Schließlich ist hier das letzte Kapitel. Hat schon jemand erraten was passieren wird? Ich hoffe doch nicht!
Hab mir Mühe gegeben.
Ich wünsche euch viel Spaß und bedanke mich bei den wenigen Leuten, die mir über ein halbes Jahr verstreut genau sieben Kommentare hinterlassen haben - ein Grund für mich, zu denken, dass ich nicht gut schreibe.
Na ja, trotzdem danke für 112 Hits )
Last Wishes
In den folgenden Wochen klammerte sich Leila immer wieder ohne Grund an Harry, doch er verstand und hielt sie fest. Draco wunderte sich darüber, denn bei ihm zeigte seine Tochter diese Regung nie, doch er fragte nicht danach.
Wenn Harry Probleme hätte, würde er zu ihm kommen. Wenigstens hoffte er das.
Es schien ihm, als wäre der ehemalige Gryffindor über Nacht anders geworden. Er war gerade neunzehn geworden, hatte eine Familie, die er liebte und schützte, und für die er alles tat.
Manchmal fragte sich Draco, wie Harry stets so fröhlich sein konnte, wie er ihn jedes Mal wieder so anlachen konnte, ihm dieses Lächeln zeigte, das er so liebte.
„Ich bin glücklich, Drake. Ich habe, was ich immer wollte... und egal was passiert, ich werde meine kleine Welt beschützen. Ich habe so hart gekämpft. Niemand kann mir das alles nehmen. Niemand.", hatte Harry gesagt, als er ihn gefragt hatte.
Doch auch diese Zeit verging. Zu schnell, wie der Junge Malfoy fand. Zwei Monate nach dem Geburtstag seines Partners veränderte der Schwarzhaarige wieder alle seine typischen Charaktereigenschaften.
Er alberte noch öfter mit seiner Tochter als schon vorher, beobachtete sie, sah sie einfach nur an, als wolle er alles, was sie tat, speichern. Ebenso erging es ihm selbst. Harry nahm kaum den Blick von ihm, wenn er nicht gerade an Leila hing. Oft wachte der Blonde nun nachts auf und fand Harrys Bett leer neben seinem. Dann ging er in das benachbarte Kinderzimmer und sah ihn dort sitzen, am Bettchen ihrer Tochter, leise singend und beruhigend ihr Gesicht streichelnd.
Und jedes Mal, wenn Draco ihn dann wieder neben sich liegend wusste, hatte er die Gewissheit, dass Harry nicht schlief, sondern nun ihn beobachtete. Nicht unangenehm, eher wachend, aber ungewöhnlich.
Er verbrachte jede Minute, die er sich von seiner kleinen Familie losreißen konnte, bei seinen Freunden, sah, wie Hermines und Rons Babys relativ schnell wuchsen.
Eine Woche vor Halloween heiratete Ginny Seamus.
Diesmal wurde Draco Trauzeuge der jungen Weasley, die ihren Abschluss mit Bestnoten bekam.
Und nur ein kurzer Augenblick war es, der Draco alles das sagte, was in Harry vorging.
Als sich Ginny und Seamus die Ringe an die Finger streiften und sich sanft küssten, da blickte er tief in die Seele seines geliebten Harry. Dessen Augen waren so voller Schmerz und Traurigkeit, so voll von Verzweiflung und Selbstverachtung, dass es ihm das Herz zerriss.
Und noch in derselben Sekunde schoss ein Gedanke durch seinen Kopf, der ihm den Boden unter den Füßen wegriss.
Harry würde gehen.
Seine Tochter wusste es.
Und er selbst hatte alle Anzeichen gesammelt und es doch nie verstanden.
Doch so schnell dieser Gedanke gekommen war, genauso schnell wurde er verdrängt.
Harry würde sie nicht verlassen. Egal was geschehen würde.
Das hatte er selbst gesagt.
Nie.
„Drake, hast du das Geschenk für Leila gesehen?", fragte Harry, während sein Oberkörper im Wandschrank vergraben war und alles durchwühlte. Leises Gemurmel drang gedämpft aus demselben.
