Diesmal schon vorfristig ein Update, das ich über Ostern nicht hier bin. Das Zitat am Anfang habe ich nicht übersetzt, und zwar aus copyright Gründen. Bei Texten die irgendwo publiziert sind muss man schon existierende, autorisierte Übersetzungen benutzen (und ich hatte nicht den Nerv, nach einer zu suchen), oder die Erlaubnis des Autors zu einer Übersetzung einholen. Also ignoriert es bitte oder übersetzt es euch selbst.


Over the years I've learnt one important thing,

It's that real friends shall never truly be apart;

You were there in my darkest time of need

With a hand reaching straight to the heart.

'Straight to the heart' by Micheal W. Smith


"Wie spät ist es?"

Bobby schaute zur Seite auf Alex. Sie waren sozusagen wieder am Anfang, wieder auf ihrem Weg den Hang hinauf, Richtung höhere Gefilde. Er hielt sich fest an dem Glauben – oder eher, der Hoffnung, dass der Hubschrauber nach ihnen gesucht hatte und nicht nur vorbei geflogen war. Diesmal humpelten sie Seite an Seite anstatt hintereinander bergan zu gehen. Obwohl es keiner von beiden laut gesagt hatte, hatten sie den gleichen Gedanken. Wenn sie nebeneinander gingen, würde, wenn einer von ihnen fiel, er nicht den anderen mitziehen.

„Hab meine Uhr vergessen. Sorry."

„Schlaumeier."

Bobby lächelte ein wenig, wurde dann langsamer, hielt an und schaute in den Himmel.

„Ich denke, es ist kurz nach eins . . . oder vielleicht schon zwei. Durch die Bäume kann ich das nicht richtig sagen. Ist es wirklich so wichtig?"

Alex verzog das Gesicht. „Das ist es wenn wir noch eine Nacht hier draußen verbringen müssen. Wir haben es kaum durch die letzte Nacht geschafft, Bobby, und ich denke das war nur, weil Mathers aufgehört hat uns zu jagen, nachdem wir den Freiflug vom Rand der Schlucht genommen hatten. Er wird nicht wieder so freundlich sein."

Bobby schüttelte den Kopf, bereute es aber sofort als das seine Kopfschmerzen wieder auslöste.

„Schöne Freundlichkeit."

Sie seufzte ein wenig. „Du weißt schon, was ich meine."

„Ja", murmelte er. „Ich weiß." Er hielt inne und sein Blick fiel auf den flachen Felsen, auf dessen Höhe sie gerade waren. „Warte mal, Alex. Ich muss anhalten . . . nur für ein paar Minuten."

Er ging vorsichtig zu dem Felsen und setzte sich hin ohne auf eine Antwort zu warten. Sie ging hinüber und setzte sich neben ihn; und ebenso wie er fand sie Erleichterung in der Kurzen Pause.

„Wie fühlst du dich?", fragte sie, sobald sie wieder zu Atem kam. Er sah sie direkt an als er antwortete; er wollte sie wissen lassen, dass er ehrlich war.

„Nicht so gut . . . aber auch nicht so schlecht . . . wenn man bedenkt . . ."

Sie lächelte.

„Ich würde sagen das ist im Moment eine ziemlich genaue Beschreibung für uns beide. Sicher dass du in Ordnung bist?"

„In Ordnung würde ich nicht gerade sagen.", murmelte er. „Aber ich denke ich komme zurecht. Das muss reichen."

„Das reicht.", stimmte sie zu. Ihr Blick fiel auf ihr verletztes Bein. Obwohl es nicht wieder geblutet hatte, fing der Schmerz an, sie an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit zu bringen. Sie war nicht mutig genug, nachzusehen, um sicher zu sein, aber sie befürchtete dass es sich infiziert hatte. Ein sicheres Zeichen dafür war die blutergussähnliche Verfärbung, die sich langsam um den provisorischen Verband herum ausbreitete.

Bestrebt, ihre eigenen Verletzungen aus dem Kopf zu bekommen, schaute sie auf Bobbys Beine. Ihr gefiel nicht, dass sein linkes Fußgelenk so dick angeschwollen war, aber so schlimm wie sein rechtes Bein gebrochen war, sah sie keinen Sinn darin, ihre Sorgen auszusprechen. Sie konnte nur hoffen, dass sein Fußgelenk nur gezerrt oder schlimmstenfalls von ihrem Fall verstaucht war.

