2. Sometimes lonely

Die zwei Mädchen saßen in einer Art Warteraum, der aber viel eher als „Befragungsraum für Angehörige" da zu sein schien. Wohin man sich drehte alle Wände waren aus Glas, nur Jalousienen gaben etwas Privatsphäre. Das Zimmer war jedoch sehr gemütlich. Eine gepolsterte Bank, ein großer Tisch und angenehme Sessel die wippten, wenn man schaukelte. Die zwei Mädchen saßen da, weit weg vom Vater, der in einem kleinen Raum ohne Fenster und mit künstlichem Licht, einem stählernen Tisch und harten Sesseln festsaß.

Samantha betrachtete Jordana von der ferne. Sie hatte schon viele 16 Jährige gesehen, aber diese war etwas anders, aber sie wusste nicht was denn so anders an ihr war. Es war einfach nur ein Gefühl das sich in ihrer Bauchhöhle zusammenbaute.

„Sam? Du übernimmst die Mädchen?" Jacks Stimme unterbrach ihre Fixiertheit.

„hmmm?... Erm ja... ja ich mach das."

Besorgt fragte Melone: „Ist alles Okay?"

„Mhm.", antwortete sie ihm nickend und floh direkt in Richtung Jordana. Es war nicht der Richtige Zeitpunkt um über ihre Gefühle zu reden.

Samantha kam zur Tür herein. Jordana musterte sie. Konnte sie etwa ihre Gedanken lesen? Bei ihrem Kopf angelangt starrte sie in Sams Augen. Samantha unterbrach den Blickkontakt und setzte sich zu dem großen Tisch. Die kleine Joen war ganz fasziniert über Samanthas Kugelschreiber. Dieser hatte am oberen Ende einen Hundekopf der auf einer Feder saß, und er wackelte. Die Kleine begab sich schüchternen Schrittes zu Sam und betrachtete den Stift von der Nähe.

„Gefällt er dir?", fragte Sam.

Joen nickte und setzte sich auf Sams Schoß, nahm ihr den Kuli aus der Hand und spiele damit. So ganz beiläufig fragte sie: „Werden Sie meine Mom finden?"

Samantha wusste nicht recht was sie sagen sollte und sah hilfesuchend deren ältere Schwester an. „Sie werden ihr bestes tun.", antwortete diese.

„Hättet ihr nicht in der Schule sein müssen?" Sam machte sich kurz Gedanken darüber ob Jordana überhaupt noch zur Schule ging, verwarf den Gedanken jedoch schnell.

„Waren wir, bis die Arbeitsstelle meiner Mom meinen Vater anrief, sagte er jedenfalls, und dieser dann mich anrief und Joes Schule ob wir wüssten wo sie stecke. Als klar war das sie ... verschwand... bin ich mit dem Bus nach Hause. Joen war im Wagen meines Vaters."

Eine korrekte ausführliche Antwort", dache Sam.

„Meine Mutter hatte keine Affäre.", hing sie noch hinten dran.

„Wie kommst du darauf?"

„Sie hatten eine, stimmt's?" Jordanas Ton war alles andere als anklagend, eher verständnisvoll.

Sam rüttelte es. Wie viel konnte diese Person über sie wissen?

„War er verheiratet?"

„Wir reden nicht über mich.", schoss sie zurück.

„Es war Agent Melone."

Sam war sprachlos. Aber sie ließ sich auf das Spiel ein. Ein wenig erzähl ich von mir, du ein wenig mehr von dir.

„Wow, ich bin erstaunt", antwortete Sam.

Ein Lächeln huschte über Jordanas Gesicht.

„Wenn Ihre..." Sam beschloss das Siezen zu lassen, wenn es schon intimer wurde sollte man du zueinander sagen.

„Wenn deine Mutter keine Affäre hatte, hatte sie wohl Feinde."

Jordana bemerkte sofort das „du" im Satz und beschloss ebenso bei du mit dieser schönen Frau zu sein.

„Ja hatte sie. Hat doch jeder von uns. Wenn du es genau wissen willst, einzelne Eltern von Joens Freunden können sie nicht besonders leiden, oder eine bestimmte Person an ihrem Arbeitsplatz... ach ja mein Mathelehrer mag sie nicht..."

„Wie zeigt sich dieses hassen?"

„Warum wählst du gerade das Wort hassen."

„Warum sollte ich nicht?"

Jordana verwandelte sich plötzlich zu einer ganz andern Person.

„Es ist so hart. H-A-SS-E-N" Eine winzige Träne schoss aus Jordanas Auge.

Sam griff nach ihrer Hand. „Wir finden sie schon."

Jordan nickte, mit dem Blick auf den Boden gerichtet. Sie sah Sam wieder an, genau so wie sie es vor diesem Satz getan hatte.

„Es geht schon." Das erinnerte Sam ein wenig an sich selbst.

Schnell zog Sam ihre Hand zurück, und wartete auf Jordanas Antwort.

„Es war nichts Ernstes, sie war nur nicht die Frau ,die man gern anrief, um zu fragen ob man sein Kind bei ihr lassen dürfte."

„Wir haben Blut in eurem Wohnzimmer gefunden."

Die kleine Joen zog sich auf die Couch zurück, als wüsste sie, dass dieses Gespräch ab jetzt nur noch für Große war.

„Ist es ihres?", fragte Jordana leicht unterkühlt.

Sam nickte. „Wie lange dauerte es bist du von der Schule wieder zu Hause warst?"

„Nicht lange, um Acht war ich in der Schule, um halb neun zu Hause, und mein Vater war auch erst gerade nach Hause gekommen."

„Hältst du es für möglich, dass dein Vater zuvor schon einmal zu Hause war."

Jordana sagte nichts.