„Ich hab´ s doch hier irgendwo hin... nein, hier nicht, hier auch nicht... Fuck!"
Draco lachte, das war mal wieder typisch sein Harry.
„Ich glaube, du hast es erst vor drei Tagen unter das Bett gelegt...", damit beugte er sich elegant nach unten und fingerte das Päckchen raus.
„Ach schau an, was ist denn das!", grinste er.
„Du bist echt ein Arsch, Draco. Weißt du das?", sagte Harry.
„Für dich doch immer, Liebling. Hey, nicht mit den Kissen werfen! Das war meins!"
„Dann komm jetzt."
Es war der 30. Oktober, Leila war nun ein ganzes Jahr alt. Das würde eine Party geben.
Die Potters, Malfoys, Weasleys, Grangers, McGonagall, Dumbledore und noch ein paar mehr aus den Jahrgängen waren eingeladen worden um zusammen zu feiern.
Der kleine Engel war total aufgeregt, wusste sie doch, dass das nur für sie war und konnte überhaupt nicht mehr schlafen. Dazu kam, dass sie erst am Vortag ihre Magie entdeckt hatte und nun nur so zum Spaß mal etwas durch die Luft schweben ließ, was Daddy dann einsammeln durfte.
„Leila, auch wenn du heute Geburtstag hast, darfst du nicht einfach machen was du willst, okay? Haben wir uns verstanden? Niemand wird durch die Luft schweben, wenn du nicht die ausdrückliche Erlaubnis dafür hast, ja? Und auch sonst wird nichts schweben.", tadelte Draco, als er ein Glas aus der Luft greifen musste, weil es ihm sonst gegen den Kopf geflogen wäre.
Es folgte ein unstimmiges Geräusch, was man mit viel gutem Willen als ein „Ja" deuten konnte.
Die Weasley - Zwillinge, also alle vier, machten nur Blödsinn. Fred und George machten es vor und die Söhne von Ron und Hermine machten ihnen alles nach.
„Die sind genauso schlimm wie Fred und George, Liebes. Pass bloß auf!", meinte Molly zu Hermine.
Es war eine Party, die allen Ehre machte, die sie in Hogwarts feierten.
Um zehn schliefen die Zwillinge und Leila schon tief und fest, doch da ging die Party erst richtig los.
„Wisst ihr noch wie Fred in unserem fünften Jahr Tabledance gemacht hat, weil er Hacke war?", lachte Ginny und alle stimmten mit ein.
„Oder die Abschlussfeier von denen ein Jahr vor uns!", meinte Seamus.
„Erinnere mich nicht daran, Finnegan!", grinsten Draco und Neville, beide leicht rosa.
„Ich fand´ s niedlich von dir, dass du Neville betreut hast, nachdem er nicht mehr gehen konnte."
„Ich konnte ihn ja schlecht im Gang übernachten lassen... ich bin zwar Slytherin, aber nicht so fies."
Alles in allem feierten sie sehr ausgiebig.
Der nächste Morgen brach für viele zu früh an.
Außer den Erwachsenen (demnach also nur Lily, Harry, Molly, Arthur, Narcissa, Severus, Remus, Hermine und die beiden Grangers) waren alle verkatert. Der Tränkemeister fischte noch von irgendwo her einen Trank gegen Kopfschmerzen, aber viel half der nicht, weil jeder nur ein wenig bekam.
„Wer trinken kann, muss auch leiden können."
Gute fünf Stunden später war das Haus dann wieder leer und Draco lag völlig geschafft auf der Couch.
„Harry, warum hast du keinen Kater...?", fragt eine dünne Stimme unter einem blassen Arm hervor.
„Weil ich schlau genug war um nicht so viel zu trinken, mein Schatz. Aber es sei dir gegönnt.", lächelte er gemein gegen die Lippen des Blonden.
„Willst du mir nicht helfen? Ne Apotheke oder so suchen? Aspirin? Bitte?"
