8.
Harry nickte und ging nach vorn zu Silver, während Ron und Hermine unschlüssig an der Tür stehen blieben.
„Ihr könnt gern hier bleiben, doch schließt bitte die Tür", sagte Silver, ehe er sich Harry zuwandte. „Es geht um den Anhänger, den du von Andrea erhalten hast. Trägst du ihn hier in der Schule?"
„Ähm…ja!", antwortete Harry wahrheitsgemäß und sah unsicher zu seinem neuen Lehrer auf. „Gibt es ein Problem damit?"
„Ja und nein", antwortete Silver und atmete tief durch, als müsste er sich für das Kommende wappnen. „Ich möchte dich bitten, dass du ihn während der Unterrichtsstunden hier oder wenn ihr wieder mit eurem DA-Treffen beginnt, nicht trägst."
„Warum?", stieß Harry verblüfft aus, während seine Hand unwillkürlich nach dem Anhänger unter seiner Robe tastete.
„Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wie du weißt, besitzt das Herzstück eines Salomonschilds eine uralte und nicht zu unterschätzende Macht, da es jedoch zusätzlich noch die Magie seines Trägers potenziert, besteht die Gefahr, dass eine Magie freisetzt wird, die……..vorsichtig ausgedrückt, übers Ziel hinaus schießen kann."
„Aber wir benutzen doch während des Unterrichts keine gefährlichen Flüche."
„Erinnere dich an den Schockzauber mit dem du Sirius außer Gefecht gesetzt hast", entgegnete Silver zögernd. „Dein Pate befand sich in guter körperlicher Verfassung, doch für jemanden in geschwächtem Zustand, hätte die Macht, die hinter diesem Fluch steckte, andere Konsequenzen haben können."
„Sie denken, die Kraft des Fluchs wurde von dem Herzstück beeinflusst?"
„Ja", nickte Silver mit einem schwachen Lächeln. „Du besitzt auch ohne dieses Amulett schon eine bemerkenswerte Kraft, doch wird diese noch potenziert…"
„Ich verstehe was Sie meinen", nickte Harry nachdenklich und starrte einen Moment aus dem Fenster, ehe er seinen Blick wieder zu Silver wandte. „Ich werde es nicht im Unterricht tragen."
„Gut! Das bezieht sich auch nur auf Unterrichtsstunden, in denen du einen Zauber gegen einen Mitschüler einsetzt", sagte Silver, während seine dunklen Augen Harry scharf beobachtenden.
„Schon klar!", sagte Harry abwesend, während seine Gedanken gleichzeitig um Andreas Amulett und die Umstände unter denen er es von ihr erhalten hatte, kreisten.
„Gut, dann noch etwas anderes. Professor McGonagall und ich waren gestern Abend am See…"
„Haben Sie jemanden gesehen?", fragte Harry rasch und plötzlich war jeder Gedanke an das Amulett verschwunden.
„Nein", antwortete Silver zögernd. „Doch ihr beide wart nicht die Einzigen, die gestern Abend in den Gängen erwischt wurden. Dieser andere Schüler konnte auch keine plausible Erklärung abgeben, warum er nachts durch die Gänge schlich. Aus diesem Grund geht Professor McGonagall davon aus, dass es sich bei dieser Nachricht um einen dummen Scherz handelte."
Harry wusste, dass er von Malfoy sprach, doch hielt er es für klüger, die Tatsache zu verschweigen, dass sie gestern Nacht mit Hilfe der Karte spioniert hatten. Er konnte nicht einschätzen wie Silver auf diese Information reagieren würde. Nachdenklich starrte Harry auf seine Füße. Sollte die Nachricht wirklich von Malfoy sein? Irgendwie zweifelte er daran; konnte sich nicht vorstellen, dass Malfoy so plump vorgehen würde, wenn er jemanden aus dem Schloss locken wollte. Andererseits, wer konnte schon wissen, was im kranken Hirn eines Slytherins vor sich ging? Harry seufzte, einen kurzen Moment lang hatte er wirklich geglaubt, Silver könnte ihm sagen von wem die Nachricht war, doch noch ehe er weiter nachdenken konnte, war Hermine näher herangetreten.
