So, Leute, ein weiteres Kapitel für heute. Danke allen, die hier fleißig lesen und einen größeren Dank an die, die mich das auch wissen lassen. Ja, es gibt wirklich welche, die das tun ;-) , was mich natürlich freut. Dieses Kapitel wird wieder sehr spannend, also viel Spaß dabei! Reviews sind erwünscht!


Kapitel 29:

Kittie kehrte, nachdem sie ihrem Schwager seine Post gebracht hatte, nicht sofort zurück zu ihrer Schwester. Ob es aufgrund von einem schlechten Gewissen war, das sich nun doch meldete, oder einfach, weil sie spürte, dass es jetzt am besten war, ihre Schwester allein zu lassen, war ihr selbst nicht ganz klar. So waren es Georgiana und der Colonel, die zufällig Lizzie, die auf dem Sofa zusammengesunken lag und schluchzte, auffanden. „Was ist los, Lizzie?", fragte Georgiana irritiert und gleichermaßen besorgt, während sie zu dieser eilte und ihr mitfühlend die Hand auf die Schultern legte.

Lizzie sagte das erste, was ihr in den Sinn kam: „Fitzwilliams Sohn", dann aber fasste sie sich etwas, sie wollte schließlich nicht, dass der Colonel und Georgiana von dem Brief und ihrem Unglück erfuhren, also fügte sie schnell hinzu: „Ich glaube, es ist etwas mit dem Kind, ich habe solche Schmerzen." Sie beobachtete, wie der Colonel und Georgiana sich beunruhigte Blicke zuwarfen. Das war keine gute Idee gewesen, nun würden die beiden einen Arzt holen, der beweisen konnte, dass sie körperlich völlig gesund war.

Tatsächlich meinte Colonel Fitzwilliam kaum eine Sekunde später: „Ich schicke nach einem Doktor und sage Darcy Bescheid." Georgiana nickte ihm dankbar zu und auch Lizzie rang sich zu einem kaum hörbarem „Danke" durch.

Sie hatte gehofft, dass auch Georgiana sie verlassen würde, aber diese harrte neben ihr aus und strich ihr übers Haar. Lizzie war es noch nie so unangenehm gewesen, getröstet zu werden. Was wusste Georgiana denn schon? Sie kannte ihren Schmerz und ihre Verzweiflung nicht einmal annähernd. Lizzie zwang sich dazu ruhiger zu werden, zwar war ihr Schmerz immer noch so groß wie direkt nach dem Lesen des Briefes, aber sie wusste, dass es notwendig war, sich zusammen zu nehmen.

Nach einigen Minuten kehrte der Colonel zurück. Darcy sei urplötzlich nach Lambton geritten, erklärte er. Warum Lizzie daraufhin erneut in Schluchzen ausbrach, verstanden weder er noch Georgiana. Sie machten Lizzie Mut, dass Darcy sicher bald wieder zurückkäme, aber Lizzie hatte ganz andere Sorgen.

„Jetzt verlässt er mich also schon für sie. Ich wünschte, ich wäre tot", dachte sie, aber nach außen hin versuchte sie so gefasst wie möglich zu wirken. Mittlerweile hatte sie auch körperliche Schmerzen und fühlte sich wirklich schwach. Vielleicht würde der Doktor ja nicht einmal merken, dass ihr Unwohlsein nur eine Ausrede gewesen war.

Tatsächlich war Dr. Forbes beunruhigt, als er Lizzie untersuchte. Die junge Frau war zwar völlig gesund, aber dennoch ungewöhnlich schwach. Sie aß und schlief zu wenig, irgendetwas schien ihr auf der Seele zu liegen, aber er konnte nicht ausmachen, was es war. Mehrmals erkundigte er sich bei ihr, ob wirklich alles in Ordnung sei, aber Mrs. Darcy erklärte, sie hätte nur plötzlich solche Schmerzen gehabt, aber sonst ginge es ihr gut. Er glaubte ihr nicht, wagte aber nicht etwas zu sagen. Vielleicht war es besser einmal mit Mr. Darcy zu sprechen als mit seiner Gattin. Dieser war inzwischen von seinem Ausritt zurückgekommen und wartete ungeduldig vor dem Schlafzimmer seiner Ehefrau. Was ihm Georgiana und Richard über Lizzies Zusammenbruch berichtet hatten, beruhigte ihn nämlich keineswegs. Was war bloß mit Elisabeth los? Es war doch hoffentlich nichts Ernstes. Sie und das Kind waren doch hoffentlich nicht in Gefahr. Unruhig schritt er im Gang auf und ab, nur um auf den Arzt loszustürzen, sobald dieser den Raum seiner Gattin verließ.

