Kapitel 5:

Ob ihr Weinen ein schlechtes Omen gewesen war oder nicht, der Tag ging für Lizzie so weiter wie er begonnen hatte. Das Wetter war schlecht und es schneite so stark, dass Lizzie im Haus bleiben musste. Und obwohl ihr Pemberley langsam vertraut wurde, fühlte sich in dem Haus noch nicht so heimisch, dass es ihr nichts ausmachte, einen Tag nur im Haus zu verbringen, vor allem, wenn sie noch dazu ganz alleine war.

Nachdem sie spät aufgestanden war, hatte sie sich zum Lesen in den Salon gesetzt. Sie war müde und erschöpft, denn, nachdem sie am Morgen nach Fitzwilliams Abreise aufgewacht war, hatte sie nicht mehr einschlafen können. Und auch das Weinen hatte sie so sehr ausgelaugt, dass sie schon fest damit rechnete, spätestens zum Mittagessen starke Kopfschmerzen zu haben. Sie war unruhig, weil sie sich Sorgen um ihren Ehemann machte, der bei diesem ungastlichen Wetter die lange Reise nach London angetreten hatte, und konnte sich doch nicht eingestehen, dass sie Angst um ihn hatte. Denn schließlich war sie immer noch wütend auf Fitzwilliam, dass er einfach ohne Lebewohl gegangen war, und glaubte nicht, dass er es verdient hätte, dass sie sich um ihn sorgte. Aber die Ungewissheit und Furcht waren nichtsdestotrotz nicht zu vertreiben und so sprang sie immer wieder von ihrem Sessel auf, um zu sehen, wie es draußen aussehe.

Als Lizzie schließlich klar wurde, dass sie dieses Buch schon zu häufig gelesen hatte und sich, wenn sie tatsächlich vorhatte, sich durch Lesen abzulenken, besser ein anderes dafür aussuchte, suchte sie Pemberleys große Bibliothek auf. Diesmal fand sie sie auf Anhieb. Sie stöberte in den Buchregalen und ließ die Atmosphäre auf sich einwirken. Dieser Raum war so ruhig, fast schon friedlich und wirkte trotz seiner Größe gemütlich. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte Lizzie, wie die Ungewissheit und Unruhe des Vormittags von ihr abfiel, und sie sich daheim und geborgen fühlte. Als sie die Bibliothek wieder verließ, war es schon nach zwei Uhr mittags, und schon auf dem Gang kam ihr Mrs. Reynolds entgegen, die sie suchte, um ihr zu sagen, dass das Mittagessen fertig sei und auf sie warte.

Nach dem Essen beschloss Lizzie sich wieder in die Bibliothek zurückzuziehen und auf dem Weg dorthin fiel ihr eine Tür ins Auge. Das war doch das Zimmer, in das sie vor ein paar Nächten unwissentlich eingedrungen war. Lizzie wunderte sich, denn sie kannte sich mittlerweile gut genug im Haus aus, um zu wissen, dass Georgianas Zimmer woanders lag. Aber wenn dies nicht Georgianas Zimmer war, wem gehörte es dann? Neugierig öffnete sie die Tür und tatsächlich war es das Zimmer, in dem sie sich neulich Nacht wieder gefunden hatte. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass es das Zimmer einer jungen Frau war. Jetzt nahm sie auch wahr, was sie im Dunkeln nicht wahrgenommen hatte, dass dieses Zimmer lange Zeit nicht benutzt worden war, und dennoch wirkte alles so, als ob die Bewohnerin dieses Schlafgemachs erst gestern das Zimmer verlasen hatte: Bücher standen auf einem kleinen Regal über dem Schreibtisch, eines lag sogar auf dem Nachttisch. Es standen Blumen auf der Fensterbank und auf dem Schreibtisch stand noch ein geöffnetes Tintenglas.

Lizzies Neugier war erwacht, sie wollte dieses Zimmer näher erkunden, und doch wirkte alles so persönlich, dass sie sich nicht traute, irgendetwas anzufassen.

