Sanft krochen die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge am Schlafzimmerfenster und kitzelten Harry an der Nase. Er blinzelte. Verschlafen rieb er sich die Augen und gähnte verstohlen.
Dann fiel ihm mit einem Mal wieder ein, was für ein Tag heute war, und sein Herz machte einen Hüpfer. Heute würden Ginny und er heiraten! Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er fühlte sich so zufrieden wie lange nicht.
„Na, bist du auch endlich wach?", fragte Ginny neben ihm. Er wandte den Kopf und blickte in ihr lächelndes Gesicht.
„Allerdings", erwiderte er und küsste sie auf die Nasenspitze.
„Also wirklich", sagte sie mit gespielter Empörung, „es ist der Tag unserer Hochzeit, und du küsst mich lediglich auf die Nase!"
„So, genügt dir das etwa nicht?", erwiderte Harry und grinste breit. Er beugte sich über sie und blickte ihr in die Augen.
„Nein", meinte Ginny und legte die Arme um seinen Nacken.
„Tja, du wirst dich aber damit begnügen müssen", seufzte Harry und machte keinerlei Anstalten, sie zu küssen.
„Das werden wir ja sehen!", grinste Ginny und zog ihn so ruckartig zu sich herunter, dass ihm keine Zeit blieb, sich dagegen zu wehren. Während sie ihn stürmisch auf den Mund küsste, fing er plötzlich an zu lachen.
„Du spinnst!", rief er lachend, nachdem er sich aus ihrer Umarmung befreit hatte.
„Ach ja?", grinste Ginny und fing an, ihn zu kitzeln. Harry schnappte nach Luft.
„Aufhören!", japste er, „Erbarmen!"
Doch Ginny dachte gar nicht daran. In seiner Not packte Harry sein Kopfkissen und klatschte es ihr mitten ins Gesicht. Das verschaffte ihm zumindest einen Augenblick des Friedens. Doch Ginny hatte sich schon ihr eigenes Kissen geschnappt und war zum Gegenangriff übergegangen.
Lachend und kreischend wie zwei Teenager tobten sie eine Weile durch ihr Bett und lieferten sich eine Kissenschlacht, die sich gewaschen hatte.
Schließlich lagen sie alle beide nach Luft ringend nebeneinander und grinsten sich an.
„Ich glaube, wir müssen uns so langsam fertig machen", meinte Harry schließlich nach einem Blick auf die Uhr. Ginny seufzte.
„Du hast Recht", meinte sie und versetzte ihm einen Nasenstüber.
Harry lächelte und stand auf.
„Ich beeil mich", versprach er und verschwand ins Badezimmer.
Nach wenigen Minuten war er fertig und kam, schon in seinen schwarzgrünen Festumhang gehüllt, heraus. Ginny pfiff anerkennend.
„Schick", grinste sie.
„Ich weiß", grinste Harry zurück, „ich mach uns noch schnell einen kleinen Snack fertig, bevor wir losgehen."
„Tu das", stimmte Ginny zu und verzog sich nun ihrerseits ins Bad.
Harry schmierte rasch zwei Brote für sich und Ginny. Viel Zeit zum Frühstücken hatten sie nicht, da die Hochzeit bereits um elf Uhr beginnen würde. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Das Wetter hätte besser nicht sein können. Am strahlend blauen Himmel war nicht ein Wölkchen zu sehen.
Harry lächelte zufrieden. Es war riskant gewesen, die Hochzeit in den April zu legen, aber offenbar hatten sie Glück.
Die Küchentür öffnete sich und Harry wandte sich um. Ginny kam herein.
Harry sah sie an. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Sie sah einfach so bezaubernd schön aus, dass ihm für einen kurzen Moment der Atem stockte.
Ein wenig nervös strich sie sich eine der roten Strähnen aus dem Gesicht.
„Wie gefällt es dir?", fragte sie und sah ihn abwartend an.
Harry schüttelte langsam dem Kopf.
„Es ist ... einfach wunderschön!", sagte er dann und lächelte. Ginny lächelte erleichtert zurück.
„Sie sperren uns tatsächlich in diesem winzigen Räumchen ein?", fragte Harry beleidigt und sah sich um. Seit seinem elften Lebensjahr hatte er dieses Zimmer nicht mehr betreten. Sie befanden sich in dem Raum, in den alljährlich die Erstklässler vor der Auswahlfeier geschickt wurden.
„Sieht ganz so aus", meinte Ginny und setzte sich auf einen der Stühle, die freundlicherweise bereitstanden.
Von draußen konnte man Schritte und Stimmen hören, die sich schnell entfernten.
„Sie gehen alle schon in die Große Halle", sagte Harry und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, „oh nein, jetzt habe ich meine Frisur versaut."
„Welche Frisur?", fragte Ginny lachend.
„Nun hör aber mal", rief Harry. Ginny lächelte ihm zu und ließ sich auf seinem Schoß nieder.
„Harry, seit ich dich kenne, hast du diese verstrubbelten Haare. Es wäre wirklich ein Jammer, wenn sie an unserer Hochzeit glatt wären."
Harry wollte sich vorbeugen, um sie zu küssen, doch sie schob sein Gesicht beiseite.
„Wer nicht will, der hat schon", verkündete sie grinsend.
„Das ist jetzt ein Witz, oder?", fragte Harry empört.
„Nein", sagte Ginny, „sonst verschmierst du mir mein ganzes Make up, und das wollen wir ja nun wirklich nicht."
„Du bist auch ohne das schön genug", sagte Harry rasch.
„Nein", bestimmte Ginny.
„Nur ein ganz kleiner Kuss?" Ginny schüttelte den Kopf.
„Ein winziges Küsschen?"
„Wie winzig?"
„Absolut winzig!", versicherte Harry.
„Okay, aber nur absolut winzig", gab sie nach. Während ihrer Diskussion hatten sie gar nicht bemerkt, wie es langsam leiser wurde in der Eingangshalle. Mittlerweile waren die Geräusche gänzlich verstummt.
Harry und Ginny wurde schlagartig bewusst, dass es nun an der Zeit war, als Professor McGonagall die Tür zu ihrem Raum öffnete und sie bat, ihr in die Große Halle zu folgen.
„Ihr könnt ruhig noch einen Moment warten", meinte Professor McGonagall und warf den beiden ein schwaches Lächeln zu, bevor sie verschwand.
„Jetzt wird's ernst", meinte Ginny.
„Worauf du dich verlassen kannst", sagte Harry und atmete ein letztes Mal tief durch. Die Doppeltür zur Großen Halle schwang auf und Harry und Ginny blickten in ein Meer vertrauter Gesichter. Die Halle war proppenvoll, kaum ein Platz schien leer geblieben. Harry war überrascht, dass tatsächlich so viele seiner Schüler geblieben waren, extra um die Hochzeit mitzuerleben.
„Also dann mal los", sagte Ginny leise und tat den ersten Schritt in die festlich geschmückte Große Halle. Die üblichen vier Haustische waren verschwunden und wurden durch Unmengen von Stühlen ersetzt, die alle auf den Lehrertisch ausgerichtet waren, der mit tausenden Blumen bedeckt zu sein schien.
