Na ihr, vielen Dank für die Reviews!

Vielleicht sollte ich mal erwähnen, dass ich die Story zusammen mit ner Freundin schreibe, ist also nicht allein meine.

Also, ich verrate ja nicht zuviel, wenn ich sage, dass Harry und Ginny im Frühling eine riesige Hochzeit haben werden, allerdings wird das wohl noch etwas dauern...

Bis dahin wird noch viel passieren!

Greeetz,

Lily

Hogwarts

Sie gingen einen steilen, schmalen Pfad hinunter, nur der Laterne Hagrids folgend. Ringsumher mussten hohe Bäume stehen, denn es war stockfinster. Evelyn hatte Mühe, nicht auszurutschen, denn der Boden war feucht und im Dunkeln konnte sie natürlich nicht sehen, wo sie hintrat. Auch Emma und Claire schienen Schwierigkeiten zu haben. Die drei Mädchen hielten sich an den Händen gefasst und stützten sich gegenseitig, während die kleine Gruppe Hagrid immer weiter bergab folgte.

„Noch einen kurzen Augenblick und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts", verkündete Hagrid. Sie traten um eine Biegung – und alle sogen erstaunt die Luft ein.

Sie standen am Ufer eines großen Sees, auf dessen schwarzer Wasseroberfläche sich der Sternenhimmel spiegelte. Am anderen Ufer, auf einem großen Berg, thronte ein gewaltiges Schloss mit hunderten von Türmen, Zinnen und Erkern. Die Fenster waren hell erleuchtet und warfen ihren Schein weit über den schwarzen See.

„So, alle Mann in die Boote! Aber immer nur zu viert!", rief Hagrid. Erst jetzt bemerkte Evelyn eine Gruppe kleiner Boote, die am Ufer trieben und offenbar auf die Erstklässler gewartet hatten. Evelyn, Emma, Claire und ein schüchtern aussehendes Mädchen mit braunem Haar stiegen gemeinsam in eines der Boote.

„Alle drin?", scholl Hagrids Stimme über die Boote hinweg. Er selbst füllte mit seiner Gestalt ein ganzes Boot aus. „Gut, dann VORWÄRTS!" Die Boote setzten sich alle gleichzeitig in Bewegung und fuhren wie von Geisterhand über die glatte Seeoberfläche auf den Berg zu, auf dessen Spitze das gewaltige Hogwarts prangte. Evelyn stand vor Staunen der Mund offen. Sie konnte sich nicht satt sehen an den vielen Türmen und den hell erleuchteten Fenstern. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so gewaltiges gesehen.

Die Boote fuhren nun in den Schatten des Berges hinein.

„Köpfe runter!", befahl Hagrid. Sie duckten sich und fuhren durch einen Efeuvorhang hindurch in eine große unterirdische Grotte, wo die Boote der Reihe nach am Ufer anlegten und alle Schüler ausstiegen.

„Alle noch da?", erkundigte sich Hagrid und nach einem Blick über die Schülerschar fuhr er fort: „Folgt mir!" Sie gingen einen nach oben führenden Felsgang entlang und traten schließlich nicht weit vom Schloss entfernt ins Freie. Über eine weiche feuchte Wiese gingen sie hinauf zum großen Eingangstor. Sie folgten Hagrid in das Innere des Schlosses.

Evelyn sah sich um. Sie befanden sich in einer gewaltigen Eingangshalle, erleuchtet von Fackeln, die die Wände säumten. Eine große breite Marmortreppe führte nach oben in die anderen Stockwerke.

„Guten Abend, Professor McGonagall", sagte Hagrid und Evelyn sah eine ältere Hexe mit strengem Gesichtsausdruck und grauen Haaren, die sie zu einem Knoten aufgesteckt hatte, auf sie zukommen.

„Ah, Hagrid, schön, dass Sie pünktlich sind", sagte sie, „eine Minute noch, dann können Sie kommen!"

Professor McGonagall rauschte davon. Die Erstklässler tuschelten aufgeregt. Evelyns Herz schlug schnell in ihrer Brust. Sie war noch nie so aufgeregt gewesen. Was sie wohl erwartete?

Dann erscholl Hagrids Stimme erneut.

„Also schön, folgt mir bitte!"

Er ging ihnen voraus durch die große Doppeltür, durch die auch Professor McGonagall verschwunden war. Als die Tür sich auftat und sie die Große Halle betraten, blieb Evelyn erneut vor Staunen der Mund offen stehen.