„Was ist mit meiner Ehefrau?", fragte er ungeduldig.

„Das weiß ich nicht", entgegnete Dr. Forbes daraufhin.

„Was meinen Sie damit, dass sie nicht wissen, was mit meiner Gattin ist? Ist sie ernstlich krank? Schwebt das Leben unseres Kindes in irgendeiner Gefahr? Sagen Sie schon: Womit muss ich rechnen?"

„Mr. Darcy, beruhigen Sie sich", erwiderte Dr. Forbes, „Ihrer Frau geht es gut, sie ist nur etwas erschöpft, aber das ist völlig normal in ihrem Zustand. Es wäre nur gut, wenn Sie in nächster Zeit etwas mehr auf sie achten würden. Sie braucht nun mehr Schlaf und Ruhe als bisher und passen Sie auch auf, dass sie genug isst. Sie isst nun schließlich für zwei."

Darcy nickte eifrig. Wenn das alles war, was der Doktor ihm zu sagen hatte, war das doch sehr gut. Er hatte schon Angst gehabt, Lizzie befände sich in echter Gefahr. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihm.

Dadurch fiel Dr. Forbes ein, dass er mit Mr. Darcy darüber hatte reden wollen, dass seine Ehefrau unglücklich wirkte. Er wandte sich noch einmal um und meinte: „Da ist noch etwas, Mr. Darcy."

Dieser blickte ihn erstaunt an. „Was denn, Dr. Forbes?", fragte er in einschüchterndem und beunruhigten Ton. Der Arzt hielt es nun doch für besser, seinen Mund zu halten. Wie sollte er Mr. Darcy denn erklären, dass er glaubte seine Ehefrau sei unglücklich. Mr. Darcy würde das sicher als einen Übergriff in seine Privatsphäre sehen und abweisend reagieren. Daher sagte er nur: „Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Darcy, ihre Frau ist stark und gesund. Sie übersteht diese Schwangerschaft mit links." Dann ging er und Darcy eilte in Elisabeths Schlafgemach. Sie sah schlechter aus als er vermutet hatte. Ihre Augen waren rotgeschwollen und ihre Wangen ungesund blass. Sie lächelte nicht einmal, als er eintrat.

Er ließ sich auf ihrer Bettkante nieder und fragte besorgt: „Wie geht es dir?"

Sie hielt ihren Blick auf das Bettlaken gesenkt und entgegnete leise: „Gut."

Ihr Ehemann konnte sich nun nicht mehr zurückhalten, er ergriff ihr Kinn, hob es hoch, so dass sie ihm in die Augen schauen musste, und fragte eindringlich: „Was ist los? Was hat der Arzt gesagt?"

„Nichts", erwiderte Lizzie, „Ich soll genug essen und mich öfters ausruhen." Sie bemühte sich um Selbstbeherrschung, doch es war so schwer sich gegenüber Fitzwilliam so zu verhalten, als sei nichts passiert. Ihn allein zu sehen, tat schon weh. Wie sollte sie da weiter mit ihm in einem Haus leben, mit ihm zusammen ein Kind aufziehen? Auch glaubte sie zu bemerken, dass sein Verhalten ihr gegenüber sich geändert hatte. Er war anders als sonst, hatte er etwa gesehen, dass sein Brief schon geöffnet worden war, und vermutete nun, dass sie von Marianne wusste. Oder plagte ihn das schlechte Gewissen, weil er sie bereits hintergangen hatte? Egal, was es war, sie würde kein Wort sagen. Sie wusste zu gut, dass sie nicht ohne Tränen davon reden konnte, dass sie von seiner früheren Geliebten wusste und auch davon, dass er sich wieder mit ihr traf. Und ihm die Genugtuung zu geben, sie weinen zu sehen, das war ausgeschlossen. Eher würde sie ihn ohne ein weiteres Wort verlassen. Aber auf keinen Fall würde sie ihm zeigen, wie sehr er sie verletzt hatte. Schließlich hatte sie auch ihren Stolz.

