Wie immer gehört alles JKR und nichts mir. Unnötig, es zu betonen...
So, ich bin jetzt erst einmal weg, eine Wochen Urlaub. Allen (Schwarz-)Lesern wünsche ich frohe Weihnachten, ein gutes neues Jahr und viel Spaß mit der Geschichte.
5. Ein Paket für Remus Lupin
Tonks schritt energisch und wütend von Hogwartstor zu Hogsmeade hinab. Was erlaubte sich Snape eigentlich? Sie bereute, dass sie ihm Harry hatte übergeben müssen und dass sie ihn nicht geohrfeigt hatte. „Ich wollte deinen neuen Patronus sehen." Das sie nicht lachte. Schmieriger, fetthaariger, ekliger, arroganter, verbrecherischer Bastard. Sie meldete sich bei Dawlish ab und disapparierte in ihre Wohnung. Dort stellte sie sich vor den Spiegel. Sie sah von Tag zu Tag elender aus. Aus einer Laune heraus verwandelte sie sich ein eine Fleur-artige, junge Frau und disapparierte wieder. Es tat auch mal gut, anständig und nicht wie ein Zombie auszusehen. Sie traf Remus an diesem Abend in seinem eigenen Haus, obwohl ihr ein Hotel lieber gewesen wäre. Aber sie hatte sie Wahl nicht zu treffen.
Sie überprüfte ihr Aussehen, bevor sie durch das Dorf ging, an dessen Rand er wohnte. Sie hatte vor, sich als Postkurier auszugeben, die Uniform dazu hatte sie auf der Straße bei einem Muggel gesehen. Sie übersprang die erste Stufe, über die sie das letzte Mal gestolpert war. Diesmal fiel sie über die zweite. Sie klingelte und Remus öffnete. Er blinzelte verwirrt und starrte sie von oben bis unten an. Sie fühlte sich unter seiner Musterung unwohl, obwohl ihr Herz leicht hüpfte.
„Ja...bitte?", fragte er unsicher.
„Ein Eilpaket für Remus Lupin, bin ich da richtig?"
„Ja, aber ich habe nichts bestellt." Seine Stimme klang misstrauisch.
„Wenn ich mich recht erinnere, hatten Sie die Lieferung für heute Abend."
Er seufzte erleichtert und sagte nur: „Komm rein." Sie verwandelte sich in ihr mausgraues Selbst, als sie die Tür überschritten und hinter sich zugemacht hatte. Das Haus sah nicht besser aus und Remus noch schlechter als bei ihrem letzten Besuch. Sie aber auch, wie sie zugeben musste. „Hast du mich wirklich nicht erkannt?"
„Normalerweise verkleidest du dich – ich weiß nicht – anders. Anständiger. Vernünftiger." Er stotterte leicht herum und bat sie dann in das winzige Wohnzimmer. Wie beim letzten Mal waren Pläne über das gesamte Zimmer ausgebreitet, er hatte mit der Arbeit offenbar schon angefangen. Sie setzte sich auf einen der zwei Stühle und fragte sofort: „Irgendetwas herausgefunden?"
„Nein." Er klang müde und erschöpfter denn je. „Ich weiß nicht, was das bringen soll."
„Seit wann bist du so verbittert?" Sie und ihre große Klappe. Er sah gleich verschlossener aus.
„Wir haben Fanny nicht helfen können, er hat noch nichts gebracht. Wozu mache ich das überhaupt?", fragte er schwach. Es stimmte: Sie hatten Mools gewarnt, und der Auror war geflohen und hatte seine Familie vermeintlich in Sicherheit gebracht. Zwei Wochen später waren sie aufgespürt und ermordet worden. Mools selber wurde immer noch vermisst.
Sie arbeiteten wie immer schweigend und schnell, sehr nah beieinander. Der Raum bot nicht viel Platz, dem anderen auszuweichen. Die Zeit war knapp und die Stimmung trüb. Irgendwann legten sie die letzten Aufzeichnungen beiseite.
„Harry wurde heute im Zug angegriffen." Tonks fragte sich, warum sie das Remus nicht früher berichtet hatte. Er hatte ein gewisses Recht, es zu erfahren.
„Von wem?", fragte er scharf.
„Malfoy junior, glaube ich. Er hatte ihn belauscht. Ich habe ihn gefunden und nach Hogwarts gebracht. Nein, genauer gesagt bis zum Tor, dann hat Snape ihn mitgenommen."
„Snape? Warum?"
