Disclaimer: Das Übliche, ich habe weder einen Anspruch auf verwendete Charaktere, noch auf Begebenheiten oder Örtlichkeiten. Und ich werde aus dieser Fanfiction auch keinen Profit schlagen
Danke für die vielen Reviews, die ich inzwischen bekommen habe. Ich habe mich über jede einzelne gefreut. Ihr dürft aber gerne auch mal etwas kritisches Schreiben, oder mir in euren Reviews schreiben welche Situationen, Dialoge, Charakterisierungen euch besonders gut oder überhaupt nicht gefallen haben.
Dieses Kapitel ist noch ein wenig düster, ich denke aber, dass das nächste wieder etwas leichter wird und auch den einen oder anderen Lacher mit sich bringen wird.
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4. Kapitel: Heldentum und Ähnliches
Es brauchte einige Augenblicke bis James erkannte, wer von ihnen den Zauber gesprochen hatte. Zuerst dachte er, Sirius hätte die Selbstbeherrschung verloren, doch der stand noch genauso wie zuvor neben ihm. Grimmig und mit geballten Fäusten.
Stattdessen konnte er Lily erkennen. Lily, die mit einem Mal neben Remus stand und ihren Zauberstab erhoben hatte. Lily, die mit wütender Miene wartete, dass Bellatrix wieder aufstand.
Die anderen Rumtreiber schienen genauso erstaunt, wie er zu sein und keiner von ihnen bewegte sich.
„Steh auf Bellatrix Black! Ich werde den Vorfall deinem Hauslehrer melden, damit du weißt, dass du mit etwas so Niederträchtigem und Bösartigem nicht durchkommst."
Bellatrix stand auf und zu James Erstaunen lächelte sie. Ein so falsches, böses Lächeln, dass es ihm unweigerlich kalt den Rücken hinunterlief.
„Elendes Schlammblut! Dass du, ausgerechnet du, es wagst mit mir zu reden!"
Zischte sie Lily entgegen. Dann wandte sie sich um und schien zu gehen.
Erleichtert atmete James auf und blickte zu Sirius. Dieser hatte erst jetzt, als alles vorbei war seinen Zauberstab gezogen. James wollte gerade etwas sagen, als ein leuchtender Blitz an ihm vorbeischoss. Bellatrix hatte sich wieder umgedreht und die Nachlässigkeit der Anderen eiskalt ausgenutzt. Lily lag am Boden, bewegungslos und bleich im Gesicht.
„Expelliarmus!" rief Sirius neben ihm und Bellatrix Zauberstab wurde aus ihrer Hand gerissen und von Sirius aufgefangen. Vielleicht, so dachte sich James, hatte er geahnt was geschehen würde - immer hin kannte er seine Cousine besser als alle anderen zusammen.
„Cousin!"
Bellatrix Augen glühten unheilvoll. Ihre Stimme kam einem Kreischen gleich.
„Seid du so klein bist."
Sie deutete mit der Hand in Richtung Boden,
„Versuche ich dir beizubringen, dich mir nicht in den Weg zu stellen. Aber du hast immer noch nicht begriffen, dass, wenn du nicht von Nutzen bist, du wenigstens diejenigen ihre Arbeit tun lassen solltest, die noch Verstand besitzen."
James blickte zwischen den beiden hin und her, seinen Zauberstab zitternd in der Hand. Er wusste nicht ob er sich einmischen sollte, oder Sirius die Angelegenheit, und vor allem sich selbst, unter Kontrolle hatte. Er nahm war, wie Remus sich neben ihm über die am Boden liegende Lily kümmerte, dann wandte er sich wieder Sirius zu.
„Bella, verschwinde aus meinen Augen, oder ich vergesse mich."
Sirius Stimme ähnelte einem tiefen Knurren. Er schien gewachsen zu sein, so finster und gleichzeitig kraftvoll hatte James ihn nie gesehen. Vielleicht, so dachte er, eine Andeutung dessen was hinter der Fassade steckte. Ein mächtiger, gefährlicher Gegner und ein unschätzbarer Verbündeter.
Bellatrix blickte ihn an und brach dann in Lachen aus.
„Oh Cousin, eines Tages werde ich meine Familie reinigen von der Schande, die du über sie gebracht hast. Also versuch am Leben zu bleiben, damit der Triumph mein ist."
