So, ein neues Kapitel für euch. Viel Spaß beim Lesen und ein schönes Wochenende euch allen. Kann sein, dass es sich noch etwas verändert, da bin ich mir noch etwas unsicher, aber ich stelle es dennoch schon mal online. Eure Meinung wäre gerade bei diesem Kapitel sehr erwünscht wegen Zeitbezug oder net und so. Naja, lest es euch einfach mal durch!
Kapitel 30:
Lizzie frühstückte vor allen anderen und war auch froh darüber. Irgendwie hatte sie überhaupt keine Lust, mit irgendjemandem zu sprechen. Sogar als Mrs. Reynolds sie ansprach und sich erkundigte, wie es ihr ging, störte sie das eher. Sie lächelte nur und hörte geduldig zu, wie ihr Mrs. Reynolds alle möglichen Ratschläge gab, wie sie während der Schwangerschaft sich und das Kind am besten schonen könnte.
Erst als Mrs. Reynolds plötzlich sagte: „Es tut mir übrigens sehr leid, dass ich Mr. Darcy gestern nach Lambton geschickt hätte. Hätte ich gewusste, wie schlecht es Ihnen ging, Mrs. Darcy, hätte ich ihn sicher nicht nach Lambton reiten lassen. Aber ich wusste ja nichts über ihren Zustand und wollte meiner Schwester etwas ausrichten lassen und, da Mr. Darcy sowohl meine Schwester als auch meinen Schwager gut kennt, habe ich ihn geschickt.", wurde Lizzie aufmerksam. „Dann ist Fitzwilliam also gar nicht wegen Marianne nach Lambton geritten", dachte sie erstaunt bei sich. Sie bekam kaum mit, wie Mrs. Reynolds sie wieder allein ließ. Sie konnte nur daran denken, dass ihr Ehemann nicht wegen Marianne nach Lambton geritten war. Liebte er sie mittlerweile vielleicht doch? War Liebe für sie in ihm gewachsen, so dass er nun trotz Mariannes plötzlichem Auftauchen bei ihr bleiben wollte? Der Gedanke war zu schön, um wahr zu sein.
„Guten Morgen Elisabeth", begrüßte sie Colonel Fitzwilliam und riss sie so aus ihren Grübeleien. Sie grüßte ihn schnell zurück und verschwand dann aus dem Frühstückszimmer. Sie musste in Ruhe über das nachdenken, was Mrs. Reynolds ihr erzählt hatte.
Kurz nachdem Elisabeth das Frühstückszimmer verlassen hatte, kam Fitzwilliam herein. „Deine Ehefrau ist gerade eben gegangen", teilte ihm sein Cousin mit. William nickte nur und ließ sich nieder. Er war irgendwie froh, Elisabeth verpasst zu haben. Er wusste einfach nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. „Du siehst ernst aus", meinte der Colonel schließlich, als William nach einigen Minuten immer noch keine Anstalten gemacht hatte, etwas zu sagen.
„Ja", meinte dieser sarkastisch, „das hast du scharf beobachtet."
„Werd nicht gleich zynisch", entgegnete der Colonel, „ich wollte nur wissen, was mit dir los ist. Ich mache mir nämlich Sorgen um dich und Lizzie. Hat sie dir denn jetzt gesagt, was der Doktor gestern gesagt hat und wieso sie sich so komisch verhalten?"
„Ja", antwortete Fitzwilliam einsilbig.
„Und?" bohrte der Colonel weiter.
Fitzwilliam überlegte einen Moment, ob er seinem Cousin wirklich sein Problem anvertrauen sollte. Es war schließlich eine sehr intime Sache, aber andererseits konnte er jeden Rat gut gebrauchen. Und doch da war sein Stolz, er wollte nicht mit seinem Cousin über so ein heikles Thema reden, es war etwas zwischen ihm und Elisabeth und der Colonel hatte damit nichts zu tun. Aber mit Elisabeth konnte er nicht darüber reden, sie würde wieder in Tränen ausbrechen und der Gedanke, dass seine Gattin wegen etwas, was er sagte, weinte, war mehr als er ertragen konnte. Nein, vor Elisabeth konnte er nicht aussprechen, wie sehr auch ihm die Anweisung des Arztes zu schaffen machte, aber sollte er wirklich mit Richard darüber reden. Er wusste, er brauchte jemanden, mit dem er reden konnte, und der Colonel war der Einzige, der dafür in Frage kam. Und dennoch wehrte sich alles in ihm dagegen Richard um Rat zu fragen. Dieser würde sich, wenn er Pech hatte, sein Lebtag über ihn lustig machen, nein, er würde nichts sagen, beschloss er.