Bevor ihre Neugier sie ganz überwältigte, verließ sie rasch das Zimmer mit einem Gefühl von kurioser Neugier und Verwunderung. Wer hatte bloß in diesem Raum gelebt?

Nachdem Lizzie das Zimmer der fremden Frau entdeckt hatte, fand sie keine Ruhe mehr. Sie ging in die Bibliothek und versuchte dort zu lesen, doch sie fand keinen Frieden. Ständig gingen ihr Fragen durch den Kopf: "Wer war diese Frau? Und in welcher Beziehung stand sie zu ihrem Ehemann? War sie etwa seine...? Nein, das konnte nicht sein. Sie weigerte sich dies zu glauben. Vielleicht war es das Zimmer einer Cousine, die häufiger nach Pemberley zu Besuch kam, vielleicht das Zimmer von der kränklichen Miss de Bourgh." Bei diesem Gedanken konnte Lizzie ein Schmunzeln nicht verhindern. Es war gewiss Miss de Bourghs Zimmer. Vielleicht hatte Lady Catherine sogar von ihrem Neffen verlangt, dass ein Zimmer im Schlaftrakt der Familie für Ihre Tochter hergerichtet würde, weil sie glaubte, dass dann die Zuneigung ihres Neffen zu ihrer Tochter sicher entbrennen würde. Lizzie kicherte leise, als sie sich vorstellte, wie ein solches Gespräch verlaufen könnte.

Doch dann fiel ihr wieder ein, mit wie viel Liebe und Sorgfalt das Zimmer eingerichtet war und erneut überkamen sie Zweifel: "Machte sie sich nicht doch etwas vor, wenn sie annahm, dass das Schlafgemach, das sie eben gesehen hatte, einer entfernten Verwandten gehörte? War es nicht das Naheliegendste, dass dort Fitzwilliams... Mätresse gelebt hatte?" Sie konnte das Wort kaum in Gedanken aussprechen, es verursachte ein Ziehen in ihrer Magengrube wie sie es noch nie zuvor gespürt hatte. Sie ließ sich in einen der Sessel sinken und starrte gedankenverloren ins Leere, sie weinte nicht, sie saß einfach nur da und ließ ihre Gedanken schweifen. Wie lange sie dort gesessen hatte, fiel ihr nachher schwer zu sagen. Zurück in die Wirklichkeit rief sie erst Mrs. Reynolds, die ihr ihren Tee in die Bibliothek brachte.

Lizzie zwang sich dazu ein unbekümmertes Gesicht zu machen, doch die alte Dame schien zu erahnen, dass etwas nicht stimmte: "Mr. Darcy wird schon gesund in London ankommen, er ist schon häufiger bei solchem oder ähnlichen Wetter gereist und noch nie ist ihm etwas passiert." Lizzie lächelte Mrs. Reynolds dankbar an. Zwar galt ihre Sorge gerade in diesem Moment nicht dem Wohlergehen ihres Gatten, aber sie war doch froh über ein bisschen Zuspruch. Sie vertrieb die Gedanken des Argwohns aus ihrem Herzen und ließ sich von Mrs. Reynolds einiges über ihren William erzählen.

Wenn Lizzie jedoch gedacht hatte, dass sie nun Zweifel und Misstrauen überwunden hatte, sollte sie sich geirrt haben. Denn sobald sie im Bett lag, kamen die alten Ängste zurück. Sie hatte sich früh schlafen legen wollen, da der Tag und seine Herausforderungen an ihren Kräften gezerrt hatte, aber als sie dann im Bett lag, konnte sie trotz Kopfschmerzen und Müdigkeit nicht einschlafen. Immer wieder gingen ihr die Gedanken durch den Kopf, die sie so gerne verbannt hätte: "Er hatte eine Geliebte und sie lebte hier in diesem Haus. Hat er sie geliebt? Er muss sie geliebt haben, sonst hätte sie nie ein Zimmer im Schlaftrakt der Familie gehabt, ein Zimmer, das immer noch wie bewohnt wirkte, als wäre sie nie gegangen." Lizzie fröstelte. Sie kam nicht umhin, sich vorzustellen, wie ihr Ehemann Nacht für Nacht in das Zimmer seiner Mätresse gegangen war, wie sie sich geliebt hatten genauso wie sie und er sich Nacht vorher geliebt hatten. Lizzie kamen Tränen, doch sie nahm kaum wahr, dass sie weinte. Sie nahm nur die Kälte wahr, die langsam von ihrem Herzen Besitz ergriff.

