Zweikampf
Die nächsten Tage verliefen ruhig. Melima ging es wieder gut, doch sie fühlte sich immer noch ein wenig schwach.
Sie seufzte, als Gimli ansetzte noch eine Geschichte zu erzählen. Sie mochte diesen Zwerg sehr, doch sie sehnte sich danach mal wieder alleine zu sein. Keiner der anderen ließ sie jemals alleine. Ständig, ob Tag oder Nacht, war jemand an ihrer Seite.
Es war ja rührend, wie sich alle um sie sorgten, doch langsam wurde es anstrengend. Sie würde es ihnen am liebsten sagen, doch sie konnte es nicht. Schließlich wollten sie alle nur beschützen. Sie musste einen anderen Weg finden, endlich einen Moment alleine zu sein.
Sie lächelte Gimli an. „Gimli, würdest du mir einen Gefallen tun, und mir ein Becher Wasser holen?" fragte sie.
„Natürlich, Prinzessin." lächelte er. Er hatte sie oft so genannt in den letzten Tagen. Er stand auf und ging einige Schritte. Dann zögerte er. „Vielleicht sollte ich jemand anderen Bitten. Ich soll dich doch nicht alleine lassen." sagte er nachdenklich.
„Was kann denn schon passieren?" fragte sie. „Du bist doch in einer Minute wieder da." Ihre Stimme beruhigte ihn.
Er nickte. „Du hast Recht. Ich komme sofort wieder." Schnell ging er zum Haus.
„Es tut mir leid, aber ich muss einen Moment alleine sein." flüsterte sie, als sie ihm nachsah. Dann stand sie auf und verschwand hinter dem Haus.
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Eilig ging sie ein paar Schritte in den Wald hinein, der direkt hinter dem Haus begann. Dann atmete sie tief ein. Sie schloss die Augen und genoss die Stille um sich. Sie wusste, dass es nicht richtig war, was sie tat. Aber sie würde in ein paar Minuten wieder zurückgehen.
Sie schob ihr schlechtes Gewissen zur Seite, ging noch ein Stückchen weiter in den kleinen Wald, und atmete noch einmal tief ein. Wie wundervoll ruhig es war. Sie hörte nur die Vögel zwitschern… Sie stockte. Nein, da waren keine Vögel, die zwitscherten.
Sie öffnete die Augen. Es schien dunkler zu sein, als noch vor einigen Augenblicken. Außerdem fröstelte sie.
Sie bekam Angst. Schnell drehte sie sich um, und wollte zurück zum Haus laufen, doch dann schreckte sie zusammen.
Da stand er. Er schien noch größer als beim letzten Mal. Wieder leuchteten seine Augen in einem fürchterlichen Rot.
„Ich habe dir versprochen, dass ich wieder komme." dröhnte seine Stimme.
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„Prinzessin, hier ist Euer Trank." Gimli bog um das Haus und sah die leere Bank. „Melima!" sagte er erschrocken. Dann blickte er sich um. Nirgends wo war sie zu sehen. „Melima!" rief er. Keine Antwort. Er fürchtete Schlimmes. Er ließ den Becher fallen und rannte ein paar Schritte. Wieder rief er ihren Namen.
„Gimli, was ist passiert?" Aufgeregt kam Legolas zu ihm gelaufen. „Wo ist sie?" fragte er.
„Ich weiß es nicht. Ich wollte ihr nur einen Becher Wasser holen." erklärte Gimli entschuldigend und blickte sich wieder besorgt um.
„Was ist passiert?" Elrond und Tôlkíen kamen um die Ecke gelaufen.
„Sie ist weg." sagte Legolas und rannte los, um sie zu suchen. Eilig folgten ihm seine Freunde.
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Wie schon beim letzten Mal schmerzten seine Worte in Melimas Kopf. „Warum lässt du mich nicht endlich in Ruhe?" fragte sie verzweifelt. „Ich werde mich niemals dir anschließen." Melima hielt ihren Kopf. Es tat so weh! Sie schloss die Augen. Sie spürte wie seine Klaue erneut nach ihrem Herz griff. Schmerzen durchfuhren ihre Brust.
