Teil 5

Leise fluchend ließ Shuuhei seine Suche Suche sein und machte sich mit großen Sprüngen auf den Weg zu seinem Taicho und den versinkenden Männern. Da hätte er noch lange die Höhlen durchforsten können, wenn sich der Mistkerl im Boden versteckte und anscheinend nur auf leichte Beute aus war.

Renji hatte es bereits geschafft einen der drei Offiziere zu retten und wurde diesen nun nicht mehr los. Hilfe suchend klammerte sich der Shinigami wie ein Anfänger an seinen, Shuuheis, Taicho und behinderte diesen dabei seine Kameraden zu retten. Einer war schon von den Sandmassen verschluckt worden und der zweite würde bald das gleiche Schicksal erfahren. Shuuhei schoss mit großer Geschwindigkeit auf das Sandloch zu, rief dem Shinigami entgegen, er solle seine Hand ausstrecken, was dieser auch sofort tat. Sofort setzte Hisagi zum Sprung an, hatte vor den Gefangenen mit Hilfe der Kraft, die in seinem Sprung lag, aus dem Treibsand zu ziehen.

Anfangs ging es ziemlich gut, der Mann konnte sich von dem Sand befreien und Shuuhei stand kurz davor den Rand der Falle zu erreichen, als eine riesige schwarze Hand aus der tiefsten Stelle empor schoss und nach dem nun sehr klein wirkenden Körper des Shinigamis griff, ihn wieder nach unten zog und somit Shuuhei gleich mit. Dieser konnte gerade noch nach Shintora rufen und den Griff um die Hand des langsam verschwindenden Mannes lösen. Dann spürte er auch schon einen stechenden Schmerz an seinem linken Unterarm und sah wie Shintora, der weiße Tiger sich am Rand des Treibsandes materialisierte und das letzte Stück, das Shuuhei nicht mehr geschafft hatte überbrückte. Mit den Zähnen hatte er seinen Meister am Unterarm gepackt und ihn wieder auf sicheren Boden befördert, nur um dann sofort wieder zu verschwinden.

Mit böser Miene starrte Shuuhei auf den weiter rieselnden Sand, ehe er sich vorsichtig, wachsam auf den Weg zu seinem Taicho machte. Die blutende Wunde an seinem Unterarm wurde geflissentlich ignoriert, zeugte sie doch nur davon, dass er sich von seinem Zanpakutou hatte retten lassen müssen.

Renji stand am Rand des Sandloches, den geretteten Shinigami immer noch wie eine Klette an sich hängend, versuchte ihn wegzudrücken, hatte aber wenig Erfolg dabei. Nebenbei inspizierte er die Sandgrube, die nun immer tiefer wurde, sich aber schon zu schließen begann.

„Jetzt lass schon los!", maulte er, versuchte den Mann wie eine lästige Fliege abzuschütteln, eher er es aufgab und sich an Shuuhei wandte.

„Bei dir alles klar?", fragte er ruhig, wartete die Antwort nicht ab. „Ich sehe deine … hm … Rettungsmaßnahme, als Versuch alleine zu kämpfen, jetzt bin ich dran!"

Mit einem festen Griff packte er dann den Mann, hob dessen Gesicht kurz vor das seine.

„Jetzt pass mal gut auf! Ich spring da jetzt in dieses Sandloch rein! Wenn du noch lange festhältst, nehme ich dich mit und helfe dir sicher nicht mehr raus!"

Dies schien Wirkung zu zeigen. Augenblicklich war er frei, hatte sich der Mann mehrere Meter entfernt in Sicherheit gebracht.

Renji verdrehte die Augen, sah noch einmal auffordernd auf seinen Fukutaicho und fragte Sekundenbruchteile, ehe er über die sandige Wand nach unten rutschte: „Kommst du mit, oder bleibst du da?"

Zabimaru grollte bereits leise, war froh, endlich wieder zum Einsatz zu kommen.

„Ja, gleich kannst du loslegen!", versprach ihm Renji mit Vorfreude in der Stimme.

„He, das ist unfair, Renji! Das war kein alleine Kämpfen. Ich habe den Hollow ja noch nicht einmal gesehen! Du hast mir den Vortritt gelassen, jetzt lass mich auch kämpfen! Warte!" Shuuhei hatte über der Aufregung ganz vergessen, dass Renji nun sein Taicho war und diesen doch tatsächlich mit seinem Vornamen angesprochen. Er machte schnell einen großen Sprung um trotz Abarais Vorsprung vor diesem den tiefsten Punkt zu erreichen.

Er fand, dass ihm der erste Kampf zustand, immerhin hatte er drei schweißtreibende Stunden nach diesem Hollow gesucht, während Renji ein Nickerchen gehalten hatte, und diese vergeudete Zeit wollte er sich von dem Hollow Stück für Stück zurückholen. Mit einem kurzen, vorfreudigen Lächeln auf den Lippen tauchte er drei Meter vor Abarai in das Sandloch ab.

„He, wo bleibt deine Höflichkeit dem Chef gegenüber und diesem den Vortritt zu lassen?", maulte dieser noch, ehe er durch den Sand in eine geräumige unterirdische Höhle rutschte, seine Augen erst an das Halbdunkel gewöhnen musste und deshalb ruhig auf dem Sandberg und somit auch halb auf Hisagi sitzen blieb.

„Ach, du wolltest mich nur auffangen? Wie nett!"

Grinsend stieg er von dem unter ihm liegenden Fukutaicho, hielt diesem hilfreich eine Hand hin.

Leises Grummeln war von Hisagi zu hören. Es erzählte von der Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren war und von seiner stundenlangen, erfolglosen Suche nach dem Hollow und einem Captain, der so gemein zu ihm war.

„Wärst du nicht mein Taicho würde ich dir jetzt das Beinstellen dafür, dass du mich als Sitzkissen benutzt hast." Doch dann wurde er wieder ernst, sah sich um und zog vorsichtshalber schon einmal sein Katana aus der Scheide.

„Wie hat er die Männer so schnell ruhig gestellt? Wahrscheinlich gefressen, was meinst du?"

„Sehr wahrscheinlich…" Auch Renji war wieder ernst, hatte das Grinsen eingestellt. Sie befanden sich in einem langen Gang, nur von oben drang etwas Sonne herein. Seufzend legte er sich eine Hand auf die Stirn, dachte nach.

„Gut, aufteilen? Du links, ich rechts? Oder zusammen bleiben…?", wollte er dann die Meinung seines Vizecaptains hören. Würden sie sich aufteilen, bestand wenigstens die 50prozentige Chance, dass er den Spaß haben würde, denn wenn er auf den Hollow träfe, würde er sicher nicht nach Hisagi brüllen, damit dieser den ersten Schlag hatte.

„Zusammenbleiben!", kam es wie aus der Pistole geschossen. Shuuheis Gedankengang war genau in die entgegen gesetzte Richtung gewandert. Würden sie sich trennen, dann bestände die Möglichkeit, dass Renji den Hollow vor ihm fand und ihm somit seine Rache nahm. Daran, dass er somit ebenfall die Chance hatte das Monster alleine zur Strecke zu bringen, dachte er gar nicht.

„Dann werde ich mal vorgehen, immerhin räumen die Fukutaichos immer den Weg für ihre Captains frei", meinte Shuuhei siegessicher.

Ein leises, unzufriedenes Schnauben erklang. Ja, Renji widersprach es absolut, Taicho zu sein. Kein Spaß, kein Kampf, nur träges Hinterherwanken. Kein Wunder, dass Kuchiki-taicho mit der Zeit so…seltsam geworden war.

„Na gut, na gut…!", murrte er nur, drückte damit sehr gut seinen Unwillen aus, folgte Shuuhei dann seufzend.

Shuuhei hatte Renji genau mit einem der Gründe in seine Schranken gewiesen, wegen denen er keine Taicho werden wollte. Die Intrigen, die ständige Verantwortung für alles und jeden und dann noch das Problem, dass man nichts machen durfte, das Spaß machte. Ging man Hollow jagen, würde einem jeder andere den Vogel zeigen, wenn man sich als Taicho in den Kampf stürzen würde. So etwas machten Taichos nicht, diese Arbeit übernahmen die Untergebenen.

Zufrieden, sein Ziel erreicht zu haben, marschierte Shuuhei anfangs langsam, dann immer schneller den Gang entlang. Als sie einen Ausgang, der in einen großen, schon riesigen Raum führte, erreichten, blieb Hisagi kurz stehen, horchte und schoss dann schnell nach vorne, sah sich um. Dort, auf der rechten Seite befand sich der Hollow, hielt gerade einen der anscheinend bewusstlosen Männer hoch und verschluckte ihn. Als er nach dem zweiten greifen wollte, stürzte sich Shuuhei schon mit blitzender Klinge auf die Kreatur.

