Bedeutende Frage

Nach zehn Tagen brachen Legolas und Melima nach Lórien auf. Dort wollten sie den Winter verbringen. Zum Glück war es ein wahrlich goldener Herbst, dass sie die noch warme Sonne meistens auf ihrem Wege begleite.

Legolas freute sich schon sehr darauf, seiner Geliebten Lórien zu zeigen. Außerdem war noch etwas Gutes an einem Aufenthalt an diesem Ort. Es lag auf dem Weg nach Eryn Lasgalen. Legolas war der Meinung, dass auch sein Vater die Frau in seinem Leben kennenlernen sollte. Doch erst im nächsten Frühjahr würden sie sich zu ihm auf den Weg machen.

Gimli hatte es vorgezogen, sie nicht zu begleiten, denn er fühlte sich in dem Goldenen Wald immer zu sehr an Galadriel erinnert, der er schmerzlich nachtrauerte, seit diese in die unsterblichen Gefilde gereist war. Stattdessen besuchte er seine Sippe, die sich nach dem Ringkrieg im Weißen Gebirge niedergelassen hatte.

So war das Paar für sich alleine und genoss die Zeit in vollen Zügen. Sie führten lange Gespräche, kuschelten sich abends am Feuer eng aneinander, und liebten sich manche Nacht leidenschaftlich unter dem Sternenhimmel.

Sie reisten gemütlich. Sie hatten ja alle Zeit der Welt. Noch immer war das Gefühl der Unsterblichkeit für Melima berauschend. In der alten Welt hätte sie nichts darum gegeben, unsterblich zu sein. Doch hier, mit dem Mann den sie liebte an ihrer Seite, und der aufregenden, und immer wieder neuen Mittelerde, war alles andere als ein unsterbliches Leben zu kurz.

Legolas erzählte ihr viel über das Land, und immer wieder musste er Melima Fragen über verschiedene Tiere und Pflanzen beantworten. Sie war sehr wissbegierig, nicht zuletzt, weil Élisara ihr den Rat gegeben hatte, von ihrer Umwelt zu lernen.

In einer Sternenklaren Nacht, zog Legolas den Gedichtband seiner Mutter heraus, zog Melima dicht an sich, und las ihr lange die wunderschönen Reime der Elben vor. Verträumt horchte Melima seinen Worten.

°°°°°

Es war noch sehr mild für die Jahreszeit. Die Blätter der Bäume verfärbten sich zusehends, aber die Luft war noch warm.

Als sie eines Abends ihr Nachtlager in der Nähe einer frischen Quelle aufschlugen, sah Legolas sie fragend an. „Nin govedich nan eithel?" (1)

Melima nickte lächelnd. Hand in Hand schlenderten sie dorthin. Es war wunderschön hier. Ein kleiner Wasserfall speiste den kleinen See mit frischem, klarem Wasser. Große Steine umsäumten das Ufer, und er war umgeben von Bäumen. Trauerweiden berührten mit ihren Blättern die Wasseroberfläche.

Der Mond schien hell und voll vom Himmel und spiegelte sich in dem klaren Wasser. Melima war immer noch fasziniert von diesem Mond hier. Er war um so viel größer, als in der anderen Welt.

Langsam zogen sie sich aus und wateten hinein. Es war kühl und erfrischend. Zärtlich umfasste Legolas ihre schmale Taille und drehte sie durchs Wasser. Sie lachte ausgelassen.

„Erzähl mir von deiner anderen Welt." sagte er. „Gibt es dort auch Wälder?"

„Ja, aber sie sind bei Weitem nicht so schön wie hier. Nichts dort ist so schön wie hier." Zärtlich schlossen sich ihre Arme um seinen Nacken. Traurig blickte sie ihn an. „Weißt du, in der anderen Welt gibt es viel Leid. Viele Menschen müssen hungern und sterben in sinnlosen Kriegen. Alles ist hektisch und jeder denkt nur an seinen eigenen Vorteil."

„Aber es muss doch auch schöne Dinge geben?" fragte er.

Sie lächelte. „Ja, ein paar schöne Dinge gab es. Schokolade zum Beispiel." Fragend sah er sie an. „Es ist eine Süßigkeit." Verträumt schloss sie die Augen. „Mmmh, ich würde einiges geben, um mal wieder ein Stück Schokolade im Mund zu haben."

„Was vermisst du sonst noch?" fragte er.

