Zarte Bande
„Tôlkíen?" Ungläubig sah Melima den Elben an. „Tôlkíen!" Wiederholte sie. Ihr Gesicht hellte sich auf. „Tolkien!" flüsterte sie.
Fragend sahen sie die Männer an. „Natürlich, dann macht das alles Sinn!" Sie lachte.
„Was macht Sinn, Melima?" fragte Legolas.
„Alles!" lachte diese. „Ich kenne den Mann. Das heißt, ich kenne nicht ihn, aber seine Bücher. Er hat Bücher geschrieben in der anderen Welt. Bücher über Mittelerde! Über den Ringkrieg und über euch!"
Verwirrt sahen sie die Männer an.
„Daher kamen mir einige Dinge bekannt vor, als ich mein Gedächtnis noch nicht wieder hatte." erklärte Melima und lachte. „Ich liebte diese Bücher über Mittelerde. Bevor ich hierher kam, las ich sie wieder einmal. Die Elben, die Zwerge, die Hobbits… Es ist alles erklärt." Fassungslos schüttelte sie ihren Kopf. „Und die ganze Welt dachte, er hätte es sich ausgedacht. Auch die Sprachen! Sindarin, Quenya… Er hat es hier gelernt! Genauso wie ich. Wir müssen ihn unbedingt finden! Ich habe so viele Fragen an ihn!"
„Nun, ich glaube auch, dass er uns weiterhelfen kann." Elrond sah sie nachdenklich an. „Wenn es wirklich dieser Mann ist, von dem du sprichst."
Melima überlegte. „Nur ist Tolkien nicht mehr jung gewesen. Er war ein alter Mann als er starb." Sie sah Elrond an. „Vater, bist du sicher, dass es sich um einen jungen Mann handelt?"
Nachdenklich blickte er sie an. „Ja. Ich habe ihn selbst kennen gelernt. Es war kurz vor dem Ringkrieg. Es ist dreizehn Jahre her und damals war er ein junger Mann, der gerade zwanzig Sommer gesehen hatte." Er sah sie an. „Vielleicht handelt es sich nicht um den Mann, den du meinst. Mach dir nicht zu große Hoffnungen!"
Melima nickte. Sie dachte nach. Es würde alles so gut zusammenpassen! Es würde alles erklären! Er musste es einfach sein!
„Das ist wohl derselbe Mann, von dem Haldir mir berichtete. Er erzählte von deinem Brief, Elrond. Haldir hatte erwähnt, dass er das Gefühl gehabt hatte, dass er uns damals verfolgte." Er sah Melima an. „Wir waren mit dem Ringträger gerade aus…"
„…den Minen Morias entkommen." sagte Melima. Sie lächelte. „Ich weiß. Nach den Minen, in der Gandalf mit dem Balrog in den Schatten gestürzt war, habt ihr euch in den Goldenen Wald gerettet. Dort traft ihr die Herrin des Lichtes, Galadriel. Und sie machte euch Geschenke." Sie strich über den elbischen Bogen, der neben Legolas lag. „Dir schenkte sie diesen Bogen der Galadhrim. Gimli drei ihrer goldenen Haare, obwohl er nur eines verlangt hat, und Frodo gab sie das Licht Earendils, welches ihm vor der Spinne Kankra beschützte."
Staunend sahen sie die Elben an. „Woher weißt du das alles?" fragte Elrond.
„Es steht in seinen Büchern." sagte sie. Entschuldigend sah sie Elrond an. „Es tut mir leid, adar, dass ich dir davon nicht erzählt habe. Aber ich wusste selbst nicht, was ich denken sollte. Bis gerade habe ich gedacht, ich würde jetzt in diesen Büchern leben." Hoffnungsvoll blickte sie Legolas und Elrond an. „Aber nun glaube ich, dass es eine andere Erklärung gibt. Wenn dieser Mann, den wir suchen, der Mann ist, der diese Bücher über Mittelerde geschrieben hat, dann kann er mir sagen, warum und wodurch ich hier bin."
