An: Ein schönes Osterfest allen meinen treuen Lesern und ein ganz herzliches Dankeschön für die vielen lieben Reviews!

13.

Einige Momente schien die Welt um ihn herum einfach still zu stehen, und nur das monotone Stimmengewirr seiner Mitschüler schwappte wie eine bedeutungslose Welle über ihn hinweg. „Das Ganze ist ein Alptraum!", durchfuhr es ihn, bis Jemand unsanft seinen Arm packte und daran zerrte.

„Los! Wir müssen mit Dumbledore sprechen", flüsterte Hermine eindringlich und zog Harry rigoros vom Tisch hoch. „Er muss das wissen!"

Harry nickte unschlüssig, während er umständlich die Schachtel mit dem Deckel  schloss. Für einen kurzen Moment wünschte er nichts weiter, als Zeit zu haben seine Gedanken zu ordnen, doch Hermine zerrte ihn gnadenlos mit sich, als hinge ihr Leben von diesem Gespräch mit Dumbledore ab. Eine bleierne Schwere überfiel Harry, während er mit schwankenden Schritten Hermine folgte. Er wollte jetzt nichts erklären, konnte nicht reden, ohne vorher den tosenden Gedankensturm in seinem Kopf beruhigt zu haben. „Bitte nicht Remus!", schrie es grell in ihm auf. Der brennende Wunsch nach Ruhe vermischte sich mit dem Gefühl einfach weg zu laufen müssen, doch als er den Blick zum Lehrertisch wandte, wusste er, dass es dafür zu spät war. Silver beobachtete ihn bereits aufmerksam und offensichtlich hatte er auch Harrys Reaktion auf das seltsame Päckchen mitbekommen, denn als Harry und Hermine die ersten Schritte Richtung Lehrertisch gingen, stand Silver auch schon auf und kam ihnen mit raschen Schritten entgegen. McGonagall, Sprout und Flitwick unterbrachen ihr Gespräch und sahen überrascht auf, doch Silver achtete nicht auf sie.

„Was ist los?", fragte er leise, während sein Blick kurz das Päckchen in Harrys bebender Hand streifte.

„Wir müssen mit Professor Dumbledore sprechen, man hat Harry den Zauberstab von Remus Lupin geschickt", sprudelte es atemlos aus Hermine hervor, noch ehe Harry überhaupt die Chance hatte den Mund aufzumachen. In diesem Fall war er jedoch froh, dass Hermine das Reden übernahm; seine Kehle fühlte sich noch immer trocken und rau an und er bezweifelte, dass er einen vernünftigen Satz zustande gebracht hätte.

Silver schluckte hart, ehe er kurz die Augen schloss und verstehend nickte. Einen Moment später hatte er sich jedoch schon wieder gefasst und blickte sich suchend in der Großen Halle um, doch von Dumbledore war nirgends eine Spur zu sehen. „Kommt mit!", ordnete er knapp an, legte Harry die Hand auf die Schulter und schob ihn zügig auf die große Eingangstür zu. „Professor Dumbledore wird noch in seinem Büro sein."

Mit dem Gefühl aufsteigender Panik folgte Harry ihm die Gänge entlang, bis sie nach wenigen Minuten den steinernen Wasserspeier erreichten, aber noch ehe Silver das Passwort nennen konnte, glitt der Wasserspeier bereits zur Seite und Dumbledore trat hervor.

„Guten Morgen! Wollt ihr zu mir?", fragte er stirnrunzelnd.

„Harry hat eben ein Päckchen mit Remus Zauberstab erhalten…", begann Silver und warf einen bezeichnenden Blick auf die Schachtel in Harrys Hand.

„Verstehe!", unterbrach ihn Dumbledore und machte eine einladende Handbewegung Richtung Treppe.

Harry folgte den beiden Professoren nach oben, während er sich gleichzeitig fragte, ob es außer ihm noch einen anderen Schüler gab, der schon so oft in diesem Büro gesessen hatte. Während Hermine und Silver vor und Dumbledore hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, blieb Harry stehen und reichte Dumbledore das erhaltene Päckchen. In den Minuten in denen der Schulleiter schweigend die Schachtel öffnete und den Zauberstab und den Brief heraus nahm, erschien es  Harry unmöglich sich ruhig auf einen Stuhl zu setzen. Tief in seinem Inneren spürte er einen wahren Sturm an unterschiedlichen Gefühlen, angefangen von Angst, über Zorn, Resignation und Hoffnung, dass diese Nachricht nicht das aussagte, was Harry befürchtete. Mit beiden Händen klammerte er sich an der Stuhllehne fest, während Dumbledore nachdenklich den Zauberstab von der Einen in die andere Hand nahm.

