Kapitel 25:
Die Zeit bis zur Ankunft von Colonel Fitzwilliam und Georgiana war sowohl für William als auch für Lizzie eine glückliche Zeit. William hatte dafür gesorgt, dass er genügend Zeit für seine Gattin hatte und ihr alle Aufmerksamkeit schenkte, die er für ihrer angemessen hielt, und Lizzie ließ sich seine Fürsorge und seine Aufmerksamkeit nur zu gerne gefallen. Sie waren beide froh, dass sie sich wieder versöhnt hatten und dennoch konnte Lizzie trotz allen Glücks nicht umhin sich zu fragen, was Fitzwilliam genau für sie empfand. Welche Gefühle hatte er wirklich für sie? Liebte er sie, wenn auch auf eine andere Art als Marianne oder weswegen hatte er sie sonst geheiratet? War sie ihm etwa nur wichtig, weil sie ein Kind von ihm erwartete oder weil sie sein Bett warm hielt, weil er durch sie nicht alleine war? Sie wusste es einfach nicht. Sie versuchte auch nicht dieses Rätsel zu lösen. Es konnte sie nur unglücklich machen. Aber manchmal da konnte sie nicht anders als ihn mit verzagten Blicken zu beobachten und zu versuchen sein Verhalten zu verstehen, in sein Herz zu schauen und zu erkennen, ob da Liebe für sie war oder nicht. Doch ihre Bemühungen führten zu nichts außer zu Schmerz und so nahm Lizzie sich immer wieder vor, mit dem zufrieden zu sein, was sie hatte, seine Zuneigung ohne Fragen anzunehmen, auch wenn es eine Lüge war. Die Wahrheit war schließlich noch weit schmerzhafter, so blieb ihr nichts als die Flucht in die Illusion einer perfekten Ehe voller Liebe und Zuneigung.
Fitzwilliam tat jedenfalls genug dafür eine solche Illusion aufrecht zu erhalten. Nach ihrem Streit war er bemüht jede Vernachlässigung, die seine Ehefrau hatte erfahren müssen, wiedergutzumachen. Auch wollte er Lizzie in ihrer Schwangerschaft und ihrer Trauer um ihre Mutter zur Seite stehen und Lizzies angeschlagene körperliche Verfassung bestärkte ihn in seinem Tun.
Doch trotz der Tatsache, dass Lizzie sich offensichtlich genauso nach Zuneigung sehnte wie er, konnte er nicht übersehen, wie Lizzie sich immer wieder von ihm abwandte und auf Distanz ging. Zwar blieb sie nie lange in dieser Haltung verharren, aber Fitzwilliam kam trotzdem nicht umhin es zu bemerken. Zwar wusste er, dass schwangeren Frauen Stimmungsschwankungen jeglicher Art zugeschoben wurden, jedoch hielt er dieses Verhalten Lizzies nicht für eine bloße Stimmungsschwankung. Denn mehr als einmal hatte er gesehen, wie sie ihn, wenn sie glaubte, dass er es nicht sah, mit einem verletztem Blick musterte, einem Blick, der ihm sagte, dass etwas zwischen ihnen nicht stimmte.
Doch als er sie darauf ansprach, blockte sie ab und schob alles auf die Schwangerschaft und ihre Trauer um ihr Mutter, obwohl er genau wusste, dass es noch einen anderen Grund für ihr untypisches Verhalten geben. Aber als er ihr auf den Kopf zusagte, dass die Tränen in ihren Augen nicht Tränen um ihre Mutter seien, und sie daraufhin anfing zu zittern und kaum ein lautes Schluchzen unterdrücken konnte, nahm er sich vor das Thema, wenn überhaupt, in einer anderen, weniger direkten Art anzusprechen. Schließlich wollte er sie nicht weiter beunruhigen. Vielleicht war ja wirklich ihre Schwangerschaft für ihre ungewöhnlichen Gefühlsausbrüche verantwortlich, schließlich hatte er noch nie zuvor in so enger Weise mit einer Schwangeren zusammengelebt. Auch schien ihm Lizzie nicht zu grollen, was der Fall sein müsste, wenn sie wegen irgendetwas wütend auf ihn war. Wahrscheinlich las er zuviel in ihre Blicke und ihr Benehmen und seine Angst vor einem weiteren Streit wie dem Letzen leistete wohl seiner Fantasie Vorschub, wenn es darum ging, das Verhalten Elisabeths zu beurteilen. Es wäre wohl am besten, einfach für sie dazusein und sie aufmerksam zu beobachten, bevor er sie wegen ihres Benehmens ins Kreuzverhör nahm und damit nachher noch wirklich etwas kaputt machte.
