5.

Sirius wusste nicht mehr , wie oft er innerhalb der letzten Stunden schon auf die Uhr gesehen hatte, doch mit jeden Mal, da sein Blick zu dem nostalgischen Regulator wanderte, wurde das Gefühl der Unruhe stärker.

„Gegen sechs Uhr werde ich wieder zurück sein", hatte Remus gesagt und nun war es bereits kurz vor zehn und er war immer noch nicht hier.

Sirius wusste aus eigener Erfahrung, dass sich Überwachungen für den Orden manchmal in die Länge ziehen konnten und Verspätungen um ein bis zwei Stunden waren nichts Ungewöhnliches, aber nun waren es vier Stunden und Remus hatte sich noch immer nicht gemeldet. Sicherlich gab es eine Menge Gründe, die Remus aufhalten konnten und während seines Aufenthalts im Grimmauld Place hatte Sirius den größten Teil seiner Zeit damit verbracht, auf die Rückkehr der Ordensmitglieder zu warten, dennoch war das Warten diesmal anders. Das erste Mal seit er aus Askaban geflohen war, machte er sich ernsthaften Sorgen um Remus. Vielleicht lag es an den äußeren Umständen, dass er nun nicht mehr im Grimmauld Place war, wo er über alle wichtigen Vorkommnisse unterrichtet wurde, sondern in Andreas Haus, das magisch gut geschützt und unaufspürbar nur über den kürzlich gefundenen Reisespiegel betreten werden konnte. Remus vermutete einen Spion in den eigenen Reihen und so wusste niemand außer Dumbledore und Silver etwas von seiner Rückkehr. Anfänglich fand er die Idee sehr gut, doch an diesen Abend, an dem er hier saß und auf Remus wartete, stiegen Zweifel in ihm hoch.

Vor dem Haus peitschte der Wind die knorrigen Zweige des Apfelbaums hin und her, doch Sirius konnte den Baum in der Schwärze der Nacht nur erahnen. Kein Stern blinkte vom wolkenverhangenen Himmel und Sirius hatte plötzlich das skurrile Bild einen schwarzen Leichentuchs vor Augen, dass sich lautlos über das Haus gelegt hatte.

Mit einem matten Kopfschütteln versuchte er diese Gedanken zu vertreiben und seine Konzentration erneut auf das Buch in seiner Hand zu lenken, aber es wollte ihm nicht gelingen. Nachdem er den letzten Absatz zum dritten Mal in Folge gelesen und noch immer nicht verstanden hatte, ließ er das Buch resigniert sinken. Seine Augen wanderten über das anheimelnde Wohnzimmer, das ihn genau wie Remus an den Gemeinschaftsraum der Gryffindors erinnerte und unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu Harry. Sein Patensohn hatte sich kurz nach dem Abendessen noch mal bei ihm gemeldet und ihm von seinem Unterricht bei Hagrid erzählt. Der Wildhüter war wie erwartet begeistert von Harrys Runespoor und Sirius konnte sich bildhaft das Strahlen auf Hagrids Gesicht vorstellen. Trotz seiner Sorge um Remus, huschte ein kurzes Schmunzeln über Sirius Gesicht, als er an Hagrids Begeisterung für seltene, meist gefährliche Tierrassen dachte. Manchmal lag eine kindliche Unbeschwertheit im Wesen des Mannes, der vom Äußeren her groß und furchteinflössend aussah und doch die Seele eines Kindes in sich trug.