Lizzie hätte es nicht für möglich gehalten, doch am nächsten Tag sah die Welt schon wieder freundlicher aus. Ihre Erschöpfung hatte dazu geführt, dass sie, als sie endlich eingeschlafen war, tief und fest bis zum nächsten Morgen durchschlief, und, als die Sonne sie nun weckte, fühlte sie sich ausgeruht und ihr kam es fast so vor, als wäre der letzte Tag nur ein böser Traum gewesen. Natürlich wurde ihr bald klar, dass dies nicht der Fall war, aber sie entschied sich, nicht mehr weiter daran zu denken, das Zimmer, in das sie gestern nun schon zum zweiten Mal versehentlich hineingestolpert war, zu vergessen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Wenn Fitzwilliam früher eine Mätresse gehabt hatte, brauchte sie das nicht wissen. Es lag in der Vergangenheit und spielte keine Rolle für das neue Leben, das sie nun gemeinsam begonnen hatten. Es war besser, nicht weiter nachzuforschen. Wenn er eine Geliebte gehabt hatte, konnte sie es sowieso nicht ändern, und wenn in diesem Zimmer tatsächlich nur eine entfernte Verwandte gewohnt hatte, wäre es vollkommen überzogen, sich darum weitere Gedanken zu machen, die nur Zweifel und Misstrauen hervorrufen würden. Nein, sie würde nicht mehr daran denken und diesen Raum auch nicht mehr betreten. Und tatsächlich schaffte es Lizzie diesen und den nächsten Tag keinen Fuß in das Zimmer der fremden jungen Frau zu setzen. Doch schon am dritten Tag begann ihre Überzeugung zu bröckeln. Immer wenn sie in die Bibliothek ging, sah sie die Tür zu dem Zimmer der Unbekannten und ihre Neugier erwachte erneut. Wenn es tatsächlich nur das Zimmer eine entfernten Verwandten, einer guten Freundin Georgianas oder das Zimmer der Gouvernante war, wäre das doch leicht festzustellen. Dann wäre sie beruhigt und alle ihre Zweifel beseitigt. Von solchen Gedanken getrieben, blieb ihr Blick immer wieder an der Tür hängen und manchmal hielt sie sogar kurz inne, nur um diese Tür anzustarren, als gäbe sie, wenn man sie nur lange genug betrachtete, ihre Geheimnisse preis.