„Ham wir alles nicht im Haus, Drake, sorry. Moment, ich muss nach Leila schauen.", damit erhob sich der Schwarzhaarige und ging zu seiner kleinen Tochter.
Die wartete schon ganz ungeduldig auf ihren Daddy und streckte die Arme nach ihm aus.
„Hast du gut geschlafen, Süße, ja? Bist du schön wach um heute Nacht auf die Geister zu warten?", murmelte er und kitzelte sie dabei.
Sie kicherte und das war, zusammen mit der sanften Stimme seines Mannes, das schönste Geräusch, das er je gehört hatte.
Dann nahm er sie auf den Arm und trug sie herunter, setzte sie auf Dracos Bauch.
„Morgen Kleine...", brummte er.
„Ei, ei, Daddy, nicht, Leila?", sagte Harry mit unterdrücktem Grinsen, und streichelte sanft die blonden Haare unter seinen Fingern.
Das kleine Mädchen war sofort begeistert und machte es nach – um einiges brutaler natürlich.
„Ei, ei!", sagte sie und schlug ihrem Vater auf den Kopf.
„Harry...", jammerte der.
„Ich bin mir keiner Schuld bewusst!", lachte der Ältere.
So verbrachten sie einen gemütlichen Vormittag im Wohnzimmer.
Draco erholte sich schnell und schon bald war er ganz der Alte.
„Sag mal, Harry...", fing er am Nachmittag dann leise an.
„Mh?"
„Warum tust du das alles so? Du beobachtest mich, als würdest du mich nie mehr sehen, wie bei allen anderen, die du liebst. Leila, Hermine und Ron, deine Eltern, Anastacia... was ist los?"
So lange grub sich diese Frage in sein Herz, so tief und bohrend, dass er sie einfach stellen musste.
Der junge Mann mit den leuchtend grünen Augen drehte sich weg.
„Dray... ich..."
Er brach ab, unfähig, sich zu erklären.
Lange Zeit war es still zwischen ihnen, nur durch das fröhliche Glucksen ihrer Tochter unterbrochen, die mit einem verzauberten Ball spielte.
„Du wirst gehen."
Eine simple Feststellung.
„Ja."
Die ehrliche Antwort. Es hatte keinen Zweck zu lügen.
„Wieso?", fragte der Blonde leise. Harry war doch glücklich... das hatte er selbst gesagt. Oder irrte sich sein Herz so gewaltig?
„Du wirst es früh genug erfahren. Mach es uns beiden nicht schwerer, als es ist."
Auf einmal loderte Zorn in dem Malfoy. Harry wollte ihn und seine Tochter alleine lassen und behauptete, ihm würde es schwer fallen? Was war mit ihm und ihr!
„Dann bleibe doch einfach."
„Ich kann nicht... Gott weiß, ich würde nichts lieber tun als das... versteh es oder tu es nicht... das ist der letzte Tag, den wir zusammen verbringen können."
So schnell es ging stand Draco auf und nahm seine Tochter auf den Arm, die ihn verdutzt musterte.
„Wenn das so ist, kannst du sofort gehen. Ich lege keinen Wert auf die Gesellschaft eines Mannes, der seine Familie verlässt und keinen Grund dafür nennt. Guten Tag."
Plötzliche Panik loderte in den grünen Seen von Harry und Leila auf.
Während der Retter der Welt nur wie gelähmt dasitzen konnte, fing sie an zu schreien und toben. Sie verstand genau, dass sie ihren Daddy nicht wiedersehen würde, wenn sie und ihr anderer Daddy jetzt gehen würden und das konnte sie nicht so geschehen lassen.
„Daddy...", heulte sie atemlos und Draco hielt erstaunt inne.
Das war ihr erstes richtiges Wort gewesen. So früh schon.
Verzweifelt klammerte sie sich an seine Schulter und streckte einen Arm nach Harry aus.
Seufzend drehte sich der Blonde wieder um und gab seine Tochter in die Arme des Mannes, der ihm soeben das Herz gebrochen hatte.