„Und was vermuten Sie, Professor?", fragte sie zaghaft.
„Du hast eine sehr scharfe Beobachtungsgabe, Hermine", entgegnete Silver lächelnd, ehe sein Gesicht wieder ernst wurde und er leise seufzte. „Nun ich persönlich halte es nicht für einen Schülerstreich, doch das ist reine Spekulation."
„Sie denken, dass mich tatsächlich jemand warnen wollte?", sagte Harry überrascht, doch Silver hob unschlüssig die Schultern.
„Schwer zu sagen, doch nicht ausgeschlossen. Wir werden abwarten müssen, ob und was da noch kommt."
„Aber Harry ist doch hier in Sicherheit, wieso sollte ihn dann jemand warnen wollen?", schaltete sich nun Ron in das Gespräch ein.
„Das ist eine durchaus berechtigte Frage", nickte Silver nachdenklich. „Aber diese werden wir hier und jetzt nicht klären können. Außerdem denke ich, ihr drei solltet nun die Beine in die Hand nehmen und in eure nächste Unterrichtstunde gehen. Professor McGonagall wartet sicher schon auf euch."
Silver hatte Recht, denn als sie das Verwandlungsklassenzimmer erreichten, hatte der Unterricht bereits begonnen. Eilig suchten sie sich einen Platz, während McGonagall ihnen einen kurzen, finsteren Blick zuwarf, doch dann fuhr sie mit ihrem Unterricht fort. Wie nicht anders erwartet, begann McGonagall auch dieses Jahr mit der Bekanntgabe des diesjährigen Lehrplans, doch schon nach kurzem gingen ihre Worte wie das ferne Plätschern eines Baches an Harry vorbei. Allerdings schien es nicht nur ihm so zu gehen, denn während McGonagall die verschiedenen Schritte der Verwandlung aufzählte, versah Ron sein Pergament mit einer Unzahl von kleinen Kringeln, Dean starrte mit glasigen Augen ins Leere und auch der Rest der Klasse, ausgenommen Hermine die McGonagalls Ausführungen interessiert verfolgte, machte einen eher gelangweilten Eindruck. „Vielleicht sind sie auch noch mit ihren Gedanken bei Silvers Unterricht", grübelte Harry, während er Parvati beobachtete die
nachdenklich eine Haarsträhne um ihren Finger wickelte und dabei nur körperlich anwesend schien.
Harrys Gedanken schweiften wieder zu Malfoy und den Brief, dann weiter zu Ernie MacMillan, der sich seit dem ersten Schultag dem Spott und den bösartigen Bemerkungen seiner Mitschüler ausgesetzt sah, bis Harry schließlich wieder an Silvers Unterricht dachte. „Denken Sie globaler! Lernen Sie ihre Kreativität und ihre Stärken zu benutzen; lernen Sie alte Begrenzungen zu überwinden und Sie werden feststellen, dass sich ungeahnte Möglichkeiten öffnen."
„Potter! Ich wäre Ihnen überaus verbunden, wenn auch Sie meinem Unterricht folgen würden!" McGonagalls Stimme riss Harry hart in das Hier und Jetzt zurück. Erschrocken blickte er auf, als er bemerkte, dass die Blicke aller auf ihm ruhten.
„Ähm….selbstverständlich, Professor!", sagte Harry und blickte schuldbewusst nach vorn zur Tafel, doch anhand vom dem, was dort geschrieben stand, hatte er nicht den blassesten Schimmer, um was es gerade ging.
„Schön, würden Sie es uns dann bitte vorführen?", knurrte McGonagall und als sie den ratlosen Ausdruck in Harrys Gesicht sah, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. Doch ehe es zu dem erwarteten Ausbruch kommen konnte, flüsterte Hermine bereits:
„Du sollst die Fliege auf deinem Tisch mit Hilfe eines Wachstumszaubers vergrößern."
„Öhm…oh ja…mach ich", stammelte Harry und zog hastig seinen Zauberstab hervor.
