Silvester

Der Jahreswechsel stand bevor, und obwohl es nach dem turbulenten Weihnachtsfest wieder relativ ruhig geworden war im Fuchsbau, spürte man doch die Vorfreude auf das Neujahrsfest.

Mr. Weasley hatte offenbar mit den Eltern seiner Schwiegertochter gesprochen und so kam am Tag vor Silvester ein großes Paket von Mr. und Mrs. Granger an, vollgepackt mit den unterschiedlichsten Feuerwerkskörpern. Mr. Weasley geriet völlig aus dem Häuschen beim Anblick so vieler muggeltypischer Sachen. Er machte sich sofort daran, die Raketen und Knallfrösche und was sich sonst noch in dem Paket befand, eingehend zu untersuchen, wobei ihm Emma begeistert Gesellschaft leistete. Sie fand es offenbar ebenso spannend wie ihr Großvater, die Funktionsweise der Muggel-Feuerwerkskörper zu untersuchen.

Hermine war voll und ganz damit beschäftigt, tonnenweise Gebäck herzustellen, denn obgleich an Silvester bei weitem weniger Leute im Fuchsbau sein würden als an Weihnachten, gab es dennoch fünfzehn hungrige Mäuler zu stopfen und aus Erfahrung wusste Hermine, dass besonders an Neujahr der Appetit der meisten Gäste ins Unermessliche steigen konnte.

Während sie unter der Hilfe von Ginny fleißig am werkeln war strömten die herrlichsten Gerüche aus der Küche, die allen anderen Anwesenden das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Sirius und James versuchten mehr als einmal, irgendwie in die Küche zu gelangen, um von den Köstlichkeiten zu naschen, die dort gebacken wurden, doch ihre Mutter und Tante schafften es jedes Mal, sie rechtzeitig wieder hinauszuscheuchen.

Claire fand es offenbar äußerst amüsant, den Zwillingen bei ihren Bemühungen tatkräftig unter die Arme zu greifen, und Emma gab es schließlich auf, sie deswegen zu rügen. Lyn beobachtete alles aus sicherer Entfernung und grinste jedes Mal breit, wenn Hermine ihre Söhne erneut vor die Tür setzte. Es beeindruckte sie, wie hartnäckig Sirius und James waren.

Liv überredete Lyn schließlich, doch noch einmal mit ihrem Puppenhaus zu spielen. Ergeben seufzend willigte Lyn ein und ließ sich neben dem Mädchen auf dem Boden nieder. Schuldbewusst registrierte sie, dass May inzwischen einen Verband um den kleinen Puppenkopf gewickelt hatte; offenbar eine Folge der Blumentopfattacke. Sie nahm sich vor, Ausschreitungen wie diese bei den Puppen dieses Mal zu vermeiden. Schließlich wollte sie nicht dafür verantwortlich sein, dass es zu einer Puppen-Beerdigung kam.

Nachdem sie jedoch eine Stunde gespielt hatte, war die Situation ähnlich dramatisch wie beim letzten Mal. Im Nachhinein dachte sie, dass ihr die Problematik hätte klar sein müssen; wie sollte der arme einsame Mann John sich auch zwischen fünf gleichermaßen reizenden wie intriganten Damen entscheiden können? Die Eifersucht zwischen Lydia und Lorely war schließlich in einer waschechten Prügelei geendet, über die sich Liv zwar schief gelacht hatte, die jedoch eigentlich von Lyn nicht beabsichtig gewesen war. Nachdem die beiden Puppen mit blauen Augen und blutenden Nasen voneinander gelassen hatten, nur um John und Maggie beim Küssen zu überraschen, beschloss Lyn, dass sie irgendwie nicht das richtige Händchen für diese Art des Spielens hatte und sie überredete Liv, dass sie auch gut alleine weiterspielen könne.

Am Abend im Bett fragte sich Lyn aufgeregt, wie wohl die Feuerwerkskörper bei Zauberern aussehen mochten. Sie fand schon alleine die Muggelraketen atemberaubend schön, wie musste es da erst sein, wenn diese Effekte mit Zauberei bewirkt und verstärkt wurden?

Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie schließlich ein und träumte von einem phantastischen Feuerwerk, wie sie es noch nie erlebt hatte.

