Ich weiß, dass ich versprochen hatte, jeden Sonntag ein neues Kapitel hochzuladen. Und das hatte ich auch vor. Wirklich. Die letzten paar Wochen war ich im Ausland, ohne internetzugang. Am Sonntag davor wollte ich aber dieses Kapitel hochladen und gleichzeitig meine Abwesenheit ankündigen. Da hat mir jedoch die Telekom einen Strich durch die Rechnung gemacht, sie hat meinen Internetzugang für drei Tage gesperr. Da ich aber am Tag danach losgeflogen bin... Es tut mir auf jeden Fall sehr leid; und ich haoffe dass es nicht wieder vorkommt.


„Stop.", stöhnte Alex scheinbar nach einer Ewigkeit, während Bobby sich weiter durch die Bäume kämpfte. Entweder hörte er sie nicht, oder er ignorierte sie. Er ging weiter, jetzt nicht mehr rennend sondern vorwärts stolpernd und kämpfte mit seinen eigenen Schmerzen und der Erschöpfung, um eine so groß wie mögliche Strecke zwischen sich und Mathers zu bringen.

Sie klammerte sich schwach an ihm fest, während der Schmerz in ihrem Bein ihre Sinne überschwemmte und sie dabei vollkommen benebelte.

„Bobby . . . stop . . . du . . . brichst noch zusammen . . ."

Alles, was sie als Antwort bekam, war ein erschöpftes Grunzen. Durch ihre Verletzung unter Schock, presste sie ihr Gesicht gegen seine Brust, schloss ihre Augen und hoffte, dass er nicht zusammenbrechen würde.

Ihre Hoffnung schwand jedoch schnell. Es gab zwar keine Geräusche, die Mathers Näherkommen ankündigen würden, aber sie wusste, dass er nicht weit zurückliegen konnte. Instinktiv wusste sie, dass diesmal kein Entkommen war.

„Stop.", brachte sie heraus und versuchte noch einmal, ihn zum Anhalten zu bewegen. Sie schlug ihm schwach gegen die Brust, in einem verzweifelten Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Diesmal reagierte er und blieb stehen. Sein Blick richtete sich auf sie, seine Augen angstumwölkt aber auch voll Sorge um sie.

„Lass mich runter.", murmelte sie und fragte sich dabei, wie lange sie wohl noch bei Bewusstsein bleiben würde.

Er schaute sich angespannt um, ging dann hinter ein paar große Bäume und legte sie vorsichtig auf die kalte Erde.

„Wir können nicht hier bleiben.", flüsterte er so laut er wagte. „Er wird uns einholen."

Sie griff nach seiner Hand. Beide zitterten fürchterlich, sie vor Angst und Schmerz, er vor Angst und Erschöpfung.

„Wir können ihm nicht ausreißen.", sagte sie leise zu ihm und kämpfte darum, sich trotz des Schmerzes in ihrem Bein zu konzentrieren. „Nicht, wenn du mich trägst. Bobby . . . ich denke, wir müssen uns trennen."

Er starrte sie ungläubig an. „Aber . . . du kannst nicht . . ." Er drückte ihre Hand fester.

„Du musst mich hier lassen. Du hast vielleicht eine Chance, zu entkommen . . . wenn du allein bist."

Noch während sie die Worte sprach, konnte sie die Ablehnung in seinem Gesicht lesen. Verletztheit, vermischt mit Wut, zeigte sich in seinen Augen.

„Wir haben es versprochen.", flüsterte er. „Verdammt, wir haben es versprochen!"

„Ich weiß. Es wird Zeit, dass wir das Versprechen brechen."

Das nicht sehr ferne Geräusch von jemandem, der durch die Bäume brach erreichte ihre Ohren. Sie schaute zu ihm auf, neue Verzweifelung in ihrem Gesicht.

„Bobby, geh einfach! Rette wenigstens dich!"

Er hockte sich für einen langen Moment neben sie, mit unlesbarem Gesicht. Dann, als er sprach, war seine Stimme voll Gefühl. „Nein."

Alex hatte gar nicht die Gelegenheit zu antworten bevor er sie wieder hochhob und mit neuer Energie losging. Sie konnte sich nur an ihm festklammern während er sich mit einer Geschwindigkeit fortbewegte, die bei seinen Verletzungen unmöglich schien.