Die Große Halle war gigantisch. Vier lange Tische, an denen hunderte von Schülern saßen, standen nebeneinander und am Kopfende, etwas erhöht, noch ein fünfter Tisch, an dem die Lehrer saßen. In der Mitte der Tafel, auf einem prächtigen Stuhl, saß ein alter Mann mit langem silbernen Bart und Haar, der einen prächtigen purpurroten Umhang mit goldenen und silbernen Stickereien trug.

„Das ist Dumbledore!", flüsterte Emma Evelyn ins Ohr, „der Schulleiter. Genialer Kopf!"

Evelyn blickte den alten Mann interessiert an. Er trug eine Brille mit Halbmondgläsern und betrachtete die neuen Schüler eingehend. Evelyn ließ ihren Blick weiter über die Tafel der Lehrer schweifen und entdeckte auch den netten schwarzhaarigen Mann namens Harry Potter.

Sie waren nun vor dem Lehrertisch angekommen. Professor McGonagall stand dort und erwartete sie, in der Hand eine Pergamentrolle und neben sich einen Hocker, auf dem ein abgetragener und sehr lädierter Zauberhut zu sehen war.

„Stellt euch bitte hier auf!", wies Professor McGonagall die Schüler an, während Hagrid sich zu den Lehrern an den Tisch setzte.

„Hi Harry!", flüsterte er. Harry wandte sich um und grinste Hagrid an.

„Hi Hagrid!", antwortete er ebenso leise.

„Toll, dass wir jetzt Kollegen sind, was Harry?", meinte Hagrid und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Harry sackte ein wenig in sich zusammen.

„Ja, klasse!", meinte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und rieb sich die Schulter.

Er wandte seinen Blick wieder den neuen Schülern zu. Emma und Claire entdeckte er sofort, und auch Gabriel, der Sohn von Lavender und Seamus, stand dort in der Menge. Doch wo mochte wohl Dudleys Tochter sein? Keines der Mädchen sah besonders dick aus. Doch dort stand eine, mit wallenden blonden Haaren und hoch erhobener Nase. Die musste es sein! So arrogant konnte auch nur eine Dursley aussehen! Harry musterte das Mädchen abschätzend. Ob sie wohl gerne hergekommen war? Und in welches Haus sie wohl kommen würde? Doch seine Gedanken wurden unterbrochen. Aller Augen waren nun auf den Sprechenden Hut gerichtet. Es wurde still in der Großen Halle. Dann öffnete sich ein breiter Riss an der Krempe und der Hut begann zu singen:

Ein neues Schuljahr bricht nun an

Für Junge, Alte, Jedermann

Viel neue Schüler stehen hier

Und warten auf eine Entscheidung von mir

Nun hört mir zu und merkt euch gut

Was euch erzählt der Sprechende Hut

Der alten Gründer gab es vier

Sie schufen diese Mauern hier

Und lehrten junge Leute die

Gar hohen Künste der Magie

Wer Mut besaß und Tapferkeit

Der war für Gryffindor bereit

Ein kluger Kopf und rasch im Denken

Dessen Geschick wollte Ravenclaw lenken

Treue, Fleiß und hilfsbereit

War dem Hause Hufflepuff's geweiht

Und jeder, der listig zu seinem Ziele strebte hin

Der ging seinen Weg mit Slytherin

Wie's damals war, so ist's auch heut'

Und darum nun, ihr lieben Leut'

Habt keine Scheu und zieht mich an

Damit ich euch auf die Häuser verteilen kann

Als der Hut mit seinem Lied geendet hatte, brach die ganze Halle in Applaus aus. Der Hut verneigte sich nach allen Seiten und lag dann wieder still auf dem Stuhl.

„Ich werde euch nun der Reihe nach aufrufen. Wessen Name genannt wird, tritt bitte nach vorne und ich werde ihm oder ihr den Sprechenden Hut aufsetzen!", verkündete Professor McGonagall, nahm den Hut in die linke Hand und hielt mit der rechten das ausgerollte Stück Pergament. Harry neigte sich ein wenig vor.

„Barnes, Dominic!"

Der schüchterne Junge, den Gabriel mit sich durch den Hogwarts-Express geschleift hatte, trat aus der Gruppe der Erstklässler hervor und ging mit zitternden Knien und bleichem Gesicht auf den Stuhl zu. Professor McGonagall setzte ihm den Hut auf. Einige Sekunden geschah nichts. Dann –

„GRYFFINDOR!", rief der Hut und der Tisch ganz links brach in Beifall aus, während Dominic sich nervös zu ihnen setzte.

„Borgin, Brianna!"

