Ach Mensch, hab schpn wieder keine Zeit, auf sämtliche Reviews einzugehen, aber natürlich freu ich mich trotzdem drüber

Alraune äh, hab ich nicht schon mal alle Kinder aufgeschrieben? Naja, wie auch immer, jedenfalls schau mal auf www.myblog. nach, ich glaub, da stehts... wenn nicht, sag bescheid, dann post ich's bei Gelegenheit noch mal, ja?

In der Kammer

In der Tür standen vier Leute – und es waren so ziemlich die unangenehmsten Gäste, die Harry sich vorstellen konnte. Es waren drei Männer und eine Frau, die dort mit gezückten Zauberstäben standen. Harrys Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Bellatrix!", murmelte er und griff nach seinem Zauberstab. Er sah, wie auch Susan aufgeschreckt war.

Doch nun betraten die vier ungebetenen Gäste die Große Halle. Harry zuckt zusammen. Einer der Männer, mit fettigem schwarzem Haar und einer Hakennase im Gesicht, richtete seinen Zauberstab direkt auf Hermine, die noch immer mit den Kindern beschäftigt war.

In der Halle brach nun Chaos aus. Alle Leute schrieen durcheinander, Mütter versuchten, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen; es drohte, eine Massenpanik auszubrechen. Harry starrte entsetzt auf die vier Eindringlinge, die nun Hermine und die Kinder mit ihren Zauberstäben bedrohten.

Er kannte alle vier von ihnen. Und einer war ihm verhasster als der andere: Bellatrix Lestrange, Severus Snape, Lucius Malfoy und Peter Pettigrew.

„Ruhe!", schrie Bellatrix Lestrange nun. Augenblicklich legte sich der Lärm. Die Zauberer und Hexen in der Großen Halle wirkten wie versteinert. Sie starrten auf die vier ehemaligen Todesser, die nun einen Halbkreis um ihre Geiseln schlossen.

„Niemand hier im Raum braucht etwas zu fürchten", rief Lucius Malfoy mit lauter Stimme, „es gibt nur einen, der uns interessiert."

Harry schluckte schwer. Er ahnte, was nun kommen würde.

„Harry Potter!", sagte Snape und starrte mit hasserfülltem Blick in seine Richtung. In der Halle war es mucksmäuschenstill. Einige Sekunden geschah nichts. Dann erhob sich Harry zitternd. Eine Welle durchlief die Menschenmenge, als sich alle Gesichter ihm zuwanden.

„Ich bin hier", sagte Harry mit ruhiger Stimme.

„Wenn dir etwas an dem Leben dieser Menschen liegt, Potter", sagte Lucius Malfoy mit kalter Stimme, „dann solltest du uns folgen. Alleine."

„Für unser liebes Potty-Baby dürfte es ja kein Problem sein, den Eingang zur Kammer des Schreckens zu finden", rief Bellatrix Lestrange höhnisch.

Lyn hatte die ganze Aktion mit Schrecken verfolgt. Sie konnte den Blick nicht von den Geiseln der vier fremden Zauberer wenden; Hermine war leichenblass und drückte die kleine Rosemarie an sich, die leise weinte. Arthur, Claires kleiner Bruder, klammerte sich wimmernd an Hermines Bein und Sirius und James, die beiden Zwillinge standen verängstigt da und pressten sich an ihre Mutter. Der kleine blonde Junge, der Liv vorhin geärgert hatte, stand ebenfalls ängstlich dabei, jedoch getraute er sich offenbar nicht, sich an Hermine zu klammern.

„Das können Sie doch nicht machen!", platzte es aus Lyn heraus und sie trat einen Schritt auf die vier Fremden zu. Aller Augen richteten sich auf sie.

„Lyn – nein – bist du verrückt!", flüsterte Emma panisch, die leichenblass vor Angst war. Lyn jedoch beachtete sie nicht. Sie zitterte zwar, doch sie sprach weiter.

„Sie können doch die Kinder nicht mitnehmen!", sagte sie empört, „und Mrs. Weasley ist hochschwanger! Sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost?"

Einige Sekunden herrschte Schweigen. Die vier Fremden blickten Lyn mit einer Mischung aus Überraschung und Ungläubigkeit an. Dann richtete der Mann mit den fettigen schwarzen Haaren seinen Zauberstab auf sie.

„Dummes kleines Mädchen!", sagte er höhnisch, „dir hat wohl niemand beigebracht, wann es besser ist, den Mund zu halten! Los, hierher!"

Er bedrohte Lyn mit dem Zauberstab. Das Mädchen schluckte. Dann ging sie langsam auf die kleine Gruppe zu. Warum hatte sie nur den Mund nicht halten können?

Harry verfolgte mit Schrecken, wie Lyn nun ebenfalls als Geisel genommen wurde. Warum um alles in der Welt hatte das Mädchen sich mit den vieren angelegt? Doch Harry musste zugeben, dass er an ihrer Stelle und in ihrem Alter wohl genauso gehandelt hätte – und das verwirrte ihn noch mehr.

„Potter!", rief Snape schneidend über die Menge hinweg, „wir geben dir eine Viertelstunde Zeit. Wenn du bis dahin nicht aufgetaucht bist, müssen diese armen Menschen dran glauben."

„Bis später, tleines Potty-Baby!", rief Bellatrix höhnisch.

Sie drängten die kleine Gruppe aus der Großen Halle. Mit einem lauten Krachen flogen die beiden Türflügel zu.

Harry sah sich um. Ron war ohnmächtig am Nachbartisch zusammengesunken, Neville war leichenblass. Fleur klammerte sich schluchzend an Bill, der ebenfalls geschockt aussah.

Harry sah hinauf zu Dumbledore. Der alte Mann wirkte äußerst besorgt; eine steile Sorgenfalte zog sich über seine Stirn. Harry und Dumbledore sahen sich sekundenlang in die Augen.

Sie wollten ihn töten, das war Harry klar. Sie wollten Voldemorts Tod rächen, und wussten, dass sie darauf zählen konnten, dass Harry die Geiseln nicht im Stich lassen würde. Er schluckte.

„Ich werde gehen", sagte er mit rauer Stimme. Er schob seinen Stuhl zurück und ging langsam auf den Ausgang der Großen Halle zu. Kaum war er ein paar Schritte gegangen, als ihn jemand am Arm fasste und zurückhielt. Er wandte sich um.

Ginny stand vor ihm.

Sekundenlang sahen sie sich nur in die Augen, zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder.

„Ich komme mit", sagte sie schließlich schlicht.

„Nein", widersprach Harry leise, „das ist zu gefährlich. Außerdem haben sie gesagt, ich soll alleine kommen."

