Kapitel : Götterdämmerung

Blaue Wolken und Nebelfetzen flogen rasend an ihnen vorbei. Hermine fühlte sich als hätte sich ihr Körper völlig aufgelöst. Und dennoch spürte sie deutlich die Anwesenheit anderer, konnte sich aber nicht erinnern wer es sein könnte.

Irgendwann spürte sie in dem rasenden Wirbel aber doch einen starken Sog, der sie in eine bestimmte Richtung zog. Hermine konnte in dem Wirbel von Farben nicht einmal erahnen ob sie nun nach oben oder unten fiel. Es ging einfach immer nur im wahrsten Sinne des Wortes der Nase nach.

Aber wenig später bemerkte sie weitere Veränderungen. Es wurde immer wärmer. Auch der Sog lies endlich nach. Das laute Rauschen, dass sie von Anfang an begleitet hatte, verstummte langsam zu einem leisen Summen.

Und schließlich riß der Sog endgültig mit einem Ruck ab.

Sie war immer noch vom Nebel umgeben, war sich aber nun wieder ihrer Existenz bewußt. Und nun konnte sie auch erkennen wer noch alles hier gelandet war.

Draco, der nicht weit von ihr entfernt stand oder besser gesagt schwebte, sah sich mit suchenden Blicken um. Als er in ihre Richtung sah, warf sie ihm einen fragenden was-machst-du-hier Blick zu. Sie war wieder einmal unfähig auch nur ein Wort zu sagen, und Draco schien es nicht anders zu gehen.

Beim weiteren umsehen, entdeckte sie nun auch OConell, der anscheinend immer noch mit seinen Beschwörungen beschäftigt war. Und dann, plötzlich erschien ein gleißend helles Licht. Es breitete sich aus, und es wurde noch wärmer. Und aus der selben Richtung drang eine Stimme - oder waren es mehrere?

„Wer wagt es unseren Schlaf zu stören?"

Es tauchten schemenhafte Gestalten aus dem Licht hervor. Hermine konnte nicht sagen wie viele es waren. Die Stimme oder die Stimmen hörten sich seltsam an. Man konnte nicht heraushören, ob die Stimme einer der Erscheinungen gehörte, oder ob mehrere auf einmal sprachen.

„Ich wage es"

Professor OConell war derjenige, der das Wort erhoben hatte. Sie hätte ja nicht einmal sprechen können. Würde es nicht an einem Zauber liegen, so hätte es Hermine im Moment einfach nur schlicht und einfach die Sprache verschlagen.

Lange kam sie nicht dazu ihren Gedanken nachzuhängen, denn die seltsame Stimme begann erneut zu erklingen:

„Was wollt ihr? Was ist euer Begehr?"

„Nun das ist ganz einfach. Ich-„

„Wartet ab, und seit gewarnt. Überlegt euch gut was ihr vorzubringen habt."

Was sollte das alles? Hermine kam sich vor wie in einem schlechten Film.

„Dessen bin ich mir bewusst!"

„Nun denn sprecht endlich. Unsere Geduld ist nicht unerschöpflich!"

Nun war es OConell, der sich umdrehte, und zu Hermine und Draco sah. Irgendetwas in seinem Blick gefiel ihr nun überhaupt nicht. Und mit einem Mal war ihre mühsam zurückverlangte Ruhe wieder verschwunden.

„Ich bringe euch diese beiden hier."

Sie erstarrte. Wenn dies überhaupt noch möglich war. Sie wandte den Kopf zu Draco, dessen Gesicht die selben Gedanken widerspiegelte. Der Professor musste absolut wahnsinnig geworden sein.

„Was erwartet ihr als Gegenleistung?"

„Ich möchte in eure Reihen aufgenommen werden. In die Unsterblichkeit."

Die letzten Worte hatte er fast geschrien. Danach herrschte Schweigen. Nach einer schier unendlich wirkenden Zeitspanne, ergriff der Professor erneut das Wort, Er klang leicht ungeduldig.

„Was sagt ihr? Wie ist eure Antwort!"

