A/N: Eine kleine Geschichte, die mir nach der Krankenflügelszene im Kopf herumschwirrte und geschrieben werden wollte. Sie setzt am Ende vom OdP ein. Hope you enjoy it.
1. Krankenbesuch
Remus zitterte, als er durch das Atrium ging. Tonks, die er bewusstlos neben sich schweben ließ, schaukelte sanft, weil er seinen Zauberstab nicht ruhig halten konnte. Er umging die Trümmer des Brunnens und blieb stehen. Er versuchte, sich zu beruhigen, um mit Tonks nach St Mungos apparieren zu können. Er versuchte verzweifelt, die Bilder von Sirius, der durch den Schleier fiel, und von Harry, der Lestrange verzweifelt nach rannte, abzuschütteln und seine Schuldgefühle zu ignorieren. Er hatte Sirius nicht aufgehalten. Er hatte riskiert, dass Lestrange Harry tötete.
Er apparierte, als sein Herz nicht mehr bis zum Hals schlug. Das sonstige, geschäftige Treiben im Krankenhaus hatte sich vollkommen gelegt. Es waren nur wenige Patienten und noch weniger Heiler im Eingangsbereich und alle Anwesenden lauschten wie gebannt dem Radio.
„...Chaos im Ministerium – der Brunnen der Magischen Geschwister ist zerstört. Menschen laufen schreiend herum und der Zaubereiminister hat sich seit der Ankündigung, Er, dessen Name nicht genannt werden darf, sei zurückgekehrt, mit Albus Dumbledore..."
Remus kam an den Empfangsschalter und riss die Hexe aus ihrer Erstarrung.
„Ich bringe Nymphado-"
„Fluchschäden!", verkündete die Hexe und hörte nur weiter dem Radio zu, in dem gerade Sirius' mögliche Unschuld verkündet wurde. Natürlich, welcher Todesser würde wohl an Harry Potters Seite kämpfen?
Er brachte Tonks zur Abteilung für Fluchschäden. Auch dort hatten alle auf die Lausprecher gehört, aber der Heiler hatte sich sofort beeilt, als er Tonks sah.
„Sind Sie ein Angehöriger?", fragte eine Schwester Remus.
„Nein", antwortete er schwach.
„Dann darf ich Sie nicht in den Behandlungsraum lassen. Die Besuchszeit ist zwar zuende, aber möchten Sie warten?"
Remus nickte und ließ sich in einen der Stühle im Gang sinken. Wieder verdrängte er die Erinnerungen an die letzte Stunde und nur ein Gedanke blieb zurück: Ich bin allein. Der letzte der wahren Rumtreiber.
Er wusste nicht, wie lange er da gesessen hatte. Irgendwann kam die Schwester auf ihn zu. „Miss Tonks ist jetzt wach. Sie möchte Sie sehen. Aber bitte, nur kurz. Es geht ihr nicht gerade gut."
Er nickte wieder nur und betrat das Zimmer. Er sah drei leere Betten und eines mit einer schmalen Hexe mit farblos grauem Haar. Sie lächelte nicht, verzog nur schmerzvoll das Gesicht und sagte „Danke."
Er setzte sich auf einen Hocker neben sie. „Weißt du, was los ist?"
„Die Heiler und so weiter haben gesagt, Voldemort sei zurück. Aber eine besondere Neuigkeit ist das nicht, oder?"
Sie wusste es nicht. Remus öffnete den Mund, stammelte nach Worten und brachte nur eins heraus: „Sirius ist tot."
Tonks' Augen weiteten sich und Tränen schwammen in ihnen. „Nein." Ihre Stimme klang kläglich.
„Er ist durch den Schleier gefallen ... Bellatrix Lestrange war es." Remus sprach gepresst und gequält; Tonks wusste, dass er die Wahrheit sagte. Sie begann lautlos zu weinen, weil ihr sogar die Kraft fehlte, ihren Schmerz hinauszuschreien.
„Es ist meine Schuld"; schluchzte sie und zitterte.
„Nein!", widersprach Remus unerwartet scharf. „Es ist nur Lestrange gewesen..."
Sie begann erneut zu weinen, lehnte sich an seine Schulter und er versuchte sie, so gut es ging, zu trösten. Irgendwann machte sie sich los, flüsterte „Bitte bleib"; und schlief wieder ein.
O0o0o0o0o0O
Tonks hatte wirre Träume voller Schmerz und Tod. Sie wachte irgendwann auf, einfach weil sie es nicht mehr aushielt, zu schlafen. Sie blinzelte, als sie in warmes Sonnenlicht sah. Fast ihr ganzer Körper fühlte sich taub an und an den restlichen Stellen pochte ein dumpfer Schmerz. Sie setzte sich leicht auf, um etwas sehen zu können und realisierte zwei Dinge. Sie befand sich in St Mungo. Und Remus war bei ihr. Sie erinnerte sich schwach daran, was er ihr in der Nacht gesagt und dass sie sich danach an seiner Schulter ausgeweint hatte. Bei Merlin. Sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden.
„Morgen, Remus", sagte sie schwach und wusste, dass ihr Herzrasen in dieser Situation vollkommen unmöglich war. Er lächelte und ihr Herz schlug noch schneller.
„Gut geschlafen?"
„Neee..."
Er wurde wieder ernst und sagte leise: „Du hast drei Tage geschlafen, Tonks."
Sie sah ihn erschreckt an. „Hast du die ganze Zeit hier gesessen?", fragte sie bestürzt und verfluchte sich für die kindische Frage.
„Nein. In der Nacht durfte ich nicht", antwortete er ernst. Sie konnte ihn nur ansehen und, um etwas zu sagen, wiederholte sie „Danke."
Er nickte nur und schaffte es nicht, sein übliches leichtes Lächeln aufzusetzen.
„Sirius?", fragte sie schwach und wollte die Antwort nicht hören.
„Sie haben Lestrange nicht gekriegt", antwortete er tonlos. „Und Sirius ist jetzt offiziell unschuldig. Als würde es etwas nutzen." Seine Stimme klang bitterer, als sie sie je gehört hatte. Sie griff nach seinem Arm und überlegte, was sie sagen konnte. Dann öffnete jemand vorsichtig die Tür und ihre Mutter stürmte hinein, als sie sah, dass Tonks wach war.
„Nymphadora! Merlin sei Dank, wir haben uns solche Sorgen gemacht!" Sie umarmte ihre Tochter vorsichtig und ihr Mann, der kurz nach ihr kam, machte es genauso. Dann wandte sie sich an Remus.
„Danke, dass Sie auf sie aufgepasst haben", sagte sie glücklich.
„Keine Ursache, Mrs Tonks. Ich werde Sie besser mit ihrer Tochter alleine lassen. Gute Besserung", ergänzte er in ihre Richtung. Tonks hätte ihn gerne gebeten, zu bleiben, aber er verschwand schon.
TBC...