In der Mitte war ein Gang freigelassen und Harry und Ginny schritten behutsam über den scharlachroten Teppich, der sich durch die gesamte Halle erstreckte bis hin zu Dumbledore, der sie in einem mitternachtsblauen Umhang am Lehrertisch erwartete.
Harry und Ginny hatten noch nicht die Hälfte erreicht, als plötzlich ohrenbetäubender Jubel von allen Seiten auf sie eindrang.
Im vorderen Teil konnte er Claire erkennen, die in ihrem pfirsichfarbenen Sommerkleid pfiff, als sei sie auf einem Rockkonzert.
Harry und Ginny warfen sich einen Blick zu und lächelten sich an. Harry konnte sich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein.
Schließlich waren sie bei den Stufen, die hinauf zu Dumbledore führten, angelangt. Zu beiden Seiten von ihnen erhoben sich Ron und Hermine. Ron grinste Harry aufmunternd zu. Harry lächelte ein wenig nervös. Ginny strahlte Dumbledore an.
Sie gingen die letzten Stufen hoch, bis sie endlich auf gleicher Höhe mit Dumbledore waren, der sie über seine Halbmondbrille hinweg erfreut anlächelte.
„Willkommen", erhob er seine volle Stimme. Langsam legte sich der Jubel und allmählich trat Ruhe ein. Dumbledore breitete seine Arme aus.
Harry wurde zusehends angespannter. Wie viele Jahre hatte er diesen Tag schon herbeigesehnt? Und nun war er endlich gekommen.
„Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um zwei junge Menschen zu vermählen", sprach Dumbledore weiter. Harrys Kehle wurde trocken.
Dumbledore lächelte ihnen zu, bevor er fortfuhr:
„Deshalb frage ich euch: Willst du, Harry James Potter, die hier anwesende Ginevra Molly Weasley zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?"
Harry meinte, das Herz müsste ihm stehen bleiben. Er war sich sicher, dass er kein Wort herausbringen würde.
„Ja, ich will", sagte er zu seiner eigen Überraschung klar und deutlich. Hinter sich konnte er Claires Stimme „Ja!" schreien hören. Er lachte leise.
„Und du, Ginevra Molly Weasley, möchtest du den hier anwesenden Harry James Potter zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?", fragte Dumbledore.
„Ja, ich will", sagte Ginny glücklich.
„Dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau", sagte Dumbledore. In diesem Moment schien die Große Halle zu explodieren. Claire sprang auf und begann auf ihrem Stuhl zu tanzen, wovon sie Fleur nur mühsam abhalten konnte. Harry sah, wie Professor McGonagall ein Spitzentuch hervorzog, um sich die Augen zu wischen.
Geschickt zog Dumbledore ein kleines Kästchen hervor.
„Dann darf ich euch jetzt bitten, die Ringe zu tauschen", sagte er fröhlich und klappte geschickt das Kästchen auf, in dem sich zwei matte Silberringe befanden.
Als Harry Ginny den Ring an den Finger steckte, war er sich sicher, es könnte keinen glücklicheren Mann auf der ganzen Welt geben.
„Du darfst die Braut jetzt küssen", sagte Dumbledore, doch Harry hatte Ginny schon vorher gepackt und holte die versäumten Küsse vom Vormittag gebührend nach.
Harry konnte es nicht fassen. Die Festgesellschaft verließ eilends die Große Halle und Harry und Ginny folgten ihnen zufrieden Arm in Arm. Harry dachte, Ginny würde schweben, so leichtfüßig, wie sie neben ihm ging.
„Ich liebe dich", flüsterte Harry ihr ins Ohr.
„Ich dich auch", sagte sie lächelnd und Harry küsste sie erneut. Als sie sich wieder voneinander lösten, meinte Ginny grinsend:
„Jetzt ist wohl wirklich nichts mehr übrig von dem ganzen Make up."
„Du bist auch ohne die wunderschönste Braut der ganzen Welt", sagte Harry lächelnd.
„Jetzt müssen wir uns aber beeilen, oder unsere Gäste fangen ohne uns an", lachte Ginny und zog Harry mit sich hinaus in die Eingangshalle.
Am Portal hatten sich alle Gäste versammelt und säumten jetzt links und rechts die Treppen entlang den Weg. Alle lachten und strahlten ausgelassen und Harry und Ginny kamen aus dem Lächeln und Grinsen gar nicht mehr heraus.
Vor ihnen standen Liv und Rosie in kleinen Sommerkleidchen bereit und nahmen letzte Befehle von ihren Müttern entgegen, bevor sie die Treppe herunter hüpften und fröhlich die Blumen aus ihren Weidenkörben um sich schmissen.
Harry und Ginny folgten ihnen.
Die Leute warfen ihnen Unmengen von Reis über und Harry konnte nicht umhin zu bemerken, dass der rotäugige Hagrid besonders fest und besonders viel warf. Er winkte ihm zu und Hagrid winkte mit seinem gepunkteten Taschentuch zurück.
Harry kam alles wie ein wunderbarer Traum vor. Von überall her riefen ihnen Freunde und bekannte Glückwunsche zu und applaudierten wild.
Alle zusammen machten sie sich jetzt auf den Weg hinunter zum Ufer des Sees, wo ein riesiges Büffet aufgebaut war. Die Hauselfen von Hogwarts hatten sich wohl mächtig ins Zeug gelegt.
Claire sprang aufgeregt am Büffet entlang und versuchte, einen Blick auf die noch verborgenen Köstlichkeiten zu erhaschen.
„Wann wird es denn endlich eröffnet?", meinte sie ungeduldig.
„Du wirst dir den Bauch noch voll genug schlagen!", wies Emma sie zurecht.
Schließlich hatten sich sämtliche Gäste versammelt. Mindestens ein Dutzend Hauselfen wuselte zwischen ihren Beinen hindurch, silberne Tabletts mit sprudelnden Sektgläsern balancierend.
Harry und Ginny mussten haufenweise Hände schütteln. Mr. und Mrs. Weasley strahlten über das ganze Gesicht, und Mrs. Weasley wischte sich sogar verstohlen ein paar Tränen aus dem Augenwinkel.
„Ich freue mich ja so, Harry, mein Lieber!", sagte sie und umarmte ihn herzlich.
Auch sämtliche Schüler, die über die Ferien in Hogwarts geblieben waren, ließen es sich nicht nehmen, das Paar zu beglückwünschen. Lorrain schüttelte Harry breit grinsend die Hand.
„Glückwunsch, Professor", sagte sie, „Sie haben nen guten Geschmack, wirklich!"
„Harry, alter Junge!", meinte Fred und schlug ihm so heftig auf die Schulter, dass er sich an seinem Sekt verschluckte, „hast du dich also letztendlich doch entschlossen, dich aus dem Kreis der Junggesellen zu verabschieden!"
„Wie fühlt man sich so als frischgebackener Ehemann?", fragte George grinsend.
„Och, sehr gut eigentlich", erwiderte Harry und fragte sich, ob er sein Dauergrinsen noch einmal loswerden würde.
Fred seufzte und legte seiner Schwester einen Arm um die Schultern.
„Ach ja", meinte er wehmütig, „von nun an werden wir dich wohl nur noch mit Mrs. Potter ansprechen können."
„Welch dramatisches Schicksal!", klagte George und schüttelte betrübt den Kopf, „Miss Ginny Weasley gibt es nicht mehr."
