32.

Sirius Black hatte die Nacht auf dem Sessel neben Remus Bett verbracht. Der von Dumbledore beauftragte Heiler wollte Remus ursprünglich nach St. Mungo bringen, doch nachdem er nach eingehender Untersuchung erklärt hatte, dass für Remus keine unmittelbare Gefahr mehr bestünde und er nur Ruhe, Erholung und ein paar ordentliche Mahlzeiten bräuchte um wieder gesund zu werden, hatte Sirius darauf bestanden, mit Remus in den Grimmauld Place zurückzukehren. Der Heiler hatte ein Dutzend Zaubersprüche über Remus gesprochen, einen Heiltrank für ihn da gelassen und Remus schließlich der Fürsorge Sirius überlassen.

Ja und hier saß er nun und wartete, mehr oder weniger geduldig, bis Remus endlich aufwachen würde. Das diffuse Licht der Morgensonne bahnte sich bereits seinen Weg durch die verschmutzten Fensterscheiben und Sirius wusste, dass es nur noch wenigen Minuten dauern würde, bis die Strahlen auch Remus Bett erreicht hatten. Es war das eigenartige Gefühl von Unwirklichkeit, das Sirius ergriff, wenn er in Remus eingefallenes und blasses Gesicht sah, was ihn veranlasste immer wieder nach Remus Hand zu greifen, um sich zu versichern, dass sein Freund wirklich hier war, dass er lebte und bald wieder aufwachen würde.

Sirius seufzte schwer, als er an die Stunden der Angst dachte, die er in der Kanalisation auf das Eintreffen des Heilers und der Auroren gewartet hatte. Tonks hatte das Sprechen mit den Auroren und dem Heiler übernommen, während Sirius in seiner Animagusform darauf wartete, dass die Auroren endlich abzogen und er selbst Fragen an den Heiler stellen konnte. Jetzt im Nachhinein entlockte es Sirius sogar ein leichtes Grinsen, als er an Heiler Neills Reaktion dachte, als sich der Hund neben ihm plötzlich in einen Mann verwandelte. Es hatte Tonks einige Mühe gekostet ihn zu beruhigen, doch nach einigem Zögern hatte er Sirius versichert, dass Remus Bewusstlosigkeit nur die Folge von Erschöpfung und mangelnder Ernährung war und es das Beste für den Patienten wäre, ihn einfach nur ausschlafen zu lassen. „Je länger Remus schläft, um so besser ist es für ihn!", hatte Neill erklärt und dennoch konnte Sirius nicht verhindern, dass jetzt, da Remus schon so lange regungslos dalag, auch wieder die Angst zurückkehrte, der Freund könnte womöglich doch nicht mehr aufwachen.

„Ich geb dir Zeit bis Mittag, wenn du bis dahin nicht aufgewacht bist, werde ich dich wecken", brummte Sirius ungnädig, während er sich in den Sessel zurücklehnte und die Augen schloss.

Vermutlich wäre er auch eingeschlafen, wenn nicht das leise Rascheln der Bettdecke ihn plötzlich aufhorchen ließ.

„Remus?"

Mit einem Satz war er auf den Beinen und beugte sich über das Bett. Die sich hinter den geschlossenen Augenlidern bewegenden Pupillen zeigten ihm deutlich, dass Remus dabei war aufzuwachen. Und tatsächlich, Sirius musste nicht lange warten, da blinzelte Remus.

„Wird ja langsam Zeit", grinste Sirius und beugte sich weiter vor, damit Remus ihn besser sehen konnte.

„Bin ich tot?", kam die krächzende Antwort, während Remus gleichzeitig das weiche Bett unter sich betastete.

„Aber nur wenn ich wie ein Engel aussehe!", lachte Sirius und legte den Kopf schief.

„Nein", murmelte Remus und schloss erneut die Augen. „Dann kann ich unmöglich tot sein."