Das unausstehliche Mädchen, das seine Mutter bei Madam Malkins so angequengelt hatte, stolzierte aus der Gruppe der Wartenden hervor. Harry seufzte. Also doch nicht Dudleys Tochter. Dabei hätte es so gut gepasst!

„SLYTHERIN!", rief der Hut, kaum dass er Briannas Kopf berührt hatte und der zweite Tisch von rechts jubelte dem Mädchen zu, als es sich zu ihnen gesellte.

Egal wohin der Hut mich steckt, dachte Evelyn voller Abscheu, nach Slytherin will ich ganz bestimmt nicht!

„Buck, Robert!" wurde vom Sprechenden Hut nach Ravenclaw beordert und der zweite Tisch von links begann zu applaudieren.

„Bulstrode, Craig!" kam ebenfalls nach Slytherin.

„Burkes, Howard!"

Evelyn sah den Jungen, auf den Malfoy eingetreten hatte, trotzig nach vorne gehen. Am Tisch der Slytherins begannen die Schüler zu tuscheln und einige von ihnen warfen dem Jungen böse Blicke zu.

„RAVENCLAW!", verkündete der Hut nach kurzer Zeit und Howard ließ sich neben Robert an der Tafel nieder, mit dem Rücken zum Slytherin-Tisch.

„Cohen, Paul!" wurde der erste Hufflepuff, gefolgt von „Cooper, William!"

„Davies, Heather!", kam nach Ravenclaw und „Diggle, Jonathan!" nach Hufflepuff.

„Dursley, Evelyn!", verkündete Professor McGonagall und Evelyn rutschte das Herz in die Hose. Harry setzte sich auf und blickte auf die Erstklässler herunter. Er wartete aufgeregt, wer wohl nun nach vorne treten würde.

Während sie sich einen Weg nach vorne bahnte hörte Evelyn noch, wie Emma Claire überrascht: „Dursley!" zuflüsterte.

Als das schwarzhaarige Mädchen nach vorne trat, stutze Harry. Das war Dudleys Tochter? Dieses Mädchen, dem er geholfen hatte, auf das Gleis zu kommen? Völlig perplex starrte er sie an.

Evelyn ließ sich auf dem Hocker nieder und Professor McGonagall ließ den Hut auf ihren Kopf sinken.

„Oh, das ist ja interessant!", piepste eine Stimme in ihrem Ohr, „hm... schwierig, schwierig... Mut, oh ja, Mut ist vorhanden... oh, und clever bist du auch... oh ja, seeehr vielseitiges Köpfchen... nun, wo steck ich dich am besten hin?"

Solang ich nicht nach Slytherin komm..., dachte Evelyn.

„Oh, nicht Slytherin? Seltsam, dieses Haus hat immer mehr an Beliebtheit verloren... schade eigentlich... aber gut, wenn du meinst... dann wohl eher... GRYFFINDOR!"

Das letzte Wort rief der Hut laut in die Halle und unter tosendem Applaus ließ sich Evelyn am Tisch der Gryffindors nieder.

Harry starrte sie an. Gryffindor. Der Hut hatte soeben tatsächlich Dudleys Tochter nach Gryffindor gesteckt! Er hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit!

„Fawcett, Benjamin!" wurde nach Hufflepuff geschickt, doch Harry grübelte noch immer. Er konnte seine Augen einfach nicht von diesem schwarzhaarigen Mädchen abwenden.

„Fielding, Jade!" wurde eine Ravenclaw.

„Finnigan, Gabriel!" Harry sah auf. Seamus' Sohn ließ sich selbstsicher auf dem Hocker nieder und kurz darauf verkündete der Hut:

„GRYFFINDOR!" Harry lächelte. Das hatte er erwartet.

„Holmes, Nathaniel!" kam ebenfalls nach Gryffindor.

Die Schlange der Wartenden war schon erheblich geschrumpft. „Jones, Tim!", wurde nach Hufflepuff gesteckt, ebenso wie „McLaggen, Sarah!"

„Nott, Marleigh!" wurde eine Slytherin, genau wie „Perks, Evan!" und „Rennison, Hardy!"

„Salem, Sherryl!" kam nach Ravenclaw und „Vine, Naomi!" nach Hufflepuff.

„Weasley, Claire!"

Harry neigte sich erneut vor und Evelyn blickte gespannt zum Sprechenden Hut. Einige Sekunden saß er auf Claires Blondschopf, dann rief er laut:

„GRYFFINDOR!"

Evelyn applaudierte, während Claire sich neben sie plumpsen ließ.

„Du heißt Dursley mit Nachnamen?", flüsterte sie Evelyn aufgeregt zu. Diese nickte.