Fitzwilliam blickte seine Gattin an. Er hatte sie schon vor einigen Minuten gefragt, ob er ihr eine bestimmte Mahlzeit bei Mrs. Reynolds bestellen sollte, aber Lizzie starrte nur ins Leere. Erneut fragte er: „Mit welcher Köstlichkeit kann ich dir eine Freude bereiten?"

„Ich habe keinen Hunger", antwortete Lizzie tonlos. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, irgendetwas Essbares herunterzubekommen. Ihr war richtiggehend übel, aber nicht in einer Weise, in der Erbrechen zur Linderung geführt hätte. Ihr war eher so zumute, als sei ihr Körper gar nicht ihr Körper, als sei alles um sie herum unreal, als sei das alles nur ein böser Alptraum und irgendwann wache sie auf und alles wäre wieder so, wie am Anfang ihrer Ehe, und doch wusste sie, dass nichts mehr so werden würde wie früher. Alle ihre Hoffnungen und Träume waren an diesem Tag auf immer zerschellt. Hatte sie sich bisher mit einem zweitklassigem Glück zufrieden geben wollen, mit einer unechten Liebe, so konnte sie sich nun nicht einmal mehr in diese Illusion fliehen.

„Du musst etwas essen", rissen sie die Worte ihres Gatten aus den Gedanken. Sie blickte ihn nicht einmal an, sondern schüttelte nur den Kopf und kroch unter das Bettlaken.

„Lizzie, bitte rede mit mir!", bat dieser nachdrücklich und besorgt, „Was hat der Doktor gesagt? Was ist so schlimm, dass du nicht einmal mit mir darüber reden kannst?"

Doch Lizzie gab keine Antwort. „Ich gehe jetzt", gab Fitzwilliam schließlich resigniert auf. „Ja, lass mich in Ruhe", gab Lizzie patzig zurück ohne auch nur aus den Laken hervor zu kriechen. Fitzwilliam traten Tränen in die Augen, irgendwas war hier im Argen, aber er konnte nicht im Geringsten ausmachen, was es genau war, und Lizzie hatte nicht genug Vertrauen zu ihm, um ihn einzuweihen. Er verließ das Zimmer und bemerkte entmutigt zu Colonel Fitzwilliam, Georgiana und Kittie, die vor der Tür gewartet hatten: „Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Der Arzt sagt, sie sei gesund, aber sie ist völlig verstört, will mir aber partout nicht sagen, was mit ihr los ist. Vielleicht kann ja einer von euch mit ihr reden."

Kaum hatte er das gesagt, war Kittie zu ihrer Schwester ins Zimmer gegangen, hatte sich neben ihr niedergelassen und redete leise auf sie ein. Fitzwilliam, der Colonel und Georgiana beobachteten erstaunt, wie Lizzie unter den Laken hervorkroch und ihre Schwester in die Arme schloss. Fitzwilliam tat es in der Seele weh zu sehen, wie Elisabeth ihn von sich wegstieß, aber ihre Schwester an sich heranließ. Niedergeschlagen wandte er sich ab. Colonel Fitzwilliam folgte ihm und klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern und sagte: „Sie wird dir sicher auch noch sagen, was mit ihr los ist, wenn sie sich etwas beruhigt hat. Mach dir keine Sorgen, morgen ist sie wieder ganz die Alte." In seinen Gedanken war der Colonel zwar nicht wirklich davon überzeugt, aber er begann zu glauben, dass, was auch immer es war, was in der letzten Zeit zwischen seinem Cousin und dessen Frau stand, Miss Catherine Bennet offensichtlich bekannt war. Vielleicht würde es sich lohnen, sich einmal mit Miss Catherine zu unterhalten. Vielleicht konnte er dann ja herausfinden, weshalb Elisabeth so distanziert gegenüber Darcy war und auf welche Weise sein Cousin sie verletzt hatte.


