Kapitel 3: Morgenstund
Hermine erwachte am nächsten morgen zeitig. Verschlafen tastete sie nach ihrem Wecker, der neben dem Bett auf einem Kästchen stand 4:30 zeigte die Anzeige auf dem blauen Display. Viel zu früh eigentlich. Und doch war für sie an schlaf nicht mehr zu denken.
Also stellte sie den Wecker auf seinen Platz zurück, und schaltete ihre Leselampe ein. Danach griff sie zu einem kleinen Buch, das schon etwas mitgenommen aussah, und fing an darin zu lesen. Natürlich ein passendes Buch zur Arbeit. Allerdings ein Roman und kein Sachbuch! (Man höre und staune, es geschehen noch Zeichen und Wunder!)
Hermine hatte sich „Die Mumie kehrt zurück" von zuhause schicken lassen. Eines ihrer Lieblingsbücher. Sie hatte keine Ahnung, wie oft sie es schon gelesen hatte. Dennoch fand sie die Tatsache, dass der Held des Buches den selben Namen hatte wie ihr Professor: OConell! Zufälle gab es!
Doch nach einer guten Stunde, hielt sie auch das Buch nicht mehr im Bett. Und so früh hatte sie auch keine große Lust über ihren Dokumenten zu brüten, die sie gestern noch so glühend gegenüber Victoria verteidigt hatte. Sicher, die Dokumente waren einzigartig, und es war ihr schon fast eine Ehre sie übersetzen zu dürfen. Doch so früh am Morgen musste das nicht sein.
Statt dessen, zog es sie Richtung Bad. Was gibt es schöneres als den morgen mit einer schönen ausgiebigen Dusche zu beginnen. Anschließend stand sie vor dem Spiegel, und versuchte ihre Haare ein wenig zu bändigen. Irgendwie hatte dieser Teil von ihr seit sie in der Wüste war, ein noch viel störrischeres Eigenleben entwickelt als früher. Und nach einigen recht ergebnislosen Versuchen, gab sie den Kampf auf und griff nach einem einfachen Haargummi und die Sache hatte sich erledigt.
Ein weiterer Blick auf die Uhr mahnte aber jetzt zur eile. Zumindestens wenn sie sich noch ein Frühstück gönnen wollte. Auf dem Weg in die Küche noch einen schnellen Blick ins Terrarium geworfen. Zwei etwas müde aussehende Augenpaare guckten zurück. Ihre neuen Haustiere waren gerade eben aufgestanden so wie es aussah.
Eigentlich wollte sie ja ihren Kater Krummbein mitnehmen. Aber da sie fast keine Zeit aufbringen konnte um sich ausreichend um ihn zu kümmern, hatte sie entschieden ihn zuhause bei ihren Eltern zu lassen. Und sich kurzerhand zwei Bartis angeschafft. Aber die beiden waren noch nicht ansprechbar. Na ja, vielleicht heute Abend nach der Arbeit!
Und keine dreiviertel Stunde später, schlenderte sie schon gemütlich Richtung Parkplatz, der zu ihrer Unterkunft gehörte. Professor OConell war anscheinend noch nicht da. Denn sie fuhren jeden morgen zu dritt Richtung Camp. Also machte sie es sich auf einer Bank bequem und fing an mit den Pergamentrollen zu spielen, die sie unbedingt dem Professor zeigen wollte.
Hermine musste keine fünf Minuten warten, als sie auch schon das ihr mittlerweile vertraute Klappern und Scheppern des alten Geländewagens hörte, den der Professor zu fahren pflegte. Sie hatte sich am Anfang noch darüber gewundert. Schließlich war dies nicht unbedingt das typische Fortbewegungsmittel, dass Hexen und Zauberer zu nutzen pflegten. Dennoch hatte sie damals die antwort erhalten, es sei besser sich so weit wie möglich wie die restlichen Muggel hier in der Gegend zu verhalten. Zumindestens solange, bis sie wieder unter Ihresgleichen waren.
Doch als der Wagen um die Ecke bog, traf sie regelrecht der Schlag. Da saßen bereits drei Personen im Wagen. Der Professor, Thomas und, und Draco Malfoy.