Stille. Es schien als wären die Lichtgestalten wieder verschwunden. Und auch der Professor schien nun leicht nervös zu werden. Aber auch das schien nichts zu bringen. Die Antwort lies immer noch auf sich warten.

Und endlich:

„Ihr denkt das ihr der Richtige für unsere Reihen seid? Habt ihr euch die Unsterblichkeit auch verdient?"

„Seit Jahren schon schütze ich den geheimen Tempel hier. Alles habe ich getan um eure Existenz zu schützen. Ist das nicht genug? Außerdem bringe ich euch diese beiden hier als Opfergabe."

„Einfältiger Narr! Glaubt ihr wirklich das uns das Leben dieser beiden interessiert?"

Die Stimmen gewannen nun wieder mehr an Kraft und Lautstärke. Und Hermine glaubte nun auch zu hören, dass sich auch der Tonfall dabei änderte. War sich aber nicht ganz sicher. Aber sie fuhr unbeirrt fort:

„Dennoch, wir haben uns euer Anliegen genauestens überprüft."

OConnel lachte darauf hin lauthals los. Endlich war er am Ziel seiner Arbeit angelangt. Die Unsterblichkeit war zum greifen nahe.

„Ich wusste es von Anfang an! Ich bin bereit!"

Er war sich seiner Sache sicher und trat nun einige Schritte weiter auf die helle Lichtquelle zu und hob die Arme dem Licht entgegen. Hermine und Draco, konnten nur zusehen und sich ausmalen was dieser Verrückte wohl vor hatte. Es musste etwas unvorstellbares sein, wenn er dazu die Macht eines Gottes brauchte. Oder er war wirklich nur verrückt und Lebensmüde zugleich.

Und nun war es die Stimme die wieder sprach:

„Nun, dass sehen wir anders!"

OConells Gesichtsausdruck änderte sich in Sekundenschnelle. Die Vorfreude auf die Unsterblichkeit wich etwas, das Hermine nur als Todesangst deuten konnte. Es geschah alles so schnell, dass sie gar nicht mitbekam was eigentlich geschah. Sie konnte noch erkennen, dass ein gleißender Blitz auf OConell zuschoß. Sie hörte noch einen Markerschütternden Schmerzensschrei von seiner Seite - danach herrschte völlige Stille.

OConell war verschwunden. Und im Moment seines Verschwindens fiel auch die Starre von Hermine und Draco ab. Hermine sank in die Knie, während Draco sofort in ihre Richtung rannte.

„Hermine? Alles in Ordnung?"

„Ja ja- Ich glaub schon."

„Was war das gerade eben?"

„Das wollen wir euch gerne erklären."

„Was zum-?"

Die Stimmen waren wieder zurück. Der Nebel, der sich gerade eben gebildet hatte, verzog sich langsam wieder. Von OConell war nun nichts mehr zu sehen. Was war mit ihm passiert?

Hermine hatte eine leise Ahnung.

„Wer seid ihr?"

„Wir sind die Uyalia. Die Götter der alten Zeit."

„Die Götter der alten Zeit? Moment mal das habe ich gerade eben-„

„Richtig. Der Tempel, den ihr gefunden habt, war einst ein Heiligtum unseres Volkes. Und unsere Geschichte ist an jenem Ort auf den 40 Tafeln niedergeschrieben. Du hast sie selbst gelesen."

„Dann wart ihr das gerade? Konnte ich durch eure Hilfe die Sprache verstehen?"

„So ist es."

„Moment mal! Jetzt gibt alles einen Sinn. Die Vision diese Tafeln. Und was mir jetzt erst auffällt: Die heilige Zahl! Das war also alles nur um uns hier her zu führen? Aber weshalb?"

„Wir existieren schon seit langer Zeit. Damals, entstanden wir aus den Gebeten und Gedanken der Menschen. Sie verehrten uns und wir hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Doch nach und nach gerieten wir in Vergessenheit. Viele von uns sind bereits in Vergessenheit geraten. Ihre Namen und Gestalten sind bereits vollkommen verschwunden. Nur ein paar von uns sind noch übrig. Und wir sehnen uns nach Ruhe und Schlaf."