Sirius klappte das Buch auf seinem Schoss zu und sah zu Andrea hinüber, die seit Stunden an dem alten Schreibtisch saß und tief in ihre Arbeit versunken schien. Mehrere dicke Bücher lagen aufgeschlagen vor ihr, die sie abwechselnd an sich heranzog, darin blätterte, Notizen machte und diese dann wieder zurück schob. Das fahle Licht der Schreibtischlampe fiel auf ihr Gesicht und zeigte Sirius deutlich die Anspannung in ihrem Inneren. Remus hatten ihm inzwischen viel von den Erlebnissen der letzten Wochen erzählt, doch jetzt da Sirius die junge Frau beobachtete, musste er sich eingestehen, dass er im Grunde sehr wenig von ihr wusste. Kurz vor der Hochzeit der Potters hatte er Andreas Eltern, ein Muggelehepaar kennen gelernt, das zusammen mit Lily Potter und Frank Longbottom Voldemorts Verstecke in der Muggelwelt aufspüren wollten; herzliche und fröhlich Leute, die unermüdlich gegen Voldemort arbeiteten. Umso mehr überraschte es Sirius, als er sie auf der Beerdigung von Archibald Black, einem entfernten Cousin seines Vaters, wieder traf. Es stellte sich heraus, dass Jonathan Black Archibalds Sohn war, zwar ein Squib, aber trotzdem mit den Blacks verwandt.

Einige Monate später mussten Deborah und Jonathan Black ihren unermüdlichen Einsatz gegen Voldemort mit dem Leben bezahlen. Sirius war dabei, als man ihre entstellten Leichen fand und ein eisiges Grauen erfasste ihn, als ihm bewusst wurde, dass er Andrea in dieser Nacht kennen lernte, als Frank Longbottom und Francesco Rasul, der 16-jährigen vom Tod ihrer Eltern berichten mussten. Andrea erinnerte sich nicht an diese Begegnung und auch nicht daran, dass sie sich an der Beerdigung nochmals getroffen hatten und im Stillen war Sirius sehr dankbar dafür. Frank hatte ihm später erzählt, dass Andrea in die Muggelwelt gebracht wurde, doch wie ihr Leben dort weiter verlaufen war, wusste Sirius nicht. Die Ereignisse der folgenden Monate hatten sich überstürzt und ihn letztendlich nach Askaban gebracht. Sie heute als erwachsene Frau vor sich zu sehen, machte ihm schmerzhaft bewusst, wie viele Jahre seit damals vergangen waren.

„Ach verdammt, ich kann mich nicht mehr konzentrieren", stöhnte Andrea plötzlich auf und riss ihn damit aus seiner Grübelei. Ärgerlich strich sie die letzten geschriebenen Worte durch und warf den Bleistift wütend auf den Schreiblock. „Ich verstehe nicht wo Remus bleibt, er müsste doch längst zurück sein."

 „Mir geht es nicht anders, doch vorläufig sind wir hier zum warten verdammt", seufzte Sirius, während er gleichzeitig versuchte, sie mit einem Lächeln aufzumuntern.

„Ich weiß, doch diese Warterei macht mich irre!", stöhnte sie und blickte unschlüssig auf die Notizen, die sie zuletzt durchgestrichen hatte.

Sirius nickte zum Zeichen, dass es ihm selbst nicht anders ging, stand  auf und ging langsam zu ihr hinüber. Stirnrunzelnd betrachtete er die aufgeschlagenen Bücher und die seltsame, aber hochwertig gearbeitete Holztafel, die aussah wie die Grundplatte eines Brettspiels. Der Rand der dreieckigen Holztafel wurde mit kunstvollen Einlegearbeiten verziert und im Zentrum ragte ein kleiner Dorn in die Höhe. Mehrere kreisrunde Vertiefungen verteilten sich über das Brett und waren alle durch feine Goldlinien miteinander verbunden.

„Was machst du hier eigentlich?", fragte Sirius interessiert, während sein Blick von der Holztafel wieder zu den Büchern wanderte. Andrea hatte die letzten Stunden damit verbracht, immer wieder von neuem in den Bücher nachzuschlagen, sich Notizen zu machen und Sirius war davon ausgegangen, dass sie in alten Aufzeichnungen ihrer Großmutter schmökerte, doch diese Bücher waren sehr viel älter und in einer, Sirius unbekannten Sprache verfasst.

„Das frage ich mich auch", seufzte Andrea und massierte sich den Rücken der Nase. „Ursprünglich hatte ich vor zu arbeiten, doch irgendwie wird das heute nichts mehr, mir fehlt einfach die Konzentration. Ich arbeite als freiberufliche Übersetzerin", fügte sie mit einem schiefen Lächeln hinzu, als sie den verständnislosen Ausdruck in seinem Gesicht sah. „Das hier zum Beispiel sind Bücher, die erst vor einigen Jahren, nach dem Brand in einem kleinen Heimatkundemuseum gefunden wurden. Der Gemeinderat hat mich mit der Übersetzung beauftragt und irgendwann wollen die Herren auch Ergebnisse präsentiert bekommen."