McGonagall öffnete bereits den Mund, aber widererwartend sagte sie nichts zu Hermines Hilfestellung, ihre linke Augenbraue wanderte lediglich nach oben. Möglicherweise war Harrys Bewegung mit dem Zauberstab zu hektisch oder sein Zauberspruch zu ungenau, denn die Fliege schwoll zu ungewollter Größe an. Einige seiner Mitschülerinnen kreischten auf und auch Ron rumpelte so erschrocken mit seinem Stuhl zurück, dass er den dahinterstehenden Tisch Neville in den Magen stieß und dieser keuchend nach Luft schnappte. Ron starrte mit schreckensbleichem Gesicht auf die riesige Fliege und Harry konnte ihm das Unbehagen wirklich nicht verdenken, denn keinen Meter von ihm entfernt saß eine Fliege auf seinem Tisch, deren Körper knapp eineinhalb Meter lang war und so vergrößert, einen ausgesprochen abstoßend und hässlichen Anblick bot. Jedes noch so kleine Detail des Insekts war zu erkennen und als ihre riesigen wimpernlosen Augen Harry fixierten, fühlte er sich stark an die Riesenspinnen im Verbotenen Wald erinnert. In dieser Größe wirkte selbst ein so harmloses Tier wie eine Fliege, bedrohlich und furchteinflößend.
Mit säuerlicher Miene hob McGonagall ihren Zauberstab und im Bruchteil einer Sekunde schrumpfte die Fliege wieder auf ihre Originalgröße zurück.
„Eine beeindruckende Leistung, Mr. Potter", schnaubte sie, doch in Harrys Ohren klang es nicht unbedingt nach einem Lob.
Ron saß noch immer stocksteif, den Rücken fest gegen Nevilles Tisch gepresst und starrte auf das Insekt, das sich in diesem Augenblick in die Luft erhob und etwas orientierungslos vor ihren Gesichtern umherschwirrte, ehe es Richtung Fenster davonflog.
„Eine coole Showeinlage", grinste einige Minuten später Dean, als sie gemeinsam zum Mittagessen in die Große Halle gingen.
„War nur nicht beabsichtigt", gab Harry mit einem schiefen Grinsen zu, ehe er sich besorgt nach Ron umsah, der mit aschgrauem Gesicht hinter ihnen her trottete.
„Mach das nie wieder", knurrte er missmutig, als er Harrys Blick auffing und auch Hermine schien von der Showeinlage, wie Dean es nannte, nicht sehr begeistert.
„Ach, stell dich nicht so an, Ron", lachte Seamus und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das war doch sehr interessant eine Fliege mal so genau anschauen zu können."
„Du hast gut reden, du hattest dieses Ding auch nicht direkt vor der Nase", entgegnete Hermine und fuhr sich erschaudernd über die Arme. „Ich wusste nicht wie grausig so eine harmlose Stubenfliege aussieht."
„Das stimmt, hast du diese hässlichen behaarten Beine gesehen?", stöhnte Lavender, woraufhin Seamus die Arme ausbreitete und eine umher schwirrende Fliege nachahmte. „Brrrrrrrrrrrrrrrrrrr"
Harrys überdimensional vergrößerte Fliege, war an diesem Tag Thema Nummer eins bei den Gryffindors und bis zum Abend hatte sich ihre Größe von einem knappen Meter auf ganze drei Meter gesteigert. Als nach dem Abendessen zufällig eine Fliege durch den Gemeinschaftsraum der Gryffindors surrte, versuchte Dean es Harry nachzumachen, doch sie schwoll lediglich auf die Größe eines Tennisballs an, ehe sie durch das offenstehende Fenster entfloh.
„He, wer hat das Fenster aufgemacht? Nun ist sie fort, dabei hätten wir sie so schön verhexen und in den Schlafsaal der Slytherins schicken können", maulte Seamus, was zu allgemeinem Gelächter führte, doch damit war des Thema Fliege für die Gryffindors erst mal vorbei.
* * * *
Zur gleichen Zeit hatten Andrea und Sirius gerade das Abendessen beendet, als Remus bei ihnen eintraf.
„Hm, riecht lecker", grinste er, als er die Küche betrat und sich zu seinen Freunden an den Tisch setzte.