„Nun." sagte Elrond nachdenklich. „Das würde erklären, warum dieser Tôlkíen alles so aufmerksam verfolgt hatte, was vor sich ging, und warum er sich alles notierte." Fragend sah er Melima an. „Hat er über die Hobbits geschrieben?"
„Aber ja. Er liebte das kleine Volk. Mit ihnen begannen seine Geschichten. Er schrieb alles über Bilbo, und wie er an den Einen Ring gekommen ist. Dann über Frodo und seine Flucht aus dem Auenland." Sie blickte Elrond ernst an. „Er schrieb auch über dich, adar." Ihr Blick wechselte zu Legolas. „Und über dich." Ungläubig sah er sie an. „Durch die Bücher kenne ich alle Gefährten des Ringes, und noch viele andere mehr." Sie überlegte einen Moment. „Nicht alles in diesen Büchern stimmt mit deinen Erzählungen über den Ringkrieg überein, Legolas. Manches muss er sich ausgedacht haben, da er wahrscheinlich nicht dabei gewesen ist. Aber vieles passt genau." Sie lächelte. „Doch eines hat er nicht geschafft. Er hat es versucht, aber es ist ihm nicht ganz gelungen, die Schönheit Mittelerdes zu beschreiben."
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Sie saßen noch eine Weile am Feuer und starrten gedankenverloren in die Flammen. Das, was Melima ihnen soeben erzählt hatte, war unbegreiflich. War es wirklich der gleiche Mann?
Sie rätselten noch lange, doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Schließlich erzählte Legolas, was seit seiner überstürzten Abreise aus Bruchtal passiert ist, und wie er seinen folgenschweren Fehler bemerkt hatte.
Zärtlich hielt er Melima in seinen Armen, die ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte, und inzwischen tief und fest schlief.
Liebevoll streichelte er ihre Hand. Er konnte immer noch nicht glauben, dass die Frau, die er liebte, die er schon zweimal für verloren gehalten hatte, jetzt endlich in seinen Armen lag und seine Gefühle erwiderte…
Er fragte Elrond nach dem Schwarzen Meister, dem Dämon. Dieser erzählte ihm alles, was er über ihn wusste. Legolas schüttelte den Kopf.
„Was hätte alles passieren können, wenn…"
„Wenn sie dich nicht so lieben würde?" fragte Elrond und sah lächelnd zu Melima, die in Legolas Armen eingeschlafen war. Dann fuhr er ernst fort. „Ja, darüber dürfen wir gar nicht nachdenken, mein Freund." Elrond sah ihn ernst an. „Es wäre schlimm geworden. Er war sehr mächtig, dieser Dämon." Er sah ins Feuer. „Nur leider wird er eines Tages wiederkommen. Wir wissen immer noch nicht, wie man ihn vernichten kann."
„Dieser Dämon, Dagor, er sagte, dass nur Melima die Macht hätte ihn zu töten." erzählte Legolas nachdenklich.
„Soso." In Gedanken vertieft strich Elrond sich über das glatte Kinn.
„Was ist, Elrond?"
„Ich weiß nicht, ob es was bedeutet, aber als sich Melima, dank deinen Worten, von ihm befreit hatte, und er ihren Körper nicht mehr beherrschen konnte, kam es mir vor, als wenn er vor ihr zurückgewichen war. Als ob er Angst vor ihr gehabt hätte." Sein Blick richtete sich auf das schlafende Mädchen. „Leider kann sie sich an nichts erinnern. Ich denke aber, dass sie in dem Moment gewusst hatte, wie sie ihn hätte töten können. Sie hat ihre Stärke ihm gegenüber bewiesen, indem sie überlebt, und ihm sogar getrotzt hat."
Lächelnd beobachtete Legolas die schlafende Frau in seinen Armen und strich ihr sanft über das weiche Haar. Dann warf er einen glücklichen Blick zu Elrond, der sein Lächeln erwiderte.