„Und worum geht es in dem Buch?", fragte er, setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs und nahm das in Leder gebunden Buch in die Hand.

„Ich bin erst am Anfang, doch soweit ich es bisher überflogen habe, handelt es sich um eine alte Familienchronik. Meist ist es nicht besonders aufregend, doch mit diesen Übersetzungen bestreite ich meinen Lebensunterhalt", sagte sie mit einem matten Lächeln.

„Wie bist du dazu gekommen alte Schriften zu übersetzen?"

„Hm…ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagte sie nachdenklich. „Früher war es einfach nur die Neugier in alten Büchern zu lesen, das war vermutlich auch der Grund, warum ich alte Sprachen studiert habe. Mit der Zeit bemerkte ich, dass ich eine gewisse Begabung für die Übersetzung von komplizierten alten Schriften habe. Nach dem Studium bot mir einer meiner Dozenten eine Stelle als Übersetzerin an und so kam das eine zum anderen. Man wurde auf meine Arbeiten aufmerksam und mit der Zeit traten immer mehr Leute an mich heran, bis ich irgendwann dazu überging, nur noch das zu übersetzen, was mich auch interessierte. Im Grunde ist es jedoch eine sehr langweilige Arbeit und wirklich spannende Dinge gibt es selten zu lesen."

„Abgesehen von den alten Aufzeichnung die hier im Haus zu finden sind", schmunzelte Sirius, ehe sein Gesicht wieder ernst wurde. „Ohne deine Neugier und Begeisterung, mit der du dich durch die alten Schriften deiner Großmutter gekämpft hast, säße ich jetzt wahrscheinlich immer noch in dieser Traumwelt fest und…ich habe mich noch nicht einmal dafür bedankt."

„Du musst dich dafür auch nicht bedanken, denn ich habe es nicht für dich getan. Deine Rettung war sozusagen ein Nebeneffekt, über den ich allerdings sehr froh bin. Außerdem war es Remus, der es geschafft hat dich zurückzubringen."

Andrea wandte sich mit einem unverbindlichen Lächeln und einem Achselzucken ab und zog erneut das Buch an sich heran, doch Sirius blieb beharrlich auf der Schreibtischkante sitzen.

„Bereust du es?"

„Deine Rettung ermöglich zu haben?", fragte sie und sah verwirrt von ihrer Arbeit auf. „Ganz sicher nicht! Ich bin sehr froh…"

„Nein, das meine ich nicht", unterbrach Sirius sie kopfschüttelnd. „Ich spreche von deiner Einladung, dein Angebot, dass ich mich hier verstecken kann."

„Nein! Mache ich auf dich diesen Eindruck?", fragte sie und blickte mit ehrlicher Betroffenheit zu ihm hoch.

„Nicht direkt. Es ist eher ein Gefühl, dass du mit meiner Person ein Problem hast", entgegnete er zögernd, während er ihre Reaktion aufmerksam beobachtete.

„Ich habe ganz sicher kein Problem mit deiner Person", antwortete sie entschieden, doch Sirius entging nicht das Zittern ihrer Hände.

„Was ist es dann?"

„Ich habe keine Ahnung wovon du…"

Das Knarren der Kellertür ließ sie innehalten und einige Sekunden später hörten sie Remus Schritte in der Eingangshalle.

„Wird aber auch Zeit", brummte Sirius, doch seinem Gesicht war die Erleichterung deutlich anzusehen, als er sich vom Schreibtisch schwang und Remus entgegen ging.

Andrea stand ebenfalls auf, doch als Remus in der Tür erschien, hielt sie unwillkürlich in der Bewegung inne. Seine Haare waren zerzaust, seine Kleidung nass, dazu mit Schlamm gedeckt und in seinem blassen Gesicht spiegelt sich Bitterkeit und Erschöpfung.

