So, das wird nur das absolute Versöhnungs-Alles-wird-gutKapitel, ich hoffe es gefällt euch. Viel Spass beim Lesen!
Kapitel 35:
Zum Glück für Fitzwilliam und Lizzie gab es Georgiana. Diese schrieb nämlich im Gegensatz zu ihrem Bruder ihrer Schwägerin einen Brief und berichtete von der Situation auf Pemberley.
Lizzie freute sich sehr von Georgiana zu hören, zumindest Georgie war ihr nicht böse und hatte nicht jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen. Auch war sie sehr überrascht, dass Georgiana ihr in ihrem Brief keinerlei Vorwürfe machte. Zwar berichtete sie davon, wie niedergeschlagen ihr Bruder war und erkundigte sich, was zwischen Lizzie und William vorgefallen war, aber ohne dass Lizzie das Gefühl hatte, dass Georgiana ihr ihre Abreise üble nahm oder sie für die Auseinandersetzung mit Fitzwilliam verantwortlich. Nur als Georgiana sie eindringlich bat zurückzukommen, fühlte sich Lizzie etwas unwohl. Ja, sie wollte nach Pemberley zurück, doch es erschien ihr falsch einfach so dorthin zurückzukehren. Denn auch wenn Georgiana sie davon überzeugen zu versuchte, dass Fitzwilliam sich über ihr Wiederkommen freuen würde, wie konnte sie sicher, dass er es tatsächlich tat? Was sollte sie denn machen, wenn er ihr immer noch böse war, wenn er ihr nicht verzeihen konnte, dass sie ihm nicht vertraut hatte? Sie konnte nicht einfach zurückkehren, als sei nichts gewesen. Sie brauchte ein Zeichen von Fitzwilliam, dass sie noch auf Pemberley willkommen war und alles, was Georgiana sagte, konnte ihre Unsicherheit nicht endgültig zerstreuen.
Sie beschloss aber Georgiana zu antworten und tat dies sogar noch am selben Nachmittag. Während sie an dem Brief an Georgiana schrieb und erzählte, was sie in den letzten Tagen in London gemacht hatte, erinnerte sie sich plötzlich an die Worte, die ihre Tante ihr bei ihrem Besuch mitgegeben hatte: „Du musst über deinen Schatten springen, Lizzie und einen Schritt auf Mr. Darcy zugehen. Du bist diejenige, die gegangen ist, du musst auch zu ihm zurückkehren. Es wird euch nicht weiterbringen, wenn du darauf wartest, dass er den ersten Schritt macht. Mit einem Mal kam ihr eine Idee: Sie würde ihm nicht direkt schreiben oder zurückkehren, aber sie würde ihn durch Georgiana grüßen lassen, sie würde ihm durch die Blume zu verstehen geben, dass sie ihn noch liebte und sich mit ihm versöhnen wollte, und wenn er daraufhin Kontakt mit ihr aufnahm, dann würde sie zurück nach Derbyshire reisen, ansonsten würde sie erstmal in London. Schnell schrieb sie den Brief an Georgiana zu Ende und ließ ihn zur Poststation bringen. Was würde Fitzwilliam tun? Sie war gleichsam aufgeregt zu erfahren, wie er reagieren würde und andererseits hatte sie davor Angst. Sie hoffte nur, er hatte ihr vergeben und wünschte sich genauso sehr wie sie eine Versöhnung.
Einige Tage später bekam Georgiana zum Frühstück einen Brief von Lizzie, Fitzwilliam hatte schon vorher die Handschrift seiner Frau erkannt, sich aber zurückgehalten und trotz aller Ungeduld nicht den Brief geöffnet. Doch als nun Georgiana das Siegel aufgebrochen hatte und sich den Brief durchlas, konnte er es nicht länger aushalten und fragte: „Was hat Elisabeth geschrieben, Georgie?"
Georgiana, die spürte, wie wichtig es ihrem Bruder war, zu erfahren, was Elisabeth machte und wie es ihr ging, gab Lizzie Brief wieder und las Passagen daraus vor.
