One Police Plaza
New York City
Captain James Deakins schaute erwartungsvoll auf als sich seine Bürotür öffnete. Seine beiden besten Detectives sollten von der Überprüfung eines Lagerhauses zurückkommen, das einem Mordverdächtigen gehörte, der zum Mordopfer geworden war. Mit einiger Enttäuschung sah er stattdessen ADA Ron Carver durch die Tür kommen.
„Sie scheinen noch weniger erfreut mich zu sehen als sonst.", kommentierte Carver trocken den Gesichtsausdruck des Captains. Deakins schüttelte den Kopf.
„Nichts persönliches, Ron. Ich hatte Goren und Eames erwartet. Sie sind spät dran von Mathers Lagerhaus zurückzukommen." Er hielt inne, schaute kurz auf seine Uhr und runzelte die Stirn. „Sie sind schon zwei Stunden überfällig."
„Das ist ungewöhnlich für sie.", murmelte Carver.
„Ja.", stimmte Deakins zu. „Das ist es."
„Ich sollte mich mit ihnen treffen, um den Maloney-Fall zu besprechen, aber wenn sie nicht so bald hier sein werden . . ."
„Lassen Sie mich Eames' Handy anrufen.", sagte Deakins. „Ich werde herausfinden wo sie sind."
Carver stand stumm da während Deakins den Anruf tätigte. Eine Weile später legte er auf und blickte Carver mit wachsender Verwirrung und Sorge an.
„Es ist ausgeschaltet. Eames schaltet ihr Telefon nie aus."
„Versuchen Sie Detective Gorens Handy.", sagte Carver. Deakins tat das, mit dem selben Ergebnis.
„Es ist auch ausgeschaltet. Irgendetwas stimmt nicht."
„Vielleicht waren sie in einer . . . Situation, in der sie die Handys ausschalten mussten.", schlug Carver vor. Deakins tat das mit einem Kopfschütteln ab.
„Goren und Eames arbeiten nicht so. Wenn sich irgendetwas ergeben hätte, hätten sie angerufen."
Er ging zur Tür und rief zwei Detectives herbei.
„Was gibt es, Sir?", fragte Detective Ash als er und sein Partner herbeieilten. Deakins reichte ihm ein Stück Papier.
„Gehen Sie zu dieser Adresse und sehen sich um. Erstatten Sie mir so bald wie möglich Bericht."
„Nach was suchen wir?", fragte Oliver King. Deakins schaute ihn finster an.
„Beweise für ein Verbrechen. Setzen Sie sich in Bewegung, beide."
Sobald sie gegangen waren, schaute Carver Deakins fragend an.
„Sie haben ihnen nicht gesagt . . ."
„Möglicherweise gibt es nichts worüber wir uns Sorgen machen müssten.", sagte Deakins. „Wenn ich die Nachricht, dass zwei Polizisten verschwunden sind verbreite, bevor ich es sicher weiß, wird es wirklich Ärger geben. Ich will, dass Ash und King unvoreingenommen zu diesem Lagerhaus gehen."
Carver sah den verschwindenden Detectives durch die Tür durch nach.
„Dann kann ich nur hoffen, dass wir uns grundlos Sorgen machen."
Sichtbar beunruhigt ging Deakins zu seinem Platz zurück.
„Diese beiden bringen mich noch mal ins Grab. Wenn sie dafür keine logische Erklärung haben, bekommen sie beide einen Monat lang nichts als Schreibtischarbeit."
Ray Mathers' Lagerhaus,
Yonkers
„Irgendeine Ahnung, nach was wir suchen?", fragte King. Ash grunzte als sie in das leere Gebäude gingen.
„Keine Ahnung. Deakins dachte sicher wir würden es wissen, wenn wir es sehen. Was auch immer es ist. Mein Gott, warum bekommen immer wir den ganzen Mist?"
„Weil Goren und Eames seine Stars sind.", grummelte King. „Sie bekommen immer die besten Fälle."
Ash schüttelte verärgert den Kopf. „Du kannst ihre Leistungen nicht schlecht machen."
„Vielleicht. Ich bin aber froh, dass ich nicht an Eames' Stelle bin. Fünf Jahre mit diesem Verrückten. Ich würde die Wände hochgehen."
Ash lachte laut. „Du sagst es. Der Kerl mag zwar schlau sein, aber . . ."
„Was ist?", fragte King, als Ash nicht weitersprach. Ash deutete auf die hintere Wand.
„Dort drüben."
Die beiden Männer schritten auf die Wand zu und Ash beugte sich vor, um das was er vorher gesehen hatte näher zu betrachten.
„Eine Waffe . . . sieht nach Polizei aus."
„Scheiße!", fluchte King plötzlich. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit seines Partners.