Den Wunsch aber mit ihr über ihr Verhalten der letzten Zeit zu reden gab Darcy aber nicht auf und am Tag vor der Ankunft von Georgiana und Colonel Fitzwilliam hatte er sich etwas ganz besonderes überlegt, um ihr einerseits eine Freude zu machen und andererseits endlich dahinterzukommen, was sie belastete.
Sie saßen gemeinsam im Salon und Lizzie starrte von ihrer Näharbeit hinaus zu den Wäldern. Fitzwilliam hielt das für einen sehr guten Einstieg und bemerkte: „Die Umgebung hier eignet sich sehr gut für Picknicks." Lizzie blickte ihren Ehemann an und zog halb spöttisch, halb fragend eine Augenbraue hoch: „Aber auch nur im Sommer."
„Nein, Mrs. Darcy", entgegnete dieser daraufhin, „auch zu dieser Jahreszeit kann man hier picknicken."
Lizzie schaute ihn einen Moment lang an, als beschäftigte sie die Frage, ob er vielleicht seinen Verstand verloren hätte, und lachte dann herzhaft auf. „Fitzwilliam, du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass du zu dieser Jahreszeit ein Picknick veranstalten würdest. Das Wetter ist so kalt, dass wir schon, bevor wir uns niedergelassen hätten, erfrieren würden, wenn es nicht sowieso in Strömen regnen beziehungsweise schneien würde."
„Ich verstehe dich nicht, Elisabeth", meinte Fitzwilliam völlig ernst, „du scheinst mir nicht glauben zu wollen. Aber ich bin gerne bereit, dir zu beweisen, dass ein Picknick auch zu dieser Jahreszeit möglich ist. Komm steh auf, ich zeige es dir."
Lizzie starrte ihren Ehemann sehr verblüfft an und begann sich ernsthaft zu fragen, ob Fitzwilliam vielleicht ein bisschen zuviel Brandy getrunken hatte. Doch dieser nutzte nur ihre Überraschung und half ihr beim Aufstehen.
„Jetzt mach die Augen zu, Liebste, es ist eine Überraschung", forderte er sie auf und hob sie hoch. Lizzie, die jetzt schon überrascht war, sah aber keinerlei Anlass ihre Augen zu schließen, sondern blickte ihn forschend an.
„Augen zu, Mrs. Darcy!", befahl Fitzwilliam, „Sonst gibt es keine Überraschung für Sie!" Lizzie schloss pflichtschuldig ihre Augen und ließ sich von ihrem Ehemann dorthin tragen, wo er sie hinbringen wollte.
Sie konnte nicht genau ausmachen, wo er sie hinbrachte, auch wenn sie es versuchte und war, als er sie schließlich auf dem Boden absetzte völlig orientierungslos. „Darf ich jetzt die Augen aufmachen, Mr. Darcy, oder wollen Sie mich noch länger im Unklarem über unseren Aufenthaltsort lassen?", fragte sie ihn mit einem neckischen Unterton und einem herausforderndem Lächeln.
„Ja, du kannst die Augen öffnen", erwiderte Darcy.
Lizzie machte die Augen auf und schaute sich um. Sie waren in einer kleinen Art Wohnzimmer und der Boden vor dem Kamin war mit Kissen ausgelegt. Dort stand auch ein großer Picknickkorb und einige Kerzen. Es war alles hergerichtet für ein gemeinsames Picknick im Haus. „Oh, William, danke", rief Lizzie freudig aus. Seine Überraschung hatte sie schier überwältigt.
„Setz dich hin", forderte sie dieser lächelnd auf und sie ließen sich beide auf den Kissen nieder. William packte den Picknickkorb aus und Lizzies Staunen nahm gar kein Ende, als sie die vielen verschiedenen Speisen erblickte. „Fitzwilliam, das können wir nie und nimmer alles essen", meinte sie fast schon bestürzt.
„Bist du sicher, meine Liebe?", fragte Fitzwilliam sanft, „schließlich musst du auch unser Kind noch miternähren. Dann will ich nicht, dass du hungern musst." Lizzie lachte auf. Hungern musste sie angesichts so vieler Speisen sicherlich nicht und wenn sie wirklich Hunger empfand, dann ganz gewiss keinen, den man mit Speisen stillen konnte. So lehnte sie sich zu ihrem Gatten hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Fitzwilliam, du bist wunderbar, aber den Hunger, den ich habe, kann man damit nicht stillen." Dieser drehte sich verblüfft zu ihr um. Worauf hatte sie denn dann Hunger? Hatte er etwa eine ihrer Lieblingsspeisen vergessen?