„Wie geht's deinem Arm?", fragte er und brachte sie ziemlich plötzlich in die Realität zurück. Sie verlagerte ihre Position auf dem Stein und kniff die Augen zusammen als ihr die Bewegung Schmerzen verursachte.

„Ich glaube ich habe ihn beim Fallen noch mehr verletzt.", gab sie zu. „Geschieht mir recht, es war mein eigener dummer Fehler."

Er nahm ihre rechte Hand in seine und hielt sie sanft. „Sag das nicht."

Sie lehnte sich vorsichtig gegen ihn und legte ihren Kopf gegen seine Schulter, sich bewusst, dass sein Körper immer noch fiebererzeugte Hitze abstrahlte. Er hielt sich gut, wenn man bedachte, dass er ein Fieber hatte, das ihn schon einmal ins Delirium versetzt hatte, und sie fragte sich, wie lange er noch bei klarem Bewusstsein bleiben konnte.

Sie schloss ihre Augen, schob diese Gedanken in die hintere Ecke ihres Bewusstseins und versuchte stattdessen sich von dem nahen Kontakt trösten zu lassen. Sie konnte nicht anders als sich fragen, ob diese Nähe zwischen ihnen weiter bestehen würde, wenn sie aus diesem Schlamassel lebend herauskamen, oder würde ihre Beziehung wider so werden wie zuvor? Professionell, mit nur zufälligem Kontakt . . .

Seine Hand schloss sich um ihre, drückte sie leicht; und sie fühlte seine Wange auf ihrem Kopf. Keiner von ihnen sprach. Es war nicht nötig, Worte hätten den Moment nur verdorben.

Dann war er vergangen und Bobby zog sich sanft von ihr zurück. „Fertig, weiterzugehen?"

Sie lächelte leicht. Immer der Gentleman . . .

„Ja."


Die Suchmannschaft pflügte mit neuem Elan durch das Unterholz, meistens stumm. Sie brauchten den Hund fast gar nicht. Die von Goren und Eames zurückgelassene Spur war für alle offensichtlich. Jemand anderes war ihnen scharf auf den Fersen. Jemand mit dem Namen Erik Mathers; und obwohl Mack glaubte, dass die Detectives eineinhalb oder zwei Stunden vor ihnen waren, war ihm auch klar, dass Mathers höchstens eine Stunde hinter Goren und Eames war.

Zu diesem Zeitpunkt war es eine vernünftige Annahme, dass Goren und Eames ziemlich schlimm verletzt waren und Mathers wahrscheinlich bei voller Kraft war und sich mit voller Geschwindigkeit bewegte. Der Einsatz hatte sich gerade ziemlich erhöht und Mack wusste ohne Zweifel, dass wenn sie die Detectives jetzt nicht faden, sie sie überhaupt nicht finden würden. Nicht lebend zumindest.

Vorne hielt der Hund verwirrt an.

„Was ist los?", fragte Deakins offensichtlich aufgebracht.

„Der Geruch geht in zwei verschiedene Richtungen.", sagte einer der Rettungsleute. „Und die Spuren auch. Sehen Sie, Das eine Paar geht diesen Hang hinauf, das andere in diese Richtung, zum Fluss."

„In welche Richtung gehen wir?", fragte Bishop. Mack runzelte die Stirn.

„Wir wissen, dass mindestens einer von ihnen einen Stock zum laufen braucht. Einer von ihnen hat entweder einen Pfeil ins Bein bekommen oder sich ein Bein gebrochen. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass sie einen Hang hinauf gehen könnten."

„Schlagen Sie vor, dass sie sich getrennt haben?", fragte Calleigh mit düsterem Gesichtsausdruck.

„Ich glaube nicht dass sie sich getrennt haben.", fiel Bishop ein. „Besonders nicht wenn einer von ihnen ernsthaft verletzt ist. Sie sind sich zu nahe, als dass einer von ihnen den anderen verlassen würde."

„Bishop hat recht.", stimmte Logan zu. „Goren würde Eames nie verlassen. Und sie würde Goren auch nicht verlassen."

„Also welcher Spur folgen wir?", fragte Horatio niemanden direkt. „Wenn wir die falsche wählen . . ."

„Dann könnte das für Goren und Eames tödlich sein.", schloss Deakins grimmig. „Okay, wir müssen uns aufteilen. Einfach eine Spur auszusuchen ist zu riskant. Mack, Sie und Bishop gehen mit diesen Rettungsleuten zum Fluss. Logan, Horatio, Calleigh und ich gehen nach oben. Halten Sie Ihre Funkgeräte bereit und bleiben Sie aufmerksam. Sobald einer von uns weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind, lässt er die anderen das sofort wissen. Vorwärts!"