„Was ist geschehen?", fragte Sirius besorgt, als Remus aus seinem Reiseumhang schlüpfte und ihn achtlos über einen Stuhl warf, bevor er sich erschöpft in einem Sessel fallen ließ.

Remus atmete schwer ein, während er sich müde mit den Händen über das Gesicht fuhr, ehe er zu Sirius und Andrea aufsah und mit schleppender Stimme zu erzählen begann.

„Wir haben einen Tipp bekommen, dass es einen Überfall auf die Familie Perks geben sollte, doch wir kamen zu spät. Wir konnten sie nicht mehr retten; sie sind alle tot. "

Für einige Momente hingen die Worte schwer im Raum und eine drückende Stille schien jedes weitere Wort überflüssig zu machen, bis  Sirius hörbar die Luft ausstieß und resignierend den Kopf schüttelte.

Mit schleppenden Schritten ging er auf Remus zu, drückte kurz seine Schulter und ließ sich in den Sessel neben ihn fallen. Es war nicht das erste Mal, dass der Orden zu spät von Überfällen erfuhr, doch Sirius wusste aus eigener Erfahrung, dass man sich an die Gefühle der Hilflosigkeit und des Zorns nie gewöhnen konnte und immer blieb ein leiser Hauch von Furcht, wen es als nächstes treffen konnte. Er musste Remus nicht in die Augen sehen, um zu wissen, dass sein Freund das Gefühl hatte, versagt zu haben und so sehr er auch wünschte, Remus diese Eindruck zu nehmen, so wusste er auch, dass dies nicht in seiner Macht lag.

„Möchtest du einen Tee?", fragte Andrea nach einiger Zeit, doch Remus schüttelte den Kopf.

„Nein, ich muss in den Grimmauld Place zurückkehren. Dumbledore hat für heute Nacht noch ein Treffen einberufen, es scheint neue Erkenntnisse zu geben. Außerdem…" Remus zögerte kurz, ehe er den Satz vollendete. „…haben wir Peters Spur wieder. Er scheint sich in der Muggelwelt zu verstecken, doch näheres werden wir heute Nacht von Tonks erfahren."

Schlagartig war jede Spur von Müdigkeit aus Sirius Gesicht verschwunden und in seinen Augen glänzte der Tatendrang. „Wie hat sie ihn gefunden?"

„Ich weiß auch nichts Genaues, sie sagte nur etwas davon, dass er sehr unvorsichtig und sorglos war", sagte Remus mit einer Miene die deutlich verriet, dass er überstürzte Reaktionen von Sirius befürchtete. „Sobald ich etwas Konkreteres weiß, werde ich mich bei dir melden."

Sirius nickte widerstrebend, auch wenn ihm anzusehen war, dass er Remus am liebsten begleitet hätte.

* * * *

Zur gleichen Zeit saßen Harry, Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum der Gryffindors über ihren Hausaufgaben. Ron brütete über seinen Aufsatz in Muggelkunde, während Harry und Hermine eine Zusammenfassung über Snapes Entgiftungstrank anfertigten.

„Irgendwie habe ich mir Muggelkunde einfacher vorgestellt", stöhnte Ron, während er unschlüssig seinen Aufsatz überflog. „Das kann doch nicht alles in einer Muggelküche stehen… „

„Was?", fragte Harry abwesend, während er im Inhaltsverzeichnis seines Buches nach Quendel suchte.

„Wir müssen eine Auflistung aller mit Elektrizität betriebener Küchengeräte und deren Anwendung verfassen, doch da stimmt was nicht. Es sind zu viele, die passen doch unmöglich alle in eine Küche."

Noch ehe Harry einen Blick auf Rons Pergament werfen konnte, hatte Hermine bereits nach dem Aufsatz gegriffen und las ihn mit gerunzelter Stirn durch.

„Hm, bis auf Fernseher und Videorekorder gehört alles in die Küche…"

„Bei Harrys Verwandten steht ein Fernseher in der Küche", protestierte Ron halbherzig.