Als er jedoch ihren Gesichtsausdruck sah, wurde ihm deutlich, was sie meinte und er zog sie näher zu sich und entgegnete lächelnd: „Auch diesen Hunger bin ich bereit zu stillen, Madam, ich stehe stets zu ihren Diensten, meine Teure." Lizzie kicherte angesichts seiner Ausdrucksweise, aber bevor laut loslachen konnte, hatte er ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss geschlossen.
Als Lizzie dann entkleidet vor ihm lag, hielt er jedoch inne und drehte sie sanft auf den Rücken. Lizzie blickte ihn fragend an und ihre Lippen formten die Worte: Was hast du vor? Fitzwilliam bedeutete ihr sich hinzulegen und sich zu entspannen. Dann kniete er sich neben sie und massierte ihren Rücken. Lizzie entspannte sich deutlich und ließ sich völlig in die Kissen sinken.
„Bist du glücklich?", fragte Fitzwilliam sie. Die Frage ließ sie aufhorchen. War sie glücklich? Sie wusste es selbst nicht. Sie drehte sich zu ihrem Gatten um und blickte ihn an. Sein besorgter und liebevoller Blick ruhte auf ihr. Sie wusste, er erwartete eine Antwort von ihr. Sie fragte ernst zurück: „Bist du denn glücklich, Fitzwilliam?"
„Ja", erwiderte dieser, „wie könnte ich es nicht sein, Elisabeth? Ich bin verheiratet mit der Frau, die ich liebe, und diese erwartet auch noch ein Kind, mein Kind. Wie könnte ich da unzufrieden sein, Lizzie? Glaube mir, du hast mich glücklicher gemacht als ich es je für möglich gehalten hätte."
Lizzie lächelte ihn an. Seine Worte waren genau das, was sie hatte hören wollen. Wie konnte sie ihm nicht glauben, wenn er ihr so seine Liebe gestand? Wie konnte sie an seinen Worten zweifeln?
„Und du?", fragte Fitzwilliam erneut und musterte sie besorgt.
Ja, wie war das bei ihr? War sie glücklich? Lizzie wusste keine direkte Antwort auf diese Frage und erwiderte liebevoll: „Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist, Fitzwilliam." Denn das war es ja. Sie versuchte aus der schwierigen Situation, in der sie sich befand, das Beste zu machen, und freute sich mit ihm. Unbeschwertes Glück schien ihr seit den Erfahrungen der letzten Zeit verwehrt, aber dennoch war sie nicht unglücklich. Sie lebte mit ihm, liebte ihn und freute sich auf ihr gemeinsames Kind. Was konnte sie mehr vom Leben erwarten? Sie zog Fitzwilliam leicht zu sich hinunter und wollte ihn küssen, aber dieser entzog sich ihr. Lizzies Antwort genügte ihm nämlich nicht. Er wollte endlich wissen, was in seiner Frau vorging, und er würde Himmel und Erde in Bewegung versetzen, wenn es darum ging den Grund für ihr Verhalten in der letzten Zeit zu erfahren.
„Lizzie, ich sehe, dass du nicht wirklich glücklich bist. Bitte sage mir endlich, was mit dir los ist."
Lizzie wandte leicht ihren Blick ab. Wieso musste er sie nur immer wieder darauf ansprechen? Konnten Sie es nicht einfach vergessen und zufrieden mit dem sein, was sie hatten?
„Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist, William", log Lizzie und hoffte, dass auch diese Lüge ihr verziehen würde, „Vielleicht kommt es von der Schwangerschaft, dass ich so melancholisch bin. Vielleicht ist es auch einfach nur die Trauer um meine Mutter oder die ganzen Anstrengungen der letzten Zeit, die jetzt hervorbrechen. Aber ich bin nicht eigentlich unglücklich, Fitzwilliam, das musst du mir glauben." Sie blickte ihn ernst und durchdringend an und hoffte, dass ihm ihre Antwort genügte.
Er schien ihr zu glauben, denn seine Gesichtszüge entspannten sich. „Es war wohl alles etwas viel für dich?", erkundigte er sich zärtlich, „Unser Streit, dein Zusammenbruch, der Tod deiner Mutter und dazu noch die Schwangerschaft."
Lizzie nickte. Sie hatte einen Kloß im Hals, denn sie wusste, dass das nicht alles war, aber sie würde sich lieber die Zunge abbeißen als zuzugeben, was sie eigentlich beschäftigte.