Sie überlegte einen Moment und schüttelte schließlich den Kopf. Ihr fiel nichts ein. Es war wirklich so. Sie vermisste fast nichts. Natürlich ihre Familie und ihre alten Freunde aus der Kindheit. Aber sonst – es war dort einfach nichts mit Mittelerde zu vergleichen.

„Die Menschen, wie leben sie dort?" Neugierig sah er sie an.

Wie sollte sie es ihm beschreiben? Er konnte die Bedeutung von den großen Städten mit den vielen Hochhäusern, und nur wenig Parks und Grünflächen doch gar nicht verstehen. Auch die tägliche, meist stupide Arbeit, der die Menschen nachgehen mussten, war ihm fremd. Sie versuchte es ihm verständlich zu machen, ließ aber ein paar Details aus, die er nicht verstanden hätte.

Traurig blickte er sie an. Nein, viele Dinge konnte er wirklich nicht verstehen. Aber dennoch war er dieser Welt dankbar, denn sie hatte sie zu ihm gebracht.

Zärtlich küsste sie ihn, und ihre Zunge fuhr spielerisch über seine Lippen. Sie schlang ihre langen, schlanken Beine um seine Hüfte und hielt sich an ihm fest. Sanft strich er über ihren Rücken und ihren Po. Dann trug er sie zu einem Felsen, der flach in das Wasser rein reichte.

Zärtlich streichelte er ihre nasse Haut. Ihre Brustwarzen waren hart vom kalten Wasser und seinen Berührungen. Sanft liebkoste er sie mit seiner Zunge.

Liebevoll streichelte sie über seinen starken Rücken. Seine Muskeln spannten sich unter der Haut. Langsam fuhr ihre Hand über seinen muskulösen, flachen Bauch weiter hinunter, so dass Legolas leise aufstöhnte. Hart und fest lag sein Glied ihn ihrer kleinen Hand. Sie konnte ihn mit ihren, immer noch unschuldigen Berührungen, mit denen sie nicht wusste, was sie in ihm auslösten, verrückt machen.

„Bleibe für immer bei mir, melisse." keuchte Legolas.

„Wo, wenn nicht bei dir, sollte ich sein?" flüsterte sie leise.

Die Atmung der Verliebten wurde schneller und schwerer. Sie steckten sich gegenseitig mit ihrer Erregung an. Sanft glitt Melima über sein festes Gesäß. Und als sie die empfindlichen Elbenohren zärtlich küsste, konnte er sich nicht mehr halten und drang fest, aber gefühlvoll in sie ein…

Sie schenkten sich gegenseitig wundervolle Berührungen und Zärtlichkeiten, und sie liebten sich langsam und intensiv im Mondschein.

°°°°°

Als sie in Lórien ankamen, war der Herbst in seiner vollen Schönheit ausgebrochen. Die Tage wurden kürzer, die Nächte kälter und die Blätter zeigten sich in den schönsten Farben. Langsam ritten sie durch den Wald.

„Sui côl lilthar i laiss nedh i waew." (2) lachte Melima und sah sich staunend um. Sie war begeistert von dem Goldenen Wald. Noch nie hatte sie so große Bäume gesehen, wie diese Mallorn-Bäume.

Schließlich ritten sie in die Stadt der Bäume, Caras Galdahon. Mit großen Augen sah Melima sich um. Noch nie hatte sie einen so schönen und friedlichen Ort gesehen. Der Boden war fest und sauber. Nirgends lagen Blätter oder Gestrüpp herum. Überall in den Bäumen hingen Lichter, und als sie hochsah, erblickte sie die Baumhäuser der Waldelben, die künstlerisch in die Bäume integriert worden waren. Es kam ihr so vor, als wenn diese Häuser und die Bäume zusammengehörten. Lange Treppen, mit Lichtern behangen, führten zu ihnen hinauf.

Ehrfurchtsvoll blickte Melima sich um. Es war einfach atemberaubend. Elben, in hellen, feinen Gewändern und begrüßten sie freundlich. Wundervolle Gesänge waren zu hören, die Melima bis tief in ihr Herz spürte. Nie hatte sie einen solchen, zugleich friedlichen, als auch aufregenden Ort gesehen.

Lächelnd kam ihnen ein aschblonder, großer Elb entgegen. „Mae govannen, Legolas, ernil Eryn Lasgalen." (3) Leicht neigte er seinen Kopf.

„Haldir, mein Herz freut sich, dich wiederzusehen." lachte Legolas, und legte dem Elben seine linke Hand auf die rechte Schulter. Haldir erwiderte lachend den Gruß.