„Ich bin froh, dass ihr euch endlich gefunden habt." sagte dieser. „Sie ist inzwischen wie eine Tochter für mich. Ich freue mich sehr für euch."
„Und ich mich erst, mein Freund…" Sanft strich Legolas über ihr schlafendes Gesicht. „Und ich mich erst!"
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Früh wachte Legolas am nächsten Morgen gut erholt wieder auf, auch wenn er nur wenige Stunden geschlafen hatte. Sein Herz machte einen Sprung, als er die noch schlafende Melima neben sich sah.
Sie hatte sich verändert seit ihrem Kennenlernen. Sie war weiblich und grazil geworden, nicht mehr so dünn, ausgemergelt und blass. Ihre Haare fielen ihr jetzt ein ganzes Stück länger den Rücken herunter, und reichten bis über ihre Brust, ihre Haut war leicht gebräunt. Deutlich zeigten sich ihre Sommersprossen auf der Nase.
Zärtlich strich er ihr eine Strähne ihres goldenen Haares aus dem Gesicht. Sie war wunderschön in den ersten Sonnenstrahlen dieses neuen Tages. Ein leichtes Lächeln umspielte im Schlaf ihren sinnlichen Mund.
Seufzend öffnete sie verschlafen die Augen und sah ihn einen Moment verwirrt an. Dann lächelte sie. „Ich hatte schon Angst, dass ich alles nur geträumt habe." flüsterte sie.
„Alae, galwen nîn (1). Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht mehr los!" lächelte er liebevoll.
„Gut. Sehr gut." flüsterte sie und sah in seine blauen Augen. Zärtlich strich sie über sein Gesicht.
„Wie hast du geschlafen?" fragte er.
„So gut, wie noch nie." sagte sie und küsste ihn. „Ich bin einfach nur glücklich."
„Das bin ich auch, mein Herz, das bin ich auch." Er erwiderte den Kuss und strich sanft über ihr Gesicht.
„Wo ist dieser Elb, der sich einfach so davon gestohlen hat?" Eine Stimme dröhnte ihnen entgegen.
Legolas sprang auf die Füße. „Gimli!" lachte er überrascht.
Der Zwerg stapfte ihnen grinsend entgegen, und blickte einen Moment vorwurfsvoll zu Legolas hoch. Dann blickte er auf die junge Frau an seiner Seite, und sein Blick wurde weich. „So habt ihr euch also doch noch gefunden." Grinsend betrachtete er die beiden. „Das freut mich."
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Sie ritten zügig wo das Gelände es zuließ, und kamen gut voran. Immer wieder musste Melima Elrond Fragen über Tolkien und den Büchern beantworten. Doch, ob es sich bei dem Mann um denselben, mit dem Namen Tôlkíen handelte, darüber konnten sie nur spekulieren.
Nach zwei Tagen schon kamen sie an die Ufer des Anduin, wo sie ihr Nachtlager aufschlugen. Legolas, der die Gegend hier am besten kannte, hatte ihnen eine schöne Stelle ausgesucht.
Die beiden Elben, Areneon und Filéon, holten Angelleinen aus ihren Taschen, und setzten sich ans Ufer. Legolas und Gimli streiften derweil durch den Wald, um Wild zu erlegen.
Melima sah Legolas seufzend nach, wie er im Unterholz verschwand. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um, und sah in das gütige Gesicht ihres Ziehvaters.
„Es ist schön, euch endlich vereint zu sehen." sagte er und lächelte.
Glücklich sah Melima ihn an. „Er macht mich sehr glücklich." flüsterte sie.
„Ich weiß. Genauso machst du ihn glücklich. Ihr seid für einander bestimmt. Das ahnte ich schon an dem Tag, an dem er dich zu mir gebracht hatten."
„Du bist so weise, adar."
„Nein, mein Kind. Das hat mit Weisheit nicht viel zu tun. Ich habe nur Augen im Kopf!" lächelte er. Dann zwinkerte er ihr zu. „Hilfst du mir mit den Pferden?"