„Warum seid ihr dann nicht alle verschwunden?"

„Das wollen wir euch sagen: Wir sind aus den Gedanken der Menschen entstanden. Und solange sich jemand an uns erinnert, sind wir dazu verdammt weiter zu existieren. Erst wenn wir in völlige Vergessenheit geraten sind, werden wir unsere Ruhe finden."

„Und OConell? Was war sein Ziel?"

„Er wollte in unsere Reihen aufgenommen werden. Er war der letzte, der sich an uns erinnerte. Er wollte verhindern, dass unsere Macht gänzlich verschwindet. Er wollte sie sich selbst zu nutze machen. Nun hat er seine gerechte Strafe erhalten für alle Untaten die er begangen hat."

„Aber wenn ihr in Vergessenheit geraten wollt? Wie soll das gehen? Ich meine jetzt werden wir uns an euch erinnern."

„Das wird nicht weiter von Bedeutung sein. Ihr habt unsere wahren Gestalten nie erblickt. So könnt ihr euch nicht erinnern. Wir werden mit unseren letzten Kräften alles zerstören, was auf unsere Existenz hinweisen könnte. Wenn ihr wieder im Tempel seid, beeilt euch, sonst können wir keine Garantie geben das ihr unbeschadet zurück an die Oberfläche kommt."

„Was habt ihr vor?"

Es kam keine Antwort mehr. Das Rauschen wurde wieder lauter, und auch der Nebel verdichtete sich. Das Licht das gerade noch hell leuchtete, war verschwunden. Hermine fühlte erneut, dass sie wieder von einem Sog erfasst wurde, der sie nun in die entgegengesetzte Richtung zog. Doch diesmal konnte sie sich wenigstens bewegen.

Und sie war nicht mehr allein. Kurz bevor sie endgültig vom Sog erfasst wurde, griff Draco nach ihrer Hand, und beide wurden zusammen in den unsichtbaren Strudel gezogen.

Sie konnte nicht einmal einen klaren Gedanken fassen, bevor sie erneut auf dem harten Steinboden landeten. Draco, der einigermaßen auf seinen Füßen gelandet war, zog sie in die Höhe.

„Los komm schon, bevor alles hier um uns zusammenbricht!"

Und er hatte Recht. Es war kaum zu hören. Leise rieselte Sand und Staub von der Höhlendecke auf den Boden. Ein unterschwelliges Grollen drang durch den Stein, wie als Vorahnung auf das was gleich kommen sollte.

Ohne sich noch einmal umzusehen, lies sie sich von Draco mitreißen. Kaum hatten sie die ersten Meter hinter sich gebracht, hörten sie ein lautes Krachen als die ersten Säulen einstürzten. Zum umsehen hatten sie keine Zeit. Sie rannten so schnell sie konnten auf den Ausgang zu. Die ersten Steinbrocken polterten zu Boden, und wirbelten Unmengen von Staub auf. Das Luftholen viel ihnen schwer, da immer mehr Staub in die Luft gewirbelt wurde.

Endlich hatten sie die Türe erreicht. Zurück durch den kurzen Gang am See vorbei und schon hasteten sie die Treppe hinauf. Die Geräusche der einstürzenden Höhle wurden immer noch nicht leiser. Erst als sie an der großen Steintreppe angelangt waren und auch diese hinaufgerannt waren, verstummte das Poltern und Rumpeln langsam. Und zum ersten Mal wagten sie es kurz stehenzubleiben um zu verschnaufen.

„Hermine?"

„Was?"

„Mach so was nie wieder ja!"

„Ok! Moment mal? Seit wann hast du mir eigentlich zu sagen was ich zu tun und zu lassen habe?"

„Ach Gewohnheit!"

Er brachte ein halbwegs normales Grinsen zustande und Hermine konnte nicht anders als ebenfalls zu Lachen.

„Lass uns endlich von hier verschwinden. Was war das eigentlich gerade eben?"

„Ich hab nicht den leisesten Schimmer. Ehrlich!"

„Sagst du mir wenigstens was du auf diesen verdammten Tafeln gelesen hast?"

