3.
Der nächste Morgen kam für Harry viel zu schnell und noch ehe er die Augen aufschlug, fragte er sich, ob er nicht erst vor wenigen Minuten eingeschlafen war. Um sich herum hörte er die vertrauten Geräusche seiner Zimmergenossen, die sich bereits für das Frühstück fertig machen, doch er konnte sich nicht dazu entschließen die Augen zu öffnen. „Nur noch ein paar Minuten", dachte er schläfrig, während er auch schon wieder in einen leichten Dämmerzustand zurücksank. Sicherlich wäre er wieder tief und fest eingeschlafen, hätte Ron ihn nicht in diesem Moment kräftig an der Schulter gerüttelt.
„Aufstehen! Frühstück!"
Wiederstrebend blinzelte er Ron entgegen, der die Vorhänge seines Bettes zur Seite gezogen hatte und ihn nun nicht weniger müde entgegen grinste.
„Morgen!", nuschelte Harry noch immer schlaftrunken, während er auf dem Nachtisch nach seiner Brille fingerte.
Nebenan war gerade Dean damit beschäftigt Seamus zu wecken, der sich immer wieder das Kissen über den Kopf zog und genauso wenig Lust zum Aufstehen hatte. Offensichtlich war Harry nicht der einzige Gryffindor, der sich an diesem Morgen wie erschlagen fühlte. Obwohl Ron und Dean bereits mit Anziehen beschäftig waren, machten sie nicht den Eindruck, ausgeschlafen zu haben. Ron suchte verzweifelt seinen zweiten Schuh, während Dean etwas unschlüssig zwei Paar Socken in der Hand hielt und sich anscheinend nicht entscheiden konnte, welche er denn nun anziehen sollte. Seufzend schwang Harry die Beine aus dem Bett und sah sich einen Moment orientierungslos um. Neville war nicht da, doch noch ehe er nach ihm fragen konnte, zischte es leise unter seinem Bett und schlagartig war Harry wach. „Sölämen", schoss es ihm unvermittelt durch den Kopf und er sah sich besorgt nach seinen Zimmerkollegen um, doch niemand hatte das leise Zischen gehört. Wegen der ganzen Aufregung des Vorabends, hatte er weder Dean noch Seamus etwas von der Runespoor erzählt, doch nun erschien ihm dies unausweichlich.
„Äh Dean?", begann er daher zögernd, aber Dean war noch viel zu verschlafen, als dass er Harrys Gesprächsversuch überhaupt registrierte. Unschlüssig beobachtete Harry Deans Versuch Seamus in eine sitzende Position zu bringen. Ron warf ihm einen fragenden Blick zu und als Harry vorsichtig auf den Korb unter seinem Bett deutete, verstand er.
„Später", flüsterte Ron mit einem unsicheren Grinsen und warf einen raschen Blick zu Dean und Seamus. „Lass sie erst mal richtig aufwachen."
Harry nickte zögernd, während er sich unauffällig zur Runespoor beugte. So leise wie möglich versuchte er Sölämen zu erklären, dass sie sich noch etwas unauffällig verhalten musste, bis er den beiden Jungs von ihrer Anwesenheit erzählt hatte. Die Schlange rollte sich geduldig in ihren Korb zusammen und Harry atmete erleichtert auf. Er erinnerte sich noch allzu gut an die Reaktion der Krankenschwester in St. Mungo, als diese ihm das Frühstück brachte und die Runespoor auf seiner Brust schlief. Sie musste wirklich zutiefst erschrocken sein und Harry wollte seinen Mitschülern einen ähnlichen Schock ersparen. Mit Neville hatte er bereits im Zug über die Schlage gesprochen, doch bei Dean und Seamus konnte er nicht einschätzen, wie sie auf sein neues Haustier reagieren würden; schließlich galten Runespoor als das Lieblingstier von schwarzen Magiern und er wollte nicht gleich an ihrem ersten Tag in Hogwarts einen Streit provozieren.
Wenig später gingen sie gemeinsam zum Frühstück. In der Großen Halle saßen bereits Hermine, Ginny, Lavender, Parvati und Neville, die, wie auch der Rest der Schüler um sie herum, eifrig über den Vorabend diskutierten. Harry bemerkte, dass Neville reichlich blass war und immer wieder nervös nach den Posteulen Ausschau hielt. Eben als sie sich zu ihnen an den Tisch setzten, hörte er Neville bedrückt sagen:
„McGonagall hat gestern nicht viel dazu gesagt, doch ich denke, sie wird meiner Großmutter sicher eine Eule geschickt haben."
