at 14 und blacky: danke für eure revs! langsam neigt es sich dem ende zu...

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Herausforderungen

Noch ein paar Tage hielt das frischvermählte Paar ihr süßes Geheimnis für sich, um sich ganz allein daran zu erfreuen. Als sie es dann endlich dem König und ihren Freunden offenbarten, war der Jubel groß. Thranduil umarmte seine Schwiegertochter liebevoll.

„Endlich bekomme ich ein Enkelkind." Glücklich sah er sie an. „Ich freue mich sehr für euch, meine Tochter. Für euch, und für alle Elben. Zu lange hat es kein Kinderlachen mehr unter uns gegeben."

Dankbar sah sie ihren Schwiegervater an. Dann blickte sie zu Elrond. Dieser lächelte sie an. „Du hast es gewusst, Vater, nicht wahr?"

Elrond nickte. „Ja, mein Kind. Ich sah es in deinen Augen." Dann blickte er zu Legolas, der gerade von Aragorn freundschaftlich umarmt wurde. „Und ich sah es in seinen Augen." Liebevoll strich er ihr übers Haar. „Ich freue mich sehr für euch."

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Am nächsten Tag machten Melima und Elrond einen Spaziergang durch den Wald. Aufmerksam betrachtete Melima ihren Vater.

„Adar, du wirkst nachdenklich. Bedrückt dich etwas?"

Beruhigend drückte Elrond ihre Hand. „Nein, mein Kind. Ich freue mich darauf, wieder Großvater zu werden." lächelte er. „Deine Schwangerschaft ist noch nicht allzu sehr vorangeschritten, habe ich Recht?"

„Nein. Ich vermute es ist der dritte Monat."

„Dann wird es ein Frühlingskind. Das ist gut." sagte Elrond.

Verwirrt sah Melima ihn an. „Nein, Vater, das Kind wird im Winter zur Welt kommen."

Schmunzelnd sah der Elb sie an. „Die Schwangerschaft mit einem Elbenkind dauert zwölf Monate, sell nîn. Meistens werden die Kinder unseres Volkes an ihrem Zeugungstag geboren."

Erstaunt sah Melima ihn an. „Zwölf Monate?" fragte sie. „Aber ich bin doch ein Mensch!"

„Das ist Richtig, auch wenn du kein gewöhnlicher Mensch bist." Er lächelte sie an. „Doch du trägst das Kind eines Elben unter dem Herzen. Es wird zwar ein Halbelb, jedoch ist es ein Elb." erklärte Elrond. „Ich selbst bin ein Halbelb. Und meine Tochter ebenso. Euer Kind wird ein Elb sein, und somit ist auch seine Entwicklung in deinem Leibe länger, als bei einem Menschenkind."

Melima lächelte. Dann strich sie liebevoll über ihren Bauch. „Mein kleiner Halbelb." flüsterte sie.

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Zwei Wochen nach der Hochzeit machten die Frischvermählten einen Ausritt durch den sommerlichen Wald. Es war warm, und die Sonne funkelte durch die dichten Blätter.

Sie ritten an das Ufer des Waldflusses und legten dort eine Decke aus. Dann holten sie Wasser, Wein, frisches Brot, Käse und Obst aus ihren Taschen und machten es sich gemütlich.

„Deine Heimat ist wunderschön." sagte Melima und sah verträumt auf den Fluss.

„Ja, jetzt ist sie es." sagte er. „Doch dass man hier so friedlich sitzen kann, ist auch für mich neu." Er zögerte einen Moment. Dann sah er sie an. „Doch es ist nicht unsere Heimat. Ich möchte ein richtiges Zuhause für meine Familie. Ein kleines Häuschen mit einem Garten. Ich möchte nicht für immer in dem Palast meines Vaters wohnen. Ich möchte ein Heim für meine Familie schaffen." Zärtlich strich er über ihren Bauch.

Melima lächelte ihn an. „Das wäre wundervoll." sagte sie. Dann sah sie ihn prüfend an. „Du hast dir schon lange Gedanken darum gemacht, nicht wahr?"

Legolas nickte. „Ja, Liebste. Ich habe einen Ort gefunden, an dem unser Kind aufwachsen soll."

Neugierig sah Melima ihn an. „Wo?" fragte sie.