„Ihr Spinner", meinte Ginny und stieß ihre Brüder lachend in die Seite. In diesem Moment kam Claire mit Emma und Lyn im Schlepptau an und stellte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Harry und Ginny.
„Du musst doch deinen Brautstrauß noch in die Menge werfen!", verkündete sie Ginny, „das darf nicht vergessen werden!"
Harry und Ginny sahen sich an.
„Na los", meinte Harry grinsend, „sie wird schon wissen, was sie tut."
Claire klatschte in die Hände.
„ALLE MAL HERHÖREN!", schrie sie über die Festgesellschaft hinweg, „JETZT WIRD DER BRAUTSTRAUSS GEWORFEN!"
Dann wandte sie sich wieder Ginny zu, nahm ihr kurzerhand das Sektglas aus der Hand und drehte sie mit dem Rücken zum Rest der Gäste.
„So", sagte sie geschäftig, „und jetzt, ohne nach hinten zu gucken, einfach werfen. Aber warte auf mein Zeichen!"
„Okay", erwiderte Ginny lächelnd. Claire hastete zu den anderen, die sich ebenfalls aufgestellt hatten, um den Strauß aus Margeriten zu fangen.
„Du willst ihn doch nicht etwa selbst fangen?", fragte Lyn verblüfft.
„Natürlich!", erwiderte Claire. Lyn prustete los.
„Wen willst du denn heiraten?", fragte sie lachend.
„Ist doch egal", meinte Claire, „Hauptsache, ich fange den Strauß. Ginny, du kannst!"
Ginny holte aus und warf den Brautstrauß in hohem Bogen hinter sich.
„ICH KRIEG IHN, ICH KRIEG IHN!", schrie Claire und sprang aufgeregt auf und ab. Der Blumenstrauß wirbelte durch die Luft. Aller Augen folgten ihm, bis sich schließlich zwei Hände um ihn schlossen – und allerorten Gelächter ausbrach. Claire starrte entgeistert auf Fred und George, die beide jeweils eine Hand um den Strauß geschlossen hatten.
Die Zwillinge grinsten sich an.
„Tja, sieht so aus, als müssten wir uns jetzt gegenseitig heiraten", stellte George fest.
„Aber du übernimmst die Rolle der Braut", bestimmte Fred, „weiß steht mir nicht."
„Hey, da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden!", protestierte Angelina.
„Genau", stimmte Katie ihr zu, „also ob wir euch so ohne weiteres heiraten lassen würden!"
„Vertagt eure Hochzeitsplanungen auf wann anders!", schaltete Lee sich von einem Ohr zum anderen grinsend ein, „heute feiern nämlich Harry und Ginny ihre Hochzeit."
„Ach nee, gut dass du uns daran erinnerst", erwiderte Fred.
„Es wäre uns beinahe entfallen", ergänzte sein Zwillingsbruder.
Als das Büffet endlich eröffnet wurde, war Claire die erste, die sich ihren Teller voll lud mit den unterschiedlichsten Salaten, Steaks, Pommes, Kartoffeln, Nudeln und Soßen.
Emma starrte mit leichtem Unbehagen auf das bunte Sammelsurium auf Claires Teller.
„Wenn dir davon mal nicht schlecht wird", war ihr einziger Kommentar dazu, doch Claire grinste nur breit und machte sich daran, das Essen zu verputzen.
Auch Lyn bediente sich am Büffet, jedoch hielt sie sich wie Emma etwas mehr zurück als Claire.
Als die drei Mädchen sich an einem der Stehtische versammelt hatten, gesellte sich auch Gabriel zu ihnen, einen randvollen Teller vor sich her balancierend.
„Na, ihr drei Hübschen?", grinste er, „alles im Lot?"
Claire nickte nur; ihr Mund war zu vollgestopft, als dass sie hätte antworten können.
„Mann, das war ja wohl die absolut genialste Trauung, die ich je erlebt habe!", meinte Gabriel und kaute an einer Hähnchenkeule herum.
„Und wie viele hast du bisher erlebt?", fragte Lyn.
„Na ja, eigentlich war das jetzt die erste", antwortete Gabriel vergnügt. Lyn grinste. Das hätte sie sich denken können.
Es war unglaublich, fand Harry, wie viele Leute am Seeufer herumwuselten. Fast alle, die sie eingeladen hatten, waren auch gekommen; der einzige, der fehlte, war Gustave-Jason, der Sohn von Hagrid und Madame Maxime. Der Arme war offenbar schon wieder krank, wie ein bekümmerter Hagrid Harry erklärt hatte.
Selbst Mrs. Figg hatte es einrichten können, zur Hochzeit zu kommen. Sie war inzwischen noch tattriger als früher, doch immer noch genau so temperamentvoll. Kraftvoll schüttelte sie Harry und Ginny die Hand.
„Hat ja wirklich lange gedauert!", stellte sie fest, „das mit der Hochzeit. Aber was soll's, du warst ja schon immer ein wenig langsam im Begreifen von wichtigen Dingen, nicht wahr, Harry?"
Harry grinste nur. Mrs. Figg meinte es nicht böse, das wusste er. Es war ihre Art.
Einige Kollegen Harrys aus der Aurorenzentrale hatten ihre Familien mitgebracht, und so hatten Sirius und James sofort eine Gleichaltrige gefunden; Alice, die neunjährige Tochter von Caren Martin, einer von Harrys Kolleginnen. Sie schien sich mit den Zwillingen prächtig zu verstehen, denn Harry sah, wie sie tuschelnd die Köpfe zusammensteckten und offenbar irgendetwas ausheckten.
Es gab auch einige Außenseiter unter den Gästen. Firenze, der Zentaur und Lehrer für Wahrsagen stand ein wenig abseits des Geschehens. Neben ihm, silbrig und durchscheinend, schwebte der Fast kopflose Nick, den Harry der Höflichkeit halber eingeladen hatte; schließlich hatte Sir Nicolas ihn damals zu seinem Sterbetag eingeladen und außerdem war er der Hausgeist von Gryffindor.
Auch Dobby und Winky kamen sich etwas verloren vor. Dass die beiden ein Paar waren, wusste Harry schon seit einigen Jahren, und so hatte er sie natürlich beide eingeladen. Es war nicht zu übersehen, dass es die beiden Hauselfen enorme Überwindung kostete, ihren Kollegen beim Arbeiten zuzusehen, und selbst tatenlos zu bleiben. Harry überlegte, wie er die beiden am Besten in ein Gespräch verwickeln konnte, doch Emma, Jade und Sherryl (die alle beide während der Ferien in Hogwarts geblieben waren) nahmen ihm diese Aufgabe ab. Sie gesellten sich zu den beiden Hauselfen und löcherten sie mit Fragen.
Harry grinste. Er hatte von B.ELFE.Ryoung gehört, und obwohl er sich nie so ganz für den Grundgedanken von B.ELFE.R hatte begeistern können, so fand er es doch bemerkenswert, dass Emma eine solche Jugendorganisation auf die Beine gestellt hatte.
Sichtlich verblüfft war Harry, als er an einem der Tische Charlie vorfand, zusammen mit einer hübschen südländischen Frau.