„Dies ist tatsächlich Remus Zauberstab, da gibt es keinen Zweifel", sagte der alte Schulleiter nach kurzem Schweigen, während er den Zauberstab behutsam in die Schachtel zurücklegte. „Ein seltsamer Schachzug", murmelte er versonnen, ehe er seinen Blick hob und Harry direkt ansah.

„Was wissen Sie über Remus?", wagte Harry die Frage zu stellen, von der er gleichzeitig nicht sicher war, ob er die Antwort wirklich hören wollte. „Bitte erzähl mir nun nicht, dass er tot ist!"

„Er ist seit drei Tagen verschwunden und bisher hatten wir keinen Anhaltspunkt, was wirklich geschehen sein könnte."

„Remus verließ vor drei Tagen den Grimmauld Place, ohne jemanden zu sagen was er genau vorhatte. Wir dachten zuerst, er sei bei Andrea und Sirius, doch wie sich herausstellte, ist er bei den beiden nicht eingetroffen", ergänzte Silver und fuhr sich müde über die Augen.

„Aber warum schickt nun jemand Lupins Zauberstab an Harry?", fragte Hermine und sah verwirrt zwischen Silver und Dumbledore hin und her.

„Um ihn zum Handeln zu bewegen", antwortete Silver seufzend. Dumbledore ihm gegenüber nickte bestätigend.

„Sie meinen, diejenigen, die mir den Zauberstab schickten, hofften, ich würde mich dazu hinreißen lassen, das Schloss verlassen? Für wie blöd halten die mich?", schnaubte Harry verächtlich und ließ sich ärgerlich auf den Stuhl vor sich fallen. Wäre Harry in diesen Moment ehrlich zu sich selbst gewesen, so hätte er sich eingestehen müssen, dass es genau das war, was er noch wenige Minuten zuvor tun wollte und nur durch Hermines Drängen verhindert wurde.

„Sie halten dich für clever genug um zu wissen, dass du mit diesem Zauberstab eine Möglichkeit hast Remus zu finden", entgegnete Dumbledore ruhig, während er Harry über die Gläser seiner Brille hinweg scharf ansah.

„Der Zauber, mit dem man den Bestimmungsort einer Person ausfindig machen kann, sofern man deren Zauberstab hat und der Besitzer noch vor kurzem damit zauberte", warf Hermine aufgeregt ein, ehe sie nervös auf ihrer Unterlippe kaute. Dumbledore nickte und plötzlich begriff Harry welchen Zauber sie meinte. Harry hatte bei dem Angriff im Fuchsbau seinen Zauberstab verloren und als Fred und George diesen fanden, wandten sie genau jenen Zauber an, der ihnen den Weg in die alte Klosterruine zeigte, wo Voldemort seine Gefangenen versteckte.

„Eine Falle!", nickte Silver stirnrunzelnd. „Aber dennoch eine Möglichkeit Remus zu finden."

„Immer vorausgesetzt, dass ihr Freund noch lebt", meldete sich nun eine gelangweilte Stimme hinter Harry zu Wort und als er sich umdrehte, sah er Phineas Nigellus lässig in seinem Porträt lehnen. „Was ich allerdings für unwahrscheinlich halte."

„Phineas!", sagte Dumbledore scharf und warf dem Porträt des ehemaligen Schulleiters einen warnenden Blick zu. Nigellus zuckte gelangweilt die Schultern, während Dumbledore Remus Zauberstab aus der Schachtel nahm und flach auf seine Hand legte. Harry verstand die Worte nicht, die der alte Zauberer murmelte, doch plötzlich drehte sich Remus Zauberstab auf Dumbledores Handfläche und seine Spitze zeigte nach Süden.

„Er lebt!", atmete Hermine erleichtert auf, doch Silver genau wie Dumbledore schienen sich dessen nicht so sicher; die Gesichter beider waren ernst und angespannt und plötzlich keimte in Harry ein schrecklicher Verdacht auf.