Währenddessen schüttete Lizzie Kittie ihr Herz aus. „Ich kann einfach nicht mehr", schluchzte sie, „während ich heute fast vor Verzweiflung und Schmerz zusammengebrochen bin, war Fitzwilliam schon in Lambton, um seine Marianne zu sehen. Es ist einfach unerträglich, ich kann ihm nicht einmal mehr in die Augen schauen ohne das Bedürfnis zu haben, ihn anzuschreien, zu weinen, zu schluchzen und hysterisch zu werden. Ich fühle mich völlig zerrissen und wünschte, ich wäre einfach nur weit weg. Wie kann ich denn weiter mit ihm zusammenleben, als wäre nichts passiert, wenn er mich in Wirklichkeit auf die schändlichste Weise getäuscht hat?" Kittie hielt ihre Schwester fest in ihren Armen und zum ersten Mal spürte sie so etwas wie Mitleid mit ihrer Schwester und dennoch wollte sie immer noch Rache. Selbst jetzt war sie nicht bereit Lizzie die Täuschung zu gestehen. Ein paar Tränen würden ihre Schwester schon nicht umbringen. Schließlich konnte sie, wenn sie wollte, immer noch dafür sorgen, dass ihre Schwester die Wahrheit erfuhr. Aber nun hatte Lizzie es erst einmal verdient Kummer zu haben. Erst wenn sie mindestens genauso viel Schmerz und Herzweh gefühlt hatte wie sie selbst, würde sie daran denken ihrer Schwester die Wahrheit zu sagen. Erst wenn Lizzie kurz davor war Pemberley zu verlassen, wenn sie ihre Koffer sozusagen schon gepackt hatte, erst dann würde sie ihr die Täuschung gestehen. Sie würde Lizzie nicht wie ursprünglich geplant für immer in Unwissenheit lassen, aber sie würde sie zumindest noch etwas leiden lassen. Das war das Mindeste, was Lizzie für ihr abscheuliches Verhalten ihr und Mr. Johnson gegenüber verdient hatte.

So sagte Kittie nicht, wer Marianne eigentlich war, sondern meinte gespielt mitfühlend: „Du musst ihn wohl doch verlassen, Lizzie. Es gibt keinen Weg daran vorbei."

„Ich weiß", erwiderte Lizzie gequält und dicke Tränen rannen ihr über die Wangen, „und dabei habe ich mir doch so sehr gewünscht, ihn niemals wieder verlassen zu müssen, aber ich kann nicht damit leben, dass er eine Geliebte hat. Es bricht mir das Herz. Ich muss ihn verlassen, bevor es mich völlig kaputt macht."

Kittie zog ihre Schwester näher zu sich und tröstete sie. Die Farce war bald vorbei, wenn Lizzie so entschlossen war Mr. Darcy zu verlassen, und doch sagte Kitties Gewissen ihr, dass es besser wäre, diese Farce sofort zu beenden. Aber dazu war sie noch nicht bereit.


Lizzie hatte nicht damit gerechnet, dass Mr. Darcy in dieser Nacht zu ihr kommen würde. So war sie sehr überrascht, als er abends zu ihr kam. Sie wusste nicht genau, wie sie auf seine Gegenwart reagieren sollte, also schloss sie schnell die Augen und tat so, als ob sie schon schliefe. Doch Darcy ließ sich davon nicht stören, sondern kam zu ihr ins Bett gekrochen. Lizzie hielt die Luft an, unsicher, was sie jetzt tun sollte. Seine plötzliche Nähe war ihr unangenehm. Sie versuchte dennoch ruhig liegen zu bleiben, aber als er auf einmal seinen Arm um sie legte und sie zu sich zog, konnte sie nicht mehr still halten. Sie versuchte sich unauffällig von ihm wegzubewegen.

„Du bist ja doch wach!", bemerkte ihr Ehemann erstaunt.