Sie brauchten noch fast eine Stunde und mehrere kurze Pausen, bis sie sich wieder auf ebener Erde befanden. Wie Bobby gehofft hatte, waren sie auf eine größere Lichtung gestoßen; vielleicht nicht groß genug, dass ein Hubschrauber landen könnte, aber groß genug, um gesehen zu werden wenn einer über sie hinweg flog. Die einzige Gefahr – und die war groß – war, dass Erik Mathers sie vorher fand.

Erschöpft sank Bobby zu Boden, buchstäblich unfähig, weiterzugehen. Alex setzte sich neben ihn, ließ ihren Stock liegen und ließ sich gegen ihn fallen.

„Hörst du das?", fragte sie und er nickte. Er war noch nicht sichtbar, aber sie hörten beide das entfernte aber deutliche Geräusch eines Hubschraubers. „Wir werden zum Abendessen zu hause sein.", murmelte er.

„Mm.", murmelte Alex. „Ich will ein Steak und einen richtig großen Teller Kartoffelbrei. Und du?"

Bobby rollte die Augen. „Alles ist mir Recht, solange es heiß und gekocht ist."

Sie grinste und konnte der Gelegenheit nicht widerstehen. „Was? Du verzichtest auf das Sushi? Schade . . ."

„Halt den Mund.", grummelte er und sie lachte und stand langsam wieder auf. „Ich weiß, Kalb Parmigiana für dich, richtig?"

„Alex, hör auf, bitte.", bettelte er. „Du machst es nur schlimmer."

Sie grinste ihn an. „Schön. Willst du über etwas anderes reden? Ich habe immer noch einen Punkt Vorsprung in unserem Spiel und du hast meine letzte Frage nie beantwortet."

„Das sollte nicht zählen.", grummelte Bobby. „Ich war im Delirium."

„Dann antworte jetzt.", sagte sie während sie sich ihm gegenüber ins Gras setzte, vorsichtig die Beine von sich streckte und sich gegen einen dicken Baumstamm lehnte.

„Wie war die Frage noch einmal?"

„Bei welcher Abteilung war ich, bevor ich zur Sitte kam?"

Bobby starrte in den Himmel und ließ es sich durch den Kopf gehen. Er war froh, dass sie nicht mehr bei den Lieblingsdingen waren, aber das hier war auch schwierig. Alex sprach selten über ihre Zeit bei der Sitte, erst Recht nicht über irgendetwas davor. Trotzdem, sein sonst so scharfes Gedächtnis schien etwas zu haben, das sie vor einiger Zeit erwähnt hatte. Aber was . . .?

„Bereit, aufzugeben?", fragte sie, schon bereit, wieder zu triumphieren.

„Noch nicht. Gib mir eine Chance."

Alex grinste. Sie liebte es, Bobby verwirrt zu sehen, mit einer Frage konfrontiert, die er nicht sofort beantworten konnte. Er sah aus wie ein eingeschüchterter kleiner Junge.

„Ich weiß!", sprudelte er plötzlich hervor. Du warst im Raubdezernat. Dort warst du aber nur für acht Monate während du auf eine freie Stelle bei der Sitte gewartet hast, nachdem du aus dem Verkehrsdezernat wegversetzt wurdest."

„Verdammt.", grummelte Alex. „Das war gut. Okay, du bist dran."

Ein Grinsen ließ sein blasses Gesicht aufleuchten. „Wie viele Sprachen spreche ich fließend?"

Alex verzog das Gesicht. „Junge, das hätte ich kommen sehen müssen. Okay . . . ich weiß dass du Deutsch sprichst und Russisch . . . äh . . . du kannst ein bisschen Arabisch lesen, aber du hast selbst gesagt, dass du es nicht fließend sprichst . . . das gleiche mit Chinesisch . . . okay, ich rate mal und sage drei."

Bobby sah sie verwundert an. „Du weißt, dass ich Deutsch und Russisch spreche, aber nicht Arabisch und Chinesisch. Wie werden daraus drei?"

Sie lächelte ihn süß an. „Willst du mir erzählen, du kannst nicht fließend Englisch?"

Der überraschte und verwirrte Ausdruck auf seinem Gesicht war genug für sie um einen Lachanfall zu bekommen. Erst als sie sich beruhigt hatte, konnte sie erklären: „Du hast mich gefragt, welche Sprachen du fließend sprichst, Bobby. Du hast nichts von Fremdsprachen gesagt, also sage ich drei. Deutsch, Russisch und Englisch."