„Hallo Harry", rief Charlie ihm zu und Harry schlenderte hinüber, bemüht, all seinen Gästen die gleiche Aufmerksamkeit entgegen zu bringen.
„Hallo", sagte Harry und ließ sich an einem freien Stuhl neben ihnen nieder, „und, wie gefällt es euch?"
„Es ist sehr schön hier in England", sagte die Frau lächelnd, „bei uns in Italien sagt man zwar, das englische Essen und Wetter sei schlecht, aber ich glaube, diese Feier hat mich vom Gegenteil überzeugt."
„Das freut mich", sagte Harry und grinste Charlie zu. Er hatte noch nie im Leben eine von Charlies Freundinnen zu Gesicht bekommen, umso erstaunter war er gewesen, als Charlie ihm und Ginny mitgeteilt hatte, er würde seine jetzige Freundin mitbringen. Vielleicht war es ja etwas ernstes.
„Mein Name ist Carlotta Vieri", stellte sich Charlies Freundin vor. Harry fand sie sehr nett, doch leider hatte er nicht viel Zeit, sich mit den beiden zu unterhalten und so machte er sich zwanzig Minuten später auf die Suche nach Ginny.
Harry gefiel es, all seine Freunde und Bekannten bei sich zu haben. Viele von ihnen hatte er lange nicht mehr gesehen, aber Ginny und er hatten sich dazu entschlossen, dass, wenn sie schon feierten, auch alle Anteil daran haben sollten.
Harry vertrieb sich den Nachmittag damit, die verschiedensten Gespräche zu führen. Besonders über den Besuch vieler alter Kollegen freute er sich. Erst jetzt, wo sie alle hier beisammen waren, viel ihm auf, wie sehr er sie vermisst hatte.
„Warte erst mal, bis das Kind wirklich da ist", belehrte Harrys jüngster Kollege, Julian Whallaby, gerade Susan.
„Ach jetzt tu doch mal nicht so", sagte Susan grinsend, „du kommst dir doch ganz toll vor als ‚Familienvater'."
„Ja, wenn die Kinder dich mal nicht um drei Uhr nachts aus dem Bett schmeißen kann es tatsächlich ganz nett mit ihnen sein", sagte Julian und warf einen Blick auf den Zwillingskinderwagen neben sich, wo zwei Babys friedlich schliefen. „Wenn sie schlafen, sind sie ganz süß, oder?", fragte er Harry stolz.
„Ziemlich", stimmte Harry ihm zu. Julian grinste selbstzufrieden.
„Na also", sagte Susan, „so schlimm scheinen Kinder ja doch nicht zu sein."
„Habe ich das je behauptet?", fragte Julian und zog die Decke über seine Töchter.
„Oh, 'arry, wie schön, dich zu se'en", sagte Fleurs kleine Schwester erfreut und fiel ihm um den Hals, „wie lange ist es 'er?"
„Ich denke, dass letzte Mal haben wir uns an Bills und Fleurs Hochzeit gesehen", überlegte Harry.
„Nein, das kann ich nischt glauben", sagte Gabrielle und strahlte ihn an.
„Das letzte Mal habt ihr euch auf Fleurs dreißigstem Geburtstag gesehen", korrigierte Bill sie.
„Ah, stimmt", fiel es Harry wieder ein. Gabrielle Delacour strahlte ihn unverwandt weiter an.
„'arry", sagte sie, „darf isch dir Alain vorstellen?", fragte sie und zog einen jungen Mann herbei. Dieser lächelte Harry mit einem Baby im Arm zu. Das konnte doch unmöglich Gabrielles Kind sein!
„Kann ich meine Cousine vielleicht mal zurück haben?", rief Claire ungehalten vom Boden aus, wo sie eine ganze Horde Kleinkinder mit dem größten Vergnügen beaufsichtigte. Harry fragte sich bloß, ob es den Kindern genauso viel Spaß bereitete wie Claire.
Aber immerhin war damit die Frage nun geklärt. Scheinbar handelte es sich bei diesem Winzling tatsächlich um Gabrielles Sprössling. Harry probierte, seine Verwunderung zu überspielen.
„Hallo, freut mich sehr", sagte er zu Alain, der seine Tochter wieder Claire überlassen hatte, was Harry nicht für besonders ratsam hielt. Allerdings wollte er, dass sich an diesem Tag alle köstlich amüsierten und bei Claire wollte er keine Ausnahme machen.
Glücklicherweise kam wenige Augenblicke später Alicia dazu, die ein wenig darauf Acht gab, dass Claire es nicht mit ihrer Fürsorge übertrieb. Zumindest hoffte Harry das. Er wollte sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen und lief deshalb schnell zu Ginny, die zusammen mit Fred, George, Angelina, Katie und Lee um einen Tisch saß.
„Was haltet ihr von Oktober?", fragte Fred gerade.
„Hört sich nicht schlecht an", sagte George.
„Harry, was meinst du?", fragte Katie ihn, nachdem er sich neben Ginny gesetzt hatte, „du hast ja jetzt die große Erfahrung."
„Worum geht's denn?", erkundigte Harry sich und nahm ein Glas Wein von einer der umherhastenden Hauselfen entgegen.
„Wir wollten gerade festlegen, wann wir unseren nächsten gemeinsamen Schachabend veranstalten", sagte George und verdrehte die Augen.
„Wann wir heiraten sollen", erklärte Fred ihm. Harry verschluckte sich an seinem Wein.
„Ihr wollt heiraten?", fragte er schnell.
„Harry, ich weiß, dass heute kein einfacher Tag für dich ist, schließlich hast du unsere Schwester geheiratet. Glaub mir, wir wissen, wie es ist, mit ihr in einem Haus zu leben", seufzte Fred.
„Aber trotzdem hast du vielleicht bemerkt, dass wir den Brautstrauß gefangen haben", fuhr George fort.
Harry lachte.
„Ihr könnt doch nicht heiraten, ihr seid Brüder!", sagte er dann. Lee brach in schallendes Gelächter aus und Ginny strich ihm durchs Haar.
„Heute nicht grad auf deiner geistigen Höhe, oder?", meinte Lee grinsend. Harry überhörte seine Bemerkung.
„Also wer will jetzt genau heiraten?", fragte er, obwohl er sich wie ein dummer Schuljunge vorkam.
„Harry, überleg doch mal", sagte George, „wenn nicht Fred und ich heiraten, wer dann?"
„Wenn wir auch am Geschehen beteiligt sind", meinte Fred schnell, „bevor du noch auf die Idee kommst, Katie und Angelina könnten heiraten."
Am Ende verstand Harry trotz aller Einstiegsschwierigkeiten, dass Fred und George vorhatten, Angelina und Katie zu heiraten. Und zwar so schnell wie möglich.
„Und das alles nur wegen einem Strauß?", fragte Harry verdattert.
Lyn fand es interessant, all die Leute endlich zu treffen, von denen sie schon so viel gehört hatte. Natürlich kannte sie manche schon vom Sehen, aber seitdem bekannt geworden war, dass Lyn und Harry verwandt waren, wollten viele Leute mit ihr sprechen.
So hatte sie schon ein Gespräch mit Lee Jordan und Alicia Spinnet geführt, die ihr ganz aus dem Häuschen erklärt hatten, dass sie Lyn schon einmal im letzten Sommer im Tropfenden Kessel gesehen hatten.