Sirius Augen blitzten auf und James fürchtete einen Augenblick lang, dass er Bellatrix verfluchen würde. Doch dann nahm er ihren Zauberstab und brach ihn in zwei Teile. Bellatrix blickte ihn einen Moment an und sagte mit schriller lauter Stimme.
„Das, mein Liebster, wirst du bereuen. Bitter!"
Sie drehte sich um und lachte und kicherte den ganzen Weg zurück zur Schule.
„James? Verdammt James komm her!"
Remus hatte sich über Lily gebeugt und befühlte ihre blasse Stirn. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Lippen blutleer. Ein kalter Schmerz durchfuhr James, als er sie da liegen sah. Ihr rechter Arm stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab und aus ihrer Nase lief ein dünner roter Faden.
„Scheiße! Was war das für ein Fluch?"
Remus zuckte ahnungslos die Schultern und blickte auf Lily hinab
„Ich hab nicht den leisesten Schimmer, was die Irre da gemacht hat. Aber sie blutet. Ich denke, wir sollten sie so schnell wie möglich zu Madame Pomfrey schaffen und McGonagall Bescheid sagen."
James nickte und hob Lily sachte vom Boden auf. Er konnte sie atmen hören und das beruhigte sein aufgeregtes Herz. Sirius warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und wandte sich dann mit großen Schritten ab und lief in den verbotenen Wald.
Lilys Körper hing widerstandslos in seinen Armen, als er sie zurück trug. Remus und Peter gingen neben ihm. Mit besorgten Mienen gingen die drei aufs Schloss zu und trennten sich am Tor.
.X.
Madame Pomfrey war erst bleich und dann rot im Gesicht geworden, als sie Lily gesehen hatte. Ohne auch nur eine Frage zu stellen hatte sie ihren Arm befühlt und etwas von ‚gebrochen' und ‚schmerzhaft' gemurmelt. James schien sie vergessen zu haben, der immer noch still und mit besorgter Mine am Fußende des Betts stand. Die anderen Rumtreiber hatten McGonagall verständigt und Remus war dann Sirius suchen gegangen.
„Wird sie wieder?"
Madame Pomfrey drehte sich gedankenverloren zu ihm um und nickte dann.
„Potter, ich habe Schlimmeres geheilt, wesentlich Schlimmeres. Aber der Fluch, der sie getroffen hat war kein Kinderstreich. Nein, unverantwortlich, so etwas."
Die Krankenschwester schüttelte empört den Kopf und machte sich an Lilys Nase zu schaffen.
„Da muss ich ihnen zustimmen!"
McGonagall war in den Krankenflügel gekommen und hinter James getreten.
„Potter, stimmt das, was Lupin und Pettigrew erzählen - Sie sind von Bellatrix Black bedroht worden?"
Sie hatte ihn an der Schulter gefasst, ungewöhnlich sanft und führte ihn einige Meter von Lilys Bett weg. Sie sah besorgt aus, und die Lippen waren nur ein dünner Streifen, der deutlich ihren Ärger bekundete.
„Sie, Bellatrix, hat von Sirius Cousine gesprochen und wir...ich hatte den Eindruck, dass sie etwas über den Mord weiß. Ihn irgendwie...gutheißt..."
„Und dann hat Miss Evans sie mit einem Fluch belegt?"
Er überlegte einen Augenblick, ob er irgendeine Möglichkeit hatte, Lily in Schutz zu nehmen, doch dann nickte er.
McGonagall sah einen Moment aus dem Fenster hinaus auf das Schulgelände und klopfte ihm dann energisch auf die Schulter.
„Gehen Sie hinauf in den Gemeinschaftsraum. Und schicken sie Mr Black zu mir, wenn sie ihn sehen."
James nickte und warf noch einen letzten, besorgten Blick auf Lily. Diese lag unverändert und bewusstlos in dem schneeweißen Bett. Sie hatte aufgehört zu bluten aber war immer noch außergewöhnlich bleich. Er beschloss sie später zu besuchen.
Den restlichen Tag waren alle vier Rumtreiber ungewöhnlich ruhig. Sirius war Stunden später aus dem Wald zurückgekommen und James hatte mit Sorge wahrgenommen, dass seine Fäuste blutig waren. Die vier hatten erst Gelegenheit miteinander zu reden, als von McGonagall zurück kam. Sirius war, als er in den Gemeinschaftsraum zurückkam, wie ausgewechselt. Er scherzte und spaßte wieder auf die selbe Art und Weise wie sonst.