„So ein Mist! Warum muss der schon wieder auftauchen!"
Dachte sie sich noch, als das Auto vor ihr zum stehen kam. Und schlagartig war ihre gute Laune wie weggeblasen. Auf die fröhliche Begrüßung von Seiten ihrer beiden Kollegen antwortete sie zwar mit einem ebenso fröhlichen „Guten Morgen", achtete aber darauf Draco nicht einmal dabei anzusehen. Wenigstens musste sie nicht auch noch die ganze fahrt über neben ihm sitzen. Also nahm sie auf dem Beifahrersitz platz, und begann OConell über ihre Entdeckung zu unterrichten! Wobei sie es allerdings genauestens vermied genauere Details zu erwähnen. Das hatte Zeit bis später.
Doch alles in allem verlief die fahrt ganz ruhig. Hermine bemühte sich nicht daran zu denken, dass ihr „Erzfeind" Malfoy hinter ihr saß, und starrte die ganze Zeit gerade aus dem Fenster. Keine zehn Minuten später, bog der Professor auf einen kleinen Feldweg ab, an dem auch schon andere Wagen abgestellt waren. Von hier aus würden sie per Portschlüssel weiterkommen. Früher wurde appariert. Doch nach einigen mehr oder weniger komischen Zwischenfällen, einigte man sich schnell auf eine etwas sicherere Art der Personenbeförderung.
Der Portschlüssel war auch schnell gefunden. Eine alte Plastiktüte, die auf der Ladefläche eines weiteren Geländewagens lag. Es kamen zwar keine Muggel hier her, doch sollte sich wirklich einmal einer hier her verirren, so konnte man sich wenigstens sicher sein, das sie nicht versehentlich ins Camp katapultiert würden.
Und das wäre doch mal was!
Also stellten sich alle vier um die Tüte auf, und warteten. OConell sah auf die Uhr. Sie hatten noch knapp einen halbe Minute Zeit.
„So Leute bitte gut festhalten, gleich geht's los! Fünf, vier, drei, zwei, eins!
Hermine fühlte wie sie plötzlich nach oben gerissen wurde. Um sie herum war alles nur ein wirbelnder Strudel aus Farben und Wind. Und genauso plötzlich wie sie nach oben gezogen wurde, genauso plötzlich landete sie wieder auf dem Boden.
Als sie sich umsah, stellte sie fest, das rundherum im Camp schon alle an der Arbeit waren. Überall liefen Leute umher, die anscheinend ziellos nach etwas suchten. Es hatte irgendwie Ähnlichkeit mit einem Ameisenhaufen. Ein heilloses Durcheinander, das perfekt organisiert war.
Doch allzu lange konnte sie dem geschäftigen Treiben nicht zusehen. Schließlich war auch sie hier um zu arbeiten. Uns so folgte sie dem Trupp vor ihr zum Eingang der Höhle.
Dort angekommen, hieß es erst einmal das Werkzeug auspacken. Also Hammer, Meißel, Pinsel usw.. Kaum war sie fertig, fing der Professor auch schon an sich seinem Hobby zu widmen: Reden halten! (soviel zum Thema nur Frauen reden viel und gerne! ;-))
„So! Leute! Was steht für heute auf dem Plan? Ah ja! Das gleiche wie gestern. Nun, wie ich sehe sind noch alle da! Frisch und ausgeruht hoffe ich?"
Der letzte Satz, war eindeutig an Malfoy gerichtet, der – sehr zu Hermines Leidwesen ! - einen völlig ausgeruhten Eindruck machte. Aber das konnte sich ja noch ändern.
„Ja, ja, sehr schön! Also dann mal los. Miss Granger? Ich habe heute eine spezielle Aufgabe für sie!"
„Ja? Was denn Mr. OConell?"
„Nun, da ich sehr großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten habe, werden sie heute bitte Mr. Malfoy genau erklären wie er beim zusammensetzen und reinigen der alten Tafeln vorgeht. Mit allem was dazugehört versteht sich!"