„Weißt du, ich dachte damals schon, dass du eine verblüffende Ähnlichkeit mit Harry hast", sagte Alicia fröhlich, „ich meine, die schwarzen Haare, die grünen Augen."
„Seltsam, dass ihr euch so ähnlich seht", meinte Lee, „also direkt verwandt bist du ja eigentlich nicht mit ihm."
„Na ja, eigentlich haben wir nur die gleichen Augen. Seine Mutter ist ja immerhin meine Großtante gewesen", erklärte Lyn, „aber die schwarzen Haare habe ich von meiner Mutter."
„Ja", stellte Alicia fest, „wahrscheinlich kommt es einem nur so vor, dass ihr euch besonders ähnlich seht. Die grünen Augen und das schwarze Haar sind ja irgendwie das, was Harrys Aussehen ausmacht. Aber eure Gesichtsformen sind völlig unterschiedlich."
„Mhm", machte Lyn. Sie kam sich ein wenig unwohl vor, so von allen begutachtet zu werden.
„Okay, wir müssen dann auch", sagte Lee und war schon auf halbem Weg zu Fred und George. Alicia eilte ihm hinterher.
„Tschüss, war nett mit dir zu reden", sagte sie.
Lyn lächelte erschlagen und winkte ihnen zu.
„Ganz schön schwer, wenn man mit einem Professor verwandt ist, was?", sagte Howard. Ohne dass Lyn es bemerkt hatte war er neben sie getreten.
„Das kannst du glauben", sagte sie grinsend.
„Das Essen hier ist wirklich prima", sagte Howard ohne Umschweife und schnappte sich drei Käsespieße von einer der Hauselfen.
„Ja, ich hab mich vollgefressen, als hätte ich seit Wochen nichts mehr gekriegt", lachte Lyn, „und Claire redet schon wieder vom Abendessen."
Howard grinste.
„Na ja, so ne Hochzeit gibt's nicht alle Tage. Das muss man schon mal auskosten", meinte er und schob sich sein Essen in den Mund.
„Du sagst es."
Gegen fünf Uhr abends brach die Festgesellschaft nach Hogsmeade auf. Die Schüler jedoch ließen sich davon nicht stören und aßen die Kuchenreste gemeinsam auf. Auch Emma, Claire und Lyn, sowie Gabriel und Dylan Wood, beschlossen, noch eine Weile hier bei ihren Mitschülern zu bleiben.
„Wir kommen dann später zu Fuß nach!", verkündete Claire ihrer Mutter, „bis nach Hogsmeade ist es ja nicht so weit."
Harry half Ginny auf die Kutsche, die über und über mit weißen Blumen geschmückt war. Hagrid hatte sich die Mühe gemacht und war am Tag zuvor aufgebrochen, um Einhörner zu fangen, die die Hochzeitskutsche zogen.
Es war einfach ein wunderschöner Anblick. Die Gäste wurden von den üblichen Schulkutschen nach Hogsmeade gebracht.
Endlich setzten sich die Kutschen in Bewegung. Hagrid führte die Einhörner entlang des Weges. Zu Feier des Tages hatte er sich in einen tiefschwarzen Anzug gezwängt und sein Haar versucht zu kämmen. Harry dachte lächelnd daran, als sich Hagrid am Weihnachtsball während seines vierten Schuljahres das letzte Mal einen Kampf mit einem Kamm geliefert hatte. Damals waren einige Zinken in seiner Mähne stecken geblieben. Doch das war heute nicht der Fall. Anscheinend hatte er geübt.
„Na kommt, kommt", lockte Hagrid die Einhörner. Harry erinnerte sich, dass Einhörner normalerweise nicht besonders gut mit Männern auskamen, doch Harry stellte verblüfft fest, dass sie Hagrid fast willenlos gehorchten. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie es Hagrid fertig brachte, so gut mit magischen Wesen umzugehen.
„Es ist toll, oder?", fragte Ginny ihn und lehnte sich an Harrys Arm.
„Ja, es ist einfach fantastisch", gab er ihr Recht, „ich hätte nie gedacht, dass es so toll wird."
Er schaute sich um und sah, wie seine Schüler noch immer am See saßen und auch ohne sie weiter feierten.
„Es ist klasse, dass alle gekommen sind", meinte Ginny, „mit Demelza und Andrew zum Beispiel habe ich seit Jahren nur noch losen Kontakt, aber jetzt, wo sie hier sind, ist es fast so wie damals in Hogwarts."
„Wie eine Art Klassentreffen", meinte Harry.
Minuten später erreichten sie ihr Haus in Hogsmeade. Harry und Ginny beeilten sich, um noch vor ihren Gästen den Garten zu erreichen.
Sie hasteten über den Seitenweg, der direkt in den Garten führte. Beruhigt stellten sie fest, dass Terry Boots Partyservice ganze Arbeit geleistet hatte.
Anfangs war Harry ein wenig unwohl dabei gewesen, Terry und seiner Freundin Esmeralda den Garten zu überlassen, doch es war wirklich eine gute Idee gewesen. Da der Partyservice „Boot & Gucci" noch am Anfang seiner Karriere stand, war Harry überrascht von den kulinarischen Köstlichkeiten, die sie zubereiteten. In der Küche türmten sich Berge von Snacks und Esmeralda war sogar schon dabei, das Abendessen vorzubereiten.
Nach der Trauung hatten Terry und Esmeralda sich auf den Weg nach Hogsmeade gemacht und sich sofort an die Arbeit gemacht.
„Ich hab ja ein richtig schlechtes Gewissen, euch hier schuften zu lassen, während wir uns alle amüsieren", sagte Ginny und warf Terry einen skeptischen Blick zu.
„Ach was", winkte Terry ab, „schließlich bezahlt ihr uns ja dafür."
„Na ja, aber dieser herrliche Lampionschmuck war ja nicht im Preis mit inbegriffen, oder?", fragte Harry grinsend.
„Nein, dass ist unser Extra-Angebot für Ordensmitglieder", sagte Terry grinsend, „und jetzt stellt euch nicht so an, schließlich ist heute euer Hochzeitstag!"
Harry und Ginny verließen die Küche jedoch nicht, bevor Esmeralda und Terry versichert hatten, zumindest den Abend zusammen mit ihnen zu feiern, was sie erfreut angenommen hatten.
Kurz vor acht Uhr abends begann es zu dämmern. Es wurde ein wenig frisch, doch Harry spürte es nicht.
Einige der Kinder hatten sich rund um das Feuer gesetzt, über dem Terry und Esmeralda schäkernd grillten. Harry setzte sich an einen Tisch zu seinen alten Klassenkameraden.
„Und, gefällt es euch?", fragte er Parvati und Lavender, die daraufhin zehn Minuten Lobesreden auf die Feier hielten.
Die Lampions wurden angemacht und Ron gegenüber von ihm warf immer wieder rasche Blicke in die Ecke des Gartens, wo Allister zusammen mit den anderen Bandmitgliedern die Instrumente aufbaute.
„Oh, dieser Salat ist einfach köstlich", rief Lavender entzückt aus und verstrickte Esmeralda in ein endloses Gespräch über die spanische Küche.
„Und, wie war's?", fragte Ron und schob sich ein halbes Steak in den Mund.