Harry war klar, dass Neville mit einem Heuler rechnete und vermutlich lag er damit gar nicht so falsch, denn seine Großmutter war, wie Harry sich erinnerte, ziemlich streng. Ginny seufzte schwer und warf Neville einen mitfühlenden Blick zu, ehe sie die Neuankömmlinge mit einem schlichten „Guten Morgen", begrüßte.
Harry setzte sich neben Hermine und begann zu frühstücken, als auch schon Professor McGonagall mit forschen Schritten auf den Tisch der Gryffindors zuging. In der Hand hielt sie die Stundenpläne für das neue Schuljahr.
„Mr. Potter, der Schulleiter erwartet Sie nach dem Mittagessen in seinem Büro", sagte sie leise aber bestimmt, während sie gleichzeitig die Stundenpläne austeilte. Harry nickte gleichmütig; irgendwie hatte er diese Ankündigung erwartet.
„Und Sie Mr. Longbottom werden sich heute Abend um 19 Uhr bei Professor Sprout zu Ihrer Strafarbeit melden", sagte McGonagall während sie Neville seinen Stundenplan für das neue Schuljahr in die Hand drückte. „Gewächshaus 2!"
„Bei Professor Sprout?", fragte Neville ungläubig und blickte seine Hauslehrerin mit weit aufgerissenen Augen an, als könnte er nicht wirklich glauben, was er da hörte.
„Allerdings!", entgegnete McGonagall barsch, aber Harry war sich sicher, ein vergnügtes Glitzern hinter ihren quadratischen Brillengläsern zu erkennen.
„Das ist doch ein Witz?", hauchte Neville, während er seiner Lehrerin nachsah, die nun mit flotten Schritten zum Lehrertisch zurückkehrte. Kräuterkunde bei Professor Sprout war Nevilles Lieblingsfach und eine Woche Nachsitzen in den Gewächshäusern konnte wohl kaum als Strafe für Neville angesehen werden.
„Wusste ja schon immer, dass der alte Drache einen guten Kern hat", grinste Ron und begann genüsslich seinen Toast zu essen.
„Nun ja, sie musste dich bestrafen, aber die Art der Strafarbeit ist selbstverständlich den Hauslehrern vorbehalten", erklärte Ginny grinsend und warf einen schadenfrohen Blick zum Tisch der Slytherins hinüber. Als Harry ihrem Blick folgte, bemerkte er, dass Malfoy an diesem Morgen nicht zum Frühstück in der Großen Halle erschienen war, anscheinend befand er sich noch immer im Krankenflügel, wie Harry mit Genugtuung vermutete.
„Sie kann Neville ja schlecht auf die Schulter klopfen und sagen, dass er dies prima gemacht hat", kicherte Lavender hinter ihrer Teetasse und auch Parvati versuchte ihr Lachen hinter vorgehaltener Hand zu verbergen.
„Das wird den Slytherins sicher die Nase hoch gehen", feixte Dean, während er sich mit einem breiten Grinsen zurücklehnte, offensichtlich diese Vorstellung genießend.
„Wäre allerdings besser, die Slytherins würden davon nichts erfahren", seufzte Hermine und zog die Stirn in Falten.
„Warum nicht?", fragte Ron mit vollen Backen und warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
„Weil es auch ohne dies genügend Reibereien zwischen den Häusern gibt", entgegnete Hermine schroff, doch noch ehe Ron ihr widersprechen konnte, hörten sie ein Rauschen über ihren Köpfen, als die Posteulen ankamen.
Neville sackte auf seinem Stuhl ein Stück tiefer, doch der erwartete Heuler blieb aus. Stattdessen landete eine braune Eule neben Harrys Kürbissaft und Hermine bekam die neueste Ausgabe des Tagespropheten. Offensichtlich hatte McGonagall keine Benachrichtigung an Nevilles Großmutter geschickt. Als die letzten Eulen verschwunden waren, stieß Neville erleichtert die Luft aus.