„Was wäre, wenn Remus tot wäre und dieser Zauberstab zuletzt von einer fremden Person benutzt worden wäre…… würde der Zauberstab dann in die Richtung jener Person deuten?", sagte Harry und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte.

„Das kommt auf die Menge der ausgeführten Zauber an", erklärte Silver zögernd. „Es ist unwahrscheinlich, dass jemand in den letzten drei Tagen soviel mit diesem Zauberstab gezaubert hat."

„Aber das heißt doch dann, dass Sie Lupin finden können", sagte Hermine, die sich anscheinend fest an diese Hoffnung klammerte.

„Das heißt, dass wir eine Spur haben", sagte Silver ausweichend und sah fragend zu Dumbledore, der noch immer Remus Zauberstab in der Hand hielt und tief in seinen eigenen Gedanken versunken schien.

Einige Minuten schwiegen sie, bis Dumbledore sich plötzlich räusperte und den Zauberstab zurücklegte. „Nun wir werden sehen", seufzte er müde und strich sich über den langen Silberbart. „Ich verspreche dir jedoch, Harry, wir werden nichts unversucht lassen um Remus Lupin zu finden."

„Ich weiß", nickte Harry matt, während er sich gleichzeitig fragte, warum Dumbledore dies überhaupt betonen musste. Natürlich würde Dumbledore alle Hebel in Bewegung setzten um Remus zu befreien, daran zweifelte Harry nicht; stellte sich nur die Frage, ob Remus tatsächlich noch lebte, wenn sie ihn fanden. Silver schien Harrys Gedanken zu erraten, denn er schüttelte plötzlich den Kopf und legte Harry die Hand auf die Schulter. „Noch besteht Hoffnung, dass wir ihn lebend finden und niemand von uns wird Remus kampflos seinem Schicksal überlassen."

Wenig später verließen Harry und Hermine Dumbledores Büro und schlugen den Weg Richtung Krankenflügel ein. Es war Freitag und Madam Pomfrey hatte versprochen, dass Ron nach dem Frühstück und einer kurzen abschließenden Untersuchung den Krankenflügel verlassen durfte. Doch noch ehe sie den entlegenen Teil des Schlosses, in dem sich der Krankenflügel befand, erreichten, kam ihnen Ron bereits grinsend entgegen.

„Ihr seid spät dran", gluckste er mit einem demonstrativen Blick auf seine Uhr. „Wir haben seit 10 Minuten Unterricht bei Silver und…"

„Silver hat uns erlaubt dich abzuholen", unterbrach ihn Harry mit einem schiefen Grinsen. „Dachte vermutlich du würdest den Weg allein nicht finden!"

„Was für ein Vertrauen!", stöhnte Ron theatralisch und verdrehte die Augen, doch Harry war sich nicht sicher, ob sein Augenverdrehen nun ihm oder Ernie Macmillan galt, der in diesem Augenblick ebenfalls den Gang entlang auf sie zukam.

„Na dann lass uns schauen, dass wir ihn nicht zu lange warten lassen."

„Hallo", nuschelte Ernie im Vorbeigehen und Harry war sich für einen kurzen Moment sicher, dass er zögerte und eigentlich mehr sagen wollte, doch Ernie tat es nicht. Stattdessen ging der Hufflepuff schnurstracks weiter und Harry glaubte sich getäuscht zu haben. Mit eiligen Schritten stiegen sie die Treppen hinab, bis Ron unvermittelt stehen blieb und sie stirnrunzelnd ansah.

„Sagt mal was ist los", fragte er besorgt und musterte die betretenen Gesichter seiner Freunde. „Irgendwelche schlechten Nachrichten?"

„Kann man wohl sagen", brummte Harry und Hermine erzählte Ron in kurzen Sätzen was geschehen war.

„Sie werden Lupin ganz sicher finden!", sagte Ron mit inbrünstiger Überzeugung und klopfte Harry aufmunternd auf die Schulter. „Schließlich haben wir euch vor ein paar Wochen auch gefunden und wir waren keine ausgebildeten Auroren."