Am vierten Tag konnte Lizzie die Ungewissheit nicht mehr ertragen und schlich sich wieder in das Zimmer, das ihre Gedanken mehr beschäftigte, als es je ein Zimmer vermocht hatte. Sie sah sich dort genau um und wollte schon beginnen, im Nachttisch und den Schreibtischschubladen nach Hinweisen auf die frühere Bewohnerin dieses Raums zu suchen, als Mrs. Reynolds durch die offene Zimmertür hereintrat. Lizzie hatte ein total schlechtes Gewissen und versuchte so zu tun, als hätte sie zufällig das Zimmer betreten. „Ich denke, Sie verlassen diesen Raum jetzt besser", bemerkte Mrs. Reynolds mit strengem Unterton. Lizzie nickte nur, fasste sich dann aber ein Herz und fragte: „Wem gehörte dieses Zimmer, Mrs. Reynolds?" Mrs. Reynolds schien sich einen Moment unsicher, was sie darauf erwidern sollte, beantwortete dann aber doch Lizzies Frage: „Miss Marianne, Mrs. Darcy." Lizzies Neugier war durch diese persönliche Anrede der jungen Frau nun erst recht geweckt und wollte ungeduldig wissen: „Und wer war Miss Marianne? Hatte sie keinen Nachnamen?" „Marianne Wilkinson war ihr ganzer Name, aber sie wurde von jedem nur mit Miss Marianne angeredet", meinte Mrs. Reynolds, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, dass eine junge Frau mit ihrem Vornamen angeredet wurde. „Und wie hat Fitz… Mr. Darcy Miss Wilkinson? Hat er sie etwa auf Miss Marianne genannt?", erkundigte sich Lizzie. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er eine fremde junge Frau auf so persönliche Art und Weise ansprach, selbst wenn alle seine Diener das taten. Das passte wirklich nicht zu ihm. Umso verwunderte war Lizzie, als Mrs. Reynolds sagte, er Miss Marianne nur Marianne genannt. Für Lizzie brach fast eine Welt zusammen bei diesen Worten. Sie war doch seine Geliebte, schoss es ihr durch den Kopf und ein plötzliches Schwindelgefühl überkam sie. „War Miss Wilkinson Mr. Darcys Gouvernante?", fragte sie stockend. „Nein", erwiderte Mrs. Reynolds, „Miss Marianne war keine Gouvernante oder Angestellte, sie lebte einfach so in diesem Haus." Lizzie spürte, wie ihr Magen sich verkrampfte. Das durfte doch nicht wahr sein, das konnte nicht wahr! Ihr Mann hatte gewiss keine Mätresse gehabt und wenn, war er doch nicht so unverantwortlich, sie in seinem Haus unterzubringen. „Wer war sie denn dann? Wo kam sie her? Was brachte sie hierher?", quetschte sie Mrs. Reynolds. „Mr. Darcy hat sie eines Tages ins Haus gebracht, danach hat sie hier gelebt. Keiner wusste genau, wer sie war, aber es wurde gesagt…" „Was wurde gesagt?", fragte Lizzie ungeduldig. „Es gab nur einige böse Gerüchte", wehrte Mrs. Reynolds ab, „aber am besten vergessen Sie Miss Marianne möglichst bald. Mr. Darcy mag es nicht, wenn jemand über sie spricht, sogar seiner Schwester hat er es verboten. Das ist seine Art damit umzugehen. Es war ja echt eine schlimme Geschichte. Und dabei war die junge Miss so liebenswert." Mrs. Reynolds war in Gedanken versunken, fing sich dann aber wieder und bemerkte, als wäre nichts gewesen: „Aber kommen Sie, Mrs. Darcy, ich wollte eigentlich etwas wegen dem Dinner mit Ihnen besprechen." Lizzie versuchte auch so zu tun, als hätte ihr Gespräch über Miss Marianne nicht stattgefunden. Es war besser, niemanden merken zu lassen, wie sehr es sie verletzte, dass ihr Ehemann offensichtlich eine Mätresse gehabt hatte. So ließ sie sich nichts anmerken und folgte Mrs. Reynolds.