„He nicht wieder einschlafen", protestierte Sirius halbherzig und wollte sich bereits wieder in seinen Sessel zurücksetzen, als Remus erneut zu sprechen begann.

„Ich bin nicht mehr in der Zelle", sagte er matt und öffnete erneut die Augen. „Doch ich kann mich nicht erinnern, wie ich hierher kam.

„Wir dachten es wäre an der Zeit, dich da mal rauszuholen."

Remus nickte schwach, während er aufmerksam Sirius Mienenspiel beobachtete, doch schon nach kurzer Zeit huschte ein erleichtertes Lächeln über sein ausgemergeltes Gesicht.

„Ich habe es gehofft, aber nicht geglaubt, dass ihr mich irgendwann finden würdet", sagte er und drückte kraftlos Sirius Hand.

Sirius erwiderte den Druck seiner Hand, während Remus sich verwirrt im Raum umsah.

„Wir sind im Grimmauld Place", stellte er ungläubig fest und richtete sich leicht in den Kissen auf.

„Das ist richtig", nickte Sirius und schob ein Kissen hinter Remus Rücken, damit dieser sich besser aufsetzen konnte. „Ist vorläufig der beste Platz, denk ich mal."

Remus schwieg einige Sekunden, während er Sirius unverwandt ansah, als wollte er durch dessen Augen direkt in sein Innerstes blicken. „Erinnerst du dich an die Herzenswünsche", sagte er plötzlich, scheinbar völlig ohne Zusammenhang.

„Wie bitte?", sagte Sirius verblüfft und ließ die Hand, mit der er in diesem Moment nach der Teekanne auf Remus Nachttisch greifen wollte, wieder sinken.

„Herzenswünsche", wiederholte Remus eindringlich und blickte ihn forschend an.

„Ja ich erinnere mich", nickte Sirius langsam, der offensichtlich nicht verstand, auf was Remus hinaus wollte. „Während wir uns in der Traumpassage befanden, erzählte ich dir davon."

„Was war dein Herzenswunsch für mich?"

„Ich wünschte mir für dich, dass du die Wärme und Geborgenheit findest, die du dein ganzes Leben lang vermisst hast und dass du irgendwann sehr glücklich bist", wiederholte Sirius seine damaligen Worte und plötzlich ging ihm ein Licht auf. „Ich bin es wirklich, Moony. Kein falscher Zauber, kein Vielsafttrank oder Ähnliches; ich bin wirklich hier und diesen Herzenswunsch habe ich damals genauso ernst gemeint, wie ich es heute tue."

Remus atmete erleichtert auf und drückte dankbar Sirius Hand. „Nach allem was geschehen ist, musste ich einfach auf Nummer sicher gehen", sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln, ehe er bedeutend ernster hinzufügte: „Man hat mir Haare für den Vielsafttrank abgeschnitten."

„Ich weiß", seufzte Sirius und stand auf, um Remus Tee einzuschenken.

„Erzähl mir was geschehen ist und wie ihr mich gefunden habt."

„Du solltest erst mal was trinken und was essen. Heiler Neill sagte zwar, dass du soweit in Ordnung bist; dich aber trotzdem nicht überanstrengen solltest. Er vermutet, dass du seit gut einer Woche nichts mehr gegessen und getrunken hast."

Remus nickte nachdenklich und nahm die Tasse entgegen, die Sirius ihm hinhielt. „Kann sein, irgendwann hab ich jegliches Zeitgefühl verloren." Er nahm einen vorsichtigen Schluck.

„Nun, jetzt bist du hier und wir werden dich auch wieder auf die Beine bringen", grinste Sirius. „Neill hat jede Menge Heilsprüche über dich gelegt und nachdem du was gegessen hast, steht hier auch noch ein Trank für dich bereit."

„Sirius, erzähl es mir jetzt!", sagte Remus eindringlich und griff nach Sirius Arm. „Bitte, ich möchte wissen was geschehen ist und wofür sie einen Doppelgänger von mir gebraucht haben."