„Sht, mein Schatz... weine nicht, ich bin immer bei dir... ich lass dich nicht alleine... und jetzt sei brav und hör auf deinen Dad, versprichst du mir das?", flüsterte er heiser und stupste seine Nase sanft gegen ihre. Dicke Tränen rannen aus ihren Augen, während sie versuchte, ihn festzuklammern und zu halten.
„Lass los, Leila... bitte... Baby, komm schon..."
Draco sah, wie Harry gegen den Drang seiner Tränen ankämpfte und schließlich doch verlor.
Hastig schob er das kleine Mädchen in seine Arme zurück, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Ich liebe dich, mehr als alles auf dieser Welt! Bitte vergiss das nie."
Dann stürmte er die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo ihre Zimmer waren.
Leila schrie verzweifelt, regelrecht panisch auf, doch Draco hielt sie eisern fest.
„Akzeptier es... er hat sich entschieden... gegen uns...", murmelte er, verbissen gegen den Drang ankämpfend, ebenfalls zu weinen.
Er war stark. Er würde nicht wegen Harry heulen.
Niemals.
Es polterte schrecklich als er mit Leila durch den Kamin in seinem Elternhaus ankam.
Aber er hatte keine Kraft mehr. Nichts schien noch von Bedeutung.
Seine Mutter und die von Harry stürzten sofort zu ihm.
„Gott, Draco, was ist passiert! Du siehst schrecklich aus! Und warum weint Leila so! Ist was mit Harry?", prasselten auch schon die Fragen auf ihn nieder.
Trotz allem wild entschlossen, dem Feigling nicht einen Gedanken mehr nachzuweinen verschloss er sein Gesicht und stellte mit Genugtuung fest, dass er nichts verlernt hatte.
„Harry wird gehen. Er sagte, dass das der letzte Tag ist, den wir zusammen verbringen könnten. Er hat nicht gesagt warum, ich weiß nur, dass ich meine Tochter keine Sekunde länger bei ihm lassen wollte. Ich will und brauche ihn nicht verstehen, es reicht mir, dass es ihm so augenscheinlich egal ist."
Damit war er durch die Tür hinein ins Wohnzimmer.
Die beiden Frauen standen da wie versteinert.
„Er will gehen!"
„Aber wieso! Draco! Das kannst du doch nicht zulassen!"
Lily fasste nur noch einen Gedanken: Mein Sohn wird verschwinden und ich weiß nicht, wohin!
„JAMES! SIRIUS! LUCIUS! Wir brauchen Hilfe! Harry will verschwinden!", schrie sie panisch, genauso wie ihre Enkelin, bevor ihr Vater mit ihr verschwand.
Keine fünf Sekunden später standen die Männer bei den beiden Frauen.
„Wie, Harry will verschwinden!", fragte James aufgebracht.
„Er hat gesagt, dass heute der letzte Tag ist, den wir haben. Demnach will er abhauen.", wiederholte Draco sich scheinbar gelangweilt.
Lucius nahm Leila auf den Arm und fing an, Anweisungen zu geben.
„James und Narcissa werden in der Umgebung von Godric´ s Hollow suchen, Sirius und Lily im Haus. Ich bleibe hier und wasche meinem Sohn den Kopf." Sagte er.
Und so geschah es.
„HARRY! Wo zum Teufel steckst du!", rief Lily, als sie angekommen waren.
„Alles durchsuchen, irgendwo muss er ja stecken.", sagte Sirius.
Sie fingen ihm Keller an und arbeiteten sich nach oben durch.
Schließlich erwischten sie eine Tür, die abgeschlossen war und sich durch keinen ihrer Zauber öffnen ließ. Egal welchen sie benutzen. Und Sirius kannte eine Menge Flüche, mit denen er gesicherte Schlösser aufbekommen konnte.
„Harry! Bitte, mach doch auf! Du kannst nicht einfach gehen! Harry! Ich hab dich doch erst wieder! Bitte, tu mir das nicht an... Harry!", schrie Lily verzweifelt, hämmerte gegen die Tür.