„Sie hat es ihr nicht gesagt", strahle er glücklich und warf einen dankbaren Blick zum Lehrertisch hoch, doch Harry registrierte dies kaum; er war viel zu neugierig auf den Brief den er erhalten hatte. Harry war sich ziemlich sicher, hier eine Nachricht von Sirius in den Händen zu halten, doch als er das Pergament entfaltete, stellte er zu seiner Verblüffung fest, dass es ein kurzer Brief von Tonks war. Sie wünschte ihnen allen einen guten Start ins neue Schuljahr.
Immer noch etwas verwirrt, reichte Harry die Nachricht an Hermine, Ron und Ginny weiter, ehe er seinen Stundenplan zur Hand nahm.
„Von Tonks?", murmelte Ron mit einem ungläubigen Kopfschütteln.
„Ich denke, sie macht sich Sorgen um Harry", erklärte Hermine zögernd, als auch sie den kurzen Brief gelesen hatte. „Schließlich weiß sie ja nichts von…" Hermine brach ab, als sie Harrys warnenden Blick auffing.
„Irgendwann werden sie es Tonks schon sagen", brummte Ron mit einem Schulterzucken und nahm nun ebenfalls seinen Stundenplan in die Hand. „Oh, ich habe in der ersten Stunde Muggelkunde."
„Du hast Muggelkunde belegt?", fragte Hermine verblüfft und ließ die Teetasse, aus der sie in diesem Moment trinken wollte, wieder sinken.
„Nun ich dachte, nachdem ich kein Wahrsagen und keinen Zaubertrankunterricht mehr habe, könnte ein bisschen Muggelkunde nicht schaden."
„Das ist schon richtig", sagte Hermine langsam, sah ihn jedoch noch immer skeptisch von der Seite her an.
„Dafür habe wir in der ersten Stunde gleich Zaubertränke", stöhnte Harry, als er sich seinen Stundenplan näher betrachtete. „Anschließend eine Doppelstunde Zauberkunst und am Nachmittag haben wir dann Pflege magischer Geschöpfe."
„Und Morgen in den ersten beiden Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste", strahlte Hermine und blickte unwillkürlich zum Lehrertisch hoch, an dem Silver ein angeregtes Gespräch mit McGonagall führte. „Bin wirklich auf den Unterricht bei ihm gespannt."
Doch Harrys Gedanken waren derzeit nicht bei Silver und dessen Unterricht, sondern bei Dean und Seamus, denen er irgendwie schonend beibringen musste, dass sein neues Haustier eine Runespoor war. Allerdings kam er an diesem Morgen nicht mehr dazu, denn gerade als er aufstehen und sich zu den Beiden setzen wollte, entstand am Tisch der Hufflepuffs ein hitziger Streit. Mehrere Schüler riefen wild durcheinander und kurz darauf stürmte Ernie Macmillan wutentbrannt am Tisch der Gryffindors vorbei. Harry konnte sehen, wie Professor Sprout, mit ärgerlicher Miene auf den Tisch ihrer Schüler zuging.
„Wie kann man denn nur so engstirnig sein", seufzte Hermine, die offensichtlich mehr von dem Streit mitbekommen hatte als Harry. „Gerade von den Hufflepuffs hätte ich etwas mehr Toleranz erwartet."
Ron gab ein kurzes, unwilliges Schnauben von sich ehe er aufstand, Hermine einen ungnädigen Blick zuwarf und seine Tasche schulterte.
„Ich muss los", sagte er knapp. „Muggelkunde findet im 7ten Stockwerk statt."
„Wir sollten uns auch beeilen, sonst kommen wir noch zu unserer ersten Stunde bei Snape zu spät", sagte Hermine steif und erhob sich ebenfalls.
„Du hast Recht", stöhnte Parvati und sah angewidert zu den Slytherins hinüber, die sich in diesem Augenblick auch erhoben. „Bin mal gespannt, mit welchem Haus wir Unterricht haben, im Stundenplan ist nichts vermerkt."
„Nachdem dies ein Vorbereitungskurs auf die UTZ-Prüfung ist, vermute ich, dass alle sechsten Klassen zusammen unterrichtet werden", grübelte Hermine.
„Kann durchaus sein", nickte Dean Thomas mit einem gequälten Grinsen und schloss sich ihnen auf dem Weg in den Kerker an.
„Ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, diesen Kurs noch zwei weitere Jahre zu belegen", seufzte Dean, als sie in den Korridor zu Snapes Klassenzimmer einbogen, wo bereits eine handvoll Slytherins vor der Tür wartete.
