Als Harry erwachte, schien die Vormittagssonne warm in sein Gesicht. Die goldenen Strahlen kitzelten seine Nasenspitze und ein strahlend blauer Himmel lachte ihm entgegen. Aus der Küche im Erdgeschoss wehten köstliche Düfte von frischem Toast und gebratenem Schinken. Harry lächelte zufrieden. Ginny war offensichtlich schon da.
Er richtete sich etwas verschlafen auf, rieb sich die Augen und tastete nach seiner Brille. Dann kroch er langsam aus dem Bett und streckte sich. Er schlug die Bettdecke zurück und zog die Vorhänge zur Seite. Harry öffnete das Fenster und sog die klare Luft ein.
„Guten Morgen, Liebling", sagte eine Stimme hinter ihm, „alles Gute zum Geburtstag!" Harry wandte sich um. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem voll beladenen Frühstückstablett in der Hand betrat Ginny das Schlafzimmer. Harry seufzte zufrieden.
„Du bist ein Schatz, Ginny!", sagte er und ging zu ihr hinüber. Zärtlich küsste er sie auf den Mund.
„Jetzt wollte ich dir das Frühstück ans Bett bringen, und du bist schon auf den Beinen!", meinte sie und tat ganz bekümmert. Harry schmunzelte. Er setzte sich auf die Bettkante.
„Ich kann auch wieder unter die Decke kriechen", bot er grinsend an. Ginny lachte und stellte das Tablett auf den Nachttisch.
„Greif zu", ermunterte sie ihn. Das ließ sich Harry nicht zweimal sagen und biss herzhaft in eines der Toastbrote.
„Ab wann dürfen wir denn mit deinen Gästen rechnen?", erkundigte sich Ginny und ließ sich neben ihm auf der Bettkante nieder. Harry schluckte seinen Bissen herunter und antwortete:
„Ich vermute mal, dass die meisten am späten Nachmittag aufkreuzen, also zum Tee da sein werden. Ach ja, und Ron und Hermine bringen doch die Kinder mit. Pigwidgeon kam letzte Nacht angeflattert und hat die Botschaft überbracht."
„Du hast doch nicht etwa wieder Nachtschicht geschoben?", fragte Ginny.
„Doch", erwiderte Harry, „dieser verdammte Bericht raubt mir wirklich enorm viel Zeit." Ginny seufzte.
„Untersteh dich und arbeite heute irgendetwas für das Ministerium!", sagte sie, „du hast Geburtstag. Entspann dich mal wieder ein bisschen!"
„Versprochen", sagte Harry und grinste.
Es war halb vier, als es schließlich zum ersten Mal an der Haustür klingelte. Ginny stand gerade in der Küche und kochte die dritte Kanne Tee.
„Ich gehe aufmachen!", rief Harry. Rasch nahm er die Schürze ab und ging zur Haustür hinüber. Durch das milchige Glas konnte er mehrere rote Haarschöpfe sehen. Aha, dachte er, irgendetwas Weasley-mäßiges.
Er öffnete die Tür und blickte in acht strahlende Gesichter. Hermine fiel ihm sogleich um den Hals.
„Alles, alles Gute zum Geburtstag, Harry!", rief sie und drückte ihn an sich. Ron grinste ihm breit entgegen und die Zwillinge Sirius und James fingen sofort an wie auf Kommando „Happy Birthday to you!" zu schmettern.
„Danke, danke!", sagte Harry lächelnd, „kommt erst mal rein!"
Einer nach dem Anderen marschierte Familie Weasley in den kleinen Flur. Die Zwillinge und die beiden Mädchen Julia und Liv stürzten sofort mit Indianergeheul ins Wohnzimmer und begannen, auf den Sofas herumzuspringen. Der Rest der Weasleys folgte in etwas gesitteterem Tempo.
„Sirius, James, runter da!", herrschte Hermine ihre neunjährigen Sprösslinge an, „Julia, Liv, das gilt auch für euch! Ihr wisst genau, dass ihr nicht mit Schuhen auf die Möbel sollt!"
Murrend kletterten die Kinder von den Sofas herunter. Die Zwillinge allerdings hatten in Null Komma nichts ihre Schuhe ausgezogen und sprangen jauchzend wieder auf die Kissen herauf.
„Lass sie doch!", beschwichtigte Harry Hermine, „sollen sie ruhig ihren Spaß haben!"
Hermine seufzte ergeben und setzte sich auf ein anderes Sofa. Auf ihren Schoß nahm sie den kleinen Jack, der gerade einmal zwei Jahre alt war und nun laut protestierend in Richtung seiner Geschwister drängte.
„Und, alles klar bei dir?", wandte sich Ron breit grinsend an Harry.
„Ja, eigentlich schon", antwortete dieser und strich sich unbewusst über den Hinterkopf. Ron senkte die Stimme.
„Hat Pig dich noch erreicht?", fragte er ein wenig unbehaglich. Harry grinste.
„Ja, allerdings. Er ist mir äußerst penetrant gegen den Kopf geknallt."
„Ich hab es echt vergessen, dir wegen der Kinder bescheid zu sagen...", druckste Ron herum. Er wirkte ein wenig zerknirscht. Harry winkte ab.
„Das geht schon in Ordnung", meinte er, „wir passen schon alle hier rein. So viele Leute kommen ja gar nicht. Deine Eltern noch, Bill und Fleur haben sich auch angekündigt, und Colin mit seiner Emily. Also sind wir insgesamt neunzehn Leute, das passt schon."
„Gut", sagte Ron und wirkte sehr erleichtert.
„Hallöchen ihr!", kam Ginnys Stimme von der Küchentür her. Sie betrat gerade den Raum mit einem Tablett auf dem Tee und Kekse standen.
„Tante Ginny! Tante Ginny!", quietschte die vierjährige Liv begeistert und sprang auf Ginny zu, sodass ihre roten Locken munter auf und ab wippten.
„Langsam, langsam!", lachte Ginny und stellte das Tablett vorsichtig auf dem kleinen Tischchen in der Mitte des Raumes ab.
„Setzt euch, bedient euch, fühlt euch wie zu Hause!", forderte Harry seine Gäste auf und ließ sich selber in einen der Sessel fallen.
„Sag das lieber nicht zu laut", warnte ihn Hermine, „weißt du, was Sirius und James das letzte Mal gemacht haben, als ihnen das gesagt wurde?"
„Ähm, nein, eigentlich nicht. Aber was sollen sie denn schon groß anrichten? Sie sind doch erst neun", meinte Harry. Natürlich wusste er, dass sie, um es gelinde zu sagen, ihren Paten in jeder Beziehung glichen, aber etwas Spaß war immerhin nicht verboten. Er würde ohnehin aufräumen müssen.
Emma schnaubte.
Ron lachte zittrig. „Pass auf, was du sagst, Mann."
„Du wirst sie doch wohl nicht zu weiteren Schandtaten anstiften wollen?", sagte Hermine und zog eine Augenbraue hoch.
„Nein, natürlich nicht. Ist ja schon gut", seufzte Harry.
„Wenn die erst mal nach Hogwarts kommen", grinste Ginny und griff nach einem Keks.
„Sie werden auch nicht schlimmer sein als wir", schmunzelte Harry.
„Wir waren nicht schlimm, Harry! Wir haben uns, nun, wie soll ich sagen, nicht ganz an die Regeln gehalten, die uns im Weg standen. Wir hatten unsere Gründe", belehrte ihn Hermine.
„Sirius und James tun alles einfach grundlos", stöhnte Ron.
„Schon gut. Lasst uns nicht weiter darüber reden. Mir wird schon Angst und bange, wenn ich an meine eigenen Kinder denke", sagte Harry und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Welche Kinder?", fragte ihn Ginny verblüfft.
„Naja, die, die noch kommen könnten." Harry lächelte sie liebevoll an.
„Du möchtest Kinder? Was sollen sie denn von ihrem Vater halten? Der sitzt die ganze Zeit nur am Schreibtisch und arbeitet!", grinste Ginny ihn an.