Renji juckte es in den Fingern, auch einzugreifen, aber noch hielt er sich zurück. Stattdessen besah er sich lieber den Hollow. Von der Größe her war er beeindruckend, nahm wirklich viel Platz der geräumigen Höhle ein. Also seiner Meinung nach hätten ja sowohl er als auch Hisagi genug von dem Ding gehabt, wenn sie nett geteilt hätten. Aber nein, einer musste ja wieder ein Gierschlund sein.

Nun bewegte sich der Hollow, hatte seinen neuen Angreifer wohl bemerkt. Man konnte ein kurzes Zögern sehen, ehe er den Soldaten achtlos in eine Ecke warf und sich seinem Gegner widmete. Die schlanke Gestalt wurde von überproportional großen Händen dominiert, doch allein das Gesicht riet schon zur Vorsicht.

Ungeduldig wartete Renji ab.

Ein kurzer intensiver Schlagabtausch zwischen Shuuhei und dem Hollow eröffnete den Kampf. Ziemlich schnell hatte der Hollow einen Arm verloren, diesen jedoch wieder regeneriert. Es war mehr als unbefriedigend gegen diese spezielle Art von Hollow zu kämpfen. Bei jedem erneuten Angriff den Hisagi auf die Maske des Monsters startete, schützte dieses sein Gesicht mit den Armen. Noch suchte Shuuhei nach einer Lösung den Hollow auf herkömmliche Weise zu töten. Er wollte, nur wenn es wirklich nicht anders möglich wäre, Shintora herbeirufen.

Gerade als sich Shuuhei fragte, was dieser Hollow noch in Petto hatte, schlug dieser auf den Schwarzhaarigen ein. Mit Leichtigkeit blockierte der Shinigami den Schlag mit Hilfe seines Schwertes, doch das war genau das, was der Hollow auch erwartet hatte. Ohne Shuuhei oder Renji auch nur den Hauch einer Chance, zur Reaktion zu geben, verformte sich für den Bruchteil einer Sekunde eine kleine Hautstelle des Hollows und ein astdicker, lanzenartiger Fortsatz schoss aus dessen Körper, und bohrte sich in Shuuheis rechte Schulter. Während das wahnsinnige und sehr begeisterte Lachen des Monsters durch die Höhle schallte, begann sich dessen ganzer Körper zu verformen. Keine Minute später, stand eine vollkommen anders aussehende Kreatur vor den beiden Shinigamis und schleuderte immer noch hämisch lachend den Vizecaptain durch den Raum zurück zu seinem Taicho.

Renji war…erstaunt. Das sollte ein ‚schwerer' Gegner sein? Hastig sprang er vor, fing Hisagis Sturz halbwegs auf, hielt ihn kurz fest, während er den Gegner musterte.

„So, sei nicht böse, aber jetzt möchte ich doch auch mitmischen!", stellte er klar, hatte seinen Fukutaicho losgelassen und Zabimaru gezückte. Das Schwert ermöglichte es ihm, den Kerl aus der Distanz anzugreifen, somit brauchte er ihm nicht zu nahe kommen. Ohne lange zu zögern, erweckte er Zabimaru, sprang nach vorne, achtete aber darauf, dass er dem Hollow nicht zu nahe kam. Der erste Schlag trennte ihm zwei Gliedmaßen vom Körper – allerdings ohne Erfolg. Der zweite Schlag ging ins Leere, doch musste der Gegner in eine Ecke ausweichen.

Renji grinste. Ja, sie konnten es schaffen. Das hieß, wenn Hisagi einsatzfähig war.

„Ich lenke ihn ab, du greifst an, verstanden?", schnauzte er nach hinten, rannte dann schon auf das Ungetüm zu. Der dritte Schlag musste sitzen, musste soviel des Monsters verwunden, wie nur irgend möglich. Wenigstens soviel, dass es eine Maske nicht mehr länger schützen konnte. Gerade als er zum Schlag ausholte, spürte er auch schon, wie etwas seinen Knöchel umwand, daran zu zerren begann. Das war Teil des Spiels. Wenn Hisagi mitspielte, war es okay. Renji zog durch, ließ Zabimaru auf den Hollow zu schnellen.

Shuuhei rappelte sich in der Zwischenzeit wieder auf, stützte sich kurz auf Shintora um das Schwindelgefühl zu vertreiben. Mit zusammengebissenen Zähnen rief er seinen ständigen Begleiter nun vollständig herbei. Das Schwert begann zu schimmern, zu leuchten, ehe er halbdurchsichtig in Shuuheis Händen ruhte und zusätzlich ein halbdurchsichtiger Tiger neben ihm erschien. Mit einem lautlosen Kommando befahl er Shintora den Hollow anzugreifen, wenn möglich sofort dessen Maske zu zerstören. Er selbst würde Renji helfen die Angriffe der Kreatur abzuwehren und ihr so großen Schaden wie möglich zuzufügen. Er wusste, dass auf Shintora Verlass war, gab es eine Möglichkeit, der Tiger würde sie nutzen.

Nun Seite an Seite mit seinem Taicho kämpfend, passierte etwas mit dem wohl keiner der beiden gerechnet hätte. Erneut veränderte sich der Hollow, bildete dieses Mal riesige Krallen an seinen Händen, die nun wie in einem Déjà-vu auf Renji und Shuuhei zuschossen. Es war genau wie damals als sie das erste Mal miteinander gekämpft hatten. Beide standen sie mit erhobenen Schwertern einem Hollow gegenüber und blockten dessen Angriff.

Es war Abend geworden und immer noch war Toushiro gleich ratlos wie am Vortag. Er konnte die Entfernung zur Soul Society mittlerweile nicht mehr abschätzen, wusste aber, dass er sich morgen bei Tagesbeginn auf den Rückweg machen musste, um noch rechtzeitig dort anzukommen. Sonst würde er wohl während Uraharas Anwesenheit so schnell nicht mehr die Möglichkeit bekommen, auf die Suche zu gehen. Nein, er musste zu Ende der zwei Tage wieder dort sein. Seufzend bohrte sich ein dürrer Ast in das entzündete Feuer, stocherte darin herum. Sollte es wirklich so sein, dass es keine Möglichkeit gab, die Verräter zu fassen? Mussten sie tatsächlich warten, bis diese kamen?

Der dürre Ast brach, als Toushiro, durch ein Geräusch gewarnt, hochschoss, herumwirbelte. Ichimaru Gin, der Mann dem sein Suchen galt, stand mit demselben undurchsichtigen Fuchslächeln vor ihm, das ihn seit jeher ausgezeichnet hatte.

„Na, so was…Juuban Taicho-san, ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen…", kam es in dem Moment auch schon, auch wenn das Grinsen eine andere Sprache sprach, davon erzählte, dass Gin bewusst auf diese Lichtung getreten war, um auf Toushiro zu treffen. Aus dessen Kehle stieg in diesem Moment ein Knurren.

„Ichimaru Gin! Dich suche ich!", schnappte er wütend, zog sein Schwert aus der Scheide, spürte das vorfreudige Vibrieren, als Hyourinmaru des Gegners ansichtig wurde.

Mit provokanter Gelassenheit zog nun auch Gin sein Schwert, hielt es in Toushiros Richtung, grinste diesen wenn möglich noch breiter an.

„Mich? Ich kann mir nicht vorstellen warum. Bist du etwa immer noch sauer, weil die Kleine fast draufgegangen wäre? Aber, aber, solche zur Schau Stellung von Gefühlen sind wir ja bei dir gar nicht gewöhnt…"

Toushiro begann zu zittern, vor Wut, vor Hass, vor Ärger. Das hier war seine Gelegenheit, sich zu rächen.

„Ich habe dir versprochen, dich zu töten, Gin. Meine Versprechen breche ich nicht!", knurrte er dem anderen mit dunkler, bedrohlicher Stimme entgegen. Die meergrünen Augen leuchteten nun dunkelgrün, hinter ihm begann sich schon ein Schattengebilde zu bewegen – Hyourinmaru. Der durchwegs beeindruckende Drache bewegte sich leicht, wartete nur auf einen Befehl seines Herrn.

„Mach dir keine Mühe, Juuban Taicho-san. Das ist ein Versprechen, das du nicht halten kannst!" Shinsou wurde einmal kurz durch die Luft gewirbelt, ehe sein Meister zum Angriff überging.

In Toushiros Augen spiegelte sich die Kampfeslust, der Wille zum Sieg. Keinen Augenblick zögerte er, stürzte sich auf seinen Gegner.