Er lachte, deutlich beeindruckt. „Den Punkt bekommst du einfach für Genialität."

„Also, was sprichst du noch fließend?", fragte sie.

„Italienisch. Allerdings nicht meine Wahl. Meine Familie hat italienische Abstammung. Mein Dad hat immer mit mir Italienisch gesprochen. Er sagte er wolle sichergehen, dass ich es so gut sprach wie Englisch. Ich denke, das war das einzig brauchbare, das er mir je beigebracht hat."

„Ich hätte es wissen sollen.", sagte Alex. „Sicher, dass du das nicht für dich verbuchen willst?"

Bobby lachte. „Sicher. Du hast dir das verdient. Los, frag mich was."

„Okay, da wir beim Thema sind: wie viele Sprachen spreche ich fließend? Und ich meine Fremdsprachen wenn ich das sage."

Bobby starrte sie echt überrascht an. „Ich wusste nicht, dass du Fremdsprachen sprichst. Ich muss passen. Welche sprichst du?"

„Spanisch und Japanisch. Spanisch habe ich als Kind von Freunden aus Puerto Rico gelernt, Japanisch in der Schule. Und ja, ich spreche beides fließend."

„Ich bin beeindruckt. Jetzt hast du schon zwei Punkte Vorsprung."

Sie grinste triumphierend. „Also weißt du doch nicht so viel über mich wie du dachtest."

Er lächelte und legte sich hin. „Ich weiß genug. Ich weiß dass du der beste Freund bist, den ich habe; und ich weiß, dass ich dir mein Leben anvertrauen kann. Mehr brauche ich nicht zu wissen:"

Alex biss sich bei diesem freimütigen Eingeständnis auf die Unterlippe. Sie wusste, dass er ziemlich viele lose Freunde hatte, aber mit der möglichen Ausnahme von Lewis, stand er keinem von ihnen besonders nahe. Dass er zugab sie sei sein bester Freund, berührte ihr Herz.

Der Pfeil kam aus dem nirgends, pfiff durch die Luft spießte Alex durch den Bauch auf und hielt sie so an dem Baum fest, an dem sie saß. Sie schnappte hilflos nach Luft, aber Blut begann schon aus ihrem Mund zu laufen und ihre Augen wurden glasig.

Bobby schreckte angsterfüllt auf, aber bevor er aufstehen konnte, trat Erik Mathers aus dem Schutz der Bäume. Er rannte über die Lichtung und versetzte Bobbys linkem Arm einen brutalen Tritt mit seinen Stahlkappenstiefeln, wobei er Elle und Speiche brach.

Bobby sank auf den Boden zurück, seinen vor Schmerz explodierenden Arm vor der Brust haltend. Mathers grinste ihn hämisch an, die Armbrust wieder geladen und schussbereit.

„Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht sein soll oder nicht, Detective. Ich hatte wirklich gehofft, dass ihr die ganze Zeit überstehen würdet, aber ich muss zugeben, dass ihr mir trotzdem ziemlich gute Unterhaltung geliefert habt." Er schaute zu Alex, die vornüber gefallen war und sich nicht bewegte. „Aber das Spiel ist jetzt vorbei." Er hockte sich neben Bobby hin und presste die scharfe Spitze des Armbrustpfeils gegen Bobbys Hals. „Und Sie, ich muss das fragen: wie zur Hölle haben Sie es bis hier oben auf zwei gebrochenen Beinen geschafft?"

Bobby atmete gepresst ein und zuckte zusammen, als der Pfeil die Haut an seinem Hals durchstieß. Seine Verwirrung über Mathers' Frage war offensichtlich und Mathers lachte schadenfreudig darüber. Er reichte nach unten und schlug hart gegen Bobbys rechtes Bein, direkt unter dem Knie. Der Schmerz, der in seinem Bein explodierte ließ ihn aufschreien. Mathers lachte wieder.

„Sehen Sie, Detective Goren? Sie wussten nicht einmal, dass Sie zwei gebrochene Beine hatten. Ich schätze, Ihr rechtes Bein tut so weh, dass Sie gar nicht an das linke gedacht haben. Sie sind etwas besonderes, wissen Sie das? Es tut mir fast leid, dass ich Sie töten muss."