Genau der gleiche Gedanke war auch Harry in diesem Moment durch den Kopf geschossen, als er Pansy Parkinson sah. Die Hände in die Seiten gestemmt, funkelte sie ihnen heimtückisch entgegen.
„Na Potter, hatte da jemand Mitleid mit dir gehabt, dass sie dich nun doch an diesem Kurs teilnehmen lassen?", lachte sie hämisch. „Hast wohl ein paar herzzerreisende Tränen vergossen."
„Ich wundere mich auch, dass jemand mit deiner Intelligenz den Weg in den Kerker findet und das Ganze auch noch ohne Malfoy. Wirklich bewundernswert!", entgegnete Harry kalt und beschloss, sich auf keine weiteren Diskussionen mit ihr einzulassen.
„Kommt euch wohl super toll vor, nachdem dieser unzurechnungsfähige Tölpel von Longbottom in seiner Angst um sich geschlagen und Malfoy versehentlich ins Gesicht getroffen hat?", schnarrte Montague und zog verächtlich die Lippen nach oben, so dass sich seine unregelmäßigen Zähne entblößten.
„Wie euer Kumpel bereits sagte, Malfoy hat bekommen, was er verdiente", mischte sich nun Dean in nicht weniger angewidertem Ton ein.
„Lasst Moran aus dem Spiel!", fauchte Pansy, doch noch ehe dieser Streit weiter eskalieren konnte, öffnete sich die Kerkertür und Snape ließ sie ein.
Sie hatten ihre Plätze in der hintersten Reihe noch nicht eingenommen, als Ernie Macmillan und Justin Flinch-Fletcher aus Hufflepuff und sechs weitere Schüler aus Ravenclaw den Unterrichtsraum betraten. Hermine seufzte unterdrückt, als Ernie und Justin sich, soweit es in diesem Klassenzimmer möglich war, voneinander entfernt einen Platz suchten. Harrys Blick haftete einen Moment an Ernie, ehe er wieder nach vorn sah, wo Snape soeben an sein Pult getreten war und nun prüfend in die Klasse blickte. Sofort herrschte Totenstille im Raum und Snape begann in dem öligen, herblassenden Ton zu reden, den Harry schon immer so an ihm gehasst hatte.
„Nun, Sie alle haben sich entschlossen, an diesem UTZ-Kurs teilzunehmen und ich denke, ich muss nicht erst betonen, dass ich von jedem einzelnen hier äußerste Konzentration und Gewissenhaftigkeit verlange. Sie alle haben bei der ZAG-Prüfung bewiesen, dass Sie durchaus annehmbare Leistungen vorweisen können, auch wenn ich bei dem einen oder anderen eher von einem Zufallstreffer ausgehen muss." Snapes Lippen verzogen sich kurz zu einem verächtlichen Lächeln. „Doch seien Sie gewarnt, ich behalte mir durchaus das Recht vor, Schüler die einen deutlichen Mangel an Leistung aufzeigen, aus diesem Kurs wieder zu entfernen."
Grenzenloser Zorn kochte in Harry hoch, auch wenn Snape ihn nicht direkt angesehen hatte, so wusste er doch, dass sich diese letzten Worte auf ihn bezogen. „Warum tu ich mir das überhaupt an?", fragte er sich, während er stur den Blick über Snapes Schulter hinweg nach vorne richtete. „Weil du Auror werden willst!", meldete sich eine andere, jedoch sehr leise Stimme in seinem Hinterkopf und einen kurzen Moment spielte Harry wirklich mit dem Gedanken einfach aufzustehen und den Kerker zu verlassen. Wie sollte er weitere zwei Jahre mit diesem verhassten Menschen überstehen, dessen offensichtliches Ziel es war, Harry das Leben zur Hölle zu machen?
„…Mr. Potter auch von Ihnen erwarte ich ungeteilte Aufmerksamkeit", sagte Snape herablassend, während sich seine schmalen Lippen zu einem verächtlichen Grinsen kräuselten. „Hier in meinem Unterricht interessieren persönliche Indispositionen nicht. Entweder Sie sind in der Lage meinem Unterricht zu folgen oder Sie sollten Ihre Sachen einpacken und gehen."
„Oh nein, diese Genugtuung werde ich dir sicher nicht geben", dachte Harry grimmig, auch wenn ihm bewusst war, dass sein Lehrer hier eindeutig am längeren Hebel saß. „Dieses Jahr wird es dir nicht gelingen mich zu provozieren!"