Harry nickte stumm, entgegnete jedoch nichts, was zum einen daran lag, dass er Hermines Sorge nicht noch verstärken wollte, sie aber in diesem Moment auch das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste erreichten. Silver war noch nicht da und so empfing sie ein ausgelassenes Stimmengewirr. Keiner ihrer Mitschüler schien den kurzen Vorfall beim Frühstück bemerkt zu haben oder sich darüber Gedanken zu machen, warum ihr Lehrer immer noch nicht da war. Selbst die Tatsache, dass Harry, Ron und Hermine zu spät zum Unterricht kamen, schien sie nicht zu kümmern, stattdessen wurde Ron freudig begrüßt. Dean und Seamus befanden sich in glänzender Laune und ließen einen Schauer an bunten Lichtpunkten aus ihren Zauberstäben regnen, der genau in dem Augenblick erstarb, als Silver schwungvoll die Klassenzimmertür aufstieß. Rasch ließen sie ihre Zauberstäbe sinken, doch Silver verdrehte nur die Augen und schüttelte ungläubig den Kopf, ehe er sich für seine Verspätung entschuldigte und mit dem Unterricht begann.

Während Silver anscheinend mühelos in den Alltag überwechseln konnte, kreisten Harrys Gedanken weiterhin um Remus Verschwinden. Es machte ihn fast wütend zu sehen, wie gelassen Silver die Fragen seiner Schüler beantwortete, als hätte das Gespräch in Dumbledores Büro keinerlei Wirkung auf ihn. „Wie kann ein Mensch nur so problemlos umschalten?", fragte sich Harry während er Silver beobachtete, der über einen von Seamus Scherzen lachte.

* * * *

Doch Harry war nicht der Einzige, der sich in diesem Moment Sorgen um Remus Lupin machte.

„Was bildet sich dieser Dumbledore eigentlich ein, er kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass wir hier im Haus sitzen bleiben und Däumchen drehen, während Remus dort draußen Hilfe braucht", wetterte Andrea ungehalten, während sie unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging.

„Genau das erwartet er aber von uns", knurrte Sirius nicht weniger ärgerlich, auch wenn er im Gegensatz zu Andrea ruhig auf dem Sofa sitzen blieb und nur ihre Wanderung durch den Raum verfolgte. „Seine Anweisungen waren klar und deutlich, wir sollen unter keinen Umständen das Haus verlassen und uns aus dieser Angelegenheit, wie er es nannte, heraushalten."

„Ich bin kein Mitglied des Ordens, er hat mir überhaupt nichts zu befehlen!", donnerte Andrea und sah Sirius mit zornfunkelnden Augen an. „Ich kann tun und lassen was ich mag!"

„Das ist richtig", nickte Sirius langsam und plötzlich huschte ein kurzes schalkhaftes Lächeln über sein Gesicht. „Und wenn man es genau nimmt, hat er auch mir keine Befehle zu erteilen, da ich nämlich offiziell tot bin!"

Andrea blieb unvermittelt stehen und blickte Sirius überrascht an, ehe das erste leise Schmunzeln seit Tagen auf ihrem Gesicht erschien. „Du hast vor, dich Dumbledores Anweisungen zu widersetzen?", sagte sie, wobei es eher nach einer Feststellung, als nach einer Frage klang.

„Ich habe meinen Ruf zu wahren", antwortete Sirius schlicht und für einen kurzen Augenblick wusste Andrea nicht, was genau er damit sagen wollte, bis sie das entschlossene Blitzen in seinen Augen bemerkte.

„Einen guten Ruf sollte man pflegen", nickte sie verstehend, während das Schmunzeln auf ihrem Gesicht einem zufriedenen Grinsen wich.

„Ganz meine Rede!", bestätigte Sirius gleichmütig, sehr darum bemüht ein ernstes Gesicht zu bewahren.

„Gut! Dann lass uns überlegen, was wir tun können", sagte sie eindringlich und ließ sich in dem gegenüberstehenden Sessel fallen. „Womit fangen wir an?"

„Zuerst müssen wir versuchen, genauere Informationen zu erhalten; wir können nicht aufs Geradewohl losziehen", sagte er zögernd, während er ihrem entschlossenen Blick begegnete, der ihm allerdings deutlich zeigte, dass sie mit dem Wort wir auch wirklich ein gemeinsames Vorgehen meinte. „Wenn ich Clark richtig verstanden habe, dann beschäftigte sich Remus die letzten Tage ausschließlich damit, etwas über Pettigrews Aufenthaltsort herauszufinden und genau das könnte unser Ansatzpunkt sein."