Ein Schrei riss sie aus dem Schlaf. Erschrocken richtete sie sich auf. Auch Emma und Claire waren hochgefahren. Verwirrt sahen die Mädchen sich an. Es war früher Vormittag und draußen schien bereits die Sonne.

„Was war das?", fragte Lyn. Claire zuckte die Schultern.

„Wahrscheinlich -", begann sie, doch sie kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden, denn nun ertönte von unten ganz unverwechselbar die vor Zorn angeschwollenen Stimme von Emmas Mutter. Claire, Emma und Lyn sahen sich an. Das konnte nur eins bedeuten.

„Sirius und James!", seufzte Emma und verdrehte die Augen. Claire sprang aus dem Bett. Auf ihrem Gesicht lag eine Mischung aus Begeisterung und Neugier, als sie aus dem Zimmer stürzte. Emma und Lyn folgten ihr in etwas gemäßigterem Tempo.

Schon im Treppenhaus hörten sie Hermines Stimme:

„... EUCH DABEI GEDACHT! ALSO NEIN, DAS GEHT ZU WEIT! MAN KÖNNTE JA EIGENTLICH MEINEN, ZUMINDEST WÄHREND DER FEIERTAGE KÖNNTET IHR EUCH ZUSAMMENREISSEN ..."

„Oh Mann, klingt übel", kicherte Claire, die am Fuß der Treppe auf sie wartete. Zu dritt schlichen sie sich an die Wohnzimmertür heran. Auch Harry und Ginny kamen nun verschlafen und in Morgenmänteln die Treppe hinunter. Als Claire die Wohnzimmertür öffnete, klappte ihr der Mund herunter.

Auch Lyn starrte fassungslos auf das, was sich dort im Wohnzimmer tat. Sirius und James standen Schulter an Schulter vor ihrer Mutter, und es war offensichtlich, dass sie all ihre Beherrschung zusammennehmen mussten, um nicht loszulachen. Hermine, mit hochrotem Gesicht und zornfunkelnden Augen, stand im Morgenmantel mit zerzaustem Haar vor ihnen Söhnen und hielt ihnen eine Standpauke, die sich gewaschen hatte.

Hinter ihr stand der Weihnachtsbaum, der inzwischen ein wenig Nadeln gelassen hatte. Die Feen, die ihn die Festtage über geschmückt hatten, flatterten aufgebracht durch die Gegend, schimpfend, orientierungslos und scheinbar äußerst zornig. Zunächst begriff Lyn nicht, was den Aufruhr verursacht hatte, doch dann sah sie es: Eine Gruppe von gut zwei Dutzend kleiner Gestalten mit ledriger Haut und kahlen Köpfen, die Kartoffeln ähnelten, allesamt in kleine weiße Kleidchen gehüllt, flitzte durch die Äste des Weihnachtsbaumes. Die Gnomen grabschten nach den Feen, zogen sie an den Haaren, pieksten sie mit den Tannennadeln oder warfen kleine Gegenstände nach ihnen. Ein Großteil der gläsernen Kugeln lag, in tausend kleine Teile zersprungen, auf dem Boden, denn offenbar machte es den Gnomen Spaß, sie abzuhängen und in hohem Bogen vom Baum zu werfen.

Claire prustete los. Emma runzelte missbilligend die Stirn. Harry sah sich fassungslos um. Ginny seufzte.

Lyn wusste nicht, was sie davon halten sollte. Einerseits war es tatsächlich äußerst amüsant, wie die Feen und Gnomen sich zu bekriegen schienen, andererseits verstand sie auch Hermines Empörung.

„Kommt, ich glaube, wir gehen besser wieder", murmelte sie Emma und Claire zu. Sie hatte nicht den Eindruck, dass es sehr ratsam wäre, jetzt mit Emmas Mutter konfrontiert zu werden. Zu ihrer großen Überraschung folgte Emma und Claire ihrer Bitte.

Wie sich später herausstellte, hatten Sirius und James die Gnomen schon vor einiger Zeit gefangen. Lyn erinnerte sich, dass Claire ihr geschrieben hatte, sie wolle mit den Zwillingen nachsehen, ob die Gnomen Winterschlaf hielten. Dann hatten Sirius und James die kleinen Wesen in einer Kiste in ihrem Zimmer versteckt, ihnen die weißen Kleidchen angezogen „damit sie mehr wie Feen aussahen", wie sie erklärten, und eine günstige Gelegenheit abgepasst, um sie auf den Weihnachtsbaum loszulassen.

