War Will deshalb so aufgelöst gewesen? Die Ungewissheit ließ Übelkeit in ihr aufkommen. Zu gerne hätte sie erfahren, was geschehen war, doch Will benötigte jetzt dringend Schlaf und so musste sie sich wohl oder übel gedulden, bis der junge Mann wieder auf den Beinen war.

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Seine Gebete wurden nicht erhört. James fühlte sich elend. Der Pirat, kurz darauf noch unterstützt von einem weitern Taugenichts, hatte wohl die Anweisung erhalten, dem Gefangenen das Leben zur Hölle zu machen und diese Anweisung führte er sehr gewissenhaft aus. Seinen Mageninhalt hatte der Kommodore schon längst wieder von sich gegeben. Traktiert und misshandelt hatte sein Magen irgendwann aufgegeben, sich noch zu wehren.

Zu Norringtons Grauen und Ekel lag er auch noch in seinem eigenen Erbrochenen, doch seine Beine konnten und wollten ihn nicht mehr halten. Zahlreiche Prellungen und blaue Flecke zierten seinen Körper, es gab wohl kaum eine Stelle, die ihm nicht weh tat. Eine Platzwunde über dem linken Augen entstellte mittlerweile sein Gesicht, eine weitere vermutete er an seinem Hinterkopf, die langen Haare waren verklebt von Schweiß, Dreck, Blut und Erbrochenem. Es roch fürchterlich und wäre sein Magen nicht ohnehin schon völlig leer gewesen, so hätte er jetzt wohl den Rest von sich gegeben. Der Würgreiz blieb auf jeden Fall erhalten.
Nur am Rande seines Bewusstseins vernahm er die Stimmen seiner Peiniger, konnte jedoch ihren Worten keine Bedeutung beimessen. Seine Augen waren schon seit einiger Zeit geschlossen. Das Linke war ohnehin zugeschwollen, das rechte war ihm quasi zugefallen, in seinem halb bewusstlosen Zustand. Er merkte noch, dass er langsam wegdämmerte in die Bewusstlosigkeit.