Doch als der Colonel ihn mit den Worten: „Komm, schon, Darce, raus damit!" ermutigte, wusste er, dass Richard ihm sowieso keine Ruhe lassen würde, bis er nicht sagte, was ihn belastete, und begann schließlich zu erzählen, nachdem er seinen Stolz mit einem großen Schluck Tee heruntergespült hatte: „Es ist eigentlich keine schlimme oder tragische Sache, aber es belastet Lizzie ziemlich und mir fällt es auch schwer damit umzugehen. Um ganz ehrlich mit dir zu sein, der Arzt hat uns verboten…, du weißt schon, Richard."
Richard verstand sofort, starrte seinen Cousin verblüfft an und fragte ungläubig: „Das hat der Doktor dir gesagt?"
„Nein, Lizzie, der Arzt hat es ihr gestern nach der Untersuchung gesagt und sie hat es mir gestern Nacht unter Tränen gestanden. Sie war völlig am Ende. Ihr scheint das alles sehr zu Herzen zu gehen. Es tat mir echt weh, aber was soll ich machen, Richard? Die einzige Art, wie ich ihr helfen kann, ist, indem ich mich zurückhalte, doch wir lieben uns sehr und die Schwangerschaft wird noch einige Monate dauern und ich weiß nicht, wie ich mich zurückhalten soll in dieser langen Zeit. Aber ich muss, sonst wird die ganze Sache für Lizzie noch schwieriger."
Er war mittlerweile aufgestanden und lief aufgeregt im Zimmer umher, während er angestrengt über ihre derzeitige Situation nachdachte. Schließlich hielt er inne, wandte sich an den Colonel und fragte: „Was meinst du dazu, Richard? Hast du einen Ratschlag für mich? Ich weiß echt nicht, wie ich das durchhalten soll ohne verrückt zu werden?"
Trocken bemerkte Richard: „Ich halte das für ausgemachten Blödsinn."
„Was?", wollte Fitzwilliam verwirrt wissen, „Dass ich mich meine Begierden zügle, um die Gesundheit meines Kindes nicht zu gefährden?"
„Nein, nicht das", erwiderte Richard, „ich glaube einfach nur, dass es völliger Blödsinn ist, dass der Beischlaf eurem Kind schaden kann. Ich habe zwar schon von so einer These gehört. Bis vor etwa 5 oder 10 Jahren war sie sogar weit verbreitet, aber mittlerweile weiß jeder Mediziner darum, dass eine solche Behauptung völliger Quatsch ist, ein Ammenmärchen, das sich aber in die Köpfe der Menschen tief eingegraben hat. Also entweder ist eurer Arzt weit zurück mit seinem medizinischen Fachwissen oder…."
„Oder meine Ehefrau belügt mich, das willst du doch sagen?", vervollständigte Fitzwilliam den letzten Satz seines Cousins. Zornig blickte er seinen Cousin an. Allein die Idee kam ihm beleidigend vor.
„Denkst du, ich hätte sie nicht gefragt, ob es nicht einen anderen Grund hat? Aber du hättest ihre Augen sehen sollen, es hat ihr selbst in der Seele wehgetan und du beschuldigst sie, mich feige angelogen zu haben. Du spinnst doch!"