„In Ithilien." sagte Legolas. „Erinnerst du dich? Wir sind damals dort hindurch geritten. Es ist eine schöne, fruchtbare Gegend dort. Und wir würden nicht alleine dorthin ziehen müssen. Einige meines Volkes wollen uns begleiten."

„Ithilien." Melima kostete das Wort in ihrem Mund. „Ja, ich erinnere mich. Es ist wunderschön dort." Sie sah ihren Mann an. „Ja, dort werden wir uns ein Heim bauen." sagte sie.

Glücklich sah Legolas sie an. Dann küsste er sie.

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Einen Monat später waren die Vorbereitungen für den Bau der Häuser in Ithilien im vollen Gange.

Legolas wollte mit zwanzig anderen Elben, die ihn nach Ithilien folgen wollten, in ihre zukünftige neue Heimat reisen, um dort alles vorzubereiten.

Da Melima während der Schwangerschaft eine solch lange Reise nicht unternehmen sollte, musste sie, Wohl oder Übel, vorerst im Palast ihres Schwiegervaters bleiben. Es war die erste Trennung, seitdem sie sich gefunden hatten. Schweren Herzens verabschiedeten sie sich voneinander. Doch blickten sie voller Hoffnung in ihre Zukunft.

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Drei Wochen später kam Legolas mit seinem Gefolge in Ithilien an. Seine Augen streiften über das neue Land. Es war kaum zu glauben, dass hier, nur wenige Meilen entfernt, noch vor wenigen Jahren das Böse geherrscht hatte.

Seine scharfen Elbenaugen sahen in der Ferne noch die nördlichen Ausläufer der Ephel Duath, des Schattengebirges. Doch nun war die Gefahr aus Mordor gebannt, und sie würden sich ein schönes Heim aufbauen können für sich und all die anderen Familien. Vor seinem Inneren Auge sah er bereits die Häuser und die Kinder, die auf den grünen, saftigen Wiesen spielten.

Er atmete tief durch. Die Luft war sauber und klar. Noch war es Sommer, doch sie würden sich beeilen müssen. Der Herbst kam schon bald, und bis dahin sollten die Häuser stehen.

„So, meine treuen Waldelben, und natürlich du, Gimli. Lasst uns mit der Arbeit beginnen, es gibt viel zu tun." rief er denen anderen zu, die zustimmend mit den Köpfen nickten.

Sie kamen gut voran mit dem Errichten der ersten Häuser. Und als ein paar Tage später Aragorn mit zwanzig weiteren Männern aus Minas Tirith zu ihnen stieß, ging es noch um einiges schneller.

„Ich dachte, ich könnte dir mit meinen Männern ein wenig dabei helfen, damit du endlich sesshaft wirst." lachte Aragorn, als er das verdutzte Gesicht des Elben sah.

„Du bist ein wahrer Freund." sagte Legolas ernst, und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Nachbarschaftshilfe." grinste Aragorn und erwiderte die Geste. Dann sah er ihn ernst an. „Du hast mir damals immer zur Seite gestanden. So oft hast du mir geholfen, und bist mir sogar auf den Pfad der Toten gefolgt. Ich bin froh, dass ich auch dir jetzt helfen kann." Dankbar umarmte der Elb seinen Freund.

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Legolas hatte unermüdlich am Haus und um das Haus herum gearbeitet. Wenn Gimli schnarchend, meist immer noch mit einem Hammer in der Hand schlief, machte er weiter. Er mauerte, schnitzte, hobelte und pflanzte. Es sollte für seine Familie perfekt werden!

Mit der Hilfe aus Minas Tirith, und der fachmännischen Unterstützung von Gimli, wurden die Elben fertig mit ihren Häusern, noch bevor der erst Schnee fiel.

Eilig ritten sie wieder nach Eryn Lasgalen. Legolas vermisste seine Frau sehr. Fünf Monate waren vergangen, die Schwangerschaft würde schon weit fortgeschritten sein.

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„Melima!" Legolas sprang von seinem Hengst, als dieser noch im vollen Galopp war und rannte zu seiner Frau, die schon nach ihm Ausschau gehalten hatte.

„Legolas!" rief diese, raffte ihre Röcke und lief ihrem Mann entgegen, so schnell sie mit ihrem doch schon dicken Bauch konnte. Sie fielen sich glücklich in die Arme.

