10. Epilog
Tonks ging durch die Gänge der Schule. Das Abendessen war gerade beendet worden und die Schüler kehrten nun zu den Gemeinschaftsräumen zurück. Es waren weniger geworden seit Dumbledores Tod, der nun fast ein Jahr zurücklag. Viele Eltern ließen ihre Kinder kaum noch aus dem Haus oder schickten sie direkt zu irgendwelchen Verwandten in Übersee. Amerika war besonders beliebt und im Vergleich zu Großbritannien um Längen sicherer. Aber immerhin war Hogwarts nicht geschlossen worden.
Sie wurde von einigen Schülern erkannt, die sie teilweise sehr freundlich begrüßten und teilweise nur abfällig ansahen. Aber auf die Freundlichkeit von Slytherins konnte jemand wie sie wohl noch lange warten.
Endlich stand sie vor der Tür, zu der sie wollte und klopfte an. Ihr Mann öffnete und zog sie hinein, bevor er sie in den Arm nahm und leidenschaftlich küsste. Nach eine viel zu kurzen Zeit ließ er los.
„Du brauchst nicht klopfen, das weißt du, oder, Nymphadora?", sagte Remus wie fast jedes Mal.
„Nenn mich nicht so." Sie funkelte ihn an. „Alle nennen mich weiterhin Tonks, also kannst du es auch."
„Warum denn? Ich heirate nicht, damit meine Frau ihren alten Namen behält. Dann wäre das Ganze doch sinnlos. Abgesehen davon ist dein Vorname doch sehr schön."
„Du bist einfach nur zu stur."
Er küsste sie noch einmal."Immerhin habe ich dich geheiratet."
„Also stur und dumm."
„Tja, was wird wohl aus unseren Kindern werden, wenn wir welche bekommen? Bei solchen Vorbedingungen."
Sie tat so, als müsste sie überlegen. „Die Kinder eines sturen, dummen Werwolfs und einer Nymphomanin? Interessante Mischung..."
„Du hast den Metamorphmagus vergessen."
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht vererbbar."
„Also werden unsere Kinder entweder lüsterne Wölfe oder dämliche Pferde."
„Pferde? Na, vielen Dank."
Er lachte und lehnte sich an die Wand, bevor er sie überlegen ansah. „Nymphomanie ist auch eine Pferdekrankheit."
„Mach dich nicht lächerlich."
„Im Ernst. Du könntest mir ruhig etwas mehr vertrauen."
Sie lehnte sich an ihn an. „Ich vertraue dir doch. Ich überlege nur gerade, wie ich meine Mutter am besten umbringe – Den Namen verzeihe ich ihr nie."
„Ich würde dich mit Gewalt von ihr fernhalten", meinte er trocken. „Ich finde deine Eltern sehr nett."
„Jaa, klar. Sie haben sich auch sofort in dich verliebt. Aber ich muss sie einmal fragen, was für einen Namen sie dir gegeben hätten, hätten die die Möglichkeit gehabt."
„Lieber nicht." Er stand auf und setzte sich dann auf einen Stuhl. „Du würdest mich dein restliches Leben lang auslachen."
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Als Tonks am nächsten Morgen aufwachte, schlief Remus direkt neben ihr noch seelenruhig. Sie betrachtete glücklich, wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte und blieb einfach im kuscheligen Bett liegen. Im Nachhinein wirkte es fast lächerlich, was für Probleme sie noch vor einem Jahr gehabt hatten. Jetzt schien es perfekt. Er konnte wieder als Lehrer arbeiten, sie liebte ihren Job, egal, wie gefährlich er war, und immerhin hatten sie sich. Der Krieg war noch nicht vorbei, aber zumindest hatten sie ihren eigenen kleinen Frieden.
Er wachte nach einiger Zeit langsam auf und setzte sich mühsam auf, noch bevor er erkannte, wo er überhaupt war. Dann blinzelte er leicht, obwohl durch die Vorhänge kaum Sonnenlicht fiel und sah sie noch verschlafen an. „Morgen, Nymphadora."
„Guten Morgen, Remus. Du siehst nicht gut aus, weißt du?"
„Deine Ehrlichkeit ist wie immer rührend."
Sie lachte und stand auf. Dann ging sie zu den Fenstern und zog die Vorhänge mit einem Ruck auf. Licht durchflutete den Raum.
„Grausames Weib!", stöhnte Remus hinter ihr und versank wieder in den Kissen.
„Nichts da." Sie zog die Decke weg. Offenbar waren sie gestern Abend doch etwas zu lange beschäftigt gewesen... „Was sollen deine Schüler denken?"
Er quälte sich mühsam aus dem Bett. „Wie spät ist es denn?"
„Halb acht." Sie musste lachen, als sie seinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah. „Keine Sorge, wenn du dich noch beeilst, schaffst du es noch pünktlich."
„Ja, zur zweiten Stunde!" Es war verblüffend, wie schnell er wach werden konnte. Er zog sich an und war sogar noch eher fertig als sie, die jetzt auch erst begann, sich fertig zu machen. Sie gingen gemeinsam zur Eingangshalle, wo sie sich verabschieden mussten. Remus küsste sie noch einmal lange.
„Pass auf dich auf", murmelte er dann besorgt.
„Keine Sorge. Mir passiert nichts", antwortete sie wie immer. Er war das gleiche Spiel wie jedesmal, wenn sie sich wieder von ihm verabschieden musste. „Lass die Slytherins am Leben. Sie sind den Ärger nicht wert."
Er grinste. „Okay. Ich knöpf mir stattdessen die Hufflepuffs vor."
„Viel Spaß dabei. Aber ich fürchte, du wirst dann nicht mehr ihr unangefochtener Lieblingslehrer sein."
Ein letzter Kuss, und sie ging durch das große Eingangstor. Er sah ihr nach, bis sie verschwunden war. Immerhin würden sie sich bald wiedersehen können.