„Es ist schön, dich lachend zu sehen, mein Freund. Du siehst gut aus." Prüfend blickte der Elb ihn an. Dann wanderte sein Blick zu Melima. Er verbeugte sich auch vor ihr. „Mae govannen, ernilwen." (4) sagte er und musterte sie.

„Haldir, das ist Melima." sanft legte Legolas einen Arm um sie.

Haldir lächelte. „Ihr ward also der Grund der plötzlichen Abreise Legolas, vor einiger Zeit. Es freut mich sehr, Euch kennenzulernen, Herrin."

Melima erwiderte sein Lächeln und verbeugte sich ebenfalls. „Und mich erfreut es ebenso, den guten Freund von Legolas endlich zu treffen. Ich habe schon viel über Euch gehört, Hauptmann Haldir."

Haldir sah sie interessiert an. Dann blickte er wieder zu seinem Freund. „Ich hoffe, ihr bleibt den Winter über, und wollt nicht sofort wieder aufbrechen. Begleitet mich, ich zeige euch euer Haus." Legolas und Melima folgten dem Elb, der sie zu ihrem talan brachte. Langsam stiegen sie die Stufen hinauf. Mit jedem Schritt, den Melima machte, staunte sie immer mehr. Erst jetzt konnte sie die Dimensionen der Bäume und der ganzen Stadt überblicken. Nie hatte sie etwas Vergleichbares gesehen.

Als sie dann das Haus betraten, konnte sie es nicht glauben, dass ein solch wunderschöner, und großzügig geschnittener Raum in einem Baumhaus sein sollte. Das Gemach war hell und luftig. Helle, fast durchsichtige Vorhänge wehten in einem lauen Wind durch die großen, offenen Fenster. Ein großes, weiches Bett stand in der Mitte des Raumes. Überall standen frische Blumen.

Sie folgten Haldir auf eine große Terrasse. Karaffen mit Wasser und Wein, und Teller mit elbischen Köstlichkeiten standen auf dem Tisch.

Die Männer setzten sich in die gemütlichen Sessel, die aus Binsen gemacht, und mit dicken Kissen gepolstert waren. Melima ging zu dem hölzernen Geländer der Terrasse. Es war ein unglaublicher Anblick von dort oben. Das Flett lag mindestens fünfzig Meter über dem Boden. Melima verschlug es die Sprache. Überall auf den Bäumen leuchteten jetzt in der Dämmerung Lichter, und sie konnte die wundervollen Gesänge der Elben hören.

Zufrieden beobachtete Legolas sie. Es war so bezaubernd, wie sie sich, wie ein kleines Kind über solche Dinge freuen konnte. Für sie war das alles ja auch neu. Sie würde noch über so einiges hier in Mittelerde staunen können.

Haldir schenkte ihnen Wasser und Wein ein. „Erzähl mir von eurem kennenlernen, mein Freund. Und erzähl vor allem, wovon ich nur wenige Bruchstücke erfahren habe. Was ist mit dem Dämon? Müssen wir ihn noch weiterhin fürchten? Beunruhigende Mitteilungen sind in Lórien angekommen. Er soll immer noch in Mittelerde wandeln."

Lächelnd sah Legolas seinen Freund an. „Keine Sorge, mein Freund. Vor Dagor haben wir nichts mehr zu befürchtet. Er ist vernichtet. Melima hat ihn getötet." Legolas beobachtete grinsend, wie der Elb, gar nicht Elbengleich, einen Moment die Kontrolle über seinen Gesichtsausdruck verlor. Erstaunt sah er ihn an. Dann erzählte Legolas die ganze, lange Geschichte.

Anerkennend sah Haldir das junge Mädchen an. Dann neigte er seinen Kopf. „Ich danke Euch, Melima, Elbenfreundin, im Namen aller Elben meines Reiches. Auch wir hätten hier keinen Schutz vor diesem Dämon gehabt, wäre er zu der Macht gelangt, nach der er strebte." Prüfend blickte er sie an. „Ihr seid also ein Menschenkind aus der anderen Welt." Nachdenklich wanderten seine Augen über die Bäume. „Bis jetzt nur waren es Vermutungen, die einige, sehr Alte unseres Volkes hatten. Wir ahnten, dass es noch etwas anderes, außerhalb Mittelerde gibt. So wie es aussieht, gibt es deinesgleichen schon sehr lange hier, doch niemals ist etwas über sie bekannt geworden, außer einiger Geschichten." Fragend sah er Legolas an. „Dann war also dieser Mann, nach dem Elrond fragte, auch einer dieser Menschen?"