Es kam keine Antwort.
„Harry, mach sofort die Tür auf! Du verdammter Bengel, ich dachte, du wärest erwachsen!", rief der Animagus wütend.
Es half nichts. So sehr sie auch schrieen und tobten und an der Tür zogen, sie blieb verschlossen.
Ein Such-Zauber hatte sichergestellt, dass es auch wirklich war, dass Harry in diesem Zimmer saß.
Es wurde dunkel draußen und Lily rief die anderen.
Kurze Zeit später waren sie da.
Lucius hatte Draco weichgekocht, weil er wusste, dass es seinem Sohn ganz und gar nicht egal war.
James legte Lily und Leila mit einem Zauber schlafen, weil beide völlig hysterisch waren.
„POTTER!", donnerte Lucius, als er vor der Tür stand, völlig vergessend, dass Harry Malfoy hieß.
Es war kurz nach acht Uhr abends.
„Mach sofort diese Tür auf oder es wird dir leid tun!", knurrte er hinterher.
Nichts. Kein Laut war zu hören.
„Welche Sprüche habt ihr schon probiert?", fragte er Sirius, und fing an, eine Menge weiterer Flüche auf die Tür zu sprechen, doch nichts geschah.
„Kleiner Bastard...", murmelte er und schwang seinen Zauberstab erneut. Dabei zischte er ein wenig.
Draco verstand es.
„Du kannst Parsel!", fragte er geschockt.
„Musste nie einer wissen, oder? War eine zusätzliche Absicherung in eurem zweiten Jahr für ihn."
Aber die Tür war auf.
Der blonde, älteste Malfoy ging mit beherrscht wütenden Schritten durch das Zimmer auf den Schreibtisch zu, an dem Harry, den Kopf auf den auf der Tischplatte abgelegten überkreuzten Armen gebettet, schlief.
Nur am Rande bemerkte er, dass das Tintenfässchen offen war und eine Menge Pergament herumlag.
„Wach auf. Sofort."
Der Schwarzhaarige rührte sich nicht.
„Harry?", fragte Lucius etwas leiser und legte seine Hand auf die schmale Schulter seines Schwiegersohnes.
Ihm fiel ein Brief ins Auge, nicht adressiert, aber fein säuberlich in der Mitte des Tisches platziert.
Hektisch riss er ihn auf und überflog ihn.
Dann knallte er seine Faust auf das Möbelstück, stützte sich darauf ab.
„Verdammt..."
Langsam drehte er sich wieder um, ging ebenso langsam zur Tür zurück. Mit einem kurzen Blick bedeutete er Draco zu ihm hinein zu kommen, dann schloss er die Tür wieder.
„Ihr habt den Exitus-Fluch angewandt, um Voldemort zu töten, nicht wahr?"
Draco nickte. Sein Vater reichte ihm den Brief, und völlig neben sich fing er an zu lesen.
„Geliebter Draco,
schließlich ist es soweit. Ich werde gehen müssen. Ich habe keine andere Chance. Es tut mir so unendlich leid, dass wir uns nicht im Guten verabschieden konnten, aber ich wollte dir nicht schon vorher die Gewissheit geben, dass du mich nie wieder sehen wirst. Du nicht und sonst niemand.
Voldemort war immer bei mir. Er wollte mich töten als ich ein Jahr alt war und doch habe ich ihn getötet. Und selbst im Tod ist er immer da. Allgegenwärtig.
Erinnerst du dich an unseren Streit um den Exitus-Fluch? Wir hatten beide Angst, dass mir dabei etwas geschehen könnte, du, weil du mich nicht verlieren wolltest und ich, weil ich nicht ohne dich gehen wollte.
Natürlich kannte Voldemort den Gegenspruch. Nicht umsonst ist er Slytherins Nachfahre.
Noch während ich den Fluch aussprach, hatte er schon den Gegenfluch gesprochen. Du weißt genauso gut wie ich, dass es so kommen musste.
