Kapitel 9:

Auch am nächsten Tag war Fitzwilliam ihr gegenüber so aufmerksam, dass Ängste und Sorgen da keinen Platz mehr hatten und Lizzie schämte sich noch mehr als am Tag zuvor für ihre Eifersucht und ihr Misstrauen. Und wenn sie die unterdrückte Leidenschaft in dem Blick ihres Gatten sah, die nur dann zu beobachten war, wenn er glaubte, sie sähe es nicht, konnte sie nicht anders als sich für ihr Verhalten zu hassen. Wie hatte sie ihm nur so wenig vertrauen können? Wieso hatte sie ihn nicht einfach nach Marianne gefragt und ihm stattdessen etwas vorgespielt. Sie bedauerte dies mehr als alles andere und wusste nicht, wie sie diesen Vertrauensbruch wiedergutmachen sollte, wenn ihr Gatte sie durchschaute. Aber er durchschaute sie nicht, sondern war ihr gegenüber der perfekte, fürsorgliche Ehemann, was Lizzies schlechtes Gewissen nur noch verstärkte.

Doch trotz alledem kamen in ihr immer wieder die alten Fragen hoch: Wer war diese Marianne? Und in welchem Verhältnis hatte sie zu ihrem Gatten gestanden? Und so konnte sie sich nicht davon abhalten ab und zu einen forschenden Blick auf ihren Gatten zu werfen. Aber auch wenn sein Blick nachdenklich war, konnte sie nicht bestimmen, was genau in seinem Kopf vorging und ob es mit einer anderen Frau zu tun hatte oder nicht. Und die liebevolle Behandlung, die er ihr zollte, tat mehr als nur ein bisschen dafür, dass Lizzie versuchte, misstrauische Fragen aus ihrem Gehirn zu verbannen. Denn ein Mann, der sich so um sie sorgte, hatte ihr Misstrauen nicht verdient, fand Lizzie und so erstickte sie ihre Befürchtungen schon im Keim und jedem forschendem Blick auf ihren Gatten folgte unmittelbar tiefe Reue.

Aber als sie dann einen Tag später wieder ihren Fitzwilliam in Mariannes Zimmer stehen sah, waren alle ihre Befürchtungen und Ängste wieder da. Sie wollte schon entschlossen auf die Tür gehen und ihn endlich zur Rede stellen, als eine Hand sie am Arm fasste. Es war Mrs. Reynolds: „Lassen Sie ihn. Es wäre ihm nur unangenehm und dabei helfen können Sie ihm auch nicht!" „Was meinen Sie damit?", fragte Lizzie irritiert und leicht verärgert. Jeder in diesem Haus schien sich besser mit ihrem Ehemann auszukennen als sie.

„Er hat Ihnen also nichts davon erzählt?", wollte Mrs. Reynolds wissen und fuhr, als sie Lizzies fragendes Gesicht sah, fort: „Ja, natürlich, das passt zu ihm. Er hat seinen Schmerz schon immer vor der ganzen Welt versteckt, auch vor den Menschen, die ihn lieben und ihm helfen wollten. Das war bei seiner Mutter und seinem Vater so und bei Miss Marianne war es genauso." Lizzie verstand nun gar nichts mehr und bemerkte verwirrt: „Sie sprechen fast so, als sei Miss Marianne tot."

„Das ist sie ja auch", erwiderte Mrs. Reynolds und als sie Lizzies unverständlichen Blick sah, zog die junge Frau mit sich fort und begann ihr die ganze Geschichte zu erzählen: „Es hat vor einigen Jahren schon einmal ein Feuer gegeben. Damals hat es hier im Stall gebrannt. Miss Mariannes Pferd stand auch in diesem Stall, sie wollte es dort herausholen, denn sie war ein richtiger Pferdenarr und hat „Schattenfell", so hieß das Pferd, sehr geliebt. Naja, es kam, wie es kommen musste, sie hat es nicht mehr rechtzeitig aus dem Stall geschafft und ist darin verbrannt. Mr. Darcy hat sich ihren Tod nie verziehen. Er hat niemanden an sich ran gelassen und sich in seine Arbeit gestürzt. Wir hatten gehofft, er habe es mittlerweile überwunden, aber der Brand jetzt hat wohl alles wiederhervorgeholt. Ich bin nur froh, dass er Sie hat, Mrs. Darcy. Sie werden schon dafür sorgen, dass er sich nicht wieder völlig in sich zurückzieht. Aber sagen Sie ihm bloß nicht, dass ich Ihnen das alles erzählt habe. Es wäre ihm sicher nicht recht." Mit diesen Worten verließ Mrs. Reynolds Lizzie, die völlig verblüfft versuchte, das Gehörte zu sortieren.