„Was?", fragte Harry ihn.
„Du weißt schon, die Trauung", schmatzte Ron.
„Oh ja, etwas merkwürdig", sagte Harry, „ich meine, ich habe mich gleichzeitig glücklich und etwas benebelt gefühlt."
Ron, Dean, Seamus und Neville nickten verstehend. Harry kamen sie vor wie eine große Gruppe lebendiger Wackel-Dackel.
„Tja, dann bist du ab jetzt Clubmitglied", sagte Seamus grinsend, „jetzt wirst du dich ganz offiziell vor Ginny rechtfertigen müssen, weshalb du das schmutzige Geschirr nur auf die Ablage stellst und nicht sofort den Abwasch machst."
Harry lachte. Soweit würde es hoffentlich nicht kommen.
„Parvati hat eine Liste gemacht, auf der steht, wann ich mit dem Abwasch dran bin", beschwerte sich Dean.
„Also bei uns mach ich es eigentlich meistens", sagte Neville, „Hannah muss sich ja den ganzen Tag um Rosie kümmern."
„Aber trotzdem", meinte Ron, „Hermine schimpft andauernd mit mir. Sie sagt, ich würde mich zu wenig um den Haushalt kümmern. Aber ich gehe ja auch arbeiten!"
„Genau", stimmte Seamus ihm zu. Harry hatte das Gefühl, bei diesem Gespräch etwas außen vor gelassen zu werden. Wahrscheinlich konnte er da erst in ein bis zwei Jahren mitreden.
„Obwohl ich zugeben muss, dass ich auch nicht den ganzen Tag zusammen mit Gabriel eingesperrt sein wollte", sagte Seamus nun, „aber jetzt ist er ja Gott sei Dank in Hogwarts."
„Wo ich mich mit ihm rumschlagen muss", sagte Harry grinsend.
„Manchmal ist er wirklich schwierig, oder?", fragte Seamus ihn, „ich meine, du als Lehrer kannst das doch am besten beurteilen."
„Na ja, er ist ein bisschen eigensinnig", sagte Harry, „so ähnlich wie Claire."
„Ja, ich glaube, mit der kommt er wirklich gut aus", lachte Seamus, „ich hoffe, die beiden machen dir nicht zu viel Ärger."
„Wartet erst mal, bis Sirius und James nach Hogwarts kommen, die toppen alle", sagte Ron und stand auf, um sich noch etwas vom Grill zu holen.
„Na ja, es war schon ein bisschen komisch, sie plötzlich sehen zu können", sagte Hermine zu Harry, „aber auch interessant."
„Ich weiß nicht, ob es mir nicht sogar lieber wäre, wenn ich keine Thestrale sehen könnte", sagte Harry geistesabwesend.
„Natürlich, aber weißt du, es einfach dumm zu wissen, dass etwas da ist, was du nicht sehen kannst", meinte Hermine und tat sich etwas von den Folienkartoffeln auf. „Du hast nicht zufällig Ron gesehen, oder?", fragte sie Harry.
„Ich hab ihn eben da hinten bei der Bühne gesehen", sagte Harry und deutete in den hintersten Winkel des Gartens, wo mittlerweile Pechfackeln brannten.
„Dann ist er wieder bei seinem Helden", seufzte Hermine, „ich bin hier wohl total abgemeldet. Liv, lass das!"
Doch im selben Moment kam Ron zu ihnen herübergeschlendert.
„Und, was hast du so getrieben?", fragte Harry grinsend.
„Ach, ich war da hinten", sagte Ron und deutete unwirsch zur Bühne.
„Und? Hast du mit ihm gesprochen?", wollte Hermine wissen.
„Weißt du, also ...", druckste Ron herum.
„Ist er jetzt doch nicht mehr so toll?", fragte sie.
„Na ja, eigentlich hat er mir eine halbe Stunde darüber erzählt, wie er mit Luna eine Expedition durch Schottland machte. So wie es aussieht, waren sie wieder mal auf der Suche nach diesen Schrumpfhörnigen Schnarchkacklern."
Hermine lächelte amüsiert.
„Ja und?", fragte sie unschuldig.
„Vielleicht ist er doch nicht ... ganz so toll. Also ich meine, er ist nett und so, aber doch etwas ... verrückt", gestand Ron.
„Was denkst du, weshalb er mit Luna zusammen ist?", fragte Harry lachend.
Ron grinste gequält.
„Aber das ändert ja nichts an der guten Musik", sagte er fröhlich und da begannen Black Velvet zu spielen.
„Lyn!", hörte Lyn eine Stimme hinter sich, „hey, Lyn, komm mal rüber!"
Lyn wandte sich um. Auf der anderen Seite des Gartens, verborgen hinter hohen Sonnenblumen, saßen Fred und George zusammen mit ihren Patensöhnen.
Lyn fragte sich, was um alles in der Welt sie von ihr wollten. Sie ging durch den Garten und von Schritt zu Schritt wurde es immer dunkler.
„Setz dich", sagte George und deutete auf den Boden.
„Was gibt's denn?", fragte Lyn gespannt.
„Kannst du dich noch an dieses Muggelfurzkissen erinnern?", fragte George sie.
„Klar", sagte Lyn. Fred und George sahen sie verschwörerisch an.
„Wir haben eins entwickelt", sagte George, „ein unsichtbares."
„Oh, wie schön", sagte Lyn, weil ihr nichts besseres einfiel. Was hatte sie mit der ganzen Sache zu tun?
„Wir dachten uns, dass du es vielleicht mal testen könntest", meinte Fred grinsend.
„Ich?", fragte Lyn verblüfft.
„Ja, du", sagte Fred, „immerhin hast du uns auf die Idee gebracht."
„Oh. Okay", sagte Lyn. Es kam ihr ehrlich gesagt nicht so vor, als hätte sie gerade jemand beauftragt ein Furzkissen zu testen. Normalerweise erledigte Claire diese Dinge. Aus Fred und Georges Sicht musste das ein ganz schöner Vertrauensbeweis sein, überlegte sie glücklich.
George gab ihr eine magentafarbene Tüte.
„Am besten, du probierst es bei unserem frischgebackenen Ehemann aus. Der fällt sicherlich am besten darauf rein", meinte er zwinkernd. Lyn grinste matt.
Mittlerweile war der Himmel sternenklar. Die Lichter der Lampions und Fackeln sowie das Lagerfeuer waren die einzige Lichtquelle.
Harry schaute sich glücklich in seinem Garten um. Alle schienen zufrieden zu sein. Er beobachtete Seamus, der leicht angetrunken lautstark Geschichten erzählte, wobei er wild mit den Armen durch die Nacht schlenkerte.
Lavender und Parvati plauderten mit Hannah und Padma und Neville spielte zusammen mit Rosie und Liv. Die Zwillinge tobten putzmunter umher und auch Gabriel und Claire schienen ihren Spaß zu haben. Fleur und Gabrielle unterhielten sich mit Händen und Füßen wild auf französisch und Charlie saß zusammen mit Carlotta im hintersten Winkel des Gartens.
„Harry, trinkst du einen Whiskey mit uns?", fragte Dean Harry, doch Harry schüttelte den Kopf.