„Ich war das letzte Mal mit dort unten, ich werde auch dieses Mal mit dabei sein", antwortete Ginny bestimmt, „du kannst das nicht alleine packen, Harry. Sie sind zu viert. Und sie haben nicht vor, sich nett mit dir zu unterhalten. Sie wollen dich töten, und das weißt du. Und ..." Sie schluckte. „... und ich lasse nicht zu, dass sie das tun. Ich lasse sie dich mir nicht wieder wegnehmen."

Harry sah sie an. Seine Augen wurden feucht, und auch in Ginnys Augen schimmerten ein paar Tränen.

„Gut", sagte er mit heiserer Stimme, „komm." Er wandte sich um und verließ, von Ginny gefolgt, die Große Halle.

Sie rannten die Treppe hinauf, bis zum Mädchenklo, in dem die Maulende Myrthe spukte. Die Tür stand offen. Harry zückte seinen Zauberstab, ebenso wie Ginny. Vorsichtig betraten sie das Mädchenklo.

„Wer ist da?", fragte eine weinerliche Stimme und Myrthe kam aus einer der Kabinen geschwebt. Als sie Harry erkannte, machte sie große Augen. „Ooooh, du bist es! Ich hab dich ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen."

„Hallo Myrthe", sagte Harry entnervt. Er ging schnurstracks auf das Waschbecken zu, in dessen Hahn eine Schlange eingeritzt war.

„Willst du etwa wieder da runter?", fragte Myrthe mit großen Augen, „die anderen sind aber schon vor dir hier gewesen, weißt du."

„Ich weiß", sagte Harry knapp. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Es war so lange her, dass er das letzte Mal Parsel gesprochen hatte. Harry starrte den Schlangenkopf an und stellte sich vor, er sein lebendig.

„Öffne!", sagte er, doch nur ein unheimliches Zischen entwich seinem Mund. Ginny sah ihn schaudernd an. Der Hahn leuchtete auf und begann sich zu drehen und dann versank das Waschbecken in der Wand. Harry schluckte. Es war alles genau wie damals, als Riddle Ginny nach dort unten verschleppt hatte – nur dass Ginny diesmal neben ihm stand und sie gemeinsam dort hinuntergehen würden.

„Also dann", sagte Harry und setzte sich in den Eingang des Rohres, „versuchen wir's." Er stieß sich vom Rand ab und glitt nach unten.

Sie rutschten endlos lang das dicke Rohr hinunter, das noch viel schmutziger und schleimiger war als damals vor siebzehn Jahren. Harry hörte Ginny hinter sich durch das Rohr rutschen. Er war froh, dass sie bei ihm war.

Nach einer Weile kamen sie unten an. Sie landeten auf dem nassen felsigen Boden und vor ihnen lag der Steintunnel.

„Genau wie damals", murmelte Harry. Er sah sich kurz zu Ginny um und nickte ihr zu. Mit erhobenen Zauberstäben gingen sie den niedrigen Gang entlang. Es dauerte nicht lange, und sie kamen an die Stelle, wo Lockharts missglückter Vergessenszauber damals den halben Gang in die Luft gejagt hatte. Der Gang war noch immer teilweise versperrt, doch der Spalt, den Ron damals freigeräumt hatte, war vergrößert worden. Sie schlichen hindurch und sahen die große giftgrüne Schlangenhaut, die noch immer dort lag, so, als sein kein Tag seither vergangen.

„Es ist alles noch genau so wie damals", flüsterte Ginny und schüttelte sich. Sie schlichen weiter den Gang entlang, der sich in schier endlosen Kurven und Biegungen unter der Erde wand.

Schließlich tauchte vor ihnen die Wand mit den steinernen Schlangen auf, deren Augen grün schimmernde Smaragde waren. Harry blieb stehen. Er runzelte die Stirn. Wie um alles in der Welt hatten die vier ehemaligen Todesser die Kammer öffnen können? Keiner von ihnen war ein Parselmund. Doch er verdrängte den Gedanken sofort wieder. Sie hatten jetzt keine Zeit dafür – Hermine und die Kinder waren dort drinnen. Harry holte tief Luft.

„Öffnet!", zischte er. Mit hoch erhobenem Zauberstab wartete er, bis die Schlangen sich entflochten hatten und die Wandhälften sich auseinander schoben.

„Komm!", flüsterte er Ginny zu. Vorsichtig spähte er in die Kammer.

Es sah alles noch genau so aus, wie er es in Erinnerung hatte. Die lange große Halle, deren Decke sich irgendwo in der Dunkelheit verlor, die gewaltigen steinernen Säulen, um die sich in den Stein gemeißelte Schlangen rankten, die riesenhafte Statue Salazar Slytherins, aus deren Mund damals der Basilisk gekommen war, das unheimliche grünliche Licht, das die Kammer spärlich erhellte; und dort vorne, ungefähr in der Mitte der Kammer, lag ein riesenhaftes Knochengerippe, mindestens sieben Meter lang, mit einem gruselig aussehenden Schädel, dessen Gebiss aus einer Reihe langer, dünner, spitzer Zähne bestand, von denen einer nahe des Ansatzes abgebrochen war. Das Skelett des Basilisk.

Hinter dem Gerippe aber konnte Harry eine Gruppe Gestalten erkennen; es waren Hermine und die Kinder. Von den vier Todessern war weit und breit nichts zu sehen. Harry zögerte. Ihm war klar, dass Bellatrix und die anderen nur darauf warteten, dass er hereintrat. Doch was sollte er tun? Er konnte nicht ewig hier herumstehen und warten.

Er wandte sich zu Ginny um.

„Warte ein paar Augenblicke, bis du mir folgst", flüsterte er, „nur zur Sicherheit." Ginny nickte mit angespanntem Gesichtsausdruck. Harry wandte sich wieder der Kammer zu. Er holte tief Luft und trat dann über die Schwelle.

Raschen Schrittes ging er auf das riesenhafte Skelett des Basilisken zu. Er erwartete, jeden Augenblick von einem Schockzauber getroffen zu werden. Doch vorerst geschah nichts. All seine Muskeln waren aufs Äußerste gespannt, während er sich Hermine und den Kindern näherte.

Sie saßen aneinandergedrängt auf dem nassen Boden. Hermine hatte Arthur und Rosemarie schützend an sich gepresst, Sirius und James saßen dicht aneinander gekauert und Lyn strich dem kleinen Abraxas beruhigend über das blonde Haar. Harry runzelte die Stirn. Wieso um alles in der Welt nahm Lucius Malfoy seinen Enkelsohn als Geisel?

In diesem Moment entdeckte Hermine ihn. Sie erschrak.

„Harry!", flüsterte sie, „pass auf, das ist eine Falle!" Dieser Hinweis wäre überflüssig gewesen; ihm war durchaus klar, dass er im Moment genau das tat, was die vier Todesser von ihm erwarteten. Doch noch immer regte sich nichts um ihn herum.

Nun hatte er die kleine Gruppe erreicht.