„Sie haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit! Sir!", entgegnete Harry ohne seinen Blick von dem imaginären Punkt über Snapes Schulter zu wenden, während er sich bemühte, die gleiche Kälte in seine Stimme zu legen, mit der Snape ihm für gewöhnlich begegnete. Harry wusste, dass genau dieses Verhalten seinen Lehrer mehr als alles andere in Rage brachte.
„Dann sehen Sie mich gefälligst an, wenn ich mit Ihnen Rede!", bellte Snape durch den Klassenraum und Harry konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie Hermine neben ihm zusammenzuckte.
„Selbstverständlich, wenn Sie das wünschen, Professor!", würgte Harry mit mühsam unterdrücktem Zorn hervor und bohrte seinen Blick in den von Snape.
Für einige Momente trugen sie ein stummes Duell mit Blicken aus, bis Snape sich mit unverhohlenem Hass in den Augen abwandte, um seinen Unterricht fortzusetzen. Ein winziges Gefühl des Sieges klomm in Harrys Brust auf, während er seinen Zaubertranklehrer beobachtete, der nun mit eisiger Miene zur Tafel vorging und mit seinem Zauberstab hart dagegen schlug. „Nur zu, lass deinen Zorn ruhig an der Tafel aus!", dachte Harry mit einem grimmigen Lächeln und sah zu, wie auf der bis dahin leeren Tafel, die Rezeptur eines Zaubertrankes erschien.
„In diesem Kurs müsste es jedem von Ihnen möglich sein, diesen relativ simplen Trank zu brauen. Fangen Sie an! Zutaten finden Sie im Schrank!"
Niemand wagte es ihm zu widersprechen, doch es waren nicht nur die Gryffindors die dem Zaubertranklehrer giftige Blicke zuwarfen.
„Relativ simpel! Ha, das ich nicht lache!", schnaubte Hermine wütend, als sie die Treppen zu Professor Flitwicks Klassenraum hochstiegen. „Ich glaube nicht, dass auch nur ein Einziger von uns diesen Trank wirklich vollständig richtig hatte."
Harry nickte mit einem kläglichen Grinsen, als er an die klebrige Masse in seinem Kessel dachte. Dean und Parvati, die immer noch reichlich blass um die Nase aussahen, nachdem Deans Zaubertrank den Geruch von sauerer Milch angenommen hatte, nickten ebenfalls stumm. Noch immer gegen die Übelkeit ankämpfend, schienen sie zu keinem Kommentar fähig.
„Und wie war´s?", fragte Ron gutgelaunt, als sie am Klassenzimmer ankamen, vor deren Tür bereits der Rest der Gryffindors auf den kleinen Lehrer für Zauberkunst wartete.
„Frag lieber nicht!", funkelte Hermine ihn ungehalten an.
„Derselbe Bastard, wie eh und je", würgte Dean zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
„Oh, oh, das klingt nach einem vielversprechenden Anfang!", grinste Ron, fügte jedoch, als er die empörte Blicke auffing, bedeutend mitfühlender hinzu: „Was hat der alte Schleimbeutel sich diesmal ausgedacht?"
„Entgiftungstrank!", brummte Parvati und verdrehte die Augen.
„Ihr seht eher so aus, als hätte Snape versucht euch zu vergiften", sagte Neville und klopfte Dean aufmunternd auf die Schulter. Harry gab ihm im Stillen Recht, Parvatis und Deans Gesichtsfarbe hatte ein ungesundes olivgrün angenommen.
Die folgenden beiden Stunden Zauberkunst waren im Vergleich zu Snapes Unterricht eine Wohltat. Professor Flitwick ließ sie eigenständig noch mal die Schweige- und Verschwindezauber üben und so gelang es Harry endlich, mit Dean Thomas und Seamus Finnigan über sein neues Haustier zu sprechen. Entgegen aller Erwartung schien ihnen der Gedanke an eine Runespoor im Schlafraum keine Probleme zu bereiten. Seamus ging sogar soweit, Witze darüber zu reißen.
„He überlegt doch mal was das für Vorteile mit sich bringt", grinste er breit. „Kein verrückter Messermörder wird sich in einen Schlafraum wagen, im dem eine Runespoor Wache hält!"