„Und, alles glatt gegangen?"
Peter blickte Sirius fragend an und opferte ihm zwei seine Schokofrösche. So ganz trauten die anderen Rumtreiber den plötzlichen Stimmungsschwankungen nicht. Sirius steckte Schockofrosch am Stück in den Mund und zog eine Grimasse.
„Pfschie hat geschagt, dasch isch nächpfschte Woche nachschitzschen tscholl."
Er schluckte und leckte sich genüsslich die Lippen.
„Aber sie hat gesagt, dass sie"
Er verstellte die Stimme und ahmte McGonagall nach.
„unter diesen Umständen von einer Entschuldigung absieht."
James grinste. Nie im Leben hätte sich Sirius bei Bellatrix entschuldigt.
„Darfst du denn im Team bleiben."
„Selbstverständlich. Was wäre denn das Team ohne mich? Und die Gute kann es sich doch nicht erlauben, ihre besten Spieler aus dem Team zu nehmen. Wo denkt ihr hin?"
„Das hat sie gesagt?"
Remus zog eine Augenbraue hoch und James nutzte die Chance unbeobachtet einen weiteren Schokofrosch zu stehlen.
„So ungefähr."
Sirius befühlte seinen Bauch und zog dann die Stirn in Falten.
„Leute ich denke wir müssen unser Palaver auf später verschieben, mein Magen weist Löcher in ungeahnten Dimensionen auf."
Er stand auf und ging zum Porträtloch, nicht ohne Evike ein strahlendes Lächeln zuzuwerfen, dass sie lediglich mit einem Kopfschütteln erwiderte.
Die anderen trollten sich und folgten Sirius unstillbarem Appetit.
Nachdem Sirius auch den dritten Teller geleert hatte und Peter dessen zweite Portion regenbogenfarbigen Wackelpudding abgeschwätzt hatte, lehnten sich die vier satt und zufrieden in den Bänken zurück. Dumbledore hatte bei Beginn des Essens zu verstehen gegeben, dass er noch etwas sagen wollte. Alice hatte Lily inzwischen im Krankenflügel besucht und der Kampf hatte sich inzwischen unter den Gryffindors herumgesprochen.
Der Schulleiter stand auf räusperte sich geräuschvoll und langsam kehrte Ruhe in der Halle ein.
„Liebe Schüler, für gewöhnlich pflege ich euch nicht von euren dringenden Vorhaben abzuhalten. Aber ich hoffe, dass ihr mir diese kleine Ausnahme verzeihen werdet.
Heute hat sich etwas ereignet, was ich für durchaus erwähnenswert halte.
Zwei Schüler haben heute eine ganz besondere Art von Heldenmut bewiesen, die belohnt werden sollen."
Eine leises Gemurmel kam auf und einige Schüler blickten zu Sirius, der geistesabwesend einen weitern von Peters Schockofröschen mit der Gabel drangsalierte.
„Es ist wahrlich heldenhaft, meine Lieben, sich für Andere einzusetzen, wann immer diese bedroht oder verletzt werden. Eine solche Art von Heldenmut, macht in diesen dunklen Tagen Hoffnung, dass lichtere auf uns warten. Dreißig Punkte für Gryffindor!"
Der ganze Tisch brach in lauten Applaus aus, und gleichzeitig begannen alle zu Fragen, wer von beiden sich dieses Lob auf seine Kappe schreiben konnte.
Nach einer kurzen Pause fuhr Dumbledore fort.
„Aber meine Lieben, es gibt auch Arten von Heldentum, die viel leiser und ungesehener geschehen. Selbstbeherrschung im Anblick größter Ungerechtigkeit ist so etwas. Zu wissen, wann handeln sinnvoll ist, und wann man sich selbst mehr schadet, als dem Feinde. Für ruhiges Blut und viel Vernunft gibt es noch einmal dreißig Punkte für Gryffindor!"
Jetzt waren die Gryffindors nicht mehr zu bändigen. Ein paar waren aufgestanden und applaudierten Dumbledore zu. Alaster und Frank warfen James fragende Blicke zu, doch der grinste nur. Hätte er in diesem Augenblick Sirius beobachtet, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass sein Freund freudig verlegen auf seinen Teller blickte auf dem noch immer ein Froschschenkel zuckte.