Nachdem die Pferde versorgt waren, schlug Melima vor, Holz für das Feuer zu sammeln. Elrond nickte ihr zu, und so strich sie durch das Unterholz und suchte nach trockenen Ästen. Sie bemerkte nicht, wie sie einige Minuten lang beobachtet wurde.
Sie summte fröhlich ein elbisches Lied und war völlig in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie fast lautlose Schritte hinter ihr durch das Gehölz streiften.
Plötzlich riss sie jemand an ihrem Arm herum. Vor Schreck ließ sie das ganze Holz fallen, und ein erstickter Schrei kam aus ihrer Kehle. Dann zogen sie zwei starke Arme an eine gut gebaute Brust. Weiche Lippen schlossen sich um die ihren.
Entrüstet befreite sie sich halbherzig aus der Umarmung. „Legolas!" schimpfte sie vorwurfsvoll, und schlug ihn auf die Brust. „Wie kannst du mich so erschrecken? Ich wäre fast gestorben vor Angst!"
„Es tut mir leid, meleth nîn, aber ich konnte dieser Gelegenheit einfach nicht widerstehen." Er grinste und zog sie wieder an sich. „Weißt du eigentlich, wie bezaubernd du bist, wenn du Holz sammelst?" Lächelnd wischte er Schmutz von ihrer Wange.
„Und weißt du eigentlich, wie überheblich du bist?" fragte Melima und sah ihn provozierend an.
Legolas hob erstaunt die Augenbrauen. „Bin ich das?" fragte er.
„O ja, das bist du. Bloß weil du ein Elb bist, und dich lautlos bewegen kannst, heißt das noch lange nicht, dass du dich an mich anschleichen darfst." Stolz reckte sie ihr Kinn vor. Doch sie konnte sich ein Lächeln schließlich nicht verkneifen.
Enttäuscht sah Legolas sie an. „Ich habe eine lange und anstrengende Jagd hinter mir, um dir, meiner Liebsten, einen reich gedeckten Tisch zu bieten, und dann darf ich mich noch nicht einmal an sie anschleichen?" fragte er.
„Du habt was erlegt? Was ist es?" fragte Melima neugierig. Ihr Magen knurrte schon eine ganze Weile.
„Ich hoffe du magst Fasan." grinste Legolas und präsentierte ihr stolz den toten Vogel.
Vorsichtig sah sie ihn an. „Um ehrlich zu sein, habe ich Fasan noch nie gegessen."
„Na dann wird es aber höchste Zeit, meleth nîn. Er ist köstlich!"
Schnell sammelten sie das Holz auf und gingen zurück zum Lager. Auch die beiden Elben hatten erfolgreich gefischt, und so gab ein reiches Mahl.
Danach saßen sie gemeinsam satt und müde am Feuer und erzählten sich Geschichten.
Zärtlich hatte Legolas seine Arme um Melima gelegt. Zufrieden seufzte sie und blickte in die knisternden Flammen. Irgendwann schlief sie in seinen Armen ein.
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Nach zwei Tagen kamen sie in ein Dorf. Die Menschen dort begrüßten sie freundlich. Elrond fragte nach dem Wohnort des Mannes, den sie suchten, doch die Leute zuckten nur mit den Schultern. Nein, der Name war ihnen unbekannt.
Melima konnte die Enttäuschung nicht verbergen. Sie hoffte immer noch inständig, dass es sich bei diesem Mann um J.R.R. Tolkien handelte. Es würde so vieles erklären. Aber um das herauszufinden, mussten sie ihn erst einmal aufspüren.
In den nächsten Wochen ritten sie durch weite Gebiete des Wilderlandes, doch keiner der Menschen konnte ihnen Auskunft geben über einen Mann namens Tôlkíen. Melimas Enttäuschung wuchs von Tag zu Tag.
Sie saß am Rande eines weiteren Dorfes, in dem sie auch vergeblich gesucht hatten, auf einem großen Stein, und beobachtete den Sonnenuntergang. Jeder Sonnenauf- und Untergang war hier in Mittelerde um einiges eindrucksvoller und dauerte ein paar Minuten länger. Die Sonne war, ebenso wie der Mond, viel größer. In leuchtendem Orange versank sie gerade am Horizont.