Harry war klar, dass Seamus auf ihr drittes Schuljahr anspielte, als Sirius an Halloween in den Schlafsaal eingedrungen war, um an Peter Pettigrew heranzukommen. Unwillkürlich versetzte es Harry einen Stich, als ihm wieder bewusst wurde, dass die Zaubererwelt Sirius noch immer für einen Mörder und Verräter hielt. Es wäre alles ganz anders gekommen, wenn Sirius es in jener Nacht geschafft hätte Peter zu fangen. Peter wäre enttarnt, Sirius rehabilitiert worden und Voldemort hätte nicht zurückkommen können. Vermutlich hätte dann auch Trelawney keine zweite Prophezeiung ausgesprochen.
Tief in diesen Erinnerungen versunken, starrte Harry aus dem Fenster. Dicke, schwarze Wolken trieben über den grauen Himmel dahin, als wollten sie sicherstellen, dass wirklich kein Sonnenstrahl nach unten durchdringen konnte. Harry seufzte schwer, als er unwillkürlich an die Prophezeiung dachte, die Trelawney im selben Schuljahr ausgesprochen hatte. „Der schwarze Lord ist einsam, von Freunden und Anhängern verlassen. Sein Knecht lag zwölf Jahre in Ketten. Heute Nacht, vor der zwölften Stunde, wird der Knecht die Ketten abwerfen und sich auf den Weg zu seinem Meister machen. Mit seiner Hilfe wird der schwarze Lord erneut die Macht ergreifen und schrecklicher herrschen denn je."
Hätte Harry diese Prophezeiung damals nicht miterlebt und wäre nicht genau das eingetroffen, was Trelawney vorhergesagt hatte, so würde Harry die erste Prophezeiung ganz einfach als Unsinn abtun. Die Wahrsagelehrerin hatte in den vergangenen Jahren so oft seinen Tod vorhergesagt, dass Harry ihre Aussagen für gewöhnlich nicht mehr ernst nahm. Dennoch konnte er die Existenz wahrer Vorhersagen nicht leugnen, so gern er dies auch getan hätte. Es war ein quälender Gedanke, dass letzten Endes alles von Harrys Erfolg oder Misserfolg abhing. Laut Trelawneys Prophezeiung war er der Einzige, der Voldemort aufhalten konnte; auch wenn er in diesem Moment nicht die leiseste Vorstellung hatte, wie er dies schaffen konnte. Realistisch gesehen, war sein Untergang wahrscheinlicher als sein Sieg.
Einige Plätze weiter lachten Lavender und Parvati ungezwungen, so als gäbe es dort draußen keinen dunklen Zauberer, der skrupellos die Macht an sich reißen wollte und Harry fragte sich unwillkürlich, ob die Beiden wussten, wie groß die Gefahr wirklich war. Ahnte überhaupt jemand von seinen Mitschülern, was Voldemorts Rückkehr bedeutete oder ignorierten sie dieses Wissen einfach, weil sie sich in den schützenden Mauern Hogwarts vor Angriffen sicher fühlten? Lavender lachte erneut laut auf und Harry verspürte plötzlich den irrwitzigen Wunsch, ihr dieses Lachen zu verbieten. „Wie können sie nur alle so tun, als ob nichts wäre? Als ob es keine Toten gegeben hätte?", dachte Harry mit aufkeimendem Zorn, doch in diesem Augenblick läutete es und Flitwick beendete die Unterrichtsstunde.
„Alles in Ordnung mit dir?", fragte Hermine besorgt, als sie sich auf den Weg zum Mittagessen machten und erst in diesem Moment wurde Harry bewusst, dass sie ihn beobachtete.
„Ja, warum sollte es auch nicht?", entgegnete er ruppig, doch einen Augenblick später tat es ihm bereits leid. „Entschuldige, ich wollte dich nicht so anfahren", fügte er leise hinzu und drückte entschuldigend ihre Hand.
Hermine nickte mit einem verständnisvollen Lächeln, ehe ihr Gesicht wieder ernst wurde und sie ihre Schritte verlangsamte.
„Machst du dir Sorgen, was Dumbledore von dir will?"
„Nein, ich vermute, Dumbledore will mit mir über die Occlumency-Stunden bei Silver reden."
„Kann sein", nickte sie nachdenklich. „Und…..fühlst du dich bereit, sie wieder aufzunehmen?"