„Du hast mir so unsagbar gefehlt." flüsterte Legolas als er glücklich den Geruch ihrer Haare einatmete.

„Du mir auch, benn nîn." Lächelnd strich sie ihm über das Gesicht. Dann küsste er sie innig.

„Wie geht es dir?" fragte er sie dann. Liebevoll strich er über den Bauch.

„Uns geht es gut." Lächelte sie. Sie nahm seine Hand, und drückte sie fester an ihre Bauchdecke.

„Was…? Es hat sich bewegt!" Überrascht und glücklich sah Legolas sie an.

Melima nickte lachend. „Ja. Dein Kind lässt mir schon jetzt keine Ruhe mehr. Es ist sehr lebhaft."

„Er ist ja auch mein Sohn." sagte Legolas stolz.

Überrascht hob Melima die Augenbrauen an. „Wer sagt dir, dass es ein Junge wird? Vielleicht bekommen wir ja auch eine Tochter."

Zärtlich zog Legolas sie an sich. „Es ist nicht wichtig, was es ist. Hauptsache es wird so wundervoll wie du." Dann küsste er sie.

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Der Winter kam, und Melimas Bauch wuchs. Alle kümmerten sich rührend um sie, manchmal sogar ein wenig zu viel.

„Ich bin doch nur schwanger, und nicht krank." lachte sie, als Legolas ihr die Stufen hinunter helfen wollte.

„Ich weiß, aber das ist mein Kind, was du da unter deinem Herzen trägst." grinste Legolas zurück. Zärtlich presste er seine Hand gegen ihren Bauch, und als er spürte, wie sein Kind sich bewegte, sah er seine Frau glücklich an.

„Ich liebe euch." sagte er. Dann küsste er den Bauch und danach ihren zarten Mund.

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Er führte sie hinaus in den Wald. Die Luft war bereits kalt, und kleine weiße Wolken kamen mit jedem Atemzug aus ihren Mündern.

„Erzähle mir von Ithilien." sagte Melima. Schon oft hatte sie ihren Mann dazu aufgefordert, doch sie konnte nicht genug davon hören.

„Es ist wunderschön dort. Die Sommer sind warm, die Winter mild, die Wiesen grün, und die Luft rein. Das Haus, welches ich dir gebaut habe, hat große Fenster, die bis auf den Boden reichen. Überall kommt Licht und Sonne herein, und ich habe einen großen Kamin gebaut, damit meine Familie nicht frieren muss." Liebevoll zog er den Umhang fester um seine Frau, die vor Kälte zitterte. „Das Haus steht auf einem kleinen Hügel. Von dort kann man auf den Anduin blicken. Es gibt viele Tiere dort. Rehe, Füchse, und viele Vögel. Sie singen den ganzen Tag fröhliche Lieder. Ein kleiner Bach mit kristallklarem Wasser durchfließt das Gebiet und von unserem Schlafgemach können wir ihn Plätschern hören."

Melima schloss die Augen. Sie konnte es vor sich sehen. „Es ist wunderschön dort." sagte sie.

Legolas fühlte, dass Ithilien der perfekte Ort für ihr zukünftiges Heim war. Trotz ihrer Nähe zu Mordor hatte der Zauber dieses Landes nie den bösen Einfluss Saurons zugelassen. Die Wiesen waren grün und saftig, die Wälder dicht. Außerdem wären sie in der Nähe von ihren Freunden, denn Minas Tirith war nicht weit entfernt.

Doch er würde dort nicht als König unter den Elben herrschen. Er hatte zwar gemerkt, dass er sehr wohl ein Volk führen konnte, aber das war nicht, was er sich erträumte. Er wollte einfach nur ein Haus mit einem schönen Garten, in dem er und seine Familie leben konnten. Das war alles, was er für sein Glück brauchte.

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Der Winter ging, und der Frühling kam. Die Vögel zwitscherten wieder in den Bäumen und die Sonne erwärmte die Luft. Überall brach das Leben aus dem Boden und verbreitete einen wundervollen Duft.

Am Morgen weckte Legolas seine Frau mit einem zärtlichen Kuss. „Mae aur, ernilwen." flüsterte er. „Wie habt ihr geschlafen?" Sanft streichelte er ihr über den Bauch.

„Guten Morgen, mein Prinz." Verschlafen öffnete sie die Augen. Sie rekelte sich herzhaft. „Dein Kind hat mich nicht sehr viel schlafen lassen." lächelte sie.