Blut spritzte, färbte das reine Grün der Waldlichtung, als ein Schwert tief in die Haut des Angreifers schnitt. Ein unterdrücktes Stöhnen, dann wieder Stille.

Zur gleichen Zeit hob in der Soul Society ein für diesen Tag schwer beschäftigter Mann den Kopf. Kisukes Blick wanderte durch den Raum, war er doch sicher gewesen, etwas gehört zu haben. Aber da war nichts. Wahrscheinlich war er also nur überarbeitet. Er lächelte über sich selbst, wollte sich dann wieder seinen Dokumenten zuwenden, als sein Blick an dem Brief hängen blieb, der immer noch neben ihm lag. Erst jetzt, bei näherem Hinschauen, kam ihm an der Handschrift verdammt bekannt vor. Langsam nahm er den Brief, entfaltete ihn und fühlte seinen Verdacht bestätigt. Aizen!

„Kisuke, alter Freund!

Ich habe vernommen, dass man die Angelegenheit dringend genug fand, dich wieder aus dem Exil zu holen. Allerdings war ich überrascht, zu erfahren, dass du das Angebot angenommen hast und tatsächlich zurückgekehrt bist. Nun hoffe ich doch, dass diese Rückkehr auf endlich erfüllt sein wollenden Rachgedanken deinerseits basiert. Warum sonst, solltest du das Gemäuer, dass dir soviel Schande und Unehre gebracht hat, erneut betreten? Sag, alter Freund, lockt es dich nicht, Hand an all jene zu legen, die dir feindlich gesonnen waren, die deinen Untergang wollten, dein Genie verkannt haben?

Du wirst doch nicht wieder jenen glauben, die dir erzählen, dass sie dir vertrauen, deine Hilfe brauchen und sich dann auch noch erkenntlich zeigen? Du wirst doch nicht auf den gleichen Trick ein zweites Mal hereinfallen? Entscheide dich für die richtige Seite, Kisuke. Komm zu uns!

Gib mir wenigstens die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch um dich von der Aufrichtigkeit meinerseits zu überzeugen. Komm heute Abend in den nahen Wald unweit des Rukongai. Ich erwarte dich!

Aizen"

Ohne eine Sekunde damit zu verbringen über die Konsequenzen seiner Handlung nachzudenken sprang Kisuke auf, schnappte sich Benihime und begab sich so schnell es ihm irgendwie möglich war auf den Weg zu diesem Wald. Keine halbe Stunde später, dennoch war es schon dunkel geworden, traf Urahara an dem vereinbarten Treffpunkt ein. Wachsam wartete er, ob sich etwas tat, etwas veränderte in der Atmosphäre des Waldes. Mehr als nur angespannt machte er sich auf das Schlimmste gefasst. Würde Aizen wirklich auftauchen? Wenn ja, wie? Würde er einen Kampf provozieren oder gar stichhaltige Argumente bringen, die Kisuke eventuell doch umstimmen könnten?

„Kisuke! Du wirst mich doch nicht warten lassen, wegen…ja wegen was eigentlich?", erklang in diesem Moment eine ruhige, angenehm tiefe Stimme. Aizen Sousuke stand unweit von Urahara an einen Baum gelehnt, musterte sein Gegenüber mit einem fast schon als warmherzig zu bezeichnendem Lächeln.

„Ich wusste, dass du kommen würdest, dass es nicht dein Ernst ist, der Society zu helfen. Komm zu uns…und hole dir deine Rache, alter Freund!"

Jetzt, wo Urahara seinem alten 'Freund' in die Augen sehen konnte, wurde er ruhiger, entspannte sich. Aizens Haltung ließ nicht darauf schließen, dass dieser auf einen Kampf aus war.

„Oh, tja, ich hatte vergessen, dass da ein Brief war", meinte er entschuldigend lächelnd. Auf die letzte Aussage des ehemaligen Taichos ging Kisuke erst einmal nicht ein, musterte sein Gegenüber interessiert.

„Du siehst gut aus, gefällt es dir dort, wo du jetzt lebst?"

„Ja, es ist nicht schlecht…natürlich wäre ich lieber hier. Mit aller Macht, die man mir geben könnte. Aber der Alte steht noch im Weg. Und nun, wie es aussieht auch du. Oder doch nicht? Ich bin nur hier, Kisuke, um deine Position herauszufinden und dich für die richtige Seite zu überzeugen. Aber du weichst mir aus. Warum?"

Aizen trat noch einen weiteren Schritt auf Urahara zu, hatte aber weiterhin die Hände in den weiten Umschlägen seines Mantels verborgen. Er war tatsächlich auf keinen Kampf aus. Nicht, solange er Urahara Kisuke für sich gewinnen konnte.

„Weißt du…aus gegebenem Anlass bin ich vorsichtig geworden, jemandem mein Vertrauen zu schenken. Du kennst die Geschichte und ich will sie nicht noch mal erzählen. Im Moment bin ich hier um mich über die Situation zu informieren, gratis zu Essen, gut zu wohnen und für nichts bezahlt zu bekommen. Noch habe ich keine Seite gewählt. Dennoch wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir den Alten persönlich überlässt, egal für welche Seite ich mich schlussendlich entscheiden werde." Urahara nahm die Hand von seiner Waffe, trat nun auch einen Schritt näher an Aizen heran, lehnte sich neben diesem an einen Baum, machte ein nachdenkliches Gesicht.

„Ich weiß, dass du erst in einem Jahr so richtig loslegen kannst, also warum hast du es so eilig? Lass mir Zeit. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich über diese Möglichkeit, bis jetzt nie nachgedacht habe."

„Nun, Kisuke…man sollte sich seine Freunde so früh wie möglich sichern. Außerdem kannst du mir vielleicht helfen, dass es kein Jahr dauert. Und ich wäre ja nicht so…du würdest dafür auch etwas bekommen, mein Lieber!"

Aizen lächelte ihn ruhig an. Nein, Zeit durfte man Urahara nicht geben. Das war immer ein Fehler.

„Da spricht wieder der Eigennutz. Du machst dir gar nichts aus meiner Freundschaft, meiner Teilnahme an deiner Revolte. Du willst nur wissen wie du dieses Jahr verkürzen kannst. Was, wenn es keine Möglichkeit gibt? Immerhin wurde ich in meinen Forschungen unterbrochen. Was, wenn es eine gäbe, was würde für mich bei diesem Deal heraus sehen?" Kisukes Gesicht glich einer leeren Seite eines Buches, man konnte nicht lesen was in seinem Inneren vorging. Ob er nun bluffte oder wirklich Informationen hatte. Und dieses Lächeln auf den Zügen des Blonden, ließ sein ganzes Auftreten noch eine Spur gelöster, wissender wirken.

„Ach, Kisuke, ich wusste doch, dass auf dich Verlass ist…nun, ich habe mir das Ganze so gedacht. Du gehst jetzt zurück und denkst noch einmal eine Nacht darüber nach und dann…"

Plötzlich tauchte ein weiterer Taicho neben Aizen auf, blind, wie Kisuke feststellte. Konnte also nur der nächste Abtrünnige Tousen sein. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, während der Blinde etwas in Aizens Ohr flüsterte, der kurz nachdachte und dann lächelnd nickte.

„Verzeih, Kisuke!", meinte er dann, nachdem Tousen wieder verschwunden war. „Dringende Angelegenheiten rufen mich zurück. Aber was ich noch sagen wollte…geh wieder zurück und denk darüber nach. Vielleicht fällt dir dann auch auf, dass dir etwas fehlt, das du gerne wieder haben möchtest? Ich könnte eventuell bei der Beschaffung hilfreich sein!"

Ein letztes Mal nickte Aizen noch, war dann ohne Vorwarnung verschwunden.

Uraharas Gesicht verzog sich für kurze Zeit zu einer grimmigen Maske. Er mochte es nicht, wenn man ihn herum kommandierte. Und Aizen sollte das eigentlich ziemlich genau wissen. Wenn man ihm drohte, würde er sofort ablehnen. Urahara Kisuke, nahm lediglich Bestechungen oder Ähnliches an, doch begann man damit ihm zu drohen oder ihn zu erpressen, konnte es ungemütlich werden. Vielleicht sollte er das dem ehemaligen Taicho morgen klar machen. Denn dass Aizen irgendeine Art von Druckmittel in Händen hielt, war so klar wie der Alte ein Mörder war.

Grummelnd, nachdenklich machte sich Kisuke wieder auf den Rückweg. Es brachte ja doch nichts, wenn er noch länger hier im kalten Wald stand. Wenigstens würde ihm heute Nacht nicht langweilig werden, während er über Aizens Vorschlag nachdachte. Obwohl…der Braunhaarige hatte ihm eigentlich nichts angeboten…abwarten, etwas anderes blieb ihm wohl nicht übrig.