„Schon, aber ein Fernseher ist kein Küchengerät", erklärte Hermine geduldig. „Unter Küchengeräten versteht man Dinge, die das Arbeiten in der Küche erleichtern. Mit einem elektrischen Rührgerät kannst du zum Beispiel ohne großen Kraftaufwand Kuchenteig kneten, aber…. mit einer Mikrowelle reinigen Muggel kein Geschirr, sondern sie verwenden sie um Lebensmittel schneller zu erwärmen. Und einen Toaster benutzt man nicht zum Brotbacken, sondern um einzelne Weißbrotscheiben zu rösten."

„Aber steht das wirklich alles in einer normalen Muggelküche?", fragte Ron noch immer zweifelnd. „Ich meine, wenn alle diese Geräte mit Strom betrieben werden, dann müssen die Muggel ja eine Menge Löcher in der Wand haben, aus denen der nötig Strom herauskommt und wie können die sich noch bewegen, wenn soviel Stromschnüre quer durch die Küche hängen?"

„Erstens nennt man die Löcher in der Wand Steckdosen und zweitens heißt es Stromkabel und nicht Stromschnüre", erklärte Hermine leicht genervt. „Also wirklich Ron, du solltest im Unterricht besser aufpassen. Außerdem werden diese Küchengeräte doch nicht alle gleichzeitig benutzt, man holt sie nur dann aus dem Schrank, wenn sie gebraucht werden."

„Schon gut!", brummte Ron und zog ihr ärgerlich das Pergament aus der Hand. „Wie war das noch mal mit dem Wellengerät…sie reinigen damit kein Geschirr…"

„Mikrowelle!", warf Harry grinsend ein, während er sich Ron in Tante Petunias Küche vorstellte.

„Mein ich doch!", knurrte Ron und strich den Teil seines Aufsatzes durch, in dem er das Reinigen von Geschirr in der Mikrowelle beschrieb.

„Auftauen, erwärmen oder garen von Lebensmitteln", sagte Hermine und wandte sich augenrollend wieder ihrem eigenen Aufsatz zu.

„Danke!", brummte Ron gereizt, während seine Feder erneut über das Pergament kratzte.

„Gern geschehen!"

Harry hatte seinen Aufsatz gerade beendet, als Neville ein paar Tische weiter plötzlich aufstand und zum Fenster ging. Eine graue Eule pickte ungeduldig gegen die Scheibe und als Neville das Fenster öffnete, folg sie mit einem leisen Schrei herein, zog einen Kreis durch den Gemeinschaftsraum und landete auf Harrys Zaubertrankbuch. Plötzlich verstummten die Gespräche um sie herum und während Harry die Nachricht vom Bein der Eule band, wurde ihm unangenehm gewusst, dass die Augen Aller auf ihn gerichtet waren.

„Du bist dran, Neville!", sagte Ginny in die entstandene Stille hinein, deute auf das Schachspiel vor sich und lenkte somit die Aufmerksamkeit von Harry, der ihr dies mit einem dankbaren Lächeln honorierte. Während Neville stirnrunzelnd auf das Spielbrett hinab sah, wandten sich auch die übrigen Gryffindors wieder ihren bisherigen Beschäftigungen zu.

„Von wem ist die Nachricht?", flüsterte Hermine ungeduldig, als Harry nach einer Minute den Brief immer noch ungeöffnet in der Hand hielt.

„Schachmatt!", erklang Nevilles Stimme und ließ Harry unwillkürlich zu den Beiden hinübersehen.

„Kann gar nicht sein!", sagte Ginny mit säuerlicher Miene, Neville stolzes Grinsen ignorierend.

„Doch! Mein Springer schlägt deinen König!"

Ein merkwürdiges Unbehagen beschlich Harry, während er langsam den Brief auseinander faltete, wobei es eher eine kurze Nachricht, als einen Brief zu nennen war.

       Wenn du es schaffst, dann komme

       allein um Mitternacht zur alten Weide

       am See!

       Muss dich dringend warnen!

„Was soll das denn?", fragte Ron, der genau wie Hermine über Harrys Schulter hinweg mitgelesen hatte.

„Keine Ahnung!", seufzte Harry und faltete nachdenklich das Pergament zusammen.