Doch Dumbledore war noch immer nicht fertig.
„Und so wie Heldenmut und Tapferkeit belohnt werden müssen, so soll Niederträchtigkeit und Bosheit bestraft werden. Ich werde es nicht zu lassen, merkt euch das, das in dieser Schule Schüler aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Einstellung oder ihrer Familie schlecht behandelt werden. Und um meinen Worten Taten folgen zu lassen, denke ich, sind fünfzig Punkte Abzug für Slytherin ein Anfang."
Die letzten Worte gingen unter im Raunen, das die Halle wie eine Welle erfasste und in einem wilden Redeschwall endete. Einige der Slytherins hatten wutentbrannt die Halle verlassen, andere waren zum Lehrertisch gerannt und redeten auf ihren Hauslehrer, Professor Stiffles, ein.
James lehnte sich zurück und grinste zufrieden. Er hatte es geschafft im Trubel dem vorbeigehenden Malfoy einem Zwetschgenknödel an den Kopf zu werfen. Jetzt warf dieser giftige Blicke durch die Runde und versuchte nicht den Rest seiner würdevollen Arroganz zu verlieren, als er sich von Narcissa die rote Pampe aus dem blonden Haar fischen lies.
.X.
James klopfte an die Tür und sah Madame Pomfrey ihn hereinwinken. Lily lag im Bett, war wach und las in einem dicken Buch, Zauberkunst in ihren Einzelheiten. Die anderen Betten waren leer - sie schien die einzige Patientin zu sein.
Sie blickte auf und lächelte. Nach den drei Tagen Ruhe, die ihr Madame Pomfrey mit strenger Miene verordnet hatte, sah sie viel besser aus. Nicht, dass das James beim ersten Besuch mit den anderen Rumtreibern heute Morgen nicht auch schon aufgefallen wäre.
„Potter, welch ein unerwarteter Anblick! Schon lange nicht mehr gesehen."
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und trat von einem Fuß auf den anderen. Obwohl er sich gut überlegt hatte, was er sagen wollte, viel ihm das Ganze viel schwerer als erwartet. „Ich wollte nur nach dir sehen." Nuschelte er vor sich hin.
Lily sah ihn fragend an und deutete auf den Stuhl neben ihn Er setzte sich und zupfte am Saum seines Shirts herum.
„Ich wollte mich bei dir bedanken."
„Wofür?"
Sie hatte das Buch auf den Nachttisch gelegt, der voll war von Süßigkeiten und Blumen. James zählte mindestens drei verschiedene Sträuße und mehr als zehn Grußkarten. Die Karte der Marauderer stand vorne dran. Sie hatten sie selbst gemalt, Zauberer, Greifen und sogar einen Drachen, die sie mit einem Zauber belegt hatten, so dass sie zu tanzen schienen. Allerdings schien der Zauber langsam zu vergehen und die Gestalten wirkten eher betrunken, wie sie so über die Oberfläche torkelten.
„Sirius...Ich denke, du hast ihn vor einer Dummheit bewahrt."
Er blickte in ihre Augen und stellte fest, dass sie grün waren. Nicht dass ihm das zum ersten Mal auffiel. Aber es war das erste Mal, dass er länger als einen Augenblick Zeit hatte sie ausführlich zu betrachten. Um sie nicht anzustarren beobachtete er den Drachen auf der Karte, der dazu übergegangen war sich wie irre im Kreis zu drehen, nach dem er sich in den eigenen Schwanz gebissen hatte.
„Bellatrix ist eine kranke Irre, ich würde jeden vor ihr bewahren. Auch Sirius. Sogar dich."
Sie grinste, als sie sah, wie er seine Stirn in Falten zog.
„Hm, meine ich das nur oder hast du eben etwas Nettes zu mir gesagt?"
Lily lächelte.
„Nein James, das bildest du dir nur ein. Wie kommst du denn auf so eine blöde Idee? Du solltest dir die Ohren putzen!"
Er grinste als er aufstand. In der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um.
„Ich denke, du hast recht. Ich geh dann mal. Brauche dringend eine Mütze voll Schlaf, ich höre seltsame Dinge."