„Hm…Remus erzählte mal, dass er Pettigrew in Cumbria, genauer gesagt in Carlisle vermutet", grübelte sie und massierte sich nachdenklich die Stirn. „Allerdings hab ich keine Ahnung, ob sich dieser Verdacht erhärtet hat; du weißt selbst, wie wenig er darüber gesprochen hat."

„Ja", seufzte Sirius verdrießlich. „Vermutlich dachte er, ich würde bei der nächstbesten Gelegenheit losstürmen und Peter auf eigene Faust suchen."

„Was du selbstverständlich nie getan hättest", schmunzelte Andrea. Sirius verdrehte die Augen, doch er entgegnete ihr nichts. Einige Minuten saßen sie schweigend da und grübelten über die vorhandenen Möglichkeiten, bis Andrea schließlich die Stille durchbrach und aufstand.

„Es bringt nichts, wir müssen jemanden vom Orden bitten uns Genaueres über Remus Nachforschungen zu erzählen."

„Wen willst du fragen? Sie würden sofort mitbekommen, dass du Remus suchen willst und demzufolge wird dir auch niemand etwas erzählen. Sie werden dir sagen, dass du wenig Chancen hast, es zu gefährlich ist und du diese Suche den besser ausgebildeten Ordensmitglieder überlassen solltest."

„Womit sie nicht ganz Unrecht haben, doch ich kann es nicht", gestand sie leise, während sie die aufsteigenden Tränen zurückkämpfte. „Ich kann nicht hier sitzen und warten, bis…" Andrea brach ab und wandte Sirius den Rücken zu, der in diesem Moment aufstand und auf sie zuging.

„Wir werden ihn finden, Andrea!", sagte er nachdrücklich und legte einen Arm um ihre Schultern, während er ihrem Blick durch das Fenster nach draußen folge. Über dem blauen Himmel zogen in rascher Folge einzelnen Wolken dahin und ein kräftiger Wind rüttelte in den Bäumen. Buntes Laub tanzte über die Wiese und für einen kurzen Moment erinnerte sich Sirius wieder daran, wie Remus ihm einst erzählte, dass der Herbst in seiner Farbenpracht für ihn die schönste Zeit des Jahres war. 

„Ich weiß", seufzte sie schwer, ehe sie sich zu ihm umdrehte. „Trotzdem habe ich Angst, dass wir zu spät kommen."

„Es bring nichts hier zu stehen und Trübsal zu blasen, wir sollten uns überlegen, wie wir konkret vorgehen könnten", sagte er sanft und entschieden zugleich, ein Tonfall der sie scherzhaft an ihren Großvater denken ließ, doch sie schob diesen Gedanken energisch zur Seite und nickte.

„Ich werde Clark bitten zum Abendessen vorbeizukommen", sagte sie entschlossen. „Wenn uns jemand helfen wird, dann er."

„Hm, ich weiß nicht. Manchmal ist er mir einfach suspekt - ich kann seine Reaktion schwer einschätzen. Außerdem kommt er mir irgendwie bekannt vor, doch ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wo ich ihn schon mal gesehen habe."

„Clark ist in Ordnung und ich mag ihn sehr gern, auch wenn ich mir seinen strafenden Blick bereits jetzt lebhaft vorstellen kann; er wird von unserem Vorhaben sicher nicht begeistert sein. Allerdings ist er der Einzige bei dem ich mir vorstellen könnte, dass er uns wirklich hilft."

„Nun, einen Versuch ist es wert", gab Sirius widerstrebend zu. „Mehr als dass wir uns eine Strafpredigt von Dumbledore anhören müssen kann nicht geschehen.

* * * *

Die letzte Unterrichtsstunde an diesem Tag war Pflege magischer Geschöpfe. Ein eisiger Wind zerrte an ihren Umhängen und Harry war mehr als froh bis zum Abendessen noch etwas Zeit zu haben, um sich am Feuer des Gemeinschaftsraums  aufzuwärmen.

„Brrrr, ist das plötzlich kalt geworden", sagte Hermine, während sie bibbernd die Hände gegen das Feuer hielt.

„Vielleicht hat jemand einen Kältefluch über uns gelegt", feixte Dean, der nicht weniger schlotternd als Hermine ans Feuer trat.

„Würde mich nicht wundern, es war heute schon ein sehr seltsamer Tag…", stöhnte Neville, der in diesem Augenblick ebenfalls zu ihnen trat und sich die geröteten Hände rieb. „Ich hol mir ´nen warmen Umhang."