„Oh, Harry, arbeitest du immer noch so viel?", fragte Hermine besorgt. „Harry, du solltest wirklich nicht..."
„Es ist gut, Hermine!", unterbrach Ron sie leidend. „Er weiß schon, was er tut. Er ist erwachsenen"
„Oh ja? Wenn ich mir dich so angucke, was ich ehrlich gesagt nicht, was man erwachsen nennen kann!", blaffte Hermine Ron ärgerlich an, „weißt du noch, vor zwei Wochen, als du..."
Es hatte sich nichts verändert. Während sich Hermine und Ron weiter kabbelten, klingelte es erneut.
Harry war froh, einen Grund zu haben, um sich das Gezanke nicht weiter anhören zu müssen. Er hatte sich schon oft gefragt, wie die beiden es schafften, in einem Haus und dazu noch mit sechs Kinder zu leben. Aber das musste es wohl sein, was Mrs. Weasley das „Geheimnis einer glücklichen Ehe" nannte. Glücklich konnte man es nennen, friedlich nicht immer.
Er öffnete die Tür. „'Arry!", hörte er Fleur rufen und Sekunden später fand er sich in einem Schleier langem, silberblondem Haar wieder, „bonne anniversaire! Oder wie sagt man 'ier? 'Appy birssday?"
Sie drückte ihm fröhlich links und rechts einen Kuss auf die Wangen, dann ließ sie ihn wieder los.
„Herzlichen Glückwunsch, Harry!", sagte Bill, der mit dem kleinen Arthur auf dem Arm hinter ihr stand.
„Danke, danke. Ich denke, wir gehen erst mal rein, oder?", meinte Harry und führte sie zu den anderen.
Nach einer lautstarken und freudigen Begrüßung, begann Fleur, sämtliche Taschen zu durchsuchen.
„Mon Dieu, Claire, 'atte isch dir das Geschenk gegeben ?", wandte sie sich an ihre Tochter.
„Ach du meine Güte, wo ist unseres denn nur?", zischte Hermine Ron leise zu.
„Geschenk? Das hattest du doch. Du weißt schon, ich hab es auf den Küchentisch gelegt", antwortete Ron.
„Herrgott noch mal, Ron! Wir hatten doch ausgemacht, dass du es in deinen Rucksack zu den anderen Sachen tust!", herrschte sie ihn lautstark an.
Ron schaute einigermaßen belämmert drein. „Ich...du meinst, ich sollte es mitbringen? Oh, Hermine, Schatz..."
Er sah sie beunruhigt an.
„Das muss mir dann doch irgendwie, nun ja, du weißt schon, entgangen sein. Aber das ist ja kein Grund sich aufzuregen. Was meinst du? Harry kommt es sich einfach nächstes Wochenende abholen", fuhr er zögernd fort.
„Es ist dir entgangen?", bellte Hermine nun. „Es liegt noch daheim? Oh, Ron, wie kann man nur ..."
Doch bevor sie sich in weitere Beleidigungen hineinsteigern konnte, unterbrach Harry sie:
„Hermine, das ist wirklich kein Problem. Ich komme einfach am Samstag vorbei. Ron wollte mir ohnehin noch seine, ähm, ja, du weißt schon, zeigen."
„Was will er dir zeigen?", forschte Hermine nach.
„Ach, kommt schon, wegen so einer Kleinigkeit. Harry und ich werden am Samstag zu euch kommen. Wenigstens arbeitet er dann nicht", half Ginny nach.
Hermine sah Ron wütend an, schien aber dann doch einzusehen, dass es im Grunde nur von Vorteil war, wenn Harry sich einmal ausruhte.
„In Ordnung", stimmte sie zu, bedachte ihren Mann aber noch mit einem weiteren, säuerlichen Blick, wandte sich danach allerdings an Sirius und James:
„Werdet ihr jetzt wohl aufhören mit dem Getobe! Wenn es unbedingt sein muss, geht raus spielen, hier drin ist es einfach zu eng dazu!"
Murrend zogen sie ihr Schuhe an, fügten sich dann aber dem Willen ihrer Mutter und verließen das Haus.
„Maaamii, ich mag auch raus.", fing nun Julia an zu fordern. „Mami, bitte."
Hermine stöhnte auf.
„Emma, würdest du bitte...", bat sie ihre älteste Tochter.
„Kein Problem", antwortete Claire an deren Stelle. „Machen wir doch gern."
Sie nahm Julia an der Hand und die drei folgten Sirius und James.
„Ah, eendlisch, 'Arry, isch 'abe das Geschenk gefunden. 'ier ist es.", meldete sich Fleur wieder zu Wort.
Sie drückte Harry ein kleines, mit Kunstrosen verziertes Päckchen in die Hand , das dieser aber sofort wieder fallen ließ, als er aus der Küche einen lautes KNALL , gefolgt von drei weiteren, hörte.
Erstaunt verließ er den Raum und vorsichtig betrat die Küche. Die Hand hatte er fest um seinen Zauberstab geschlungen. Man konnte schließlich nie wissen, besonders nicht in seinem Beruf.
„Harry, alter Junge, alles Gute zum Geburtstag! Und, wie läuft die Party?", grinste Fred ihn an und patschte ihm auf die Schulter.
„Wir sind doch nicht zu früh, oder?", hakte George nach und gratulierte ihm überschwänglich.
„Hallo, mit euch hatte ich ja gar nicht gerechnet.", sagte Harry etwas verwirrt.
Wo, zum Teufel, sollten sie mitsamt Katie und Angelina noch Platz finden?
„Harry", Angelina umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Alles Gute!"
„Harry, ich dachte, weil wir ja schon unangekündigt kommen, könnte ich wenigstens etwas backen.", rief Katie und stellte einen klebrig aussehenden Kuchen auf den Tisch.
„Danke, das wäre doch nicht nötig gewesen.", bedankte sich Harry, während George die Stirn runzelte und fragte:
„Du kannst backen?"
„Natürlich kann ich das! Ich bin eine Frau."
„Ach ja, bist du dir da sicher?"
„Mit was?"
„Na mit dem Backen!"
„Nur, weil ich es sonst nicht tue, heißt das ja noch lange nicht, dass ich es nicht kann", antwortete Katie in gespielt empörtem Ton.
„Ha, jetzt, wo ich es weiß, wirst du wohl nicht mehr drum herum kommen!", meinte George entzückt, „du wirst eine Entlastung für Mum sein!"
„Nun zu unserem Geschenk.", kündigte Fred an.
„Welches Geschenk?", hörte Harry Angelina Katie ins Ohr flüstern. Diese zuckte nur ratlos mit den Schultern.
„Ja, unser Geschenk.", fuhr George fort. „Sicher ist dir aufgefallen, dass wir dir sehr viele Gefallen erwiesen haben."
Harry nickte amüsiert.
„Wir haben dir immerhin die Karte des Rumtreibers vermacht", warf Fred ein.
„Ja, und nicht zu vergessen, wie wir damals diesen Sumpf organisiert hatten, damit du mit Sirius reden kannst", ergänzte George.
„Nicht zu vergessen!", wiederholte Fred, „man könnte meinen, das würde reichen. Und trotzdem haben wir eine Überraschung für dich! George, wenn ich bitten darf!"
„Aber immer doch! Trommelwirbel!", meinte dieser. Fred begann, mit den Fingern auf den Tisch zu klopfen.
„Tataaa!", rief George entzückt aus und beförderte eine leicht zerknitterte Tüte aus seiner Tasche ans Tageslicht, „Nasch-und-Schwänz-Leckereien! Kann man doch immer gebrauchen, was meinst du?"
Harry grinste sie breit an.
„Ja, in der Tat, das kann man. Vielen Dank, wirklich sehr nützlich."
„Wenn du mal Kinder hast, kannst du ihnen die ja geben. Du weißt schon, bei Binns oder falls noch mal so 'ne verrückte Kröte wie Umbridge Hogwarts betreten sollte", sagte Fred und zuckte mit den Achseln.
„Ja, sicher", sagte Harry, „kommt, lasst uns gehen."
„Wo hattet ihr die denn noch her?", zischte Katie George zu.