„Dann habe ich also nichts falsch gemacht?", wollte Fitzwilliam nachdenklich wissen, „Deine Traurigkeit hat also nichts mit mir zu tun? Du bist mir nicht böse?"
Wieder nickte Lizzie und lächelte ihren besorgten Ehemann an: „Zwischen uns steht nichts, Fitzwilliam." Diese Lüge kam ihr leichter von den Lippen als sie es gedacht hätte. Sie hätte sich fast selbst geglaubt, hätte sie nicht gewusst, dass es eine Lüge. Sie unterdrückte den Impuls loszuheulen und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. Es war besser so, sie konnte es ihm nicht sagen, versicherte sie sich selbst und hasste sich gleichzeitig dafür ihn so anzulügen.
Fitzwilliam nahm ihre Reaktion auf ihre Worte nicht wahr. Sein Blick ruhte auf ihrem nackten Körper. Er schien sich genau einprägen zu wollen, wie sie aussah, für den Fall, dass sie irgendwann nicht mehr an seiner Seite war. Lizzie bemerkte seinen Blick und die Zärtlichkeit, die sie darin erkannte, vertrieb die traurigen Gedanken in ihrem Kopf.
„Woran denkst du?", wollte sie wissen.
„Dass du wunderschön bist", erwiderte ihr Gatte liebevoll, „und dass du etwas dürr geworden bist, meine Liebe."
„Dürr", fragte Lizzie erstaunt und lachend, „ich denke, du hast meinen Bauch übersehen, Fitzwilliam. Ich würde mich als alles andere als dürr bezeichnen."
„Außer deinem Bauch, ja, klar, aber sonst bist du schon recht dürr geworden. Du isst viel zu wenig." Wieder war Besorgnis in seiner Stimme zu hören.
Lizzie schüttelte den Kopf. „Das liegt wohl eher an der Übelkeit, wenn ich an Speck verloren habe", meinte sie. Fitzwilliam strich sanft über ihren Arm. „Es tut mir leid, dass du wegen mir solche Unannehmlichkeiten ertragen musst."
Lizzie lächelte verschmitzt und bemerkte trocken: „Ich war da wohl auch nicht ganz unbeteiligt." Fitzwilliam lachte auf: „Ja, das will ich meinen." Er ließ erneut seinen Blick über ihren Körper gleiten, machte aber keine Bewegung auf sie zu.
„Du kannst mich auch anfassen, William, ich beiße sicher nicht", neckte Lizzie ihn und griff nach seiner Hand und legte sie auf ihren Bauch. Er lächelte und streichelte sanft ihren Bauch. „Womit habe ich dich bloß verdient, Elisabeth?", fragte er. „Das weiß ich auch nicht, Fitzwilliam", antwortete Lizzie schelmisch, „wahrscheinlich hast du eine so wunderbare Frau wie mich gar nicht verdient."
„Dann bin ich ja doppelt froh, dass ich trotzdem so eine Frau gefunden habe", entgegnete Fitzwilliam. Mit diesen Worten beugte er sich zu ihr hinunter, schlang seine Arme um sie und küsste sie.
Nachher ließen sich Fitzwilliam und Lizzie in die Kissen sinken und fütterten sich gegenseitig mit den leckeren Speisen, die Mrs. Reynolds für sie in den Picknickkorb gepackt hatte. Sie unterhielten sich und lachten zusammen und beide fragten sich, wieso das Leben nicht immer so leicht und sorglos sein konnte.
Als es später wurde und Lizzies Augen zuzufallen drohten, kleideten sie sich an und machten sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. Wieder ließ es sich Fitzwilliam nicht nehmen Lizzie in seinen Armen zu tragen und diese zog ihn damit auf, dass das bald wohl nicht mehr möglich wäre, wenn er nicht vorhatte sich einen Bruch zu heben. Fitzwilliam lachte daraufhin nur und bemerkte, sie sei leicht wie eine Feder, woraufhin diese ihm prophezeite, dass er diese Aussage sicher in kürzester Zeit wieder revidieren würde.
Kaum waren sie in Darcys Zimmer begann Fitzwilliam seine Ehefrau wieder ihrer Kleider zu entledigen. Lizzie lachte hierauf so herzhaft, dass er innehielt und sie verwirrt fragte, was los sei.
„Du hast wohl nicht genug Weihnachtsgeschenke bekommen, Fitzwilliam", stellte sie lachend fest. „Wieso?", fragte er verblüfft. „Naja, Geschenke auspacken scheint dir ja richtig Spaß zu machen", bemerkte sie mit einem spitzbübischen Lächeln.