„Es ist jetzt unser drittes Zusammentreffen. Das hat noch kein Mensch überlebt. Du bist so stark, wie niemand sonst. Es würden wieder tausende von Jahren vergehen, bis ich ein solches Menschenkind wie du es bist, finden würde. Ich will dich, und ich werde dich bekommen! Es wird ein Ende haben heute. Und deine einzige Möglichkeit ist, solange du nicht sterben willst, dich mit mir zusammenzutun." sagte er laut.
Wieder durchfuhr unsagbarer Schmerz ihren Kopf. Stöhnend sackte sie in die Knie. Sie sah auf ihre zitternden Hände. Dann erinnerte sie sich. Sie wusste, was geschehen war, als Dagor sie niedergestochen hatte. Sie wusste jetzt wieder alles. Auch wie sie ihn töten konnte.
Langsam hob sie den Kopf und sah ihn an. „Oder, dich zu vernichten." keuchte sie.
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„Melima!" rief Legolas verzweifelt. Sie musste doch irgendwo sein? Er ahnte, dass der Dämon bei ihr war. Er rannte in das kleine Wäldchen hinter dem Haus. Dann erstarrte er.
Dort war sie. Zusammengekauert kniete sie vor Dagor im Gras. Hoch ragte der Dämon über ihr hinaus. Dann zog er sein furchtbares Schwert.
„Melima!" schrie Legolas verzweifelt. Er wollte zu ihr, doch er wurde von zwei Händen zurückgehalten.
„Nein, Prinz. Lasst sie. Sie wird es schaffen ihn zu vernichten." Besorgt sah der alte Mann zu dem Mädchen. „Sie muss es schaffen."
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„Du willst mich vernichten?" Wieder dieses grausame Lachen. „Dazu wird es nicht kommen. Das weiß ich zu verhindern." Mit einem klirrenden Geräusch zog er sein Schwert. „Und dieses Mal wird mir der kleine Elb nicht in die Quere kommen. Dieser Legolas." Verächtlich spuckte er den Namen aus. Das war ein Fehler!
„Legolas." flüsterte Melima. Sie erinnerte sich, wie ihr diese Liebe beim letzten Mal, als sie diesem Dämon gegenüberstand, geholfen hatte.
Sie schloss die Augen. „Legolas." flüsterte sie erneut. Immer wieder wiederholte sie den Namen in ihrem Kopf, und rief sich sein Gesicht ins Gedächtnis. Die Schmerzen, die in ihren Schläfen pochten, wurden weniger. Sie bemerkte die Kraft, die, angefangen von ihrem Herzen, nun durch ihren ganzen Körper strömte. „Legolas." sagte sie nun laut. Dann erhob sie sich langsam, und öffnete sie die Augen.
Sie blickte den Dämon an. Dieser erschrak einen Moment. Ihre Augen hatten wieder zu leuchten begonnen, wie damals.
„Es ist wirklich unglaublich, wie zäh du bist." brummte Dagor. „Dieser Elb hat dir wirklich den Kopf verdreht."
Keuchend stand sie auf. Sie ging zwei Schritte auf ihn zu. „Nein, du wirst mich nicht töten." zischte er gefährlich.
Melima schwankte ein wenig. Ihre Knie zitterten. Trotzdem ging sie wieder einen Schritt auf ihn zu.
Der Dämon betrachtete sie, belauerte jede ihrer Bewegungen ganz genau. „Es ist tatsächlich die Liebe, die dich so stark macht." Es klang, als würde Dagor überlegen. „Vielleicht sollte ich einen günstigeren Zeitpunkt wählen. Ein wenig länger kann ich noch warten." sagte er leise.
Sie hörte nicht, was er sagte. Ihre ganze Konzentration beruhte ganz auf ihre Beine. Schritt für Schritt kam sie näher heran. Das Geschöpf stand da, und wartete, sein Schwert gezückt.
Melima stand nun direkt vor ihm und sah ihm in die Augen. „Ich vernichte dich. Nie wieder sollst du einem Menschen so etwas antun." flüsterte sie. Dann streckte sie ihre Hand aus.
Der Dämon wich zurück und funkelte sie noch einmal mit seinen leuchtenden Augen an. Dann schrie er entsetzlich, und verschwand er in einer Rauchwolke.
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Jaaa! Jiphieee! Raketen in die Luft sausen lassen Er ist besiegt! Sie hat es geschafft Applaus Ganz ohne Manus Hilfe…
…oder vielleicht doch nicht?