Sirius sah ihn einen Moment unentschlossen an, ehe er zögernd nickte. „In Ordnung, ich werde dir alles erzählen, aber erst wenn du etwas gegessen hast."

Remus wollte ihm bereits widersprechen, als Sirius die Hand hob und den Kopf schüttelte. „Es ist viel, was die letzten Wochen geschehen ist und ich werde es dir ausnahmslos erzählen, doch zuvor werde ich die Suppe holen die für dich bereit steht."

Remus nickte widerstrebend und Sirius verließ mit einem zufriedenen Nicken das Zimmer. Es dauerte nicht lange, da kam er mit einem Tablett zurück und Remus ergab sich in sein Schicksal. Unter Sirius strengem Blick leerte er den Teller Suppe und aß eine Scheibe Brot, während der Freund begann die Vorfälle der letzten Wochen zu schildern. Als Sirius erzählte, wie er und Andrea beschlossen nach Carlisle zu reisen, zog Remus scharf die Luft ein, doch er unterbrach ihn nicht. Erst als Sirius geendet hatte schüttelte er fassungslos den Kopf.

„Ich habe befürchtet, dass man meinen Doppelgänger als Falle benützen würde, doch mit einem solchen Ausmaß hätte ich nie gerechnet."

„Das hat keiner von uns", sagte Sirius leise und senkte niedergeschlagen den Kopf. „Wir sind blindlings in eine Falle getappt und…" Sirius brach ab und schluckte schwer.

„Und wie geht es Harry?"

„Er hält sich erstaunlich gut", lächelte Sirius matt. „Ich muss gestehen, dass ich ernsthaft damit gerechnet habe, er würde irgendetwas Überstürztes tun."

„So wie sein Patenonkel", brummte Remus und warf Sirius einen anklagenden Blick zu, doch entgegen aller Erwartung widersprach Sirius ihm nicht. Mit einem resignierenden Seufzen nahm er das Tablett vom Bett und stellte es auf den Nachttisch.

„Als Clark uns das mit der Bastet erzählte, hätte ich sofort darauf bestehen sollen, dass Andrea in das Casa de anhelo zurückkehrt. Mir hätte klar sein müssen, dass…"

„Andrea hat den gleichen Dickschädel wie du, sie wäre niemals freiwillig zurück", unterbrach ihn Remus und stieß frustriert die Luft aus. „Außerdem konnte wirklich keiner damit rechnen, dass so etwas geschieht."

„Wir dachten wirklich, einen perfekten Plan entwickelt zu haben", seufzte Sirius schwer und starrte auf einen imaginären Punkt über Remus Schulter. „Selbst die Möglichkeit, dass es in Carlisle zu einer Auseinandersetzung mit Todessern kommt, haben wir berücksichtigt und deshalb hatten Andrea und ich vereinbart, dass sie in diesem Fall sofort den Portschlüssel benutzt und in ihr Haus zurückkehrt. Es war ihr als Aufgabe zugedacht, Dumbledore zu verständigen. Wir haben alle denkbaren Zwischenfälle besprochen, haben überlegt was im Einzelnen zu tun wäre, doch mit dem, dass Andrea in so etwas wie das Feld eines Exekutionszirkel geraten könnte…damit hätten wir niemals gerechnet."

„Damit hätte auch niemand rechnen können", sagte Remus bitter, während sich seine Hände zu Fäusten ballten, ehe er nach einer längeren Pause fortfuhr. „Aber wir haben immer noch den Wächter. Dumbledore wird sicher eine Möglichkeit finden, über die Bastet Andreas Aufenthaltsort bestimmen zu können."

„Das hatte er vor", nickte Sirius, stand auf und ging zum Fenster.

„Er hatte? Was soll das heißen?", fragte Remus besorgt und beobachtete Sirius, der ihm den Rücken zugekehrt aus dem Fenster starrte.