„Alles in Ordnung mit euch?", fragte er leise und sah sich wachsam um. Hermine nickte. Sie war leichenblass im Gesicht.

Im rechten Augenwinkel nahm Harry eine Bewegung wahr. Er wirbelte herum und sah gerade noch wie Severus Snape, den Zauberstab auf ihn gerichtet, hinter einer der Säulen hervorgesprungen war. Es geschah reflexartig; Harry riss seinen Zauberstab in die Höhe und errichtete einen Schutzzauber; längst hatte er die Kunst der ungesagten Zauber perfektioniert. Der Schildzauber ließ Snapes Fluch abprallen und Harry ging nun seinerseits zum Gegenangriff über. Snape allerdings blockte Harrys Schockzauber noch rechtzeitig ab.

Plötzlich ertönten hinter ihm drei Stimmen: „EXPELLIARMUS!"

Er wirbelte herum – doch es war zu spät. Die Kraft der drei Entwaffnungszauber riss ihn von den Füßen; sein Zauberstab flog ihm aus der Hand, wirbelte durch die Luft und wurde von Bellatrix Lestrange aufgefangen, die ihn in der Tasche ihres Umhangs verschwinden ließ.

„Oooh, hat das arme tleine Potty-Baby nicht richtig aufgepasst?", sagte sie mit ihrer schrecklichen nachgeahmten Babystimme. Harry blickte sie hasserfüllt an. Die vier Todesser standen nun rund um ihn herum, die Zauberstäbe auf ihn gerichtet. Er breitete die Arme aus.

„Also schön, hier bin ich", sagte er mit leicht zitternder Stimme, „jetzt lasst Hermine und die Kinder gehen!"

Snapes Mund kräuselte sich zu einem hämischen Lächeln und Lucius Malfoy sagte spöttisch.

„Du verkennst deine Situation, Potter."

Harry wollte gerade etwas erwidern, als er sah, wie Ginny nun ebenfalls die Kammer betrat. Er erschrak. Wie sollte er sie davon abhalten, ohne ihre Anwesenheit zu verraten?

Doch es war bereits zu spät. Ginny hatte ihren Zauberstab erhoben und rief nun:

„Expelliarmus!"

Sie war viel zu weit weg, als dass der Entwaffnungszauber die vier Todesser rechtzeitig hätte erreichen können; und sicher war ihr das klar. Harry seufzte.

Im nächsten Augenblick wurde Ginny ebenfalls von drei Entwaffnungszaubern getroffen, die sie von den Füßen rissen, während Snape Harry weiterhin bedrohte.

„Wir hatten gesagt, komm alleine, Potter", sagte er leise und ein gefährliches Glitzern lag in seinen Augen.

„Er kann nichts dafür!", rief Ginny mit zitternder Stimme, „ich ... ich bin ihm gefolgt, ohne dass er es wusste."

Peter Pettigrew zwang sie nun mit vorgehaltenem Zauberstab, ebenfalls herüberzukommen, während Bellatrix Lestrange sich auch Ginnys Zauberstab in die Tasche steckte.

„Soso", sagte Lucius Malfoy mit hochgezogenen Augenbrauen, „mit wie vielen ungebetenen Gästen dürfen wir noch rechnen?"

„Niemand", erwiderte Ginny leise, „außer uns weiß keiner, wie man in die Kammer kommt, und der Eingang ist wieder verschlossen."

„Genug jetzt", sagte Snape scharf, „wir vergeuden nur unsere Zeit." Er wandte sich wieder Harry zu und musterte ihn mit einem Ausdruck tiefen Hasses in den Augen. „Potter", flüsterte er, „du weißt, warum du hier bist."

„Ja, ich weiß", antwortete Harry kühl, „ihr habt es auf mein Leben abgesehen. Mal wieder", fügte er spöttisch hinzu. Snapes Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Ich an deiner Stelle würde keine Witze darüber machen, Potter", zischte er. Harry sah ihm kühn in die Augen.

„Du hast es nicht geschafft, Dumbledore zu töten, du wirst auch mich nicht töten, Snape", sagte er gelassen. Er wusste, dass er Snape damit in Rage brachte und somit ein gewisses Risiko einging; doch er hoffte, dass die Wut seinen Gegner unvorsichtig machte.

„Halt den Mund, Potter!", keifte Snape. Lucius Malfoy legte ihm eine Hand auf den Arm.

„Ruhig Blut, Severus", sagte er, „lass ihn doch reden."

„Was habt ihr mit den Kindern vor?", fragte Ginny nun mutig.

„Das braucht dich nicht zu kümmern!", schnauzte Lucius Malfoy sie an.

„Aber dich, Malfoy", gab sie zurück und funkelte ihn an, „oder willst du deinen Enkelsohn töten?"

Malfoy sah sie perplex an. Er schien für einen Moment den Faden verloren zu haben.

„Was redest du für dummes Zeug?", blaffte er sie schließlich an. Ginny lachte kurz.

„Sag bloß, du weißt es nicht?", fragte sie höhnisch.

„Hör nicht auf sie, Lucius", mischte Bellatrix Lestrange sich ein, „sie versucht nur, Zeit zu schinden."

„Du hast tatsächlich deinen eigenen Enkelsohn entführt und weißt es nicht!", lachte Ginny. Ihre Stimme zitterte.

„Hör schon auf mit diesem Unsinn!", fuhr Lucius Malfoy sie an, doch er schien leicht aus der Fassung zu sein. Ginny jedoch lachte immer noch zittrig.

„Abraxas", rief sie dem kleinen blonden Jungen zu, der sich zitternd an Lyn gepresst hatte, und der nun aufsah, „willst du deinem Opa nicht hallo sagen?"

Der kleine blonde Junge sah sie fragend an. Lucius Malfoy starrte ihn an. Harry beobachtete ihn. Seine hellgrauen Augen wanderten ungläubig von dem kleinen Abraxas zu Ginny und wieder zurück. Dann wandte er sich Peter Pettigrew zu.

„Du Idiot!", zischte er, „hättest du nicht besser aufpassen können, wen du da als Geisel nimmst!"

„Ist doch nett", meinte Harry ironisch, „ein hübsches kleines Familientreffen in der Kammer des Schreckens. Ich nehme an, du bekommst deinen Enkel nicht sehr oft zu Gesicht, Malfoy. Sei doch froh darüber, dass er seinen Opa endlich einmal bei seiner schmutzigen Arbeit sehen kann!"

„Schweig!", fuhr Lucius Malfoy ihn an und richtete die Spitze seines Zauberstabes drohend auf Harrys Gesicht, „wir sind nicht hier, um uns deine Frechheiten anzuhören Potter!"

„Ich weiß, ich weiß", erwiderte Harry kühl, „ihr wollt mich töten. Schön, was soll dann der ganze Aufstand mit Hermine und den Kindern? Lasst sie doch einfach gehen, dann regeln wir das unter uns."