„Wahrscheinlich hatten sie das vor, als sie Harry und mich morgens im Wohnzimmer getroffen haben", meinte Lyn. Im Nachhinein fand sie die ganze Aktion doch recht spaßig. Der Spuk war nicht von langer Dauer gewesen, Harry und Ginny hatten die Gnomen allesamt mit einem Lähmfluch belegt und sie (ohne die weißen Kleidchen) zurück nach draußen gebracht. Auch die zersplitterten Glaskugeln waren im Handumdrehen repariert, und so war inzwischen nichts mehr von dem ganzen Spektakel zu sehen.

Sirius und James waren von ihrer Mutter für den Rest des Tages auf ihr Zimmer geschickt worden.

„Ich weiß nicht, ob die Idee so gut war", meinte Emma, als sie halfen, den Mittagstisch zu decken, „wer weiß, was die da oben alles anstellen."

„Wahrscheinlich testen sie die neuesten Scherzartikel ihrer Paten", stimmte Claire ihr grinsend zu, „oder sie schicken ihnen eine Eule, um ihnen brühwarm von der Gnomenaktion zu berichten."

Lyn kicherte. Die Weasleys waren schon ein lustiger Haufen. Aber sie fühlte sich wohl bei ihnen – vielleicht auch gerade deswegen.

Als es zu dunkeln begann zeigte Hermine Erbarmen und hob den Stubenarrest der Zwillinge auf. Den Silvesterabend wollte sie ihnen offenbar auch nach einer solchen Aktion nicht verderben.

Im Wohnzimmer auf dem Sofatischchen standen seit dem Nachmittag Teller und Schüsseln mit dem köstlichen Gebäck, das Hermine und Ginny am Vortag in rauen Mengen hergestellt hatte. Jeder ließ es sich schmecken, und alle warteten voll Ungeduld, dass die Zeit schneller vorbeiging.

Um halb neun verkündete Mr. Weasley, er würde jetzt hinausgehen, um das Muggelfeuerwerk zu installieren. Er war aufgeregt wie ein Schuljunge. Lyn fragte sich, warum er um diese Uhrzeit schon damit begann, doch Claire erklärte grinsend:

„Du hast ja keine Ahnung, wie fürchterlich ungeschickt er in solchen Sachen ist!"

Die Zeit schien zu kriechen. Ständig warfen sie Blicke auf die Uhr, doch es wollte einfach nicht später werden. Voller Ungeduld dachte Lyn an die Zaubererraketen. Sie hatte Emma und Claire nicht danach gefragt, doch sie war sich sicher, dass sie nur phänomenal sein konnten.

Schließlich rückte Mitternacht dann doch immer näher.

„Los, kommt, wir gehen raus!", meinte Claire, die schon seit längerem total hibbelig in der Gegend herumgehuscht war. Rasch zogen sie sich ihre warmen Winterumhänge an und huschten dann nach draußen in den Garten.

In einem Teil hatte Mr. Weasley die Muggelraketen aufgebaut. Sie steckten schief und wackelig im Boden und er versuchte fieberhaft, die Schutzkappen über den Zündschnüren abzuziehen.

„Soll ich Ihnen helfen?", bot Lyn bereitwillig an. Mr. Weasley strahlte sie an.

„Gerne doch!", sagte er, „du verstehst etwas von diesen Muggelsachen, nicht wahr?" Lyn nickte lächelnd. Rasch entfernte sie die kleinen Plastikkappen von den Zündschnüren und steckte die Raketen neu in den Boden, sodass sie schließlich alle senkrecht standen und auch wirklich in den Himmel und nicht auf das Haus zuschießen würden.

„Phantastisch!", meinte Emmas und Claires Großvater, „einfach unglaublich, wie geschickt du das gemacht hast, Lyn!"

Das Mädchen lächelte verlegen.

„Gut, dann kann es ja bald losgehen!", meinte Claire und rieb sich aufgeregt die Hände.

Auch Hermine war nun mit den Kindern aus dem Haus getreten, ebenso wie die anderen. Allesamt waren sie in wärmende Winterumhänge gehüllt und die Kleinen fragte ständig aufgeregt, wie lange es noch dauerte.

Harry sah auf seine Uhr. Er verfolgte den Sekundenzeiger, der immer weiter zur Zwölf wanderte. Alle sahen ihn gespannt an.