„Ja, ein seltsamer Tag", seufzte Harry innerlich, während er die vergangenen Stunden Revue passieren ließ. Es war nicht nur die Sache mit Remus, die Harry beschäftigte; es war auch Ernie Macmillan, dem er an diesem Tag pausenlos über den Weg lief. Erst als sie Ron vom Krankenflügel abholen wollten, dann auf dem Weg zum Mittagessen, später traf er ihn in der Bibliothek und als sie unterwegs zu Hagrid waren, begegneten sie ihm schon wieder; es schien fast so, als wollte Ernie mit ihm zusammentreffen. „Vielleicht hätte ich ihn einfach fragen sollen?", überlegte Harry, während er versuchte, das wilde Gegacker von Parvati und Lavender neben ihm zu ignorieren. „So ein Quatsch, sicher waren es einfach nur Zufälle, warum sollte Ernie…"

Harry kam nicht dazu diesen Gedanken zuende zu denken, denn im selben Augenblick ertönte ein unterdrückter Schrei und als Harry den Kopf drehte, sah er Neville, der mit aschgrauem Gesicht auf der Treppe zum Jungenschlafsaal erschien.

„Was ist los, Neville?", stieß Hermine erschrocken aus, doch Neville brachte keinen Ton hervor, mit zitternden Fingern deutete er gegen die Tür zum Schlafsaal. Harry sprang auf die Beine, doch Seamus war schneller, mit raschen Schritten eilte er in den Schlafsaal, blieb jedoch wie angewurzelt in der Tür stehen.

„Scheiße!", fluchte er und fuhr sich konfus durch die Haare.

Harry Puls begann zu rasen, während er sich an Seamus vorbeischob, und genau wie dieser geschockt stehen blieb. „Oh mein Gott!", entfuhr es ihm, ohne dass er diese Worte selbst bemerkte.

„Was ist?", hörte er hinter sich die nervöse Stimme von Lavender, doch er achtete nicht auf sie. Überall im Raum waren die Koffer aufgerissen, Kleidungsstücke und andere Habseligkeiten lagen verstreut auf dem Boden; Betten waren zerwühlt und neben dem Fenster war ein Wasserkrug zu Bruch gegangen - doch alles dies nahm Harry nur am Rande wahr. Mit rasendem Herzen folgten seine Augen der dünnen Blutspur die sich quer durch das Zimmer bis zu seinem Bett zog. Auf seinem Lacken war deutlich ein dunkler Fleck zu erkennen und als Harry mit schwankenden Schritten näher trat, sah er den orange- schwarzgestreiften Körper Sölämens, der schlaff über den Rand des Bettes nach unten hing. Auf dem Boden schimmerte noch die Lache im rötlichen Licht der untergehenden Sonne; auch wenn die Stellen, an denen sich zuvor die beiden Köpfe der Runespoor befunden hatten schon längst nicht mehr bluteten. Sölämen war tot.

Hinter sich hörte Harry das würgende Geräusch eines seiner Mitschüler und ein unterdrücktes Schluchzen, doch es interessierte ihn nicht. Er hatte die beiden Schlangenköpfe entdeckt, die jemand mit Messern über seinen Nachttisch an die Wand geheftet hatte. Irgendjemand rief nach McGonagall, doch Harry nahm es kaum wahr; genau genommen fühlte er in diesen Sekunden überhaupt nichts, keine Trauer, keine Wut, keinen Schmerz, keinen Ekel, nur eine dumpfe Leere, die sich wie ein schleichendes Gift in seinen Eingehweiden ausbreitete. Inzwischen waren immer mehr Mitschüler in den Raum gekommen, doch Harry kümmerte es nicht. Unfähig sich zu bewegen starrte er auf die Wand über seinem Nachttisch, bis er schließlich einem inneren Zwang folgend die beiden Messer vorsichtig aus der Wand zog. Behutsam legte er die beiden Köpfe in den eingetretenen Korb, ehe er Sölämens Körper hochnahm und ebenfalls in den Korb bettete. Unter dem Bett fand er das zusammengeknüllte Tuch, mit dem er Sölämen immer zugedeckt hatte und breitete es bedächtig über dem Korb aus. Aus weiter Ferne drangen Stimmen an sein Ohr, doch für Harry war es nur zusammenhangloses Gebrabbel.  