Er ließ mir zwei Möglichkeiten.
Zehn Jahre mit dir. Mehr, als ich mir je erhofft hatte.
Oder ich schenke dir ein Kind und bin mir somit sicher, dass meine Liebe immer bei dir bleibt und muss dafür gehen, wenn das erste Mal Halloween nach der Geburt dieses Kindes ist. Ich sollte dafür büßen, dass meine Eltern noch leben.
Um Punkt acht Uhr, dieselbe Zeit, um die meine Eltern hätten sterben sollen, werde ich sterben.
Ich will dir noch so viel sagen, Drake...
Deshalb war Leila so anders. Sie hat es gespürt, sie wusste es. Und deshalb habe ich versucht, so viel von euch in meinem Herzen zu bewahren wie nur möglich.
Ich bin glücklich, weil ich alles habe, was ich mir je gewünscht habe und zugleich tief verzweifelt, weil ich euch alleine lasse und nicht sehen kann, wie meine Tochter aufwächst, oder dass ich dich nie wieder lachen sehe...
Ich wollte nicht Pate von Dan und Tom werden, weil sie nichts von mir gehabt hätten. Sie werden sich nie an mich erinnern.
Es ist seltsam, genau zu wissen, wie viel Zeit einem noch bleibt.
Mittlerweile ist es fast sechs Uhr und Sirius und meine Mutter stehen unten. Es tut mir so leid...
Wenn ich könnte, würde ich es ändern, aber ich bin völlig machtlos.
Jedem kann ich helfen, nur mir selbst nicht.
Ich wünschte, unser Gespräch heute Nachmittag wäre anders gelaufen. Ich kann dich verstehen, Draco. Ich denke, ich hätte nicht anders gehandelt.
Trotzdem danke, dass ich mich verabschieden konnte.
Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du einfach gegangen wärst.
Tu mir bitte einen Gefallen, Engel.
Sag allen, dass es mir leid tut, dass ich nicht gerne gelogen habe...
Ich wollte nicht, dass man freundlicher ist, nur weil man weiß, dass ich sterben werde.
Richte Ron und Hermine einen lieben Gruß aus, und dass sie gut aufeinander acht geben sollen.
Genauso wie Ginny und Seamus.
Jetzt ist es schon Viertel vor acht.
Mir ist kalt, Dray. Ich kann regelrecht spüren, wie mein Herz langsamer schlägt. Es ist beängstigend.
Und ich habe Angst.
Was wird mich erwarten?
Werde ich das Glück haben, dich nur noch ein mal zu sehen, und wenn es nur kurz ist, bevor ich sterbe?
Oder wenn ich tot bin, dass ich dann bei dir sein kann, als eine Art Schutzengel?
Ich habe schreckliche Angst.
Ich will dich nicht verlieren, Dray...
Fünf Minuten vor Acht Uhr.
Jetzt heißt es endgültig Lebewohl.
Pass auf dich und Leila auf, mein Engel.
Ich liebe dich.
Bis in den Tod und darüber hinaus... verstehst du meinen Hochzeitsschwur jetzt?
Ich hoffe es...
Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Alles hätte ich dir gegeben, wenn ich die Zeit gehabt hätte.
Aber ich habe keine.
Sage Leila, wenn sie größer ist, dass ich sie so unendlich geliebt habe, wie nur dich.
Verzeih mir bitte.
In ewiger Liebe
Harry James Malfoy"
Draco stockte. Eine einzelne Träne suchte sich ihren Weg über seine Wange.
„Nein... bitte nein...", hauchte er und stürzte zu Harry.
„Wach auf... wach doch bitte auf... Harry... nein...", schluchzte er, in der Hoffnung, er würde gleich aufwachen und einen Kater von der Feier haben.
Aber er wachte nicht auf. Und Harry auch nicht.
Und so kniete er verzweifelt vor dem Stuhl, auf dem der tote Körper seines Gatten lag, hielt dessen kalte Hand an seinen Mund und hauchte federleichte Küsse auf diese, als würde ihn das zurückbringen.