„Sie schreibt:", begann sie, „Liebe Georgiana, ich hoffe es geht dir und Fitzwilliam gut, mir und dem Kind geht es jedenfalls gut. Das Wetter hier in London ist sehr regnerisch und alles ist hier sehr grau, so dass ich mich nach Derbyshire und Pemberley sehne. Die Tage in der Stadt vergehen schnell. Ich habe hier in London letztens einen Bekannten meiner Familie, einen Mr. Johnson getroffen und ich habe die Gardiners, meine Verwandten in der Stadt, schon einige Male besucht. Sie haben sich sehr gefreut mich zu sehen, wenn sie es auch bedauerlich fanden, dass Fitzwilliam nicht ebenfalls in der Stadt war. Mrs. Gardiner meinte, dein Bruder müsste sie unbedingt besuchen, sobald er das nächste Mal in der Stadt ist. Sie hat einen großen Narren an deinem Bruder gefressen und würde ihn gerne bald wieder sehen.
Bis auf die Besuche bei den Gardiners sind meine Tage hier eher ruhig, obwohl schon Mrs. Stephord dafür sorgt, dass mir nicht langweilig wird. Keiner von euch hat mir je erzählt, wie raubeinig sie sein kann, aber sie sorgt gut für mich und macht mir immer noch eine Portion mehr, damit das Kind auch gesund und stark werden kann. Sie ist ein richtiges Goldstück. Ich bin sicher, wenn ich wieder nach Pemberley zurückkomme, werde ich doppelt so viel wiegen wie jetzt.
Georgiana, nun kommt etwas, was dir sicher nicht gefallen wird: Ich werde noch eine Weile hier in London bleiben. Bitte glaub mir, ich wäre gerne bei euch in Pemberley, aber ich scheue mich davor so bald schon wieder eine so weite Reise anzutreten, zumal ich noch völlig alleine reisen müsste. Ich denke nicht, dass es in meiner Kondition ratsam wäre." Hier hörte Georgiana auf vorzulesen und las leise weiter: „und ja, du hast recht, ich scheue auch das Wiedersehen mit deinem Bruder, aber bitte sei versichert, dass die Sache zwischen mir und William nichts Ernstes ist und wir uns hoffentlich bald versöhnen. Ich kann dir nicht sagen, worüber wir uns gestritten haben, das verstehst du sicher. Mach dir bitte keine Sorgen um uns, wir sind beide nicht unbedingt einfache Menschen, aber wir lieben uns und werden das schon wieder in den Griff bekommen."
Den nächsten Absatz las Georgiana wieder laut vor: „Grüß doch bitte Fitzwilliam und den Colonel ganz herzlich von mir. Ich vermisse euch alle sehr und hoffe, bald wieder bei euch zu sein. In Liebe, Elisabeth"
Darcy saß schweigend da. Er wusste nicht genau, was er von Elisabeths Brief halten sollte. „Schreibt sie noch etwas?", verlangte er von seiner Schwester zu wissen.
Diese hatte mittlerweile das Postskriptum gelesen und kicherte leise: „Nichts, was du wissen solltest.", denn dort stand: „PS: Bitte gib deinem Bruder einen dicken Kuss von mir, aber kein Wort zu ihm, ja? Das bleibt unser Geheimnis."
Sie beschloss Lizzies Wunsch sofort Folge zu leisten, erhob sich, gab ihrem Bruder im Vorbeigehen einen kurzen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer.
Dieser wusste nicht, wie ihm geschah. Irgendetwas musste Lizzie geschrieben haben, was bei Georgiana Freude hervorgerufen hatte, aber was? Der Rest des Briefes machte ihm eher weniger Mut zur Hoffnung. Was wollte sie ihm denn damit sagen?
Der Colonel hatte schneller verstanden, welche Botschaft hinter Elisabeths Brief stand und fragte seinen Cousin: „Und, wirst du nach London reisen?"
„Was?", fragte Darcy verblüfft.
