Kapitel 2 – Lying in strange beds

„Man eneth hen na?", sprach unser Gegenüber. Anscheinend schien er der Anführer der Truppe zu sein.

Noch immer waren 11 Pfeile auf sie gerichtet, was nicht gerade zur Erleichterung beitrug. Sie hatten es endlich, nach schier nicht enden wollenden Minuten, geschafft auf einen Weg zu kommen, und waren gleich der nächsten Gefahr ausgeliefert.

Irgendwie schien es so, als wenn die andere Gruppe eine Antwort erwartete. Zumindest schauten sie die Frauen ganz gespannt an.

„Sagt mir, dass ich mich irre, aber das war kein neuseeländischen Englisch, oder?" flüsterte Devorie zu ihren Freundinnen.

„Nein, eindeutig nicht. Ich hab zwar nicht die geringste Ahnung, was klein Blondie da gesagt hat, aber meinetwegen kann er es ruhig noch mal wiederholen. Habt ihr gehört wie erotisch das klang? Das könnte aus einem guten Pornostreifen sein..." auch diesmal konnte Franzi es nicht sein lassen.

„Franzi, nun hör doch mal auf. Immerhin drohen die uns hier gerade mit dem Tod", zischte Katha ihr zu.

„Zumindest weiß ich, dass ich, bevor ich sterbe, noch einen verdammt heißen Anblick hatte.", entgegnete sie ihr grinsend.

„Ok, Leute. Kann mir irgendwer von euch sagen, was der Typ dort von uns wollte?", fragte Anka nun sichtlich genervt.

„Hi", platzte Mana einfach heraus. „Do you speak english? No. Est-ce que tu parle des français ? Non." Nun wandte sie ihren Blick von den Fremden. „Also, wir können schon mal mit Sicherheit sagen, dass sie keine der Weltsprachen sprechen. Sind das etwa Einheimische?"

„Haben die hier überhaupt Einheimische mit eigener Sprache?", wollte Sanni wissen.

„Ich denke eher nicht". Kam es von der gesamten Truppe.

„Wie wär's, wenn wir uns einfach auf den Boden werfen und so tun, als wären wir bewusstlos. Ich mein, wer würde schon neun hilflosen Frauen etwas antun?" schlug Franz vor.

„Genau, Anka macht den Anfang, sie war schließlich in einer Theatergruppe, und wird so etwas dort wohl gelernt haben oder etwa nicht?", stimmte ihr Devorie pflichtend bei.

Und so geschah es, dass einer nach der anderen in mehr oder weniger graziler Weise auf den Boden aufkam. Jede von ihnen versuchte so bewegungsunfähig wie nur möglich zu sein. Innerlich hofften alle, dass der Plan aufgehen würde.

Die Gemeinschaft vor ihnen staunte nicht schlecht, als sie das Geschehen beobachteten. Was war passiert? Hatten die Pfeile sie etwa so erschreckt?

Ihnen blieb also nichts anderes mehr übrig, als die Mädchen aufzuladen und mitzunehmen. Vielleicht waren es aber auch Auskundschaftleer?

„Caedo hain am rych lín a togo hain an Imladris (1)", befahl der blonde Elb gebieterisch. Er selbst stieg auch von seinem Pferd ab und ging hinüber zu den Bewusstlosen. Wieso trugen sie so komische Gewänder? Sie passten überhaupt nicht nach Mittelerde. Irgendwie hatte er das starke Gefühl, dass diese Personen hier sehr fehl am Platze waren.

Schweigend betrachtete er eine blonde Frau. Dabei zog er runzelnd seine Stirn zusammen.

„Man hen"(2) flüsterte er leise vor sich hin. Dann nahm er das Mädchen und trug es zu seinem Pferd. Als ein leichter Wind aufkam, musste er erschreckend feststellen, dass es sich hierbei um eine Elbin handele. Wieso hatte sie ihm denn vorhin nicht geantwortet? Seine Sprache sprach sie doch wohl. Immer mehr mysteriöse Kreise zogen sich um die Gruppe. Er versicherte sich, ob die junge Elbe auch gut befestigt war, und schwang sich dann selbst hinter sie, um sie zu halten. Auf seine Anweisung hin, ritten sie zurück Richtung Bruchtal.

Sanni war leicht erschrocken, während sie bemerkte, dass dieser komische Typ ihr immer

näher kam. Richtig gehört hatte sie ihn nicht, jedoch war ihr die Böe nicht entgangen. Sie spürte förmlich, wie er sie musterte. Natürlich war es ihr unangenehm. Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen, jedoch konnte sie den Plan nicht durchkreuzen.