Was ihn antrieb waren nur Wut und Adrenalin; und sie konnte nur hoffen, dass es genug war um von Mathers wegzukommen.

Sie kamen aus den Bäumen auf eine Lichtung und sie fühlte wie Bobby stolpernd zum Halten kam, sein Atem in hektischen Stößen.

„Oh nein .. . ."

Sie hörte ihn die Worte flüstern und fühlte die Verzweifelung in seiner Stimme. Sie hob den Kopf aber sah nur verschwommen. „Was ist?"

Dann sah sie was vor ihnen lag und dieselbe Verzweifelung kam über sie.

Sie waren aus den Bäumen gekommen und standen am Rand eines steilen Abhangs. Unter ihnen war eine senkrecht abfallende Felswand an deren Fuß, in schwindelerregender Tiefe, ein Fluss lief, den man jetzt im Dunkeln nicht sehen, sondern nur hören konnte. Mit müdem Geist schätzte Bobby mithilfe der Geräusche, dass es vielleicht fünfzig Fuß waren; und man konnte nicht wissen, wie tief das Wasser war oder wie schnell es lief.

Sich so fest wie möglich an ihm festklammernd konnte Alex spüren wie ihn die Erschöpfung überkam. Sie befürchtete dass er am Rande eines Zusammenbruchs stand und es machte ihr Angst sich vorzustellen, wie viel er sich vielleicht selbst schadete.

„Bobby, wir müssen anhalten.", murmelte sie, obwohl sie glaubte, dass er das nicht tun würde.

„Können wir nicht.", sagte er rau. „Er ist direkt hinter uns."

Bobby wendete sich nach rechts und ging über den steinigen Boden so schnell er sich in der Dunkelheit wagte. Zweimal stolperte er und beide Male schnellte Alex' Puls in die Höhe. Wenn er ausrutschte und sie in die Schlucht stürzten, bezweifelte sie, dass auch nur einer von ihnen überleben würde. Wenn der Sturz sie nicht tötete, würde es das eisige Wasser tun.

Ein scharfes, pfeifendes Geräusch durchbrach die Stille, das Alex' Blut gefrieren ließ. Danach zu urteilen wie sich sein Griff festigte, ging es Bobby genauso. Einen Moment später hörten sie einen dumpfen Schlag als der unsichtbare Pfeil einen Baum in nächster Nähe traf.

Bobby ging schneller, fast rannte er wieder. Sein Atem wurde immer hektischer als er aus jedem Schritt alles herauszuholen versuchte. Aber er ließ nach, das konnte Alex so sicher fühlen, wie dass Mathers die Lücke zu ihnen schnell schloss.

Sie schloss ihre Augen, da sie nichts tun konnte, als das Unausweichliche zu erwarten.

Bobby stolperte weiter, obwohl er in der Schwärze der Nacht kaum weiter als fünf Fuß sehen konnte. Verschwommen war er sich Alex' Bitte, anzuhalten bewusst, aber das wagte er nicht. Er glaubte immer noch, dass sie Mathers entfliehen konnten, aber nicht, wenn sie jetzt anhielten.

Der Schmerz brannte in seinem ganzen Körper, besonders in Kopf und Schulter. Alex so zu tragen würde teuer für ihn werden, aber wenn es bedeutete dass sie ein wenig länger überleben würde, dann sollte es wohl so sein.

Er hielt sie noch fester, entschlossen, sie keinesfalls loszulassen. Ihre Worte vorhin – als sie verlangte, dass er sie verließ – hatten ihn ins Herz getroffen. Sie hatten sich von Anfang an geschworen, einander nicht zu verlassen, und es schmerzte ihn dass sie glaubte er würde es dennoch tun, selbst wenn sie darauf bestand. Sie zurückzulassen wäre, wie sich selbst zu teilen. Sie müsste das zu gut wissen, um diesen Vorschlag auch nur zu machen.

Er war sich ihres Gesichts bewusst, das in seine Schulter gepresst war, und ihrer Arme, die sich schwach an ihm festhielten. Noch bewusster aber war er sich des Pfeils, der in ihrem rechten Oberschenkel steckte. Gott weiß was für Schaden dieser angerichtet, welche Nerven er zertrennt und welche Muskeln er zerrissen hatte.