„Möchtest du was? Wir haben noch genügend da", lächelte Andrea und stand auf, um einen frischen Teller zu holen, doch Remus schüttelte den Kopf.
„Nein, Molly hat gekocht, ich komme direkt vom Abendessen."
„Da entgeht dir aber was, denn dieses Abendessen hat Sirius gekocht!"
„Sogar ganz ohne Zauberei und man kann es trotzdem essen", fügte Sirius breit grinsend hinzu.
„Nicht zu glauben", feixte Remus und zog gespielt erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst."
„Kann ich auch nicht, doch irgendwie hatte ich Lust mal etwas nützliches zu tun", lachte Sirius und zwinkerte Remus zu. „Außerdem gibt es hier keine Molly, die das Küchenregiment an sich reißt."
„Dafür, dass du angeblich nicht kochen kannst, hat es hervorragend geschmeckt", schmunzelte Andrea und begann den Tisch abzuräumen, als Remus eine Flasche Wein aus der Tasche zog.
„Die ist von Tonks; sie lässt dich herzlich grüßen", sagte Remus mit einem schiefen Grinsen zu Andrea.
„Oh…danke!"
„Tonks weiß dass du hier bist?", fragte Sirius überrascht, woraufhin Remus mit einem verlegenen Gesicht die Schultern zuckte.
„Ich habe es ihr nicht erzählt, doch…….sie vermutet es."
„Nun das ist im Grunde kein Problem, doch wie kommt sie darauf? Du benutzt den Reisespiegel von deinem Zimmer aus und sie kann eigentlich nicht mitbekommen, wenn du den Grimmauld Place verlässt", sagte Sirius, während er Gläser aus dem Schrank holte und Remus einen prüfenden Blick zuwarf.
„Hm", brummte Remus und strich sich verlegen über die Nase.
„Und was meinst du mit deinem hm?", bohrte Sirius nach, während er die Gläser mit Wein füllte und jedem ein Glas gab.
„Tja eigentlich könnte sie es nicht wissen, doch sie geht einfach davon aus und als sie mich heute nach dem Abendessen fragte, ob ich später noch Andrea besuchen würde, konnte ich es schlecht leugnen."
„Ah", sagte Sirius, legte den Kopf schief und sah Remus auffordernd an. „Und weiter?"
„Nun Tonks ist geradezu versessen von der Vorstellung, dass zwischen Andrea und mir mehr wäre als nur Freundschaft", brummte Remus widerstrebend, was allerdings Sirius zu einem noch breiteren Grinsen verleitete, doch er verkniff sich eine weitere Bemerkung.
„Es ist meine Schuld, dass sie das denkt", gab Andrea kleinlaut zu und warf Remus einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid."
„Da gibt es nichts, was dir leid tun müsste", entgegnete Remus mit einem leichten Lächeln und schüttelte den Kopf. „Tonks spekuliert gerne und hätte es so oder so irgendwann vermutet. Außerdem ist es wirklich kein Problem."
„Nein, ein Problem ist es nicht, doch…." Andrea brach ab und drehte unschlüssig ihr Glas zwischen den Fingern. „Ich hätte es nur nicht tun sollen. Es war ein blöde Schnapsidee von mir."
„Ich kann damit leben", grinste Remus und für einen kurzen Moment huschte ein jungenhafter Schalk über sein Gesicht.
Andrea verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts darauf. Für einige Sekunden herrschte Schweigen, bis schließlich doch Sirius Neugier siegte.
„Wollt ihr mir nicht endlich sagen, von was ihr redet? Oder muss ich zu eigenen Spekulationen übergehen?", sagte er und sah stirnrunzelnd von einem zum Anderen.
„Oh bitte, nicht noch mehr wüste Spekulationen!", wehrte Andrea entschieden ab. „Remus und ich sind wirklich nur befreundet."
„Und was hat Tonks dann vom Gegenteil überzeugt?", schmunzelte Sirius, während er die verlegenen Gesichter der beiden Anderen beobachtete.
Andrea hob kapitulierend die Arme und seufzte, ehe sie Remus kurz zunickte.