„Aber du hast selbst gesagt, dass du glaubst, sie verschweigt dir etwas, weil sie sich so anders in der letzten Zeit verhalten hat, und ich kann dir ganz ehrlich sagen, dass ich von solchen ärztlichen Hinweisen in den heutigen Zeiten nur in Fällen gehört habe, wo die Frau körperlich sehr schwach war oder die Schwangerschaft aus irgendeinem anderen Grund riskant war. Bei einer gesunden Frau wie deiner Elisabeth besteht aber für eine solche Maßnahme kein Grund, folglich schätzt entweder euer Arzt die Gesundheit deiner Frau falsch ein oder er hat einfach keine Ahnung von Medizin oder Lizzie lügt. Sie macht das ja vielleicht nicht mit Absicht, aber vielleicht hat sie schon einmal davon gehört und macht sich Sorgen um euer Kind und sagt dir, damit du auf sie hörst, der Arzt hätte es ihr gesagt. Das ist durchaus möglich. Frag doch einfach selbst den Arzt, ob er es ihr geraten hat oder nicht. Ich wette mit dir, er hat nichts dergleichen gesagt. Also sieh doch einfach das Offensichtliche ein, Darce, deine Frau hat dich belogen und nun gilt es herauszufinden, wieso."
Fitzwilliams Hirn begann zu arbeiten, aber er zog nicht, wie sein Cousin vermutete, in Erwägung, dass Lizzie ihn belogen hatte, seine Gedanken beschäftigten sich mit etwas völlig anderem. „Die Frau körperlich sehr schwach war oder die Schwangerschaft aus irgendeinem anderen Grund riskant war", dieser Halbsatz ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er erinnerte sich an Elisabeths Zusammenbruch in Longbourn, die heftige Übelkeit, die sie in den ersten Schwangerschaftsmonaten geplagt hatte, und ihre allgemeine Schwäche in der letzten Zeit. Sie war so blass geworden und sie aß zu wenig. Wie hatte er nur übersehen können, dass es Elisabeth so schlecht ging? Lizzie hatte es gewiss die ganze Zeit geahnt, dass etwas mit ihrem Kind und der Schwangerschaft nicht stimmte, aber sie hatte nichts gesagt, weil sie ihn nicht beunruhigen wollte. Und auch jetzt traute sie sich noch nicht ihm die ganze Wahrheit, obwohl ihr Zusammenbruch gestern ja schon sehr deutlich gezeigt hatte, wie entkräftet sie war. Wieso war es ihm nicht schon vorher aufgefallen, dass Lizzie krank wirkte?
Er fuhr sich wütend durchs Haar, während er wie wild durch das Zimmer lief.
„Ich verstehe, dass es schwer für dich sein muss, einzusehen, dass deine Gattin dich angelogen hat. Aber vielleicht kannst du sie darauf ansprechen und dann alles mit ihr klären", schlug ihm Colonel Fitzwilliam vor.
Fitzwilliam drehte sich irritiert zu seinem Cousin um und entgegnete ärgerlich: „Du verstehst überhaupt nichts, scheint mir. Lizzie hat mich nicht belogen. Was denkst, wieso sie so blass war in letzter Zeit, so anders, so geistesabwesend? Sie muss schon seit längerem wissen, dass mit unserem Kind irgendetwas nicht stimmt, entweder Dr. Forbes oder der Arzt aus Meryton hat es ihr gesagt oder sie hat es selbst erkannt. Sie und das Kind schweben in großer Gefahr, sonst gäbe es, wie du selbst sagst, keinen Grund für eine solche Maßnahme, und sie hat versucht es vor mir zu verheimlichen, weil sie nicht will, dass ich mir Sorgen mache. Es passt alles zusammen, ihre Blässe, ihr Zusammenbruch gestern und auf Longbourn und die heftigen Übelkeitsanfälle, die sie ständig geplagt haben. Und ich habe bis jetzt nichts bemerkt. Sie könnte vielleicht sterben und ich habe nur daran gedacht, wie ich damit leben kann, mein Verlangen ein paar Monate zu zügeln. Was bin ich nur blind gewesen?"
Colonel Fitzwilliam starrte seinen Cousin fassungslos. Er war fest davon überzeugt, dass Elisabeth andere Gründe für ihr sonderbares Verhalten hatte, und selbst wenn er zugeben musste, dass sie in letzter Zeit deutlich schwächer wirkte, glaubte er nicht, dass sie oder das Kind in ernstlicher Gefahr schwebten.