Die Frau, auf die sie so schrecklich eifersüchtig gewesen war, war also tot. Lizzie war darüber gleichzeitig bestürzt und erleichtert: Bestürzt, weil sie Mitleid mit ihrem Ehemann empfand, der es miterlebt hatte, wie seine Geliebte bei einem Brand umkam, und erleichtert, weil diese Frau nun keine Rivalin mehr für sie darstellte. Sie würde ihr nie begegnen müssen und konnte sich sicher sein, dass auch ihr Gatte sie nie wieder sah. Nein, dies waren tatsächlich gute Neuigkeiten. Und hätte sie sich nicht für ihre Freude über den Tod einer anderen geschämt, hätte sie jubeln können, so groß war ihre Erleichterung darüber, dass diese Marianne, wer immer sie auch gewesen sein mochte, tot war.

Leider hielt Lizzies Freude nicht lange an, denn obwohl sie nun wusste, dass Marianne tot war, brachte das nicht die langfristige Entspannung ihrer Beziehung zu Fitzwilliam, auf die sie gehofft hatte. Zunächst hatte sie geglaubt, dass Marianne mit ihrem Tod vollständig aus ihren Gedanken verschwinden würde und somit ihre Beziehung zu Fitzwilliam nicht weiter belasten könnte, aber schon bald merkte sie, dass dem nicht so war.

Denn wie gesagt: Tote leben länger, und das musste auch Lizzie schmerzhaft erfahren. War Marianne bisher nur ein Schreckgespenst aus der Vergangenheit gewesen, war sie nun ein allgegenwärtiger Hausgeist. War Lizzie anfangs noch beruhigt gewesen, als sie von Mariannes Tod hörte, wünschte sie sich jetzt nichts sehnlicher, als dass diese Frau doch noch am Leben wäre. Denn während sie es sich durchaus zutraute, sich mit einer Frau aus Fleisch und Blut zu messen, gegen eine Tote kam sie nicht an. Marianne würde in der Vorstellung ihres Gatten als seine erste große Liebe immer die perfekte Frau sein, sie würde nie verschlafen oder krank sein und nie altern. Lizzie wusste, dass sie dagegen nicht ankam. Sie würde sich damit abfinden müssen, immer die Zweite für ihn zu sein, und das zu akzeptieren, fiel ihr schwer. Immer wieder musste sie daran denken, ob sich ihr Ehemann manchmal fragte, was passiert wäre, wenn Marianne nicht gestorben wäre, und ob er sich das nicht manchmal heimlich wünschte. So wurde auch die Zeit mit ihrem Gatten für Lizzie mehr und mehr zu einer Qual, denn immer wieder kam es ihr so vor, als sei Marianne, die perfekte und wunderschöne Marianne, als Dritte dabei, als läge sie nachts in Fitzwilliams anderem Arm und wache genau wie sie neben ihm auf, als wäre sie allgegenwärtig und immer einen Deut besser, schöner und geistreicher als sie.

Auch in Pemberley fühlte sich Lizzie nicht mehr wohl. Es war ihr, als lebte sie im Haus einer anderen, als sei nicht sie die Hausherrin, sondern eine andere. Sie gab es auf, die Zimmer nach ihrem Geschmack einzurichten oder andere Veränderungen einzuführen, denn sie fürchtete den Moment, wenn ihr Gatte eine Veränderung nicht akzeptierte und sie erkennen würde, dass ihn dieses Zimmer an Marianne erinnerte. Wie könnte sie dann noch diesen Raum betreten ohne ständig an die andere Frau denken zu müssen? So beschloss sie einfach gar keine Veränderungen einzuführen, was aber alles auch nicht besser machte, denn so blieb es ihr verwehrt, Pemberley als ihr neues Zuhause anzuerkennen und zu dem ständigen Gefühl der Eifersucht und der schmerzenden Erkenntnis, nur die zweite Wahl zu sein, kam die Sehnsucht nach ihrem Elternhaus und ein Gefühl der Heimatlosigkeit hinzu.