„Naja, sie schreibt, sie vermisst Pemberley, vermisst uns alle sehr, will aber nicht alleine hierher reisen und dann hofft auch noch ihre Tante, dich bald wieder zu sehen. Was will sie dir sonst damit sagen, als dass sie möchte, dass du nach London kommst und dich mit ihr versöhnst?"
„Sie braucht Zeit, hat sie das nicht selbst gesagt? Sie wollte nur nicht, dass Georgiana sich Sorgen macht und hat deshalb geschrieben, dass sie Pemberley vermisst. Und rate mal, wieso sie gesagt hat, sie vermisst uns alle und nicht gesagt hat, dass sie mich vermisst."
„Vielleicht wollte sie sich nicht so weit vorwagen, sie hat vielleicht Angst, dass du immer noch wütend auf sie bist und sie hat dich auch nicht ausgeschlossen, oder? Und wieso schreibt sie so lange darüber, dass ihre Tante dich gerne sehen möchte? Das ist doch eindeutig ein Wink mit dem Zaunpfahl. Sie streckt dir ihre Hand entgegen und wartet nun darauf, dass du darauf eingehst."
„Blödsinn", meinte Darcy und verließ das Zimmer. Er konnte nicht glauben, dass Lizzie ihm das sagen wollte. Er hatte zu große Angst, dass sie etwas anderes gemeint hatte und sauer wäre, wenn er nach London käme. Was wäre denn, wenn sie ihn nicht wieder sehen wollte und er plötzlich in London auftauchte? Dann würde die Lage zwischen ihnen nur noch angespannter, das konnte er einfach nicht riskieren.
Dann jedoch fiel ihm am Nachmittag durch Zufall der ganze Brief Elisabeths in die Hände und als er das Postskriptum las, kam er zu einem Entschluss. Er ließ sich eine Kutsche fertigmachen und reiste noch vor dem Abend ab.
Kaum zwei Tage später kam er in London an. Ähnlich wie Elisabeth überraschte er Mrs. Stephord, die langsam begann zu glauben, dass es Absicht sei, dass Mr. Darcy und seine Frau beide ohne Vorankündigung gekommen waren. Darcy ließ sich sofort in den Salon führen, wo seine Gattin sich aufhalten sollte und dort war sie tatsächlich: Auf dem Sofa zusammengesunken schlief sie friedlich, eine Hand behutsam auf ihren Bauch gelegt. Erst wollte Fitzwilliam sofort wieder das Zimmer verlassen, schließlich wollte er Elisabeth nicht wecken und nach der langen Reise konnte er auch ein Bad gut gebrauchen, aber irgendwas an dem Bild vor seinen Augen hielt ihn fest und er blieb dort. Langsam näherte er sich seiner Ehefrau, breitete behutsam eine Decke über ihr aus. Sanft strich er ihr über die Wangen und wollte sich schon wieder umdrehen, als sie leise William flüsterte. Er wand sich überrascht zu ihr um, aber sie schlief immer noch, offensichtlich träumte sie von ihm. Er ging in die Hocke und flüsterte ihr leise zu: „Ich bin ja hier, meine Liebe" und dann küsste er sie. Er hatte es nicht gewollt, aber er tat es einfach. Es war so natürlich für ihn seine Gattin zu küssen. Es war wie nach Hause kommen, wie wenn auf einmal bekannte Wälder an einem vorbeiziehen und man weiß, dass man bald zu Hause ist, wenn man plötzlich vor dem eigenen Anwesen steht, es betritt, Familie und Bediensteten begrüßt und alles mit einem Schlag einen angenehmen vertrauten Geruch hat.
Unbeabsichtigt intensivierte er den Kuss, er glaubte sie noch nie so sehr geliebt zu haben wie in diesem Moment, nur mit Mühe konnte er sich wieder von ihr losreißen, aber er wusste, es musste sein, es standen zu viele Dinge zwischen ihnen als dass er sie einfach wie Dornröschen hätte wachküssen können. Doch gerade als er sich von ihr entfernen wollte, begann sie ihn zurückzuküssen. Sie schien immer noch halb zu schlafen, aber sie flüsterte seinen Namen und zog ihn zu sich, so dass es ihm einfach nicht möglich war, sich zurückzuziehen. Dafür war es eine zu große Verlockung und mit einem Mal war ihm auch egal, was Elisabeth sagen würde, wenn sie aufwachte.