„Weißt du, welcher Tag heute ist?" fragte er.

Melima lächelte. „Ja, das weiß ich. Genau zwei Jahre bin ich nun hier in Mittelerde." Sanft strich sie ihm über das schöne Gesicht. „Heute vor zwei Jahren hat mein Leben begonnen."

„Ich werde diesen Tag für immer in Erinnerung halten." sagte Legolas. „Es war der Tag, an dem du mein Leben gerettet hast." lächelte er.

„War das nicht genau umgekehrt?" lachte Melima.

„Nein, durchaus nicht. Wenn ich dich damals nicht gefunden hätte, wäre ich verloren gewesen." Er küsste sie zärtlich. „Ich muss für ein paar Stunden fort. Mein Vater benötigt meinen Rat." Besorgt sah er sie an.

Melima lächelte. „Geh nur. Es geht mir gut."

„Ich werde schnell wieder da sein." Er gab ihr noch einen zärtlichen Kuss, strich liebevoll über den dicken Bauch, dann verließ er das Gemach.

Melima drehte sich seufzend auf die Seite. Sie wollte noch ein wenig dösen, wenn ihr Kind sie lassen würde.

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Sie war zwischen Schlafen und Wachsein, als plötzlich ein Schmerz durch ihren Leib zog. Erschrocken öffnete sie die Augen. Ihre Hände umfassten ihren Bauch. Leise stöhnte sie auf.

„Heute willst du kommen?" fragte sie leise, als die Wehe nachließ. Sie überlegte einen Moment. Ja, heute vor einem Jahr, als sie noch in Lórien waren, hatten sie und Legolas das erste Mal über Kinder gesprochen. Und sie hatten sich geliebt. Sie lächelte. Es wäre wundervoll, wenn ihr Kind an dem Tag gezeugt worden wäre, als sie genau ein Jahr in Mittelerde gewesen war.

Wieder durchfuhr sie der Schmerz. Es war noch nicht sehr schlimm. Sie würde erst einmal keinem davon erzählen. Wahrscheinlich würde es noch Stunden dauern.

Sie stand vorsichtig auf, und zog sich an. Dann ging sie zu Elrond und Arwen, die bereits am Frühstückstisch saßen. Sie waren vor einer Woche gekommen, um ihr bei der Entbindung beizustehen. Elrond war ein erfahrener Geburtshelfer und Melima wusste um seine heilenden Fähigkeiten. Sie machte sich keine Sorgen um sich oder ihr Baby. Sie war in den besten Händen.

Elrond sah sie prüfend an. „Geht es dir gut, sell nîn?" fragte er.

Melima nickte. „Ja, Vater. Nur hat mich der kleine Elb in meinem Körper nicht sehr gut schlafen lassen." lächelte sie.

Elrond gab sich mit der Erklärung zufrieden. Er beobachtete sie jedoch sehr aufmerksam. Melima wollte noch nichts von ihren Wehen sagen. Sie wollte nicht früher als nötig alle in Auffuhr versetzen. Doch wenn wieder einmal eine Wehe durch ihren Bauch zog, schloss sie die Augen und atmete langsam durch den Mund aus.

Nach dem Frühstück begab sie sich mit einem Buch auf die Terrasse. Noch immer sehr unregelmäßig traten die Wehen auf.

Ächzend setzte sich Melima in einen Stuhl. Lächelnd strich sie über die gespannte Bauchdecke.

„Na, bist du wach, mein Kleines?" lächelte sie, als sie einen ziemlich festen Tritt spürte. Manchmal kam es ihr so vor, als wären dort drei Kinder drin, so unruhig wurde es langsam. Doch es würde gewiss noch ein paar Stunden dauern.

Sie saß dort eine ganze Weile, ohne das Buch aufzuschlagen. Sie streichelte ihren Bauch und sprach in Gedanken mit ihrem Kind.

Die medizinische Versorgung war zwar nicht modern und technisiert wie in ihrer alten Welt, doch sie machte sich keine Sorgen. Es würde alles gut verlaufen.

„Na, tritt es wieder?" Arwen und ihr Vater setzten sich zu ihr.

„Und wie!" lachte Melima. „Ich glaube es will direkt durch den Bauch in unsere Welt kommen."