„Tja, man sollte halt nichts wegwerfen. Weißt du noch, als wir vor 'nem halben Jahr alle mal Freds Wohnung geputzt haben?"
Katie kicherte.
„Vielleicht sollten wir deine Bude auch mal aufräumen? Dann findest du sicher was passendes für meinen Geburtstag!", sagte sie hämisch und ging mit den anderen ins Wohnzimmer.
„'Arry! Dein Geschenk!", sagte Fleur erneut und streckte es ihm entgegen.
„Nimm es schon, Alter, daran hat sie ewig gesessen!", murmelte Bill ihm leise ins Ohr. Doch in diesem Moment tauchten Mr. und Mrs. Weasley in den grünen Flammen des Feuers auf.
„Direkt, Fleur, leg es kurz auf den Tisch. Ich mach es gleich auf", rief Harry ihr zu.
„Harry, mein Lieber, wie geht es dir? Alles, alles Gute und viel Glück zum Geburtstag, Harry, Liebling!", die kleine rundliche Frau trat aus dem Kamin und schloss ihn in die Arme.
„Hallo Harry!", hörte er dumpf Mr. Weasleys Stimme. „Ich leg unser Päckchen zu dem anderen."
„Ron, Hermine, wo habt ihr unsere Lieblingsneffen gelassen?", wandte sich Fred empört an die beiden.
„Die sind draußen, mit Emma, Claire und Julia", erwiderte Hermine.
„Gott sei Dank.", fügte Ron erschöpft hinzu. Fred und George machten sich rasch davon.
„Sollen wir die Kleinen mitnehmen?", fragte Angelina Hermine und Fleur fröhlich. „Das wäre sehr nett, danke. Du hast ja keine Ahnung, was für eine Fahrt wir hinter uns haben!", nahm Hermine sichtlich dankbar an.
„Oh nein, Arsser kann leider nischt mit. Ihr wisst ja, er ist so ssart besaitetet.", flötete Fleur.
Hermine verdrehte die Augen.
„Er ist nicht zart besaitet, du verhätschelst ihn nur zu sehr. Du solltest mal sehen, wie...", Bill unterbrach sich erschrocken und setzte murmelnd hinzu: „Nein, das solltest du lieber nicht."
Angelina hob Jack vorsichtig auf den Arm, während Katie Liv an der Hand nahm. „Meint ihr, es ist gut, wenn wir Fred und George allein draußen mit Sirius und James lassen?", zögerte Hermine.
„Ich weiß ja nicht. Kannst du dich daran erinnern, wie sie ihnen.."
Doch schon hatte Katie ihnen das Wort abgeschnitten.
„Ach, wir passen schon auf sie auf", sagte sie und die vier verließen hastig das Haus.
„Das will ich hoffen!", rief ihnen Hermine hinterher, doch sie hörten es nicht mehr. „'Arry, mein Geschenk!"
Harry wurde allmählich besorgt. Ron und Hermines Kinder hatte er leicht können unterbringen, doch jetzt...
Glücklicherweise waren sie ja im Moment draußen, was immerhin ein wenig mehr Platz verschaffte.
„Harry, können wir irgendetwas helfen?", strahlte Mrs. Weasley ihn an, „Ginny, hier ist ja noch nicht einmal der Tisch gedeckt."
„Ja, Mum, wir hatten keine Zeit.", antwortete Ginny genervt.
„Schau mal, Harry, ich habe eine Obsttorte gemacht. Und Muffins! Und, Arthur, wo ist der Schokoladenkuchen?", wandte sie sich fragend an ihren Mann.
„Den hab ich auf den Tisch gestellt.", antwortete dieser.
Plötzlich erhellte sich sein Gesicht, als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
„Harry, dein Onkel, deine Tante, dein Cousin! Werden sie heute kommen?", verlangte er begierig zu wissen.
„Nein, Mr. Weasley, da muss ich Sie leider enttäuschen", antwortete Harry und fragte sich, wie oft er diese Frage wohl noch hören würde. Offenbar gab Mr. Weasley die Hoffnung nicht so schnell auf, einmal Muggelverwandte Harrys an einem seiner Geburtstage zu begegnen. Mr. Weasleys schaute enttäuscht drein.
„Aber Colin wird mit seiner Frau Emily kommen. Sie wissen ja, eine Muggelstämmige", sagte Harry.
Scheinbar hatten seine Worte die beabsichtigte Wirkung auf Mr. Weasley, denn seine Miene hellte sich schlagartig auf. „Wirklich? Harry, wann werden sie da sein?"
„Harry, mein Lieber", Mrs. Weasley zupfte ihn am Ärmel, „wenn du nichts dagegen hast, werde ich den Kaffeetisch herrichten, schließlich hast du Geburtstag."
„Vielen Dank, Mrs. Weasley, aber setzen Sie sich doch erst einmal", sagte Harry und deutete mit der Hand zu einem der Sofas und hoffte, dass Mr. Und Mrs. Weasley dort noch genügend Platz finden würden.
„Oh nein, das kommt gar nicht in Frage. Kümmere du dich um deine Gäste!"
Gerade hatte sie das gesagt, da klingelte es auch schon an der Tür. Er ließ den Trubel hinter sich und machte die Tür auf.
„Harry!", Colin Creevey strahlte ihn aufgekratzt an, „happy birthday, Harry!"
"Hi Colin, Emily! Schön, dass ihr kommen konntet!", begrüßte er sie, „kommt rein."
Sein Blick fiel auf das Mädchen, das Emily auf dem Arm hielt.
„Gott, ist das Harriet?", fragte er bestürzt.
„Was denkst du denn, Harry?", sagt Colin ein wenig verwirrt.
„Sie wächst aber ganz schön schnell!", entgegnete Harry verblüfft.
„Findest du?", hakte Emily vorsichtig nach, „es kommt dir wahrscheinlich nur so vor, weil du sie seit sechs Monaten nicht mehr gesehen hast, oder?"
„Sechs Monate?", Harry war sichtlich bestürzt, „das kann doch nicht wahr sein. Ich war doch an ihrem ersten Geburtstag da!"
„Du hattest es vor, Harry.", erwiderte Colin zaghaft, „Leider ist dir etwas dazwischen gekommen."
„So? Ist das so?", erkundigte sich Harry zerstreut, „wie auch immer, kommt herein." Natürlich sah er Colin regelmäßig bei den Treffen des Ordens, aber ansonsten ließ ihr Kontakt doch etwas zu wünschen übrig.
Als sie im Wohnzimmer ankamen, war der Tisch bereits zum Kaffee hergerichtet. „Vielen Dank, Mrs. Weasley!", sagte er erleichtert.
„Nicht der Rede wert, mein Lieber. Setz dich doch."
„Soll ich rausgehen und die Kinder reinholen?", erkundigte sich Harry.
„Lass mal. Die können schon das essen, was übrig bleibt. Das geht schon.", sagte Ron und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Hermine warf ihm einen giftigen Blick zu, wandte sich dann aber an Harry:
„Ich mach das schon. Aber du könntest vielleicht noch ein paar Stühle herschaffen, oder?"
Sie verließ den Raum und Harry machte sich auf den Weg, Stühle zu holen. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie in der Küche Tee trinken würden, allerdings war sie, wie Mrs. Weasley scheinbar ebenfalls festgestellt hatte, ein wenig zu klein für so viele Leute.
Im Wohnzimmer ging es mehr oder weniger chaotisch zu. Die Stühle reichten immer noch nicht, aber er bemerkte rechtzeitig, dass Sirius und James mit ihren Paten ohnehin den hintersten Winkel des Zimmers zum Essen aufsuchten, um dort, so vermutete er, ungestört mit ihnen neue, wie es Hermine nannte, Schandtaten auszuhecken.
Hermine war dies anscheinend aufgefallen, denn sie rief ihnen, leicht hysterisch, hinterher:
„He, Fred, George! Was macht ihr da?"
Fred drehte sich um, mit einem Lächeln auf den Lippen, das dem Anschein nach unschuldig aussehen sollte, hob er die Hand und winkte ihr zu.