„Ich habe es dir schon einmal gesagt, Potter!", knurrte Lucius Malfoy, „du verkennst deine Situation!"

„Na schön", sagte Harry, dem das alles langsam zu dumm wurde, „was soll dann dieses ganze Hinauszögern? Kommt zur Sache, was wollt ihr von mir?"

„Wir?", kreischte Bellatrix Lestrange, „was wir von dir wollen? Gar nichts! Der einzige, der etwas von dir will, ist unser Meister!"

Harry starrte sie an. Sie war verrückt, keine Frage.

„Tja, nur dumm, dass euer guter Voldemort vor über elf Jahren das zeitliche gesegnet hat", meinte Harry sarkastisch.

„Du weißt nichts, Potter", sagte Snape höhnisch, „gar nichts."

„Unser Meister wartet darauf, dass du ihm einen kleinen Besuch abstattest", sagte Bellatrix und fixierte Harry mit einem irren Blick. Harry blickte sie stirnrunzelnd an. Ob sie tatsächlich glaubte, dies alles hier im Auftrag von Voldemort zu tun? Offenbar hatten ihr die Zeit in Askaban und dann die langen Jahre der Flucht tatsächlich den Verstand geraubt.

Lyn stand die ganze Zeit über schweigend da. Sie versuchte, zu verstehen, wer diese vier Fremden eigentlich waren. Offenbar handelte es sich bei ihnen um vier ehemalige Anhänger dieses Lord Voldemorts, von dem Emma und Claire ihr erzählt hatten. Der Mann mit den langen blonden Haaren schien offenbar Lucius Malfoy zu sein, dessen Enkel Howard im Hogwartsexpress zu zugerichtet hatte. Und die Frau hatte Lyn als Bellatrix Lestrange erkannt. Dass der schwarzhaarige Mann Severus Snape hieß, war ihr inzwischen auch klar, doch von ihm gehört hatte sie noch nie. Und der vierte Mann, dessen Kopf fast ganz kahl war, und der ein wenig untersetzt und pummelig aussah, war Lyn gänzlich unbekannt.

Sie hatte den Wortwechsel zwischen den vier Todessern und Harry mitverfolgt. Nun überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte, um Harry und Ginny zu helfen. Mrs. Weasley saß immer noch blass auf dem Boden, die beiden kleinen Kinder an sich gepresst; sie war wohl kaum imstande, irgendetwas zu unternehmen. Lyn konnte ihr daraus keinen Vorwurf machen, schließlich war sie hochschwanger.

Fieberhaft dachte das Mädchen nach. Wie zum Teufel sollte sie etwas unternehmen? Ihren Zauberstab hatte Bellatrix Lestrange ihr abgenommen. Also was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht einfach hier herumstehen und zusehen, wie diese vier Todesser ihren Großcousin töteten – schließlich war er nur wegen ihr und den anderen Geiseln hier heruntergekommen.

Sie sah sich um. Bis zu den Säulen war es zu weit; sie würde sie niemals schnell genug erreicht haben, um sich zu verstecken, bis einer der vier Todesser sie mit einem Fluch erwischen würde. Das merkwürdige Riesenskelett bot nicht genug Möglichkeit, um sich zu verstecken, und einen andern Ort, an dem sie sich verbergen konnte, sah sie nicht.

Ihr Blick wanderte über die vier Todesser, die rund um Harry und Ginny standen und sie mit ihren Zauberstäben bedrohten.

Lyn stutzte. Zauberstäbe – das war es! Sie hatte doch gesehen, wie Bellatrix Lestrange alle Zauberstäbe in ihre Tasche gesteckt hatte. Wenn sie da herankommen könnte?

Sie stand gut anderthalb Meter von der Frau entfernt. Mit einem schnellen Überraschungsangriff würde sie es also nicht schaffen können. Blieb ihr nur die Möglichkeit, sich langsam und möglichst unauffällig immer näher an die Frau heranzuwagen.

Harry wollte gerade etwas auf Bellatrix' Ankündigung erwidern, als er bemerkte, dass sich jemand links von ihm regte. Er blickte unauffällig in diese Richtung – und sah Lyn, die den Blick auf Bellatrix geheftet hatte und sich ganz allmählich immer näher an sie heranschob. Was hatte dieses Mädchen vor? Harry runzelte leicht die Stirn. Was es auch war, er hatte das Gefühl, es wäre besser, wenn er dem Mädchen Deckung gab und die Todesser von ihr ablenkte.

„Ich soll mich also ganz nett mit eurem lieben Chef unterhalten", sagte Harry und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich, „und warum, wenn ich fragen darf?"

„Das wird er dir schon selbst sagen, Potter", schnarrte Snape.

„Oh, ich verstehe, ein Blind Date sozusagen", spottete Harry.

„Dir wird das Lachen schon noch vergehen, Potter", sagte Lucius Malfoy leise.

Lyn war jetzt bis auf knapp einen Meter an Bellatrix herangekommen. Sie konnte die Spitze eines Zauberstabs aus der Umhangtasche herausragen sehen und es juckte sie in den Fingern, einfach die Hand auszustrecken, und ihn zu ergreifen, doch ihr war klar, dass das töricht gewesen wäre.

Und so schob sie sich weiterhin Zentimeter für Zentimeter an Bellatrix Lestrange heran.

Harry bemerkte, dass Lyn nun ziemlich dicht bei Bellatrix stand. Und nun begriff er auch, was das Mädchen vorhatte. Ihr Blick war starr auf die Tasche von Bellatrix gerichtet, in der sie die Zauberstäbe hatte verschwinden lassen. Am liebsten hätte Harry erleichtert aufgelacht, doch er ließ sich nichts anmerken.

„Und wo ist euer nette Boss?", fragte er gelassen, „ich vermute kaum, dass er sich dazu bequemen wird, hierher zukommen."

„Du begreifst immer noch nicht die Situation, in der du dich befindest, Potter!", zischte Snape, „dies ist keine nette Plauderstunde, und niemand wird kommen, um dir diesmal den Hals zu retten."

„Ich könnte mich nicht erinnern, dass mir jemand den Hals gerettet hat, als ich euren Kumpel Voldemort getötet habe", sagte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen und er sah mit Genugtuung wie Snape weiß vor Zorn wurde.

„Wage es nicht, so respektlos über ihn zu sprechen, Potter!", fauchte er, „du steckst bis zum Hals in Schwierigkeiten, an deiner Stelle würde ich den Mund nicht zu voll nehmen!"

„Oh, ich bin es gewöhnt, dass mich permanent jemand umbringen will", sagte Harry und zuckte gelassen die Schultern, „irgendwann nutzt sich das ab, wenn du alle paar Monate zu hören bekommst, nun hätte dein letztes Stündlein geschlagen."

