at 14 und black: DANKE für eure lieben revs!

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Besessen

Sanft bettete Legolas die bewusstlose Melima in die weichen Kissen. Besorgt fuhr er über ihre Stirn. Dann sah er hilflos den alten Mann an. Dieser musterte sie und strich ihr über die Wange. Er zögerte einen Moment. Dann nahm er seine Hände und legte sie um ihren Kopf. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Als er sie wieder öffnete, waren seine Augen verschleiert. Er keuchte. Tari kam besorgt an seine Seite und half ihm, sich in einen Sessel zu setzten.

„Er ist stark. Und er hat nichts Gutes im Sinn." flüsterte er heiser. „Ich kann ihr nicht helfen."

„Was hat er vor? Was geschieht mit ihr?" fragte Legolas besorgt.

„Er will sie immer noch. Er hat einen Zauber angewandt, um sie zu schwächen. Ich habe nicht genug Kraft, diesen Zauber zu brechen. Wir brauchen Hilfe." sagte der alte Mann erschöpft. Dann sah er auf. „Elrond!"

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Mit einem schnellen Pferd und wenig Pausen, war die Strecke nach Bruchtal in sieben oder acht Tagen zu schaffen. Doch wer sollte Elrond die Botschaft überbringen? Gimli war ein zu schlechter Reiter, wie er selber eingestehen musste. Johnamas war der einzige hier, der über den Dämon bescheid wusste, und Legolas konnte und durfte nicht von ihrer Seite weichen. Ratlos sahen sich die Männer an.

„Na Imladris revion. (1) Ich werde Hilfe holen." sagte die Elbe Tari.

Johnamas lächelte. „Das ist die beste Lösung, meleth nîn." sagte er.

„Man lû bedich?" (2) fragte Legolas.

„Ned amrûn." (3) erwiderte Tari und Legolas nickte ihr zu.

Dann wandte er sich wieder seiner geliebten Melima zu. Besorgt sah er sie an. Sie war blass, und auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen. Sie zitterte fast unmerklich. Ihr Gesicht verzog sich, und ihre Augen bewegten sich hektisch unter den geschlossenen Lidern. Zärtlich nahm er ihre kleine Hand, und strich ihr liebevoll über das Haar.

„Im sí." (4) flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Es wird alles wieder gut, meine Liebste."

Gimli sah die Elbe an. „Reitet schnell. Wir brauchen dringend Elronds Hilfe."

„Ich weiß, Meister Gimli." Sie sah Tôlkíen an. „Ich geh und pack meine Sachen." Johnamas nahm ihre Hand und drückte sie. Dann ging sie eilig hinaus.

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Noch vor Sonnenaufgang saß die Elbe auf Legolas treuem Pferd Askar. Es war das schnellste Pferd in der gesamten Umgebung.

Der Hengst hatte seinem Herrn aufmerksam zugehört, als dieser ihm erklärte, worum es ging. Sanft hatte er Legolas mit seiner weichen Nase angestupst, so, als wollte er ihm Mut zusprechen.

Besorgt sahen Gimli und Tôlkíen ihr hinterher. Hoffentlich würde sie gut ankommen in Bruchtal.

Melima war immer noch bewusstlos. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihr schönes Gesicht verzerrte sich immer wieder. Unruhig warf sie den Kopf hin- und her.

„Wenn ich ihr nur helfen könnte." flüsterte Legolas.

Gimli legte die Hand auf die Schulter seines Freundes. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Im Augenblick konnten sie beide gar nichts tun.

Es war dunkel und kalt. Melima war gefangen in einem Käfig. Sie hatte fürchterliche Angst. Seit einer Ewigkeit saß sie jetzt schon hier. Sie wusste weder, wie sie hierher gekommen war, noch weshalb.

Wo war Legolas? Sie hoffte inständig, dass es ihm gut gehen würde.

Sie tastete in die Dunkelheit. Ihre Finger berührten Gitterstäbe, die kalt waren wie Eis.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. „Hallo?" rief sie. „Ist da jemand?" Keine Antwort. „Bitte helft mir." flehte sie. Sie starrte in die Dunkelheit, die sie umgab.

Plötzlich sah sie zwei glühende Augen. Dann kam ein Lachen. Es war ein fürchterliches Lachen, dass stechend in ihrem Kopf hallte – und sie erkannte es.

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Tage vergingen. Melimas Zustand änderte sich nicht. Immer noch schlief sie einen unruhigen Schlaf. Mit Mühe konnten Johnamas und Legolas ihr ein paar Löffel Wasser und Brühe einflößen.