Ihr Ehemann, beschäftigt mit seiner Arbeit und den schmerzlichen Erinnerungen, die dieser Brand bei ihm ausgelöst hatte, bemerkte nicht, wie unglücklich seine Lizzie war, zumal diese ihm gegenüber so tat, als sei alles in bester Ordnung. Denn Lizzie war immer noch der Ansicht, dass es nichts helfe, gegenüber ihrem Ehemann das Thema Marianne anzuschneiden, und glaubte sogar, dass eine Unterredung mit ihm über ihre Rivalin, wie sie sie heimlich nannte, nur zu weiterer Entfremdung und Herzeleid führen würde, denn was konnte er ihr sagen, das sie noch nicht wusste. Nein, so entschied Lizzie für sich, es sei am besten die Gedanken an Marianne möglichst zu verdrängen. Sie würde sich sicher noch damit abfinden, dass sie nicht seine erste Wahl gewesen war, und schließlich liebte er sie ja auch. Damit tröstete sie sich Tag für Tag und hoffte, dass es irgendwann einfacher werden würde zu akzeptieren, dass er eine andere schon lange vor ihr geliebt hatte.

Doch so sehr Lizzie ihre Gefühle und Ängste auch in ihrem alltäglichen Leben verdrängen mochte, nachts, wenn sie schlief, kam alles wieder hoch, was sie am Tag erfolgreich verdrängt hatte. Es gab kaum eine Nacht, in der sie nicht mindestens einmal schweißgebadet aus dem Schlaf hochfuhr. Sie träumte davon, wie Fitzwilliam sie wegen einer wieder lebendig gewordenen Marianne verließ oder wie er diese Frau umarmte oder küsste. Marianne sah in Lizzies Träumen immer anders aus und an ihr Gesicht konnte sie sich nach dem Aufwachen auch nicht mehr erinnern. Aber die Gefühle, die diese Träume bei Lizzie auslösten, waren immer dieselben. Häufig lag sie unterdrückt schluchzend stundenlang nach diesen Alpträumen wach, während sie immer wieder Seitenblicke auf ihren schlafenden Gatten warf, als befürchte sie, er wäre auf einmal verschwunden. Eines Nachts hatte Lizzie einen so schlimmen Alptraum, dass sie mit einem gellenden Schrei hochfuhr, der sogar ihren Ehemann, der bisher von ihren Schlafschwierigkeiten wenig mitbekommen hatte, aufweckte. Fitwilliam Darcy schreckte aus dem Schlaf hoch als seine Ehefrau wie in Panik seinen Namen rief und betrachtete verwundert das Bild, das sich ihm bot, als er seine Augen öffnete. Seine Gattin bebte am ganzen Körper und schluchzte laut.

„Lizzie, was ist?", fragte er mit sanfter, liebevoller Stimme, während er ihr beruhigend seine Hand auf die Schulter legte, aber sie zuckte bei seiner Berührung zusammen. Die Berührung seiner Hand erinnerte sie zu sehr an ihren Traum, in dem sie gesehen hatte, wie er eine andere Frau liebte. Nicht dass sie sich ihn, seit sie von Marianne wusste, nicht schon einmal mit Marianne vorgestellt hatte. Aber dieser Traum war realer gewesen als alle ihre bisherigen Träume und Vorstellungen. In diesem Traum hatte Marianne ein Gesicht gehabt und es war alles so detailreich gewesen, dass Lizzie allein bei der Erinnerung daran richtiggehend übel wurde. Sie barg ihr Gesicht in ihren Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Fitzwilliam nahm seine verängstigte Ehefrau in seine Arme und versuchte sie zu trösten: „Es war doch nur ein böser Traum, Lizzie. Du wirst sehen: Morgen sieht die Welt schon wieder freundlicher aus. Und außerdem, du brauchst doch gar keine Angst zu haben, ich bin doch bei dir, Liebste. Ich werde schon dafür sorgen, dass dir niemand etwas antut."