„Was . . .", begann Ash zu fragen, als er auch das sah, was sein Partner ansah. „Oh nein . . ."
Sie gingen in diese Richtung an der Wand entlang. An zwei Stellen war eindeutig Blut, an der Wand und in einer Pfütze auf dem Boden. Auf dem Boden lag eine blutverschmierte Polizeimarke.
„Wessen Marke ist das?", fragte King. Ash schüttelte den Kopf.
„Weiß nicht. Durch das Blut kann ich die Nummer nicht sehen. Fass sie nicht an. Wir werden CSU dazubringen müssen."
„Sieh dir den Fleck an der Wand an.", sagte King leise, angespannt. „Was denkst du . . . eins neunzig, vielleicht eins fünfundneunzig?"
Ash nickte.
„Jemand wurde verdammt hart mit dem Kopf gegen diese Wand geschlagen. Jemand, der mindestens eins fünfundneunzig groß ist."
Die beiden Männer sahen einander an, dann nahm Ash sein Handy und wählte.
Elfte Etage,
One Police Plaza
„Sie haben Neuigkeiten?", fragte Carver, als Deakins aus dem Lift kam nachdem er oben bei seinen Vorgesetzten war.
„Ash und King haben in dem Lagerhaus eine Polizeimarke und eine Waffe gefunden.", berichtete ihm Deakins. „Als sie draußen nachsuchten, fanden sie eine zweite Marke und Waffe; und zwei zerstörte Handys im Abfall."
„Ich nehme an sie gehörten Detective Eames und Detective Goren?", fragte Carver. Deakins nickte.
„Die Marke und Waffe von draußen gehören Eames, also können wir annehmen, dass die von drinnen Gorens sind."
„Das ist nicht gut."
„Das ist eine Untertreibung.", gab Deakins zurück. „Sie haben auch Blut gefunden, Ron, und zwar eine ganze Menge."
Carver starrte Deakins beklommen an.
„Blut? Wissen wir wessen Blut?"
„CSU ist gerade dort draußen und nimmt Proben für eine forensische Analyse . . . Aber Ash war ziemlich sicher, dass es Gorens Blut war."
„Was passiert als nächstes?"
„Goren und Eames untersuchten eine Reihe Morde. Wir glauben es ist das Werk eines Serienkillers. Bei jedem der fünf Opfer waren ungefähr fünf Tage vergangen von dem Zeitpunkt als sie verschwanden bis zur geschätzten Todeszeit."
„Also wenn dieser Killer Detective Goren und Detective Eames hat. . .", fing Carver an zu sagen. Deakins nickte, bleich und unverhohlen ängstlich.
„Wir haben weniger als fünf Tage um sie zu finden; und die Zeit läuft."
Einige Stunden später,
One Police Plaza
„Wir haben das Blut identifiziert.", sagte Deakins zu Carver, Ash und King in seinem Büro. „Es ist Gorens Blut. An beiden Stellen."
„Scheiße.", murmelte King. „Also was jetzt, Captain? Wir haben Goren und Eames' Akte über den Fall gelesen. Sie hatten nur einen wahrscheinlichen Verdächtigen; und der ist tot aufgefunden worden."
„Fangen Sie mit den ersten fünf Opfern an.", wies Deakins an. „Eines der letzten Dinge, die Goren und Eames herausgefunden hatten, war dass mindestens drei außerhalb der Stadtgrenzen von New York City getötet wurden. Wenn wir herausfinden, wo sie starben, haben wir eine Chance Goren und Eames zu finden."
„Das können wir nicht allein schaffen, Sir.", sagte Ash ruhig. „Wenn wir auch nur eine Chance haben wollen sie zu finden, brauchen wir Hilfe."
Deakins nickte zustimmend.
„Das habe ich in Betracht gezogen. Noch diese Stunde wird Verstärkung hier sein. Wir haben jetzt eine Deadline, Gentlemen."
„Wen holen Sie zu Hilfe?", fragte Carver als Ash und King gegangen waren.
„Lynn Bishop und Mike Logan."
Carver erbleichte sichtlich.
„Logan? Aus Staten Island?"
„Ich weiß. Er ist ein Hitzkopf, aber wenn ich ihn auf diesen Fall ansetze, wird er nicht aufgeben, bevor er ihn geknackt hat. Und im Moment ist es mir nicht besonders wichtig, nach den Regeln zu spielen, Ron. Zwei meiner Leute sind verschwunden; und wenn das passiert ist was wir glauben, haben sie jetzt eine Menge Probleme. Ich hoffe dass Logan und Bishop zusammen genug Schneid habe, das hier zu lösen und Goren und Eames lebendig zu finden."
„Ich bete, dass Sie Recht haben, Jim.", sagte Carver leise. „Um Ihrer Detectives willen bete ich dass Sie Recht haben."