„Zehn", sagte er schließlich und Liv quietschte begeistert, „neun ... acht" Mr. Weasley machte sich nervös an den Streichhölzern zu schaffen. Lyn nahm sie ihm kurz entschlossen aus der Hand. „Vier ... drei", zählte Harry. Lyn entzündete das Streichholz mit einer Bewegung und hielt es an die Zündschnur der ersten Rakete. „Zwei ... eins ..." Lyn zog Mr. Weasley und die anderen von der Rakete mit der zischenden Zündschnur weg. „Null!"

„Frohes neues Jahr!", schrie Liv mit ihrer hellen Stimme begeistert, während die erste Rakete mit einem Zischen in die Luft sauste und dann in einen Regen aus roten Funken explodierte.

„Phänomenal!", meinte Mr. Weasley, als er den roten Funken nachsah, die rasch verglühten.

„Frohes neues Jahr!", rief Claire und fiel Emma und Lyn um den Hals. Auch die anderen wünschten sich nun das Beste für das kommende Jahr. Sirius und James tanzten einen verrückten Silverstertanz durch den Schnee und Harry und Ginny lagen sich glücklich in den Armen.

Lyn übernahm es, die restlichen Raketen ebenfalls zu zünden. Sie fand es äußerst lustig, wie begeistert Mr. Weasley von ihnen war. Er verrenkte sich fast den Hals, um die Explosionen zu beobachten.

Schließlich war alles Muggelfeuerwerk verschossen und er widmete sich nun den restlichen Feuerwerkskörpern. Aufgeregt sah Lyn ihm dabei zu, wie er eine Reihe von Raketen einfach mit ihrem Stock auf den Boden stellte, ohne dass sie umfielen. Sie ähnelten denen der Muggel, nur waren ihre Formen anders, sie waren größer und auch farbeprächtiger.

„Zurücktreten bitte", meinte Mr. Weasley gewichtig und zückte seinen Zauberstab. Er tippte die erste Rakete nur kurz an, schon schoss sie mit einem unglaublichen Tempo und völlig lautlos in den Himmel. Lyn reckte den Hals. Ein paar Augenblicke geschah nichts. Dann explodierte das Geschoss. Tausende kleiner glitzernder Partikel flitzten durch die Luft und formten sich zu einem wunderschönen Regenbogen, der sich über den samtschwarzen Nachthimmel spannte. Nur ganz langsam verglühten die Partikel in der Luft. Lyn stand der Mund offen.

Die nächste Rakete schoss in die Höhe und explodierte dort zu einer silbernen Fontäne. Die kleinen glitzernden Teilchen rieselten herab und schienen auf den Boden zu tropfen wie flüssiges Silber. Immer phantastischere Bilder malten die Raketen ans Firmament. Ein Schwarm smaragdgrüner Libellen schoss durch die Lüfte, rote und blaue Blumen erblühten und ein rotgoldener Phoenix breitete seine mächtigen Schwingen über dem Fuchsbau aus. Lyn war sich sicher, noch nie so etwas atemberaubendes erlebt zu haben.

Als das magische Feuerwerk vorbei war, war sie fast enttäuscht, nicht noch mehr solcher Raketen sehen zu können, doch die Kälte, die ihr allmählich unter die Kleidung kroch, ließ die Wärme des Fuchsbaus doch irgendwie verlockend erscheinen.

Wann genau sie ins Bett gegangen waren, wusste Lyn hinterher nicht mehr. Aber als sie schließlich erschöpft in die weichen Kissen sank, dauerte es keine zehn Sekunden und sie war eingeschlafen.

Die restlichen Ferientage schienen an Lyn vorbeizufliegen. Zum Glück erlaubten sich Sirius und James keine weiteren Dummheiten mehr, und so war das Leben im Fuchsbau nach Silvester angenehm ruhig und erholsam.

So schön es auch gewesen war, Weihnachten und Silvester hier zu verbringen, Lyn freute sich trotzdem auf die Schule. Sie konnte es kaum erwarten, endlich wieder die altehrwürdigen Mauern Hogwarts zu erblicken und in ihrem Schlafsaal in dem roten Himmelbett zu liegen.