„Von wegen nur ein Traum", dachte Lizzie zynisch, „das ist wirklich passiert und du bist daran schuld!" Aber anstatt ihrer Verzweiflung Luft zu machen, barg sie sich in seinen Armen. Sie war körperlich und seelisch zu erschöpft, um seinen Trost und Zuspruch abzulehnen. Immer noch zitternd und wimmernd kuschelte sie sich an ihn. Während sie langsam wieder ruhiger wurde, beschloss sie am nächsten Morgen endlich mit Fitzwilliam über Marianne zu reden. Sie konnte diese Heimlichtuerei nicht länger ertragen. Nein, sie musste endlich ihre Ängste zur Sprache, bevor diese sie von innen her auffraßen. Ein offenes Gespräch war besser als weitere Ausflüchte.

Fitzwilliam konnte nicht verstehen, was seine Ehefrau so durcheinander gebracht hatte. War es nur ein böser Traum gewesen oder hing da noch mehr dran? Ging es Lizzie hier in Pemberley etwa nicht gut? War sie einsam, hatte sie Heimweh? Wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er es nicht wusste. Er war in den letzten Tagen so auf sich selbst fixiert gewesen, dass er nicht hätte sagen können, ob sie sich hier wohl fühlte oder nicht. Sie hatte nie den Eindruck gemacht, als sei sie unglücklich. Aber wenn er ehrlich war, konnte er nicht leugnen, dass er auch nie besonders darauf geachtet hatte, ob es ihr gut ging oder nicht. Er war so sehr mit seinen Verantwortungen als Master von Pemberley und mit der Bewältigungen seiner Vergangenheit beschäftigt gewesen, dass er Lizzie größtenteils sich selbst überlassen hatte. Er nahm sich, kurz bevor er wieder in tiefen Schlaf fiel, vor in den nächsten Tagen endlich mit seiner Vergangenheit abzuschließen und sich wieder mehr um seine junge Gattin zu kümmern.

Am nächsten Morgen wachte Lizzie trotz der Ängste der Nacht erholt und gutgelaunt auf. Zwar war sie ein bisschen enttäuscht, als sie merkte, dass Fitzwilliam nicht bei ihr im Bett geblieben war. Doch dann kam ihr der Gedanke, dass die Unterhaltung, die sie mit ihm führen wollte, sowieso am besten nicht im Bett geführt wurde, und ihre Enttäuschung verschwand. Eilig zog Lizzie sich an. Sie wollte endlich mit Fitzwilliam über Marianne reden und, da sie fürchtete, dass ihr Mut eventuell nicht lange anhalten würde, wollte sie es möglichst tun. So frühstückte sie auch eher kurz und machte sich dann direkt auf die Suche nach ihrem Gatten. Als sie ihn nicht in der Bibliothek fand, kam ihr die Idee in Mariannes Zimmer nachzusehen. Und dort war er tatsächlich: Er saß auf dem Bett, den Kopf nachdenklich in die Hände gestützt. Lizzie sah dies als die perfekte Möglichkeit, ein Gespräch über die Bewohnerin dieses Raums mit ihm anzufangen, und war schon dabei einige Schritte auf ihn zuzumachen, als er auf einmal anfing zu reden.

Aber er redete nicht mit ihr - er hatte sie nicht einmal bemerkt -, sondern mit der toten Frau, die dieses Zimmer früher bewohnt hatte. Lizzie hielt verwundert inne und lauschte seinen Worten: „Oh, Marianne, wieso lässt du mich nicht los, meine Kleine? Ich hatte deinen Tod so gut verwunden, aber seit dem Brand muss ich wieder ständig an dich denken. Und dabei könnte ich so glücklich sein, wo ich jetzt endlich mit Lizzie verheiratet bin. Aber weißt du was, Little One, ich vermisse dich immer noch. Tja, so ist es." Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Ich weiß, du würdest das nicht wollen. Du würdest mich mit deinem unvergleichlichen Lächeln anlachen und mir entgegnen: ‚Hey Will, mein Großer, das bin ich nicht wert!', aber verdammt noch mal, Marianne, das bist du! Ich werde dich nie vergessen, Annie, und es wird dich auch nie jemand ersetzen können, auch Lizzie nicht. Du bleibst immer meine Nummer Eins, Kleines!"