Er sah aus den Augenwinkeln, dass Lyn nun direkt neben Bellatrix Lestrange stand.

Lyn hielt die Luft an, aus Angst, Bellatrix Lestrange könnte sie hören. Ihre Hand zitterte, als sie sie vorsichtig ausstreckte und nach dem Zauberstab griff, der ein Stückchen aus der Tasche herausragte. Ihre zitternden Finger schlossen sich vorsichtig um den Stab und sie zog ihn ganz langsam, Stück für Stück, aus der Tasche heraus. Ihr Herz pochte so heftig, dass es weh tat, und sie fürchtete, Bellatrix Lestrange würde es hören.

Harry sah, wie Lyn still schräg hinter Bellatrix stand und hochkonzentriert auf die Tasche blickte. Er überlegte fieberhaft, wie er ihr noch weiter Zeit verschaffen könnte.

„Wie habt ihr es eigentlich geschafft, die Kammer zu öffnen?", fragte er stirnrunzelnd.

„Unser Meister ist ein Parselmund, Potter", erwiderte Lucius Malfoy kühl, „der letzte Nachfahr Salazar Slytherins."

„Ihr wollt mir doch nicht im Ernst erzählen, er wäre hier?", fragte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Weißt du es, Potter?", antwortete Snape mit glitzernden Augen. Harry runzelt die Stirn. Das war unmöglich. Voldemort war tot. Er konnte nicht hier sein.

Endlich hatte Lyn den Zauberstab komplett aus der Umhangtasche gezogen. Sie erkannte nun, da sie ihn ganz sehen konnte, dass es ihr eigener war. Vorsichtig ließ sie ihn in ihrem Ärmel verschwinden. Sie spähte in die Tasche und erblickte dort die anderen drei Zauberstäbe. Stirnrunzelnd überlegte sie, welcher davon Harry gehörte. Sie war sich nicht ganz sicher, doch sie glaubte, ihn wiederzuerkennen. Einen Versuch war es wert, also streckte sie die Hand noch einmal in Bellatrix' Tasche, um Harrys Zauberstab ebenfalls herauszuholen.

Harry sah mit Staunen, wie kühn und gelassen Lyn ihre Aktion durchzog. Doch er durfte nicht vergessen, die Todesser von ihr abzulenken.

„Also schön", sagte er, „ich nehme an, ich habe euch richtig verstanden: euer Boss will sich mit mir alleine unterhalten."

„Kluges tleines Potty-Baby", spottete Bellatrix Lestrange. Harry schluckte den Zorn herunter; er durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren.

„Dann nehme ich mal an, dass Hermine und die Kinder hier nicht mehr gebraucht werden", fuhr er fort, „also lasst sie gehen! Sie haben damit nichts zu tun."

„Ich sage es dir noch einmal, Potter", schnarrte Snape, „du stellst hier keine Forderungen!"

Lyn hatte nun auch Harrys Zauberstab aus Bellatrix' Tasche gezogen. Sie verkniff sich ein erleichtertes Aufatmen, sondern blickte zu Harry hinüber, um irgendwie seinen Blick einzufangen – und stellte fest, dass er sie bereits ansah. Sie ließ ihren eigenen Zauberstab vorsichtig aus dem Ärmel ihres Umhangs gleiten. Nun hieß es Konzentration bewahren. Sie sah Harry fragend an und dieser nickte kaum merklich. Lyn zögerte nicht – jede weitere verstreichende Sekunde wäre Zeitverschwendung gewesen. Sie hatte Harrys Zauberstab in der Hand und warf ihn nun so schnell sie konnte in seine Richtung.

Harry fing ihn mit seiner rechten Hand auf und in diesem Moment schrie Lyn:

„EXPELLIARMUS!"

Bellatrix Lestrange riss es von den Füßen. Lyn duckte sich unter einem Fluch weg, den Snape in ihre Richtung schoss uns stürzte auf die am Boden liegende Bellatrix zu.

Harry schleuderte Lucius Malfoy, der seinen Zauberstab auf Lyn gerichtet hatte, einen Schockzauber entgegen, der ihn auf der Brust traf und umwarf. Dann errichtete er rasch einen Schutzschild, denn aus den Augenwinkeln hatte er gesehen, wie Snape seinen Zauberstab nun auf ihn richtete.

Lyns Finger glitten rasch in Bellatrix' Umhangtasche und sie zog Ginnys Zauberstab ebenfalls hervor.

„Protego!", rief sie, als sie sich aufrichtete, denn der kleine untersetzte Mann hatte einen Fluch in ihre Richtung geschossen. „Fang!", schrie sie Ginny zu, die sich unter all dem Blitzgewitter der Flüche weggeduckt hatte. Sie warf ihr den Zauberstab zu und sofort sprang Ginny Harry zur Seite, der nun von drei Leuten auf einmal angegriffen wurde. Lyn hechtete hinter eine der Säulen und blickte schwer atmend auf das Getümmel. Bellatrix Lestrange hatte sich wieder aufgerappelt und griff nach ihrem Zauberstab.

„Harry, hinter dir!", schrie Lyn, als Bellatrix sich Harry von hinten näherte, der selbst gerade damit beschäftigt war, einen Fluch von Lucius Malfoy abzublocken. Er wirbelte herum und konnte gerade noch rechtzeitig seinen Zauberstab heben, als Bellatrix Lestrange auch schon „CRUCIO!" schrie. Der Fluch prallte an Harrys Schutzzauber ab, doch es schauderte ihn, vor was Lyn ihn dort gerade noch rechtzeitig bewahrt hatte.

Lyn bemerkte verwirrt, dass sie Harry mit Vornamen angeredet hatte, doch ihr blieb keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Harry und Ginny hielten sich zwar ganz gut, doch sie waren zwei gegen vier.

Alle Vorsicht außer Acht lassend sprintete sie hinter der Säule hervor und schoss einen Entwaffnungszauber in die Richtung von Lucius Malfoy. Dieser wirbelte herum und der Zauber prallte an einem unsichtbaren Schutzschild ab. Lyn duckte sich, als ein roter Lichtblitz über sie hinwegzischte. Im nächsten Moment hatte Ginny Malfoy mit einem Schockzauber belegt. Wie gelähmt ging er zu Boden, doch allzu lange würde das wohl nicht halten.

Während Lyn einem weiteren Fluch auswich, diesmal von Bellatrix Lestrange kommend, überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte.

„Lyn!", rief Mrs. Weasley ihr leise zu. Das Mädchen wandte sich zu ihr um. „Zauberstab!", rief sie, noch immer bleich im Gesicht. Lyn nickte nur kurz, dann war sie gezwungen, sich erneut zu ducken, weil der kleine dicke Mann einen Fluch in ihre Richtung geschossen hatte.