„Hermine, du weißt doch: Wir würden nichts tun, dass du nicht gutheißen würdest!", bemerkte er, dann setzte er sich auf den Boden.
„Hat jeder einen Sitzplatz?", erkundigte sich Harry.
„Es geht schon, Harry.", meinte Katie, die Liv gerade mit einem Stück ihres selbstgebackenen Kuchen fütterte.
„Und, wie schmeckt er?", fragte sie gespannt.
Liv schmatzte ein wenig vor sich hin, bevor sie verkündete:
„Schmeckt gut. Lecker.", was Katie zu einem Jubelschrei veranlasste.
„Was ist?", rief George ihr zu. „Ist sie an deinem Kuchen erstickt?"
„Was hast du schon für eine Ahnung!", bemerkte sie bissig und streckte ihm die Zunge raus, „dir back ich schon mal überhaupt keinen Kuchen mehr!"
„Ach, Schätzchen, das kannst du mir doch nicht antun. Nach all den Jahren, die du mich so liebevoll verköstigt hast!", schniefte George.
„Er hat halt wirklich keine Ahnung!", stellte Katie fest.
Ginny nickte zustimmend. „So könnte man es sagen."
Nach einiger Zeit hatten sie das Essen beendet und während Mrs. Weasley und Ginny in der Küche den Abwasch machten, löcherte Mr. Weasley Emily geradezu mit Fragen.
„Hatten Sie schon mal einen, wie heißen die nur, ach ja...Pempler im Haus?", fragte er begierig. „Wissen Sie, ich hatte auf der Arbeit schon mit solchen Leuten zu tun. Und mit Blitzisten!"
„Ähm, was bitte? Meinen Sie Polizisten?", fragte Emily etwas verdutzt.
„Genau! Polizisten! Und was ist mit Pemplern? Diese Muggel, die sich um Rohrbrüche kümmern."
„Sie meinem Klempner. Nein, normal kümmert sich Colin um derartige Sachen."
„Ahh ja, die Klempner, ja, ja, nun..."
„Wir nehmen die kleinen Schnuckelchen noch mal mit raus, ja?", sagte Angelina. „Seilspringen, Fangen, Verstecken...", fügte Katie begeistert hinzu.
„Nehmt sie ruhig mit. Ihr könnt auch mal am Wochenende auf sie aufpassen oder sie zum Spielen abholen, am besten, ihr behaltet sie ganz da...", meinte Ron.
Colin schloss sich verzückt an.
„Ich komme mit!", rief er, klemmte sich Harriet unter dem Arm und trabte Angelina, Katie und der Schar Kinder hinterher.
Fred und George waren inzwischen eifrig mit Sirius und James am Tuscheln und Harry konnte sehen, wie sie ihnen äußert merkwürdige Dinge zusteckten. Hoffentlich bemerkte Hermine das nicht.
Fleur erzählte begeistert von ihrem letzten Urlaub in Südfrankreich.
„Ahh, uund dieses Meeer...Magnifique...der Wein, das Essen...", schwärmte sie und ließ sich nur vom erneuten Klingeln an der Tür unterbrechen.
Verwundert schaute Harry auf. Wer konnte das denn noch sein?
„Harry!" Kaum hatte er geöffnet, umarmte ihn Tonks stürmisch und er hörte, wie Lupin ihm im Hintergrund gratulierte.
„Ist das nicht eine Überraschung?", fragte Tonks freudig.
„In der Tat!", lächelte Harry, „immer rein mit euch!", forderte er sie auf.
Tonks ließ sich schwungvoll neben Hermine auf die Couch fallen. „Ihr glaubt nicht, wie unsere Fahrt war", seufzte Lupin, der neben ihr Platz genommen hatte, „nie wieder, wenn es nicht unbedingt sein muss!"
„Hach, komm schon, ich hab doch den Führerschein. Das geht schon!", sagte Tonks und knuffte ihm in die Seite.
„Ach ja, ihr musstet auch das Auto nehmen, oder?", erkundigte sich Hermine.
Lupin nickte. „Ja, apparieren und Flohnetzwerk in der Schwangerschaft soll ja nicht so gut sein."
Fleur musterte Tonks und nun fiel es auch Harry auf. Er hatte Tonks in den unterschiedlichsten, verrücktesten Arten gesehen, aber so noch nie.
Ihr Haar fiel ihr lang und blau über die Schultern, dazu trug sie eine weite Karohose und etwas, dass an ein geblümtes, silbernes Nachthemd erinnerte. Die Krönung des ganzen waren allerdings die orangenen Möhren-Häschen-Hosenträger, die sie scheinbar zur Befestigung trug.
„Tonks, was iest mit dir parssiert?", fragte Fleur entsetzt.
„Ach, wisst ihr, ich bekomme während der Schwangerschaft keinen Heißhunger." „Doch den bekommst du!", unterbrach Lupin sie.
„Ja, nur auf etwas ungewöhnliche Aussehen."
„Solange du nicht wieder Heißhunger auf diese Schweinenasen und lila Puppenaugen bekommst.", neckte Lupin sie.
Hermine allerdings zeigte sich sehr interessiert:
„Ist das bei allen Metarmorphmagi so?" Tonks zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung", sagte sie.
„Nun, ich habe nur Heißhunger auf Gewürzgurken mit Schokocreme.", meinte Hermine, während Ron angewidert das Gesicht verzog.
„Wann ist es denn bei euch so weit?", erkundigte sich Bill.
„Im November soll es kommen.", antwortete Tonks entzückt.
„Mädchen oder Junge?", hakte Ron nach.
„Wissen wir noch nicht", entgegnete Lupin.
„Und wir wollen es auch gar nicht wissen, was, Papi?", meinte Tonks und kitzelte Lupin liebevoll das Kinn.
„Ja ja, das erste Kind.", seufzte Hermine.
„Ach, komm schon, bei den anderen Kindern ist es doch genauso witzig!", sagte Ron eifrig.
„Ja", sagte Hermine und bedachte Ron mit einem hämischen Blick, „besonders witzig finde ich es, wenn du jedes Mal in Ohnmacht fällst!"
Ron errötete bis zu den Haarwurzeln.
„Tja, und das bei dem Paar, was am meisten Erfahrung beim Kinderkriegen hat", zog Bill seinen Bruder grinsend auf.
„Früh übt sich...", sagte Ginny, die sich nun auf Harrys Schoß niederließ.
„Bei euch wird es auch früher oder später so weit sein!", lächelte Mr. Weasley, der sich für eine Sekunde von seinem Gespräch mit Emily hatte ablenken lassen.
Aber er hörte schon gar nicht mehr, wie Ginny ihm „Ja, Opa!" zurief, denn er hatte sich mit Begeisterung wieder Emilys Beschreibung der Müllabfuhr zugewandt.
„Ginny", meinte Harry leise, als es zu Dämmern begann, „was haben wir eigentlich fürs Abendessen geplant?"
„Überhaupt nichts. Du hast doch gemeint, so lange würde sowieso niemand bleiben", antwortete diese nur.
„Oh nein! Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte Harry entsetzt, „ich kann sie doch nicht plötzlich alle rauswerfen!"
„Mach dir keine Sorgen, ich habe eingekauft und Mum steht schon seit zwei Stunden in der Küche und ist am Kochen", beruhigte sie ihn.
„Sag mir, dass ich nichts im Griff habe! Jetzt steht deine Mum ewig am Herd, das auch noch an meinem Geburtstag, und obendrein merk ich es nicht einmal."
„Ach, komm schon! Sie macht das gern!", sagte Ginny und kniff ihm zärtlich in die Wange.
„Es ist ja unser erstes Kind, ich bin schon etwas nervös.", gab Lupin zu.
„Ach, komm schon, du musst es ja nicht zur Welt bringen.", warf Tonks belustigt ein, „außerdem ist es bis November ja noch eine Weile."
„Wirst du dieses Jahr noch arbeiten?", erkundigte sich Hermine plötzlich.