„Harry?"

Hermine griff nach seinem Arm, doch Harry riss sich mit einer unwirschen Bewegung los, nahm den Korb mit der Runespoor vom Bett hoch und trug ihn wortlos aus dem Schlafsaal.

Fortsetzung folgt……..

Autornote: Bitte lesen! Wie ihr feststellen musstet, hat dieses Kapitel ein etwas grausiges Ende und daher denke ich, dass ich euch dazu eine Erklärung schulde. Dieses Ende hat mir sicher keinen Spaß gemacht zu schreiben, doch da es sich bei dieser Fic um eine Fortsetzung des fünften Bandes handelt, kann ich die Tatsache nicht ignorieren, dass sich die Zaubererwelt im Krieg befindet. Krieg bedeutet immer Grausamkeit und Brutalität, Verlust und Schmerz; ich persönlich würde es für sehr unrealistisch halten, wenn Harry keinen seiner Freunde verlieren würde; wenn niemand leiden müsste und sich alles in eine Friede-Freude-Eierkuchenstimmung verwandelt, es würde einfach nicht dem entsprechen, was Krieg wirklich bedeutet. In diesem Kapitel ging es mir darum, genau diese Tragweite aufzuzeichnen. Im Kontrast zu seinen Mitschülern, die noch immer in der Unbeschwertheit leben und sich in Hogwarts sicher fühlen, muss Harry auf grausame Art erleben, dass der Schrecken des Krieges auch nicht vor den Toren Hogwarts halt macht und Voldemort ein Gegner ist, der kein Erbarmen kennt…so mehr verrate ich nun aber nicht, da ich euch schließlich nicht die ganze Spannung rauben möchte. Ich kann euch nur versichern, dass ich euch keine seichte Soft-Story oder wie meine liebe Vivian es einmal nannte eine Fast-Food-Story vorsetzen möchten und von daher musste mein Harry genau dies erleben. Aber ich möchte euch an dieser Stelle auch versprechen, dass es noch sehr viele lustige Szenen geben wird, schließlich lässt sich Humor und Spaß auch aus den Kriegszeiten nicht ausklammern!

So und nun zu den versprochenen Review-Antworten der letzten beiden Kapitel:

@ Six83:  Hm, nach diesem Kapitel kannst du sicher ahnen, wer zu Remus Rettung eilt, oder?
@ Blue: Danke für das Kompliment! *rotwerd*
@ Alinija: Oh weh, ich geb an dieser Stelle lieber keine Zusicherungen ab…
@ Thror: Danke sehr! *ggg*
@ torence: Gern geschehen! Jederzeit wieder! *ggg* Hoffe die kleine Aufmunterung hat etwas für deine Prüfung gebracht.
@ AragornsHope: Nein, Harrys Gedanken in Kapitel 11 haben nichts mit dem Inhalt von Matrix zu tun, es handelt sich dabei um ganz alltägliches, philosophisches Gedankengut *g* Was den Cliffhanger angeht…tja…*nachAusredensuch* der ließ sich einfach nicht vermeiden! Sorry!
@ Padfoot: Ob ich des Wahnsinns bin? Ja, manchmal schon….das sieht man doch schon daran, dass ich in meinen freien Stunden am PC sitze und mir diese FF ausdenke! *ssffgg* Nichts desto trotz drück ich dich auch ganz fest zurück! Hab mich auch beeilt so schnell wie möglich weiter zu schreiben!