„Darcy, ich bin mir sicher, du irrst dich", versuchte er seinen Cousin zu überzeugen, „Lizzie ist eine sehr gesunde junge Frau und dass eine Frau während der Schwangerschaft erschöpfter und schwächer ist, ist völlig normal. Ich bin mir sicher, dass es andere Gründe gibt, wieso Elisabeth sich so eigenartig in letzter Zeit verhalten hat. Ich glaube, sie ist dir wegen irgendetwas böse und will deshalb nicht mit dir das Bett teilen."
„Das ist doch völlig abstrus", erwiderte William erzürnt, „wenn Elisabeth auf mich wütend wäre, dann würde sie das sagen und nicht so einen Weg wählen, um mich zu bestrafen. Sie ist viel zu aufrichtig für so eine Lüge. Du kennst sie nicht so gut wie ich. Ich bin mir sicher, dass es ihre Gesundheit und die Gesundheit unseres Kindes waren, die ihr solche Sorgen bereitet haben. Und du wirst mich nicht überzeugen können, etwas anderes über meine Ehefrau zu denken. Sie hat mein Misstrauen nicht verdient, sondern braucht vielmehr meine Liebe und meine Unterstützung." Mit diesen Worten verließ William das Frühstückszimmer, ohne auch noch einen Blick auf seinen Cousin zu werfen, der seine Gattin so schwer beschuldigte.
Einige Minuten nachdem Darcy gegangen war, kam Kittie zum Frühstücken. Colonel Fitzwilliam sah nun endlich seine Chance gekommen Kittie etwas über ihre Schwester auszuhorchen und fragte: „Haben Sie heute schon mit Ihrer Schwester gesprochen, Miss Catherine? Ich bin ihr zwar schon begegnet, aber sie hat nicht viel gesagt. Wissen Sie genauer, wie es ihr geht?"
Kittie zuckte leicht zusammen bei dieser Frage, fing sich dann aber schnell wieder und meinte: „Ich habe meine Schwester heute morgen noch nicht gesehen, aber ich hoffe, es geht ihr besser als gestern."
Der Colonel hat mittlerweile gewittert, dass Miss Catherine Bennet mehr über Lizzie wusste als irgendwer sonst in diesem Haus und fragte weiter: „Wissen Sie, Miss Catherine, was genau Mrs. Darcy gestern hatte? Sie war ja völlig aufgelöst und ich wundere mich, ob es für ihren Zusammenbruch nur einen körperlichen Grund gab oder ob es nicht noch einen anderen Grund gab, wieso sie so am Boden zerstört war."
Kittie errötete und überlegte krampfhaft, was sie Colonel Fitzwilliam erzählen sollte, der offensichtlich wusste, dass sie der Grund war, warum ihre Schwester den Zusammenbruch gehabt hatte. Glücklicherweise betrat genau in diesem Moment Georgiana das Frühstückszimmer und so wurde Kittie davor bewahrt sich eine passende Antwort auszudenken. Sie beschloss in den nächsten Tagen Colonel Fitzwilliam zu meiden, obwohl es ja gar nicht feststand, wie lange sie den Grund ihres Daseins noch geheim halten musste. Gestern hatte es schließlich so gewirkt, als würde Elisabeth am liebsten schon am nächsten Tag Pemberley verlassen. Sie musste auf jeden Fall mit Lizzie reden, um zu erfahren, wie lange diese noch beabsichtigte hier zu bleiben.
Lizzie jedoch war sich mittlerweile nicht mehr so sicher, ob sie ihren Gatten überhaupt verlassen wollte. Sie musste zugeben, dass sie Fitzwilliam zu schnell verurteilt hatte, und nun wankte ihr ganzer Entschluss denselben zu verlassen. Sie spürte, dass sie immer noch nicht die Kraft hatte zu gehen, und beschloss ihn erst zu verlassen, wenn deutlich würde, dass er sich für Marianne entschieden hatte, wenn es so etwas wie einen Beweis gab, dass er sie eindeutig nicht liebte. Zwar wusste sie bereits, dass er sie nicht wirklich liebte, und das schmerzte sie auch, aber es war noch nicht genug, um den Mann, den sie liebte, ihren Ehemann und den Vater ihres Kindes zu verlassen.