„Tonks hat gesehen, wie Andrea und ich….uns küssten", erklärte Remus und zuckte mit einer hilflosen Geste die Schultern. „Das hat sie zu der irrigen Annahme gebracht, dass….nun ja, diese Situation hätte jeden anderen wahrscheinlich dasselbe vermuten lassen."
Für einen kurzen Augenblick sah Sirius ihn verblüfft an, ehe er lachend den Kopf schüttelte. „Eine irrige Annahme?", fragte er ungläubig und blickte demonstrativ an die Decke.
„Es ging nur darum etwas zu verdeutlichen, das…das…öhm…nun ja…ich wollte Remus …demonstrieren…." Andreas Gesichtsfarbe wurde eine deutliche Spur dunkler.
„Dies hatte wirklich nichts mit Liebe, sondern nur mit einer Demonstration zu tun", sagte Remus mit einem Anflug von Ärger in der Stimme, als Sirius die Hand auf den Mund presste um einen Lachanfall zu verhindern.
„Natürlich, das glaube ich dir sofort", sagte Sirius gespielt ernsthaft. „Ich glaube dir, dass du eine Frau küssen würdest, für die du nichts empfindest."
„Du bist ein Idiot, Sirius!"
„Danke, doch offensichtlich bin ich hier nicht der Einzige!", lachte Sirius, während er immer wieder ungläubig den Kopf schüttelte.
„Nun es war eigentlich auch so, dass ….ich Remus geküsst habe, doch es hatte wirklich nur den Zweck Remus diese andere Seite der Wirklichkeit zu erklären", seufzte Andrea kapitulierend, die sich zu einer genaueren Erklärung genötigt sah, aber für Sirius schien es keinen großen Unterschied zu machen, wer nun wen geküsst hatte und sein Mienenspiel zeigte deutlich, dass er sich zu diesem Kuss seine eigenen Gedanken machte; es war offensichtlich, dass er ihnen die Demonstration als Grund nicht glaubte.
„Das war an dem Abend als wir erkannten, dass es sich bei diesem Tor in der Mysteriumsabteilung um eine Traumpassage handelt", ergänzte Remus und schwenkte sinnend den Wein in seinem Glas. „Andrea wollte mir verdeutlichen, dass es eine Gemeinsamkeit gibt, die auf beiden Seiten gleich ist und letztendlich half mir genau diese Erkenntnis, dich in unsere Welt zurückzubringen. Auch wenn diese andere Seite der Wirklichkeit nur aus der Manifestation unserer Sehsüchte und Wünsche besteht, so waren die damit verbundenen Gefühle doch auf beiden Seiten gleichermaßen real. Um dich zu finden, musste ich mich nur auf das konzentrieren, von dem ich wusste, dass es deinen Sehnsüchten und Wünschen entsprach."
Sirius nickte und plötzlich war das Grinsen aus seinem Gesicht verschwunden und ein nachdenklicher Ausdruck entstand, bis sich ein leises, zögerndes Lächeln breit machte. Andrea bezweifelte, dass Sirius wirklich den Zusammenhang verstanden hatte, doch zu ihrer großen Erleichterung stellte er keine weiteren Fragen. Nur seine Augen, die Andrea so schmerzhaft an ihren Großvater erinnerten, blickten sie mit einem seltsamen, undefinierbaren Glimmen an.
„Dieser Kuss hatte wirklich nichts mit Liebe zu tun", sagte sie fest, wohl eher um die entstandene Stille zu durchbrechen, als dass es nötig gewesen wäre, dies nochmals zu wiederholen.
„Nun ich an Tonks Stelle hätte vermutlich auch nichts anderes gedacht", nickte Sirius, ehe er versonnen an seinem Weinglas nippte. „Gleichzeitig kann es aber auch ein Vorteil sein. Wenn sie im Grimmauld Place vermuten, dass ihr beiden eine engeres Verhältnis zueinander habt, wird keiner dumme Fragen stellen, warum Remus so oft hier ist."
„Das ist richtig", gab Remus zögernd zu. „Dadurch wird es mir erleichtert, dir Informationen zukommen zu lassen."