„Er hat meinen Patronus abgefangen. Ich wollte eigentlich Hagrid erreichen." Sie überlegte, ob sie ihre Patronusveränderung beschreiben sollte, entschied sich aber dagegen.
Sie sah Remus lange an und er erwiderte ihren Blick aus Augen, in denen man ertrinken konnte. Er lächelte nicht, aber er sah entspannt aus und besaß eine gewisse Ruhe. Tonks spürte, wie ihr Herz klopfte – und einen Schlag aussetzte.
Sie spürte seine Lippen auf ihren, ohne zu wissen, wie es geschehen war. Ihr Herz raste und sie wünschte sich, dieser Kuss möge nie enden. Sie schloss die Augen. Und Remus riss sich auf einmal von ihr los. Er sprang auf.
„Entschuldige, Nym – Tonks. Ich wollte nicht – ich meine – ich hatte nicht vor – es tut mir Leid!"
Er wurde rot und sie spürte, wie ihr Herz sich verkrampfte. Sie hatte doch nicht ernsthaft erwartet, er könne irgendetwas von ihr wollen. Sie sprang auf, murmelte irgendetwas von wegen, wie spät es sei, und im nächsten Moment stand sie schwindelnd in ihrer Wohnung. Sie spürte immer noch seine Lippen, als sie sich in den nächstbesten Sessel fallen ließ. In was für Schwierigkeiten hatte sie sich wieder hineingeritten?
Am nächsten Morgen stand sie ausnahmsweise ausgeschlafen auf, Es ging ihr besser als in den Monaten zuvor, sie hatte sich in der Nacht ungewöhnlich sicher gefühlte. Als könne ihr niemand etwas anhaben. Und ihre Träume... beim Gedanken daran merkte sie, wie sie wieder rot wurde und beschloss, sofort zusätzlichen Okklumentikunterricht zu nehmen. Nicht auszudenken, wenn jemand das spitzkriegen würde.
Sie deckte den Tisch. Irgendwie hatte sie sich bereit schlagen lassen, mit ihrer Mutter zusammen zu frühstücken. Vielleicht aus Schuldgefühlen, sie hatte im letzten Jahr immer weniger Zeit für ihre Familie gehabt.
Es klopfte, sie rief herein und ihre Mutter kam. Tonks fiel ein, dass sie keine Sicherheitsfrage vereinbart hatten, allerdings wusste auch niemand außer ihr und ihren Eltern von diesem geplanten Frühstück.
„Hallo, Schatz, wie geht's?", fragte ihr Mutter und umarmte sie fest.
„Ganz gut so weit. Setz dich doch."
„Du siehst besser aus." Tonks spürte, wie sie wieder von Kopf bis Fuß gemustert wurde. „Du hast etwas Farbe bekommen. Wurde auch Zeit, in den letzten Wochen hast du dich etwas hängen lassen."
„Mum, bitte. Ich habe viel Arbeit." Sie setzte sich an die andere Tischseite und schenkte Tee ein.
„Du solltest vielleicht deinen Job aufgeben."
„MUM!" Jetzt kam die alte Leier. Zu gefährlich, zu hart ...
„Du siehst doch, wie lang du arbeiten musst, Nymphadora. Ich kann ja verstehen, dass du es für richtig hältst, aber wir sind in einem Krieg, Schatz. Du musst auch auf dich selbst Acht geben."
„Ich tue, was ich für richtig halte. Schließlich muss irgendwer gegen die Todesser kämpfen."
Ihre Mutter sah sie an, als wäre sie ein kleines Mädchen, dass sich nicht von ihrer Lieblingspuppe trennen will.
„Du könntest alles haben. Vielleicht eine Familie – ich fand Charley Weasley immer ausgesprochen nett. Und in deinem Alter war ich schon verlobt."
„Mum! Ich will nicht heiraten!"
„Kein Mann? Ich hatte gehofft, es hätte etwas mit einem netten Jungen zu tun, dass es dir wieder besser geht." Ihre Mutter hatte keine Ahnung, dass sie soeben einen sehr schmerzhaften Volltreffer gelandet hatte.
„Bitte. Ich möchte über etwas anderes reden, Mum. Tu mir den Gefallen und überlass meine Partnersuche mir." Sie bereute sofort, dass sie so barsch gewesen war, wollte es aber nicht zurücknehmen. Ihre Mutter sah betroffen drein. „Wie du meinst, Kind. Ich will doch nur dein Bestes."