Aus einiger Entfernung beobachtete Aizen, wie Urahara sich wieder zurück in die Society begab.

„Bist du sicher, dass ihm das Anreiz genug sein wird, Aizen?", war Tousens Stimme in diesem Moment zu hören. Ein zufriedenes Lächeln zog über Aizens Gesicht, während er den Kopf wandte. Die Gestalt Uraharas war bereits verschwunden.

„Urahara Kisuke ist ein korruptes Genie, wenn man so will. Dennoch verliert er nicht gerne Leute, die ihm wichtig sind. Unserer Nachforschungen entsprechend…ja, wird ihm das Anreiz genug sein. Aber für den Moment müssen wir noch warten…und vor allem darauf achten, dass unser Lockvögelchen nicht stirbt, ehe sein Fehlen überhaupt bemerkt worden ist!"

Mit einem Lächeln verschwand er in sein neues Zuhause, in die Hollowwelt von der aus, er bald alles regieren würde.

„Verflucht!"

Noch ehe Renji reagieren konnte, wurden ihm die Füße unter dem Körper weggezogen und er baumelte in der Luft. Mit einem raschen Abschwenken von Zabimarus Klinge teilte er den Fortsatz ab, der ihn hielt, stürzte zu Boden und rollte sich ab, wurde dann aber am Rücken von einem weiteren ‚Arm' getroffen. Er war nicht schnell genug, um vollständig auszuweichen, spürte, wie das Ding eine Wunde der Wirbelsäule entlang riss – nicht tief, aber schmerzhaft. Der Rothaarige keuchte auf, brachte sich mit einem Sprung außer Reichweite.

„Und was jetzt?"

„Ich…weiß es…nicht!", rief Shuuhei von weiter vorne. Er hatte es noch nicht geschafft sich außer Reichweite zu bringen, hatte zuviel damit zu tun, nicht noch einmal aufgespießt zu werden. Als er dann endlich etwas Abstand zwischen sich und den Hollow bringen konnte und etwas schneller atmend neben Renji stehen blieb, wollte er noch Shintora zurück pfeifen, doch in diesem Moment wurde der Tiger von einem Tentakel an der Seite getroffen und gegen eine Wand geschleudert. Keuchend ging Shuuhei kurzzeitig in die Knie, hielt sich eben diese Seite. Das war der Schwachpunkt an seiner Zusammenarbeit mit seinem Zanpakutou, oder der Preis, den er zahlen musste um von zwei Seiten aus angreifen zu können. Normalerweise löste sich Shin immer rechtzeitig auf um Attacken zu entgehen, doch immer funktionierte das einfach nicht und dann wurden die Schmerzen und Verletzungen auf ihn, Shuuhei, übertragen. Sein Zanpakutou blieb unverletzt.

Als er hustend wieder aufrichtete, konzentrierte er sich einen Moment, suchte nach Möglichkeiten zu gewinnen ohne gleich auf ein Bankai zurückzugreifen.

„Der Hollow ist ziemlich groß, somit auch schwerfällig. Wir hatten bis jetzt keine Chance…" kurz verzog Shuuhei das Gesicht als er seine Beweglichkeit nach dieser Attacke testete, „…ihn von allen Seiten anzugreifen, weil er sich in dieser Ecke verschanzt und durch diese Tentakel oder lanzenförmigen Dinger sein Manko an Schnelligkeit wieder wett macht. Wenn wir diese Höhle zerstören und ihn an die Oberfläche treiben könnten, denke ich nicht, dass er den Hauch einer Chance hat."

Renji sprang zur Seite, als ein Fortsatz auf ihn zuschoss.

„Sehr nett…aber wie willst du die Höhle zerstören, ohne dass wir gleich mit drauf gehen? Wir haben keine Ahnung, wie tief unter der Erde wir uns befinden…und dann ist da immer noch er!"

Renjis Kopf deutete kurz auf den bewusstlosen Shinigami in einer anderen Ecke des Raumes. „Oder willst du ihn einfach hier lassen?"

Wieder schlug er eines dieser Lanzendinger ab, das sich aber, kaum vom eigentlichen Körper getrennt in Luft auflöste.

„Dann können wir aber ein Bankai auch ausschließen, denn allein die Energie beim Entstehen würde die Höhle wahrscheinlich zerstören." Eigentlich hatte Shuuhei gerade seinen nächsten Gedankengang laut aussprechen wollen, wurde aber durch eine Reihe von Angriffen des Hollows etwas abgelenkt. Wenn er wusste, woher die Tentakel auf ihn zu schossen oder zumindest hochkonzentriert war, war es für Shuuhei ein Leichtes ihnen auszuweichen, doch leider ließ die Konzentration mit steigender Dauer des Kampfes nach. Auch fiel es ihm von Attacke zu Attacke immer schwerer seinen rechten Arm zu heben. Noch ließ er sich nichts anmerken, er war es gewohnt unter Schmerzen zu kämpfen aber ab einem gewissen Punkt spielte der Körper einfach nicht mehr mit.

„Ich sag es zwar nicht gerne, aber wie wäre es, wenn wir erst einmal diese Idioten in Sicherheit bringen und dann noch einmal angreifen?" Shuuhei erwähnte absichtlich mit keinem Wort das Wort Rückzug, denn er würde sich nie zurückziehen, wenn es nur um sein Leben ging. Und das war ein Problem, Verantwortung machte schwach, genauso wie Liebe und ähnliche Gefühle, die einen an einen Menschen banden. Sie machten angreifbar.

„Wird sich wohl nicht vermeiden lassen!"

Renji wirkte nicht begeistert, aber auch ihm war klar, dass das im Moment die einzige Möglichkeit war. Solange sie auch noch auf den Bewusstlosen Acht geben mussten, waren sie eingeschränkt. Also besser die Situation zu ihren Gunsten verändern.

Also nickte er noch einmal kurz, stürmte dann wieder auf den Hollow zu.

„Gut, du holst ihn, ich lenke das Ding hier ab – und keine Widerrede, mach einfach!" Er hatte jetzt keine Lust, sich erneut auf eine Diskussion darüber einzulassen, was die Aufgaben eines Taichos und was die eines Fukutaichos waren. Zusammen mit Zabimaru ging er auf den Gegner los.

Shuuhei hatte nicht einmal daran gedacht, etwas an dieser Entscheidung zu beanstanden. Er beeilte sich zu dem Bewusstlosen zu kommen, ehe der Hollow begriff, dass er diesen auch als Druckmittel einsetzen könnte. Mühsam hievte er den nicht wirklich leichten Shinigami auf seine Schultern, fixierte ihn mit seinem linken Arm und wollte gerade sein Schwert in die Rechte nehmen, als auch schon wieder eines dieser spitzen und sehr wendigen Dinger auf ihn zugeschossen kam.

Fast hätte es ihn dieses Mal erwischt. Mit seiner Last war der Lieutenant einfach langsamer als zuvor. Wieso mussten Hollows auch multitaskingfähig sein? Konnte sich dieses Ding nicht einfach auf Renji konzentrieren und fertig?

Mit einigen großen Sprüngen brachte sich Shuuhei in einige Entfernug zu dem Hollow.

„Taicho! Ich hab ihn!", rief Shuuhei in Abarais Richtung, fügte noch leiser hinzu, „Shin, hilf Renji und pass auf ihn auf!" schon erschien der Tiger wieder an Shuuheis Seite und stürzte sich auf den Hollow, ermöglichte es Renji somit sich nun auch zurück zu ziehen.

Dieser hatte inzwischen noch ein oder zwei Schläge abbekommen, war aber im Großen und Ganzen noch in Ordnung. Nun beeilte er sich mit Hisagi und dem Bewusstlosen, dessen freien Arm er sich nun über die Schultern schlang, die Höhle zu verlassen. Erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass sie sich in eine Falle manövriert hatten. Die Höhlen, die sie von draußen gesehen hatten, schienen manchmal durch ein weit verzweigtes Tunnelsystem miteinander verbunden zu sein. Sie befanden sich nun mitten drin, einzige Möglichkeit, hinaus zu kommen, war, den Ausgang zu finden. Selbst das Sandloch hatte sich wieder geschlossen, bot keine Fluchtmöglichkeit mehr. So kämpften sie sich immer tiefer durch den dunklen Gang, vielleicht gerade tiefer in einen Berg oder näher dem Ausgang. Sie wussten es nicht, wussten nur, dass der Hollow auf ihren Fersen war.