„Hältst du es für möglich, dass er ...?"

Jordana sah in eine der Ecken des Raumes. „Ja.", als sie Sam wieder ansah fügte sie hinzu, „Es ist doch alles möglich, oder nicht?"

Sam nickte.

Es herrschte kurz Stille. Diese nutze Jordana aus, um etwas mehr über diese Frau gegenüber des Tisches zu erfahren. Sich ein wenig auf andere Gedanken bringen. Sie wollte wieder Sie zu dieser Frau sagen. Es passte zu ihrer Ausstrahlung.

„Was war mit ihrem Vater?"

„Er ging."

„Und ihre Mutter?"

„Ich habe nicht gewusst was ich an ihr habe. Sie ist okay."

„Aber sie haben selten Kontakt."

Sam wie erstarrt. „Ja." Eine leicht verletzliche Stimme drang aus ihrer Kehle.

„Sie haben Geschwister."

„Ja. Eine Schwester"

„Sie haben auch keinen Kontakt mehr."

„So etwas ähnliches." Sam schnappte nach Luft. Jordana wollte etwas mit diese Frau teilen. Einsamkeit fiel ihr als Erstes ein.

„Fühlen sie sich manchmal auch so einsam?"

Sams schnappte innerlich noch immer nach Luft.

„Ja." Piepste sie. „Fühlst du dich denn einsam?" Sam wollte den Spieß umdrehen.

„Jeden Tag."

MONTAG, 12. MAI

4 Stunden vermisst.

Nachbarsstreitigkeiten

Es roch nach Motoröl und Schweiß. Ihre nackten Beine, angebunden an einen eisernen Stuhl, ihr Arme an die Armlehnen gebunden. Die stelle an dem man ihr Blut abgenommen hatte schmerzte. Er hatte ihre Augen verbunden, um die Angst zu vergrößern. Er hatte nicht vor ihr weh zu tun, wollte ihr nur den Schreck ihres Lebens bieten. Er hatte schon immer Augen auf diese Frau geworfen, aber das einzige was sie zu ihm sagte war: „Ich habe keine Angst vor ihnen.", wenn er hinter den Büschen ihres Hauses saß.

Seine Hand fuhr über ihre Unterarme und ihre Nackenhärchen standen zu Berge.

„Sagen Sie doch endlich was Sie wollen!"

Er spielte sich mit ihrem Haar.

„Lassen Sie das!"

Er sprach nicht, doch Daniella Phillips wusste wer es war. Dieses Arschloch, diese Abschaum, sie hätte ihn doch nicht unterschätzen dürfen. Sie dachte es sei harmlos. Falsch gedacht. Sie hörte ihn etwas von einem Tisch nehmen. Ein stechender Schmerz, ihr Fleisch teilte sich in zwei Teile und sie konnte das Blut an ihrem Bein hinunterlaufen fühlen. Der Schnitt war nicht tief, er wollte ihr ja „keinen Schaden" zufügen. Immerhin wollte er noch eine schöne Nacht mit ihr haben. Er sah ihre Tränen die langsam an ihren Wangen heruntertropften. Er nahm das blutbeschmierte Messer und warf es in einen Kübel mit Wasser.

Nachdem sie sich einigermaßen an den Schmerz gewöhnt hatte stammelte sie: „Fühlen Sie sich jetzt besser?"

Die Ermittlungen waren im vollen Gange. Verwandte und Bekannte, Nachbarn und Kollegen wurden befragt. Doch Niemand kam irgendetwas verdächtig vor, und dass war für die Ermittler umso verdächtiger. Auch Samantha dachte, dass Jordana und ihr Schwester mehr wussten, als sie zugaben. Rund 2 Stunden hatte sie mit den Beiden geredet. Sie hatte etwas über ihren Alltag herausgefunden. Kaum spektakulär. Eigentlich drehte sich das Leben der beiden um Schule, Freunde, welche Großteils weiblich waren, und die Familie selbst. Sie gingen gewöhnlichen Beschäftigungen nach. Jordana war schon seit Ewigkeiten, wie sie sagte, Single, und ein Vater einer Freundin war nie zu Besuch gewesen. Die Eltern der Freunde der kleinen Joen waren, laut deren Aussage, alle glücklich verheiratet.

Der verdacht auf den Ehemann löste sich langsam in Luft auf. Er verhielt sich wie man es von ihm erwartete, und Jack hatte das Gefühl, dass er zu so etwas wie Mord nicht fähig währe.

Die Chancen diese Frau jemals zu finden, sei sie nun Tod oder nicht, schrumpften mit jeder Sekunde mehr. Und Jordana wusste es. Sie wusste genau was los war, obwohl sie seit Stunden in ein und demselben Raum „gefangen" war.

„Kann ich euch etwas bringen?" Samantha stand in der Tür. Sie hatte ein wenig Mitleid mit den Beiden, so allein und unnütz in einem Raum. „Essen, Süßes, Etwas zu lesen, Kaffee oder vielleicht Zigaretten?"

Da war die Chance kurz aus diesem Raum zu kommen. „Wenn ich mir die Zigaretten selbst holen darf?"

Samantha sah sie mit diesem bestimmten Ich-glaube-nicht-dass-das-geht- Blick an.

„Ich werden schon wieder zurück finden…"

Sam wusste nicht ganz ob sie das Risiko eingehen sollte.

„…während Sie mir Kaffee holen und etwas Süßes für Jo?", bettelte Jordana.

„Und deine Schwester?"

„Bei Ihnen doch in besten Händen." Sam ließ sich darauf ein, erklärte der jungen Dame sie sollte unauffällig und schnell machen, und beschrieb ihr den weg zum Zigarettenautomaten gleich 3-mal, um sicher zu gehen.