Wenn sie letztendlich anhielten, musste er ihn herausziehen, und dann würde es ein Wettlauf gegen die Zeit, sie vor dem Verbluten zu bewahren. Es gab nur eine sichere Art, das zu tun, aber es war ihm verhasst, daran zu denken, erst recht, es auszuführen.

Er wusste aber, dass er es tun musste, ob er wollte oder nicht. Er musste die Ein- und Austrittspunkte ausbrennen und um das zu tun musste er bei vollem Bewusstsein sein. Und er musste es schaffen, ein Feuer anzuzünden.

Ein Stück Metall dafür zu finden, war kein Problem. Er konnte die metallene Pfeilspitze benutzen. Das hieß zwar, dass er sie entfernen musste, bevor er den Pfeil aus ihrem Bein zog, aber es war alles, was er hatte. Sobald er ein Feuer hatte, war das Erhitzen der Pfeilspitze um die Wunde auszubrennen kein Problem. Und wenn er damit fertig war konnte er aus dem Rest seines Hemdes eine provisorische Bandage machen.

Er war so in seinen Gedanken versunken, wie er Alex helfen konnte, dass er beinahe nicht bemerkte, dass sie soweit gegangen waren wie sie konnten.

Bobby kam rutschend zum Halten und bemerkte erst jetzt, dass sie auf einer Landspitze waren, einer Sackgasse, deren einziger Ausweg rückwärts war. Er schaute in die Schlucht vor ihnen und hörte das Rauschen des Wassers das er nicht sehen konnte.

Es gab keine andere Möglichkeit. Er musste umdrehen. Er konnte nur beten, dass sie noch Zeit hatten bevor Mathers aufholte.

Ein zweites Pfeifen schnitt durch die Nacht und Bobby erstarrte, sein Griff um Alex festigte sich unwillkürlich so stark, dass sie einen Schmerzenslaut von sich gab. Sie schaute zu ihm auf, verwirrt und ängstlich und fühlte dann nach seiner Hüfte um die Bestätigung ihrer furcht zu finden. Ein hölzerner Schaft hatte sich tief in die rechte Seite seiner Taille gegraben.

„Bobby . . .", flüsterte sie erschrocken als sie begriff wo sie waren.

Er machte einen stolpernden Schritt vorwärts, die Augen glasig vor Schmerz und Schock. Der Boden bröckelte unter seinen Füßen und verschwand dann ganz.

In seinen letzten bewussten Sekunden tat Bobby das einzige, was er konnte: er drehte seinen Körper so, dass er zwischen Alex und dem unvermeidlichen Aufschlag war. Er fühlte sie sich anspannen und kämpfen als ihr klar wurde was er tat, aber auch jetzt war er noch stärker als sie.

Alex hatte nicht einmal die Kraft zu schreien als sie abrutschten und von der Klippe stürzten. In der einen Sekunde waren sie auf festem Boden, in der nächsten im freien Fall zu einem ungewissen Schicksal im Fluss unter ihnen.

Als sie fielen fühlte sie jedoch wie sich Bobby umdrehte. Tat er wirklich was sie dachte . . .? Ja, das tat er, wurde ihr klar. Er manövrierte sich selbst zwischen sie und den kommenden Aufschlag.

Sie kämpfte dagegen an, aber sie hatte keine Kraft mehr. Seine Arme schlangen sich um sie, um sie so gut wie möglich zu schützen. Letztendlich konnte sie nur die Augen schließen und warten.

Sekunden später schlugen sie auf das Wasser auf und Dunkelheit umschloss sie.


Dämmerung

Sie gingen stumm, Winters und Deakins an der Spitze und gleich dahinter Mack Taylor und Horatio Caine. Logan, Bishop, Ash und King folgten und danach kamen die anderen CSIs und der Rest der Taskforce. Insgesamt waren sie dreißig.

Wie Winters gesagt hatte, verließen sie den Pfad nach einigen Meilen und gingen nach Norden. Der Weg war nicht einfach, bis Logan einmal der stolpernden Bishop auswich, selbst stolperte und einen versteckten Hang hinunterrutschte.