Der Elb saß ununterbrochen an ihrem Bett. Tiefe Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, und er war blass. Er schlief nicht und er aß nicht. Jetzt machte sich Gimli auch noch Sorgen um seinen Freund.

„Du brauchst Ruhe, Legolas." sagte er bestimmt, doch dieser schüttelte entschieden den Kopf.

„Ich bleibe hier." sagte er.

„Dann schlafe hier eine Weile. Ich bleibe wach und pass auf sie auf." sagte Gimli beschwichtigend.

Legolas sah ihn an. „Ich darf sie nicht verlassen. Darauf wartet Dagor nur."

„Aber wenn du nicht schläfst und nicht isst, dann kannst du ihr nicht helfen." versuchte es der Zwerg erneut. Legolas überlegte einen Moment. Das nutzte Gimli. „Ich hole dir einen Becher mit Brühe. Du musst bei Kräften bleiben." Geschlagen nickte der Elb.

Tôlkíen kam an seine Seite. Besorgt schaute der alte Mann auf das Mädchen.

„Gibt es nichts, was wir tun können?" fragte Legolas erschöpft.

Johnamas schüttelte den Kopf. „Leider nein. Ich konnte meine Fähigkeiten, die offensichtlich alle haben, die aus der anderen Welt kommen, noch nicht sehr gut üben. Ich bin noch nicht lange genug in Mittelerde." Er überlegte einen Moment. „Élisara hat heilende Hände. Sie könnte helfen." Er schüttelte den Kopf. „Sie ist zu weit weg! Der Weg nach Minas Tirith ist zu weit." Dann leuchteten seine Augen auf. „Der Ring! Wo hat sie den Ring? Er steckt nicht an ihrem Finger. Legolas, wo ist er? Er könnte helfen."

Legolas sah sich um. Er hatte ihn nirgendwo gesehen. Sie hatte den Ring, seit die alte Frau ihn ihr geschenkt hatte, ununterbrochen am Finger getragen. Nein. Augenblick. Sie nahm ihn immer ab, wenn sie sich wusch.

Schnell stand er auf und ging zur Waschschüssel. Da lag er! Er nahm den Ring und gab ihn Johnamas. Dieser sah ihn sich einen Moment lang an. Dann lächelte er.

„Ja, dieser Ring ist magisch. Élisara hat einen Zauber auf ihn gelegt. Er wird ihr helfen!"

Schnell ging er zu ihrem Bett und stellte sich neben sie. Er schob die Bettdecke nach unten und griff nach den Bändchen ihres Nachthemdes. Dann stockte er. Er sah Legolas an. „Macht Ihr es. Der Ring muss in die Nähe ihres Herzens."

Schnell hatten die flinken Elbenfinger die Bänder gelöst. Er schob das Nachthemd zur Seite. Dann nahm er den Ring und legte ihn auf ihre verschwitzte Haut. Sobald das Metall ihre Haut berührte, atmete Melima tief ein, ihr Körper bäumte sich einen Moment auf, doch dann sank sie wieder zurück.

Besorgt sah Legolas den alten Mann an. Auch auf seinem Gesicht stand die Sorge um das Mädchen geschrieben.

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„Was willst du nur von mir?" fragte Melima. Sie hatte sich in die Mitte des Käfigs zurückgezogen, weg von den kalten Gitterstäben.

„Ich will immer noch dich." dröhnte die ihr bekannte Stimme. „Jetzt bist du alleine. Dein Elbenprinzchen kann dich hier nicht beschützen. Und er will es auch gar nicht. Er hat sich davongemacht, der Gute!" Ein grausames Lachen entfuhr seiner Kehle.

„Nein, das glaube ich nicht!" sagte Melima. Sie hatte keine Tränen mehr. Ihre Kraft schwand.

„Glaube mir, es ist so. Du bist völlig alleine. Alle haben dich verlassen. Nur ich bin noch hier." Die Stimme des Dämons veränderte sich. Sie klang fast warm „Ich bleibe bei dir. Komm zu mir und du bist nie wieder alleine. Ich kenne deine Gedanken. Ich kenn deine Vergangenheit. Du warst oft einsam. Nie war jemand für dich da. Deine Eltern haben dich verlassen, und der, den du liebtest, hat dich betrogen. Und nun hat auch der Elb dich alleine gelassen."

Melima schluchzte auf. Nein! Sie durfte ihm nicht glauben. Aber wo waren die anderen? Legolas, Gimli, Elrond? Wo waren sie? Hatten sie sie doch im Stich gelassen? Zweifel nagten an ihr.

