Glücklich
Alles war prächtig und feierlich geschmückt. Überall standen große Sträuße mit farbenfrohen, herrlich duftenden Blumen, aus allen Fenstern wehten bunte Seidentücher im Wind, und der Elbenchor sang wundervolle Lieder.
Die Hochzeit sollte in dem schönen, großzügig angelegten Garten stattfinden. Die Gäste, es waren an die Hundert, waren alle mit ihren prächtigsten Gewändern bekleidet und warteten gespannt auf das Brautpaar.
„Mein Herz klopft so laut. Es muss jeder Elb hier hören können!" Nervös legte Melima eine Hand auf ihre Brust. Es sollte gleich losgehen.
Beruhigend umarmte Arwen sie. „Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Wenn es vorbei ist, geht es dir besser. Glaube mir, ich habe es auch schon durch gemacht!" Prüfend sah sie ihre Freundin an. „Er wartet auf dich. Wollen wir?"
Melima atmete noch einmal tief durch, schloss einen Moment die Augen, und sah dann entschlossen ihre Freundin an. „Ja!"
„Lastach in edhil linno? (1) Sell nîn, kommst du?" fragte Elrond lächelnd und bot Melima seinen Arm. Diese nickte und hakte sich bei ihrem Vater ein. Dann schritten sie langsam hinaus in die Sonne.
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Nervös strich sich der Bräutigam über seine zartgrüne, seidene Tunika. Sie war relativ schlicht, aber dennoch elegant. Sie war leicht verziert mit hübschen Stickereien aus einem feinen, silbernen Garn.
„Gleich ist es soweit, mein Freund." lächelte Aragorn ihn aufmunternd zu. „Bist du bereit?"
Legolas atmete noch einmal tief durch, schloss einen Moment die Augen und sah dann entschlossen seinen Freund an. „Ja!"
In dem Moment fing der Elbenchor an zu singen. Freudig sah Legolas zu Aragorn und Gimli. Jetzt würde sie kommen!
Legolas sah sie mit seinen scharfen Augen schon, als sie in das Sonnenlicht hinaustrat. Für einen kurzen Moment verschlug es ihm den Atem. Sie war einfach wunderschön…
Das elfeneinfarbene Kleid umschmeichelte ihre Figur und betonte ihre leicht gebräunte Haut. Die Haare waren zum Teil kunstvoll geflochten und hochgesteckt. Die restlichen goldblonden Strähnen fielen ihr locker über die Schultern. Ihre grünen Augen leuchteten wie Sterne.
Glücklich lächelte sie ihn an. Grazil bewegte sie sich an Elronds Arm. Langsam schritten sie auf ihn zu. Als sie sich endlich gegenüber standen, sahen sie sich freudestrahlend in die Augen.
Elrond stellte sich vor ihnen. „Meine lieben Freunde." sagte er in einem feierlichen Ton. „Wir sind heute und hier zusammen gekommen, um diese beiden mit dem Bund zu vereinen." Er lächelte das Brautpaar an, welches sich immer noch tief in die Augen sah. Er streckte seine Hand aus. „Sagt mir eure Namen." Fragend sah er Legolas an.
„Nin estar Legolas." (2) sagte dieser laut.
„Nin estar Melima." Melimas Stimme klang hell und deutlich.
„Melima, reiche mir deine Hand." Elrond sah sie an, und sie tat wie ihr geheißen. „Legolas." Er nahm auch dessen Hand in seine andere, und legte Melimas über die von Legolas. „Hiermit schließt ihr den Bund für euer Leben. Möget ihr ewiglich so glücklich sein, wie in diesem Augenblick." Er nickte Thranduil zu, welcher mit einem roten seidenen Band an seine Seite trat. Er legte es um die verschlungenen Hände des Paares, und wickelte es dreimal herum.
„Möge dieses Band ewig halten." sagte der König feierlich und blickte seinen Sohn und seine Schwiegertochter an. „Wie auch eure Liebe."
„Hiermit seid ihr, vor den Augen Ilúvatars und unserem Volk, nun Mann und Frau." Er lächelte das Paar an. Die beiden lächelten glücklich zurück, und sahen einander an.
„Besiegelt nun diesen Bund mit einem Kuss." sagte Elrond.
Langsam näherten sich ihre Gesichter und ihre Lippen berührten sich zärtlich.
„Meine Frau! Ich liebe dich unendlich. An-uir." (3) flüsterte Legolas.
„Mein Mann! Ich liebe dich unendlich. An-uir." erwiderte Melima. Sie sahen einander wieder tief in die Augen.
Schließlich brach der Elbenkönig das Schweigen. Thranduil lachte. „Meine Schwiegertochter! Willkommen in unserer Familie." Er nahm Melima in die Arme. Danach umarmte er seinen Sohn. „Legolas, ich bin stolz auf dich. Du hättest keine bessere Frau finden können!"
Elrond lächelte Melima an. „Meine Tochter, ich bin froh, dass ich euch beide trauen durfte." Er nahm sie fest in die Arme. Die glückliche Braut blickte ihren Ziehvater an.
„Gen hannon, adar. (4) Ich danke dir für alles!" flüsterte Melima.