Der Elb vor ihr schmunzelte leicht. Glaubte diese dunkelhaarige Frau wahrhaftig, dass er sie für bewusstlos hielt? Dafür spürte er zu sehr ihre innere Aufgewühltheit. Es konnte aber nicht schaden, sie in dem Glauben zu lassen, solange der Prinz nichts anderes anordnete. Hübsch war sie allemal. Ihre braunen Haare, welche sich ohne eine Welle um ihr Gesicht legten. Ihre weichen Züge. Nein, sie war sicherlich nicht zu verachten. Dann machte er sich daran, sie auf sein Pferd zu satteln und der Truppe zu folgen.

So erging es auch den Restlichen. Jede von ihnen versuchte so bewusstlos wie nur möglich zu erscheinen, damit sie erst einmal eine gewisse Schonfrist hatten. Ganz geheuer waren ihnen die Pfeile und Bogen nämlich nicht. Wer wusste denn, was diese Wilden alles mit ihnen machen würden? Im zügigen Tempo machten sie sich auf die Rückweg.

Vor kurzer Zeit hatte Elrond die Männer losgeschickt, weil er Eindringlinge bemerkt hatte. Sie alle sollten diese lebend und gesund zu ihm bringen, damit er sich ein Urteil bilden konnte. Die Gefahr von Mittelerde war zwar schon länger gebannt, jedoch konnte man sich nie sicher sein, ob eine neue Bedrohung auf sie zukam. Immer noch streiften Orks durch die Wälder und schlossen sich hier und dort mal zu kleineren Truppen zusammen, um einsame Wanderer zu überfallen.

Nach nicht mal zwanzig Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht.

Lord Elrond erwartete sie bereits vor seinem Haus. Überrascht schaute er sie an, als ihm auffiel, dass es sich bei den Fremden um Frauen handelte. Jedoch war er noch erstaunter darüber, dass sie alle schlafend waren. Was war mit ihnen passiert? Der Befehlshaber deutete ihm an, sie auch in diesem Zustand zu lassen, auch wenn er Elrond gleichzeitig klar machte, dass die Personen nicht wirklich schlafen würden. Doch anstatt die Mädchen noch mehr zu verwirren, ließ man sie zu zweit in Zimmer bringen, damit sie sich erstmals ausruhen konnten. Alles Weitere konnte man auch später klären.

Nach schier unendlichen Minuten befanden sich die Mädels alle in weichen Betten. Jede von ihnen hatte den Geruch ihres Reiters wahrgenommen, wenn auch sie ihre Augen nicht öffnen konnten. Es war unglaublich warm an deren Brust. Einige konnten noch weitere Waffen bemerken. Es war nahezu besorgniserregend, wie schwer ausgerüstet sie ihnen gegenübertraten. Was jedoch noch verwirrender war, war die Tatsache, dass sie das Gefühl hatten, als ob man sie gerade erwartet hätte. Sie wurden einfach mitgeschleppt, so als wenn man sich schon dachte, dass sie kommen würden. Was nun mit ihnen geschehen würde? Als sich Maria und Franz, welche in einem Zimmer lagen, sicher waren alleine zu sein, öffneten sie endlich ihre Augen. Geschockt guckten sie einander an.

„Beängstigend, nicht wahr?" eröffnete Franz das Gespräch.

„Was wollen die von uns? Wieso haben die uns mitgenommen?", fragte Mara, die schon innerlich langgestellten Fragen.

„Keine Ahnung. Was sollen wir denen sagen?", versuchte ihr Gegenüber sie weiter voranzubringen.

„Frag mich was Besseres. Ich überlege gerade, ob wir ihnen unsere echten Namen nennen sollten.",

„Bist du verrückt? Nachher landen wir noch im Knast wegen sonst was."

„Und was willst du denen sonst erzählen? Ich bin Mickey Mouse und du bist Donald Duck? Wohl kaum."

„Klingt zumindest besser als Maria und Franziska."

„Wirklich überzeugen tust du mich damit nicht gerade."

„Ok, dann versuchen wir mal ganz kreativ zu sein. Wir sind hier in Neuseeland. Wir brauchen Namen und wir wissen nicht wo wir sind. Toll. Was kommt als nächstes? Ein Nilpferd besucht uns?", beschwerte sich Franz zunehmend.

„Kann ich mir glatt noch vorstellen" grinste sie nun Maria an.

„Erinnerst du dich noch an diese Mittelerde Stories, mit denen uns Franzi immer genervt hat?" Maria nickte. „Wie wäre es, wenn wir uns einfach was in Richtung Tolkien ausdenken? Ich mein, genug verrückte Namen gibt es überall."