„Fitzwilliam", der überraschte Ton in Lizzie Stimme sagte William, dass sie aufgewacht war. Er löste sich von ihr und stand auf. Lizzie blickte ihn mit großen, erstaunten Augen an, als würde sie immer noch nicht glauben können, dass er tatsächlich vor ihr stand. Sie richtete sich auf dem Sofa auf und fragte: „Was machst du hier?" In ihrer Stimme war weder Freude noch Tadel zu hören, nur große Verwunderung.
Fitzwilliam, der Lizzies Reaktion nicht deuten konnte, meinte schnell: „Ich habe einige Geschäfte hier in der Stadt zu erledigen."
Die Enttäuschung in ihren Augen sagte ihm, dass er genau das Falsche gesagt hatte. Bevor er sich verbessern konnte, war Lizzie aufgestanden. Im Vorbeigehen teilte sie ihm mit: „Ich werde Mrs. Stephord bitten, ein Zimmer für dich herzurichten, dir ein heißes Bad einzulassen und die Bibliothek zu heizen. Dann kannst du vielleicht noch heute beginnen die ersten Dinge zu erledigen."
Darcy hielt Lizzie schnell beim Handgelenk fest, bevor sie gehen konnte. „Es war eine Lüge."
„Was?", fragte Lizzie verblüfft und wandte sich zu ihm um.
„Ich bin nicht geschäftlich in der Stadt, ich wollte mit dir reden."
Sie nickte, erwiderte aber nichts. Fitzwilliam führte Elisabeth zurück zum Sofa und ließ sich dort mit ihr nieder. Zunächst sagte keiner von beiden etwas, sie starrten beide auf den Boden und Fitzwilliam spielte gedankenverloren mit Lizzies Hand, die er immer noch festhielt.
Schließlich platzte Lizzie los: „Es tut mir so leid, Fitzwilliam, ich hätte dir vertrauen sollen, aber alles sprach dafür, dass sie deine Geliebte war und letztlich habe ich es auch selbst geglaubt, ich habe mir eingeredet, es würde nichts ausmachen, es würde nichts bedeuten, aber das stimmte nicht. Es hat mich fast umgebracht, ich hätte mit dir reden sollen, ich weiß, aber dafür war ich zu stolz, ich… es tut mir so leid, William, ich habe fast unsere Ehe zerstört, es tut mir so leid."
„Nein", wehrte er ab, „dir muss es nicht leid tun: Wenn ich offen zu dir gewesen wäre, wenn ich über meine Vergangenheit gesprochen hätte, hätte das alles nicht passieren können. Ich habe dir so viele Sorgen bereitet, nur weil ich zu stolz war über meine Trauer zu sprechen. Wenn ich dir von Marianne erzählt hätte, hätte das alles nicht passieren können. Ja, ich war sehr wütend auf dich, weil du geglaubt hast, ich würde eine andere Frau mehr als dich lieben, aber ich musste einsehen, dass ich dir durch meine Verschlossenheit allen Grund zu dieser Annahme gegeben habe. Es tut mir so leid, dass ich dir das Leben so schwer gemacht habe, und ich hoffe du kannst mir vergeben, dass ich dir nicht offener gegenüber war."
„Aber ich war dir gegenüber doch auch nicht offen, William", entgegnete Lizzie, „du hast so oft gefragt, was mit mir los sei und ich habe nie auch nur ein Wort gesagt. Stattdessen habe ich dich belogen. Es tut mir so leid, dass ich dir so misstraut habe und ich schäme mich so sehr und dennoch kann ich dir noch immer nicht wirklich vertrauen. Die ganze Zeit befürchte ich, dass du mich doch nicht liebst, dass es doch eine andere gibt, dabei weiß ich doch mittlerweile, dass ich dir vertrauen kann. Aber es ist wie nach einem Alptraum: Man wacht auf und alles ist gut und man ist erleichtert, aber es bleibt diese Angst bestehen, dass der Alptraum doch nicht nur ein Traum war. Verstehst du?"