„Komm zu mir, mein Kind. Bei mir findest du den Frieden, den du suchst." Seine Stimme war eindringlich. Melima schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu, doch die Stimme war in ihrem Kopf. „Wehre dich nicht länger. Mit mir wirst du glücklich sein. Ich werde immer bei dir bleiben." Melima öffnete die Augen. Es war Legolas Stimme, die sie hörte. Sie wusste jedoch, dass der Dämon mit seiner Stimme sprach, es war nicht Legolas selbst. Aber es klang so vertraut. „Komm zu mir und du wirst nie wieder einsam sein."

„Legolas." flüsterte Melima. Eine einzelne Träne rann ihre Wange herunter.

„Ja, ich bin es. Komm zu mir." sagte er in seinen Worten.

„Legolas? Bist du es wirklich?" Hoffnungsvoll setzte Melima sich auf.

„Ja, Geliebte. Ich bin es. Öffne dein Herz für mich."

„Mein Herz, es gehört für immer…" Weiter kam sie nicht. Sie fühlte einen stechenden Schmerz in ihre Herzen. Sie presste die Hände auf ihre Brust.

„Was? Was wolltest du gerade sagen, Liebste? Sag es!" rief Legolas Stimme. „Los sag es!" Nun war es wieder der Dämon, der sprach. „Sprich es aus! Beende deinen Satz!"

Schmerzerfüllt sackte Melima zusammen. Sie atmete heftig ein. Dann, langsam ließ der Schmerz nach. Sie sah sich um. Alles um sie verblasste.

„Nein! Bleibe hier! Sprich aus, was du sagen wolltest. Dann ist alles vorbei. Sage es!" hörte sie noch entfernt den Dämon rufen. „Bleibe gefälligst hier! Ich finde dich sowieso!"

Licht. Es wurde hell…

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Ein Stöhnen kam aus ihrer Kehle. Sie atmete schnell und hektisch.

Legolas strich über ihr Gesicht. „Komm zurück, Liebste. Im sí, meleth nîn, im sí." (5)

Ihre Lider flatterten. Schließlich schlug sie die Augen auf. „Legolas!" keuchte sie.

„Ja, Liebste, ich bin hier. Sie mich an. Ja, sieh mich an." Sie blickte in seine Augen. Sanft strich er ihr über die Wange. „Meine Prinzessin, ich hatte solche Angst um dich." Glücklich sah er sie an.

„Wo bin ich?" fragte sie heiser.

„Du bist hier bei Freunden." sagte Tôlkíen und fasste ihre Hand. „Egal, was Dagor zu dir gesagt hat, du hast Freunde, die dich lieben."

Erschöpft sah sie den alten Mann an. Dann lächelte sie schwach. Sie blickte in die Gesichter der drei Männer um sie herum.

„Ja. Das ist wahr. Ihr habt mich nie verlassen." sagte sie leise.

„Wir werden immer bei dir sein." sagte Gimli und tätschelte behutsam ihr Bein.

Dann sah sie wieder in die Augen von Legolas. „Bist du es wirklich?" fragte sie. „Er hatte deine Stimme."

„Sieh mich an. Sieh mir in die Augen. Erkennst du die Liebe in ihnen, die ich für dich empfinde? Dann weißt du, dass ich es bin." flüsterte der Elb.

„Wie habt ihr mich befreit?" fragte Melima erschöpft.

„Es war der Ring, den Élisara dir gab." lächelte Legolas.

„Bitte versprich mir, dass du ihn nie wieder ablegst, mein Kind." sagte Johnamas. „Er hat dich bis jetzt beschützt vor dem Zauber des Dämons."

„Und er hat dich jetzt wieder zu mir gebracht." Legolas nahm den Ring von ihrer Brust und steckte ihn ihr wieder an den Finger. Dann nahm er die Hand in seine und küsste sie.

„Ich verspreche es." sagte sie. Dann lächelte sie. „Ich bin durstig."

Glücklich sah Legolas sie an. Behutsam half er ihr, sich aufzusetzen und Gimli gab ihr die Brühe, die er geholt hatte.

Sie erholte sich schnell, doch sie war noch sehr schwach. Tage hatte sie in Bewusstlosigkeit gelegen, und im Geiste in dem Käfig gesessen. Und Tage würde es dauern, bis sie sich gänzlich davon befreit hätte.

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Am sechsten Tag, nachdem sie wieder bei Bewusstsein war, traf auch endlich Tari mit Elrond ein. Besorgt untersuchte der Elb seine Ziehtochter. Zum Glück schien sie keine bleibenden Schäden zurückbehalten zu haben. Doch als er seine Hände auf Melimas Kopf legte, spürte er noch ein dunkles Gefühl.