Schneller als es ihm lieb war, erwachte er jedoch wieder, als einer der Piraten mit dem höhnenden Kommentar "Du stinkst!" einen großen Eimer kalten Wassers über ihm entleerte. Ein zweiter Eimer folgte auf dem Fuße. Norrington reagierte jedoch für den Geschmack der Piraten zu langsam und als er keinerlei Anstalten machte, sich zu erheben, kam einer der beiden zu ihm und riss mit hartem Griff seinen Kopf an den langen Haaren hoch.
"Na? Du wirst doch wohl nicht aufgeben? Ein bisschen mehr Kampfgeist hatte ich ja schon erwartet!", vernahm er eine ihm nur zu bekannte, kalte Stimme und endlich öffnete James die Augen, so gut es ihm eben möglich war. Wie er richtig vermutet hatte, stand über ihm kein geringerer als der Kapitän dieses unseligen Schiffes.
"Nun, mein Freund. Vielleicht kann ich deinen Kampfgeist ja wieder ein wenig entfachen. Sei nur gewarnt: Wenn ich die Lust an dir verliere, werfe ich dich meinen Männern zum Fraße vor, und wie du sicherlich schon gemerkt hast, sind die sehr hungrig. Denen fallen noch viel schönere Methoden ein, um dir das Leben zur Hölle zu machen und glaube nicht, dass dich ein rascher Tod erwartet. Die sind sehr geschickt in solchen Dingen."
Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Kapitäns aus, untermalt vom Johlen einiger Männer. Wut flammte aufs neue in Norringtons Gedanken auf und sein Kampfgeist kehrte zurück.
"Feigling.", murmelte er noch immer geschwächt und erntete dafür einen harten Schlag gegen den Unterkiefer, der ihn jedoch nicht daran hinderte, seinem Gegner erneut die Beleidigung an den Kopf zu werfen.
"Wir sind Piraten, keine Feiglinge.", meinte Duncan Blackrose mit gekünstelter Sanftheit.
"Feiges Pack.", knurrte Norrington erneut. Ein wenig von seiner Festigkeit war bereits in seine Stimme zurückgekehrt. "Wenn ihr nicht so feige wärt, dann hätte ich jetzt einen Dolch oder einen Degen in der Hand und wir würden uns einen ordentlichen Kampf auf Leben und Tod liefern, anstatt dass hier eine handvoll Piraten auf einen einzelnen, unbewaffneten Mann einprügelt." Duncan Blackrose lachte.
"Spinnen wir den Faden mal weiter. Gehen wir davon aus, der ehrenwerte Offizier würde unterliegen. Das gäbe einen raschen Tod und eine weitere Leiche und wo bleibt der Spaß? Gehen wir aber davon aus, dass ich verlieren würde, dann stünde am Ende des Kampfes MEIN Tod und das würde mir nicht gefallen… welchen Sinn macht es also für mich, hier einen ehrlichen Kampf zu liefern?"
Lachen erklang und Norringtons Mut sank. Ganz offensichtlich ging es den Piraten tatsächlich nur um den Spaß an der Folter und der Misshandlung. Darum, ihr Opfer schreien und um Gnade winseln zu hören. Doch das würden sie von ihm nicht bekommen, dazu war Norrington fest entschlossen.
"Sieh an. Flackert da etwas wie wilde Entschlossenheit auf? Sehe ich neu entfachten Kampfgeist in den Augen unseres Spielzeugs? Wie schön. Du wirst uns noch ein paar Stunden Spaß bescheren. Und Stolz, mein Freund, lässt sich ebenso leicht brechen wie ein kleiner Finger.", grinste der Kapitän, was erneut vom Johlen und Grölen der Piraten begleitet wurde.
"Seid lieb zu ihm.", meinte Duncan Blackrose mit einem gehässigen Grinsen, als er die Zelle verließ. Das boshafte Lachen und Grölen, die Piraten, die nun auf seine Zelle zukamen, ließen Norrington nur erahnen, dass sie etwas wirklich Grässliches mit ihm vorhaben mussten.

Ein lüsterner Ausdruck lag auf den Gesichtern der Männer und ein kalter Schauer kroch Norringtons Rücken hinab. Er rappelte sich hoch und kroch in die hinterste Ecke der Zelle, dicht an die hölzerne Wand gepresst, mit beiden Händen das Gitter fest umklammert, darum bemüht, das Zittern seines Körpers zu unterdrücken, als er sah, wie einer der Piraten anfing, sich seiner Hose zu entledigen. Das konnte doch einfach nicht der Ernst dieser dreckigen Bande sein!
Raue Hände ergriffen ihn, krallten sich in sein Haar und versuchten ihn, von Wand und Gitter fort zu zerren. Norrington biss die Zähne fest aufeinander und unterdrückte den schmerzgepeinigten Aufschrei. Etwas Hartes traf seine Hände als er die Augen ein wenig verdrehte sah er, dass einer der Piraten sich daran machte, seine Finger mit dem Griff einer Pistole zu bearbeiten. Sie würden ihm gewiss jeden Knochen einzeln brechen, um ihn vom Gitter fort zu schaffen, doch die Angst vor dem, was dann passieren mochte, machte es James unmöglich, seinen Griff zu lösen.
Erneut traf der Griff der Pistole hart auf seine Hand. Es knackte, doch ob es nun der Arm, das Handgelenk oder ein einzelner Finger war, der unter dem Schlag brach, vermochte der Mann nicht zu sagen. Den Schmerz spürte er nur wie durch eine Watteschicht, in seiner blinden Angst.
Schließlich hatten die Piraten doch Erfolg. Sein Griff löste sich, obgleich Norringtons einziger Gedanke noch "festhalten" war, zogen und zerrten sie ihn von seinem vermeintlichen Schutz fort. Er sträubte sich aus Leibeskräften, bäumte sich auf und schlug wild und fast besinnungslos vor Angst um sich. So mancher Schlag landete auch einen Treffer, was die Piraten jedoch nicht von ihrem Vorhaben abbrachte.
Seinen Stolz sollten sie brechen, das hatte der Kapitän unmissverständlich zu verstehen gegeben und genau das würden sie auch tun.