„Genau, wer wird deine Stelle übernehmen? Ich denke nicht, dass Dumbledore während des Schuljahrs noch einmal umbesetzen möchte, oder?", hakte Bill nach und legte die Stirn in Falten.
„Dumbledore meint, er hätte schon genau den Richtigen für meine Nachfolge im Auge. Es ist scheinbar alles nur noch reine Formsache.", erklärte Tonks.
„Aber nächstes Jahr kannst du wieder arbeiten gehen, oder wie? Dumbledore hält dir also die Stelle frei?", fragte Ron.
„Er sagt, sobald ich mich wieder bereit zum Arbeiten fühle, kann ich kommen", antwortete Tonks belustigt.
„Mal sehen, wie es läuft!", sagte Lupin und streichelte liebevoll ihren gerundeten Bauch.
„Vielleicht solltest du dir einmal eine Pause gönnen", riet Fleur ihr, „dein Beruf iest doch särr anstrengend!"
„Ach was, es ging noch immer!", flötete Tonks.
Allerdings war Harry, der sich gerade zurück in seinen Sessel fallen ließ, da nicht so sicher, wenn er sich an seine eigene Schulzeit erinnerte.
Aber immerhin konnte er bei Tonks sicher gehen, dass sie eine gute Verteidigung gegen die dunklen Künste- Lehrerin war. Immerhin war sie bis jetzt noch nicht umgekommen und hatte sich auch nicht als Todesserin oder Ministeriumsspitzel herausgestellt.
Das Toben im Flur ließ ihr Gespräch für einen Moment verstummen.
„Die Kinder schon wieder!", stöhnte Ron auf.
Liv rannte begeistert auf ihn zu und stürzte sich auf seinen Schoß.
„Daad, weißt du was Angelina gemacht hat, Dad?", sagte sie aufgeregt.
Ron warf Angelina einen beunruhigten Blick zu.
„Nein, Liebes, was hat sie angestellt?", fragte er.
Hermine sah sie erwartungsvoll an. „Mum, sie hat das Springseil zum Fliegen gebracht. Das war ganz toll, Dad! Wenn wir daheim sind, machen wir das dann auch mal?", strahlte Liv ihre Eltern mit geröteten Wangen an.
„Oh, Angelina! In diesem Muggelkaff! Wie konntest du nur!", keifte Hermine sofort los.
„Hey, keine Panik, wir waren mit ihnen spazieren. Da war kein einziger Muggel, was, Colin?", sagte sie.
„Kein einziger. Macht euch keine Sorgen, es war niemand weit und breit zu sehen!", bestätigte Colin.
„So was von unverantwortlich!"
Hermine wollte sich nicht beruhigen.
„Ach, es wird schon alles gut gegangen sein.", meinte Ron und tätschelte ihr sanft den Rücken.
Sie schnaubte noch einmal, ließ es dann aber gut sein und wandte sich Bill und Fleur zu:
„Wo sind eigentlich Emma und Claire?"
„Isch denke, sie sind in 'Arrys Arbeitsssimmer, oder, 'Arry?", fragte Fleur.
„Ja, sie meinten, sie müssten sich noch in Ruhe vor dem 1. September unterhalten.", sagte Harry zerstreut, „weiß irgendjemand, was das zu bedeuten hat? Ich werde wirklich nicht schlau aus ihnen!"
„Oh, ich nehme mal an, dass sie über Hogwarts sprechen möchten!", klärte Hermine ihn auf.
„Das können sie doch immer tun, das eilt doch nicht.", sagte Harry perplex, bevor es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.
„Sie...sie kommen doch nicht...sie kommen nach Hogwarts?", sagte er verdattert.
„Ja ja, Schatz, du bist wohl auch nicht immer auf dem Laufenden!", meinte Ginny und tätschelte ihm den Hinterkopf.
Harry war seine Situation sichtlich peinlich. Er würde den Tag, an dem Emma geboren wurde, nie vergessen und trotzdem war er nicht in der Lage, zu sagen, wie alt sie war.
„Das Essen ist fertig!", hörte er Mrs. Weasley aus der Küche flöten und Ginny meinte: "Dann deck ich mal den Tisch, in Ordnung?"
Harry hatte wirklich nichts dagegen einzuwenden, und er froh, dass es scheinbar ruhiger wurde, weil Angelina und Katie sämtliche Kinder auf den Dachboden verschleppt hatten, um dort mit ihnen zu spielen.
„Seid ihr euch sicher, dass ihr das schafft?", hatte Hermine ihnen noch hinterhergerufen und Angelinas Stimme schallte dumpf aus dem Obergeschoss zurück:
„Klar, wieso nicht?"
„Meine Güte, wie kann man sich eigentlich so mit Kindern amüsieren?", fragte Ron erstaunt, nach einen stechenden Blick seiner Frau fügte er allerdings hinzu:
„Also, nicht, dass ich es nicht auch tun würde, aber..." und brabbelte noch eine Weile vor sich hin.
„Endlich mal etwas leiser.", sagte Bill und lehnte sich genüsslich zurück.
„A propos leise!", fuhr Hermine hoch, "wo, beim Barte des Merlin, treiben sich die Zwillinge nun wieder rum?"
Ron, dem dies scheinbar ziemlich egal war, fragte nur:
„Welche denn?"
„Nun, ich denke, wo die einen zu finden sind, werden auch die anderen sein!", herrschte sie ihn an.
„Ich glaube, ich habe sie im Garten gesehen.", meinte Ginny, die dabei war, das Besteck auf dem Tisch zu verteilen, „soll ich für sie mitdecken?"
„Lass mal, das geht schon.", antwortete Hermine.
Ron sah sie höchst erstaunt an. Hermine zuckte die Achseln.
„Nein, ich mein es ernst! Es ist mir im Moment gerade recht, dass sie weg sind. Ich denke, sie können später einfach zusammen mit den Kindern, Katie und Angelina essen.", fügte sie hinzu. Emily grinste.
„Sagt mal, da habt ihr aber echt gute Babysitter gefunden, oder?", erkundigte sie sich.
„Oh nein, das haben sie tatsächlich einmal gemacht. Wirklich, nur einen Abend! Du hast keine Ahnung, wie nachher das Haus aussah. Ich schwöre dir, da hätten wir Fred und George genauso gut bei ihnen lassen können", stöhnte Ron.
Gerade, als alle sich zum Schmaus von Mrs. Weasleys vorzüglich duftendem Essen niedergelassen hatte, klingelte es erneut.
Auf der Türschwelle stand Dennis Creevey, in der Hand eine Flasche Feuerwhisky, und strahlte ihn an.„Herzlichen Glückwunsch, Harry! Ich wusste ja erst nicht, ob ich kommen kann, du weißt schon, das Reisebüro, deshalb wollte ich keine falschen Versprechungen machen, aber dann habe ich zum Glück noch eine Aushilfe für heute Abend gefunden. Ich habe lieber mal nach hier draußen appariert, ich wollte ja nicht unhöflich sein, aber ich denke, du hast noch Besuch, oder?", sprudelte es aus ihm heraus, doch bevor Harry antworten konnte war er schon fortgefahren, „sind Emily und Colin schon da? Ist Harriet dabei? Sie ist doch wirklich süß, nicht, Harry? Schade, dass du immer so wenig Zeit hast."
„Komm doch erst einmal rein, Dennis", forderte Harry ihn auf, als dieser gerade Atem holte und bugsierte ihn ins Wohnzimmer, wo er auch schon mit großem Hallo von seinem Bruder und dessen Frau empfangen wurde.
„Wo ist Harriet?", fragte Dennis aufgekratzt.
„Mit Angelina und Katie auf dem Speicher", antwortete ihm Colin und Dennis machte sich, gefolgt von Colin und Emily, auf den Weg zum Dachboden.
Der Abend wurde lang und länger. Zu Harrys Freude ließen es sich Hagrid und Madame Maxime nicht nehmen, ihm persönlich zu gratulieren, verschwanden dann aber doch ziemlich schnell wieder.
„Harry, weißt ja, Gustave-Jason liegt krank in Frankreich... Bin froh, das wir überhaupt kommen konnten...", verabschiedete er sich am späten Abend, nach Harrys Meinung aber viel zu früh.