Legolas nickte. „Ja, Johnamas Tôlkíen kommt auch aus der anderen Welt. Er hat ihr in Büchern von uns berichtet." Lächelnd blickte er zu Melima. „Sie kannte uns schon, bevor sie einen Fuß auf Mittelerde gesetzt hatte. Die Menschen dort wissen von dem Ringkrieg, von den Hobbits, den Zwergen und auch von dir."

Erstaunt hob Haldir eine Augenbraue. „Sogar von mir?"

„Ja, Ihr seid auch eine Figur in den Büchern Tôlkíens." nickte Melima. „Nur denken alle Menschen in der anderen Welt, dass es sich hierbei nur um eine erfundene Geschichte handelt." erklärte sie.

„Erstaunlich." sagte Haldir nachdenklich. „Ich ahnte zwar, dass dieser junge Mann anders ist, als andere Menschen, aber das hatte ich nicht erwartet."

Lange saßen sie dort noch auf der Terrasse und unterhielten sich bei köstlichem Wein. Schließlich verabschiedete sich Haldir höflich, als er bemerkte, dass Melima müde wurde. Er hatte vergessen, dass Menschen mehr Schlaf benötigten als Elben.

„Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht." Er wandte sich an Melima. „Merkt Euch Euren Traum, Herrin, denn Ihr seid hier sicher im Lande des Traumes. Manchmal gehen die Träume hier in Erfüllung." lächelte er.

Melima sah ihn an und erwiderte das Lächeln. „All meine Träume sind bereits erfüllt worden, mein Herr. Was sonst sollte ich noch verlangen?"

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Das Paar lag dicht beieinander in dem großen, weichen Bett. Glücklich seufzte Melima. „Ich erlebe an jedem neuen Tag mit dir neue Wunder."

„Und du wirst noch viel mehr Wunder erleben." flüsterte Legolas in ihr Ohr. „Ich möchte schließlich nicht, dass es dir langweilig wird."

„Ein Leben mit dir kann gar nicht langweilig werden." sagte Melima und kuschelte sich ganz dicht an ihn. Noch einmal atmete sie seinen Duft ein. Dann versank sie in Schlaf.

„Ich liebe dich unendlich." lächelte Legolas, dann schloss auch er die Augen.

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Als Melima am nächsten Morgen erwachte, schien ihr die Sonne ins Gesicht. Verschlafen öffnete sie die Augen. Plötzlich erinnerte sie sich an den Traum, den sie in der Nacht gehabt hatte. Sie lächelte. Sie sah die Bilder noch vor Augen, hörte das fröhliche Lachen von Kindern noch in ihren Ohren…

„Mae aur, ernilwen." sanft küsste Legolas ihre Stirn. „Ich dachte schon, du wolltest den ganzen herrlichen Tag verschlafen." Grinsend sah er sie an. Schon seit Stunden hatte er neben ihr gelegen, und sie einfach nur angesehen.

„Guten Morgen, ellon nîn." murmelte sie und schmiegte sich an ihn.

„Erzählst du es mir?" fragte er.

„Was, mein Prinz? Was soll ich dir erzählen?" fragte Melima.

„Erzähl mir von deinem Traum." Überrascht sah sie ihn an.

„Woher weißt du, dass ich etwas geträumt habe?"

„Du hast gelächelt im Schlaf. Es muss ein schöner Traum gewesen sein."

Sie lächelte. „Ja, das war es." seufzte sie. Dann sah sie ihn fragend an. „Stimmt es, was Haldir gestern erzählte? Das Träume hier manchmal wahr werden?"

„Ja, ich habe schon davon gehört." sagte Legolas.

„Das wäre wundervoll." sagte sie

„Nun, was war es, von dem du geträumt hast?"

Sie grinste ihn an. „Eines Tages erzähle ich es dir, mein Prinz." sagte sie, dann küsste sie ihn.

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Sie fühlten sich sehr wohl in Lórien und waren froh, hier den Winter zu verbringen. Hier würde er nicht so trostlos werden, denn diese Bäume verloren ihre Blätter erst im Frühling, wenn dann an ihrer Statt die goldenen Blüten an den Ästen hingen. Auch einen Monat später, als der Winter Mittelerde schon längst in seinem eisigem Griff hatte, waren die Bäume immer noch dicht, und auch die Luft war hier immer noch so warm, wie im Frühling.