Alles sträuben war vergebens. Die Piraten schienen sich noch köstlich darüber zu amüsieren, doch loswerden konnte er sie nicht. Trotz allem lieferte James seinen Feinden einen erbitterten Kampf und es beanspruchte gewiss fast eine halbe Stunde, ehe die Piraten endlich ganz deutlich die Oberhand gewannen.
Mittlerweile war Norrington heiser, Tränen benetzten sein Gesicht, raubten ihm die Sicht, doch es war wohl besser so. Nach einem erbitterten Kampf hatten sie ihn auf die Füße gezerrt. James fühlte kaltes, klammes Holz unter seinem Oberkörper und raue Fesseln legten sich unerbittlich um seine Handgelenke, gleich darauf wurden auch seine Fußgelenke in Fesseln gelegt und mit Entsetzen erkannte er, dass er halb auf einem Tisch lag, an die Beine des Möbelstückes gebunden, wo auch immer die Männer dieses so rasch her hatten. Längst lag die Kleidung des Mannes in Fetzen über den Boden verstreut, das Lachen seiner Peiniger hallte in seinen Ohren und übertönte jedes andere Geräusch.
James atmete schwer, sein Widerstand drohte zu ersterben, er konnte nicht mehr. Doch als er nackte Haut fühlte, Hände, die ihn begrabschten, unsanft packten und festhielten, bäumte er sich ein weiteres mal gegen die Fesseln auf und schaffte es beinahe, sich loszureißen. Doch nur beinahe.
Heiße Tränen schossen ihm in die Augen, seine Schmerzensschreie erklangen heiser und matt als die Piraten ihn endlich außer Gefecht gesetzt hatten und nun über ihn her fielen; als einer der Peiniger unerbittlich und grob in ihn drang. Die bittere Erkenntnis trat in seinen Geist, dass ihm nun das widerfuhr, was er so vielen Frauen angetan hatte und den Gedanken, dass es ihm wohl recht geschah konnte selbst der Schmerz und die Demütigung, die er empfand nicht aus seinem Gehirn wischen.

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"Sie kann nicht verschwunden sein!" Doch was sie sahen, strafte Jacks sichere Worte Lügen. Denn Jack und die anderen, die an Bord der Broken Hear standen und die Gegend absuchten, sahen nichts. Absolut nichts. Die Greyhound schien wie vom Meer verschluckt.
In der zunehmenden Dunkelheit war es Duncan Blackrose einmal mehr gelungen, das Mysterium Greyhound aufrecht zu erhalten. Irgendwie hatte er irgendwo einen sicheren Unterschlupf gefunden und seine Verfolger schließlich an der Nase herum geführt und sie in die Irre geleitet. Sie hatten versagt.
"Und nun?", vorsichtig stellte Anamaria die Frage, die wohl jedem im Kopf herumspukte. Jack seufzte und zog die Schultern hoch.
"Du bist der Captain. Wir können sie weiter suchen, was angesichts der Dunkelheit jedoch zu gefährlich ist, oder wir bleiben hier und sehen, ob uns morgen etwas auffällt, oder wir machen uns auf den Heimweg." Er zog die Augenbrauen hoch und blickte weiter hinaus auf die nunmehr beinahe schwarze Oberfläche des Meeres.
"Verdammt Jack. Du kennst das Schiff und seine Methoden. Was rätst du uns?", brauste Anamaria auf. Ein bitteres Lachen erklang von dem Mann mit den verfilzten Haaren.
"Weißt du was? Es ist egal.", meinte er in fast schon hysterischem Tonfall. "Es spielt keine Rolle, was wir jetzt machen! Wir haben in den Abgrund geblickt und jetzt wird er uns verschlingen. Wir haben das Schiff gesehen und sind unbeschadet davon gekommen… das wird Blackrose nicht riskieren. Er wird UNS finden." Und damit wandte Jack sich um und verschwand in der Kabine. Bedrücktes Schweigen lag über den zurück gebliebenen.