Schlecht war die Idee eigentlich nicht. Was sollte ihnen schon passieren? Schließlich ging es hierbei nur um ein paar Rufnamen. Jede für sich sinnierte über einen geeigneten.

Franziska durchbrach als Erste die Stille.

„Laeranar"

Fragend schaute Mara sie an.

„Laeranar, so heiße ich ab nun. Klingt gut, oder?" Nur langsam und zögerlich nickte Maria.

„Was hältst du von Christasgar?" Fragte Maria sie nun ziemlich verzweifelt.

„Gefällt mir. Ich glaube wir bleiben auch untereinander bei den Namen. Sonst verwirren wir uns nur gegenseitig. Was machen wir nun? Schlafen? Rausgehen und Essen?"

Typisch Laera, sie dachte immer nur ans Essen. Jedoch machten sich beide kurze Zeit später auf den Weg etwas Essbares zu finden.

In den anderen Zimmern sah es nicht anders aus. Überall ging der Gedanke umher, dass man sich andere Namen überlegen sollte. Schon allein die Tatsache, dass sie in Neuseeland waren, brachte sie auf die gleiche Schiene.

Mühselig dachte jede über einen geeigneten Rufnamen nach. Schließlich stand alles fest.

Franz hieß Laeranar.

Maria war von nun an Christasgar.

Devorie hörte auf den Namen Deluthurin.

Anka, die im gleichen Raum wie Delu war, überlegte sich ein Lindalpha.

Kathi war bei Revianlain angelangt.

Ihre Namensvetterin Katha, die mit ihr ein Zimmer teilte, entschloss sich für Niphedinnas,

Mana, welche mit Sanni untergebracht war, entschied sich für Mithaneth.

Und Sandra legte auf sich Mîrelia fest. Somit war die ganze Aktion beschlossen. Man musste nur noch die anderen finden, und sich untereinander austauschen.

Naja, fast alles war beschlossen. Einzig und allein Franzi war separat in einem Raum, da es in Bruchtal keine Räumlichkeiten mit drei Betten gab. So musste sie sehen, wie sie vorankam. Ihr Leben dort wurde nicht gerade vereinfacht, da sie ihre Rolle noch nicht aufgeben konnte, wie die anderen.

Neben ihr saß immer noch dieser Kerl, der sich vorhin mitgeschliffen hatte.

„Was mache ich jetzt nur? Wann verschwindet der endlich?", fragte sie sich nun schon seit Ewigkeiten in Gedanken. Auch sie wog die Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen ab. Da sie nicht gerade dumm war, landete sie schließlich ebenfalls bei der Idee, sich einen neuen Namen zuzulegen. Sie wollte von nun an Alfirinaear heißen.

Konnte sie sich bewegen? Rührten sich Bewusstlose überhaupt von der Stelle? Ihre linke Seite tat nun schon seit geraumer Zeit weh, da man sie, für ihre Verhältnisse, leicht unbequem hingelegt hatte.

„Daran war nur dieser Volltrottel Schuld.", zeterte sie schon wieder innerlich.

Letztendlich hielt sie es nicht mehr aus und beschloss, ihr Wachwerden zu inszenieren. Hunger hatte sie schließlich auch. Und von dem Essen im Flugzeug konnte man nun wirklich nicht schwärmen.

Sich langsam umdrehend, begann sie sich zaghaft zu strecken. Vor sich hinmurmelnd schlug sie die Augen auf, um sie kurz darauf aufgrund des Sonnenlichts wieder zu verschließen.

Ihr Gegenüber musterte sie aufmerksam. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen.

„Mae aur."(3) Sprach er leise. Verdattert schaute sie ihn an. Es war wohl anscheinend besser nichts zu sagen, denn verstehen konnte er sie sowieso nicht.

Obwohl, probieren könnte sie einfach mal.

„Du kannst kein Deutsch oder?" Nun war es an ihm, Alfirin verblüfft anzusehen.

Im Stillen, hackte sie die Sache schon ab und wollte die nächste Sprache ausprobieren, als er etwas erwiderte.

„Wieso redet Ihr Westron mit mir?" Ähm. Irgendwas schien der Typ gewaltig falsch verstanden zu haben. Deutsch hieß immer noch Deutsch, und würde auch Deutsch bleiben. Wieso kam er auf einmal mit Westron? Was war das überhaupt?

„Weil es meine Muttersprache ist?", antwortete sie ihm nun doch sehr gereizt.

Was für eine Elbe war sie nur, kreiste ihm diese Frage durch den Kopf. Sie war nicht so ruhig, wie es üblich war. Und warum sprach sie Westron? War sie etwa unter Menschen aufgewachsen? Das würde sicherlich einiges erklären.