So scheiterten auch alle Versuche Kitties ihre Schwester dazu zu bewegen Pemberley und ihren Gatten zu verlassen. Sie würde ihn nicht verlassen, bevor seine Entscheidung nicht klar sei.
Auch in dieser Nacht hätte Lizzie nicht damit gerechnet, dass Fitzwilliam zu ihr käme. Dennoch kam er. Er wich ihrem überraschten und fragenden Blick nicht aus, sondern meinte leichthin: „Ich liebe dich, selbst wenn wir nicht miteinander schlafen können, will ich meine Nächte weiterhin bei dir verbringen."
Lizzie war von seinen Worten so gerührt, dass ihr fast die Tränen gekommen wären. Sie nickte nur stumm und Fitzwilliam legte sich zu ihr und schloss sie in seine Arme. „Er hat sich für mich entschieden", jauchzte Lizzies Herz und, obwohl die Existenz einer anderen Frau und eines unehelichen Sohnes ihr immer noch zu schaffen machte, begann sie wieder daran zu glauben, dass ihre Ehe eine Chance hätte.
Glücklich schmiegte sie sich an ihren Gatten. Sie konnte ihm zwar jetzt noch nicht vergeben, aber sie würde ihm irgendwann vergeben können und dann war es ihr auch möglich bei ihm zu bleiben. Es würde nicht leicht werden, aber es war möglich, solange Marianne nur Vergangenheit blieb. So konnte Lizzie in dieser Nacht ungewöhnlich gut schlafen.
„Fitzwilliam, Fitzwilliam", schrie Elisabeth voller Angst und Schmerz. Ihr Ehemann starrte auf die blasse Person neben sich, die sich vor Schmerzen krümmte. Gedanken an seine Mutter begannen ihn zu peinigen. „Denk nicht daran", sagte er sich selbst, aber sie erschienen nichtsdestotrotz. Er sah einen Grabstein vor seinen Augen und hielt Lizzies Hände umso fester. Diese bäumte sich vor Schmerz geradezu auf und wurde blasser und blasser, während kalter Schweiß auf ihre Stirn trat. Plötzlich schrie Lizzie sehr laut und überall war Blut. Panik stieg in ihm hoch. „Lizzie, halte durch!", flehte er sie an und versuchte ihre Augen mit den seinen festzuhalten, doch ihr Blick wurde glasig, ihr Händedruck schwächer. Einem Moment später wusste er, dass er sie verloren hatte. „Nein", schrie er auf, „Lizzie, nein, verlass mich nicht! Du darfst nicht tot sein! Oh mein Gott!"
Schwer atmend richtete sich Fitzwilliam im Bett auf. Er hatte von Lizzies Tod geträumt und einen Moment wusste er nicht, ob es ein Traum war oder Wirklichkeit. Erst als seine Ehefrau ihm sanft durch das Haar strich und ihn fragte, was er geträumt habe, wurde ihm vollends bewusst, dass er das alles nur geträumt hatte. Er zog Lizzie in seine Arme. Er war so froh, dass sie lebte, dass er im ersten Augenblick nicht bemerkte, wie seine Hände über ihren Körper zu wandern begannen. Dann wurde ihm jedoch deutlich, wohin das führen konnte und er zog seine Hände zurück.
„Was ist los, Fitzwilliam? Was hast du geträumt?", fragte Elisabeth erneut, doch Fitzwilliam meinte nur kühl: „Nichts von Bedeutung, schlaf wieder ein." Daraufhin drehte er sich von ihr weg und legte sich wieder hin.
Lizzie war verzweifelt. Wenn Fitzwilliam nicht mit ihr über seinen Traum sprach, konnte das nur eins bedeuten: Er hatte von Marianne geträumt. Diese Erkenntnis tat weh und sie spürte, dass sie sich nie daran gewöhnen würde, welchen Platz diese Frau im Herzen ihres Gatten einnahm. War es nicht vielleicht doch besser, sobald wie möglich die Flucht zu ergreifen? Sie wusste es nicht.