Sie hechtete zu der Stelle, an der sie Bellatrix Lestrange entwaffnet hatte. Mrs. Weasleys Zauberstab war glücklicherweise aus der Umhangtasche herausgefallen und lag nun auf dem Boden. Lyn packte ihn und warf sich dann zur Seite; ein grüner Lichtblitz traf den Boden an der Stelle, wo sie gerade noch gehockt hatte, doch sie beachtete ihn gar nicht. Rasch wandte sie sich zu Mrs. Weasley um und warf ihr den Zauberstab zu.

„Ganzkörperklammer!", rief Hermine dem Mädchen zu. Lyn blickte sie verwirrt an und dann begriff sie. Das hatte Emma ihr doch einmal gezeigt! Ohne nachzudenken hob sie ihren Zauberstab, zielte auf Malfoy, der bereits wieder auf den Beinen war, und schrie: „PETRIFICUS TOTALUS!"

Sie hörte, wie Mrs. Weasley hinter ihr dasselbe tat und im nächsten Moment kippten Lucius Malfoy und der kleine dickliche Mann, stocksteif wie ein Brett, nach hinten um. Im selben Moment richteten Harry und Ginny ihre Zauberstäbe auf Snape und verpassten ihm einen doppelten Schockzauber. Es riss ihn von den Füßen und er schlug mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf.

Bellatrix Lestrange, die als einzige der vier Todesser noch handlungsfähig war, hob ihren Zauberstab, doch Lyn rief: „Expelliarmus!" und Bellatrix' Zauberstab wirbelte durch die Luft. Ginny fing ihn auf.

„Das Spiel ist aus, Bellatrix", sagte Harry kühl. Bellatrix starrte ihn mit einem irren Funkeln in den Augen an.

„Lebend bekommt ihr mich nicht!", kreischte sie, stieß Harry und Ginny zur Seite und wollte davonrennen.

Harry rappelte sich auf – er richtete den Zauberstab auf sie – doch in diesem Moment stolperte Bellatrix. Sie schrie kurz auf und stürzte dann auf den Schädel des Basiliskenskeletts. Lyn zuckte kurz zusammen, denn einer der langen dünnen Zähne des gigantischen Mauls bohrte sich durch den Stoff von Bellatix' Umhang und senkte sich in das Fleisch ihres Oberarms.

Bellatrix stöhnte auf und rappelte sich hoch. Sie zog den Zahn, der vom Schädel des Skeletts abgebrochen war, aus ihrem Arm. Blut tropfte von seiner Spitze.

Harry sah mit Schrecken, wie Bellatrix anfing zu zittern. Der Zahn fiel ihr aus der Hand und sie schwankte.

„Was...?", flüsterte Ginny entsetzt. Hermine hielt den Kindern die Augen zu, als Bellatrix nun keuchend zu Boden sank. Ihre Bewegungen wurden immer fahriger, ihre Finger begannen zu zucken und ihr Gesicht verkrampfte sich in tödlicher Qual. Einige Zeit lag sie so auf dem Boden.

„Was geschieht mit ihr?", fragte Lyn unbehaglich. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Harry stand mit versteinerter Miene da. Er machte keinerlei Anstalten, irgendetwas zu unternehmen.

Schließlich regte Bellatrix sich nicht mehr.

„Ist sie ... tot?", flüsterte Lyn mit weit aufgerissenen Augen. Sie starrte Harry fragend an.

„Es muss wohl noch etwas Gift in dem Zahn des Basilisken gewesen sein", sagte Harry, mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anders, „wer hätte das gedacht, nach all den Jahren..."

„Harry", sagte Hermine mit schwacher Stimme, „wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich hier wegkommen – die Kinder - "

Harry nickte nur. Er wandte sich wieder den drei anderen Todessern zu, die noch immer am Boden lagen. Malfoy und Wurmschwanz konnten sich weiterhin nicht rühren, und Snape schien zwar nicht mehr unter dem Schockzauber zu stehen, doch offenbar hatte er sich den Kopf auf dem Steinboden angeschlagen und war bewusstlos.

„Und was jetzt?", fragte Lyn, der allmählich die Knie weich wurden. Sie ging hinüber zu Harry und Ginny. Auch Hemine kam mit den Kindern herüber.

„Ich denke, Susan wird inzwischen Verstärkung angefordert haben", meinte Harry, „die Frage ist, wie wir die drei nach oben befördert kriegen."

„Ist doch kein Thema", meinte Hermine und richtete ihren Zauberstab auf Snape, „Petrificus Totalus!" Snapes Arme und Beine schnappten an den Körper, als seien sie festgeleimt. Hermine besah sich die drei versteinert am Boden liegenden Todesser zufrieden. „Na bitte. Praktisch für den Transport verpackt." Harry konnte nicht anders, er musste unwillkürlich grinsen.

„Und was ist mit ihr?", fragte Lyn vorsichtig und deutete auf den toten Körper von Bellatrix Lestrange. Harry folgte ihrem Blick.

„Von mir aus kann sie hier liegen bleiben", sagte er bitter, „soll ihr Skelett dem des Basilisken Gesellschaft leisten."

„Wir sollten ihre Leiche trotzdem mitnehmen", meinte Ginny, „ich nehme an, das Ministerium wünscht es so." Harry zuckte die Schultern.

„Also schön, verschwinden wir von diesem – Ort", meinte Hermine angewidert und schob Sirius, James, Rosemarie und Arthur rasch vor sich her auf den Ausgang der Kammer zu. Sie war noch immer blass im Gesicht, und Harry war sich sicher, dass sie unter Schock stand. Er deutete auf die Körper von Snape, Malfoy und Wurmschwanz und murmelte: „Mobilcorpus"

Es war unheimlich, fand Lyn, wie die drei versteinerten Todesser nun aufrecht vor Harry herschwebten, die Arme und Beine fest an den Körper geklemmt. Ginny belegte Bellatrix' Körper mit dem selben Zauber und die Leiche gesellte sich, allerdings mit schlaff herabhängenden Gliedmaßen, zu den drei versteinerten. Lyn sah unbehaglich weg; ihr war beklommen zumute bei dem Gedanken, dass diese Frau tot war.

Und jetzt, wo das Adrenalin langsam aus ihren Adern verschwand, wurde ihr bewusst, in was für einer gefährlichen Situation sie sich alle befunden hatten. Ihr wurden die Knie weich und sie begann zu zittern.

„Alles in Ordnung?", fragte Ginny und musterte sie besorgt, während sie die Kammer verließen. Lyn nickte und lächelte schwach.

„Ich bin nur etwas – mir ist jetzt erst klar geworden, wie gefährlich das alles war", erklärte sie. Ginny nickte verstehend und lächelte ihr aufmunternd zu.