„Ja", erwiderte sie einsilbig und hoffte, er würde sie einfach in Ruhe lassen. Doch Fitzwilliam hatte nun das genau nicht vor. Er zog sie noch näher zu sich und meinte sanft: „Es war ein anstrengender Tag für dich, meine Liebe, sag mir doch, was mit dir los ist. Es wird dir sicher besser gehen, wenn du mit mir darüber redest." Dabei streichelte er ihr zärtlich ihr Gesicht und ihren Hals. Lizzie standen von seiner Berührung fast die Haare zu Berge. Wie konnte er sie nur so hintergehen und dann einfach so tun, als wäre nichts passiert. Fitzwilliam, der ihre Abneigung nicht bemerkt hatte und ihre Reaktion auf seine Berührung als Verlangen ansah, küsste sie nun liebevoll. Lizzie wusste nicht, wie ihr geschah. Sie liebte ihren Gatten immer noch und sehnte sich auch nach ihm, aber dennoch fühlte sich sein Kuss schal und falsch an, und als er seine Hand unter ihr Nachthemd wandern ließ, war ihre Grenze erreicht. Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass er sie so berührte. Schnell zog sie sich von ihm zurück.

„Was ist los?", fragte Fitzwilliam irritiert, „bist du zu müde dafür?"

„Nein, " entgegnete Lizzie und fügte dann hinzu, „der Arzt hat es mir verboten." Sie gratulierte sich selbst für diese Idee. „Was?", wollte Fitzwilliam verwundert wissen, „das klingt aber sehr seltsam. Wenn du nicht mit mir schlafen möchtest, sag es doch einfach."

Lizzie konnte die Verletzung in seiner Stimme hören und, obwohl sie einen Moment überlegte, William mit der Wahrheit zu konfrontieren, konnte sie sich schließlich nicht dazu entschließen.

So log sie: „Es ist aber wahr, der Doktor hat gesagt, es könnte unserem Kind schaden, wenn ich weiter die ehelichen Pflichten erfülle."

„Eheliche Pflichten erfüllen? Lizzie, was ist mit dir los? Das kann doch für dich nicht nur eine Pflicht sein. Was willst du mir wirklich sagen, Elisabeth?", verlangte William wütend.

„So habe ich das nicht gemeint", verteidigte sich Lizzie, sie hatte jetzt keine Kraft sich mit Fitzwilliam zu streiten. Sie war müde und erschöpft und sie wusste, sie konnte in diesem Augenblick nicht mit Fitzwilliam über Marianne sprechen. Sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben, sie völlig am Boden zerstört zu sehen. Daher meinte sie ernst: „Ich wusste, du würdest mir nicht glauben, deshalb habe ich heute Nachmittag nichts gesagt, aber es ist wahr: Wenn wir miteinander schlafen, kann das unserem Kind Schaden zufügen. Ich wollte es Dr. Forbes erst auch nicht glauben, doch es ist die Wahrheit. Du musst mir glauben!"

„Natürlich glaube ich dir", erwiderte Fitzwilliam geschockt. Das war also, was Lizzie so mitgenommen hatte. Er schloss sie liebevoll in seine Arme. Lizzie, die nun gar nicht mehr wusste, wie ihr geschah, begann zu schluchzen. So viele Gefühle überwältigten sie, als sie in seinen Armen lag, dass sie nicht mehr wusste, wie ihr geschah. Einerseits war dies der letzte Ort, an dem sie sein wollte, und andererseits brauchte sie genau das jetzt, brauchte sie diese Umarmung als Zeugnis dafür, dass Fitzwilliam sie immer noch liebte. Sie schmiegte sich näher an ihn, obwohl sie sich dafür hasste, ihn immer noch zu lieben. Niemals hatte sie ihn mehr begehrt als in diesem Augenblick, niemals hatte sie es mehr benötigt, dass er sagte, dass er sie liebte, und dennoch hatte sie sich noch nie so sehr von ihm getrennt gefühlt wie in diesem Moment. Nicht einmal nach ihrem heftigen Streit hatte sie sich ihm so fern gefühlt, wie jetzt, als sie in seinen Armen lag.

Fitzwilliam wusste nicht genau, was er tun sollte, als sich seine schluchzende Ehefrau in seinen Armen barg. Er strich ihr tröstend übers Haar und hielt sie fest, bis sie schließlich eingeschlafen war. Sie tat ihm so leid, aber er wusste auch nicht, was er tun konnte. Er beschloss jedenfalls für sich ihr kein Hindernis zu sein, es war für sie schließlich schon schlimm genug, dass sie nicht mehr miteinander zärtlich sein konnten. Wenn Verzicht notwendig, damit ihr Kind gesund auf die Welt kam, würde er dieses Opfer gerne bringen. In gewisser Weise war er sogar froh, dass das alles war, was Lizzie belastete. Er hatte heute Nachmittag viel Schlimmeres befürchtet.