Melima und Legolas unternahmen stundenlange Spaziergänge oder lauschten Arm in Arm den wundervollen Elbengesängen. Oft besuchten sie alte Freunde oder Verwandte Legolas. Die Elben begrüßten die junge Frau alle herzlich und zuvorkommend. Sie alle spürten, dass sie nicht nur ein gewöhnlicher Mensch war.

Freundlich kleideten sie die beiden in die Gewänder Lóriens. Nun sah Melima fast aus, wie eine von ihnen, mit ihrem schlanken Wesen, den grazilen Bewegungen, und den langen, blonden Haare, die ihr in weichen Wellen den Rücken hinunter fielen. Man musste schon genau hinsehen, um zu bemerken, dass sie für eine Elbe ein wenig zu klein, und die Ohren zu rund waren.

Auch die elbische Sprache ging ihr immer leichter von den Lippen. Sie konnte jetzt fließend mit den Waldelben Lóriens reden, und diese honorierten dies mit einem erstaunten Lächeln. Nur wenige Menschen beherrschten ihre Sprache so gut. Aragorn war einer der wenigen.

Bald schon hatten sich die letzten Vorurteile mancher Elben über eine Menschenfrau an der Seite des Prinzen, in Nichts aufgelöst, und zurück blieb eine freundliche, zuvorkommende und respektvolle Zuneigung, die ihr die Waldelben entgegenbrachten. Sie war mehr als nur ein Elbenfreund. Durch ihre Unsterblichkeit, und ihre offene, fröhliche und vertrauenswürdige Art, wurde sie bald fast als eine von ihnen anerkannt.

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Eines Nachmittags, die Dezembersonne schimmerte leicht durch das dichte Blätterdach und durch die großen Fenster, lagen Melima und Legolas glücklich in dem großen Bett ihres schönen, hellen Schlafgemachs, nachdem sie sich zärtlich geliebt hatten.

Verträumt lag Melima auf dem Bauch und genoss die zarten Berührungen von Legolas, der ihr sanft über den nackten Rücken und Po streichelte.

„Alarin cuio ar cen, melethril." (5) flüsterte Legolas leise. Er glaubte sie würde schlafen.

Melima hatte ihre Augen geschlossen und lächelte. „Das musst du auch nicht, mein Prinz." sagte sie. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. „Denn ich kann ohne dich auch nicht leben."

Er rückte näher an sie heran und hielt sie fest. „Versprich mir, dass du nie wieder fortgehst." Sorge stand in seinen Augen.

„Wohin sollte ich gehen, Legolas?" fragte sie.

Bedrückt sah er in ihre Augen. „Na ja, ich dachte, vielleicht…"

Zärtlich strich sie ihm über das Gesicht. „Melindo, ich bin tot in der anderen Welt. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht mehr dorthin." Sie lächelte ihn beruhigend an. „Aber auch wenn ich könnte, würde ich nicht gehen." Sie sah ihm tief in die Augen. „Mar nin nara ennorath." (6) Zärtlich küsste sie ihn. „Mar nin nara Legolas."

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Sie trafen sich oft mit Haldir und führten lange, fröhliche Gespräche. Haldir staunte jeden Tag über Legolas. Er kannte ihn bereits seit über zweitausend Jahren, als dieser fast noch ein junger Knabe war, doch so ausgelassen und glücklich hatte er seinen Freund noch nie gesehen. Beim letzten Mal, erst vor kurzer Zeit, war er traurig und verzweifelt gewesen. Der Lebensmut hatte ihn damals vollkommen verlassen.

Und jetzt – jetzt saß dort ein komplett anderer Elb vor ihm, der vor Lebensfreude und Energie nur so strotzte.

Haldir grinste. Auch mochte er Melima. Sie war wunderschön und liebenswert, genau dass, was ihr Name bedeutete. Er freute sich sehr für seinen Freund. Er wusste um dessen schwere Kindheit, und dem damals sehr gespannten Verhältnis zu seinem Vater. Zum Glück war auch das vorbei.

Eines Tages, Melima war mit ein paar Elbenfrauen spazieren, stand Legolas gedankenverloren auf der Terrasse und sah in die Bäume. Haldir sah ihn prüfend an. „Man mathach, mellon nîn?" (7) fragte er und setzte sich zu seinem Freund, der nachdenklich in die Ferne schaute.

„Im maer." (8) erwiderte dieser lächelnd. „Sehr gut sogar."