„Mir wird wohl kaum was anderes übrig bleiben, wenn ich das Fiasko vom letzten Jahr…"
Harry brach ab, als sie die Eingangstür zur Großen Halle erreichten und dort mit einer Schar Slytherins zusammentrafen. Malfoy, Parkinson, Grabe, Goyle und Maron waren unter ihnen und wie Harry ärgerlich feststellen musste, hatte Madam Pomfrey an Malfoys Gesicht ganze Arbeit geleistet; nichts deutete mehr auf den Schlag hin, den Neville ihm versetzt hatte. Seine Zähne blitzten ebenmäßig als er den Mund zu einem verächtlichen Grinsen verzog und auch seine Nase schien keinen bleibenden Schaden davon getragen zu haben; auch wenn ihm Harry dies wirklich gegönnt hätte. Beide Gruppen blieben stehen, als traue sich keiner dem anderen den Rücken zuzukehren und im Bruchteil einer Sekunde knisterte die Luft um sie herum, als wäre sie elektrisch aufgeladen. Harrys Hand umschloss unwillkürlich den Zauberstab in seiner Tasche und aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass Hermine, Ron, Neville und Dean es ihm gleich taten.
„Einen guten Appetit, zusammen!", erklang plötzlich Silvers gelassene Stimme hinter ihnen und ließ beide Parteien gleichsam zusammenzucken, dennoch kam nun Bewegung in beide Gruppen, denn Silver kam mit ruhigen Schritten näher und deutete ihnen durch eine einladende Bewegung seiner Hand an, in die Halle zu gehen. Die Slytherins nickten ihm freundlich, wenn auch steif zu und wandten sich zum Gehen, während die Gryffindors sich entspannten und ihnen mit größerem Abstand folgten.
Fortsetzung folgt……..
Review-Antworten:
Als aller erstes einmal ein riesengroßes Dankeschön für euere vielen lieben Reviews! Bin immer noch ganz baff! Ihr seid einfach super und habt mich damit sehr, sehr glücklich gemacht!
So und nun tief Luft hol….
@ Six83: Richtig, das hat noch eine größere Rolle! *zwinker* und Silvers erste DADA Stunde kommt im nächsten Kapitel.
@ Samantha Black: Mach ich doch glatt! *Sternchen huscht zurück an die Tastatur!* *ggg*
@ Louis M. Wolf: Ich weiß dein Kompliment sehr zu schätzen! *gggg*
@ Lady Candlelight: Zu Befehl! *sfg*
@ Krone: Gut, du hast mich überzeugt! Habe nun auch was in meine Bio reingeschrieben! Zufrieden? *sfg*
@ Mnemo_chan: Ernie ist mit niemanden aus Hogwarts zusammen, was es ihm aber trotzdem nicht einfacher macht. ;-)
@ Koryu: Freut mich, dass dir die Story gefällt!
@ Raven 217: Freu mich schon dein nächstes Kapitel zu lesen! *strahl* Und…danke für deine elektrisierende Review! J
@ Jana: Ja es geht bald weiter! *zwinker*
@ Fluffy Bond: Tja, begeistert waren die Slytherins sicher nicht. *fg*
@ Padfoot´s Mate: Mach ich doch sofort! *sfg* War das Kapitel schnell genug?
@ Sweetiii: Nun hast du mich aber neugierig gemacht! Was für ein Paar vermutest du denn?
@ torence: Vielen Dank für dieses Kompliment! *rotwerd*
@ Aragorns Hope: Ich kann dich beruhigen, Ron wird sich nicht in Ernie verknallen! Was das Ganze mit dem Titel meiner Story zu tun hat, werde ich jetzt noch nicht verraten. Und ja, in den folgenden Kapiteln wird es auch wieder um den Rest der Ordensmitglieder gehen. Zu viele Wünsche? Nein, bin ja nicht verpflichtet auf jeden einzelnen einzugehen. *sfg* Hm, die Länge dieser Story…Oh weh, schwer zu sagen! Meiner eigenen Vermutung nach wird sie länger werden als die Vorgeschichte, doch ich selbst kann das noch nicht so genau abschätzen. Mir kommen auch immer wieder während des Schreibens Ideen, die ich dann mit einbaue und dadurch wird die Story länger als geplant.
@ Kirilein: Ja! Sieht fast so aus, als wäre McGonagall wirklich ein bisschen stolz. *zwinker*
@ Mr. Set: Welche Erklärung von Ron meinst du?