Lächelnd legte Elrond eine Hand auf ihren Bauch. Dann nahm er auch die andere Hand dazu. Sein Gesicht war konzentriert.

„Ist alles in Ordnung, adar?" fragte Melima.

„Alles ist Bestens, mein Kind." lächelte er. „Doppelt Bestens sogar." fügte er hinzu. „Ich ahnte es schon, seitdem ich hier bin, war mir jedoch noch nicht sicher." Er lächelte sie an. „Jetzt bin ich mir ganz sicher."

Etwas ratlos sah Melima ihn an. Dann verstand sie und sah ihn ungläubig an. „Zwei?" Ihre Augen erhellten sich. „Es sind Zwillinge?"

„En gwanûn (1), ada?" Arwen blickte erstaunt ihren Vater an. „Das ist ja wundervoll." Lachte sie. Dann wandte sie sich an ihre Freundin. „Weißt du, Zwillinge sind unglaublich selten, und es heißt, sie bringen Glück." erklärte sie.

„Wie kann ich noch mehr Glück haben? Ich habe doch schon alles, was ich brauche?" Tränen standen Melima in den Augen. Sie lachte. „Zwillinge! Das muss ich Legolas erzählen!" Sie wollte aufstehen, doch plötzlich durchfuhr sie wieder ein stechender Schmerz. Stöhnend, das Gesicht verzerrt, sank sie wieder zurück. Sie hielt sich den Bauch. „Ich glaube, jetzt wollen sie nicht mehr in meinem Bauch weilen." sagte Melima und atmete tief durch.

Gleich waren Elrond und Arwen an ihrer Seite. „Du hast Wehen?" fragte er. „Wie lange schon?"

„Seit ein paar Stunden, aber es war bis jetzt nicht sehr schlimm." sagte Melima und sah ihn entschuldigend an. „Ich wollte nicht unnötig alle in Auffuhr versetzten."

„Arwen, gib Carmíl Bescheid und sage Legolas, dass er bald Vater sein wird." sagte er zu seiner Tochter, die sofort davonrannte.

„So, sell nîn." Er sah Melima beruhigend an. „Jetzt ist es soweit. Bist du bereit?"

„Das bin ich." lächelte sie.

„Dann komm. Wir bringen dich erstmal ins Bett." Mit festem Griff stütze er sie, doch eine weitere Wehe zwang sie in die Knie.

„Die Fruchtblase ist geplatzt." stellte Elrond fest, als sich die Flüssigkeit auf dem Boden verteilte.

Er half ihr hoch und sie gingen langsam zu ihrem Gemach.

„Atme tief in deinen Bauch, genauso, wie wir es geübt haben." Beruhigend sprach er auf sie ein. „Ja, so ist gut. Du schaffst das, dessen bin ich mir sicher." Behutsam half er ihr ins Bett. Er sah sie an. „Ich habe erst ein paar Zwillingspaaren auf diese Welt helfen dürfen, darunter meinen Söhnen. Es ist lange her. Ich freue mich, dass es eure Kinder sind, die ich in Leben begleiten kann."

„Es sind deine Enkel, adar." Lächelnd sah Melima Elrond an. Kleine Schweißperlen lagen auf ihrem Gesicht.

„Als solche sehe ich sie auch, meine Tochter." sagte Elrond sanft. Dann küsste er ihre Stirn.

Wieder krampfte sich die Gebärmutter zusammen und der Schmerz durchfuhr Melima wie einen Blitz.

„Melima, meleth nîn." Aufgeregt rannte Legolas zu ihr. Gerade war er mit seinem Hengst vor dem Palast angekommen. Er sah besorgt aus, als er das schmerzverzerrte Gesicht seiner Frau sah. Er griff nach ihrer Hand.

Als die Wehe nachließ, sah sie ihn beruhigend an. „Im maer. (2)" sagte sie. „Bald wirst du Vater sein." Sie lächelte ihn glücklich an.

„Willst du deinem Mann noch etwas sagen?" fragte Elrond sie und hob eine Augenbraue. Melima sah ihren Vater an und schüttelte lächelnd den Kopf. Sie würde es ihm nicht sagen. Er machte sich auch so schon zu viele Sorgen.

„Nun gut, Legolas. Dann muss ich dich jetzt leider bitten zu gehen. Das hier muss deine Frau alleine durchstehen." Bestimmt sah Elrond den nervösen Legolas an.