Fitzwilliam nickte, tätschelte liebevoll Lizzies Hand und sagte dann: „Ich kann dich verstehen, Lizzie, und wenn du mehr Zeit brauchst, bin ich bereit dir diese zu geben."
Sie schüttelte leicht den Kopf und er fuhr fort: „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich kann dir nicht erzählen, dass es nie eine andere gab, ich habe auch schon vor dir Frauen gekannt, aber ich kann dir schwören, dass du die Erste bist, die mir wirklich etwas bedeutet hat, du warst die Erste, um deretwillen ich gewillt war allen meinen Stolz über Bord zu werfen, die Erste, die ich ohne jede Bedingung geliebt habe, du bist die Erste, die es geschafft hat, mein Herz zu berühren."
Lizzie traten angesichts dieses Geständnisses Tränen in die Augen. Als sie sah, dass es Fitzwilliam ähnlich ging wie ihr war sie so gerührt, dass sie ihn auf der Stelle küsste. Was als kurzer Versöhnungskuss gemeint war, bekam schnell eine Eigendynamik. Sie hatten sich beide zu lange nacheinander gesehnt, zu lange hatten sich die verschiedensten Gefühle in ihnen aufgestaut, als dass sie sich jetzt noch hätten zurückhalten können. Erst als Lizzie schon halb auf ihren Ehemann gelehnt auf dem Sofa lag, riss sie sich von ihm los. „Ich glaube, das ist im Moment nicht empfehlenswert, jedenfalls nicht jetzt und hier", sagte sie lächelnd.
Fitzwilliam verstand sofort: Das Kind, natürlich. Er hatte zwar geglaubt, dass das nur etwas gewesen war, was sie erfunden hatte, um nicht mit ihm das Bett teilen zu müssen, aber es konnte ja durchaus sein, dass der Arzt ihr diesen Rat tatsächlich gegeben hatte. Jedenfalls saß die Angst um die Gesundheit seiner Frau und seines Kindes noch zu tief in ihm, um etwas anderes anzunehmen. Er setzte sich aufrecht hin, meinte nur: „Natürlich, verstehe schon" und begann Lizzie zu fragen, was sie heute so gemacht hatte.
Lizzie war völlig perplex. Sie hatte nämlich eigentlich nur andeuten wollen, dass sie sich besser in ihr Schlafzimmer zurückzögen, bevor Mrs. Stephord sie überraschen würde. Wieso verstand Fitzwilliam nicht, worauf sie hinauswollte?
Nachdem sie Fitzwilliam seine erste Frage beantwortet hatte und er sich nach ihrer Gesundheit erkundigt hatte und wissen wollte, ob sie genug gegessen hätte, riss ihr der Geduldsfaden: „Ja, mir geht es gut und ich habe genug gegessen. Das Einzige, was mir gefehlt hat, warst du. Ich… wollen wir diese Unterhaltung nicht lieber im Schlafzimmer fortführen?"
„Natürlich", erwiderte Fitzwilliam, „bist du immer noch müde und willst dich lieber hinlegen?"
Lizzie verdrehte verzweifelt die Augen. „Nein, ich bin nicht müde, ich würde nur gerne mit dir fortführen, was wir eben begonnen haben und ich halte dies nicht für den richtigen Platz dafür. Ich bezweifle nämlich, dass Mrs. Stephord so diskret ist wie Mrs. Reynolds und bestimmte Räume meidet, wenn dort, du verstehst schon…"
Ja, er verstand sofort und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht: „Du hast also Angst, überrascht zu werden, meine Liebe?"
Sie nickte.
„Und du bist sehr ungeduldig, wie mir scheint, und bestehst sozusagen auf einer ordentlichen Versöhnung."