„Lasst mal gut sein", meinte er grinsend. Immerhin wollte er sich in ein paar Jahren immer noch an seine Hochzeit erinnern können.
Also setzte Harry sich zu Ron und Oliver Wood, die wieder einmal über Quidditch am fachsimpeln waren.
„Es ist echt ein Jammer, dass du kein Quidditch mehr spielst", sagte Oliver kopfschüttelnd.
„Tja, ich habe leider keine Zeit mehr dafür", sagte Harry. Ein wenig Leid tat es ihm schon.
„Ich habe immer gedacht, dass du mal ein Star wirst", verkündete Oliver, „trinkst du einen mit?" Er deutete auf die Flache Schnaps, die vor Ron und ihm stand.
„Nein, danke", meinte Harry grinsend. Er hoffte, dass die gute Stimmung nicht nur am Alkoholkonsum lag.
„Ach, komm schon!", rief Oliver ausgelassen, „und einen kleinen!"
„Oliver, ich glaube, es reicht langsam", sagte eine Frau hinter ihnen.
„Norah, nur noch ein Schlückchen", bat Oliver. Ron grinste.
„Das kommt mir irgendwie bekannt vor", sagte er, „zum Glück lässt Hermine mich heute Abend machen, was ich will."
„Na ja, es sieht ganz so aus, als ob du dich beherrschen könntest im Gegensatz zu manchen anderen hier", sagte Norah und entwand Oliver ruckartig die Flasche.
„Das kannst du doch nicht machen!", rief dieser verstört. Norah schüttelte den Kopf.
„Sag mir, wenn du dich bis auf die Knochen blamiert hast", sagte sie und ging davon, um Dylan zu suchen.
„Oh, guck mal wie süß, deine Eltern", rief Claire entzückte und zeigte unter einen der Bäume, wo Ron und Hermine saßen. Hermine hatte den Kopf auf Rons Schoß gelegt und ließ sich von ihm mit Erdbeeren füttern.
„Ich will aber keine Geschwister mehr", murrte Emma, woraufhin Dylan in schallendes Gelächter ausbrach. Lyn kicherte ebenfalls.
„Magst du mich denn etwa nicht?", fragte Julia mit großen Augen.
„Doch", versicherte Emma ihr, „aber wenn wir noch ein Geschwisterchen bekommen, musst du dir mit ihm das Zimmer teilen."
„Ich mag auch keine Geschwister mehr", sagte Julia. Offenbar hatte sie diese Neuigkeit sehr beunruhigt. Claire grinste wie eine Verrückte.
„Das solltest du ihnen mal sagen", erklärte sie Julia. Gerade wollte Julia loslaufen, um ihren Eltern die Meinung zu sagen, als Emma sie am Arm festhielt.
„Du wirst dich hüten und ihnen so was sagen", meinte sie grinsend.
„Wieso denn nicht?"
„Das ist unartig", meinte Emma schlicht.
„Hör, was sie sagt, Julia", sagte Gabriel mit erhobenem Zeigefinger, „oder es wird bööööhse enden."
Claire lachte auf.
„Jaaah, eines Nachts wird Emma kommen und dich holen", flüsterte sie beschwörend.
„Ach, hört doch auf mit dem Quatsch!", fuhr Emma dazwischen, „geh wieder zu Samuel spielen."
Julia machte, dass sie Land gewann.
„Mein Dad ist so was von hackedicht", seufzte Gabriel und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
„Na ja, meine Mum hat meinem Dad eben den Schnaps abgeluchst, aber ansonsten hätte er wohl morgen auch einen mächtigen Kater", meinte Dylan.
„Ich wünschte, meine Mutter würde das auch tun, aber sie macht Dad sicher erst morgen früh eine mächtige Szene", lachte Gabriel, „dann hat sie endlich noch mal was gefunden, auf dem sie herumreiten kann."
„Aber im Moment sieht es doch ganz gut bei den beiden aus", sagte Lyn und schaute rüber zu Lavender und Seamus Finnigan, die nun zusammen eine Flasche Wein leerten.
„Oh nein, wenn sie sich beide betrinken muss ich wohl eher Angst haben wegen des Geschwisterchens."
Die Feier zog sich in die Länge. Allmählich machten sich die ersten Gäste daran, die Heimreise anzutreten, denn nicht alle hatten vor, über Nacht zu bleiben, und manche von denen, die im Schloss schlafen würden, wollten schon jetzt schlafen gehen.
Mrs. Figg verabschiedete sich herzlich von Harry und Ginny.
„Diese langen Abende, das ist nichts mehr für mich", erklärte sie mit nicht zu überhörendem Bedauern in der Stimme, „ich muss noch heil oben im Schloss ankommen, und mein Rheuma wird auch immer schlimmer. Aber ihr jungen Leute solltet euch ruhig noch ein Weilchen amüsieren!"
Auch Julian und Cathleen Whallaby machten sich mit ihren zweijährigen Zwillingstöchtern May und June auf den Heimweg.
„Die Kleinen müssen einfach ins Bett", erklärte Julian, „aber es war eine wunderbare Feier!"
Auch Großtantchen Muriel, eine entfernte Verwandte der Weasleys, machte sich auf den Weg nach Hogwarts, nachdem sie mit Fleur ausgiebig in Erinnerungen an die Hochzeit geschwelgt hatte, bei der sie Fleur ihr wunderschönes Diadem geliehen hatte.
Madam Pomfrey verabschiedete sich mit der Begründung, länger könne sie unmöglich von der Krankenstation fortbleiben, und auch die Professoren McGonagall, Slughorn, Flitwick und Sprout zog es in die Schule zurück; als Hauslehrer der vier Häuser hatten sie keine Ruhe. Professor Dumbledore war schon viel früher verschwunden.
Die jüngeren Kinder fingen allmählich an zu quengeln, da sie alle zum Umfallen müde waren, und so wurde kurzerhand im Wohnzimmer der Potters die Kinderschlafstation eröffnet.
Und so wurde es allmählich etwas ruhiger im Garten; die Festgesellschaft war auf achtundfünfzig Personen zusammengeschrumpft, Harry und Ginny mitgerechnet. Der Alkoholkonsum bei den Erwachsenen war noch einmal ziemlich angestiegen; irgendwie hatte Oliver Wood es wohl geschafft, die Schnapsflasche zurück zu ergattern, und auch die sonst so besorgten und strengen Ehefrauen schienen der Verlockung nicht mehr wiederstehen zu können.
Emma, Claire, Lyn, Gabriel und Dylan saßen etwas abseits und beobachteten das Treiben der Erwachsenen äußerst misstrauisch.
„Meine Güte, benehmen die sich kindisch!", meinte Claire kopfschüttelnd. Ron war gerade dabei, eine äußerst realistische Imitation einen Perlhuhnes zum Besten zu geben. Unter lautem Gelächter und Applaus stakste er über einen der Tische, wackelte mit seinen angewinkelten Armen und gackerte laut.
Emma hielt sich die Hände vor das Gesicht.
„Das Schlimme ist, dass es ihm im Nachhinein nicht einmal peinlich sein wird", stöhnte sie. Lyn grinste. Sie wäre froh gewesen, wenn ihre Eltern auch nur die leisesten Anzeichen dafür gezeigt hätten, sich im betrunkenen Zustand so wie Emmas Vater zu benehmen. Aber ihr Vater grunzte und lallte dann für gewöhnlich nur, beleidigte alle Anwesenden und war äußerst übellaunig. Und ihre Mutter betrank sich so gut wie nie – und wenn es doch einmal dazu kam, dann kicherte sie nur am laufenden Band.