„Das stinkt gewaltig nach einer Falle!", ereiferte sich Hermine, doch Harry schien sie kaum zu hören. Den Blick starr auf das Fenster gerichtet, durch das die graue Eule längst verschwunden war, wiegte er grüblerisch den Kopf hin und her, als müsse er das Für und Wider scharf abwägen.

„Harry, du wirst da auf keinen Fall hingehen!", sagte Hermine eindringlich.

„Hermine hat Recht, das sieht gewaltig nach einer Falle aus", stöhnte Ron und musterte Harry besorgt, während am Tisch nebenan Lavender in lautes Gelächter ausbrach.

„Was ist daran so lustig?", ereiferte sich Parvati und Dean, der noch immer mit seinem Aufsatz für Zaubertränke kämpfte, brummte ein grantiges „RUHE!" durch den Raum.

„Entschuldige Dean, aber das war einfach zu drollig!", kicherte Lavender und versuchte es durch ihre vorgehaltene Hand zu dämpfen, was ihr einen ärgerlichen Blick von Parvati einhandelte.

„Was ist drollig?", mischte sich nun auch Ginny ein und im Nu war die Aufmerksamkeit aller Gryffindors bei dem kichernden Mädchen.

„Na schön!", seufzte Dean und legte demonstrativ seine Feder zur Seite. „Lass uns auch mitlachen. Wir hatten heut Zaubertränke und ein bisschen Aufmunterung kann uns sicher nichts schaden."

„Das wirst du nicht tun!", protestierte Parvati lautstark, was aber Lavenders Gelächter nur verstärkte.

Hermine hörte nicht mehr was Lavender ihm darauf antwortete, denn als ihr Blick zu Harrys Platz wanderte war dieser leer.

„Wo ist Harry?", fragte sie Ron, während ihre Augen besorgt den Gemeinschaftsraum absuchten, doch von Harry war nichts zu sehen.

„Er war doch gerade noch da!", sagte Ron verdutzt und blickte auf Harrys Bücher und Schulsachen, die noch immer über den Tisch verteilt lagen. „Vielleicht ist er kurz in den Schlafraum."

„Wir hätten ihn gesehen, wenn er die Treppe nach oben gegangen wäre!", entgegnete Hermine und obwohl sie flüsterte, klang ihre Stimme unnatürlich schrill. „Er muss durch das Porträtloch geschlüpft sein!"

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er so dämlich ist und zum See geht?"

„Ich habe keine Ahnung was ich glauben soll", zischte Hermine und kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.

„So doof ist Harry nicht!", sagte Ron entschieden, auch wenn sein Gesicht nur zu deutlich die Zweifel zeigten. „Ich werde im Schafsaal nachsehen!"

Ron stieg betont gelassen die Treppe zu den Jungenschlafräumen hoch, doch als er eine Minute später wieder erschien, war alle falsche Gelassenheit verschwunden und seine Stimme zitterte.

„Er ist nicht da. Was machen wir jetzt?"

„Die Karte der Rumtreiber! Wir könnten darauf nachsehen, wo Harry hingegangen ist."

„Harry hat sie nach dem Abendessen benutzt, um mit Sirius zu sprechen, er wird sie noch immer in der Tasche seiner Robe haben", entgegnete Ron zögernd, während er gleichzeitig in Harrys Schultasche nach der Karte suchte.

„Dann werden wir ihn so suchen!", sagte Hermine und stopfte hastig ihre Schulsachen zurück in die Tasche.

„Hältst du das wirklich für eine gute Idee?", seufzte Ron und schüttelte unschlüssig den Kopf.

„Dann mach einen besseren Vorschlag!", fauchte Hermine ärgerlich, während sie ihn herausfordernd ansah, doch Ron zuckte nur hilflos die Schultern.

„Ich weiß nicht, ich kann mir nicht vorstellen, dass Harry einfach so kopflos davon stürmt. Vielleicht hat er sich nur ein ruhiges Eck gesucht, um nochmals mit Sirius zu reden."

„Möglich", gab Hermine zu, während sie unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. „Doch ich bezweifle stark, dass er Sirius von dieser Nachricht erzählen wird, dazu hat Harry viel zu viel Angst, Sirius käme auf die Idee, Andreas Haus zu verlassen."

