So, ihr Lieben, nun wird es wirklich dramatisch, aber lasst euch überraschen. Übrigens würden wir uns über Reviews freuen. Also wenn ihr das hier lest, schreibt doch bitte auch ne kurze Review. Danke!


Kapitel 10:

by TeeKay

Leise Regentropfen fielen durch die Äste. Elisabeth streckte ihren Kopf gen Himmel und ließ den Regen auf sich fallen, bis sie sich mit den Tränen vermischten, die über ihre Wangen liefen und auf das inzwischen ruinierte Musselinkleid fielen. Sie zitterte. Ob aus Kälte oder Wut und Trauer, wusste sie selbst nicht.

Warum hatte er sie überhaupt geheiratet? Wirr stürzten Erinnerungen auf sie ein – wie sie sich kennen gelernt hatten, ihre Vorurteile, seine erste Liebeserklärung, die Zeit in Pemberley, jenen Spaziergang nach Meryton...

Aus ... Lust? Lizzy schauderte bloß bei den Gedanken. Nein, so sehr sich Darcy auch körperlich von ihr angezogen fühlte, er war nicht der Mann, eine Frau nur wegen ihrem Körper zu heiraten.

Aus Sympathie? Aber wie passten dann die Worte, die er in dem Haus der Collins gesagt hatte, damit zusammen? Sie waren von vielem gefüllt gewesen, aber nicht von übermäßiger Sympathie ihr gegenüber...

Warum aber? Wenn er sie nicht mehr lieben konnte als... als eine Tote? Ein bitteres Lächeln erschien auf Lizzies Mund. Vielleicht erinnere ich ihn ja an sie. Bei dem Gedanken wand sich Lizzies Seele schmerzlich in ihr. Sie ist schließlich tot. Zwar konnte nur Lizzie in seine Arme laufen. Doch er fing dann nicht sie, sondern Marianne auf, wirbelte Marianne durch die Luft, küsste Marianne auf die Stirn.

„Viele Frauen würden sich glücklich schätzen, wenn ihre Nebenbuhlerinnen nur als Geist zwischen ihnen und ihrem Ehemann stehen würden".

Der Gedanke schmeckte bitter auf Lizzys Zunge.

„Doch ich..."

Sie fiel auf ihre Knie.

Darcy schreckte auf, als Mrs. Reynolds leise das Zimmer betrat.

„Der Tee ist serviert, Sir."

„Danke, Mrs. Reynolds" Er starrte wieder auf das Bücherregal vor ihm. Bücher, deren größter Teil er seiner Schwester geschenkt hatte, oder die sie mit ihm diskutiert hatte. Mrs. Reynolds schaute ihn an, und ihr geschah etwas, was ihr nur sehr selten passierte: sie sagte etwas Unvorsichtiges.

„Ich finde, Mr. Darcy, Sie sollten das Ihrer Frau nicht antun." Darcy schaute sie, eine Frage in den Augen, an. „Ich meine, was soll sie denn denken, wenn sie Sie hier in dem Zimmer findet?" Auf einmal wurde Mrs. Reynolds bewusst, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie fühlte, wie ihr Gesicht rot anlief, und hastig entschuldigte sie sich und verließ den Raum.

Darcy schaute ihr erstaunt nach. Daran, dass seine sonst immer so bedachtsame Haushälterin ihm Vorwürfe machte, verschwendete er keinen Gedanken – ihm würde erst viel später bewusst werden, dass es eigentlich gar nicht Mrs. Reynolds Aufgabe war, sich in seine Ehe einzumischen. Jetzt beschäftigte ihn viel mehr den Gedanken an Lizzy. Sie wusste ja gar nichts von Marianne. Er konnte nicht ahnen, was für ein Schreckgespenst seine Schwester für Elisabeth war, auch wenn Welten lagen zwischen der echten Marianne und dem Bild, das sich seine Frau in Gedanken gemalt hatte.

„Soll ich es ihr erzählen?" Doch wofür all den alten Schmerz wieder erneuern, die Wunde tiefer aufreiben? Ratlos schaute Darcy zu Boden.

Lizzy war sich langsam doch der Kälte und des Regens bewusst. Sie schaute sich um. Die Wälder von Pemberley waren zwar groß, aber sie hatte sich glücklicherweise unbewusst an Wege gehalten, die sie kannte, so dass es kein Problem war, zurück zum großen Haus zu finden. Was ihr viel mehr Kopfschmerzen bereitete, war wie sie ihr Aussehen erklären sollte. Was würde die Dienerschaft denken, wenn ihre Herrin wie eine verwilderte Zigeunerin an die Küchentür klopfte?