Melima war in Gedanken versunken. Sie überlegte, wo sich dieser Mann noch aufhalten konnte. Sie mussten ihn einfach finden!
Zärtlich fuhr ihr jemand über die Haare. Sie drehte sich um und sah in das schöne Gesicht Legolas, das von dem sanften Licht beleuchtet wurde.
„Ich weiß, du bist enttäuscht, Liebste. Habe Geduld. Wir werden ihn finden. Und wenn es hundert Jahre dauern wird." Aufmunternd lächelte er sie an.
Traurig erwiderte sie seinen Blick. „Legolas, ich bin nicht unsterblich. Ich habe nicht so viel Zeit wie du." Schon lange machte sie sich darüber Gedanken, doch nie hatte sie den Mut gehabt, dieses Thema anzuschneiden.
Einen Moment sah er sie betroffen an. Sie hatte Recht. Er hatte es völlig verdrängt, dass sie ein sterblicher Mensch war. Schnell versteckte er seine Gefühle hinter einem zuversichtlichen Gesicht. Doch Melima hatte seine Enttäuschung sehr wohl gesehen.
Sie sah wieder zu der Sonne, die schon fast vollständig am Horizont versunken war. Tröstend legten sich Legolas Arme um sie. Schweigend saßen sie dort noch, auch, als es schon dunkel wurde.
Dieses Mal war das Schweigen nicht ungetrübt. Beide machten sich darüber Gedanken, wie es weitergehen sollte. Es war noch nicht die Zeit, über diese Sorge zu reden. Doch früher oder später mussten sie es. Das wussten beide.
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Nachdem sie wochenlang kreuz- und quer durch das Wilderland gereist waren, beschlossen die Gefährten nach Minas Tirith zu reiten. Dort könnten sie eine Weile bleiben und überlegen, was sie als nächsten tun sollten.
Es war zwar nicht ausgesprochen worden, doch Melima spürte, wie der Gedanke an Aufgeben in den Köpfen der Elben und des Zwerges präsent wurde. Nicht, weil sie keine Lust mehr hatten, nicht mehr konnten oder es für sinnlos hielten. Nein. Es war wegen ihr. Sie sahen, wie die Enttäuschung ihr zu schaffen machte. Doch sie wollte nicht aufgeben – noch nicht.
Einen Moment betrachtete sie Legolas, der sich gerade um ihre Pferde kümmerte. Sie lächelte verträumt. Er war sehr rücksichtsvoll zu ihr. Nie hatte er sie in irgendeiner Weis bedrängt. Bis auf zärtliche Küsse und sanfte Berührungen ist es bei ihnen noch nicht weiter gegangen. Er behandelte sie äußerst respektvoll. Und sie war ihm sehr dankbar dafür.
Kurz rief sie sich Marc in Erinnerung. Schon nach ihrem ersten Date wollte er damals schon unter ihr T-Shirt. Er hatte es nicht verstanden, dass sie einfach noch nicht bereit dafür war. Sie hatte vor ihm nur einmal einen Jungen geküsst, und dass war noch vor ihrem Abitur gewesen.
Es war einfach kein Vergleich zu Legolas, der ihr die Zeit gab, die sie brauchte um sich erstmal an diese neue Situation zu gewöhnen. Sie wusste, dass er, wenn nötig, ewig auf ein Zeichen von ihr warten würde.
Sie seufzte. Nein, er würde nicht ewig warten müssen!
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Sie ritten östlich am Emyn Muil Gebirge vorbei und umgingen die Totensümpfe. In den zwölf Jahren nach Saurons Vernichtung hatten sie sich verändert. Endlich hatte sich dort einiger Boden gebildet und das Wasser, mit all seinen Leichen von Elben, Menschen und Orks, war an manchen Stellen fast ganz verschwunden. Die Geister der Toten waren endlich frei, die Lichter erloschen.