Was hatte er gerade gesagt? Hermine musste sch doch ganz bestimmt verhört haben. Geschockt blickte sie in Malfoys Richtung, und genau in diesem Moment blickte auch er mit dem selben Gesichtsausdruck zu ihr. Und darauf kam wie aus einem Munde von beiden:
„Nein! Alles nur das nicht!"
„Wie bitte? Was ist denn plötzlich in sie gefahren?"
Professor OConell sah verwundert in ihre Richtung, während sich Hermine und Draco abschätzend betrachteten.
„So wie ich es gesagt habe Professor! Bitte alles, nur das nicht!"
„Aber Miss Granger! Ich muss mich doch sehr über sie wundern! Ich dachte sie verstehen sich gut miteinander! Schließlich waren sie doch beide auf der selben Schule! Also bitte keine weiteren Diskussionen!"
„Aber Pro- ...!"
„Nein, auch nicht von innen Mr. Malfoy! So und jetzt an die Arbeit!"
„Jawohl!"
„Sicher!"
Gegenwehr war zwecklos. Und so mussten sich beide am Riemen reißen und versuchen sich nicht gegenseitig in tausend Fetzen zu zerreisen. Ein Vorhaben, das leichter gesagt war als getan. Beide gingen schweigend zu einem großen Tisch etwas abseits des neu entdeckten Stollens. Darauf waren zig verschiedene Bruchstücke und Fragmente verteilt. Einige waren schon fertig gereinigt, und warteten nur darauf in mühevoller Handarbeit zusammengesetzt zu werden. Alles in allem war hier vor ihnen genug Arbeit für die nächsten Monate.
Hermine machte es an sich großen Spaß an diesen Teilen zu arbeiten, doch zusammen mit Malfoy? Konnte die Hölle schlimmer sein? Andererseits machte auch er einen sehr unglücklichen Eindruck. Er ein Reinblütiger! Und er sollte mit diesem Schlammblut zusammen arbeiten? Es gab nichts das für ihn eine schlimmere Strafe sein konnte. Doch auf einmal, bemerkte er, das Hermine wohl etwas zu ihm gesagt haben musste.
„Wie bitte?"
Gab er mit seiner typisch unfreundlichen Art zurück!
„Ich habe dich gefragt, ob du weißt wie man mit dem da umgeht?"
Schnappte sie zurück, und wies dabei auf eine kleine Ledertasche, die das komplette Handwerkszeug eines Archäologen enthielt. Malfoy starrte sie an, als hätte sie ein paar Schrauben locker.
„Wieso? Für was gibt es den Zauberstäbe? Du denkst doch nicht einmal im Traum daran, das ich das alles mit dem Zeug da machen soll? So was ist was für Muggel! Also für jemanden wie dich!"
Eigentlich hatte er beabsichtigt, sie mit dieser Bemerkung zu kränken. Doch alles was er damit erreichte war, dass sich auf Hermines Gesicht fast Augenblicklich ein breites Grinsen ausbreitete. Was dachte sie sich nur dabei! So mit ihm umzuspringen?
„Oh! Na da bist du aber gehörig auf dem falschen Dampfer Malfoy! Du WIRST mit diesem Zeug da arbeiten MÜSSEN! Und zwar Stück für Stück! Und eigentlich sollte es mir egal sein wie du damit zurecht kommst. Aber auf der anderen Seite ist mir mein Job auch wichtiger, als das ich ihn für jemanden wie dich auf´s Spiel setzten würde. Und jetzt...!"
Der erste Punkt für mich!
Dachte Hermine. Immerhin musste er hier nach ihrer Pfeife tanzen. Und sie hatte vor dies auch zu nutzen. Und vielleicht kam sie auch noch dahinter was er eigentlich hier zu suchen hatte. Sollte sie vielleicht einfach mal fragen? Warum auch nicht. Schlimmer als ein paar Schimpfwörter konnte es ja nicht werden.
„Was machst du eigentlich hier Malfoy? Hat man dich strafversetzt?"
„Das hättest du wohl gerne was Granger? Aber ich muss dich leider enttäuschen. Mir wurde der Job im Ministerium einfach zu langweilig. War ähnlich Staubig wie das hier!"