Lizzie konnte sich gerade noch zusammenreißen, um bei diesen Worten nicht laut nach Luft zu schnappen. Sie spürte, wie ihre Hände zu zitterten und glaubte, nicht mehr atmen zu können. Sie musste hier raus! Sie wusste, sie würde keine Sekunde länger in diesem Zimmer aushalten. Mit eiligen Schritten verließ sie das Zimmer und begann, sobald sie in einiger Entfernung war, zu rennen. Sie rannte aus dem Haus bis tief in den Wald hinein und hielt nur kurz inne, um sich ihren Winterumhang von der Garderobe herunterzureißen. Sie achtete nicht darauf, wohin sie lief, und selbst die bittere Kälte erreichte sie nicht. Dazu war die Kälte in ihr selbst zu stark. „Fitzwilliam", schrie sie schluchzend und voller Verzweiflung, sobald sie weit genug vom Anwesen, um nicht mehr gehört zu werden, „Wie kannst du mir das nur antun, Fitzwilliam? Ich liebe dich doch! Ich liebe dich mehr als mein Leben und du liebst eine andere! Wieso nur? Wieso nur? Ich halte das nicht aus! Was soll ich bloß tun? Ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr!"

Lizzie lief bis sie ihre Füße nicht mehr trugen. Sie stolperte durch die Wälder von Pemberley ohne irgendetwas wahrzunehmen außer dem Schmerz in ihrem Inneren, an dem sie glaubte zu zerbrechen. Sie hatte ihrem Gatten alle Liebe gegeben, die sie hatte, ihr Innerstes geöffnet und er hing immer noch an einer anderen, liebte eine andere. Hätte sie es nicht aus seinem eigenen Mund gehört, hätte sie es nicht geglaubt, aber seine Worte hallten immer wieder in ihrem Kopf wider: „Ich werde dich nie vergessen, Annie, und es wird dich auch nie jemand ersetzen können, auch Lizzie nicht. Du bleibst immer meine Nummer Eins, Kleines!"

So empfand Lizzie die tiefste Verzweiflung, die sie je gekannt hatte, sie konnte ja nicht wissen, dass sie gar keinen Grund dazu gehabt hätte, wäre sie nur einige Momente länger in Mariannes Zimmer geblieben. Denn wäre sie nur einige Augenblicke länger geblieben, hätte sie gehört, wie Fitzwilliam sein Gespräch mit der toten Frau fortgeführt hätte und endlich erfahren, wer Marianne wirklich war. Denn kaum hatte Lizzie unbemerkt von ihrem Ehemann den Raum verlassen, hatte dieser so fortgefahren: „Ach Marianne, meine Lizzie ist aber auch ein wahrer Engel. Manchmal glaube ich fast, du hast sie mir geschickt, damit ich endlich wieder glücklich werde. Sie ist genau die Frau, die du dir als meine Gattin gewünscht hättest. Sie ist klug, witzig und hat ein großes Herz. Ihr seid euch so ähnlich, dass ich manchmal denke, dich in ihr wieder zu erkennen. Ich wünschte nur, ihr hättet euch kennen lernen können. Sie wäre gewiss froh gewesen, eine Schwester wie dich zu gewinnen, und du hättest sie als die ältere von euch beiden in die Londoner Gesellschaft einführen können, obwohl ich mir schwer vorstellen kann, wie meine kleine Marianne jemanden in irgendeine Gesellschaft einführt. Ach, Schwesterherz, mit euch beiden an meiner Seite wäre ich der glücklichste Mann auf der ganzen Welt gewesen. Wieso musstest du nur so früh sterben, Kleines? Wieso hast du bloß deinen doofen, großen Bruder allein gelassen?"