„'Arry, isch 'offe, Sie feiern noch schön", sagte Madame Maxime und drückte ihm kräftig die Hand, während Hagrid ihm auf die Schulter schlug. Harry bemühte sich, den Schmerz zu unterdrücken, was ihm scheinbar nicht allzu gut gelang, da Ginny, die im Türrahmen stand, laut anfing zu kichern.
„Fleur, ma petite, es war schön, Sie wieder ssu se'en", wandte Madame Maxime sich an Fleur, die sie betrübt ansah.
„Oh ja, isch wünschte, isch könnte öfter in Frankreich sein, aber so ist es nun mal. In den nächsten Ferien müssen Sie uns in unserem Ferien'äusschen in Marseille besuchen kommen. Es ist traum'haft dort!", schwärmte sie.
„Naturellement, das werden wir", antwortete ihr Madame Maxime begeistert.
„Mach's mal gut, Harry!", rief Hagrid und steckte seinen bärtigen Kopf noch ein letztes Mal ins Wohnzimmer, um auf Wiedersehen zu brüllen, wobei Ron vor Schreck das Wasserglas aus der Hand fiel.
Mrs. Weasley war aufgestanden, um sich in der Küche wieder dem Abwasch zu widmen, was Harry äußerst unangenehm war, allerdings hatte sie sich partout nicht davon abbringen lassen.
„Harry, mein Lieber, setz dich einmal, du siehst so erschöpft aus", forderte sie ihn auf und Harry nahm seufzend neben Hermine auf dem Sofa Platz.
„Ist doch mal ganz schön so entlastet von den Kindern zu sein, oder?", fragte Ron Hermine glücklich.
„Eigentlich schon...", zögerte diese, „wenn ich nur wüsste, was Katie und Angelina mit denen auf dem Speicher anstellen..."
„Ach, es wird nichts schlimmes sein", beruhigte Lupin sie.
„Wahrscheinlich
spielen sie Fangen oder Verstecken oder was man auch immer
mit
kleinen Kindern tut. Irgendwas, was ihnen Spaß macht", sagte
Tonks fröhlich. Ihre Worte ließen Ron hochfahren.
„Etwas, das ihnen Spaß macht? Sind Sirius und James auch da oben?", fragte er entgeistert.
Auch Hermine rappelte sich auf.
„Ich werde mal lieber nachschauen gehen", sagte sie und eilte davon.
„Was sollen sie denn schon anstellen? Sie sind doch erst neun!", meinte Tonks unbekümmert.
Wenige Augenblicke später tauchte Hermine wieder auf.
„Und? Ist etwas?", fragte Ron angespannt.
„Sie spielen Fangen", keuchte Hermine.
„Na also, ist doch alles in Ordnung - "
„Mit einer Fee!", unterbrach Hermine Tonks und wandte sich nun ärgerlich an Harry, „Harry, was macht eine Fee auf deinem Dachboden!"
„Keine Ahnung! Aber was soll's, die sind doch vollkommen harmlos", beschwichtigte er sie.
„Ach ja? Immerhin hat sie angefangen, Julia an den Haaren zu reißen und keiner der, wie soll ich sagen, 'Erwachsenen' dort oben war in der Lage, sie zu beseitigen!", schnaufte sie zornig.
„Was hast du denn mit ihr gemacht?", erkundigte sich Ron vorsichtig.
„Mit ihr gemacht? Nun, was man mit Feen halt so macht! Ich habe das Gaubenfenster geöffnet und sie aufgefordert, Harrys Garten zu schmücken!", keifte sie.
„Und so was macht man mit Feen?", fragte Ron verblüfft.
„Nun, Feen sind sehr streitsüchtig, aber auch besonders eitel. Sie lassen sich ganz leicht besänftigen, indem man sie bittet, sich für dekorative Zwecke zur Verfügung zu stellen", erklärte Lupin geduldig.
„Mann, was du alles weißt!", sagte Tonks und boxte ihn gegen die Schulter, „da wird unser Nachwuchs wenigstens nicht dumm nach Hogwarts kommen!"
Doch ihre Unterhaltung wurde von einem leisen –Plopp!-, das aus dem Flur kam, unterbrochen.
„Wer könnte das denn noch sein?", sagte Harry verwundert und schaute auf seine Uhr, deren Zeiger auf Mitternacht zuschritten.
Gerade wollte er sich erheben, als auch schon ein älterer Mann mit langem, silbernen Haar und Bart den Raum betrat.
„Hallo Harry!", sagte er und spähte über seine Halbmondbrille hinweg, „wie ich sehe ist es doch nicht zu spät. Herzlichen Glückwunsch zum 29. Geburtstag!", lächelte er, „Harry, ich würde dich bitten, mir in den nächsten Tagen einen Besuch in Hogwarts abzustatten, ich muss etwas sehr dringendes mit dir besprechen."
„Ja, kein Problem, Professor. Aber setzen Sie sich doch erst einmal", bat Harry.
„Oh nein, ich bin sehr in Eile, mir bleibt leider keine Zeit. Oh, danke für die Kekse, Molly, sehr aufmerksam, meine Liebe", wandte er sich an Mrs. Weasley, die ihm eine Schale Gebäck entgegenstreckte.
Er nahm einen Bissen und meinte: „Vorzüglich, Molly! Nun, wenn ihr mich entschuldigen würdet -"
Und schon war er wieder verschwunden.
„Nanu? Was war denn das?", fragte Ron überrascht. Harry zuckte die Schultern. „Das war Dumbledore, falls du es noch nicht bemerkt hast", meinte Hermine ironisch. Tonks kicherte und verschluckte sich beinahe an ihrem Keks.
„Aus diesem Mann werde ich nicht schlau.", sagte Bill und Mr. Weasley nickte ihm zustimmend zu.
„Er ist schon sehr eigenartig.", meinte er.
„Bill, isch möschte ja nischt drängeln, aber du weissst doch, dass wir noch eine Stunde Autofahrt vor uns 'aben.", wandte Fleur sich plötzlich an ihren Mann, der einen raschen Blick auf die Uhr warf und sich dann erhob.
„Isch gehe die Kinder 'holen.", sagte Fleur und verließ den Raum Richtung Dachboden.
Hermine zuckte zusammen. „Ron! Wir müssten schon längst weg sein!", herrschte sie Ron an.
„Wieso, wir haben doch Zeit.", meinte dieser und stopfte sich genüsslich einen Muffin in den Mund.
„Wir sind mit dem Auto da, Ron!", sagte Hermine und er erbleichte.
„Das kann nicht sein!", keuchte er, „bis zum Fuchsbau fahren wir vier Stunden! Was sollen wir jetzt bloß tun?", rief er.
Lupin wandte sich beunruhigt an Tonks:
„Liebling, daran haben wir ja gar nicht mehr gedacht!"
Harry grinste amüsiert.
„Das ist nun wirklich kein Thema. Das kann man beim ersten Kind ja schon mal vergessen", meinte er zu Tonks und Lupin, „beim zweiten natürlich auch, genauso wie beim dritten... Wenn man aber weiß, dass seine Freunde es auch noch beim siebten Kind vergessen, ist das auch kein Problem mehr", fügte er an Hermine und Ron gewandt hinzu.
Bill brach in schallendes Gelächter aus und Ginny sagte:
„Ihr wisst ja, wo die Matratzen und Zahnbürsten für die vergesslichen Schwangeren und deren Familienangehörige stehen."
Hermine errötete.
„Oh, Harry, es tut mir wirklich leid. Wir hätten daran denken sollen...", sagte sie peinlich berührt.
„Ach was, das tut ihr doch nie!", meinte Harry grinsend.
„Nun, gut, Harry, ich habe die Küche aufgeräumt. Ich denke, Arthur und ich werden jetzt gehen.", sagte Mrs. Weasley und verabschiedete sich von allen herzlich.