„Logan?", rief Deakins verärgert. „Was tun Sie da, verdammt noch mal?"

Einen Moment lang war es still, dann erreichte sie Logans Stimme.

„Captain, ich denke Sie sollten herunterkommen. Ich denke Sie sollten das sehen."

Die Stirn runzelnd ging Deakins hinunter. Dort fand er Logan, leicht zerzaust aber unverletzt, auf einem viel benutzten Weg mit deutlichen Reifenabdrücken im Boden.

„Sind Sie okay?", fragte Deakins. Logan nickte.

„Alles klar. Aber ich denke ich weiß, wie Mathers Goren und Eames von der Straße zur Hütte gebracht hat. Sehen Sie!"

Deakins sah und der Unterkiefer fiel ihm herunter. Neben dem Weg, fast verborgen zwischen Gebüsch und Schatten, war ein Quad mit einem Flachbettanhänger.

„Mack!", rief Deakins nach oben. „Kommen Sie herunter!"

Darauf kam Mack vorsichtig den Hang hinunter.

„Sehen Sie sich das an!", forderte ihn Deakins auf und führte ihn zu dem Gefährt. Der Anhänger nahm Macks Aufmerksamkeit sofort gefangen.

„Da ist Blut. Ich wette, wir finden welches von Detective Goren oder Detective Eames oder von beiden. Das heißt wir gehen definitiv in die richtige Richtung."

„Logan, holen Sie die anderen.", sagte Deakins. „Wir nehmen diesen Weg."

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Captain.", sagte Logan zögernd. „Wir könnten mit Mathers zusammenstoßen . . ."

„Dann machen wir ihn unschädlich!", knurrte Deakins. Logan zögerte; er überlegte wie er es sagen sollte, ohne den Captain noch weiter zu verärgern. Letztendlich sagte es Mack für ihn.

„Captain Deakins, ich denke, was Logan sagen will ist, dass wenn wir Mathers verhaften, bevor wir Goren und Eames finden . . . dann finden wir sie vielleicht nie. Wir sollten auf dem Weg bleiben, den Winters uns zeigt . . . versuchen, so leise wie möglich zu sein, zumindest im Moment."

Deakins seufzte leise. „Verstanden. Gehen wir zurück und dann weiter."

Als sie zurück heraufkamen, regte sich Jamie Winters schon sehr auf.

„In weniger als einer halben Stunde wird es hier pechschwarz sein. Wir schaffen es nicht mehr vor der Dunkelheit. Am besten suchen wir einen Platz an dem wir über Nacht bleiben können."

„Mathers wird nachts keine Pause machen.", sagte Horatio leise. „Und wir tun das auch nicht."

Winters schaute sich um. Ihm war das nicht recht. „Aber das ist verrückt!"

„Verrückt ist auch Erik Mathers.", sagte Deakins kühl. „Meine beiden Detectives sind irgendwo da draußen, Mr. Winters und ich glaube nicht dass sie sich diese Nacht ausruhen können. Wir gehen weiter."

Winters stimmte zu, allerdings sehr widerwillig. „Okay. Ihr seid alle Narren, aber okay."


Sie gingen weiter und nahmen schwere Taschenlampen heraus als die Nacht über sie hereinbrach und sie mit einer so vollständigen Dunkelheit umgab, dass sie kaum fünf Fuß weit sehen konnten. Es war spät, schon fast zehn, als Winters sie anhielt.

„Wir sind nur noch zwei Meilen von der Hütte entfernt. Noch zwanzig oder dreißig Minuten und wir sind da."

Deakins nickte. Sein Magen war ein einziger Knoten und mit der Erwartung schoss sein Adrenalinspiegel in die Höhe. „Alles klar. Gehen wir weiter . . ."

Er hörte auf zu sprechen, als ein Geräusch die ansonsten stille Nacht durchbrach. Ein Schmerzensschrei durchschnitt die Nacht, es war markerschütternd.

„Was zur Hölle war das?", fragte Delko rau. Deakins war bleich geworden, sein Gesicht reflektierte das Licht der Taschenlampen. Er hatte die Stimme erkannt und ein schneller Blick bestätigte, dass er nicht der einzige war.

„Das war Eames.", sagte David Ash angespannt. „Ich bin sicher das war Eames."