Andrea war Sirius für diesen Themenwechsel zutiefst dankbar und ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er dem Gespräch bewusst eine andere Wendung gegeben hatte. Offensichtlich verfügte er über das entsprechende Feingefühl, um zu erkennen, dass er hier an einen wunden Punkt gekommen war.
„Zum Thema Informationen; was gibt es Neues von Peter?", sagte Sirius, während er seine Aufmerksamkeit nun auf Remus konzentrierte.
„Nichts weiter, nur dass er sich in einem Vorort von Edinburgh verkrochen hat, doch bisher konnten wir seine Spur nicht wieder finden. Es ist ein reiner Muggelwohnort und offensichtlich lebt er dort auch als Muggel getarnt."
„Aber man müsste ihn doch durch magische Aktivität ausfindig machen können."
„Nur wenn er Magie benutzen würde, doch anscheinend tut er das nicht und wie du weißt, ist es für Zauberer sehr schwierig unter den Muggeln Nachforschungen zu betreiben."
„Wieso das?", fragte Andrea stirnrunzelnd. „Als Zauberer könnt ihr immerhin die Magie nutzen, was ein Muggel nicht kann."
„Ja schon, aber genau diese Magie ist es, die in einem nichtmagischen Bereich besonders auffällt und hinzu kommt, dass es den wenigsten Zauberer gelingt, sich über einen längeren Zeitraum hinweg unauffällig in der Muggelwelt zu bewegen. Die technologische Entwicklung der Muggel schreitet so rasch fort, dass es selbst muggelstämmigen Zauberern oder Hexen oft nicht gelingt, den Überblick, über all die Neuerungen zu behalten. Ich erinnere mich noch mit Grauen daran, als Clark und ich vor einigen Jahren in London die U-Bahn nehmen wollten und nicht wussten, dass sich deren Türen neuerdings über einen speziellen Sensor öffnen ließen. Wir haben uns wohl sehr dämlich angestellt, denn jeder auf dem Bahnsteig wurde auf unsere Unkenntnis aufmerksam. Die Einen rissen ihre Witze darüber und fragten, ob wir die letzten Jahre auf dem Mond verbracht hatten, während die Anderen uns misstrauisch beobachteten, als wären wir entflohene Strafgefangene und einige Zeit befürchtete ich wirklich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis irgendjemand von ihnen die Polizei verständigte. Keine gute Ausgangsposition um unauffällig zu bleiben."
„Hm".
„Vermutlich ist es für einen Muggel einfacher, sich unauffällig in der Zaubererwelt zu bewegen, als für einen Zauberer in der Muggelwelt", lächelte Remus und zwinkerte Andrea verschmitzt an. „Ich erinnere dich nur an deinen ersten Aufenthalt im Grimmauld Place und deinen Computer."
„Du wusstest nicht, was eine CD-Rom ist", nickte Andrea und ein verstecktes, amüsiertes Grinsen huschte über ihr Gesicht.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es heute auch noch nicht", gab Remus mit einem verlegenen Achselzucken zu. „Dinge wie Computer oder Ähnliches sind mir einfach fremd, um wirklich mehr davon zu verstehen, müsste ich mich intensiver damit befassen."
„Aber warum versteckt sich dann Peter Pettigrew in der Muggelwelt; für ihn muss es doch genauso schwierig sein?"
„Ich vermute, dass Peter einen oder mehrere Muggel gefunden hat, die ihn decken und unterstützen. Möglicherweise steckt auch noch etwas anderes dahinter, doch bisher können wir nur Spekulationen anstellen; brauchbare Ergebnisse konnten wir bisher nicht liefern."
„Außerdem hat Peter den Vorteil, dass, wenn es für ihn brenzlig wird, er sich in eine Ratte verwandeln kann und so ein kleines Tier findet leicht ein Schlupfloch", ergänzte Sirius mit einem grimmigen Brummen.
„Wir bleiben aber nach wie vor am Ball. Irgendwann macht Peter einen Fehler und dann erwischen wir ihn", sagte Remus fest und legte Sirius beruhigen die Hand auf den Arm.