„Weasley, Emma!"

„GRYFFINDOR!", verkündete der Hut auch diesmal. Harry applaudierte stark, während Emma sich zu Claire und Evelyn an den Tisch plumpsen ließ.

„Heißt dein Vater zufällig Dudley?", platze sie an Evelyn gewandt heraus.

„Ja, woher - ", erwiderte Evelyn überrascht, doch Emma unterbrach sie:

„Weil besagter Cousin deines Vaters dann Harry Potter ist!"

Evelyn schwieg verblüfft. Ihre Augen wanderten hoch zum Lehrertisch und ihr Blick traf den von Harry. Einige Sekunden starrten sie sich an, während „Wilde, Jocelyn!" zu einer Ravenclaw gemacht wurde.

Dann erhob sich Professor Dumbledore und sprach mit einem Lächeln auf den Lippen:

„Ich weiß, ihr seid alle furchtbar hungrig und durstig. Aber ich habe noch etwas bekannt zu machen. Professor Tonks, unsere bisherige Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, ist leider zur Zeit nicht verfügbar, da sie in Mutterschaftsurlaub gegangen ist. Ich freue mich aber, an ihrer Stelle Harry Potter als neue Lehrkraft in unseren Reihen willkommen heißen zu dürfen!"

Ein ohrenbetäubender Applaus brandete los. Harry fühlte, wie er leicht errötete.

„Komm schon! Verneig dich!", flüsterte Hagrid ihm zu und versetzte ihm einen Stoß in die Rippen. Harry erhob sich nervös und lächelte den Schülern etwas unsicher zu. Dann ließ er sich rasch wieder auf seinem Stuhl nieder.

„Und nun möchte ich euch nicht länger aufhalten. Haut ordentlich rein!", rief Dumbledore fröhlich.

Mit einem Mal füllten sich die Schüsseln und Platten vor ihnen mit lauter Köstlichkeiten. Staunend ließ Evelyn ihren Blick über die Tafel gleiten. Es fiel ihr schwer, sich zu entscheiden, was sie zuerst probieren sollte.

„Nimm dir einfach von allem etwas, Lyn!", riet Claire ihr und häufte löffelweise Kartoffelpüree und Erbsen auf ihren Teller. Evelyn zuckte die Schultern, grinste, und begann dann, ihren Teller ebenfalls zu füllen.

„Aber wenn Harry dein Großcousin ist", meinte Emma aufgeregt, „dann sind wir ja fast verwandt! Also, ich meine, er ist immerhin mit meiner Tante zusammen!"

Evelyn nickte ein wenig abwesend. Ihr war immer noch etwas schwindelig von der Vorstellung, dass einer der berühmtesten Zauberer der Welt mit ihr verwandt war. Ihr Vater konnte nichts davon gewusst haben, er sprach über ihn immer wie über einen ordinären Jungen, der immer nur irgendwelche abartigen Dinge getan hatte.

Das Festmahl war köstlich.

Evelyn fragte sich, wie Claire es fertig brachte, so riesige Portionen zu verdrücken (tatsächlich tat sie sich fünf Mal nach), ohne dass ihr schlecht wurde.

„Puuh, Dad hat zwar gesagt, dass es super schmeckt, aber mit so tollem Essen hätte ich wirklich nicht gerechnet!", meinte Claire und rieb sich den Bauch.

Nachdem Evelyn den Rest ihrer Zitronentorte verputzt hatte, leerte sich die Große Halle allmählich.

Schließlich erhob sich ein braunhaariges Mädchen und rief: „Hey, ihr Erstklässler, macht euch mal hier hin, aber flott!"

Evelyn war klar, dass sie ihre Wortwahl eher als eine Art Witz gemeint hatte, aber der Junge, der neben ihr aufstand, zischte ihr zu: „Lorrain, so kannst du nicht mit ihnen reden!"

Das Mädchen namens Lorrain zwickte ihn in die Nase und rief erneut: „Erstklässler, hier hin, wer bei drei nicht da ist, wird ins Klo der Maulenden Myrte gesperrt!"

Der Junge schien empört.

„Thomas, stell du dich bitte nicht so an", tadelte sie ihn nun. Thomas schluckte. Lorrain begann zu zählen.

Evelyn fragte sich, was bitteschön die Maulende Myrte sein sollte, aber da hatte Lorrain schon „Drei!" geschrieen und war vorausgelaufen, sodass sie sich beeilen musste, um Schritt zu halten.

Lorrain und Thomas führten sie aus der Halle und die neuen Gryffindors folgten ihnen rasch.