„Harry, das war wirklich ein schöner Tag. Ich habe so viel über das Leben der Muggel gelernt, es ist einfach faszinierend, weißt du...", doch bevor Mr. Weasley weiter berichten konnte, hatte ihn seine Frau schon in den Kamin geschubst. "Tschüss!", er winkte noch einmal in die Runde und verschwand dann in den grünauflodernden Flammen, gefolgt von Mrs. Weasley.
„Ich schlage vor, wir gehen auf den Speicher und richten euer Nachtlager her", meinte Ginny und stieg, gefolgt von einer begeisterten Tonks und einer unangenehm berührten Hermine, die Treppe ins Obergeschoss hinauf.
„'Arry, jetzt 'öffne doch eendlisch dein Päckschen! Isch werde nischt ge'en, bevor du es nischt geöffntet 'ast!", beteuerte Fleur, deren Familie sich nun gesammelt und zum Aufbruch bereit gemacht hatte.
„Dann mach's halt endlich auf!", riet Claire Harry, doch leider hatte er keinen blassen Schimmer, wo er das Geschenk hingelegt hatte.
„Wo hab ich's denn nur... wo ist es bloß...", faselte er geistesabwesend vor sich hin.
„Du willst och nischt sagen, dass du es verloren 'ast, oder, 'Arry?", rief Fleur bekümmert aus und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund.
„Nein, nein, irgendwo wird es schon sein", meinte Bill und legte ihr beruhigend den Arm um die Schulter, aber Harry bemerkte, wie er genervt die Augen verdrehte.
„Ich werde mal hoch gehen und Ginny fragen...", sagte Harry und war sicher, einen leisen Schluchzer Fleurs zu vernehmen.
Er spurtete die Treppe hinauf und noch bevor er den Dachboden betreten hatte, hörte er Jack ohrenbetäubend kreischen und seine Mutter hysterisch toben:
„Und so liegt er schon die ganze Zeit da? Schreit und keiner kümmert sich drum? Das kann ich einfach nicht fassen, das kann ich nicht fassen!"
Fred und Katie bemühten sich nach allen Kräften, sie davon zu überzeugen, dass sie völlig unschuldig seien und Jack ohnehin erst eben gerade mit dem Geschreie angefangen hatte.
Harry, der wenig Lust verspürte, sich in diese Situation hereinzubegeben, begnügte sich damit, die untersten Sprossen der Leiter zu erklimmen, Ginnys Namen zu zischen und wie wild zu pfeifen.
Allerdings war es nicht Ginny, die ihn bemerkte, sondern Emily, nachdem auch sie sich aus dem Staub machen wollte und versehentlich auf Harrys Finger getreten war. Er stöhnte schmerzerfüllt auf und Emily begann, ich wortreich zu entschuldigen.
„Macht nichts, macht nichts", flüsterte er, legte den Zeigefinger auf die Lippen und deutete auf Hermine, „ich will da nicht hoch, könntest du vielleicht kurz Ginny rufen?", bat er sie und wenige Minuten später standen Harry, Ginny und der gesamte Creevey-Clan im Flur des Obergeschosses.
Nachdem Colin, Emily und Dennis sich nach lange Verabschiedung endlich dazu überwunden hatten zu gehen, hatte Harry endlich die Gelegenheit, sich nach dem Geschenk zu erkundigen.
„Hmm...Moment, ich denke, Mum hat es zu den anderen Geschenken auf den Schreibtisch gelegt – fern von den Kindern", meinte sie grinsend und Harry verließ fluchtartig den Flur, durch den immer noch unverkennbar Hermines Stimme hallte.
„Na, wie läuft die Party?", fragte das Porträt seines Paten, als Harry das Geschenk am aufsuchen war.
„Bestens", antworte er lächelnd, „hört man das nicht?"
Sirius lachte verschmitzt.
„Ich nehme nicht an, dass es sich um –"
„Nein, das tut es nicht. Im Moment ist sie mit ihren Paten am schimpfen", unterbrach Harry ihn, während er Fleurs Geschenk unter einem Stapel hervorzog.
„Aha, nun...", sagte Sirius ein wenig enttäuscht.
„Oh nein! Du wirst doch nicht tatsächlich glauben, dass sie ihren Namen nicht alle Ehre machen?", fragte Harry verdutzt, „sie haben heute sicher schon eine Menge neuer, nun", er räusperte sich, „Unternehmungen geplant."
Sirius strahlte ihn an.
„Das will ich hoffen!", meinte er entzückt und Harry bemerkte:
„Waschechte Tunichtgute, genau wie du und Dad!", bevor er die Tür hinter sich zuschlug und zurück ins Erdgeschoss hastete.
„Ah, du 'ast es gefunden!", rief Fleur erleichtert.
„Jaah, es lag oben.", sagte Harry und begann, das Päckchen aufzureißen.
„Mein Gott, 'Arry, sei vorsischtisch!", klagte sie entsetzt, aber Harry war schon fertig und ließ das Papier auf den Boden fallen.
„Ist es nischt traum'aft?", verlangte Fleur begeistert zu wissen.
„Doch, sehr schön, Fleur. Hast du die selber gemacht?", erkundigte er sich höflich und fragte sich, was zum Kuckuck er mit der Miniaturansicht einer Veela anfangen sollte.
„Oui", antwortete sie stolz, „ihr 'Aar ist von meiner Großmutter, musst du wissen."
Die Veela warf eitel ihre Harre zurück und ging weiter auf Harrys Hand umher. „Vielen, vielen dank, Fleur!", sagte er artig und Fleurs Wangen glühten vor Stolz. Scheinbar schien sie ziemlich zufrieden mit sich.
Sie bedachte ihre Veela noch mit einem weiteren entzückten Blick und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, dann verabschiedeten sie sich.
Ron, der neben Harry getreten war, ruckte mit dem Kopf Richtung Dachboden und fragte entgeistert:
„Was hatte sie denn?", und Harry konnte zu seinem Glück feststellen, dass Hermine verstummt war.
„Keine Ahnung", antwortete er, „irgendwas mit Jack, glaub ich."
Harry war froh zu sehen, dass Ginny offenbar schon alles für die Nacht gerichtet hatte und überlegte, dass er wirklich beneidenswert war, mit ihr an seiner Seite.
Er warf einen Blick auf sämtliche Matratzen und Schlafsäcke und wandte sich verwundert an Ginny:
„Da warst du wohl doch ein wenig übereifrig."
Ginny zog eine Augenbraue hoch.
„Von wegen!", tönte George, die Hände auf James Schultern gelegt.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir uns diesen Spaß entgehen lassen?", hakte Fred nach.
Harry, der davon ausgegangen war, seit Wochen das erste Mal wieder einen ruhigen Tag, gefolgt von einer ruhigen Nacht zu haben, ließ sich auf eine der Matratzen plumpsen.
„Wie könnte ich nur?"
„Harry, weißt du noch, wo Julias Nachthemdchen ist? Du weißt schon, das, was wir vergessen hatten, als ich mit Jack schwanger war", rief Hermine, während Sirius und James wie Verrückte über die Matratzen hüpften.
Harry sah deutlich, dass Fred und George einiges darum gegeben hätten, mitzumachen, allerdings warf Hermine ihnen bisweilen immer noch einige unschöne Blicke zu, und er vermutete, dass sie einen weiteren Wutausbruch nicht riskieren wollten.
„Ich nehm an, es liegt im Schrank bei eurem anderen Krempel. Aber du denkst doch wohl nicht ernsthaft, dass es ihr noch passt?", schrie Harry laut, um den Lärm zu übertönen.
„Natürlich nicht, ich dachte, Liv würde es vielleicht passen", antwortete sie, stieg die Leiter herunter und Sekunden später schwebte ein ganzer Berg Klamotten, Pyjamas und Umhänge durch die Dachbodenluke.
„Sucht euch was raus", nickte Ron Lupin und Tonks zu.
„Ach du meine Güte! Wie oft habt ihr schon vergessen, dass ihr schwanger seid?", sagte Lupin verdutzt und fing an, den Haufen nach passenden Kleidungsstücken zu durchwühlen.
Katie und Angelina hatten sich inzwischen ganz dem Kinder-Einkleiden gewidmet und Harry sehnte sich danach, dass endlich alle in ihre Pyjamas geschlüpft waren und er das Licht löschen konnte.
