Dieser Mann glaubt,
das die Zukunft die du mir gezeigt hast,
geändert werden kann.
Cassandra
Kapitel 3: Versammlung
Die Lage war ernst.
Hatte es am Anfang nur so ausgesehen, als würde eine größere Bande ihre Untaten treiben, so stellte sich später heraus, dass sie es wohl mit einer ganzen Armee zu tun hatten.
Keiner wußte woher sie kamen, wohin sie wollten oder was sie wollten. Wie Balthazar vor einigen Nächten schon zu seinem Heerführer gesagt hatte: Die Gefangenen würden Reden.
So hatten sie erfahren, dass diese Bande nur eine von vielen war, die nur den Zweck dienten die Aufmerksamkeit der einzelnen Stammesführer abzulenken von den Dingen die eigentlich vor sich gingen.
Aber alle weigerten sich strikt mehr zu verraten. Egal wie schmerzhaft die Folter auch sein würde. Lieber wollten sie für ihre „gute Sache" sterben.
Schon einige Tage nach dem Überfall auf das Dorf brach Balthazar Richtung Gomorra auf. Sie würden einiges zu tun haben, wenn sich die Worte der Banditen als richtig erweisen würden. Doch allein würden sie einer großen Armee nicht entgegenhalten können.
Sie schickten deswegen Nachrichten an alle Stammesführer des Landes, um gemeinsam zu beschließen was sie gegen die drohenden Angreifer unternehmen konnten und würden.
Zwei Wochen später waren die meisten der Stammesführer eingetroffen. Eine Versammlung war für den Nachmittag einberufen worden.
Mathayus sah in die Runde, und musterte die anwesenden. Es waren alte Bekannte hier, aber auch solche die er noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Neben dem Nubier Balthazar war auch Königin Isis gekommen. Die Kriegerinn hatte damals vor zwei Jahren einen großen Beitrag zu Memnonns Vernichtung geleistet. Sie unterhielt sich gerade mit Omar Kahlit, dem neuen Herrscher des Königreiches Ur. Er wurde ausgewählt König Perons Nachfolge anzutreten, nachdem dieser von seinem Sohn Takmet verraten und ermordet wurde.
Alles in allem war er ein sehr zielgerichteter Mensch, der klare Wege verfolgte um zu bekommen was er wollte. Dennoch war er gerecht im Handeln.
Auch die Anführer der größeren Stämme, die noch übrig geblieben waren, waren seiner Aufforderung gefolgt, und hatten sich auf den Weg nach Gomorra gemacht.
Schließlich ging es ja auch um das Wohl ihrer eigenen Untertanen.
Im Gegensatz zur letzten Versammlung der Stämme, bei der König Peron die Vernichtung Memnons beschlossen und geplant hatten, schlugen sie sich wenigstens nicht gegenseitig die Köpfe ein. Sie hatten wohl schon erkannt, dass sie an einem Strang ziehen mussten, um die vor ihnen liegenden Aufgaben zu lösen.
Inzwischen hatten sich fast alle an dem großen Tisch niedergelassen, der extra zu diesem Zweck aufgestellt worden war. Auch Mathayus hatte Platz genommen. Im Gegensatz zu Memnon, betrachtete er sich nicht als etwas besseres als die restlichen Anwesenden. Nur das schwere Goldene Armband mit der Figur des Skorpions wies ihn als Großkönig aus.
Er wollte es unbedingt vermeiden, so zu werde wie sein Vorgänger. Memnon hatte vor lauter Selbstverherrlichung einfach alles andere vergessen. Oder einfach ignoriert. So weit wollte er es gar nicht erst kommen lassen.
Es kam nun Ruhe in die Runde. Mathayus sah, dass sich in den Gesichtern der Anwesenden die verschiedensten Minen spiegelten. Außer Balthazar und ihm selbst, wusste keiner der Anwesenden wie ernst die Sache nun wirklich war. Nun war es also an der Zeit mit der Wahrheit herauszurücken. Mathayus ergriff nun als erster das Wort:
„Nun, da wir alle hier versammelt sind, ist es an der Zeit zu entscheiden was wir gegen einen drohenden Krieg unternehmen wollen."
