Hei.
Hier ist der Rest des Briefes, aber es geht danach noch weiter :-)

Teil: 2/5

Harrys Brief:


Ich kenne Sie jetzt schon über 7 Jahre.
7 Jahre lang waren wir Feinde.
Sie hassten mich dafür, dass ich in Ihren Augen genauso wie mein Vater war und ich hasste Sie dafür, dass Sie mir nicht die Chance gaben, zu beweisen, dass ich eben nicht wie mein Vater war.

Nun, das war zumindest am Anfang so. Bevor mir bewusst wurde was Sie eigentlich tun, was Sie riskieren. Ich sah es jede Nacht. Jede Nacht, sah ich wie er hilflose Menschen oft auch Muggel folterte…

Je öfter ich das sah, je mehr mir bewusst wurde was Sie eigentlich tun, desto mehr schwand auch mein Hass gegen Sie.
Gut, wir wären wahrscheinlich nie beste Freunde geworden, dafür stand zu viel zwischen uns, aber vielleicht, vielleichthätten wir ja aufgehört einander anzufeinden?
Ich weiß es nicht!
Aber je älter ich wurde, desto mehr bewunderte ich Sie.
Ich habe es mir niemals anmerken lassen, aber ich habe es getan und tue es auch jetzt, als ich diesen Brief schreibe. Wahrscheinlich ist auch das der Grund weshalb ich Ihnen schreibe, von alle den Menschen ausgerechnet Ihnen.

Ja, Du hast richtig gelesen, ich bewundere Dich.
Spätestens jetzt wird dieser Brief als ein Häufchen Asche enden, schade.

Denn eigentlich wollte ich mich bei Dir bedanken, darum schreibe ich diesen Brief.
Ich wünschte, ich könnte es Dir persönlich sagen, aber das ist so abwegig, dass allein daran zu denken schon wahnsinnig ist. Und deshalb sage ich es Dir nun auf diesem Weg…

Ich wollte mich dafür bedanken, dass Du versucht hast mir Okklumentik beizubringen, obwohl Du sicher besseres zu tun hattest. Es tut mir leid, dass Dein Bemühen umsonst war, es tut mir leid.
Und ich wollte mich dafür bedanken, dass Du die Gefahr immer wieder auf Dich nimmst und zu Voldemort zurückkehrst. Ohne Dich könnten wir Überhauptnichts unternehmen. Ich weiß, dass die Meisten überhaupt nicht wissen, was Du eigentlich für uns tust, sie nehmen es als eine Selbstverständlichkeit hin, aber das tue ich nicht.
Ich nicht!
Ich sehe jede Nacht, was für ein Risiko Du eingehst und ich wünschte, Du würdest es nicht tun.

Und ich weiß, dass sich noch niemand bei Dir dafür bedankt hat, dass Du immer wieder dein Leben für uns riskierst und das will ich hiermit nachholen. Danke.
Du bist der Held, den sie alle in mir sehen und der ich nicht bin, Du schon.

Danke!

Ich sehe direkt schon vor mir, wie die Flammen das Pergament ergreifen und langsam verschlingen. Aber ich hatte ja immer schon Glück.

Vermutlich glaubst Du, ich hätte Dich in letzter Zeit mehr den je gehasst, dass ich Dir die Schuld an Sirius Tod gebe, aber das tue ich nicht.
Und ich hasse Dich auch nicht.
Ich habe versucht Dich zu schützen, vergeblich. Ich weiß, dass Du niemals etwas nicht tun würdest wenn Du die Gelegenheit dazu hättest. Das ist noch so eine Sache, um die ich Dich beneide und wofür ich Dich bewundere.

Ich hätte eine Menge Leute das Leben retten können, oder zumindest bewahren können, wenn ich sie davon abgehalten hätte, sich für mich zu opfern. Wenn ich doch nur nicht so dumm gewesen wäre! Ich hätte sie retten sollen und sie sind für mich gestorben. Ich bin schuldig.

Die ganzen letzten Jahre bestanden nur aus Überlegungen wie Voldemort zu besiegen ist und wie ich meine Freunde beschützen kann.

Meine Freunde.
Sie haben nie wirklich mich gesehen, gut daran bin ich wohl selber schuld, ich zeige ihnen nicht mein wahres Gesicht, nicht meine Leere. Alles was sie sehen ist eine Maske. Aber ich wollte sie doch nur schützen, ich wollte ihnen die Gelegenheit geben richtig zu leben, das Erwachsen werden zu genießen. Etwas was ich nie konnte. Man wird nun mal erwachsen wenn man immer wieder die Menschen, die einem am nächsten stehen sterben sieht. Wenn man schon mit 11 Jahren eine Welt retten soll, da es die mächtigsten Zauberer nicht können.