Schnell mischte er einen Trunk aus verschiedenen Arzneien und Kräutern, und gab ihn ihr zu trinken.

„Warum muss Medizin immer so scheußlich schmecken?" fragte Melima und verzog ihre Nase.

„Damit sie helfen kann." sagte Elrond und passte auf, dass sie den Becher vollständig leerte. Zufrieden sah er sie an. „Braves Mädchen." lächelte er. Sie lächelte zurück. Sie war froh ihren Vater wiederzusehen. Nur hatte sie sich andere Umstände gewünscht.

Elrond hatte besorgt ihren Erzählungen gehorcht. Er hatte befürchtet, dass es soweit kommen würde, nur hatte er nicht gedacht, dass es so schnell passieren könnte.

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Elrond saß lange mit Johnamas zusammen, den er sogleich wieder erkannt hatte, und sie erzählten sich alles, was sie über diesen Dämon wussten.

„Ihr glaubt also, dass sie weiß, wie man ihn vernichtet?" fragte Elrond interessiert.

Der alte Mann nickte. „Ja. Ich bin mir ziemlich sicher. Nur leider kann sie sich nicht daran erinnern."

„Ja, leider. Er hatte sie in seiner ganzen grausamen Gewalt damals, bis sie sich endlich befreien konnte." sagte Elrond. „So oder so. Bei seinem nächsten Angriff auf sie wird es sich entscheiden müssen. Ich glaube nicht, dass sie die Kraft hat, ihm noch einmal zu widerstehen."

„Nein, das glaube ich auch nicht. Es ist ein Wunder, dass sie schon zwei Mal überlebt hat." Traurig blickte der Mann Elrond an. „Ich habe von einigen Frauen gehört, die schon nach dem ersten Traum, in dem er ihnen begegnet ist, nicht mehr aufgewacht sind." Ernst sah er den Elben an. „Ja, er begehrt eine Frau. Er sucht eine Königin, hörte ich einst." Nachdenklich blickte er zu Melima, die einige Meter entfernt mit Legolas und Gimli auf der Bank in der Sonne saß. „Wenn wir nur wüssten, was sie so stark macht."

„Was es auch ist, ich danke Ilúvatar dafür, dass er es ihr gegeben hat." meinte Elrond. Dann sah Johnamas an. „Ich kenne nur diese Welt. Was könnte es sein, was sie auch in eurer Welt zu etwas Besonderem macht?"

Tôlkíen überlegte einen Moment. „Sie ist schön und sie ist jung. Das ist zwar etwas Besonderes, doch das haben tausende anderer Frauen auch. Sie ist sehr warmherzig, gütig und mitfühlend. Das ist schon etwas, was man sehr viel seltener findet in der anderen Welt." Der Mann schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist es die Kombination von all dem." sagte er. Doch dann sah er auf. Er blickte Elrond an. „Die Augen!" flüsterte er. „Die Augen sind etwas ganz Besonderes an ihr. Noch nie sah ich ein solches Grün!"

Elrond nickte. „Auch ich habe eine solche Farbe noch nie gesehen. Meint Ihr, dass verleiht ihr die Kraft?"

Nachdenklich sah der Mann den Elben an. „Ich weiß es nicht, mein Freund. Es wäre möglich. Aber wie Ihr bereits gesagt habt, was es auch ist, wir können dankbar darum sein."

„Wann wird er wiederkommen?" Legolas setzte sich zu ihnen.

„Wenn wir das wüssten, mellon nîn." sagte Tôlkíen matt.

„Ich denke, er wird ihr nicht viel Zeit geben, sich zu erholen." erwiderte Elrond. „Mit dem Ring hatte er nicht gerechnet. Ohne ihn hätte er bereits gesiegt. Sie hätte ihm nicht so lange widerstehen können, bis ich gekommen wäre. Und dann hätten wir nicht gewusst, ob ich ihr hätte helfen können." Elrond betrachtete sie einen Moment, wie sie in der noch warmen Sonne auf einer Bank saß. Gimli war bei ihr. Sie war wieder gut zu Kräften gekommen, doch ganz erholt hatte sie sich noch nicht. „Er wird bald kommen. Wir sollten auf ihn vorbereitet sein."

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(1) Ich wandere nach Bruchtal

(2) Wann gehst du los?

(3) Zu Sonnenaufgang.

(4) Ich bin hier

(5) Ich bin hier, meine Liebste, ich bin hier.

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heute mal nicht so´n blöder cliffi. aber wann kommt der dämon wieder? was will er nur von ihr? wird melima es schaffen, sich gegen ihn zu wehren?

bis Freitaag…