Erste Tiere und Pflanzen besiedelten diesen Ort wieder, und die dichten Nebel, die immer über diesen Ort gelegen hatten, hatten sich endgültig verzogen. Dennoch ritten sie lieber durch die blühende Landschaft Ithiliens. Obwohl dieses Land so dicht an Mordor lag, hatte Sauron die Flora und Fauna nicht vertreiben können. Doch jetzt war sie noch um einiges prachtvoller und blühender als jemals zuvor, und einfach wunderschön. Baumbewachsene Hügel, saftig grüne Wiesen, kleine Bäche mit kristallklarem Wasser und gut genährten Fischen darin, und in allen Farben blühende Pflanzen sahen sie, als sie langsam durch diese Gegend ritten.
In der Nähe eines kleinen Waldes bauten sie ihr Nachtlager auf, und entzündeten ein gemütliches Feuer. Nachdem sie gegessen hatten, griff Melima die Hand Legolas und zog ihn lächelnd vom Feuer weg.
Schmunzelnd sah Gimli den beiden nach. „Da haben sich zwei gesucht und gefunden, würde ich behaupten." sagte er und sah zu Elrond. Dieser nickte nur ernst.
Er freute sich für die beiden. Sie war wie eine Tochter für ihn geworden, und nun wusste er sie in guten Händen, wie ein Vater es sich wünschen würde. Dennoch umfasste sein Herz die Sorge. Er wusste, dass Melima nur mit diesem Mann glücklich werden konnte, und er wusste auch um die Gefühle seines Freundes. Doch wie würde ihr Leben aussehen, wenn sie altern würde? Wie würde Legolas es verkraften können, wenn sie eines Tages starb?
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Sie gingen eine Weile schweigend Hand in Hand. Legolas suchte sich eine Stelle unter einem großen Baum und zog Melima zu sich auf den Schoß. Er legte seine Arme um sie, strich ihr über das Gesicht und betrachtete sie einen Moment. Sie war so wunderschön in diesem Mondlicht, dass es ihm fast den Atem verschlug.
Sanft zog er sie an sich und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss und ihre Zunge forderte seine zum Spiel auf. Überrascht registrierte er, dass sie ein wenig forscher und mutiger zu sein schien, als zuvor.
Der Kuss dauerte lange und wurde immer leidenschaftlicher. Vorsichtig wagte auch er sich nun ein wenig weiter. Seine Hände fuhren forschend über ihren Körper. Was hätte er darum gegeben, wenn sie jetzt kein Kleid anhätte…
Zärtlich erwiderte sie seine Berührungen. Sie spürte seine angespannten Muskeln unter seiner Haut. Die starken Schultern und Arme waren um sie geschlossen. Es tat so gut diese um sich zu spüren.
Sein Atem wurde schneller, und auch ihre Erregung wuchs. Immer leidenschaftlicher wurden ihre Berührungen, immer mutiger suchten sich die Hände noch unbekannten Stellen am Körper des anderen. Seine Lippen überdeckten ihr ganzes Gesicht mit Küssen, fuhren ihren Hals hinab zu ihrem Dekolleté.
Genüsslich schloss sie die Augen und ein leises Seufzen kam aus ihrem Mund. Seine Berührungen waren so wundervoll…
Seine Lippen liebkosten ihre weiche Haut. Er wollte sie! Nie hatte er eine Frau so begehrt. Er wollte ihr die Zeit geben, die sie brauchte, doch dieses Spiel hatte sie begonnen. Er musste gegen den Drang ankämpfen, sie einfach auf den Boden zu legen und…
Nein! Das war nicht der richtige Ort. Er spürte, dass sie noch nicht viele Erfahrungen mit Männern gemacht hatte. Er wollte, dass sie es in vollen Zügen genießen konnte, dass er sie richtig verwöhnen durfte. Er wollte ihr alles geben!
