Disclaimer: Der Charakter Javert gehört Victor Hugo, und alles, was ihm nicht gehört, gehört ganz sicher A. Boublil und C.-M. Schönberg. Einige Zitate gehören UK (Sorry dafür, aber sie paßten so gut…)
für Javert mit Dank für den Deal
Is it from heaven or from hell?
„O mon Satan," stöhnte eine fremde Stimme, „nicht noch einer!"
Inspektor Javert sah sich irritiert um. Eben noch hatte er sich von einer der zahlreichen Pariser Brücken in die Seine und damit in den Tod gestürzt, und nun stand er vor einer jämmerlich aussehenden Gestalt, deren untere Körperhälfte von einer Art Tresen verdeckt wurde.
„Erst diese unzähligen Barrikadenkämpfer und die Regierungstruppen voller Sünder," schimpfte die Stimme unbeeindruckt weiter, „und dann, wenn man denkt, es wäre Feierabend, kommt noch so ein Nachzügler... Name?"
Beinahe wäre Javert zurückgezuckt, denn unvermittelt hatte ihn die volle Aufmerksamkeit zweier rotglühender Augen getroffen. Doch letztendlich konnte seine Contenance nicht einmal das erschüttern.
„Javert," antwortete er mit fester, ruhiger Stimme.
„Vollständiger Name." Die Stimme klang ungeduldig, während die beiden Augen ihre Aufmerksamkeit wieder einem Buch mit pechschwarzen Seiten und blutroter Schrift zuwandten.
„Inspektor Javert," entgegnete Javert.
Die Gestalt hinter dem Tresen hob erneut den Kopf und musterte den Menschen verärgert. Währenddessen blätterte das Wesen allerdings weiter in dem Buch, bis schließlich seine Finger nach unzähligen Zeilen das gefunden zu haben schienen, wonach sie gesucht hatten.
Der Blick wandte sich erneut von Javert ab, der sich mittlerweile doch leicht unwohl gefühlt hatte.
„Inspektor Javert, in der Tat." Der Blick hob und senkte sich wieder.
„Hier ist ein Querverweis," sagte das Wesen mehr zu sich selbst und blätterte erneut in dem Buch. Es las auf einer Seite, die statt blutroter Buchstaben silbrig glänzende aufwies. „Es tut mir leid, aber wir werden Sie nicht aufnehmen, Monsieur."
Irritiert blickte Javert die Gestalt an, die soeben das Buch mit einem beeindruckenden Donnergrollen schloß. „Was bitte heißt hier ‚wir'," verlangte er zu wissen, „und wo soll ich weshalb nicht aufgenommen werden?"
Das Wesen blickte seufzend auf. Es legte seine Hände auf den Tresen, der augenblicklich zu beben und zu wackeln begann. Donnergrollen schien nun aus allen Ecken des Raumes zu kommen. Als weder dies, noch ein weiterer Blick aus den rotglühenden Augen den Menschen beeindrucken konnten, resignierte das Wesen. Statt seine restliche Energie auf weiteren Budenzauber zu verschwenden, ließ es sich zu einer Erklärung herab.
„Wir," verkündete es mit einer Stimme, die mit ein bißchen Extra-Hall unterlegt war, „das sind mein Chef und all seine treuen oder, besser gesagt, untreuen Seelen."
Mit einer melodramatischen Geste wies die Gestalt auf die Tür gleich neben dem Tresen. „Porte d'enfers" stand darauf zu lesen.
Javert entzifferte es. Die Hölle. Natürlich! Er hatte Hand an sich gelegt. Das war eine der schwersten Sünden, und egal, wie gottesfürchtig sein Leben davor gewesen war, dies allein rechtfertigte ewige Qualen und Verdammnis. Doch weshalb wollte die Hölle ihn nicht einlassen?
Fragend sah er zu dem Teufel, der am Tresen Dienst tat.
„Gott hat interveniert," entgegnete dieser, als hätte Javert seine Frage laut ausgesprochen. „Deine Seele muß ihr viel wert sein. Sie hat mehrere Bischöfe dafür eingetauscht."
„Ihr?" Javert war verwirrt.
„Selbstverständlich ‚ihr'," entgegnete der Teufel schulterzuckend, „Gott ist schließlich eine Frau."