Hinter ihnen verschloss sich das steinerne Tor mit den Schlangen wieder und sie gingen den gewundenen Gang entlang zurück.

Bald standen sie wieder vor dem Rohr, das sie zurück nach oben befördern würde. Harry betrachtete kritisch die Öffnung.

„Wie kommen wir denn wieder nach oben?", fragte Hermine und sah Harry fragend an. Harry runzelte die Stirn. Daran hatte er gar nicht gedacht. Diesmal war kein Fawks da, der sie alle nach oben ziehen konnte.

„Wenn ich ja einen Besen hätte könnte ich hochfliegen", meldete Lyn sich schüchtern zu Wort, „ich glaube, ich bin klein genug dafür. Und dann könn man doch ein Seil herunterlassen, oder?"

„Du willst durch das enge Rohr mit einem Besen fliegen?", fragte Harry ungläubig. Lyn zuckte die Achseln.

„Ja, warum nicht?", erwiderte sie. Harry starrte sie einen Augenblick sprachlos an.

„Also schön", sagte er schließlich und zückte seinen Zauberstab, „ich kann dir jetzt nicht versprechen, dass der Besen allzu gut sein wird. Dafür habe ich diesen Zauber zu selten ausprobiert."

Er schwang seinen Zauberstab und im nächsten Moment wuchs aus dessen Spitze erst ein langer Stiel und dann der Schweif; wenige Sekunden später hielt Harry einen vollständigen Besen in den Händen.

„Wow!", staunte James. Er schien die Aktion in der Kammer des Schreckens gut verkraftet zu haben und betrachtete den Besen jetzt eingehend. Auch sein Zwillingsbruder war offenbar beeindruckt.

„Ganz praktisch, wenn man gerade keine andere Flucht- oder Fortbewegungsmöglichkeit als einen Besen hat", erklärte Harry grinsend und überreichte Lyn den Besen.

„Okay, dann bis gleich", meinte das Mädchen. Sie setzte sich auf den Besen und stieß sich vom Boden ab. Kurz darauf war sie in dem Abflussrohr verschwunden. Harry sah ihr nach. Er musste zugeben, dass er beeindruckt war.

Lyn flog die Windungen des Rohres nach oben. Sie erschienen ihr noch viel endloser und länger als auf dem Weg nach unten, doch schließlich sah sie vor sich die Öffnung auftauchen und wenige Augenblicke später landete sie auf dem Boden der Mädchentoilette.

Die Maulende Myrthe schreckte auf und sah Lyn mit großen Augen an.

„Was treibt ihr da unten eigentlich so lange?", fragte sie mit ihrer weinerlichen Stimme.

„Wir hatten eine nette kleine Party mit ein paar Todessern, Myrthe", erwiderte Lyn sarkastisch und wandte sich zur Tür – die sich in diesem Moment öffnete. Einige Leute stürmten herein und stutzten, als sie Lyn sahen.

Die Frau, die an der Spitze der Gruppe stand, und die Lyn glaubte, auch beim Fest vorhin gesehen zu haben, sprach als erste:

„Was ist geschehen? Wo ist Harry?"

„Alles in bester Ordnung", erwiderte Lyn ruhig, „die anderen sind alle noch unten. Wir brauchen ein Seil oder so, um sie hochzuziehen. Ein langes Seil", fügte sie mit dem Anflug eines Grinsens hinzu.

Die Frau musterte sie ein wenig kritisch – Lyn konnte es ihr nicht verübeln, die war mit Dreck und Schleim verschmiert und stand mit einem Besen in der Mädchentoilette.

„Was ist mit Snape, Malfoy, Pettigrew und Lestrange?", fragte ein Mann, der neben die Frau getreten war.

„Drei von ihnen sind mit der Ganzkörperklammer außer Gefecht gesetzt", erklärte Lyn ungeduldig, „und diese Bellatrix ist tot. Aber Sie sollten jetzt nicht so viel fragen, sondern lieber ein ordentliches Seil organisieren!"

Die Frau nickte dem Mann zu, woraufhin dieser nach hinten zu seinen Kollegen ging.

„Also, wo geht es runter in die Kammer?", wandte sich die Frau wieder an Lyn. Das Mädchen zeigte auf das Rohr in der Wand. „Und wie bist du da hochgekommen?"

„Mit dem Besen hier", antwortete Lyn. Sie fand diese ganze Fragerei äußerst lästig – warum konnten die nicht einfach ein Seil organisieren und die anderen hoch holen?

Doch schließlich schafften sie genau das – der Mann von eben trat mit einem langen Tau wieder nach vorne.

„Binden sie das andere Ende da fest", sagte Lyn nur und schnappte sich das Seil. Der Mann tat wie ihm geheißen und band das Seil um eine der Säulen, die im Raum standen. Lyn setzte sich wieder in den Eingang der Röhre und rutschte nach unten.

Als sie auf dem Boden vor die Füße der andern plumpste, erschrak Hermine.

„So, jetzt können wir alle hoch schaffen", verkündete Lyn und zeigte auf das Seil in ihren Händen. Sie blickte Harry an. Er lächelte.

Einer nach dem anderen wurde nun nach oben geschafft. Zuerst Hermine mit den kleineren Kindern, dann die drei Todesser und Bellatrix' Leichnam, und dann stieg auch Ginny nach oben. Harry und Lyn warteten alleine unten, bis Ginny ihnen das Seil wieder hinunterwarf. Eine Weile schwiegen sie sich an.

„Du warst sehr mutig vorhin", sagte Harry schließlich und lächelte Lyn an. Lyn zuckte die Achseln.

„Wozu wär ich denn sonst in Gryffindor?", erwiderte sie, „und außerdem hätte ich doch nicht zusehen können, wie diese vier Todesser meinen Großcousin töten, oder?"

Nun war es heraus. Sie hatte das Thema direkt angesprochen. Ein wenig unsicher blickte sie Harry an. Wie würde er wohl darauf reagieren?

Einige Zeit sagte er gar nichts. Dann grinste er.

„Seit wann weißt du, dass wir verwandt sind?", fragte er. Lyn grinste zurück.

„Seit dem Abend der Einschulung", antwortete sie, „und du?"

„Eigentlich auch erst seit da", erwiderte Harry, „zumindest wusste ich vorher nicht, dass du Dudleys Tochter bist. Ich dachte – na ja, ich hatte eine verzogene, blonde Göre erwartet." Er sah etwas verlegen aus. Lyn grinste breit.

„Eben so, wie mein Vater ist, nicht wahr?", meinte sie. Harry sah sie prüfend an.

„Du magst ihn nicht besonders, oder?", fragte er schließlich. Lyn schnaubte.

„Ich finde ihn einfach nur grässlich!", erwiderte sie, „wie ein fettes Schwein ohne Tischmanieren."

„...mit einer blonde Perücke", ergänzte Harry lachend, „ja, so war er schon immer."