Am nächsten Morgen hielt es Fitzwilliam für notwendig mit seiner Gattin über die gestrige Nacht zu reden. Er sagte nicht, was er geträumt hatte, sondern erwähnte einfach nur, dass er einfach schlecht geschlafen hatte und in nächster Zeit aus diesem Grund nicht bei ihr schlafen würde, um sie nicht zu wecken. Lizzie nickte nur. Dann war seine Entscheidung also getroffen, er wählte Marianne, aber wie wählte sie? Sie wusste es immer noch nicht. In den nächsten Tagen nahm sie sich ein ums andere Mal vor Pemberley zu verlassen, einfach zu gehen, aber ihr Herz hielt sie weiterhin dort. Sie brauchte einen wirklichen Beweis für die Untreue ihres Gatten, bevor sie gehen konnte. Und obwohl sie eine deutliche Veränderung in seinem Verhalten feststellte, war das noch kein Grund für sie zu gehen, ohne Fitzwilliam mit ihren Anschuldigungen zu konfrontieren. Aber ihm zu erzählen, was sie wusste, dazu fehlte ihr auf der anderen Seite auch der Mut, sie wusste, was sie tun sollte und war einfach nur unglücklich. Weder gehen noch bleiben konnte sie. Sie fühlte sich verloren und allem ausgeliefert.
Fitzwilliam war ähnlich unglücklich. Die Sorge um seine Gattin wurde mit jedem Tag größer, je mehr er beobachtete, wie sie blasser und niedergeschlagener wurde. Die Angst um seine Ehefrau machten ihn verschlossener und manchmal war er abweisend zu Elisabeth und Georgiana, obwohl er beide sehr liebte. Vor allem sich normal gegenüber Elisabeth zu verhalten, fiel ihm schwer. Jede Nacht plagten ihn neue Alpträume von ihr. Er sah sie ihr Kind verlieren oder sterben und schrie verzweifelt nach ihr. Nach jedem dieser Alpträume musste er sich leise in ihr Zimmer schleichen, um zu überprüfen, ob sie noch lebte. Wieder und wieder beschloss er mit Elisabeth über ihren Gesundheitszustand zu reden, aber dann wiederum war er zu feige etwas zu sagen und Lizzie meinte immer nur kurz angebunden, es ginge ihr gut., so dass er nicht wagte weiterzufragen. Er wusste nicht, wohin mit seinen Ängsten, denn er wollte weder Georgiana damit belasten, noch es Lizzie noch schwerer damit machen, indem er sie dazu zwang über ihren Gesundheitszustand zu reden, und mit seinem Cousin sprach er seit ihrem letzten Gespräch nicht mehr wirklich. So blieb er ganz allein mit seiner Sorge und seinen Ängsten.
Colonel Fitzwilliam, Georgiana und Kittie verfolgten Lizzies und Darcys Verhalten aufmerksam, wenn auch mit den unterschiedlichsten Gefühlen.
Während Kittie darauf wartete, dass ihre Schwester ihren Gatten endlich verließ, war Georgiana völlig perplex angesichts der angespannten Situation, die plötzlich herrschte. Colonel Fitzwilliam hingegen verstand das Verhalten seines Cousins sehr gut, konnte aber immer noch nicht Lizzie Verhalten ausmachen. Manchmal war er nahe daran seinem Cousin Recht zu geben und zu behaupten, Elisabeth sei wirklich körperlich geschwächt und darin läge auch ihr eigenartiges Benehmen begründet, und manchmal war er mehr denn je überzeugt, dass das eigentliche Probleme irgendwie in der Beziehung zwischen Elisabeth und Darcy begründet lag. Aber wie dem auch immer war, er kam der Wahrheit über Lizzies eigenartiges Verhalten und dessen Gründen keinen Schritt näher.
So, was meint ihr? Konnte der Colonel zu der Zeit, in der das Buch spielt, schon wissen, dass Sex dem Kind nicht schadet? Tanja meinte Nein und ich habe auch davon gehört, dass man damals sowas noch nicht wusste, aber soweit ich weiß, hat man kurz danach rausgefunden, dass es nicht dem Kind schaden kann und ich brauchte den Colonel irgendwie hier als Gegenpart, der die Wahrheit erahnt, naja, schreibt mal, was ihr dazu denkt. Danke!