Hier wurde sie hochrot und wollte im ersten Moment eine patzige Antwort geben, um ihn zu provozieren, dann aber überlegte sie es sich anders und meinte mit gespieltem Hochmut: „Ja, genau, ich bestehe auf einer anständigen Versöhnung."
Fitzwilliam trat näher zu ihr heran, beugte sich leicht zu ihr hinunter und flüsterte in ihr Ohr: „Wer bin ich denn, dass ich meiner Ehefrau diesen Wunsch verwehren würde. Ich werde Ihnen in allem zu Diensten sein, Madam, solange sie sich sicher sind, dass es unserem Kind nicht schaden kann."
Sie streckte sich zu ihm hoch und wisperte: „Ich bin mir völlig sicher, dass unser Kind daran keinen Schaden nehmen kann, es wird sich eher freuen, dass seine Mama und sein Papa sich endlich wieder versöhnt haben. Hole mich ein, wenn du kannst." Sie biss ihm sanft ins Ohrläppchen und rannte aus dem Zimmer. Er stand einen Moment verwundert da und folgte ihr dann, während er ihr hinterher rief: „Warten Sie nur ab, Mrs. Darcy, was ich mit Ihnen zur Strafe machen werde."
Kurz vor ihrem Schlafzimmer holte er sie ein und hielt sie fest. „Nun gehören Sie mir, Mrs. Darcy und ich dulde keinen Widerstand."
Sie kicherte nur und meinte neckisch: „Ich hatte gar nicht vor Widerstand zu leisten, Sir."
Er lachte, hob sie hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer, während er sich darüber beschwerte, wie schwer sie geworden sei. Sie nahm es mit Humor und hielt ihm vor, dass es ja schließlich sein Kind sein, was sie trüge und er sich nicht beschweren sollte.
Das hatte er auch gar nicht mehr vor, sobald er seine Gattin auf dem Bett abgesetzt hatte. Denn da waren völlig andere Emotionen, die er ihr nun zeigen wollte, und bald waren seine Gedanken mit etwas ganz anderem beschäftigt als damit, wie viel Gewicht sie zugelegt hatte.
Sie liebten sich, als wäre es das erste Mal. Nachher lagen sie erschöpft und glücklich nebeneinander und redeten miteinander über ihre Gefühle, ihre Ängste und alles, was sie in der letzten Zeit bewegt hatte. Lizzie hatte hierbei ihren Kopf leicht an Darcys Schulter gelehnt. Plötzlich zuckte sie unvermittelt zusammen, so dass Darcy es auch spüren konnte.
„Was ist los?", fragte er besorgt. Die Sorge um das Kind hatte ihn immer noch nicht ganz losgelassen und er begann schon sich ein schlechtes Gewissen zu machen, dass er das Leben seines Kindes gefährdet hatte.
„Das Kind, es hat getreten, es hat zum allerersten Mal getreten", rief Lizzie aus, Tränen des Glücks und der Rührung in ihren Augen.
Fitzwilliam war weiterhin eher skeptisch. „Ist das etwas Schlimmes?", fragte er.
„Nein, du Dummkopf", erwiderte Lizzie lachend. Sie griff nach seiner Hand und legte sie auf ihren nackten Bauch. „Du musst es auch fühlen", teilte sie ihm mit. Kaum hatte Fitzwilliam seine Hand auf ihren Bauch gelegt, trat das Kind erneut.
„Es bewegt sich", stieß er gerührt hervor, ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht. Lizzie nickte nur. Er zog sie noch etwas näher zu sich ohne jedoch seine Hand von ihrem Bauch zu nehmen. „Ich liebe dich", flüsterte er, sein Atem streifte ihre Wange.
„Ich liebe dich auch", flüsterte Lizzie und küsste ihn sanft und mit einem Mal war es beiden egal, was sie in den letzten Wochen und Monaten durchgemacht hatten. Das Einzige, was für sie jetzt noch zählte, war ihre gemeinsame Zukunft und ihr gemeinsames Kind. Sie konnten die Vergangenheit nicht rückgängig machen, aber sie hatten eine großartige Zukunft vor sich.