„Wie kommt ihr darauf, dass uns selbiger droht?"
Genau! Meine Späher haben nirgends etwas derartiges beobachten können. Nicht einmal das kleinste Anzeichen einer Armee oder etwas anderem dieser Art."
Die Anwesenden Stammesführer fingen plötzlich an laut durcheinander zu reden. Zumindestens so lange, bis Omar Kahlit mit der Faust auf den Tisch schlug. Sofort trat Stille ein. Alle blickten nun in seine Richtung.
„Wollt ihr es nun erfahren, oder zieht ihr es vor einfach weiter durcheinanderzureden? Ich für meinen Teil würde es gerne wissen. Es gibt schließlich keinen Grund warum man sich so etwas ausdenken sollte."
Von allen Seiten drang nun zustimmendes Murmeln und nicken in die Mitte des Tisches.
„Nun gut, ihr sollt erfahren was vorgefallen ist. Balthazar?"
Mathayus blickte kurz zu dem Nubischen Riesen zu seiner Rechten. Mit einem kurzen Nicken erhob sich der angesprochene, und fing an zu berichten was alles vorgefallen war.
Angefangen mit den ersten Überfällen auf die verschiedenen Dörfer, bis hin zum letzten Überfall, bei dem es ihnen gelungen war, die Banditen auszuschalten. Und dabei hatten sie es auch geschafft an wichtige Informationen zu gelangen.
Und mit Hilfe selbiger wir ihnen auch ein Gegenschlag gelingen, von dem der Feind evl. überrascht sein wird.
Oder sie wissen schon längst bescheid.
Doch Balthazar lies sich diese Vermutung nicht anmerken. Er fuhr unbeirrt fort den Versammelten zu berichten was vorgefallen ist. Doch bevor er zum wichtigsten Teil der Sache kam, legte er eine kleine Pause ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es keiner der Anwesenden gewagt ihn zu unterbrechen. Doch die kleine Zeitspanne wurde sofort genutzt etwas dazwischenzurufen.
„Was haben die Gefangenen verraten? Nun fahrt endlich fort mit dem Bericht."
„Die Gefangenen haben ihren Auftrag verraten. Demnach dienen die Überfälle nur einem einzigen Zweck: Der Versorgung eines gewaltigen Heeres. Und es war nicht die einzige Diebesbande, die diesem Auftrag folge geleistet haben."
„Wollt ihr damit sagen, dass wir vor einem neuem Krieg stehen?"
Aufgeregtes Gemurmel machte sich in der Runde breit. Balthazar, der gerade fortfahren wollte, wurde aber jäh von Mathayus unterbrochen, der die restlichen Anwesenden zum Schweigen brachte, indem er einfach nur aufstand.
„Ja das tun wir. Ein unbekannter marschiert gegen uns. Und laut der Angaben der Gefangenen, folgt ihm eine Streitmacht von zehntausend Kriegern. Aber da es sich bei den Gefangenen um Strauchdiebe und Halsabschneider handelt, dürfen wir wohl von einer Streitmacht von nicht mehr als achttausend Mann rechnen. Solche Leute übertreiben grundsätzlich."
Erneut schwoll das Gemurmel an. So lange, bis einer der Stammesführer das Wort ergriff:
Und was erwartet ihr nun von uns? Das wir uns einfach so Eurem Heer anschließen? Wie können wir uns sicher sein, dass all das hier der Wahrheit entspricht?"
„Ganz genau, dem stimme ich zu. Was wenn das alle nicht stimmt."
„Fragt doch die Seherin!"
Das war der Zeitpunkt, an dem Mathayus die Anwesenden zum Schweigen brachte, in dem er ihnen mit einer Geste das Wort abschnitt.
„Die Seherin ist keine Seherin mehr. Also laßt sie aus dem Spiel."
Als er diese Worte aussprach, erscholl von der Türe her lauter Lärm. Und keine zehn Sekunden später wurde die massive Türe zum Trohnsaal aufgerissen, und ein Mann, gefolgt von zwei Soldaten betrat den Raum.
„Wie ich sehe meine Herren komme ich gerade noch rechtzeitig zu ihrer kleinen Runde."