Lucius verließ das Zimmer, ohne, dass Draco es bemerkte.
James, Sirius und Narcissa erwarteten ihn schon, wollten wissen, was geschehen war.
„Gehen wir runter. Und weckt Lily."
„Verdammt Lucius, was ist mit meinem Sohn!", fuhr ihn James an.
„Dein Sohn ist für dich und deine Frau gestorben, alter Narr! Halloween, acht Uhr, sagt dir das was!"
„Was...?", hauchte der Schwarzhaarige, in plötzlicher Erkenntnis.
„Der Exitus-Fluch ist der Vorgänger vom Avada Kedavra. Man muss Parsel beherrschen, um ihn auszusprechen und wenn man jemanden angreift, der ebenfalls Parsel spricht, kann der den Spruch etwas abgeschwächt zurückfeuern und kann gleichzeitig noch entscheiden, wie lange der Angreifer noch leben darf.
Harry sah keine andere Möglichkeit, Voldemort umzubringen und dieser hat den Fluch zurückgeschleudert. Ihm wären zehn Jahre geblieben, hätte Harry nicht auf ein Kind bestanden. Er wollte sicher sein, dass er Draco nicht völlig alleine lässt. So musste er sterben, sobald Halloween ist, nachdem seine Tochter geboren wurde. Dass er nicht gleich letztes Jahr starb, hat mit dir und Lily zu tun. Ihr solltet sterben, sobald Harry ein Jahr alt war, und das hat sich nun mit ihm selbst ereignet."
Daraufhin sagte niemand etwas. Für einige wenige Minuten war das Haus totenstill, wenn man von den schweren Atemzügen James' absah.
Nur kurz darauf kam Lily hoch und sah an der Haltung ihres Mannes, was geschehen war.
„Nein...", sagte sie, den Kopf schüttelnd.
„Das ist nicht euer Ernst. Ihr treibt einen bösen Scherz mit mir, nicht? Sag dass es nicht wahr ist."
„Was uns nicht geschehen ist, hat er in vollem Wissen auf sich genommen...", sagte der Mann, der ihrem Sohn so ähnlich sah.
„Nein... Das darf nicht sein...", schluchzte sie auf und schlug wild auf die Brust ihres Mannes ein, bevor sie kraftlos ihre Stirn an dieselbe legte und stille Tränen weinte.
Der Versuch, sie durch Streicheln ihrer Haare zu beruhigen, schlug gänzlich fehl, und er zögerte kurz, bevor er sie fest in seine Arme schloss.
Harry war ihr geliebter Sohn gewesen, und sie wussten beide, dass sie damals hätten sterben sollten und nicht er jetzt dafür bezahlen sollte.
„Das ist nicht fair...", wisperte die Rothaarige.
Als die beiden Potters schließlich das Zimmer betraten, in welchem Draco über Harry wachte, griff Lily nach der Hand von James, die erschreckend kalt war.
Der Blonde hatte den Körper Harrys auf das Bett gelegt und kniete daneben, die Ellebogen auf der Matratze aufgestützt und das Kinn auf den gefalteten Händen abgelegt.
Die grauen Augen bohrten sich in die Wand, im Schock geweitet. Draco war völlig geistesabwesend.
Langsam gingen Lily und James an das Fußende des Himmelbettes und wenn sie es nicht besser gewusst hätten, so könnte man denken, ihr Sohn schliefe tief und ruhig.
Auch wenn sie zusammen viel durchgemacht hatten, das eigene Kind zu verlieren, wenn man sich gerade erst wieder gefunden hat, war das Schlimmste von allem.
Der junge Malfoy bemerkte sie noch immer nicht.
Nur zwei Tage später wurde Harry James Malfoy, geborener Potter, auf den Gründen von Hogwarts bestattet.
Es sollte keine große Trauerfeier werden, nichts auffälliges, ganz so wie der Bezwinger Voldemorts es sich gewünscht hätte.