„Ich weiß, doch in Anbetracht der neuesten Entwicklungen wird die Suche nach Pettigrew eher nebensächlich werden; es gibt Wichtigeres als den guten Namen eines toten Mannes wieder herzustellen", entgegnete Sirius niedergeschlagen. „Und nach dem was wir von dir erfahren haben, kann ich verstehen, wenn sich das Hauptaugenmerk auf entscheidendere Dinge konzentriert."
Remus antwortete ihm nicht darauf, doch es war ihm anzusehen, dass Sirius mit seiner Einschätzung Recht hatte. Seit die Zaubererwelt nun auch von offizieller Seite die Rückkehr Voldemorts bestätigt bekam, paarte sich die allgemeine Aufregung und Verwirrung mit Angst und Unsicherheit. Immer lauter wurde der Ruf nach härteren Maßnahmen gegen die Todesser, und langsam schien die allgemeine Ordnung aus den Fugen zu geraten. Fast täglich gingen im Zaubereiministerium hysterische Meldungen ein, dass Voldemort irgendwo gesehen wurde, oder dass verdächtige Personen in der Nachbarschaft bemerkt wurden. Die Auroren hatten alle Hände voll zu tun, diesen verschiedenen Berichten nachzugehen und trotz vieler zusätzlicher Überstunden, schien es fast unmöglich, die wirklichen Sichtungen von den Eingebildeten zu unterscheiden. Plötzlich war jeder Zauberer verdächtig der eine schwarze Robe trug und des Nachts sein Haus verließ. Misstrauen und Furcht bestimmte das Leben in der Zauberergemeinschaft, die sich über die letzten Jahre hinweg in Sicherheit wog. Was zählte da das Aufdecken der Unschuld eines einzelnen, todgeglaubten Mannes, den man eh seit fünfzehn Jahren für einen Mörder und Verräter hielt?
Es war fast Mitternacht, als Remus in den Grimmauld Place zurückkehrte, doch für Sirius war an Schlaf nicht zu denken. Immer wieder tauchten verschiedene Erinnerungen an Peter auf und zu seiner eigenen Verwunderung, waren es nicht nur negative. Längst vergessne Situationen aus ihrer gemeinsamen Schulzeit tauchten auf und nicht zum ersten Mal fragte sich Sirius, was Peter zum Verräter werden ließ. Hatte er wirklich diese gemeinsame Vergangenheit vergessen oder war es letztendlich die Furcht vor Voldemort, die ihn schließlich zu einem Todesser machte? Für einen winzigen Moment flammte fast so etwas wie Mitleid in Sirius auf, doch als er sich an den Anblick der Leichen von James und Lily erinnerte, verschwand dieses kurze Gefühl so rasch, als wäre es nie existent gewesen und Sirius wusste, dass er Peter diese Tat niemals verzeihen konnte.
Fortsetzung folgt…………..
Autornote: So meine Lieben auch das 8. Kapitel ist geschafft! *ggg* Und es ist für mich wieder Zeit mich ganz, ganz herzlich für eure lieben Reviews zu bedanken. Ihr seid einfach großartig! Gleichzeitig muss ich mich an dieser Stelle entschuldigen, dass es heute keine Review-Antworten gibt, kommen aber beim nächsten Kapitel wieder. Leider habe ich im Augenblick sehr wenig Zeit zum Schreiben und die Alternative wäre, dass ihr noch länger auf das nächste Kapitel warten müsstet und das wollte ich vor allem den Ungeduldigen unter euch nicht zumuten. *ggg*
Ein ganz herzliches Dankeschön an: Padfoot, torence, Todesser, Rapunzelou, Padfoot´s Mate, beeil dich, blub, AragornsHope, Sternchen Fan, Padfoots Mate, Eeus, Mnemo_chan, Alicia Spinnet2, SB-RL-Fan, Fluffy Bond, Lord Mystic, saelbeth, Cassandra, Six 83, Kaori, Jana, ciriana, Kiki, Miss Shirley-Blythe, Sirius-lebt, Jessy Black, Samantha Black, Eva Luna, Schnuckiputz, Janine Black, Millicent-vs.-Hermione, Hermy-ne, hab mich sehr über eure Reviews gefreut.
Liebe Grüße von euerem Sternchen!
