Disclaimer: Mir gehört nichts. Die Personen, die Orte, die gesamte Harry–Potter-Welt gehören JK Rowling oder all den anderen, die die Rechte gekauft haben. Mir gehört nicht einmal die Idee. Traurig, aber wahr.

2. Aufträge und Arbeit

Eine energische junge Frau mit bonbonrosa Haar marschierte entschlossen auf das verfallene Haus am Dorfrand von Knightston zu. Nymphadora Tonks hatte weder eine besonders gute Laune noch eine großartige Selbstbeherrschung, und als sie über die erste Stufe der Holztreppe zum Eingang des Hauses stolperte, hätte sie am liebsten die Eingangstür in die Luft gejagt. Sie riss sich mühsam zusammen und ließ nur ein paar unschuldige Hortensien in Flammen aufgehen, bevor sie ins Haus stürmte und die Tür hinter sich zuknallte.

Es war kein guter Tag, und nicht einmal sie konnte ihn mit ihrer gewohnten Lässigkeit wegstecken. Sie war am Morgen, völlig geheilt, aus dem Krankenhaus entlassen worden und sofort zur Zentrale gegangen. Dort fand sie ein Schreiben von Rufus Scrimgeour vor, dass sie auf unbefristete Zeit in den passiven Dienst einteilte. Also keine Feldeinsätze, kein Training, keine Fortbildung, sondern Aktenstöbern und Berichte abschreiben. Die Vorstufe zur Versetzung in die normale Strafverfolgungspatrouille. Vermutlich wegen der Aktion im Ministerium, bei dem sie sich eindeutig als Unterstützerin von Dumbledore erwiesen hatte.

Sie war dann nach Hause, zu ihren Eltern, gegangen, weil sie nicht wirklich scharf auf die Überarbeitung der Fälle aus dem ersten Krieg, die ihr Scrimgeour „zur Kontrolle" gegeben hatte, war. Ihr Vater hatte sie dann mit dem Vorschlag überrascht, doch besser die Ministeriumsarbeit ganz sein zu lassen. Klar, er machte sich Sorgen, aber er sollte es besser wissen. Sie war so stolz, anerkanntes Mitglied des Aurorenteams zu sein (und „Aurorin" machte sich als Job immer gut, egal ob passiv oder im aktiven Dienst).

Und jetzt ein Treffen mit dem Orden. Das einzig Positive war die Tatsache, dass es nicht mehr am Grimmaultplatz stattfand. Bei dem Haus, in dem sie sich jetzt aufhielt, war es aber kein großer Unterschied – klamm, ungemütlich und düster waren beide. Wenigstens war dieses hier nicht voller keifender Porträts.

Sie blieb im Eingangsbereich stehen und sah sich orientierungslos herum. Keine Spur von den anderen. Sie verlor die Nerven und rief laut: „Hey! Jemand da?"

Am anderen Ende des kleinen Flurs wurde hektisch eine Tür geöffnet und Molly Weasley schaute erschreckt heraus. Sie schien erleichtert zu sein, Tonks zu sehen und nicht irgendeinen Todesser. Aber auch sie war eindeutig gereizt.

„Bist du wahnsinnig? Man könnte dich hören! Komm rein, es sind alle schon da", flüsterte sie in einem sehr scharfen, aggressiven Tonfall. Tonks folgte ihr und betrat einen kleinen Raum, offenbar ein Wohnzimmer. In Hogwarts waren die Besenschränke größer. Sie sah, wen Molly als „alle" bezeichnet hatte: Ihren Mann, Shacklebolt, Remus, Moody und sich selbst.

Molly sah sich geschäftig in der Runde um. „Okay. Es sind alle da. Wir nehmen einen Portschlüssel zu King's Cross. Da treffen wir Fred und George und warten auf die Kinder."

Tonks stöhnte innerlich. Also bestand ihr erster Auftrag für den Orden nach ihrer Verletzung darin, den Babysitter zu spielen.

„Warum lasst ihr die Zwillinge nicht in den Orden? Sie sind volljährig, nicht mehr in der Schule und wollen es sicher", fragte Kingsley, der neben ihr stand.

„Sie haben die Schule nicht abgeschlossen, oder?" erwiderte Molly barsch. „So, hier ist der Portschlüssel." Es war eine zerknitterte Ausgabe der Sun. „Auf drei geht's los. Eins, zwei, drei!"