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Die ersehnten Antworten musste Jana noch weiter hinaus schieben. Der Tee und das heiße Bad hatten es zu ihrer großen Sorge nicht geschafft, Will vor dem Fieber zu bewahren. Nun lag der junge Mann im Bett, geschüttelt von Fieberkrämpfen. In fiebrigen Wachträumen und Fantasien gefangen, stammelte er zusammenhangloses, wirres Zeug und das Rasseln, welches bei jedem Atemzug in seiner Brust erklang, ließ Jana schon beim bloßen Zuhören unter Erstickungsangst leiden.
Ihre Tochter hatte sie in die Obhut eines Dienstmädchens gegeben und wachte nun schon die halbe Nacht am Bett ihres Patienten. Ein Arzt, hastig herbei gerufen zu später Stunde, vermochte nichts weiter zu tun, als ihr Mut zuzusprechen, ein paar fibersenkende Kräuter zu geben und rasch wieder das Weite zu suchen.
Mit kalten Umschlägen und Kräutertees kämpfte sie nun schon seit Mitternacht darum, das Fieber zu senken und die Angst, den Kampf zu verlieren, presste ihr das Herz in der Brust zusammen. Liebvoll tupfte sie die schweißnasse Stirn des Schmiedes ein weiteres mal ab und obgleich er beizeiten die Augen öffnete und in ihre Richtung starrte, war sich Jana fast sicher, dass er sie nicht sah, oder zumindest nicht erkannte.
"Halte durch, Will. Gib nicht auf!", beschwor sie den jungen Mann wieder und wieder.


OMFG!!
Wer mir nach der langen Pause noch von den Lesern geblieben ist, springt jetzt vermutlich ab. Der Titel des Kaps ist Programm… dachte ich noch, in Kapitel 26 und 27 den großen Schowdown zu liefern und mit Kapitel 30 spätestens das endgültige Ende einzuleiten, ist die Greyhound also wieder entwischt…
Grund: ich muss die Charaktere so hinschreiben, dass sie am Ende dort landen können unter den Umständen, die ich ihnen zugedacht habe. lol

Ich bitte, nein ich bettle und flehe um euere Vergebung für dieses Kapitel, die neue Gewalt, das abermalige Verschwinden der GH... ich weiß, es wird langweilig. heul

So nun zu den Reviews (die vermutlich die letzten waren. snif)

Manu2211: hüstel naja,... das mit Spannung war wohl nicht so, oder?! Die Reaktion von Jack hätt ich schon noch gerne ausgebaut, aber ich wollte nicht langweilen. Danke für dein Review!

Inlaka: Ich weiß, es wurde langweilig und wirklich geändert hat sich das vermutlich auch nicht... heul Alles, ja alles, was du angemerkt hast, hab ich schon in Planung. g kommt alles in den nächsten Kaps... sorry, dass es sich wieder hinzieht! um entschuldigung bitt Vielen dank für dein langes Review!

Azrael: Ähm... wohl kaum. Das zieht sich noch ein wenig hin, mit dem Schluss. hüstel Danke fürs Reviewn!

Mary Hawk: Und ich lass euch doch noch warten.. sorry. Aber die finale schlacht kommt noch. ganz bald. Schließlich kann sich die Greyhound nicht ewig verstecken! Danke für dein Review! hat mich sehr gefreut!

Jo, bald geht's weiter und ich hoffe, ihr Reviewt mir doch nochmal... lieb guckt