„Ich möchte bei ihr bleiben. Vielleicht kann ich ihr helfen!" erwiderte dieser.

„Gebären muss sie alleine." meinte Elrond nur und zeigte auf die Tür, durch die gerade die aufgeregte Carmíl, Arwen und zwei andere Elbenmädchen mit heißem Wasser und sauberen Tücher in den Händen hereinkamen.

Verzweifelt sah Legolas seine Frau an. „Le mellin." flüsterte er ihr zu und sah ihr tief in die Augen.

„Ich liebe dich auch." sagte Melima bevor wieder eine Wehe kam.

Ungeduldig schickte Elrond den werdenden Vater vor die Tür. „Es wird alles gut. Mach dir keine Sorgen. Sie ist stark und wird es gut überstehen."

Hilflos blieb Legolas vor der verschlossenen Tür stehen.

„Legolas." Gimli und Thranduil kamen aufgeregt den Korridor auf ihn zu.

„Es ist schrecklich zu warten und nichts tun zu können." sagte der König zu seinem Sohn. „Ich kann mich noch gut an die Nacht erinnern, in der du geboren wurdest." lächelte Thranduil ihn an. „Du weißt, ich bin kein geduldiger Elb, und es war eine harte Probe für mich."

Legolas sah die beiden hilflos an. „Wenn ich ihr doch nur irgendwie helfen könnte…"

„Du bist hier und wartest auf sie. Das reicht." grinste Gimli seinen Freund an. „Wenn du da drinnen wärst, könnte sich Melima wahrscheinlich gar nicht auf die Geburt konzentrieren, sondern würde sich nur Sorgen um dich machen!"

Der Zwerg erntete einen funkelnden Blick des Elben, bis er wieder besorgt auf die Tür sah. Diese war zwar dick, doch sein feines Gehör vernahm die schmerzvollen Schreie seiner Frau sehr deutlich. Und er konnte nichts tun – außer warten…

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Stunden vergingen.

Legolas ging angespannt ununterbrochen den Korridor hoch und runter. Gimli und Thranduil, die sich inzwischen recht gut verstanden, hatten sich gesetzt, und beobachteten geduldig den nervösen Legolas.

Plötzlich hielt dieser in seinem Schritt inne und horchte. Er ging an die Tür. Hat da nicht gerade ein Baby geschrieen? Doch dann hörte er wieder nur das schmerzvolle Stöhnen Melimas. Er war sich ganz sicher, dass er sich nicht verhört hatte. Aber das Kind würde wohl kaum noch im Körper seiner Frau schreien.

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„Noch ein bisschen mehr, sell nîn!" sagte Elrond zu Melima. „Ich sehe schon das Köpfchen. Es sind blonde Haare!"

Melima presste um ihr Leben. Sie war schweißüberströmt. Der Schmerz war groß, doch sie biss auf die Lippen und presste weiter.

Dann hörte sie ein leises Wimmern. Sie blickte auf. Elrond hatte das Baby in ein sauberes Tuch gelegt, und sah sie lächelnd an.

„Es ist ein Junge. Du hast einen Sohn." Vorsichtig gab er das Kind in ihre Arme, nachdem er gekonnt die Nabelschnur durchtrennt hatte.

„Mein Sohn!" Melima weinte vor Glück, als sie ihr Baby sah. Er war so klein, und doch so energiegeladen. Er strampelte, öffnete zaghaft die Augen und sah seine Mutter an. Seine Augen waren blau, wie bei den meisten Babys, aber sie war sich sicher, dass es die gleichen Augen seines Vaters werden würden.

Zärtlich strich sie ihm über das kleine, noch verschmierte Gesicht. Dann durchfuhr sie erneut ein Schmerz. Elrond übergab den Jungen seiner Tochter, und Arwen nahm ihn freudig entgegen. Dem Baby schien das aber gar nicht recht zu sein und fing an zu weinen.

„Sch, mein Schatz. Deine naneth muss sich jetzt noch um dein Geschwisterchen kümmern. Du kannst gleich wieder zu ihr." flüsterte Arwen und beruhigte den Jungen schnell wieder.

„Gleich hast du es geschafft, Melima. Du hast jetzt einen wunderschönen und gesunden Jungen. Jetzt noch einmal. No veren!" (3)

Wieder biss Melima die Zähne zusammen und presste. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entfuhr ihrer Kehle, doch ein paar Minuten später war auch ihre Tochter auf der Welt.