„Sie war es.", bestätigte Deakins. „Winters, wo entlang?"

Winters zeigte durch die Bäume. „Dort lang. Geradeaus."

Deakins schnippte die Finger und bedeutete den Leitern der Taskforce – Logan, Bishop, Mack und Horatio – vorauszugehen.

„Los geht's.", sagte er, die Stimme angespannt aus Furcht, was Eames' Schmerzensschrei verursacht hatte. Logan und Bishop rannten los, Mack und Horatio auf ihren Fersen. Der Rest der Taskforce kam danach.

Sie stießen plötzlich auf die Hütte. Im einen Augenblick stolperten sie durch die Dunkelheit, im nächsten kamen sie auf eine Lichtung und waren praktisch vor den Stufen zu Mathers' Hütte. Die Tür war weit offen; und soweit sie sehen konnten, war das Haus verlassen.

„Seht euch das an.", murmelte Horatio und richtete seine Taschenlampe auf den Boden neben den Stufen.

„Die Erde ist aufgewühlt.", kommentierte Mack. „Hier hat vor kurzem ein Kampf stattgefunden."

„Das Gebäude ist leer.", teilte Bishop mit, als sie und Logan einige Minuten später aus der Hütte kamen. „Niemand zuhause."

„Aber es ist der richtige Ort.", fügte Logan hinzu, als Deakins den Rest des Teams auf die Lichtung führte. „Es gibt zwei Zimmer. Im ersten ist ein Bett, ein Schrank und ein Teppich auf dem Boden . . . sehr rustikal, Typ „einfaches Leben". Das andere hat nur einen Zementboden, auf einem Haken an der Wand hängen Stricke und auf dem Fußboden ist Blut. Und das haben wir unter dem Bett gefunden."

Er trat einen alten Koffer die Treppe hinunter, wodurch dieser aufging und seinen Inhalt zeigte.

„Oh Gott.", murmelte Deakins als er sich bückte und die zerfetzte Kleidung sah. „Das sind Goren und Eames' Sachen . . . ihre Jackets . . . ihre Schuhe . . ."

„Schlimm genug, dass sie da draußen in der Kälte sind.", sagte Calleigh grimmig während sie über Horatios Schulter schaute. „Wenn sie nur Hemd und Hose haben, werden sie erfrieren."

„Ich glaube, Goren und Eames waren vor kurzem hier.", fiel Mack ein, als er sich bewusst wurde, wie aschen Deakins Gesichtsfarbe bei Calleighs Worten geworden war. „Es gibt Anzeichen für einen Kampf hier . . . und hier. Diese Büsche sind zerstört."

Er stand auf von wo er den Boden untersucht hatte und beieilte sich, neue Hinweise zu suchen. Er verschwand in den Bäumen, tauchte aber einen Moment später grimmig schauend wieder auf.

„Ich habe frisches Blut gefunden. Jemand hat eine neue Verletzung."

„Eames.", sagte Deakins grimmig. „Verdammt, haben wir überhaupt eine Ahnung, in welche Richtung sie gegangen sind?"

Die Antwort darauf war Stille. Endlich seufzte er und nickte. „Okay. Wir bleiben die Nacht über hier. Ich möchte Posten rundum, falls Mathers zurückkommt. Gleich am Morgen holen wir die Suchmannschaften und fangen richtig an zu suchen."

„Wir finden sie, Captain.", sagte Logan leise, selbstsicherer als er sich fühlte. „Wir werden sie rechtzeitig finden. Da bin ich mir sicher."

„Ich wünschte, ich wäre das auch, Logan." Er drehte sich um, ging in die Hütte und ließ Logan über seine Worte nachdenken.


Zeitig am nächsten Morgen

Alex wachte zu Schmerzen auf. Schmerzen in ihren Beinen, ihren Armen, ihrem Kopf . . . alles war Schmerz und er umfasste beinahe ihren gesamten Körper. Sie lag still und starrte blind nach oben, mit wirren und unzusammenhängenden Gedanken.

Sie musste minutenlang darum kämpfen ihren Geist in Ordnung zu bringen bis ihr klar wurde, dass nicht mehr Nacht war.