„Und seit dem Vorfall im Zauberministerium mehr denn je", nickte Ron niedergeschlagen, ehe er nach kurzem Zögern hinzufügte: „In Ordnung, lass ihn uns suchen!"

Mit einem letzten Blick auf ihre lachenden Mitschüler, huschten sie unbemerkt aus dem Gemeinschaftsraum.

Fortsetzung folgt……….

Autor-Note: Ein ganz dickes Dankeschön an alle fleißigen Review-Schreiber! Kann euch gar nicht sagen, oder beschreiben….wie schön das ist, so viele Reviews von euch zu erhalten! Es macht mich ungeheuer stolz, aber gleichzeitig auch ein bisschen verlegen und sehr, sehr glücklich! Ihr seid ein ungeheuerer Ansporn schnell weiter zu schreiben! *ggg*

Möchte an dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an Vivian sagen, die mit so viel Elan Korrektur liest, mir immer hilfreich zu Seite steht und deren Unterstützung ich nicht mehr missen möchte! Ohne sie würde diese Fic bestimmt an Qualität verlieren und ich weiß, dass eine solche Unterstützung nichts Selbstverständliches ist! Ein ganz dickes Dankeschön!

So und nun….

…die Review-Antworten:

@ Six 83: Das neue Kapitel hat diesmal etwas länger gedauert, doch ich hoffe, dass ich deine Geduld nicht überstrapaziert habe.

@ Aragorns Hope: Du machst mich verlegen! *rotwerd*

@ Janine Black: Danke, lass mich gern knuddeln! *ggg*

@  Chibi Angel 16: Oh weh, ich hoffe mal, dass ich nun keine Schwierigkeiten mit deinen Lehrern bekomme, wenn du in der Schule meine FF liest. LASS DICH NICHT ERWISCHEN!

@ Lupinchen: Hat diesmal etwas länger gedauert, doch das nächste Kapitel wird sicher schneller da sein!

@ Kathleen: Hm, ein Slash- Pärchen? Lass dich überraschen! Kann doch am Anfang der Story noch nicht alles verraten! *ggg*

@ Rapunzelou: Bist du dir wirklich sicher, dass die beiden Slytherins von Neville gesprochen haben? *sfg* Und mehr von Dumbledores humorvollen Kommentaren? Kann dir versprechen, da wird es bestimmt noch einige geben! *zwinker*

@ Miss Shirley - Blythe: Hm, ja… *grins* du hast es schon mal erwähnt, doch… *verlegenguck* ich lese es trotzdem immer wieder gerne. Fast so gern, wie das nächste Kapitel deiner Story!!!

@ ich: Ja von Hogwarts wird es jetzt viel zu lesen geben, doch wie du an diesen Kapitel gesehen hast, wird es auch um die Welt außerhalb Hogwarts gehen. *g*

@ Schnuckiputz: Schön, dass ich dir eine Freude machen konnte und ich verspreche, das Nächste kommt wieder schneller!

@ Kaori: *ggg* Ja die Szene mit Sprout und McGonagall hat auch mir riesig Spaß gemacht zu schreiben!

@ Maya: Danke für dieses nette Kompliment!

@  Mnemo – Chan: Freu mich selbstverständlich über jede einzelne Review, doch du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du es mal vergisst! *zwinker* Es gibt hier keinen Reviewzwang! *sfg*

@ Padfoot´s Mate: Na da bin ich aber froh, dass du kein Sklaventreiber bist! *sfg* Doch den Schokoriegel nehme ich gerne an!!!! *hmmm lecker*

@ Fuffy Bond: Silver kommt im nächsten Kapitel, wenn Harry seine erste DADA bei ihm hat! *ggg*

@ Geli: Ja, ich denke mal schon, dass sie mindestens genauso viele haben wird (das ist eine Drohung, denn ich erwarte dann auch dass ihr sie fleißig lest) *ssffgg*

@ X-Ray: Danke sehr! 

@ Torence: Oh, nun werde ich auch noch geknutsch! Hihihihihihi! Lass es mir aber gern gefallen! Und danke für das Kompliment!

