Zeitraum: Die Königsjahre
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Disclaimer: Tolkien alles, ich nix!
Alles war bereit für den großen Staatsempfang. Nach langen, zähen Verhandlungen sollten Gondor und Rhûn endlich Frieden schließen. Zu diesem Anlaß war ein pompöses Staatszeremoniell mit anschließendem rauschendem Fest geplant. Aragorn Elessar in all seiner königlichen Pracht sollte die nicht weniger prächtige rhûnische Delegation freundschaftlich in die Staatengemeinde aufnehmen.
Doch von königlicher Pracht war jetzt, eine halbe Stunde vor Beginn des Zeremoniells, noch nichts an Aragorn zu bemerken. Nur in Hemd und Hose gekleidet saß er auf seinem Bett und wartete geduldig darauf, daß Angbor, der junge Page, der ihn heute bediente, die eigens zu diesem Anlaß angefertigte Staatsrobe fand, noch einmal ausbürstete und ihm dann beim Ankleiden half.
Doch Angbor war schon seit fünfzehn Minuten im Ankleidezimmer verschwunden und langsam fragte sich Aragorn, was er da nur so lange trieb.
Gerade wollte er nachsehen gehen, als der Junge das Schlafzimmer wieder betrat.
Mit vor Schreck geweiteten Augen und sehr blassem Gesicht begann er zu stottern: „ Bitte, mein König, es ist schrecklich...ich weiß wirklich nicht...bitte schickt mich nicht in Schande nach Hause..."
Alarmiert ging Aragorn zu dem Jungen und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
„ Nun beruhige dich erst mal, Angbor. Niemand wird hier nach Hause geschickt. Was ist denn nur geschehen, daß du so aufgelöst bist?"
Der Junge weinte fast, als er antwortete: „ Oh mein Herr, es ist furchtbar! Die schöne Robe. Gestern Abend noch habe ich sie heraus gelegt damit heute alles schnell geht und nun...alles ruiniert."
Nun war Aragorn neugierig geworden. Was in aller Welt konnte schon in einem einfachen Ankleidezimmer über Nacht geschehen um sein Gewand zu ruinieren?
Vorsichtig betrat er das Zimmer und als sein Blick auf den weichen, großen Sessel fiel, der in einer Nische stand, da verstand er, was geschehen war.
Beruthiel, eine der vielen Katzen der Zitadelle, die sich besonders gerne in den königlichen Gemächern aufhielt, war wohl der Meinung gewesen, daß der samtene Stoff des Staatsgewandes sich ganz hervorragend dazu eignete auf ihm ihre Jungen zu gebären.
Aragorn lächelte und wand sich zu seinem Pagen um, der nun leise vor sich hin schniefte.
„ Weine nicht, Angbor, es ist doch nur ein Kleidungsstück. Die jungen Kätzchen sind viel wichtiger, das ist das Wunder des Lebens!"
Vorsichtig kniete Aragorn neben den Sessel nieder und streichelte sacht die neue Mutter, die zufrieden schnurrte. Zögerlich kniete Angbor neben seinem König nieder und betrachtete die Kätzchen.
„ Sie haben ja alle die Augen zu." sagte er erstaunt.
„ Das ist normal bei so jungen Kätzchen. Es dauert eine Weile bis sie ihre Augen öffnen. Aber sie wissen trotzdem, was sie tun müssen. Sieh nur, wie gierig sie bei ihrer Mutter säugen. Sag, Angbor, möchtest du eins von ihnen für dich haben, als Entschädigung für den Schrecken?"
Strahlend sah der Junge Aragorn an. „ Oh gerne, mein König. Darf ich wirklich?"
Lächelnd nickte der König. „ Ja, wenn sie alt genug sind um von ihrer Mutter getrennt zu werden, darfst du dir eins aussuchen. Aber nun eile dich und such mir ein anderes gewand heraus, wir haben nicht mehr viel Zeit."
Wenn es jemandem an diesem Abend auffiel, daß der König nicht seine neue prächtige Robe trug, so sagte doch niemand etwas. Doch das Lächeln, das den ganzen Abend nicht aus seinen Augen wich, fiel allen auf und sie freuten sich, ihren König so glücklich zu sehen.Ende