Harry und Ginny hatten sich, im Gegensatz zum Großteil ihrer Gäste, weitestgehend mit dem Trinken zurückgehalten. Zwar fühlte sich Harry durchaus beschwingt und angeheitert, doch für eine Perlhuhn-Darstellung hätte es wohl kaum gereicht.
Kingsley Shacklebolt neben ihm schien auch noch einigermaßen nüchtern zu sein und beobachtete anscheinend äußerst amüsiert, wie Neville nun an die Imitation eines Ochsenfrosches gegangen war, sich auf den Tisch hockte und lauthals zu quaken anfing.
„Kingsley", wandte sich Harry an ihn, dem plötzlich ein Gedanke gekommen war, „du hast nicht zufälligerweise irgendwo eine entfernte Verwandte, die eine Squib ist?"
Kingsley sah ihn überrascht an.
„Wie kommst du darauf?", fragte er verblüfft, „ja, mein Bruder hat eine Tochter, die eine Squib ist. Aber der Kontakt zu ihr ist schon seit Jahren abgebrochen."
„Dein Bruder hat nicht zufällig eine Weiße geheiratet?", fragte Harry.
„Doch", bestätigte Kingsley.
„Und diese Squib-Tochter", hakte Harry weiter nach, „sie hat nicht zufällig schwarze Haare?"
„Ja", antwortete Kingsley, „wie kommst du darauf?"
Harry grinste. Ohne zu antworten rief er zu den fünf Kindern hinüber:
„Lyn? Kannst du mal kurz kommen?"
Lyn stand überrascht auf und ging zu Harry hinüber. Er saß neben einem schon etwas älteren Mann mit dunkler Haut, der nun neugierig zu Lyn hinüberblickte.
„Was gibt's denn?", fragte das Mädchen.
„Lyn, das ist Kingsley Shacklebolt", erklärte Harry grinsend. Lyn sah ihn fragend an.
„Shacklebolt?", wiederholte sie und langsam dämmerte es ihr. Harry nickte und grinste.
„Kingsley, darf ich dir deine Großnichte vorstellen?", sagte er und kostete genüsslich den verdatterten Gesichtsausruck auf Kingsleys Gesicht aus.
„Wie jetzt?", fragte dieser.
„Lass es mich dir erklären", lachte Harry, „deine Nichte Cloe hat meinen herzallerliebsten Cousin Dudley geheiratet. Und Lyn hier ist ihr gemeinsames Kind."
Es dauerte einige Sekunden, bis Kingsley die Bedeutung dieser Worte begriffen hatte. Dann hellte sich seine Miene auf und er ergriff Lyns Hand und schüttelte sie herzlich.
„Donnerwetter!", meinte er begeistert, „na, so eine Neuigkeit erfährt man nicht alle Tage!" Er wandte sich zu Harry um und meinte: „Dann sind wir ja, sozusagen, über was weiß ich wie viele Ecken verschwägert!"
„Könnte man sagen", stimmte Harry grinsend zu.
Hinter ihnen jaulte Colin Creevey herzerweichend auf dem Tisch, als er einen liebeskranken Wolf nachspielte.
Dobby und Winky hatten sich den ganzen Abend über vornehm zurückgehalten. Sie hatten mit Emma und Hermine über die Pläne und Errungenschaften von B.ELFE.R geredet und sich schließlich ein wenig zurückgezogen.
Es war inzwischen wieder etwas ruhiger geworden. Fred und George schnarchten Schulter an Schultern mit auf den Tisch gesunkenen Köpfen und Lee sang leise vor sich hin.
Ginny lag auf Harrys Schoß und er spielte mit einer ihrer roten Strähnen.
„Sag mal", meinte er plötzlich mit einem Blick auf die beiden Hauselfen, „könnten wir nicht vielleicht eine Haushaltshilfe ganz gut gebrauchen?"
Ginny sah ihn überrascht an.
„Wie kommst du darauf?", fragte sie verblüfft.
„Na ja", erwiderte Harry, „Dobby täte vielleicht ein neues Arbeitsumfeld mal wieder ganz gut."
„Du meinst ...", setzte Ginny an.
„... dass wir Dobby als Hauself einstellen sollen", führte Harry den Satz zuende, „genau."
Ginny schwieg einen Moment.
„Wieviel willst du ihm zahlen?", fragte sie schließlich.
„Oh, ich dachte, im Moment bekommt er zwei Galleonen pro Woche und zwei freie Tage im Monat", erwiderte Harry, „also könnten wir das doch sicher auf drei Galleonen die Woche und freie Sonntage aufstocken?"
Ginny lächelte.
„Wenn du meinst", sagte sie nur.
„Ja, meine ich", antwortete Harry und lächelte ebenfalls.
„Dann ruf den guten Dobby doch mal her", schlug Ginny vor.
Harry hob den Kopf und blickte wieder hinüber zu den beiden Hauselfen.
„Dobby!", rief er. Sofort kam der Hauself angewuselt.
„Harry Potter hat Dobby gerufen, Sir?", quiekte er aufgeregt und verneigte sich bodentief.
„Ja", meinte Harry und kam ohne Umschweife zum Punkt, „sag mal, Dobby, hättest du nicht Lust, in Zukunft hier bei uns zu Hause zu arbeiten? Ginny könnte eine zusätzliche Haushaltshilfe sicher gut gebrauchen."
Dobbys Augen wurden noch größer, als sie es ohnehin schon waren. Dann füllten sie sich mit Tränen und der Hauself brach in hemmungslose Schluchzer aus. Ginny setzte sich rasch auf und Harry beeilte sich, zu sagen:
„Also, nur wenn du möchtest, Dobby!"
„Ooohh!", heulte Dobby und er lachte unter Tränen, „Harry Potter ist so großzügig zu Dobby! Dobby könnte sich keinen besseren Meister als Harry Potter und seine wunderschöne Frau vorstellen!" Und er schnäuzte sich geräuschvoll in seine pinkfarbene Krawatte, die er heute trug. Harry und Ginny sahen sich an – und zuckten die Schultern.
Der Morgen graute bereits, als sich die letzten Gäste zur Ruhe begaben. Fred und George mussten hereingetragen werden, denn sie ließen sich durch nichts in der Welt aus dem Schlaf wecken. Lee sang noch immer leise vor sich hin und Lavender kicherte leise und wurde offenbar von einem Schluckauf geplagt.
Als schließlich alle entweder Richtung Hogwarts davon getrabt waren, oder sich in die Zimmer des Hauses verteilt hatten, begaben sich Harry und Ginny in ihr Schlafzimmer. Sie ließen sich nebeneinander auf das Bett fallen.
„Es war wunderschön", seufzte Harry und lächelte Ginny versonnen zu.
„Ja", stimmte sie ihm ebenfalls lächelnd zu, „aber ich habe jetzt schon den Horror vor morgen früh."
Harry prustete los.
„Darüber sollten wir uns jetzt aber keine Gedanken machen", meinte er grinsend und küsste sie.