Es war ihr letzter Tag im Fuchsbau, und die drei Freundinnen packten ihre Schulsachen. Emma lief völlig gestresst überall im Haus herum und versuchte, die Sachen ausfindig zu machen, die Sirius und James ihr geklaut hatten. Claire schmiss alles, was sie erwischen konnte in ihren Koffer und Lyn packte ebenfalls ziemlich unordentlich.

Herbert, der in der letzten Zeit fast ständig draußen unterwegs gewesen war, schien zu wissen, dass ihre Abreise bevorstand, denn am Morgen kam er angeflattert und ließ sich anstandslos in seinen Käfig verfrachten.

Claire hatte beim Einfangen ihrer Katze ganz offensichtlich mehr Probleme. Anscheinend war Krummbeins Werben erfolgreich gewesen, denn die beiden Katzen wichen nicht mehr voneinander.

„Na toll", brummte Claire, als sie es schließlich geschafft hatte, Anouk in ihren Katzenkorb zu komplimentieren, „bei meinem Glück hab ich wahrscheinlich demnächst ein Dutzend kleiner nerviger Katzenbabys am Hals!"

Emmas Vater würde sie nach London zum Gleis 9 ¾ bringen, und so verabschiedeten sich die drei Mädchen vom Rest des Fuchsbaus.

„Es hat mich so gefreut, dass du uns besucht hast, Lyn", meinte Emmas Mutter zum Abschied und umarmte Lyn herzlich.

„Vielen Dank, dass ich kommen durfte", erwiderte Lyn.

„Das war doch selbstverständlich!", winkte Hermine ab.

„Lyn, es war so interessant, sich mit dir zu unterhalten!", sagte Mr. Weasley und schüttelte dem Mädchen die Hand, „es würde mich freuen, wenn ich diese Gelegenheit häufiger bekäme!"

Auch Mrs. Weasley verabschiedete sich von Lyn. Das Mädchen spürte, wie sehr ihr die ganze Familie Weasley schon jetzt ans Herz gewachsen war.

„Also dann, Lyn", meinte Ginny lächelnd, „ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Spätestens bei der Hochzeit."

„Ich denke doch", antwortete Lyn und lächelte zurück.

Harry grinste sie an.

„Bis morgen dann", sagte er. Lyn grinste ebenfalls. Er war ein seltsames Gefühl, Harry nun wieder als Lehrer vor sich zu haben. Sie erinnerte sich an das, was Emma ihr gleich zu Anfang im Hogwarts-Express gesagt hatte: Tut mir leid, es ist einfach nur – na ja, es ist halt Harry.

Jetzt verstand sie, weshalb Emma und Claire es so komisch gefunden hatten, von ihm unterrichtet zu werden.

Als sie schließlich alle drei ihr Gepäck im Kofferraum untergebracht hatten (dessen Größe sich auf die Ausmaße eines großen Whirpools erweitert hatte) und sicher im Auto saßen, fuhr Ron los. Die anderen standen vor dem Fuchsbau und winkten ihnen nach.

„Ich freu mich auf Hogwarts", meinte Lyn und lehnte sich zurück.

„Ich auch", stimmte Emma ihr zu. Claire verdrehte die Augen.

„Ihr spinnt", meinte sie trocken.

„Tu doch nicht so", grinste Lyn und zwickte sie in die Seite, „als ob du es nicht auch kaum erwarten könntest, endlich wieder da zu sein."

Claire erwiderte nichts darauf. Lyn lächelte in sich hinein.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie London erreicht hatten. Emmas Vater hielt auf dem Bahnhofsvorplatz und half ihnen, ihre Koffer auf die Gepäckkarren zu laden. Laut ratternd schoben sie diese dann über das Pflaster auf den Bahnhof zu.

Es herrschte reger Betrieb, und so bemerkte keiner, dass drei Mädchen und ein Mann sich plötzlich vor dem Fahrkartenschalter zwischen Gleis neun und zehn in Luft aufzulösen schienen.

Der scharlachrote Hogwartsexpress stand schon bereit und blies Dampf aus seinen Schornsteinen.

„Dann bis Ostern, Dad", meinte Emma und umarmte ihren Vater zum Abschied.

„Viel Spaß!", meinte Ron und winkte den Mädchen noch, bevor er wieder verschwand.

Sie hievten ihr Gepäck in den Zug und suchten sich ein freies Abteil.

Claire ließ sich auf einen der Sitze plumpsen und lehnte sich zurück.

„Hogwarts, wir kommen!", meinte sie und grinste.