Elfte Etage
One Police Plaza

Captain Deakins sah aus der Sicherheit seines Büros zu wie die Leute des CSU der NYPD ankamen, zusammen mit dem forensischen Team, das auf Mack Taylors Bitten aus Miami gekommen war. Deakins musste zugeben, dass er zuerst ärgerlich war, als Mack ihm sagte er wolle die Gruppe aus Miami hereinbringen. Ihm schien dass Mack zu weit gegangen war, sie einzuladen.

Jedoch vertraute er Macks Urteilsfähigkeit implizit; und wenn der Detective glaubte, die Mannschaft aus dem sonnigen Florida könne helfen, waren sie mehr als willkommen bei der Party mitzumachen.

Deakins zuckte bei seiner eigenen Wortwahl zusammen. Schöne Party. Zwei seiner Detectives waren jetzt seit fast sechsunddreißig Stunden verschwunden. Fast zwei Tage; und sie waren immer noch nicht näher daran, sie zu finden.

Das war allerdings nicht die Schuld der Detectives die an dem Fall arbeiteten. David Ash und Oliver King hatten keinen Dienstschluss gehabt, seit sie Eames und Gorens Marken, Waffen und zerstörten Handys in dem heruntergekommenen Lagerhaus gefunden hatte, das dem verstorbenen Verdächtigen gehörte. Und seit sie dazu gekommen waren, hatten sich Mike Logan und Lynn Bishop die Ärsche abgearbeitet in den Versuch, den Mörder zu identifizieren. Obwohl keiner der vier Detectives – außer möglicherweise Bishop – Goren wegen seiner Seltsamkeiten wirklich mochte, respektierten sie ihn als einen guten Polizisten. Noch wichtiger: er war ein guter Polizist, der in ernster Gefahr war. Noch dazu die resolute Alex Eames. Das Ergebnis war, dass die ganze Stadt auf der Suche nach den Vermissten auf den Kopf gestellt wurde.

Deakins schloss seine Augen gegen den wachsenden Kopfschmerz.

Gott hilf dem Mörder, wenn Goren und Eames das nicht überleben. Jemand anderes würde das ganz sicher nicht tun.

„Captain Deakins?"

Deakins schaute auf um einen entschuldigend aussehenden Mack Taylor in der Tür stehen zu sehen.

„Entschuldigen Sie, dass ich störe, Sir . . ."

„Sie stören nicht, Mack.", sagte Deakins wegwerfend. „Sprechen Sie. Was ist los?"

„Das Team aus Miami ist angekommen. Sie haben alles über den Serienkiller mitgebracht, den sie den Jäger genannt haben."

„Das ist der Mörder, der ihnen entwischt ist?"

„Ja, Sir."

Deakins atmete langsam ein; er erinnerte sich, dass Mack gesagt hatte, sie hätten ein Bild des Mörders.

„Gehen Sie voraus, Mack."


Task Force Command Centre

Mack führte Deakins zu dem Raum, der für die seit Goren und Eames Verschwinden schnell gewachsene Taskforce bereitgestellt worden war. Deakins bemerkte, dass die Leute sich mit Entschlossenheit bewegten, aber auch mit wenig Hoffnung. Sie wussten alle, dass mit jeder weiteren vergangenen Stunde die Überlebenschancen von Goren und Eames stetig abnahmen. Mack führte Deakins auf die andere Seite des Raumes, wo zwei Leute warteten.

„Captain Deakins, darf ich vorstellen: Lieutenant Horatio Caine und Calleigh Duquesne vom Miami Dade CSU."

Deakins schüttelte beiden die Hand und Mack sprach schnell weiter. „Der Rest von Horatios Team ist bei meinem Team und sie haben Informationen die uns hoffentlich helfen werden."

„Okay, Lieutenant.", sagte Deakins. „Sagen Sie mir, was Sie wissen."

„Wir glauben, dass der Mörder den Sie hier haben, der gleiche Mann ist, der uns vor zweieinhalb Jahren entwischte.", erklärte Horatio. „Wir nannten ihn den Jäger, weil er seine Opfer in entlegene Gebiete brachte, sie dann freiließ und jagte. In der Zeit, in der wir von ihm wussten, gab es elf Opfer, und bei jedem waren vom Zeitpunkt der Entführung bis zum Todeszeitpunkt ungefähr fünf Tage vergangen. Die Opfer, die wir fanden, waren in verschiedenem Grade gequält worden. Wir glauben er hätte weitergemacht, aber die Person, die sein zwölftes Opfer sein sollte, schaffte es, zu entkommen. Von ihm haben wir ein Phantombild und genaues Wissen über seine Methoden."

Deakins nahm das Blatt Papier, das Horatio ihm gab und schaute in ein Paar gletscherblaue Augen, die sein Rückgrat zu Eis werde ließen. Endlich schaute er wieder auf Horatio.

„Danke, dass Sie gekommen sind, Lieutenant. Ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft zu schätzen."

Horatio nickte wortlos. Deakins schaute sich um, bis er die richtige Person erblickte.

„Ash!"

David Ash kam herüber.

„Sir?"

Deakins gab ihm das Blatt.

„Geben Sie das herum. Das könnte unser Mörder sein. Ich möchte, dass er so bald wie möglich identifiziert wird."

Ash zögerte nur für einen Moment, starrte mit dunklem Blick auf das Bild und ging dann um die Anweisung auszuführen. Deakins schaute zurück zu Horatio, Calleigh und Mack.

„Wir schätzen Ihr kommen wirklich, Lieutenant.", sagte er leise. „Meine Leute sind alle dem Zusammenbruch nahe. Die beiden entführten Detectives werden hier sehr respektiert. Ich würde den Mörder gern lebend fassen, aber wenn Goren und Eames getötet werde . . . ich kann dann einfach nicht versprechen, dass wir ihn lebend fassen."

„Ich verstehe.", sagte Horatio. „Captain, ich kann Ihnen versichern, dass im Moment das Finden und die Rettung Ihrer Detectives Priorität hat. Wenn wir zwischen dem Leben des Verdächtigen und den Leben ihrer Detectives wählen müssen, gewinnen ihre Detectives."

Deakins wirkte beruhigt.

„Danke, Lieutenant."