Bobby versuchte, Mathers' Stimme auszublenden und zu Alex zu schauen, die vornüber gefallen dasaß während sich das Blut schnell über ihr Tanktop ausbreitete. Bei ihrem Anblick schnitt ein Schmerz schlimmer als jeder körperliche den er erlebt hatte in sein Herz und seine Seele. Er wusste nicht ob sie überhaupt noch am Leben war, aber einfach dazuliegen und Mathers zum letzten Schlag ausholen zu lassen wäre unverzeihlich.

Mathers grunzte überrascht als Bobby mit adrenalingefüllter Wut mit seiner noch unverletzten Hand ausholte und ihm hart ins Gesicht schlug. Der Killer fiel hintenüber und einen Moment später lag Bobby auf ihm, im Augenblick all seine Schmerzen vergessend.

Bobby schaffte es, seine rechte Hand um Mathers Hals zu schließen und zuzudrücken, entschlossen, es ein für alle Mal zu beenden. Allerdings war nach vier Tagen ohne Nahrung, mit nur wenig Wasser und schrecklichen Verletzungen seine Kraft nur ein Bruchteil dessen, was sie normalerweise wäre.

Mathers griff nach Bobbys Handgelenk, schob es weg von seinem Hals und verdrehte es. Bobby schrie vor Schmerz auf und rollte instinktiv von Mathers herunter, um noch mehr Knochenbrüche zu vermeiden. Mathers übernahm schnell wieder die Kontrolle, presste ein Knie in Bobbys Brust und griff sich die Armbrust von wo er sie fallen gelassen hatte. Dann schoss er ohne zu zögern den Pfeil direkt in Bobbys Schulter.

„Schöner Versuch, Detective Goren.", sagte Mathers und klang eher amüsiert als verärgert. Er schaute weg und spuckte Blut ins Gras. „Sie und Ihr hübscher Partner haben mehr Mut gezeigt als meine andere Beute. Ich weiß, dass das wahrscheinlich kein Trost ist, aber es ist mir eine große Ehre, Ihr Leben beenden zu dürfen. Ich meine, es gibt einen Haufen Leute, die für diese Möglichkeit ihren Arm herbeben würden."

Mathers hielt inne, schaute Bobby nachdenklich an, fasste dann den aus Bobbys Schulter herausstehenden Pfeil an und drehte ihn. Bobby konnte nur schluchzen, all seine Kraft war verschwunden.

„Sagen Sie mir, Detective Goren", flüsterte Mathers. „Wie würden Sie gerne sterben? Werde ich Ihnen die Kehle durchschneiden? Oder vielleicht einen Pfeil direkt ins Herz? Was denken Sie? Haben Sie genug gelitten? Sind Sie bereit zu sterben?"

Selbst wenn er wollte, hätte Bobby nicht antworten können. Aber er bekam auch gar keine Gelegenheit. Mathers schaute plötzlich von ihm weg, sein freudiger Gesichtsausdruck wurde zu Wut.

„Was zur Hölle . . . ?"

Einen Moment später war das Knie nicht mehr auf seiner Brust und der jüngere Mann rannte in die Bäume, mit schussbereiter Armbrust. Bobby sah ihn gehen. Er wusste nicht, was ihn verursacht hatte, war aber dankbar für diesen Aufschub. Er schaute zu Alex, aber seine Augen schienen sich schon zu verdunkeln. Er glaubte nicht, dass der Pfeil eine Arterie getroffen hatte, aber er hatte schon so viel Blut verloren, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten würde.

Bobby suchte sein letztes bisschen Kraft zusammen und schleppte sich hinüber zu seinem Partner.

„Alex . . ."

Wie er erwartet hatte, reagierte sie nicht. Tränen traten ihm in die Augen und flossen über als er mit zitternden Fingern ihr kaltes, blasses Gesicht berührte und ihre Wange streichelte.

„Nein . . . Alex, nein . . ."

Trauer schwappte über ihn wie eine Flutwelle, gefolgt von einer Wut wie er sie noch nie gefühlt hatte. In diesem Moment akzeptierte er seinen nahen Tod, fast begrüßte er ihn in der Hoffnung, bald wieder mit der einzigen Person zusammen zu sein, die ihn je wirklich verstanden und akzeptiert hatte. Er hatte jedoch nicht die Absicht, einfach aufzugeben. Wenn er starb, würde er Erik Mathers mit sich nehmen.

„Ich muss jetzt gehen.", flüsterte er durch seine Tränen. „Hab keine Angst, er kann dir nichts mehr tun." Er atmete unsicher ein. „Bis bald."

Dann , mit einem letzten erschlagenen Blick auf sie, zog er sich auf die Beine und stolperte fort, in die Bäume hinein.