„Wir müssen eine kleine Höhle finden, wo wir ihn hinbringen können…"

„Wäre es nicht besser zu versuchen an die Oberfläche zu gelangen und ihn seinem Kameraden zu übergeben? Der soll sie beide in Sicherheit bringen." Durch Shintora hatte Shuuhei eine ungefähre Vorstellung, wie weit der Hollow noch von ihnen entfernt war, und dieser schien zumindest im Moment kein Interesse daran zu haben ihnen schnell den Gar aus zu machen. Der Tiger schloss nur ganz langsam zu ihnen auf, sie konnten ihren Vorsprung von Sekunde zu Sekunde ausbauen.

„Er verfolgt uns nicht. Also nicht wirklich, nur ganz langsam. Was ist das für ein komischer Hollow?"

„Einer, der sich sicher ist, dass wir ihm nicht entkommen können…" Renji wirkte nicht begeistert, stapfte weiter durch den dunklen Gang.

„Ja, wir müssen den Kerl unbedingt loswerden, er ist ein arger Klotz am Bein. Lebt er überhaupt noch?", wollte Renji dann hoffnungsvoll wissen? Wenn der Kerl ohnehin schon tot war, könnten sie ihn liegen lassen und sich wieder dem Hollow widmen, der sich irgendwo hinter ihnen befand.

„Schlägst du mich, wenn ich mit ‚ja, leider' antworte?", wollte Shuuhei keuchend wissen. Auch wenn er sich im Anschluss an seine Gedanken selbst gescholten hatte, so hatte er doch vorhin kurzzeitig gehofft, dass der Shinigami schon tot wäre.

Es sah nicht so aus, als wenn sie ihr Ziel in nächster Zeit erreichen würden. Nun nahmen sie schon die siebte Abzweigung und kein Licht, kein Ausgang, kein gar nichts war zu sehen.

„Wir brauchen eine Strategie, so wie jetzt kommen wir nicht weiter."

„Ich bin versucht, dich zu schlagen, ja…", gab Renji offen zu. Was sollten sie nun machen? Strategie war gut. Sie saßen irgendwo in einem modrigen Tunnel und wollten raus. Was sollten sie da schon großartig an Strategie entwickeln?

„Erst mal sollten wir den Hollow fertig machen. Dann brauchen wir zum einen nicht mehr vor ihm wegrennen und haben zum anderen Zeit, um uns über uns weiteres Vorgehen klar zu werden. Um den Hollow zu besiegen, müssen wir den Trottel da loswerden…", gab Renji seine Meinung bekannt. Er mochte es nicht sonderlich vor Feinden wegzulaufen.

„Dann lassen wir ihn einfach her liegen, und drängen den Hollow zurück in die Höhle. Beziehungsweise sorgen dafür, dass er uns verfolgt, und diesen Klotz in Ruhe lässt. Ach ich weiß auch nicht. Am liebsten würde ich ihn einfach in lauter kleine Einzelteile zerlegen ohne auf irgendetwas Rücksicht nehmen zu müssen." Doch dann hielt Shuuhei einen Moment inne.

„Hältst du mal kurz?" Schon hatte er Renji die Last aufgehalst und raste nach vor um die nächste Ecke. Sprang auch schon zurück und zog sein Schwert.

„Er ist verschwunden und vor uns wieder aufgetaucht!", rief er Renji zu, als er schon den Rückzug antrat. Shintora hatte sich gemeldet und ihm mitgeteilt, dass sich der Hollow in Luft aufgelöst hatte. Jetzt wusste er warum.

„Vor uns?"

Renji schwieg, dachte nach.

„Auf jeden Fall will ich ein höheres Kopfgeld für den Hollow, das dürfte schon mal klar sein!"

Wütend ließ er den Shinigami einfach fallen, stapfte dann auf Shuuhei zu und packte diesen am Arm.

„Komm schon, den vermöbeln wir jetzt zu Brei!" Mit Zabimarus zustimmendem Fauchen im Ohr stellte er sich dann dem Gegner entgegen.

Shintora nahm Shuuhei die Antwort ab, indem er neben Renji auftauchte und zustimmendes Knurren von sich gab, ehe er sich in den Kampf stürzte.

„Dann mal auf in die Schlacht." Schon folgte Shuuhei seinem Taicho und machte sich für den Angriff bereit.

Und schon begann das Spiel wieder von vorne. Fortsätze schossen auf sie zu, nahmen ihnen allein durch die Ausweichmanöver die Energie. Es war anstrengend zu kämpfen, auf dem nun noch kleineren Platz. Ein paar Mal wäre Renji beinahe in die Nähe des Gesichts gekommen, doch jedes Mal wurde er wieder zurückgedrängt. Inzwischen bluteten er und Hisagi schon aus einigen Wunden, atmeten bereits schwer. Doch noch wollten sie nicht aufgeben.

Auch Shuuhei hätte schon einige Mal fast die Maske erreicht, doch im Endeffekt langte es immer nur um ihr kleine Kratzer zuzufügen, aber nicht um sie zu zerstören. Frustriert schüttelte er den Kopf, nahm sein Schwert kurz in die linke Hand um die rechte einmal durchzuschütteln. Sie kam ihm schon richtig taub vor, ohne Gefühl, auch der Schmerz hatte nachgelassen.

Entschlossen griff er wieder nach Shintora, sah sich nach Renji um und begann damit die Attacken auf seinen Taicho abzuwehren um diesem mehr Spielraum zu verschaffen. Es würde nichts bringen, wenn jeder von ihnen es über einen Alleingang versuchte. Er würde Renji den Rückenfreihalten und dafür sorgen, dass dieser den Hollow endlich fertig machen konnte.

Der Rothaarige bemerkte dieses Bestreben, überlegte sich, was er machen konnte. Und dann hatte er eine Idee, die ihm gut erschien, brauchbar – na gut, besser als nichts. Er warf Hisagi einen letzten Blick zu, stürmte dann auf den Hollow zu. Er hatte bemerkt, dass die Tentakel von überall wuchsen – überall bis auf eine Stelle. Die lag direkt über der Maske, zog sich ein Stück den Hinterkopf entlang. Wenn er schnell genug wäre, würde er es schaffen, ohne, dass das Ding ihm die Beine durchbohrte.

Die meisten der Fortsätze, die auf ihn zuschossen, wurden von Hisagi beseitigt, nur einen oder zweien musste er ausweichen. Dann setzte er auch schon zum Sprung an, landete nach einem halben Salto auf dem Hinterkopf des Monsters und schickte auch schon Zabimaru ins Rennen, schleuderte die scharfe Klinge direkt von oben auf die Maske, hörte ein Knacken, das verriet, das er getroffen hatte, sprang dann genau so schnell wieder weg, ehe der Hollow auf die Idee kam auch noch auf seinem Hinterkopf solche Dinger wachsen zu lassen und landete mit einem Keuchen neben seinem Fukutaicho.

Einen Moment starrte Shuuhei noch auf den Fleck, an dem der Hollow bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte, ehe er erleichtert in die Knie ging und erstmal sein Schwert zu Boden fallen ließ. Endlich war der Mistkerl hinüber. Jetzt mussten sie nur noch einen Ausgang finden und dann einige Stunden zurück bis zur Soul Society gelangen.

„Ich dachte schon, der will gar nicht mehr verschwinden. Gut gemacht, Taicho", keuchte er dann noch zwischen einigen Atemzügen hervor. Es war nicht leicht gewesen die Angriffe auf Renji zu blocken, aber es hatte sich ausgezahlt.

Renji wankte leicht, ließ sich dann in seine bevorzugte Position fallen – auf den Rücken, alle viere mehr oder weniger von sich gestreckt, den Blick gen Decke.

„Jeder Taicho…ist nur so stark…wie der Fukutaicho hinter ihm…", keuchte er dann außer Atem, grinste dabei. Das wenigstens hatte er sich immer gesagt, wenn er mit Kuchiki-taicho unterwegs gewesen war, hatte es aber mehr als Muntermacher für sich selbst gebraucht. Dieses Mal musste er allerdings zugeben, dass es stimmte. Alleine hätte er es nie geschafft, wäre nicht einmal in die Nähe der Maske gekommen.

„Dann sollte ich wohl noch etwas stärker werden, damit wir das nächste Mal nicht so lange brauchen." Shuuhei hatte es nicht als Kritik, aber auch nicht als Kompliment aufgefasst und einfach das geantwortet, was ihm eingefallen war. Dennoch nahm er sich selbst vor stärker zu werden, um seinen Taicho noch besser unterstützen zu können. Langsam kam ihm die Befürchtung, dass er um sein Bankai zu perfektionieren, darauf verzichtet hatte die Grundtechniken und normalen Angriffe im Shikai zu trainieren. Mit einem schmerzhaften Laut, ließ er sich zur Seite fallen, machte es Renji in gewisser Weise nach und rührte sich nicht mehr.