Zweifelnd sah Haldir ihn an. „Thios drassen." (9)

Legolas murmelte etwas Unverständliches. Dann blickte er seinen Freund ein wenig unsicher an. „Wie mache ich einer Frau einen Heiratsantrag?"

Haldir sah ihn erstaunt an, und lachte dann. „Das wurde aber auch mal Zeit, dass du dir darüber Gedanken machst, mellon nîn!" Freundschaftlich klopfte er ihm auf die Schulter. „Dazu kann ich dir leider keinen Rat geben. Du wirst es merken wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und dann geht alles von ganz alleine."

Hoffnungsvoll nickte der Elb und lächelte. „Du hast Recht. So etwas sollte ich nicht groß planen." Unsicher sah er seinen Freund an. „Aber sie wird ihn doch annehmen, oder?"

Wieder lachte Haldir. Diesmal noch lauter, so das Elben von den anderen Baumhäusern neugierig zu ihnen hinüber sahen. „Natürlich wird sie! Sie ist eine Frau und sie liebt dich. Warum sollte sie nein sagen?"

Legolas grinste seinen Freund an. „Ja, sie wird meine Frau!" sagte er leise und in seiner Stimme war die Aufregung zu hören.

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Der Winter kam und hielt Mittelerde in eisigem Griff. Es war kalt. Der Atem wurde außerhalb des Waldes zu weißen Wolken. Es schneite, doch von Schnee war im Wald nicht viel zu sehen. Zu dicht waren die Blätter der Bäume.

Legolas und Melima machten, mit dicken Umhängen bekleidet, einen langen Ausritt durch den Wald, und aus ihm hinaus. Eine wunderschöne weiße Landschaft empfing sie. Noch nie hatte Melima so viel Schnee gesehen.

„Dant loss." (10) rief sie und legte ihren Kopf in den Nacken. Die Schneeflocken, die ihre Haut berührten schmolzen augenblicklich und hinterließen kleine Tropfen auf ihrem Gesicht.

Lachend sprang Melima von ihrer Stute und rannte in den Schnee. Sie bückte sich, machte einen Schneeball und traf Legolas an seiner Brust.

„Na, warte!" sagte er und sprang von Askar. Er rannte Melima hinterher, die lachend davonlief.

Nach wenigen Metern hatte er sie eingeholt, denn er konnte sich in dem Schnee sehr viel schneller fortbewegen, da er als Elb nicht einsank. Er schnappte sie, und warf sie um. Lachend lagen sie im Schnee und sahen sich glücklich an. Halb lag er auf ihr, und sie bettete ihren Kopf auf seinem Arm.

„Lle lalaith vanima." (11) flüsterte er. Legolas betrachtete seine Melima einen Moment. Er strich mit seinen Fingern die Konturen ihres hübschen Gesichtes nach. Die schön geschwungenen Augenbrauen, die kleine Narbe darunter, die gerade Nase, auf der, jetzt ein wenig verblasst, die Sommersprossen waren, die sinnlichen, weichen Lippen, die kleinen Grübchen, und die hohen Wangenknochen.

Tief sah er ihr in diese wunderschönen grünen Augen, die ihn noch immer fesselten. Sie waren eingerahmt von langen, schwarzen Wimpern.

Plötzlich schien er ein wenig verlegen zu sein. „Melima… melisse..." Er atmete tief durch. Für einen Moment fehlten ihm die Worte. Dann sprudelte es einfach aus ihm heraus: „Ich liebe dich unendlich. Willst du meine Frau werden? Willst du mich heiraten?" Schüchtern sah er sie an.

Sie blickte ihn einen Moment mit ihren großen, grünen Augen an. Dann lächelte sie, und strich ihm mit ihren kalten Fingern zärtlich über sein Gesicht. „Mae, aníron! (12) Ich will deine Frau werden!" Glücklich schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Er zog sie hoch, so dass sie beide im Schnee saßen, und sah sie überglücklich an. Dann küsste er sie leidenschaftlich.

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(1) Begleitest du mich zur Quelle?

(2) Wie Gold tanzen die Blätter im Wind.

(3) Willkommen, Legolas, Prinz des Eryn Lasgalen

(4) Willkommen, Prinzessin.

(5) Ich kann nicht ohne dich leben, Geliebte

(6) Meine Heimat heißt Mittelerde.

(7) Wie geht es dir, mein Freund?

(8) Mir geht es gut.

(9) Du scheinst besorgt

(10) Es fällt Schnee

(11) Dein Lachen ist wundervoll

(12) Ja, ich will!