„Das kann sein, wahrscheinlich habe ich als Kind nie Geschenke bekommen und muss das jetzt verarbeiten", erwiderte er gespielt niedergeschlagen.
Lizzie lachte auf und fragte verwundert: „Hast du nicht immer gesagt, deine Eltern hätten dich verwöhnt?"
„Ja, aber solche Geschenke habe ich nie bekommen", entgegnete er trocken.
„Dann bin ich ja beruhigt", meinte Lizzie lachend.
„Du wirst schon noch aufhören zu lachen, mein schönes Geschenk", war Fitzwilliams scherzhaft drohende Antwort. Tatsächlich fand Lizzie sich bald mit etwas ganz anderem beschäftigt als mit Lachen, aber obwohl sie für ihr Leben gerne lachte, war diese Beschäftigung ihr sogar noch willkommener. Kurz bevor sie in den Armen ihres Gatten in einen tiefen und erholsamen Schlaf fiel, fasste sie noch den Entschluss, dass ihr gemeinsames Leben immer so schön sein sollte wie an diesem Nachmittag. Sie würde es nicht zulassen, dass Gedanken an eine Tote ihre Ehe gefährdeten. Sie und Fitzwilliam waren so glücklich zusammen, das würde sie nicht mit ihrer Eifersucht kaputt machen. Marianne war vielleicht Fitzwilliams Vergangenheit, aber sie und ihr ungeborenes Kind waren seine Gegenwart und seine Zukunft. Das war es, was zählte.
Kittie konnte sich auf Longbourn nicht so positiven Gedanken hingeben. Für sie und Mr. Johnson schien es keine Zukunft zu geben. Zwar hatte derselbe nicht seine Liebe zu ihr zurückgenommen, aber sein Vorschlag ihren Briefkontakt angesichts der deutlichen Missbilligung ihrer Familie abzubrechen war wohl nur der erste Schritt auf diesem Weg. Sie wusste wirklich nicht, was sie ihm zu diesem Vorschlag schreiben sollte. Sollte sie betteln, dass er sie weiterhin liebte, sein Herz an sie band, obwohl ihre Familie ihn abgelehnt hatte und es kein festes Versprechen zwischen gab? Oder sollte sie ihn aufgeben, auch wenn es wehtat? Das wäre die richtige Art zu handeln, denn was konnte sie ihm bieten? Sie durfte ihm weder ihr Herz noch ihre Hand offiziell geben, da konnte sie nicht erwarten, dass er in seiner Zuneigung beständig blieb. Doch es tat so weh, wieso konnte ihre Familie nur nicht verstehen, wie viel ihr Mr. Johnson bedeutete? Wieso musste sie nun dem einzigen Mann, der ihr je wirklich etwas bedeutet hatte, den sie nicht nur aufgrund seines guten Aussehens oder seiner schneidigen Uniform bewunderte, wieso musste sie nun genau diesem Mann nun endgültig Adieu sagen?
Aber Kittie wusste, es musste sein. Sie war vernünftig genug, um zu verstehen, dass sie ihn nicht an sich binden konnte, wenn sie ihm nicht auch ihr Ja-Wort geben konnte. Sie schrieb ihm einen Brief, indem sie seinem Vorschlag zustimmte. Es kostete sie große Mühen ihm ihren Schmerz über ihre endgültige Trennung nicht zu offensichtlich zu zeigen, doch da sie nicht wollte, dass er sich ihr gegenüber weiter verpflichtet fühlte, schaffte sie es ihre Gefühle größtenteils beiseite zu lassen.
Als sie jedoch den Brief abgeschickt hatte und von Meryton zurück nach Longbourn wanderte, wurde ihr bewusst, dass sie nun völlig auf sich gestellt war und dieser Gedanke machte ihr große Angst. Tränen verschleierten ihren Blick und ließen sie den Weg nicht mehr klar erkennen, aber dennoch blieb sie resolut. Sie würde darum betteln geliebt zu werden. Wenn ihr die Möglichkeit glücklich zu werden versperrt war, musste sie das akzeptieren. Trauer um das Verlorene hatte hier keinen Platz. Das einzigste Gefühl, was sie zuließ, war Wut, unbändige Wut auf ihre Schwester, die ihr dies angetan hatte. Sie würde Lizzie diese Gemeinheit heimzahlen. Sie würde nicht ruhen, bis sie Lizzie so am Boden zerstört sah, wie sie sich jetzt selbst fühlte.