Auf ihrem Weg, wo immer er auch hinführen mochte, kamen sie an Rüstungen vorbei, und eine streckte sogar schnell quietschend ihr Bein hervor. Dominic, der das zu spät bemerkte, purzelte darüber und Evelyn hätte schwören können, dass die Rüstung hämisch kicherte.

„Ihr müsst aufpassen", rief Thomas ihnen zu, „manche Treppen führen freitags einfach woanders hin und haben Trickstufen! Außerdem - "

„Das kannst du ihnen unmöglich jetzt alles erklären. Sie werden es schon selbst herausfinden", meinte Lorrain achselzuckend, „ist doch immer ganz lustig, wenn so ein Erstklässler in den Stufen stecken bleibt." Sie kicherte.

Evelyn wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Es schien doch schwieriger als erwartet, plötzlich eine Hexe zu sein.

Schließlich, nachdem sie durch ungefähr hunderte Wandbehänge gegangen waren und Evelyn nicht mehr wusste, wo vorne und hinten war, blieben sie vor einer Wand stehen, an der das große Porträt einer fetten, in ein rosa Kleid gehüllten Dame hing.

„Die Fette Dame", flüsterte Emma ihr zu, „Mum hat mir von ihr erzählt. Hier kommt man in den Gemeinschaftsraum."

Tatsächlich fragte die Fette Dame fröhlich: „Passwort?" und Thomas antwortete ihr: „Carpe diem", während Lorrain sich den Erstklässlern zuwandte und meinte: „Also, wer dieses Passwort vergisst wird von Filch, dem Hausmeister, im Kerker mit den Füßen an der Decke aufgehangen!"

Evelyn schauderte und sie hoffte, dass es nur ein Witz war und es hier nicht wirklich so zuging.

Thomas bedachte Lorrain mit einem säuerlichen Blick und sagte: „Sie lügt. Wer's vergisst: Fragt eure Freunde oder kommt zu uns." Er lächelte sie an, fügte dann jedoch schnell hinzu: „Nein, besser ihr kommt zu mir. Das scheint mir doch...nun", er sah Lorrain an, „sicherer."

Die Fette Dame war inzwischen zur Seite geschwungen und sie hatte ein kreisrundes Loch in der Wand freigegeben.

Lorrain und Thomas kletterten in den Raum, der sich offenbar dahinter verbarg, und die neuen Gryyfindors folgten ihnen gespannt.

Das Zimmer war rund und gemütlich. Evelyn mochte es sofort, mit seinen zerschlissenen, knuddelig aussehenden Sesseln und dem prasselnden Kaminfeuer verbreitete es die heimische Atmosphäre, die Evelyn sich immer gewünscht hatte.

Doch im Moment waren sie wahrscheinlich alle etwas zu müde, um sich lang in ihrem Gemeinschaftsraum aufzuhalten.

Evelyn, Emma und Claire folgten Lorrain, die sie in ihren Schlafsaal brachte. Lorrain öffnete die Tür, schubste eine nach der anderen hinein und sagte zwinkernd:

„Und wehe, ich hör hier abends noch Lärm!"

Vor ihnen standen drei Himmelbetten mit tiefroten Vorhängen, ihr Gepäck stand neben den Betten. Es war tatsächlich hochgebracht worden. Auch Herbert saß in seinem Käfig und döste vor sich hin.

„Wow", hauchte Evelyn, „hier ist es einfach wundervoll!"

Sie ließ sich auf das in der Mitte stehende Bett fallen.

„Hey, erst müssen wir uns umziehen", sagte Claire, „ich fürchte, dass Lorrain noch schauen kommt, ob wir auch alle in unseren Betten stecken."

„Machen die das hier?", fragte Evelyn verwundert und zog sich ihren Pyjama über.

„Quatsch", sagte Emma entschieden, „obwohl, sie wirkte ziemlich durchtrieben, wenn ihr mich fragt. Ein wenig wie Fred und George."

Claire lachte.

„Sicherheitshalber sollten wir wohl schlafen gehen. Ich bin ohnehin ziemlich müde", meinte Evelyn und kuschelte sich in ihr Bett.

Claire gähnte ausgiebig, dann flüsterte sie: „Gute Nacht" und Emma löschte das Licht.

Es war wohl einer der interessantesten Tage ihres Lebens, vermutete Evelyn. Falls man bei ihr überhaupt von einem interessanten Leben reden konnte.

Sie hoffte, dass sich das in der Welt der Hexerei und Zauberei ändern würde und schlief glücklich ein.