@ Minni: Werde mein Bestes versuchen! *ggg*
@ Mordor: Danke ;-)
@ Draco Fan: Ja, Draco kommt noch häufiger vor! *ggg*
@ Gwendhwen: Mach ich, extra schnell für dich! J
@ Yanis Tamien: Mach ich! Kann euch doch nicht solange warten lassen! *fg*
@ Sly: Vielen Dank für dein großes Lob! Zu P4 , ich denke, dass die vergangenen Ereignisse in Harry etwas ausgelöst haben, das ihn nun nachdenklicher macht. Zu P5 Nein bin ich dir sicher nicht böse darüber *sfg* Allerdings werde ich deinen Rat nur in Ansätzen beherzigen, da ich der Überzeugung bin, dass sich jeder Autor seinen eigenen Stil bewahren sollte. Einen Teil der Storys habe ich gelesen, bei einigen nur den Anfang, weil sie mich nicht sonderlich angesprochen haben. Ist Geschmackssache, ich lese auch keinen Tolkien, da ich seinen Schreibstil grauenhaft finde. (Tolkien-Fans verzeiht mit!) Es gibt hier bei FF.net sehr begnadete Autoren, bei denen auch länger Beschreibungen nicht in sinnlose Blabla ausarten, dennoch möchte ich ihren Stil nicht kopieren. Sprich meine Storys werden auch zukünftig etwas dialoglastig bleiben. *ggg* Bei P6 musste ich etwas schmunzeln, denn vor einiger Zeit hatte jemand mal angemerkt, dass Andrea etwas zu sehr eine Mary-Sue verkörpert. P7 – ich bemühe mich! *sfg* War schön deine Review zu lesen.
@ RavenMM: Ja, Lesestoff wird es auch weiter geben und ich bemühe mich auch weiter … J
@ Kiki: Schön dass es dir gefällt! Hoffe du hast die Spannung bis zum nächsten Kapitel ausgehalten *sfg*
@ Hogwarts: Ich weiß, dass man innerhalb Hogwarts nicht apparieren kann, das war auch nur ein Gedankengang von Harry, weil er sich McGonagalls schnelles Erscheinen nicht erklären konnte. *g* Draco ist ja auch in Hogwarts und wird demzufolge auch häufiger vorkommen.
@ SB-RL-Fan: Freut mich sehr, dass sie dir gefällt!
@ Carika: Mach ich!!!!
@ Jes: Danke!!!! J
@ Rapunzelou: Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat! *ggg* Doch nun muss ich mal ganz dumm fragen, was meinst du mit - *mitdemAugekniep* ? *grübel* kann mit diesem Begriff nix anfangen.
@ xXdarknessXx: oh weh und nun eine Reviewantwort in englisch *hüstel* I´m glad you like this story. Sirius and Draco will appear more in future chapters. If you have any questions just write me a mail and I´ll try to answer you in English.
@ Kaori: Schön dass es dir gefällt und ja, mir gefällt Neville in diesem Teil auch. *g*
@ Lea: Die Szene hat mir auch sehr viel Spaß gemacht zu schreiben. *fg*
@ Janine Black: Nein, nein, ich lass mich nicht unter Druck setzen! Aber über drängelnde Leser freue ich mich trotzdem! J
@ Beppo 1: Schön dass du wieder da bist! Erst mal sorry für das ständige nerven mit dem update. Wusste nicht, wie ich die alten Kapitel rauslöschen und durch neue ersetzen konnte, ohne dass es immer wieder als neues Kap erschien. Doch glücklicherweise gibt es ja aufmerksame und hilfreiche Leute (ganz lieb zu Krone guck) die mir da mit Rat zur Seite standen. So und nun zu deiner Frage….lass dich überraschen! *sfg*
@ Miss Shirley-Blythe: Ja, ja hinter Neville steckt mehr, als man auf den ersten Blick erkennt. *g*
@ Anna Moonlight: Ich freue mich über jedes Review, doch ich bin auch niemanden böse, wenn er mal kein Review schickt. Zum restlichen Fragen deiner Review werde ich mich vorläufig noch nicht äußern. J
@ Eva Luna: Wie du siehst, hat sich deine Zuversicht gelohnt! J
@ Schnuckiputz: tja, warten wir mal ab, ob es noch mal so einen Slytherin gibt. *ggg*
Puh…geschafft! Hoffentlich habe ich jetzt niemanden vergessen!
Noch mal ein herzliches Dankeschön an euch alle! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über die vielen Reviews gefreut habe!
Liebe Grüße von eueren Sternchen!