„Ach so! Und ich dachte schon man hätte dich gefeuert!"
„Träum weiter!"
Und so ging es fast den ganzen Tag weiter. Aber immerhin stellten sie sich gar nicht so schlecht an. Sie waren beide schweigend übereingekommen, wenigstens für diesen einen Tag zusammenzuarbeiten. Wenigstens bis zu einer gewissen Grenze hin. Und es lief ganz gut.
So verbrachten sie den Großteil des Tages damit, die Stücke abzupinseln, mit kleinen Feilen zu bearbeiten, um Verschmutzungen zu entfernen, hier und da ein fehlendes teil an einer fast fertigen Tafel zu ergänzen usw. Auch der Professor war am Abend mit dem Fortschritt ihrer Arbeit zufrieden. Aber leider hatte er auch eine wichtige Anmerkung dazu:
„Nun da es anscheinend so gut hinhaut mit ihnen beiden hier, können sie morgen gleich damit weitermachen. Und nun, ab mit euch! Feierabend!"
Beiden fiel augenblicklich sprichwörtlich die Kinnlade nach unten. Noch einen Tag zusammenarbeiten? Das konnte man doch nicht überleben.
Das dachte sich Hermine auch später noch, als sie wieder in ihrer Wohnung war. Vici war wie immer noch nicht da.
Um so besser!
Dachte sie so bei sich. Wenigstens ein paar Minuten Ruhe am ganzen Tag. Und schließlich waren da auch noch zwei Herren, die auf ihr Abendessen warteten. Wenigstens waren die beiden noch munter. Wer wäre das bei diesem Abendessen nicht? Gemischter Salat ohne Dressing bestehend aus Karotten, Zitronenmelisse, Petersilie, Basilikum und Äpfel, garniert mit einer Portion Mehlwürmer. Lecker! (Zumindestens Echsen fahren voll drauf ab! Vor allem auf Mehlwürmer!) Noch schnell frisches Wasser ins Terrarium gestellt, und dann ab ins Wohnzimmer.
Hermine hing noch eine ganze Weile ihren Gedanken nach, bis ihre Mitbewohnerin nach Hause kam. Sie wollte sofort wissen wie es gelaufen war, nachdem Hermine ihr erzählt hatte, dass sie den ganzen Tag mit Draco zusammenarbeiten musste.
„Hör doch bitte auf damit Vic! Der Typ ist schrecklich! Und wenn ich dran denke morgen wieder den ganzen Tag mit dem zu arbeiten! Ich glaub ich lasse mich gleich ganz einmotten!"
„Ach komm schon! So schlimm wird's doch wohl nicht sein!"
„Oh doch! Du bist ja nicht sieben Jahre lang mit dem in die selbe Schule gegangen! So was arrogantes und selbstverliebtes habe ich selten gesehen. Mal abgesehen von Lockhart damals. Aber der war nur über die Maße hinaus selbstverliebt! Himmel wenn ich dran denke das ich den mal bewundert habe!"
„Wart doch mal ab! Vielleicht ist er gar nicht so schlimm. Du warst ein Lockhart Fan? Hahaha!"
„Lach nur! Aber was Malfoy angeht, bleibe ich bei meiner Meinung. Und guck jetzt nicht so. immerhin war sein Lieblingswort für mich Schlammblut."
„Vielleicht hat er's gar nicht so gemeint."
„Glaub ich nicht. –„
Hermine hielt kurz inne, um einen Blick auf die Uhr zu werfen.
„Oh Himmel! Schon so spät. Ich hau mich ins Bett. Muss morgen früh raus. Gute Nacht!"
„Gute Nacht.!"
An diesem Abend lag Hermine noch lange wach im Bett. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Doch sie hatte keine Ahnung, Was der nächste Tag für sie alle bedeuten sollte.
So endlich fertig. Bitte nicht böse sein wenn es immer ein wenig dauert. Arbeit halt! Trotzdem danke für eure lieben Reviews ganzdollfreu und auch neue sind dringend erwünscht. Also bis dann! Tschüsili!