Aber sobald sie sich an diesem Abend zurückgezogen hatte, schickte sie Betty fort, schmiss sich auf ihr Bett und schluchzte. Es konnte nicht wahr sein, dachte sie immer wieder und doch musste sie einsehen, dass alle Fakten gegen sie sprachen. Fitzwilliam hatte tatsächlich eine Geliebte gehabt und nun da sie es wusste, ihren Namen kannte, wusste, wo sie geschlafen hatte, wusste sie nicht, wie sie ihrem Ehemann jemals wieder vertrauen konnte. Die ganze Nacht tat Lizzie kein Auge zu und suchte nach Anzeichen dafür, dass Miss Marianne nicht die Mätresse ihres Gatten gewesen war. Doch sie fand nur Tatsachen, die bestätigten, was sie nicht glauben wollte. Am nächsten Morgen hatte sie stechende Kopfschmerzen und blieb unter dem Vorwand einer plötzlichen Erkrankung den ganzen Tag im Bett. „Sie haben sich anscheinend leicht erkältet, Madam", war die Diagnose von Betty, die sie umsorgte und ihr alles brachte, was ihrer raschen Genesung zuträglich sein konnte. Aber Lizzie wusste, dass gegen ihre Beschwerden keine Medizin half. Es war eine Krankheit, die kein Arzt heilen konnte, und so wehrte sie sich auch vehement dagegen, dass ein Arzt gerufen würde. Um zu beweisen, dass sie nicht ernstlich krank war, raffte sie sich am nächsten Tag wieder auf und setzte ein Lächeln auf. Sie musste vergessen, was sie gehört hatte. Was sollte es helfen, darüber zu reden? Nein, sie musste es so bald wie möglich vergessen. Schließlich war es nichts Ungewöhnliches, dass ein Mann eine Mätresse hatte, bevor er schließlich heiratete, vor allem, wenn er so reich war wie Mr. Darcy. Sie musste es akzeptieren und möglichst bald vergessen.

Fast zwei Tage schaffte sie es, kaum an diese junge Frau namens Marianne zu denken und die Tatsache, dass ihr Ehemann offensichtlich eine Geliebte gehabt hatte, in die hinterste Ecke ihres Herzens zu verbannen. Doch dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie musste mehr über diese junge Frau herausfinden, sich darüber klar werden, ob und wie sehr Fitzwilliam sie geliebt hatte. So schlich sie sich wieder das Zimmer der fremden Frau und durchsuchte es nach Hinweisen auf das Verhältnis dieser Frau zu ihrem Ehemann. Erst fand sie nichts, doch dann öffnete sie ein Buch und las darin die Widmung: "Meiner Fast-Schwester mit Liebe, Georgiana" Lizzie blieb vor Schreck die Luft weg. Wenn sie eine Bestätigung dafür, dass diese Frau Fitzwilliams Mätresse gewesen war, gesucht hätte, hätte sie ihn jetzt gefunden. Aber sie wollte doch einen Beweis für das Gegenteil finden.

Verzweifelt griff sie nach einem anderen Buch mit Sonnets von Shakespeare und schlug die erste Seite auf. Dort stand in der Schrift ihres Gatten: "Meine liebe Marianne, alles Liebe und Gottes Segen zu deinem 21. Geburtstag. Für eine gebildete junge Frau dieses Buch zur geistigen Weiterbildung. In Liebe, Dein Fitzwilliam"

Lizzie fühlte, wie sie ein Schwindelgefühl überkam und sich alles um sie zu drehen begann. Diese Marianne war tatsächlich Fitzwilliams Mätresse gewesen und er hatte sie geliebt. Sie spürte, wie ihr heiße Tränen in die Augen schossen.

Wie durch nahm sie eine rufende Stimme wahr: "Lizzie, Lizzie."

Fitzwilliam! Er war zurückgekommen und er durfte sie auf keinen Fall hier finden. Sie wollte nicht, dass er merkte, dass sie über ihn und Marianne Bescheid wusste. Er sollte den Schmerz, den er ihr damit bereitet hatte, nicht sehen. Außerdem wusste sie nicht, wie er reagieren würde, wenn er sie hier fand. Vielleicht wäre er sogar verärgert darüber, dass sie in seiner Vergangenheit herumschnüffelte. Nein, sie durfte hier von ihm nicht erwischt werden. Achtlos ließ sie das Buch, das sie immer noch in den Händen hielt, zu Boden gleiten und eilte aus dem Zimmer. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, kam ihr Ehemann ihr entgegen. "Lizzie, da bist du ja! Warst du in der Bibliothek?"

Lizzie antwortete nicht. Sie stand einfach nur reglos da und starrte ihn an. Sie war äußerlich vollkommen ruhig und gefasst, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm. Irgendetwas in ihr zerbrach und sie wusste, dass es nicht einfach wieder repariert werden konnte. Ihre Beziehung zu Fitzwilliam würde nie wieder so sein wie vorher.