Alex blinzelte einmal, zweimal, dann hatten sich ihre Augen dem Tageslicht angepasst. Sie erinnerte sich nicht, wie sie die lange, fürchterliche Nacht überlebt hatte. Das letzte woran sie sich erinnern konnte war . . . was? Sie waren in Mathers Hütte . . . Mathers kam zurück . . . sie wurde angeschossen . . .

Sie schnappte panisch nach Luft, als die Erinnerungen zurückkamen. Sie setzte sich schnell auf, um ihr Bein anzusehen. Da entdeckte sie, dass ihr Arm gebrochen war.

Alex schluchzte auf, als Schmerz durch ihren Arm schoss und sie zwang sich wieder hinzulegen. Sie wusste nicht, wie schlimm er gebrochen war, aber es schmerzte wie verrückt.

Minuten vergingen und langsam wurde der Schmerz geringer. Als er einigermaßen auszuhalten war, versuchte sie es erneut, benutzte diesmal aber nur ihren guten rechten Arm. Als sie endlich saß, war sie überrascht, was sie sah.

Der Pfeil war nicht mehr in ihrem Bein und ein ehemalig weißer Stoff war fest um ihren Oberschenkel gewickelt. Ihr ganzes Hosenbein war weggeschnitten, so dass ihr Bein für die Behandlung zugänglich war.

Was sie extrem verwunderte war der scheinbare Mangel an Blut. Der Verband sollte eigentlich damit getränkt sein, aber es gab nur eine minimale Menge.

Neugierig geworden, entfernte sie den Stoff vorsichtig und war erstaunt von dem, was sie sah. Die Wunde war ausgebrannt worden, was sie verschloss und damit größeren Blutverlust, der zum Verbluten hätte führen können, verhinderte.

Sie nahm einen tiefen Atemzug. Jemand hatte die Wunde ausgebrannt. Jemand, der wahrscheinlich Bobby hieß.

Sie schaute sich um und erwartete fast, ihn da sitzen und sie in seiner schüchternen Art anlächeln zu sehen. Stattdessen fiel ihr Blick auf die sterbende Glut eines Feuers. Es hatte verhindert dass sie in der Nacht erfroren war. Aber wo war Bobby?

Dann sah sie ihn. Er lag auf dem Boden auf der anderen Seite des Feuers . . . schlafend oder bewusstlos? Sie hoffte er schlief nur. Sein Hemd war ganz verschwunden, sie schätzte er hatte es als Verband für ihr Bein benutzt. Sie sammelte ihre Kräfte und schleppte sich zu ihm hinüber, um zu sehen wie es ihm ging.

Er lag still und stumm und reagierte nicht als sie ihn ansprach. Sein Gesicht war aschefarben und sie wusste nicht, wie viel Blut er über Nacht verloren hatte.

Alex presste ihre kalten Finger an seinen Hals und war froh, einen starken Puls zu finden. Wenn sie ihn nur aufwecken könnte.

„Bobby, komm schon!", bettelte sie und kämpfte gegen ihre Angst an. „Bitte, wach auf!"

Endlich bekam sie ein schwaches Stöhnen zur Antwort und sie musste sich beherrschen, nicht vor Erleichterung zu weinen. Langsam öffnete er die Augen und sein Blick heftete sich auf sie.

„'lex . . .", murmelte er und sie konnte die Erleichterung in seiner Stimme hören. „ . . . du . . . okay . . .?"

Sie lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. „Ich denke schon; dank dir. Was ist mit dir? Bist du okay?"

Aber selbst bevor er seine Gedanken sammeln konnte um ihr zu antworten, wusste sie dass er das nicht war. Während ihr linker Arm schlimm gebrochen war, schien sein rechtes Bein in einem ähnlich schlechten Zustand zu sein. Sein rechtes Hosenbein war aufgerissen, das Fleisch darunter schwarz und blau und schmerzhaft geschwollen. Das Bein war sicher gebrochen, wahrscheinlich mehr als einmal.

Ein schneller Blick zeigte ihr, dass sie hundert Meter vom Flussufer entfernt waren. Sie fragte sich benommen, wie er sie beide aus dem Wasser und ein Feuer zum brennen gebracht hatte. Sie würde es sicher nie herausfinden. Wahrscheinlich erinnerte er sich selbst an das meiste nicht.