@ SB-RL-FAN: Das verrat ich noch nicht! *sfg* Lass dich überraschen!
@ Mylanka: Wie kommst du darauf, dass Harry oder Ron schwul werden? *kopfschüttel*
 @ Hermy-ne: Danke für dein Verständnis und nein, ich lass mich nicht hetzen! *ggg*
@ Kirilein: Oh Kirilein, irgendwie habe ich den Verdacht, dass du mich nach diesem Kapitel in der Luft zerreißen wirst! *vorsichtigunterdemTischversteck* Kannst du mir diese Tat verzeihen?
@ Kiki: Danke für den Oscar! *tiefdunkelrotanlauf* ich bin echt gerührt!
@ auxia: Noch verrate ich nix, doch in ein paar Kapitel erfährst du mehr!
@ tintenherz: Vielen Dank für dein Review zu meiner FF „die andere Seite der Wirklichkeit" Da diese Fic schon abgeschlossen ist und ich vermute, dass du diesen Teil ebenfalls liest, kommt mein Dank auf diesem Weg!
@ janine black: siehe e-mail! *zwinker*
@ Lea: Sorry Lea, ging aber wirklich nicht anders!
@ Mnemo_chan: Ok, den Bonbon nehm ich gern, nur verraten tu ich noch nichts! *ggg*
@ Eva Luna: Nun nach diesem Kapitel wird sich deine Meinung bestärkt haben, dass du mir einiges zutrauen kannst…zu Silver *g* ja so einen Lehrer hätte ich auch gern gehabt!
@ Miss Shirley-Blythe: Freut mich, dass dir die beiden Kapitel gefallen haben. *ggg* Warte auch schon ungeduldig auf dein Neues!
@ Schnuckiputz: Tja, was soll ich dir nun schreiben? Außer…ich knuddel ganz doll zurück und …na ja…nicht alles wird gut….aber das Meiste schon! *fireangel über den Kopf streich*
@ Kissymouse: Nö Voldemort mach das sicher nicht zum Spaß….
@ ich: hihihihihihihi….soll ich´s dir verraten? Oder nicht? Oder doch….*flüster* (ja sie werden sich noch küssen)
@ Sunny: Schön dass dir die Story gefällt! *g*
@ ming: Tja, wurde doch Ostern, ließ sich aber nicht vermeiden! Sorry!
@ Millicent-vs.-Hermione: oh welche Drohung! *bibber* da muss ich mir doch glatt was einfallen lassen *sfg*
@ TheSnitch: Hi Sternchen-Fan-2!  *gggggggggggggggg* Nö hab nicht gehetzt…zumindest nicht wissentlich und…selbstverständlich weiß ich wie es weitergeht *sfg*
@ X-Ray: Danke!
@ Padfoot´s Mate: Sorry, dass es so lange gedauert hat, doch es ließ sich wirklich nicht vermeiden. Was die Cliffhanger angeht…ok…entschuldige mich auch dafür! (passieren leider immer wieder, ohne dass ich sie plane)
@ PadfootLi:
Nun, ich denke, dass Harry keine normale Jugend erlebt und sich daher auch über Dinge Gedanken macht, die etwas von der Norm abweichen.
@ Rapunzelou: Danke für die Ostergrüße! *ggg* Mail folgt noch!
@ Todesser: Silver eine Bösewicht! Wie kommst du denn da drauf? *kicher*
@ Max88: Ja, gut Ding muss Weile haben *gggg*
@ Geckole: Vielen Dank! Fühl mich geschmeichelt! *g*
@ Blacklight: Vielen Dank, dir auch ganz liebe Ostergrüße!
@ YanisTamiem: Aber klar doch! Hier ist ja schon das Neue! *ggg*
@ Feuervogel: Schön, wenn sich auch mal ein stiller Leser zu Wort meldet! *gggg*
@ Lord Mystic: Oh doch, das ist leider mein Ernst, ließ sich leider nicht vermeiden!
@ Hermione003: Ein ganz eindeutiges JA! *ggg*
@ sarah: Aber klar doch! *zwinker*
@ ozeanblume: Richtig, noch verrate ich nichts! *fg* Aber die weiteren Kapitel werden Aufklärung bringen! Versprochen!
@ Fluffy Bond: Macht nichts, hab mich auch über verspätete Review gefreut! Was deine Fragen betrifft…sie werden alle beantwortet werden *hüstel* früher oder später!
@ Kaori: Aber klar doch!
@ Eisblume: Freut mich sehr, dass dir die Story gefällt!
@ Sternchen-Fan: Was ich mit Remus vorhabe! Erwartest du darauf wirklich eine Antwort? *sfg*
@ Feuerblitz: Ja! Du bist Reviewer Nr 400! (Hm…soll ich nun dich oder mich beglückwünschen?) Hab mich jedenfalls riesig gefreut! Zu deinen Gedankengängen sag ich erst mal nichts und vertröste dich einfach auf die folgenden Kapitel!
@ Lavendel: Vielen, vielen Dank für dein großes Lob! Hab mich sehr darüber gefreut!

So das war´s für heute!

Es grüßt euch ganz herzlich euer Sternchen!