Innerlich schalt sich Alfirin. Er konnte ja auch nichts für ihre verzwickte Situation. Ob es den anderen besser ging? Oder wurden sie auch so streng bewacht? Zumindest kann der Kerl deutsch. Dadurch würde sich die Verständigung durchaus vereinfachen.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich?" wäre ja auch mal interessant zu erfahren, wer ihr „Leibwächter" war. Nun ja, wohl eher Häftlingsaufseher.

„Man nennt mich Legolas" Klar, sicherlich. Legolas. Und sie war Arwen. Natürlich nur mit dem passenden Aragorn an ihrer Seite. Nun platzte ihr langsam wirklich der Kragen. Nicht nur, dass sie hier festgehalten wurde, nein diese angebliche Legolas machte sich noch lustig über sie. Ihr Magenknurren holte sie zurück. Es konkurrierte stark mit dem Knurren ihrer Säuernis.

„Wenn ihr mir nun euren Namen nennen würde, so geleite ich euch gerne zum Speisesaal." Verlockendes Angebot. Name gegen Essen. Die Mahlzeit war eindeutig wichtiger.

„Alfirinaear." Sie schwang ihre Beine über den Bettrand. „Und? Wo befindet sich das Essen?"

Legolas schüttelte kaum merklich den Kopf. Diese Elbe war ja noch schlimmer als ein Hobbit.

Zu zweit verließen sie das Gemach. Alfirin folgte ihm zügig und musste erstaunt feststellen, dass dieser Kerl sich verdammt leise fortbewegte.

Zumindest würden wir gleich ihre Freunde treffen, denn er hörte sie schon drei Gänge weiter untereinander streiten. Nicht, dass diese nun auch noch die Speisekammer plündern wollten. Wobei man bei neun Frauen nichts zu Befürchten hatte. Wie viel sollte die schon verzehren können?

Seine Begleiterin nahm nun auch endlich die Stimme ihrer Begleiter wahr. Strahlend überholte sie ihn und bog rechts ein.

„Mädels... es tut so gut euch zu sehen... ich sag euch, dass war ja die Hölle hier. Die ganze Zeit dieser komische Kauz, der mich bewacht hat."

War ich so schlimm, fragte sich Legolas innerlich. Schließlich benahm er sich seines Standes angemessen, anstatt zu ihr.

„Du?", Niphe zupfte an ihrem Ärmel. „Ich glaube dein komischer Kauz hat dich gehört"

Nun blickten alle in seine Richtung.

„Und? Kann passieren. Der soll sich mal nicht so haben. Aber das wichtigste: Der Typ kann deutsch. Sprich wir sind nicht ganz verloren." Entgegnete Alfirin Schulter zuckend.

Gedanklich zweifelte er nun wahrhaftig an deren Herkunft. Seit wann waren Elben so gefühllos?

Bei Eru, sie würden das ruhige Leben in Imladris durcheinander bringen, dass würden sie sicherlich bald zu spüren bekommen. Die verzauberte Gegend würde eine ganz neue Bedeutung bekommen.

„Herrin, Lord Elrond erwartet euch bereits", wandte sich nun ein anderer Elb an die Gruppe.

Kopfschüttelnd gingen sie hinter ihm her.

Sie müssten den Personen hier eindeutig eine Lektion erteilen, damit sie mit ihren komischen Namensspielchen aufhörten. Schließlich sollten die hier ja nicht den Anschein bekommen, dass sie die Mädels für dumm verkaufen konnten.

„Auf in die Höhle des Löwen", seufzte Mitha, und erntete zustimmende Blicke der Anderen.

Ende Kapitel 2

A/N: So hier ist wieder einmal die Autorin.

Erst einmal ein RIESIGES Danke an meine Beta Manu!

Damit ihr bei dem Namenswirrwarr nun ein wenig durchseht, habe ich euch hier noch einen Überblick angefertigt:

Franz Laeranar (Laera)

Maria Christasgar (Chris)

Devorie Deluthurin (Delu)

Anka Lindalpha (Lin)

Kathi Revianlain (Revia)

Katha Niphedinnas (Niphe)

Mana Mithaneth (Mitha)

Sandra Mîrelia (Mîre)

Franzi Alfirinaear (Alfirin)

Ich glaube damit wäre das Schlimmste überstanden. Für euch besteht also noch Hoffnung, da es nur noch aufwärts gehen kann.

(1) Legt sie auf eure Pferde und bringt sie nach Bruchtal

(2) Wer seid ihr?

(3) Guten Morgen.