Erschöpft, aber überglücklich hielt sie ihre beiden Kinder in den Armen. Sie wusste gar nicht, welches sie zuerst ansehen sollte. Sie waren beide so wunderschön!

„Wollen wir den Vater dann mal erlösen?" fragte Elrond sie. Lächelnd nickte sie. Elrond nahm ihren Sohn gekonnt in seine Arme und ging mit ihm zur Tür.

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Legolas hörte sie nicht mehr. Was war passiert? Er hoffte inständig, dass alles in Ordnung gegangen war. Er machte sich große Sorgen um seine Frau und sein Kind.

Endlich ging die Tür auf. Elrond kam mit einem Bündel heraus. Er lächelte. „Du bist Vater eines gesunden Jungen…"

Ungläubig sah Legolas auf das kleine Wesen in den Armen Elronds. Vorsichtig nahm er ihn in seine Hände und sah ihn an. Er war vollkommen: Er hatte blonde Haare auf seinem Kopf, blaue Augen, die ihn ansahen, kleine, spitze Ohren, zehn kleine Finger und zehn kleine Zehen.

„Eru, ich danke dir!" flüsterte er. Dann blickte er Elrond an. „Melima, wie geht es ihr?"

„Es geht ihr gut. Geh hinein und überzeuge dich selbst." lächelte dieser.

Legolas bettete seinen Sohn behutsam in seinen Armen und ging langsam in das Gemach.

Melima wartete bereits auf ihn. Mit leuchtenden Augen sah sie ihn an.

„Melisse, bess nîn." (4) Glücklich ging er auf sie zu und küsste sie. Dann sah er ihr tief in die Augen. „Gen hannon." (5)

Plötzlich hörte er ein leises Wimmern unter der Bettdecke. Melima sah ihn noch einmal an, und zog dann lächelnd die Bettdecke zurück. Da lag noch ein Baby! Ungläubig sah er erst Melima an, dann Elrond.

„…und eines gesunden Mädchens. Herzlichen Glückwunsch!" lachte Elrond.

„Was… soll das heißen?" stotterte der völlig verblüffte Legolas. „Zwillinge?" Sein Gesicht erhellte sich. Er sah seine Frau an. Diese nickte ihm glücklich zu. Tief sah er ihr in die Augen. Eine Träne der Freude rollte über seine Wange.

So fest er konnte, aber auch so vorsichtig er musste umarmte Legolas seine Frau. Dann küsste er sie. „Du hast mich zum glücklichsten Elben in ganz Mittelerde gemacht." sagte er.

„Hier sieh sie dir an. Sie ist perfekt." Vorsichtig gab Melima ihn auch ihre Tochter in den Arm.

„Perfekt. Wie ihre Mutter." Zärtlich küsste er erst seine Tochter, dann seinen Sohn und dann ihre Mutter. Verträumt sah Legolas sich seine beiden Kinder an. Er stand auf und ging langsam zur Tür, die Elrond ihm aufhielt.

„Vater, sieh dir deine Enkelkinder an!" lachte er seinem Vater zu. Dieser und Gimli kamen auf ihn zu, und konnten im ersten Moment nicht glauben, dass es zwei waren.

„Mein Sohn, ich bin so stolz auf dich!" sagte Thranduil und nahm vorsichtig seinen Enkel in die Arme. Tränen der Freude standen in seinen Augen.

„Wie sollen sie heißen?" fragte Gimli und sah sich entzückt die Babys an.

Legolas blickte erst liebevoll auf seine Kinder, dann auf seine Frau. Sie lächelte ihn an. „Aníriel und Lothion."

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Später war die kleine Familie endlich unter sich. Begeistert hielt Legolas seine Tochter in den Armen. Liebevoll sah er zu seiner Frau. Sie hatte Lothion an die Brust gelegt, der kräftig saugte. Dann blickte er wieder Aníriel an. Sie schlief tief und fest. Ihre Augen waren verschlossen. Sie schmatze ein wenig im Schlaf. Zärtlich strich er ihr über das kleine Gesicht. Blonder, weicher Flaum war auf ihrem Kopf. Er nahm seinen Zeigefinger und strich über die kleine Hand. Fasziniert betrachtete er die kleinen Finger. Diese öffneten sich durch seine zarte Berührung, und schlossen sich fest um seinen Finger. Dann öffnete sie ihre Augen zaghaft. Jetzt, da es nicht mehr so hell war, und sie das Licht nicht mehr so in ihren, noch empfindlichen Augen blendete, sah sie ihn an.