Niemand hatte etwas gesagt, alle hielten die Informationen über das Begräbnis in sich verschlossen und trotzdem kam jeder, der Harry bekannt gewesen war, die, die ihn bewunderten, die, die ihn nur als ihren Retter kannten, die, die Harry Potter auf seinem letzten Weg begleiten wollten.
So war zum Beispiel der gesamte Jahrgang anwesend, und zur Überraschung vieler kam auch Petunia.
Lily hielt erschrocken inne, als sie ihre Schwester erblickte.
Diese verhielt sich genauso.
„Lily!", fragte sie leise.
Und obwohl sie sich immer gehasst hatten, fielen sie sich jetzt doch in die Arme.
„Du lebst... achtzehn Jahre glaubte ich, du seiest tot... oh Gott, Lily...", schluchzte sie.
„Petty... was tust du hier!", fragte ihre Schwester, völlig verheult.
„Ich dachte, du würdest und hassen..."
„Arabella Figg hat mich mitgenommen. Und ich denke, ich bin es Harry schuldig, wenigstens hier zu sein, nachdem ich ihm das Leben zur Hölle gemacht habe...
Ich hab euch nie gehasst... aber es tat weh, verstehst du? Lily, es tut mir leid... es tut mir so leid!", flüsterte sie.
Draco sagte den ganzen Tag nicht ein Wort.
Er zwang die Tränen herunter, die in seinen Augen brannten, als der alabasterne Sarg in der Nähe der peitschenden Weide in den Boden gelassen wurde.
Er war der Erste, der eine einzelne, blutrote Rose auf den Sarg gleiten ließ und fast fünf Minuten dastand, mit Leila auf dem Arm, die ab und zu leise schluchzte.
Dann verschwand er und beide wurden einige Tage nicht gesehen.
Lily und James folgten ihm an das Grab ihres Sohnes.
Der Weg war mühsam und erstreckte sich eine Ewigkeit lang, und am liebsten wäre Lily hinter Harry her. Sie wollte das nicht sehen. Wollte nicht sehen, wie diese Welt ohne ihren geliebten Sohn lebte, wie eine Menge Hexen und Zauberer an sein Grab schritten, ohne zu wissen, wer da eigentlich genau lag. Wollte die Heuchelei nicht sehen müssen.
Narcissa und Lucius behielten ihre kühlen Masken, wie man sie kannte, nur Bekannte konnten den Schmerz sehen, denn auch sie hatten den jungen Mann geliebt.
Hermine wäre mit Sicherheit auf dem Weg zusammengebrochen, wenn Ron sie nicht gestützt hätte, ebenso wie Ginny.
Und so endete die Geschichte des Jungen, der lebte und der gestorben war, damit die Welt Frieden hatte.
Doch wie Harry es sich gewünscht hatte, vergaß Draco nie, dass er ihn mehr liebte als alles andere, denn Leila brachte diese Liebe jeden neuen Tag wieder in seine Seele.
Und viel später, als die Tochter der zwei größten Rivalen, die Hogwarts je gesehen hatte, schon erwachsen war und ihre Großeltern ergraut und alt waren, lächelte Draco sanft.
Jede Nacht träumte er von seinem Harry.
Doch nun würde er ihn wiedersehen. Er spürte es.
„Draco?", hörte er eine bekannte Stimme.
„Ja, Harry. Ich bin hier.", flüsterte er.
„So sehr ich dich dafür verabscheue, dass du nun auch gehst, aber wir müssen.", sagte der.
„Sie verstehen es. Ich weiß es."
Als er sich umdrehte, sah er das Gesicht seines Geliebten.
Und so schlief er ein, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, und sollte nie wieder aufwachen. Am 31. Juli, zwanzig Jahre, nachdem er einen Großteil seines Lebenswillen verloren hatte und am Geburtstag seines Mannes, war er endlich wieder endlos glücklich.
Finito!
Aus, Ende, Schluss... ich mag diese Geschichte.
Ich hätte sie bestimmt noch besser schreiben können... aber sie ist für mich okay so.
Frohe Ostern für euch )