Sie lachten eine Weile. Dann meinte Harry:

„Tut mir leid, dass ich solche Vorurteile gegen dich hatte. Ich..."

„Schon in Ordnung", winkte Lyn ab, „ich hätte gegen die Tochter meines Vaters auch Vorurteile gehabt."

In der Öffnung des Rohres erschien das Endes des Seils.

„Ich schätze, wir werden alle erst einmal duschen müssen, bevor wir uns wieder unter Menschen wagen", meinte Lyn und begutachtete ihre Schleimüberzogenen Klamotten. Harry grinste.

Wenige Minuten später standen sie alle im Klo der Maulenden Myrthe. Diese hatte sich laut klagend über solch einen Tumult in eines der Abflussrohre verkrochen und ihr Jaulen drang nun nervenaufreibend aus dem Klo hinauf und hallte von den Wänden wieder.

Susan und die anderen Ministeriumszauberer hatten sich inzwischen schon um die drei Gefangenen gekümmert. Sie waren von der Ganzkörperklammer befreit worden, wurden aber mit einem Fesselfluch an der Flucht gehindert. Bellatrix' toter Körper war bereits in ein Tuch gehüllt worden und würde wohl so bald wie möglich ins Ministerium transportiert werden.

Harry hatte die Ministeriumszauberer gewarnt, dass sie auf Wurmschwanz ein Auge haben müssten, damit er sich nicht verwandelte.

„Keine Sorge", hatte Susan ihn beruhigt, „er wird mit einem Zauber belegt, der ihn daran hindert."

Nun verließen sie alle das Mädchenklo und machten sich auf den Weg nach unten, zurück in die Große Halle.

Susan öffnete die Flügeltüren und sie betraten die Halle, in der noch immer total verängstigt sämtliche Gäste warteten. Harry blickte sich um.

Ron saß, leichenblass, aber nicht mehr ohnmächtig, neben Neville (die beiden hielten sich an den Händen), Fleur stand mit rot verheulten Augen neben Bill und Malfoy schien weiß vor Zorn. Harry musste grinsen – ob Draco es seinem Vater je verzeihen würde, dass er, wenn auch versehentlich, seinen eigenen Enkelsohn entführt hatte?

Dumbledore erhob sich von seinem Stuhl, als sie eintraten, ebenso wie der Rest der Menschen in der Halle.

„Alles in bester Ordnung!", verkündete Susan laut und mit ruhiger Stimme, „keiner der Geiseln ist etwas geschehen und die Geiselnehmer konnten-"

Weiter kam sie nicht, denn Fleur stürzte mir einem jubelnden Aufschrei auf Harry zu und fiel ihm um den Hals.

„'Arry!", rief sie, „du 'ast ihn gerettet, meinen kleinen Arthur! Wo ist er?"

Hermine trat zu ihr und schob Arthur, verschüchtert und schmutzig wie er war, seiner Mutter in die Arme. Fleur stieß einen erneuten Schrei aus und herzte ihren Sohn so heftig, dass Harry fürchtete, sie würde ihn ersticken. Noch mehr wunderte es ihn aber, dass Fleur sich nicht daran störte, dass sowohl er als auch Arthur aussahen, als seien sie geradewegs einem Schlammloch entstiegen.

Dumbledore trat nun hinter dem Lehrertisch hervor und kam lächelnd durch die Halle auf sie zu.

„Schön!", rief er, „ich denke, sobald die Geiseln und ihre Retter sich gesäubert haben, steht der Fortsetzung dieser Feier nichts mehr im Weg!"

Er nickte den Leuten in der Halle zu, und wie auf Kommando brachen alle in Beifall aus. Die Erleichterung, die sich auf den Gesichtern breit machte, konnte man fast spüren.

„Kommt!", meinte Dumbledore und führte Harry und die anderen hinaus aus der Großen Halle.

Sie ließen den Lärm hinter sich. Draußen in der Eingangshalle standen noch immer die Ministeriumszauber mit den gefangenen Todessern.

„Sehr gut, Harry", sagte Dumbledore leise und lächelte ihm zu.

„Alleine hätte ich es nicht geschafft, Professor", gestand Harry und schob Lyn nach vorne, „Miss Dursley hier hat uns mit ihrer waghalsigen Aktion wahrscheinlich allen den Hals gerettet."

„Tatsächlich?", meinte Dumbledore und sah Lyn über seine Halbmondgläser hinweg lächelnd an, „nun, ich denke, Sie haben sich eine Belohnung verdient. Sagen wir, sechzig Punkte für Gryffindor, für Ihren mutigen Einsatz im Angesicht der Gefahr."

Er schwang seinen Zauberstab und in einem der vier großen Stundengläser, die den Punktestand der vier Häuser anzeigten, fielen einige rote Kristalle in die untere Hälfte. Lyn grinste.

„Danke, Sir", sagte sie.

Dumbledore nickte ihr freundlich zu. Dann wandte er sich den drei Todessern zu, die noch immer von den Ministeriumszaubern in Schach gehalten wurden. Er musterte sie alle drei der Reihe nach. Peter Pettigrew sah ängstlich weg, Lucius Malfoy erwiderte seinen Blick kühl und herablassend und Snapes Augen sprühten vor Hass. Dumbledore sah ihn traurig an.

„Ah, Severus", sagte er sanft, „ein Jammer, dass wir uns auf diese Art wiedersehen."

„Wie zum Teufel haben Sie das damals geschafft?", zischte Snape mit einer Mischung aus Hass und Bewunderung.

„Ich dachte mir, dass du das fragen würdest", antwortete Dumbledore mit traurigem Blick. Dann wandte er sich wieder Harry zu. „Was ist mit Bellatrix?", fragte er.

„Sie ist tot, Professor", antwortete Harry, „das Skelett des Basilisken – in einem Zahn war wohl noch etwas Gift."

„Ich verstehe", meinte Dumbledore und nickte, „nun, meine Herren, ich möchte Sie nicht länger aufhalten. Ich denke, in Askaban werden heute noch drei Zellen belegt werden müssen."

Die Ministeriumszauber verließen mit den drei Todessern die Eingangshalle.

Harry wollte gerade etwas sagen, als die Tür der Großen Halle aufflog und Ron herausgestürzt kam.

„Hermine!", rief er, noch immer blass im Gesicht, „geht es dir gut? Ist dir auch nichts passiert? Oh Mann!" Er nahm sie in die Arme und küsste sie.

„Es ist alles in Ordnung, Ron", sagte sie beruhigend und seufzte, „niemandem ist etwas passiert."

„Harry, Mann, du hast es mal wieder geschafft!", strahlte Ron und klopfte ihm auf die Schulter. Dann stockte er und besah sie sich alle genauer. „Ihr solltet – ähm – auf jeden Fall alle mal duschen."

Harry grinste.