Ja, ich weiß, dass ich nur ein Werkzeug war,… oder bin?
Und wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe, habe ich ausgedient und werde vergessen, zu mindest nach einiger Zeit.

Ich weiß das und ich habe es akzeptiert, aber sie könnten das nie verstehen, so wie sie auch meine Dunkelheit und meine Leere nicht verstehen würde….

Ja, Harry Potter, der Junge der lebt, ist nichts anderes als zerbrochen. Meine Hände sind voll Blut und ich kann nicht mehr davon rennen, nicht vor mir,
ich kann mich nicht mehr verstecken, vor mir
und ich bin verloren, in mir selbst.
Ja, ich bin zerbrochen und am Ende.
Ich gebe es zu, frei und unverhohlen und wenn sie nicht so dumm wäre, würde es auch jeder sehen. Aber so sind sie nun mal. Sie leben in ihrer eigenen kleinen, heilen Welt. Solange es ihnen gut geht, kümmern sie sich nicht um das, was um sie passiert. Kümmern sich nicht um das Elend um sie herum, nicht um die Toten, zwischen denen sie stehen, denn sie wollen es nicht sehen. Es macht sie traurig, es lenkt sie ab. Und darum schließen sie ihre Augen und ignorieren das Offensichtliche.

Aber ich kann das nicht, egal wie sehr ich es auch versuche, ich kann es nicht.
Wie oft konnte ich nicht schlafen? Nächte lang? Ich weiß es nicht, aber so oft ich auch versucht habe die Erinnerung an die Bilder in meinem Kopf zu verdrängen wurden sie nur umso deutlicher. Sie verfolgen mich, sie sind in meinen Träumen und begleiten mich bei jedem Schritt, den ich tue. Sie reißt mich in Stücke und manchmal bin ich mir sicher, dass niemand überleben wird, dass dieser Wahnsinn niemals enden wird, dass alles verloren ist.

Ich bin zerbrochen und ich bin schuldig.

Ich weiß, Du wirst mir nicht glauben, aber ich wusste immer das es so kommen muss, spätestens seit ich von der Prophezeiung erfahren haben aber ich glaube, nein ich weiß, dass ich es schon davor spürte, irgendwie, ich weiß nicht…
Ich wusste immer dieser Tag würde einmal kommen, aber ich habe ihn nicht gefürchtet, denn wenn man fürchtet, hat man etwas zu verlieren und ich habe nie etwas besessen, das es etwas wert war.

Klar, ich habe Freunde, Menschen die mich lieben, die ich liebe, aber vielleicht ist das ja nicht genug?
Wer weiß?
Vielleicht fällt es mir deswegen ja so leicht Abschied zu nehmen, fällt es mir eigentlich leicht?
Tut es das?
Ich weiß nicht, wahrscheinlich schon, aber warum schreibe ich dann diesen Brief, und ausgerechnet Dir?
Nur um mich zu bedanken? Ich weiß nicht…..

Man sagt, dass sich dort, wo sich eine Tür schließt, augenblicklich eine andere Türe auftut und einen anderen Weg, andere Möglichkeiten offenbart. Das scheint vorerst eine außerordentlich schöne Hoffnung zu sein, nämlich die Gewissheit, dass es immer noch einen anderen Weg, einen Ausweg gibt und dass man folglich niemals endgültig vor verschlossenen Türen steht.
Ich weiß das und ich weiß auch, dass es bedeutet, es könnte vielleicht auch einen anderen Weg geben, vielleicht müsste ich nicht sterben, vielleicht….

Aber so viele Menschen, die ich geliebt habe und die mich geliebt haben, haben sich für mich geopfert.
Glaubst Du ich könnte mit diesem Wissen weiterleben?

Manche Dinge müssen einfach passieren und damit wären wir, wäre ich, am Ende angelang… am Ende.
Ich bin so viele Tode gestorben, jedes mal aufs Neue, wenn er mir einen meiner Freunde nahm, jeden Tag, die letzten Jahre.

Also bitte sei mir nicht böse, dass ich gewählt habe so zu sterben.
Aber sieh es so: Ich will keinen Heldentod sterben, ich will nur erlöst werden


Leb wohl

Harry James Potter


P.S. Wenn du tatsächlich bis hier hergelesen haben, tut es mir leid, dass du vor kurzem, als der Dunkle Lord starb, Schmerzen in deinem Mal hattest, aber nun hast du wenigstens eine Erklärung dafür.

Tbc
Review? Bütte...