Dreißig Minuten später landete Tonks wieder in dem kleinen vergammelten Haus. Alle außer Remus und ihr verabschiedeten sich knapp und disapparierten oder verließen das Haus durch die Vordertür. Tonks setzte sich auf einen wackeligen Stuhl. „Oh Mann, was für eine Bruchbude", bemerkte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte.

„Danke, Tonks. Sie gehört mir", antwortete Remus trocken und sie lief knallrot an.

„Ähm, ich wollte nicht – ich meine, es hat einen gewissen ... Charme..." Sie verstummte, als Remus trocken lachte.

„Ich weiß, dass es eine Bruchbude ist. Ich bin seit zwölf Jahren fast ununterbrochen arbeitslos, was erwartest du? Und seitdem ich im Orden wieder so eingespannt bin, habe ich auch keinen Nerv für Haushaltszauber mehr. Als würde es was bringen."

Sie stotterte nur hilflos herum, irgendetwas von wegen „tut mir Leid, war nicht so gemeint."

Remus ließ sich auf einen Stuhl ihr gegenüber sinken. „Ich wollte eigentlich nicht, dass wir uns hier treffen. Aber wir haben kein Hauptquartier mehr, da sind wohl alle Privatwohnungen mal an der Reihe."

Sie nahm den Themenwechsel dankbar an. „Was macht Dumbledore mit dem Grimmaultplatz?"

„Sirius hat es Harry vererbt. Dumbledore prüft, ob das wirksam ist und nicht irgendwelche Blacks ins Haus spazieren können. Dann ziehen wir da wieder ein."

Er versank in seinen eigenen Gedanken und gab Tonks Zeit, ihn zum ersten Mal genau anzusehen. Sein Haar war in den paar letzten Wochen grauer geworden, er wirkte hagerer als je zuvor und seine Kleidung sah nur wenig besser als sein Haus aus. Irgendwann sah er auf und begegnete direkt ihrem Blick. Sie lief wieder rot an. Er grinste leicht und verkniff sich jeden Kommentar.

„Warum warst du heute so ... gereizt?" Er sah sie leicht besorgt an.

„Ach, Scrimgeour hat mich schachmatt gesetzt und mein Vater ist ein Ignorant", sagte sie, sofort wieder genervt. Remus fragte vorsichtshalber nicht nach, sondern versank wieder in brütendes Schweigen. Er sah älter aus, trauriger und angegriffener und irgendwie bekam Tonks das Gefühl, sie müsse ihn beschützen.

„Was wirst du jetzt machen, Remus?"

„Dumbledore will mich zu den Werwölfen schicken. Zu Greyback und den anderen."

„Als Spion?"

„Natürlich. Auch wenn ich nicht weiß, was es da zu spionieren gibt. Greyback folgt Voldemort, die Werwölfe folgen Greyback ... das war's." Er schien nicht gerade zufrieden mit seinem Auftrag.

„Aber du kannst erfahren, was sie vorhaben...", merkte Tonks schwach an.

„Kann ich? Greyback hat keine Strategie. Er beißt vor allem Kinder und das war es auch schon." Seine Stimme klang bitter. „Und wenn ich was erfahre, können wir es nicht nutzen, weil es mich sonst enttarnen würde. Und ich werde Monate brauchen, bis ich sein Vertrauen gewonnen habe, wenn überhaupt. Und mit seinem Vertrauen verliere ich das aller anderen Zauberer."

„Warum machst du es dann?" Sie ohrfeigte sich mental für diese Bemerkung.

„Wer sonst? Und was soll ich stattdessen tun? Wenn es irgendetwas nutzt, war es die Opfer wert." Es schien so, als wolle er sich selbst überzeugen.

„Du wirst garantiert nicht das Vertrauen des Ordens verlieren. Und meins auch nicht." Wieder eine dumme Bemerkung. Er versuchte zu lächeln und scheiterte kläglich.

„Ich habe im ersten Krieg schon das Vertrauen meiner Freunde verloren, obwohl ich nichts gemacht habe und sie seit Jahren kannte. Dich kenne ich erst seit einem Jahr." Er zuckte leicht zusammen und sah sie schuldbewusst an. „Verzeih mit, es war nicht so gemeint."

„Na ja, jetzt sind wir quitt." Sie wusste nicht, wie sie mit diesem Ausbruch umgehen sollte. Wieder senkte sich eine unangenehme Stille auf den Raum, die Tonks am Ende durchbrach.

„Ich denke ich sollte gehen ... Arbeit." Remus nickte und erhob sich zum Abschied, dann disapparierte sie.