„Du kannst nicht einfach einmal sagen: Ja, hast Recht, ich war auch gut! Oder?"

Renji seufzte leise.

„Weißt du, man erwartet keine Wunder von dir. Und wir haben ihn besiegt, mehr wollten wir nicht. Schneller oder langsamer, was macht das schon für einen Unterschied? Wir haben das Ziel erreicht, wie lange wir dafür gebraucht haben, interessiert doch keinen. Also…sei einfach froh und gestatte dir auch einmal, stolz auf dich zu sein…", murrte er leise in die Dunkelheit, schloss dann die Augen. Ein ungutes Gefühl sagte ihm, dass sie so schnell nicht wieder in der Society sein würden. Irgendetwas beunruhigte ihn und es war nicht Hisagis schneller gehender Atem neben ihm.

Shuuhei bekam von Renjis ungutem Gefühl nichts mit, war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Sicher, so konnte man es auch sehen, aber wenn er stärker gewesen wäre, würde sein Taicho nicht verletzt neben ihm liegen und sie sich schon längst wieder auf dem Heimweg befinden. „Tut mir Leid", meinte er dann leise, es nicht wirklich ernst meinend.

Langsam richtete er sich auf, bekam im Liegen nicht genug Luft. Sein Brustkorb schmerzte immer noch von dem Schlag den Shintora abbekommen hatte. Nein, eigentlich tat ihm alles weh, jetzt, wo das Adrenalin langsam nachließ, spürte er die einzelnen Blessuren umso mehr. Wie es seinem Kollegen wohl ging?

„Bei dir überhaupt alles in Ordnung?", wollte er dann nach einem abschätzenden Blick auf seinen Taicho wissen.

Der Angesprochene hielt die Augen weiterhin geschlossen, versuchte den Ursprung seines Unwohlseins herauszufinden, hatte aber keine Chance. Also hob er langsam ein Lid, drehte den Kopf, konnte dennoch in der Dunkelheit kaum etwas erkennen. Zwar schien immer wieder von irgendwo Licht her zu kommen, aber er dachte eher, dass das fluoreszierende Teilchen im Gestein waren anstatt Sonneneinstrahlung.

„Wenn ich jetzt sagen würde, dass es mir noch nie besser ging, dann wäre das gelogen. Aber es ging mir auch schon mal weitaus schlechter…"

‚Und das ist noch gar nicht so lange her!', fügte er in Gedanken zu, drehte den Kopf dann wieder zurück.

„Und hör bitte auf, dich zu entschuldigen, ja? Vor allem, wenn du nicht mal weißt, wofür und es eigentlich auch gar nicht so meinst…", murrte er dann noch, konzentrierte sich wieder auf sein Inneres. Plötzlich sprang er hoch, ignorierte seine stöhnenden Knochen und ächzenden Blessuren und rannte in die Richtung zurück, aus der sie ursprünglich gekommen waren. Das Reiatsu des anderen Shinigami! Es fehlte! Das störte ihn. Und als er um die letzte Halbkurve bog, wusste er auch, warum es fehlte. Der Mann war tot. Getötet von etwas mit verdammt großen Krallen. Und etwas, das scheinbar nicht des Hungers wegen tötete.

„Ich glaube, wir haben ein Problem!", rief er in den Gang zurück, leichte Nervosität in der Stimme.

„Was ist los?" Shuuhei, überrascht von Renjis schnellem Aufspringen, hatte etwas länger gebraucht um seinem Taicho zu folgen. Stockte dann aber selbst, als er die Leiche vor seinen Füßen sah. Der Kerl war tot. Und machte eine ganz schöne Sauerei. Wie konnte etwas so Großes von ihnen unbemerkt einfach einen ihrer Leute getötet haben?

„Meinst du es gibt noch einen zweiten Hollow?", flüsterte er leise um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Renji zuckte mit den Schultern, sah sich um. Was auch immer es war, es war gut. Man konnte es nicht spüren, nicht sehen, aber es war da gewesen. Ob es immer noch in der Nähe war? Sein Blick wurde forschend, ernst, misstrauisch.

„Keine Ahnung, was es ist…ich weiß nur, dass wir uns davor in Acht nehmen sollten…", grummelte er leise zurück, trat dann einen Schritt zurück, die Augen immer noch wachsam offen. Wie spät mochte es sein? Sicher schon Abend, wenn nicht Nacht.

„Heute kommen wir ohnehin nicht mehr zurück…wir sollten uns in die Höhle von vorhin zurückziehen. Dort kann man uns nur von einer Seite aus angreifen. Und für heute Ruhe suchen…das Ding läuft uns mit Sicherheit nicht weg, würde ich sagen."

Es war riskant, sich in die Höhle zurückzuziehen. Immerhin schnitt man sich so auch selbst den Fluchtweg ab. Aber sie brauchten etwas Ruhe. Und wenn man zwei Seiten bewachen musste, ging das schlecht.

„Klingt wie das beste was wir im Moment machen können. Ich schicke Shintora vor, der soll uns informieren, falls sich etwas zwischen uns und der Höhle befindet." Ruhe klang gut. Allzu oft würde Shuuhei seinen Freund auch nicht mehr rufen können, wenn ihm die Kraft fehlte. Es war einfach zu anstrengend sein Shikai zu halten, wenn er von einem Kampf erschöpft und ausgepowert war. Sie brauchten etwas länger als beim letzten Mal um die Höhle wieder zu erreichen, aber wenigstens stellte sich ihnen kein neuer Gegner in den Weg und so rutschten beide erschöpft nebeneinander in der am weitest entfernten Ecke zum Eingang, zu Boden.

„Huff…das war ein harter Tag!"

Renji schüttelte nur angewidert den Kopf. Kein warmes Bett, keine weiche Matratze, einfach gar nichts. Und dazu noch saukalt. Er hatte schon wieder extremes Glück, so wie es aussah.

„Wie geht es deinen Wunden? Zeig mal her…" Nachlässig streifte er sich den dämlichen Taichomantel von den Schultern, der ihm ohnehin nicht gefiel. Er würde wohl als Verbandsmaterial herhalten müssen.

Schnell wollte Shuuhei protestieren, doch ein böser Blick von Renji brachte ihn zum Schweigen. Zögerlich öffnete er seinen Kimono und streifte ihn von den Schultern, ermöglichte Renji somit einen guten Blick auf seine Oberkörper. Leichte Gänsehaut bildete sich sofort auf seiner verschwitzten Haut, ließ ihn erschaudern. Noch hielt sein Zanpakutou Wache und er selbst konnte sich auf Renji konzentrieren, beobachtete dessen Bewegungen.

Der Rotschopf hatte sich seinerseits nun auf die Wunden konzentriert, kontrollierte, ob diese tief und somit gefährlich waren. Aber bis auf die Schulter war es nicht weiter Besorgnis erregend, wurde dennoch mit dem in Streifen gerissenen Taichomantel verbunden.

Erst dann rutschte er näher, besah sich nun auch noch die Verletzung an der Schulter. Diese ging schon tiefer, hatte aber zum Glück keine wichtigen Muskeln oder Sehnen verletzt.

„Richtig verarzten kann es dann wohl erst die Vierte. Ich werde es nur mal provisorisch verbinden, damit du mir nicht ausblutest und damit du wenigsten einen stützenden Verband drum herum hast!", erklärte er leise, machte sich mit konzentriertem Gesicht an die Arbeit.

„Schon okay. Du kannst ja nichts dafür. Lass noch was von deinem Mantel übrig, du könntest auch ein paar Streifen vertragen."

Kurz zuckte der Schwarzhaarige schmerzhaft zusammen, als Renji den provisorischen Verband um seine Schulter fest zog, ließ sich sonst außer dem etwas schnelleren Atmen nichts anmerken.

Renjis Nähe machte Shuuhei ganz unruhig, verwirrte ihn, ließ in wieder an dessen Aussage von letzter Nacht denken und prompt wurde ihm heiß, er hoffte nur, dass sich seine Gesichtsfarbe nicht in dunkelrot wandelte, denn dann hätte er Erklärungsbedarf.

„Danke…jetzt schau ich mir deine an, okay?", versuchte er sich abzulenken.

„Ach was, die sind nicht so wild, ich…mach ja schon!", änderte er seinen Satz angesichts von Shuuheis Blick rasch ab. Folgsam setzte er sich vor den anderen, streifte nun auch noch den dunklen Kimono von seinen Schultern, schauderte kurz, hielt dann aber still. Er glaubte nicht, dass er so schlimm verletzt war. Wahrscheinlich waren es nur Kratzer und kleinere Schnitte.

„Was hast du? Hast du Fieber?", fragte er dann plötzlich, legte die Hand auf Hisagis Stirn. Sein Mitstreiter wirkte ungesund rot.