Aus früheren Übernachtungen der Weasleys hatte er gelernt, das es sinnlos war, wenn er sich in sein eigenes Bett legte, denn von dort unten konnte er das Getrappel und Gequietsche genauso gut vernehmen, wie wenn er oben auf dem Dachboden blieb.
Auch hätte er eigentlich lernen müssen, dass seine Ermahnungen nichts brachten, allerdings gab er die Hoffnung nicht auf, dass er mit zunehmenden Alter wohl auch an Autorität zunehmen würde.
Nachdem er sämtliche Weasley-Kinder, Fred, Angelina, Katie und George zum, so kam es ihm vor, mindestens hundersten Mal aufgefordert hatte, endlich still zu sein, war ihm allerdings klar, dass er ungefähr die selbe Autorität ausstrahlen musste wie Tonks, die die ganze Zeit vor sich hinkicherte und Liv kitzelte.
„Werdet ihr wohl endlich ruhig sein?", zischte er Sirius und James müde zu.
Deren Eltern mussten es scheinbar gewöhnt sein, denn er hörte Ron drei Matratzen weiter geräuschvoll aufschnarchen und Hermine im Schlaf murmeln.
„Ach, Harry, komm schon, sei kein Langweiler!", sagte Fred und gerade wollte Harry sich aufrichten, um all dem endgültig ein Ende zu setzen, da landete auch schon ein Kissen auf seinem Kopf.
„Fred!", rief er, nun mit etwas erhobener Stimme, „das ist nun wirklich nicht witz –" Doch bevor er seine Mahnung zu Ende gebracht hatte, hatte George ihm ein weiteres Kissen übergepfeffert.
„Also wirklich! Ich muss morgen –"
WOMM.
Tonks lachte laut auf und auch Hermine fuhr aus ihrem Dämmerschlaf hoch:
„Was ist denn hier – "
Ihre Stimme brach ab, scheinbar hatte auch sie etwas überbekommen, denn er hörte, wie James einen freudigen Jubelschrei ausstieß.
„Sirius, James!", fauchte sie, „könnt ihr euch nicht einmal benehm –"
Im Dunkeln konnte Harry erkennen, wie Ron aufsprang. Erleichtert legte er sich zurück und Ginny flüsterte ihm zu: „Und du möchtest Kinder haben?"
„Natürlich will ich das! Ich will nur nicht im selben Zimmer schlafen wie sie."
Ginny kicherte.
„Aber ich denke, Ron wird das ganze jetzt mal in die Hand nehmen.", meinte er, als Ron über ihn hinweg stapfte.
Doch zu seinem Entsetzen holte Ron aus und schlug George mit voller Wucht sein Kissen über. Harry stöhnte auf.
„Hey, Mann, ich war das gar nicht! Ich sorge hier für Ruhe und Ordnung und du kommst daher und verprügelst mich mit deinem Kissen!", rief George und tat entsetzt.
Wenigstens einer, der sich amüsiert, dachte Harry, als er sah, wie Tonks sich vor stummen Lachen bog und bedachte sie mit einem strengen Blick.
„Hey, was soll –", Harry unterbrach sich.
Jetzt war es aber wirklich bald genug! Er sah traurig seinem Kissen hinterher, dass nun auf Hermine zuflog und sie genau am Kopf erwischte.
Hoffentlich würde er nie wieder Schwangere in seinem Haus beherbergen müssen, dachte er, sprang fröhlich auf und zog Sirius mit seinem zurückeroberten Kissen ordentlich eins über.
„Mamaaa, ich hab Huuunger!"
„Daaad, steh endlich auf, ich mag essen!"
„Hey, Sirius, James!", hörte er Fred zischen. „Macht hin, bevor eure Mutter aufwacht!"
„Ich bin schon wach, danke!", murmelte Hermine schlaftrunken.
Harry spähte auf seine Uhr. Halb sechs. Er überlegte sich, ob es wirklich ratsam war, Kinder zu bekommen. Im Grunde würde er wahrscheinlich gar nicht mehr zur Ruhe kommen.
Neben ihm rappelte sich Ginny auf, bahnte sich einen Weg durch sämtliches Gerümpel und verschwand durch die Luke.
Harry war erleichtert, als er hörte, dass Katie und Angelina sich wieder begeistert ihrer Aufgabe zuwandten, die Kinder zu belustigen und mit ihnen, so vermutete er, ins Wohnzimmer schlichen.
Beruhigt sank er zurück in seinen Schlaf.
„Haaarry!"
„Er schläft noch!"
„Er schläft schon lang genug! Er hätte gestern Nacht ja nicht so endlos mit den Kindern rumtoben müssen!"
Er schnaubte verächtlich. Auch wenn er sich nicht an dieser Kissenschlacht beteiligt hätte, wäre es ihm doch unmöglich gewesen, ein Auge zu zutun.
Als Harry Minuten später die Küche betrat, stellte er fest, dass ihm wieder einmal sämtliche Arbeit abgenommen worden war und stürzte sich hungrig auf sein Rührei. Julia schmatzte genüsslich und Fred schaufelte haufenweise die übriggebliebene Obsttorte in sich rein, während Ron seinen Teller zum wiederholten Mal voll lud.
„Na, Harry? Gut geschlafen?", hörte er Ginnys Stimme hinter sich.
„Ja, wirklich, ich bin so erholt und ausgeglichen wie nie zuvor!"
„Das hört man doch immer gern, was, Jungs?", strahlte George Sirius und James an, „es ist doch schön, wenn seine Arbeit so gebührend gelobt wird."
„Ja, sischa! Isch hab nüsch ma eine Minute ruhisch schlafen können!", mampfte Ron. „Ach, was, Brüderchen. Du wirst doch wohl nicht zum Spießer werden wollen!", rief Fred fröhlich, gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und verließ die Küche, gefolgt von seinem Bruder und ihren Patensöhnen.
Hermine sah ihnen mit verdrießlicher Miene nach und Harry wusste, dass sie sich sehnlichst den Tag herbei wünschte, an dem Fred und George endlich erwachsen würden.
„Oh, Liv, nein! Was machst du da schon wieder?", fragte Hermine entsetzt.
„Mum, Tonks hat gesagt, das schmeckt guuut!", quietschte Liv aufgeregt, während sie versuchte, ein Brötchen in den Mund zu schieben, das zweifelsfrei mit Schokocreme, Salami, Käse und Leberwurst belegt war.
„Schätzchen, Tonks ist schwanger! Das da essen nur schwangere Leute, schau dir deine Mutter nur an.", belehrte Ron sie und deutete auf Hermine, die die mittlerweile dritte Gewürzgurke in den Vanillepudding tauchte.
„Wieso? Ich ess das immer!", meinte Tonks belustigt.
Harry grinste und Emma tat, als würde sie sich in die Erdbeermarmelade übergeben.
„Vergiss nicht, dass du am Samstag kommen wolltest!", schrie Ron, während er sich hinters Steuer setzte.
„Danke für alles, Harry!", rief Hermine und begann, ihre Kinder auf die Rückbank zu quetschen, die, was Harry absolut klar war, magisch vergrößert war.
„Keine Ursache!", rief er ihnen erschöpft zu, winkte ein letztes Mal und sah, wie ihr Auto laut hupend um die nächste Ecke bog.
Harry ging ins Wohnzimmer, wo er Ginny aufräumend vorfand. „Alle weg!", sagte sie und ließ ein seltsam aussehendes Instrument mit einem Schwung ihres Zauberstabs hochschweben.
„Das sollten wir Sirius und James mitnehmen, wenn wir am Samstag in den Fuchsbau gehen. Sie werden es sicher brauchen."
„Oh ja, das fürchte ich auch", sagte Harry und ließ sich in einen Sessel fallen, „ich bin fix und fertig. Wieso kommen die Leute eigentlich auf die Idee, man könnte sich an seinem Geburtstag erholen?"
„Du Ärmster!", lächelte Ginny und tätschelte ihm die Wange.