Sie war erregt, doch sie merkte, dass er die Grenze nicht überschreiten wollte. Ein wenig bedauerte sie es zwar, aber sie war ihm auch dankbar. Legolas ließ ihr die Zeit, die sie brauchte. Er machte sie neugierig auf ihn. Sie wollte seinen Körper erforschen und sich ihm völlig hingeben. Doch hier war nicht der richtige Ort.
„Elen feana or govas nîs" (2) sagte er und hauchte tausend Küsse über ihren Hals.
„Ich liebe dich so sehr." flüsterte sie in sein Ohr, und berührte es leicht mit ihren Lippen. Das brachte ihn für einen Moment total aus dem Konzept und er atmete scharf ein. Wusste sie denn nicht, dass dies die zweitempfindlichste Stelle an seinem Körper war? Einen Moment musste er mit sich kämpfen, sie nicht doch einfach auf den Boden zu legen und…
Sie bemerkte seinen schweren Atem, als sie ihn auf sein Ohr küsste. Sie lächelte. Sanft wiederholte sie die Berührung.
„Melima…" keuchte er und zwang sich die Kontrolle über seinen Körper zu behalten, was ihm aber sichtbar schwer fiel. Melima spürte eine Veränderung unter ihr. Sie saß immer noch auf seinem Schoß. Doch nicht mehr lange. Behutsam kippte er sie zurück, so dass sie auf dem Boden lag.
Seine Lippen erforschten leidenschaftlich ihr Dekolleté, seine Hände fuhren zärtlich über ihre Brüste und über ihre Taille.
„Du machst mich wahnsinnig." flüsterte er heiser und sah ihr in die Augen. Sie leuchteten. Der Mond spiegelte sich in ihnen wider. „Ich habe noch nie eine Frau so begehrt, wie dich. Ich würde jetzt so gerne so viele Dinge mit dir tun… Aber ich möchte, dass es schön für dich wird." Er streichelte ihr liebevoll über das Gesicht. „Ich möchte, dass es so schön für dich wird, dass du nie wieder auf die Idee kommst, einen anderen Mann anzusehen. Das du immer und ewig mir gehörst!"
„Das tue ich doch schon!" lächelte sie. „Du besitzt mein Herz. Kein anderer Mann könnte es erobern – weder Mensch noch Elb." Sie strich ihm über das Haar. „Und ich bin mir sicher, dass es schön wird." Unsicher sah sie ihm in die Augen. „Es kann nur schöner werden!"
„Du weißt nicht, wie es ist, von einem Elben geliebt zu werden." grinste er geheimnisvoll.
„Wie ist es?" fragte sie neugierig.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und fuhr mit seinen Daumen zärtlich über ihre Wangen. Dabei sah er ihr tief in die Augen. „Es ist sanft…" er küsste sie auf die Stirn. „Es ist zärtlich…" Ein Kuss auf das linke Auge. „Es ist unglaublich intensiv…" Ein Kuss auf das rechte Auge. „Es ist leidenschaftlicher, als du es dir jemals erträumen könntest…" Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Und du wirst meinen Namen wimmern!" Seine Lippen schlossen sich auf ihrem Mund.
„Wimmern?" keuchte sie, drückte ihn hoch sah ihn skeptisch an.
Er grinste. „Oh, ja, du wirst meinen Namen wimmern!" Dann küsste er sie wieder, ohne sich darum zu scheren, dass sie etwas sagen wollte und sich wehrte. Doch sie gab es bald auf. Schnell erschlafften ihre Arme, die versucht hatten ihn wegzudrücken, und legten sich um seinen Nacken. Sie zerfloss regelrecht in seinen Armen. Der Kuss war so intensiv…
Legolas hielt inne, sah sie an und grinste. „Du wirst wimmern!" Dann küsste er sie wieder.
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(1) Hallo, meine Schöne
(2) Ein Stern leuchtet über unsere Begegnung
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at 14: danke für deine lieben revs! °knuddel° natürlich verzeih ich dir. hab ja auch n lecker keks von dir bekommen °grins° aber bitte, bitte noch net heulen! noch nicht!
gaaanz liebe grüße, deine sirixx