„Was?...oh…nein, ich hoffe nicht." Shuuhei war kurz sehr überrumpelt gewesen, wollte schon vehement ablehnen, als ihm einfiel, dass Fieber die einzige Ausrede war, die ihm blieb ohne sofort aufzufliegen. Versucht sich durch Renjis Hand an seiner Stirn nicht ablenken zu lassen, verarztete Shuuhei die Schürf und Schnittwunden seines Taichos und brauchte den restlichen Stoff auf.

„So, fertig. War nicht so schlimm, bis auf die eine etwas größere Wunde auf deinem Rücken. Wir sollten uns überlegen, wer wann Wache hält. Ich kann Shin nicht mehr lange hier halten. Dann sind wir auf uns alleine gestellt", flüsterte der Schwarzhaarige, als er sich müde wieder in seinen Kimono zwängte. Durch den Verband konnte er seinen rechten Arm nun noch schwerer bewegen als schon zu vor. Ein Umstand, der ihn nicht gerade glücklich machte.

„Kein Problem, ich halte die erste Wache, du ruhst dich aus…"

Renji sah an die Decke, grübelte. Sie hatten keine Sonne, an der sie sich orientieren konnten, sie hatten gar nichts. In der Höhle war es dunkel, seltsamerweise fast noch dunkler als im Gang, was schon eigenartig anmutete. Wenn Hinamori hier wäre – oder Hitsugaya-taicho – die könnten ein Bannfeld errichten, dann hätten sie Ruhe und nichts könnte passieren. Aber Renjis Können hierbei war äußerst dürftig.

„Schlaf einfach, ich wecke dich dann!", knurrte er noch frustriert, ehe er sich Zabimaru schnappte und sich an die Wand nahe dem Höhleneingang setzte, um diesen im Auge zu behalten.

Bevor Shuuhei noch protestieren konnte, war Renji schon verschwunden. Also ergab er sich, ließ sich seitlich auf den Boden sinken und zog die Beine an um wenigstens etwas Wärme zu speichern.

„Aber mach nicht die ganze Zeit durch. Du musst dich auch ausruhen", rief er noch leise in die Richtung, in der sein Taicho verschwunden war, ehe er die Augen schloss und sofort erschöpft einschlief.

Renji nutzte die Zeit zum Nachdenken. Irgendwas war hier gewaltig faul. Nur wusste er noch nicht was. Erst dieser Hollow, der auf jeden Fall in die A-Kategorie gehört hatte, aber ganz zufällig in der C aufgetaucht war. Dann dieses Höhlensystem hier und nun noch der seltsame Angreifer. Ob er sich noch einmal zeigen würde? Renji hatte keine Lust darauf, ihm über den Weg zu laufen. Sein Plan für den morgigen Tag hatte bereits konkrete Formen: Aufstehen, Weg nach draußen suchen, Weg nach Hause suchen, schlafen gehen. So und nicht anders hatte er es vor. Geld war gut und schön, aber wenn der Gegner, den sie hier vor sich hatten, nicht einmal in der Datenbank geführt wurde, dann war die Mühe umsonst. Ganz davon abgesehen, dass dieser nicht mit sich scherzen zu lassen schien.

Renjis Blick wanderte zu Shuuhei, der bereits tief schlief, die dringend benötigte Kraft nachholte. Renji wollte ihn solange wie möglich schlafen lassen, ihn erst wecken, wenn es unbedingt nötig wäre. Also unterhielt er sich währenddessen leise mit Zabimaru, der ihm Gesellschaft leistete, sich neben ihn gesetzt hatte, es sogar vermochte, ein wenig Wärme zu spenden. Renji mochte den großen Affen mit dem Schlangenschwanz wirklich gern, er war ihm stets ein treuer Begleiter gewesen, scheute weder Schmerzen noch Anstrengung um seinem Herrn helfen zu können. Nur leider war er eben nicht menschlich, sondern immer noch ein Schwert. Manchmal…fehlten Renji die menschliche Wärme und Nähe eines anderen, vermisste er die Zeit im Rukongai bei seinen Freunden und Kameraden. Hin und wieder dachte er an sie, an ihre Gräber, die sie zurückgelassen hatten, als einer nach dem anderen gestorben war.

Und hin und wieder wünschte er sie sich geradezu verzweifelt herbei. So wie jetzt auch. Dennoch strich er mit der Hand durch das weiße Fell seines Freundes, neigte den Kopf etwas, versuchte, den Schlaf wieder zu vertreiben.

Shuuhei hatte gerade einmal eine Stunde geschlafen, als sein erschöpfter Geist auch schon wieder an die Oberfläche drang. Es war einfach zu kalt in der Höhle und dass er auf dem Boden lag, machte es nicht besser. Müde schob er sich in die Senkrechte, stöhnte leise auf als er seine vor Kälte steife Schulter bewegen musste. Schnell fixierte er den rechten Arm mit seiner linken Hand, ehe er sich langsam auf die Beine schob. Dann machte er sich müde auf den Weg zu Renji und ließ sich neben dem Rothaarigen wieder auf den Boden sinken. Zabimaru beachtete er nicht und ehe er sich versah hatte er sich etwas an seinen Taicho gelehnt.

„Mhh…ich denke ich kann jetzt die Wache übernehmen. Schlafen kann ich sowieso nicht. Du solltest dich auch etwas ausruhen." Zufrieden stellte Shuuhei fest, dass es hier neben Renji tatsächlich wärmer war als alleine auf dem kalten Boden. Vielleicht würde sich Abarai ja dazu entschließen hier zu bleiben, damit sie sich gegenseitig warm halten konnten. Dennoch würde sich Shuuhei niemals fragen trauen. Immerhin war Renji gerade einmal ein Bekannter. Sie kannten sich weder lange noch gut und dann waren da immer noch die Erinnerungen an dessen Worte.

Renji wurde aus seinen Gedanken gerissen, sah auf den dunklen Haarschopf so dicht neben sich.

„Schon okay, immerhin habe ich heute Nachmittag auf dem Felsen geschlafen…also, sei gefälligst still und schlaf, immerhin musst du mich morgen gegen dieses Monster verteidigen."

Der Rotschopf grinste, spürte aber auch den kalten Körper an dem seinen. Vorsichtig schlang er deshalb einen Arm um diesen, nicht zu vertrauensvoll, nicht zu aufdringlich, gerade so, dass die primäre Absicht klar wurde: Wärme zu vermitteln. Dann verfiel er wieder in Schweigen, konzentrierte sich erneut auf den Höhleneingang.

Sich anfangs ob dieser Umarmung ein wenig komisch fühlend, entspannte sich der Schwarzhaarige dennoch ziemlich schnell wieder. Die Wärme, die von Renji ausging, lullte ihn ein und ließ ihn wieder schläfrig werden und schon bald fielen Shuuhei die Augen zu und sein Kopf landete auf Abarais Schulter.

Renji bewegte sich nicht, starrte weiterhin auf den Höhleneingang.

„Aber er kann nicht schlafen, sagt er!", murrte er nur leise, halb amüsiert, stellte sich dann auf eine lange und unbequeme Nacht ein. Aber solang sie nur lang und unbequem war, hatte er kein Problem. Nur Besuch sollten sie keinen bekommen.

Doch dieser hatte nicht vor sich zurückzuziehen und die beiden Shinigamis ohne weitere Probleme ziehen zu lassen. Da der Eingang zur Höhle blockiert war und man ihn dort als erstes vermuten würde, schlich sich der Hollow von der anderen Seite an. Materialisierte sich an Shuuheis ehemaligen Schlafplatz und marschierte vorfreudig auf leisen Füßen auf die beiden sitzenden Gestalten zu.

Renji hatte schwer mit der immer fordernder werdenden Müdigkeit zu kämpfen. Immer wieder fielen ihm die Augen zu, konnte er sie nur mit äußerster Kraftanstrengung wieder öffnen. Genau aus diesem Grund bemerkte er den Hollow erst spät, beinahe zu spät. Nur ein warnendes Geräusch von Zabimaru hatte ihn hochschrecken lassen und im letzten Moment, ehe die spitzen Krallen auf Hisagi niederdonnerten, packte Renji diesen bei den Schultern und zerrte ihn mit einem Sprung weg.

„Mistvieh!", maulte er wütend, zog seinen Soul Slayer, bemerkte gar nicht, dass er seinen Fukutaicho immer noch an sich gepresst hielt.