.X.
Die Tage vergingen und Sirius wurde wieder ganz der Alte. Seine Freunde registrierten das mit Freude, wenn auch ganz im Stillen. James hatte sich an Remus Rat erinnert und trieb Sirius unbarmherzig und bei jedem Wetter zum Training. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Oktobers brachte noch einmal Farbe in die Gesichter der Jungen. Der Gedanke an Halloween und den bevorstehenden alljährlichen Streich brachte das Lächeln zurück
Sirius fühlte sich besser, irgendwie stärker, als hätte er seinen inneren Dämon für eine Zeit bezwungen, indem er Bellatrix überwunden hatte. Er wusste, dass die Beerdigung, übermorgen, alles andere als leicht werden würde, aber seit James versprochen hatte mit zu kommen, hatte er keinen so großen Horror mehr vor diesem Tag. Warum auch immer.
Er hatte beschlossen, dass der beste Weg düstere Gedanken abzulegen und bessere Laune zu bekommen, ein Mädchen war. Und so hatte er die letzten paar Tage damit verbracht aus der großen Anzahl an Verehrerinnen eine geeignete auszuwählen. Gemeinsam mit James hatte er beim Essen in der großen Halle und in den Unterrichtsstunden eine Auswahl an akzeptablen Mädchen getroffen. James war unbedingt dafür, dass er Ellen treffen sollte. Die kleine aber sehr energische Persönlichkeit hatte es James mit ihrer Schlagfertigkeit und ihrem angenehmen Humor angetan. Nicht dass er auch nur einen einzigen Moment Lily vergessen hätte, aber Ellen war ihm sympathisch. Sirius dagegen war sich mit ihr nicht sicher. Es war ihm nach der ganzen Aufregung der letzten Tage nach mehr Ruhe und Ellen versprach eine Menge Diskussionen und Reibereien. Ein anderes Mal vielleicht.
Letztendlich war seine Wahl auf Loreen gefallen, eine Sechstklässlerin aus Gryffindor. Sie war ruhig, bescheiden und eine schüchterne Schönheit.
So hatte er sein schönstes Lächeln aufgesetzt, einen vor Romantik triefenden Brief geschrieben und Pralinen verschenkt. Er hatte Frank bestochen, der mit ihr ein Mal in den drei Kannen etwas Trinken war und hatte alle erdenklichen Informationen ihm wahrsten Sinne aus ihm herausgepresst. Und die ganze Zeit über hatte er Remus grübelnde Blicke und gelegentliche Kommentare ignoriert.
Schließlich war der erwartete Erfolg eingetreten.
Jetzt stand sie vor ihm hoch oben in einem Zimmer im Astrologieturm und wartete darauf, dass er weitersprach.
„Doch es ist schön, dass du hier bist."
Er lächelte wieder. Sie saßen auf einer Bank am Fenster und blickten auf den mondlosen Himmel. Vorsichtig griff seine Hand nach der ihren. Er sah sie aus dem Augenwinkel lächeln und rot werden. Ihre Finger strichen behutsam über den Schorf an seinen Fingerknöcheln und streichelten seinen Handrücken.
„Weißt du,"
sagte sie leise.
„dass sie mich alle für verrückt erklären, dass ich mich auf dich eingelassen habe?"
Er zuckte mit den Achseln und wartete bis sie weiter sprach.
„Aber selbst wenn das mit uns nichts wird. Ich wollte unbedingt wissen, wie es ist mit dir hier oben zu sitzen."
Sie lächelte und ganz vorsichtig lehnte sie ihre Schulter an die seine. Ihr Kopf berührt leicht seine Schulter Er konnte sehen, wie sich in ihren Augen ein paar Sterne spiegelten, fast kitschig, dachte er. Langsam zog ein Lächeln über sein Gesicht. Eines, das ihn so zufrieden wirken lies, wie sonst selten.
„Und wie ist es so?"
Sie drehte sich zu ihm um blickte ihn mit wässrig blauen Augen an und grinste dann.
„Zu schön um wahr zu sein."
„Soll ich dich wecken?"
„Nein, warte noch ein wenig."
„Man soll doch dann aufhören, wenn's am Schönsten ist."