Er sah sie fragend an, worauf sie nur leicht den Kopf schüttelte.

„da stand im großen und ganzen nur das was uns die Uyalia gerade eben gesagt haben. Nur ein wenig ausführlicher. Was ist jetzt? Gehen wir?"

Wenig später stiegen sie den Geröllberg hinauf, den sie am Anfang hinuntergeschlittert waren. Es war spät geworden. Kein Mensch war mehr in der Höhle. Kein Wunder. Außer ihnen beiden und dem Professor war nur noch Thomas hier gewesen. Und der war nirgends zu finden. Zum Glück. Hermine musste erst einmal tief Luft hohlen, bevor sie irgendetwas sagte.

„Lass uns endlich ganz von hier verschwinden ja?"

„Gute Idee. Ich hab die Schnauze nämlich voll von hier!"

Doch da war noch etwas, dass Hermine unbedingt wissen musste:

„Draco?"

„Was denn?"

„Sagst du mir jetzt endlich was dich hier her in die Wüste verschlagen hat? Und sag nicht wieder das du Abwechslung im Job brauchst! Das glaube ich dir nämlich nicht!"

„Du gibst nie auf oder?"

„Du kennst mich!"

„Na schön. Also ich bin hier im Auftrag des Ministeriums. Meine Aufgabe ist es, oder besser gesagt war es - ein Auge auf O´Conell zu haben. Dem Ministerium war bekannt, das der Kerl nicht ganz sauber war. Und deswegen haben sie beschlossen ihn zu beschatten. Und wenn Sich der Verdacht bestätigen sollte das er mit dunklen Mächten hantiert, hätten wir ihn sofort festgenommen. Aber das hat sich ja wohl erledigt."

„Warum hast du das nicht schon früher gesagt? Ich hätte es niemanden verraten."

„Ich wusste nicht in wie weit du in der Sache verwickelt warst. Und außerdem kann ich dich nicht leiden!"

„Endlich mal ein Punkt in dem wir uns einig sind! Und jetzt beeil dich endlich mal."

Nach nicht einmal einer Minute standen sie nun vor dem Eingang der Höhle. Draco kletterte das kleine Stück als erster nach oben, und streckte ihr die Hand entgegen um ihr hochzuhelfen.

Als sie ins freie trat, schlug ihr die Hitze des Tages noch entgegen obwohl die Sonne bereits blutrot unterging. Schweigend standen sie nebeneinander und sahen dem still zu. Solange bis Hermine sich leise räusperte.

„Ich glaube jetzt müssen wir uns einen neuen Job suchen."

„Was meinst du mit wir? Du vielleicht ich nicht!"

„Bitte! Dann - sei eben - gemein! Du kommst doch auch mit leeren Händen nach Hause oder irre ich mich da?"

„So würde ich das nicht gerade sagen!"

Er sah ihr genau in die Augen als er dies sagte. Und gerade als Hermine zu einer Antwort ansetzten wollte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. Ein leichtes Kribbeln durchlief ihren ganzen Körper, als er sie in die Arme zog und leidenschaftlich küsste. Hermine erwiderte seinen Kuss. Dabei gingen ihr so viele Gedanken durch den Kopf. Was tat sie da eigentlich?

Aber im Moment war ihr das alles egal. Sie wünschte sich nur, dass dieser Moment nie enden würde.

ENDE

Fertig! Jipie! Ich hoffe das Kap hat euch gefallen. Oder wer will noch einen Epilog? Auf jeden Fall schon mal VIIIIIIIIEEEEEEEEEELEN Dank für alle eure Reviews! Ich stell demnächst aber auch ne neue HP-Story rein. Aber mehr wird noch nicht verraten!

Die Zahl 40 wird oft auch als Heilige Zahl bezeichnet, da sie oft in der hl. Schrift erwähnt wird wie z.B. Die große Flut - Es regnete 40 Tage und 40 Nächte, Jesus fastete 40 tage lang in der Wüste, Das Volk Israel wanderte 40 Jahre durch die Wüste ins gelobte Land usw.