@ Zwerg: Ja, das soll es auch!

@ Yanis Tasmiem: Freut mich, dass es dir gefällt! *ggg*

@ Eva Luna: Mir ist heute beim Reviews beantworten eingefallen, dass ich dir vor längeren Mal ein lustigeres Kapitel versprochen haben. *gggg* Hab das nicht vergessen!!!!

@ SB – RL – Fan: *bekommt auch ein Stück Apfelkuchen von Sternchen!* *gggg*

@ Kiki: Freut mich sehr! *rotwerd*

@ Kissymouse: Du hast aber viele Fragen auf einmal! Hm…*grübel* …sorry nicht böse sein, doch ich kann dir nur verraten, dass es noch einige Kapitel dauern wird, ehe wir mehr über Voldemort erfahren. Würde ich dir die anderen Fragen beantworten, ginge doch die Spannung verloren und ob dir das Lesen dann noch soviel Spaß machen würde? *sfg*

@ Kaori: Ja, wünschen darfst du! *g* Denke schon, dass sie ungefähr die Länge der ersten Fic erreicht, kann mich da aber noch nicht so ganz festlegen.

@ Frodo: Ja, in den nächsten Kapitel kommt auch wieder mehr von Sirius und Remus! Aber da Harry ja nun in Hogwarts ist, werden die meisten Kapitel zweigeteilt sein.

@ Ming: Freut mich, dass sie dir gefällt!

@ Yoda: Ich habe in diesen Kapitel etwas zur Vorgeschichte erklärt, doch ich vermute, dass im Laufe der Story noch einige Fragen auftauchen werden. Schreib einfach wenn du etwas nicht verstehst und…….vielleicht hast du ja irgendwann Zeit die erste Fanfic zu lesen *ggg*

@ Draco Fan: Hm…nun eine reine Draco-Fic wird dies hier nicht werden, doch er wird sicher noch öfters darin vorkommen! *ggg*

@ Alicia Spinnet 2: Freut mich, dass sie dir nach wie vor gefällt! *strahl*  Hm… wie meinst du das mit  und ich geb die Hoffnung nicht auf dass es noch Sirius/Remus geben wird. in irgendeinem fall *lol* ??? Beziehst du das auf gemeinsame Aktionen oder auf das Pairing? *grübel*

@ Suffer: Alle Achtung! *Hut zieh* doch befürchte ich, dass du nun viereckige Augen hast *sfg* Fühle mich aber

@ Darinka: Mach ich doch glatt! *ggg* Freu mich, dass dir die Storys gefallen.

@ sweetiii: Tja auch die Beantwortung dieser Frage musst du noch ein bisschen warten! *sfg* Aber ich weiß ja, dass du ganz viel Geduld hast! *zwinker*

@ Gwedhwen: Mach ich! *ggggg*

@ The Snitch: Ich bin auch sehr beeindruckt, wie viele fleißige Review-Schreiber diese Story lesen. Hätte wirklich nicht mit so viel Resonanz gerechnet, doch ich freu mich sehr darüber! Da macht das Schreiben gleich noch mal so viel Spaß! *ggg*

@ Samantha Black: Hm….du hast Recht! Ob das wirklich Zufall ist? Tja, das ist hier die Frage! *sfg*

@ last dance: Schön, dass dir die Story gefällt! Und ja, Streitigkeiten zwischen Gryffindor und Slytherin wird es sicher noch mehr geben!

@ Anna Moonlight: Haar die zu kurz sind, werfen schon ein schwerwiegendes Problem auf. *verständnisvoll nick* Werde mich mal mit Harry und Co beraten, wenn wir den passenden Zauberspruch gefunden haben, der deine Haare wieder wachsen lässt, werden wir zu Hilfe eilen! *grins*

@ Kirilein: Jedes mal wenn ich eine Review von dir lese, muss ich herzhaft lachen! Ist das schön!!! Aber wäre Zaubertränke wirklich dein Lieblingsfach, wenn du Snape als Lehrer hättest?

Viele liebe Grüße von einem sehr glücklichen Sternchen!!!