„Jetzt wollen wir aber auch mal gratulieren!" dröhnte Gimli lachend von der Seite. Überschwenglich nahm er Legolas in den Arm, der sich dafür etwas bücken musste. „Werde glücklich, mein Freund." sagte er.
„Das bin ich schon, Gimli." Er sah dem Zwerg in die Augen. „Ich danke dir für deine Freundschaft." sagte er. „Ohne dich wäre das alles vielleicht ganz anders gekommen."
„Ich bin sicher, auch ohne mich hättet ihr euch gefunden." grinste Gimli verlegen, und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
Alle ihre Freunde beglückwünschten das Paar herzlich. Immer noch waren sie mit dem seidenen Band miteinander verbunden. Und zärtlich waren auch ihre Finger miteinander verschlungen.
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Es dauerte eine ganze Weile, bis alle Gratulanten an die Reihe gekommen waren, dem Paar ihre besten Glückwünsche auszurichten. Anschließend verstreuten sich die Gäste in dem großen Garten und versorgten sich mit Essen und Getränken.
Als Melima und Legolas endlich mal eine Minute für sich Zeit hatten, zog er sie sanft zu sich. Zärtlich strich er ihr übers Gesicht und küsste sie.
„Ernilwen nîn, milin cen or gurieb . (5) Du machst mich so glücklich. Du bist alles für mich."
„Und du für mich, ernil nîn." (6) flüsterte Melima und versank wieder einmal in seinen blauen Augen.
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Es wurde eine wundervolle und fröhliche Feier. Immer wieder kamen Elben zum gratulieren zu ihnen, und beglückwünschten den Bräutigam zu seiner wunderschönen Braut.
Es wurde eine lange Nacht mit Gesang, Gelächter und Tanz.
Das Brautpaar hatte nur wenig Zeit füreinander, doch irgendwann nahm Legolas seine Frau an die Hand und zog sie mit.
Entschuldigend lächelte Melima Arwen und Éowyn an, mit denen sie sich gerade unterhalten hatte, doch die beiden lachten ihnen nur hinterher.
Er zog sie unter einem etwas abseits gelegenen Baum und küsste sie leidenschaftlich.
„Bess nîn." (7) flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. Er konnte diese Worte nicht oft genug sagen.
„Benn nîn." sagte sie leise. Dann trafen sich ihre Lippen wieder zu einem zärtlichen Kuss.
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Stunden später ging das Paar Hand in Hand den langen Korridor des Palastes entlang zu ihrem, jetzt endlich gemeinsamen Gemach.
Sie waren zwar müde und erschöpft von der Feier, dem Tanzen, dem Singen und dem Lachen, doch trotzdem schenkten sie sich in dieser Hochzeitsnacht unendlich viele Zärtlichkeiten und sahen sich lange schweigend, einfach nur glücklich in die Augen.
Liebevoll strich Legolas über Melimas noch flachen Bauch. Er war so glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Nun war er endlich verheiratet mir der Frau, die er liebte, und unter seiner Hand wuchs sein Kind in ihrem Bauch heran.
Er betrachtete sie einen Moment. Vor gerade einem Jahr hatte er sie im Wald gefunden. Wie hoffnungslos damals alles für ihn war. Er war mit seinem Vater zerstritten, und wusste nicht, wo und wie er sein Leben weiterführen würde. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Familie zu haben. Und nun… Er lächelte seine Frau an.
„Du hast mir Glück gebracht." sagte er. „Ohne dich wäre ich verloren gewesen. Entweder hier in Eryn Lasgalen oder in den unsterblichen Gefilden. Ich wäre verloren und unglücklich gewesen."
„Meinst du es war Schicksal, dass ausgerechnet du mich gefunden hast vor einem Jahr?" fragte Melima.
Legolas überlegte einen Moment. Dann nickte er. „Ich bin sicher, das Ilúvatar seine Hand über uns hatte. Er hatte Pläne mit uns, und ich glaube, dass wir auch noch einiges vorhaben. Alles hatte seinen Sinn. Ich glaube, dass nichts aus Zufall geschah. Wir sollten dich finden, dich zu Elrond bringen, und du solltest Dagor zerstören." Er lächelte. „Es war vorherbestimmt, dessen bin ich mir sicher."
Melima erwiderte das Lächeln. „Ich glaube es auch. Vielleicht war das alles auch schon in meiner Welt so geplant? Vielleicht sollte ich Marc mit diesem Mädchen sehen? Vielleicht sollte ich den Unfall haben?" überlegte sie.
„Vielleicht sollten wir gar nicht weiter darüber nachdenken, sondern uns einfach nur darüber freuen, dass alles so geschehen ist, wie es geschehen ist." Zärtlich küsste er sie. Dann sah er ihr tief in die Augen. „Wie auch immer, ernilwen nîn, ich bin froh, dass du an meiner Seite bist."
„Und dort werde ich ewig sein."
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(1) Hörst du die Elben singen?
(2) Man nennt mich Legolas/Melima
(3) für immer
(4) Ich danke dir, Vater
(5) Meine Prinzessin, ich liebe dich auf ewig
(6) Mein Prinz
(7) meine Ehefrau/mein Ehemann
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bis in zwei wochen!
eure sirixx