Lizzie klammerte sich an ihre Sorgen um das „Ansehen der Familie". Das Problem schien ihr weniger schmerzlich als das, das ihr Herz gerade zusammenschrumpfen ließ.

Der Regen hatte etwas nachgelassen. Auf einmal hörte sie eine Stimme:

„Mrs. Darcy!" Betty kam auf sie zugelaufen. „Mrs. Darcy, da sind sie ja! Mrs. Reynolds hat den Tee fertig... aber, wie sehen Sie den aus?"

„Betty, ich habe einen kleinen Spaziergang gemacht, und mich dabei verlaufen". Lizzy wunderte sich, wie ihr diese Lüge leicht von den Lippen ging. Doch Lügen wurde ja langsam zu ihrer Spezialität. „Ich denke, ich sollte mich erst einmal umziehen und meine Haare in Ordnung bringen, bevor ich mich wieder präsentiere." Betty schaute sie gedankenverloren an. „Sie müssen aber sehr frieren... hier, nehmen Sie meinen Schal, dann ist Ihnen nicht so kalt..." „Danke, Betty".

Die beiden Frauen gingen schweigend, Seite an Seite, Richtung Haus. Betty warf von Zeit zu Zeit einen Seitenblick auf Lizzies müdes, bleiches Gesicht. Sie wusste instinktiv dass ihre Herrin unglücklich war. Doch was sollte sie schon machen? Betty schaute wieder nach vorne. Am liebsten hätte sie die junge Frau in die Arme genommen. Aber Klassenunterschiede erlaubten ihr nur den gesenkten Blick und das ausdruckslose Lächeln, mit dem sie alle ihre Arbeit erledigte.

Elisabeth betrat das Haus. Noch nie hatte sie sich so unwillkommen gefühlt, nicht einmal damals, als sie dieses Haus ohne das Wissen seines Besitzers betreten und besichtigt hatte. Sie sah, wie ihr Ehemann die Treppe runterkam, ihr entgegen. Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen.

„Liz! Da bist du ja. Du, wir müssen uns mal unterhalten. Ich muss dir was Wichtiges sagen." Sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte nur auf den Boden starren und hoffen, dass sie es schaffen würde, den ganzen Schmerz, den sie gerade fühlte, in ihrem Herzen einzusperren – obwohl ihr Körper von ihr Tränen und einen Schrei verlangte. Sie biss ihre Zähne zusammen, um sich selber unter Kontrolle zu halten. „Liz, was ist los? Schau mich an!" William näherte sich ihr. Sie spürte es. Sie hörte den besorgten Unterton in seiner Stimme. Sorge um Marianne? Sie fühlte, wie sich ihr Mund in ein sarkastisches Lächeln verzehrte. Er berührte ihr Kinn, hob ihr Gesicht in seine Richtung. Sie beantwortete die Frage in seinen Augen. „Ich habe mich verlaufen. Ich bin müde und nass. Lass mich gehen."

Einen Augenblick hielt er ihren Blick in seinen Augen gefangen. Dann schaute er hinunter, zu ihrem Kleid und ließ ihr Kinn los. „Oh. Natürlich. Du willst dich sicherlich umziehen. Ich..." Lizzy wartete nicht auf seine Worte. Wortlos ging sie die Treppe hoch.

Elisabeth saß auf ihrer Bettkante, in einen warmen Bademantel eingehüllt. Ihre nassen Haare lagen ihr in schön gekämmten Linien auf dem Rücken. Sie starrte in das Spiegelbild vor ihr. Die Frau, die sie dort sah, war eine Fremde. Sie schreckte zusammen, als sie ein Klopfen an der Tür hörte. William? Sie fühlte, wie sich die Tür öffnete und jemand das Zimmer betrat. Durch den Spiegel schaute Lizzy Betty an.

„Ein Express für Sie, Mrs. Darcy." Das Mädchen reichte ihr den Brief. Lizzy schaute auf das Siegel und auf die Schrift. Das war Vaters Hand! Sie brach das Siegel und ihre Augen flitzten über die Zeilen.

Liebe Lizzy.

Ich schreibe dir in großer Eile, denn es sind schlechte Nachrichten, die ich dir berichten muss. Deine Mutter ist krank. Es ist ernst, die Ärzte sind sich nicht sicher, ob sie etwas tun können. Ich weiß, dass es falsch ist, dich das zu bitten – kurzverheiratete Paare sollte man ja nicht trennen – aber kannst du kommen? Ich brauche dich. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Dein Vater