Am nächsten Morgen war Lizzie zuerst wach. Obwohl sie sehr schlecht geschlafen hatte und ihre Probleme immer noch da waren, ging es ihr heute Morgen deutlich besser. Und als sie ihrem noch schlafendem Gatten sanft durchs Haar streichelte und spürte, wie ein zufriedenes Lächeln auf dessen Gesicht trat, fühlte sie fast schon so etwas wie Freude. Sie beugte sich leicht zu Fitzwilliam herunter und wollte ihn liebevoll wachküssen. Dann jedoch kamen wieder unerwünschte Gedanken in ihr auf: Was war, wenn er glaubte, dass ihn Marianne und nicht sie berührt hatte? Was, wenn er sie nicht nach ihrer Berührung, sondern nach der Berührung einer anderen sehnte? So wich sie kurz, bevor sie mit ihren Lippen die Seinigen berührt hätte, zurück. Schnell stand sie auf und wusch sich und machte sich fertig, bevor ihr Ehemann aufwachen konnte. Sie wusste nicht, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Was war denn, wenn er mit dem Arzt sprach und herausfand, dass sie ihn belogen hatte? Außerdem hatte sie sich immer noch nicht entschieden, wann und wie genau sie ihn verlassen würde. Denn obwohl sie gestern fest überzeugt davon gewesen war, ihn sobald wie möglich zu verlassen, war sie heute nicht mehr so entschlossen dazu. Was war denn, wenn er sich zwar mit Marianne getroffen hatte, aber nur mit dieser geredet hatte? Was war, wenn er sich für sie entschieden hatte und ihr ungeborenes Kind entschieden hatte? Würde sie dann auch gehen? Schließlich liebte sie ihn doch, woher sollte sie da die Kraft nehmen ihn zu verlassen? Wäre es nicht doch vielleicht besser, einfach bei ihm zu bleiben, bis sie zumindest sicher wusste, ob er sich für Marianne entschieden hatte. Aber andererseits wie würde sie damit umgehen, wenn er sich für Marianne entschied? Könnte sie das ertragen und war es dann nicht vielleicht sogar besser, ihn zu verlassen, bevor er sich für andere entschied und sie die gehörnte Ehefrau wäre? Sie wusste es einfach nicht, aber ihr war klar, dass sie eine Antwort darauf finden musste und zwar möglichst bald und bevor sie das nächste Mal mit Fitzwilliam sprach. So verließ sie eilig das Zimmer.

Was sie nicht wusste, war, dass Fitzwilliam schon aufgewacht war, als sie ihn fast geküsst hätte, aber instinktiv gespürt hatte, dass sie nicht mit ihm reden wollte und sich so schlafend gestellt hatte. Wie viel komplizierter hatte Anweisung des Arztes ihr Leben gemacht? Er hatte sich sehr zurückhalten müssen, sie heute Morgen nicht zu küssen, als sie ihm so nahe gewesen war, doch er wusste auch, dass er sich dann wohl kaum zurückhalten hätte können. Wie sollte er bloß ständig mit ihr zusammen sein, mit ihr in einem Bett schlafen und darauf verzichten, sie in dieser Weise zu berühren? Schließlich liebte und begehrte er sie. Zwar gab es immer noch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und getrennt von ihr zu schlafen, aber das wollte er auch nicht. Selbst wenn er nicht mit seiner Gattin schlafen konnte, wollte er doch eine gewisse körperlich zu ihr haben. Doch wie sollte er bei einer solchen Nähe auf Dauer darauf verzichten sie zu lieben? Was konnte er da bloß tun, um es Lizzie nicht noch schwerer zu machen? Er beschloss – wie unangenehm es ihm auch sein würde - mit seinem Cousin darüber zu reden. Vielleicht hatte Richard ja einen guten Ratschlag für ihn.