„Konnte nicht . . ."

Als er zu sprechen aufhörte und hustete sickerte ein dünner Blutsfaden aus seinem Mundwinkel und sie spürte Furcht in sich aufblitzen.

„Was konntest du nicht?", fragte Alex leise.

„Konnte . . . ihn nicht . . . herausziehen . . ."

Sie war verwirrt. Ihr Blick fiel auf ihr verwundetes Bein. Erinnerte er sich nicht daran, den Pfeil herauszuziehen?

„Doch das hast du.", beruhigte sie ihn. „Bobby, du hast ihn heraus . . .oh, oh Gott . . ."

Ihr Blut schien zu gefrieren, als ihr plötzlich klar wurde was er meinte und Erinnerungen aus der vergangenen Nacht zurückkamen. Sie wusste nicht, wie weit drin er steckte oder wie viel Schaden er angerichtet hatte. Bobbys Hand schloss sich um ihr Handgelenk und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihm.

„Er muss . . . heraus . . ."

Sie fühlte plötzliche, unerklärliche Übelkeit in sich aufsteigen. Sie wusste was jetzt kam und sie war sich ziemlich sicher, es nicht hören zu wollen.

„Bobby, wenn ich ihn herausziehe . . . ich könnte dich umbringen . . ."

„Du musst . . . du musst ihn zur anderen Seite hinausschieben." Seine Finger berührten leicht seinen Bauch. „Er hat meine Lunge verfehlt . . . ansonsten wäre ich tot. Aber du musst ihn zur anderen Seite hinausstoßen."

Alex Magen hob sich als ihr klar wurde was er wollte. Es war schlimm genug gewesen, die Kugel aus seiner Schulter zu ziehen. Sie wusste nicht, ob sie stark genug hierfür war.

Aber so sehr sie auch nein sagen wollte, das konnte sie nicht. Schließlich musste es für ihn auch schwierig gewesen sein, selbst wenn sie zu der Zeit bewusstlos war.

„Was muss ich machen?", fragte sie leise. Selbst durch den Schmerz konnte sie Erleichterung und Dankbarkeit in seinen Augen sehen.

„Fache das Feuer an.", wies er sie an. „Der Peil . . . den ich aus . . . deinem Bein gezogen habe. Mach ihn im Feuer heiß. Du musst ihn benutzen um . . . um die Wunde auszubrennen . . . sobald der Pfeil draußen ist."

Tränen füllten ihre Augen. „Ich weiß nicht, ob ich das tun kann."

„Wenn nicht . . . werde ich sterben."

Bei diesem Ultimatum stockte ihr Atem. Sie wollte etwas dagegenhalten, konnte aber nicht. Schließlich wusste er besser, wie ernst seine Verletzungen waren. Wenn er sagte, dass er mit dem Pfeil sterben würde, musste sie ihm glauben.

In grimmiger Stille fachte Alex das Feuer an. Genügend Holz zu sammeln war nicht einfach, da sie kaum kriechen, geschweige denn laufen konnte, aber sie schaffte es irgendwie. Dann legte sie vorsichtig, ohne den Schaft anzubrennen, die metallene Pfeilspitze in die Glut.

„Was jetzt?", fragte sie, nicht sicher, ob sie überhaupt eine Antwort wollte.

„Hilf mir, mich aufzusetzen.", murmelte er.

Das tat sie mit einiger Anstrengung und sah dann zu, wie er sich über den Boden zog und gegen einen Baum lehnte.

„Dein Bein.", sagte sie leise. Er schaute sie entschuldigend an.

„Tut mir leid. Ich habe nach Holz gesucht . . . um deinen Arm zu schienen . . . aber ich muss das Bewusstsein verloren haben . . . bevor . . ."

Nicht zum ersten Mal musste Alex den Impuls, ihn zu schlagen, unterdrücken. Hier war er , mit Verletzungen, die ihn umbringen konnten; und er entschuldigte sich, nicht mehr für sie getan zu haben.

„Mach dir keine Sorgen um meinen Arm.", sagte sie. „Ich komme zurecht. Aber wir müssen etwas für dein Bein tun."

„Das Wasser . . . es war flach."