Shuuhei, so brutal aus seinem Schlaf gerissen, realisierte erst einmal nicht wirklich was los war und klammerte sich an seinen Taicho um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und auf dem Boden zu landen. Doch als er sah, warum Renji ihn über den kalten Höhlenboden zog, weiteten sich seine Augen. Schnell sprang er auf, zog sein Schwert und stellte sich neben Abarai. Die Müdigkeit und die steifen Glieder waren vergessen, es zählte nur noch dieser seltsame Hollow, der sie anzugrinsen schien.

„Der foppt uns doch…", murrte Renji, ergriff Zabimaru mit beiden Händen und begab sich in Kampfstellung. Für heute hatte er eigentlich wirklich genug und nun das auch noch. Der Kerl, der nun vor ihnen stand, war nicht einmal in der Datenbank aufgeschienen. Also keine Hinweise, keine Tipps, gar nichts. Ein kurzer Blick traf Hisagi, dann sah er wieder auf den Hollow. Er seufzte.

„Das zeigt doch wieder, dass man Hollows nicht auf die gleiche Stufe stellen darf wie uns. Bestien spielen eben gerne mit ihrem Futter und töten auch zum Spaß." Shuuhei kniff die Augen zusammen, versuchte den Hollow vor ihnen abzuschätzen, Schwachstellen zu suchen. Leider konnte man bei solchen Monstern nie sagen, ob und wie sie sich veränderten, wenn man in einen Kampf mit ihnen geriet. Doch diese Art war ihm noch unbekannter als der, gegen den sie heute schon gekämpft hatten. Er wirkte doch mehr wie ein Tier ging auch auf vier Beinen, war aber um einiges kleiner als der eigentliche Besitzer dieses Höhlensystems.

„Irgendeinen Vorschlag, Abarai-kun? Oder einfach drauf los?", wollte Shuuhei dann leise wissen.

„Vorsichtig drauf los. Ich kann das Ding nicht einschätzen, es wäre gut, wenn wir ihn kämpfen sehen!"

Die etwas längeren Arme ließen darauf schließen, dass der Hollow auch genauso gut auf zwei Beinen gehen könnte, auf vier aber augenscheinlich schneller und wendiger war. Dass er noch ganz andere, wenig erfreuliche Fähigkeiten besaß, demonstrierte er gleich beim ersten Angriff seiner Gegner. Ehe deren Schwerter ihn treffen konnten, setzte er mit einem Riesensprung über sie beide hinweg, grub die Krallen in die hintere Wand und klammerte sich dort fest. Renji hätte schwören können, dass das sadistische Grinsen noch breiter geworden war.

„Verdammt…schnell, kräftig, scheinbar auch noch gerissen. Alles, was ein Hollow nicht sein sollte, wenn man ihn schnell besiegen will! Wir müssen ihn in eine Ecke drängen, sonst haben wir keine Chance!"

„Gut, dann fang ich mal an. Shintora!", rief der Wuschelkopf und stürzte sich auch gleich in den Kampf. Sofort erschien der weiße Tiger neben ihm, nahm den Anblick des Hollows kurz von allen Seiten in sich auf und griff dann von der linken Seite an, während Shuuhei die rechte in Angriff nahm.

Doch anstatt auch anzugreifen, sprang der Hollow von der Wand an die Decke, krallte sich auch dort fest und schoss eine Art Spinnennetz auf Hisagis Zanpakutou ab. Der Tiger konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde an die Wand genagelt.

Den ersten Gegner hatte der Hollow ausgeschaltet. Aus diesem Netz entkam so schnell keiner, außerdem hatte er noch eine andere kleine Überraschung parat und er würde sich dieses Schauspiel auf der Zunge zergehen lassen.

Wütendes Knurren und Fauchen unterstrich Shuuheis Zähneknirschen, als er sich überlegte, wie er nun an den Hollow herankommen sollte. Würde einer von ihnen springen, säßen sie kurze Zeit später garantiert auch in einem dieser Netze, welche wie es aussah, ziemlich ausbruchssicher waren. Also wie angreifen?

Renji hatte nur beobachtet, sich kaum gerührt, darauf gewartet, was geschehen würde. Es war gar nicht gut, was er festgestellt hatte, eher ziemlich schlecht.

„Hör mal, Shuuhei, kannst du den Tiger wieder verschwinden lassen? Aus dem Käfig befreien?"

Renji hatte eine Idee, was man machen könnte, auch wenn es gefährlich war und für den Tiger, sollte er nicht befreit werden können, tödlich. Unruhig wartete er auf eine Antwort, hoffte, dass diese positiv ausfallen würde.

Shuuhei fuhr sich mit der Hand über die Augen, blinzelte ein paar Mal. Er fühlte sich nicht gut, wusste aber nicht, woher das kam.

„Was?...Moment, ich versuch es." Konzentriert schloss Shuuhei einen Augenblick die Augen, versuchte Shintora zurück zurufen, doch ein frustriertes Knurren des Tigers und ein Kopfschütteln von Hisagi gaben dem Rothaarigen seine Antwort.

„Ich müsste ihn berühren, dann geht es sicher", war die Antwort des Schwarzhaarigen, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder in Richtung Decke wandte. Als Shuuhei die Augen öffnete, wurde ihm plötzlich schwindlig und er ging zu Boden. Sein Atem ging schwer, und seine Gliedmaßen fühlten sich unendlich bleiern an. Im selben Moment hörte man wie auch der Tiger zur Seite kippte und liegen blieb.

„Ich…was passiert hier?" Als Antwort erhielt er jedoch ein hysterisches, Furcht einflößendes Lachen, das von der Decke aus durch die ganze Höhle hallte.

„Da war es nur noch einer", kicherte der Hollow fröhlich.

Renji fluchte. Er warf einen schnellen Blick auf Hisagi, dann wieder auf den Hollow. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft. Die Ausgangssituation war denkbar schlecht. Solange Hisagi bewusstlos war, war er ein Handicap für Renji. Denn so musste dieser sein Augenmerk sowohl auf den Hollow richten, als auch auf seinen Fukutaicho.

Mit einem weiteren Fluch erweckte er Zabimaru, schlug einmal in die Richtung des Hollows, verfehlte diesen, wie nicht anders zu erwarten, knapp. Doch wenigstens hatte er nun dessen Aufmerksamkeit und konnte Mordgier in den irren Augen aufleuchten sehen. Sehr gut.

Noch ein weiterer Hieb in die Richtung des Feindes folgte, reizte ihn erneut, forderte nach Aufmerksamkeit. Und diese Aufmerksamkeit kam in Form eines Sprunges. Nur knapp konnte Renji nach hinten ausweichen, hielt sich aber nicht lange auf, ließ Zabimaru erneut vorstoßen. Wieder drängte ihn der Hollow weiter zurück, schien ihn einzukesseln. Dass er damit genau Renjis Plan folgte, schien er nicht zu merken. Auch Renjis Miene verriet nichts vom Erfolg seiner Idee. Bald stand er im Durchgang zum Höhlenausgang, hieb noch einmal in Richtung des Hollows, setzte erneut zurück. Erst als er sah, dass dieser ihm folgte, drehte er sich um und rannte los, weg von der Höhle. Der Hollow müsste ärgerlich genug sein, um ihm zu folgen, vertrauensvoll genug, dass sein Netz hielt, um seine Beute zurückzulassen, für spätere Spiele, für den kommenden Hunger, worauf auch immer.

Eine wilde Hetzjagd durch die düsteren Gänge entwickelte sich. Immer wieder verfehlten die scharfen Krallen Renji nur knapp, musste er umdrehen, da der Hollow ihn überholt hatte, eine andere Richtung einschlagen. Bald hatte er sich verlaufen, konnte sich auch nicht mehr vorstellen, dass das Monster zurück fand. Außerdem ging sein Atem schon schwer, schmerzte sein Rücken.

Und endlich fand er, was er schon die ganze Zeit suchte. Eine kleine Höhle, winzig im Vergleich zur anderen. Mit dröhnendem Atem blieb er in ihrer Mitte stehen, wandte sich um, wartete auf den Hollow, der auch bald erschien, ein siegessicheres Lächeln im Gesicht. Renji war eingesperrt, konnte nicht mehr fliehen und das Spiel war zu Ende.

Überrascht blieb das Ungetüm aber stehen, als in dem Moment, da es zum Angriff ansetzen wollte, ein spöttisches Grinsen über das Gesicht des Shinigamis trat. Doch noch bevor der Hollow nachfragen konnte, hob Renji sein Schwert und sprach ein Wort ganz deutlich aus.

„Bankai!"

Sekundenbruchteile darauf ertönte ein Rumpeln und Krachen, Steine fielen, Wände stürzten ein, ein Brausen und Dosen ging durch die Gänge, brachte alles zum Wackeln. Und im selben Moment fiel ein weißer Tiger zu Boden, nicht mehr länger von dem Energie saugenden Netz gehalten.