Er sah, wie sie besorgt die Augen zusammen kniff, dass Lächeln verschwand und sie blickte ihn abwartend an. Er stand langsam auf und stellte sich vor sie. Ihre Augen blickten unsicher zu ihm auf. Ermutigend lächelte er ihr zu und fuhr langsam mit seiner Hand durch ihr Haar . Wie erwartet war es weich. Einige Momente spielte er gedankenverloren mit ihren Locken und sah wie sie die Augen geschlossen hatte und seine Berührungen genoss.
„Hey Loreen, du glaubst doch nicht, dass ich dich hier so alleine lassen könnte."
„Weiß nicht."
„Na komm schon, dass würde nicht mal ich übers Herz bringen."
Er grinste und beugte sich dann vorsichtig zu ihr hinab. Sie war so unsicher, sein schlechter Ruf war manchmal wohl doch ein Hindernis. Aber heute Abend verspürte er keine Ungeduld, er mochte sie ein wenig und hatte das Gefühl behutsam sein zu müssen, um sie nicht zu erschrecken. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er sie vom Tisch hob und ihre Hand nahm.
„Ich denke, für heute ist es genug. Wir wollen ja nicht, dass du zu spät ins Bett kommst."
Er lächelte wieder und schob sie vor sich her zur Tür. Sie nickte und blickte ihn noch immer besorgt an.
„Hey, Loreen, lächle, es ist alles in Ordnung."
„Wirklich?"
„Wirklich. Ich brauch nur ein wenig Zeit für mich."
Sie nickte verständnisvoll und drückte seine Hand, bevor sie das Zimmer verlies und zum Gemeinschaftsraum zurückging.
Sirius blickte noch eine Weile hinaus zum Fenster und betrachtete die schwarze Nacht. Aus welchem Grund auch immer war ihm das die liebste Tageszeit. Dann wenn alle anderen schlafen gegangen waren und sich zum ersten Mal wirklich Ruhe ausbreitete. Wenn man das Holz knacken, den Regen prasseln und den Wind heulen hören konnte. Der Lärm des Tages hatte sich dann zurück gezogen und man konnte leicht das Gefühl bekommen der einzige Mensch zu sein.
Wie ein schwarzer Mantel verdeckte die Nacht die Makel und Unstimmigkeiten, die das Sonnenlicht so klar hervorhob. Und man selbst konnte ungesehen gehen und kommen.
Er blickte zu den Sternen und suchten den Stern, der ihm seinen Namen gegeben hatte. Hell prangte er am Himmel, heller als all die anderen, schien es ihm.
Es war wie ein Ritual für ihn, dass er, seit er klein war, Nachts, wenn ihn diese innere Unruhe wieder umtrieb, zu diesem Stern aufsah und sich fragte, wer im ihn wohl noch alles betrachtete. Manchmal belustigte ihn der Gedanke, dass Remus zum Mond empor sah und er zu den Sternen. Nur angeheult hatte er ihn noch nie.
Als er noch zu Hause gewohnt hatte, lange bevor er nach Hogwarts gekommen war, hatte er sich immer gewünscht, dass irgendwo in London, oder England, oder sonst wo, jemand war und sich genauso bitter wünschte nicht einsam zu sein, wie er das tat. Seit er James, Remus und Peter kannte war seine Einsamkeit nicht mehr so bitter. Und dennoch hatte er das Gefühl, dass er trotz allem keinen hatte, der ihn kannte, wirklich kannte. James kam dem Ganzen am nächsten und Remus wusste eine Menge über ihn, wenn er auch kein Wort darüber verlor. Er wusste gar nicht, ob er überhaupt wollte, dass ihn jemand so gut kannte. Denn was er da so entschlossen für sich behielt, hatte viel mit seiner Vergangenheit und seiner Familie zu tun. Und darüber zu reden würde bedeuten, dass er darüber nachdenken musste. Doch gerade das war es, was er schon fast krampfhaft versuchte zu vermeiden.
Er blickte auf seine Fingerknöcheln hinunter und fuhr mit der Hand über die Rufen. So viel Wut auf sich selbst und so viel Angst. Er wusste, dass er weder darüber reden konnte, noch wollte.
Er blickte zu seinem Stern und wünschte sich, dass irgendwann der Tag kam an dem er aufhören konnte so hart zu sich selbst zu sein und die Freundschaft der Rumtreiber endlich mit ganzem Herzen annehmen zu können.