Sie starrte ihn an, vollkommen verwirrt, und fragte sich, ob er in einem Delirium war. Er schien zumindest nicht im hier und jetzt zu sein.

„Bobby, worüber redest du?"

„Als wir letzte Nacht gestürzt sind.", sagte er. „Das Wasser war nicht tief. Auf den Felsen . . . habe ich mir ein Bein gebrochen . . . und du einen Arm."

„Wir haben Glück, nicht gestorben zu sein.", sagte sie grimmig als sie ihn endlich verstand. „Okay . . . was tue ich jetzt?"

„Sieh dir die Pfeilspitze an. Welche Farbe hat sie?"

Sie schaute aufs Feuer ohne ihre Position zu verändern. „Leuchtend rot."

„Gut, das ist heiß genug. Hör zu, Alex . . . wenn du das tust, werde ich wahrscheinlich bewusstlos. Ich glaube nicht dass ich das vermeiden kann. Sobald der Pfeil draußen ist, musst du schnell sein. Nimm den Pfeil aus dem Feuer und versiegele beide Wunden damit. Wenn du das nicht tust, könnte ich verbluten."

„Und was ist mit deinem Bein?"

„Darüber machen wir uns später Gedanken."

Sie sprach nicht über ihre Furcht, dass es vielleicht kein später gab, wenn sie noch länger hier blieben. Es gab keinen Zweifel, dass Mathers nach ihnen suchte.

„Okay.", murmelte sie und legte ihre Hand ans Ende des Schafts. Ihre Gedanken waren unruhig, hundert verschiedene Szenarios wie es schief gehen konnte rasten durch ihren Kopf. Ihre größte Furcht war, dass der Schaft brechen könnte, wenn sie ihn durchstieß, und die Pfeilspitze mit einem Teil des Schafts in Bobbys Körper blieb. Wenn das passierte, würde schon der Schock ihn umbringen.

„Vielleicht kommt er nicht beim ersten Mal heraus.", flüsterte Bobby. „Dann musst du weiter drücken."

Da konnte sie einem sarkastischen Lächeln nicht widerstehen. „Das letzte Mal, als das jemand zu mir gesagt hat, lag ich in den Wehen."

Bobby lachte leise. Alex ergriff diese Gelegenheit als er abgelenkt war und drückte mit all ihrer Kraft gegen den Pfeil.

Bobbys Schmerzensschrei durchbrach die Stille. Sein Rücken drückte sich unfreiwillig durch und wie er vorhergesagt hatte, verlor er das Bewusstsein und fiel gegen den Baum.

Alex schaute auf seine Vorderseite und war erleichtert, die Spitze des Pfeils direkt unter seinem Brustkorb herausschauen zu sehen. Sie fasste den hervorstehenden Teil und zog kräftig.

Zu ihrer großen Erleichterung glitt der Schaft ohne viel Widerstand heraus. Wie Bobby jedoch gewarnt hatte, begannen sowohl Ein- als auch Austrittswunde sofort stark zu bluten.

Alex streckte sich und zog den anderen Pfeil aus dem Feuer. Sie verlor keine Zeit und presste das glühende Metall an die offene Wunde. Sie zuckte vor dem zischenden Geräusch und dem üblen Geruch des verbrannten Fleisches zurück. Sie dankte Gott, dass Bobby nicht wach war, um das zu durchleiden.

Dann machte sie das gleiche an seinem Rücken, so dass beide Wunden versiegelt waren. Dann, als die schreckliche Aufgabe beendet war, krabbelte Alex ein paar Meter weg und begann heftig zu würgen.

Minuten vergingen bevor sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Voll Übelkeit und erschöpft ging sie zurück an Bobbys Seite und legte ihn sanft auf den felsigen Boden. Dann legte sie sich vorsichtig neben ihn und versuchte, ihren gebrochenen Arm nicht zu belasten. Wenn er das Bewusstsein zurückerlangte, würde sie sein Bein schienen und vielleicht ihren Arm, aber bis dahin würde sie sich an seiner Seite ausruhen.

Fast wäre es ihr egal, wenn Mathers sie jetzt finden würde, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie noch für eine Weile sicher war. Sie kam zur ruhe, schloss ihre Augen und fiel in einen leichten Schlaf.