„Alae, galwen nîn." (6) flüsterte er. Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. „Meine Tochter!" sagte er ungläubig. Dann sah er zu Melima, die ihn glücklich anlächelte. Er setzte sich neben sie und betrachtete einen Moment seinen Sohn, der halb schlafend an ihrer Brust sog. Zart strich er über den kleinen Kopf. Dann blickte er seiner Frau in die Augen und küsste sie. „Ich danke dir."

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Ein paar Tage später kam Aragorn in dem Palast an. Auch er war begeistert von den Zwillingen und gab seiner Frau lachend zu verstehen, dass er auch wieder ein Baby haben wollte.

„Ich glaube, dass lässt sich einrichten." lachte Arwen und nahm ihm eines der Babys ab. Sie war selber total vernarrt in die kleinen Halbelben. Ihre Tochter Silwen war jetzt immerhin schon fast zweieinhalb Jahre. Es war schön, wieder ein so kleines Wesen im Arm zu haben.

„Du kannst dich sehr glücklich schätzen, mellon nîn." sagte Aragorn zu Legolas und sah seinen Freund prüfend an.

„Das bin ich, Aragorn. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass man überhaupt so glücklich sein kann." Legolas lächelte. „Ich habe eine wunderschöne Frau, die ich über alles liebe und jetzt hat sie mir auch noch zwei wundervolle Kinder geschenkt."

„Was machen deine Pläne?" frage Aragorn. „Es wird Zeit, dass deine Familie ein Zuhause bekommt."

Legolas blickte ihn erst an. „Ich weiß, mein Freund. Nicht mehr lange und wir haben unser Heim. Über dreißig Elben wollen mich begleiten. Sie wollen mit mir einen neuen Anfang suchen in Ithilien." Er lächelte. „Ich freue mich darauf. Es wird die neue Heimat meiner Familie."

„Und die, eines Zwerges!" dröhnte Gimli. „Ich begleite dich natürlich."

„Und darüber bin ich sehr glücklich." lachte Legolas und klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Wie könnte ich meine Kinder ohne die Hilfe eines Zwerges großziehen?"

„Nun, ich denke sie würden fürchterlich verwöhnt werden." lachte Gimli. „Außerdem wird dies erst die erste Elbengeneration, die einen Zwerg Onkel nennen wird."

Legolas sah grinsend seine Freunde an. Ja, es würde wundervoll werden. Seine Frau, seine Kinder und seine Freunde in der Nähe. Was wollte er noch mehr?

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Melima erholte sich schnell von der Kräftezehrenden Geburt, und die Kinder waren gesund und lebhaft. So würde einem baldigen Start in die neue Heimat nichts im Wege stehen.

Schon wenige Wochen später bereitete Melima den Umzug nach Ithilien vor. Sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten in zwei Kisten verstaut, doch Thranduil, Verwandte und Freunde beschenkten die junge Familie mit allem, was sie für ihr Leben brauchen konnten. Dankbar nahmen Legolas und Melima die Geschenke an.

„Wann werden wir losziehen?" fragte Melima, als sie die seidenen Vorhänge, die ein Geschenk einer Tante Legolas war, behutsam in eine der Kisten packte. „Ich möchte mein neues Zuhause kennenlernen."

„In spätestens zwei Wochen sollte alles bereit sein, meleth nîn." Tief sah er ihr in die Augen. „Dann bringe ich dich nach Hause."

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Bereits zehn Tage später waren sie auf dem Weg. Sie waren nicht nur auf dem Weg nach Ithilien – sie waren auf dem Weg in ihre Heimat und in ihre Zukunft.

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(1) Ein Zwillingspaar

(2) Mir geht es gut

(3) Sei tapfer!

(4) Geliebte, meine Frau

(5) Ich danke dir

(6) Hallo, meine Schöne

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ich hoffe, ihr seid vor lauter kitsch noch nicht ohnmächtig geworden… es ist immer noch nicht vorbei… aber bald habt ihr es geschafft!

bis bald,

sirixx

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