„Die Sache ist nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick aussieht", sagte Sirius ausweichend.

„Da gibt es noch etwas, das du mir bisher verschwiegen hast", stellte Remus sachlich fest und richtete sich weiter auf.

Sirius nickte, ehe er sich schwerfällig umdrehte und sich gegen das Fenster lehnte. „Ja, da gibt es noch was", sagte er gequält und verschränkte die Arme vor der Brust. „In Hogwarts haben sie versucht ein zusätzliches Gegenstück zu dem Wächter herzustellen, doch noch ehe Flitwick damit Erfolg hatte, begann die magische Verbindung zwischen Andrea und dem Wächter auf die erzwungene Distanz zu reagieren."

„Und das heißt?", fragte Remus verwirrt.

„Das heißt, dass sich diese Verbindung aufzulösen beginnt. Clarks Vermutung nach, wird Andrea anfänglich nur mit Schmerzen und Angstzuständen darauf reagieren, doch reißt diese Verbindung komplett….wird sie sterben."

„Dann wäre es doch das nahe liegende, die Bastet mit einem Suchzauber zu belegen und sie zu Andrea zurückkehren zu lassen? Warum habt ihr das noch nicht getan?", stieß Remus betroffen aus. „Zugegeben, das mit dem Gegenstück ist eine geniale Idee, doch in diesem Fall…"

Remus brach ab, als Sirius bedrückt den Kopf schüttelte.

„So einfach ist das nicht. In Andreas Haus gibt es mehr als eine Waffe, die sich Voldemort nur zu gern aneignen würde und der Orden befürchtet, dass… "

„Sirius, ich bitte dich! Du weißt so gut wie ich, was Andrea uns über diese Schutzzauber erzählt hat. Niemand kann dieses Haus betreten, denn selbst Andrea wäre nicht in der Lage diese Schutzzauber aufzuheben. Voldemort könnte sie foltern, er könnte sie umbringen, doch…"

„Voldemort will Andrea auf seine Seite ziehen", sagte Sirius tonlos und stieß sich vom Fenster ab. „Er will, dass sie ihn freiwillig in das Haus einlässt."

„Da hat er sich was vorgenommen", lachte Remus humorlos auf. „Andreas Starrsinn wird nicht einmal ein Lord Voldemort brechen."

„Andreas Psyche ist bei weitem nicht so stabil, wie sie uns immer Glauben machen möchte", entgegnete Sirius. „Sie ist eine exzellente Schauspielerin, aber…."

„Voldemort hat ihre Eltern umgebracht", fiel ihm Remus ungehalten ins Wort. „Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass sie das vergessen könnte?"

„Nein, doch es gibt mehr als eine Möglichkeit einen Menschen zu brechen."

Remus zog scharf die Luft ein, ehe er resignierend nickte. „Das heißt im Klartext, der Orden will kein Risiko eingehen, sie würden sie eher opfern, als…"

„Nein, das heißt es nicht!", unterbrach ihn Sirius gereizt. „Dumbledore hat noch keine Entscheidung getroffen."

„Ich verstehe", seufzte Remus und ließ sich erschöpft in die Kissen zurücksinken.

„Ich hab keine Ahnung wie, doch irgendwie werden wir sie da rausholen", erklärte Sirius mit Nachdruck, ehe er sich kraftlos in den Sessel fallen ließ.

Einige Minuten herrschte bedrücktes Schweigen, bis Sirius tief Luft holte und Remus mit einem traurigen Lächeln ansah.

„Wie bist du eigentlich in diese Zelle geraten?"

„Gute Frage…ich weiß es nicht! Ich hatte mich mit Tonks im Park verabredet, doch sie kam nicht. An einem Kiosk hab ich einen Kaffee getrunken…und leider zu spät bemerkt, dass jemand einen Betäubungstrank beigemengt hatte. Irgendwann später bin ich dann in dieser Zelle aufgewacht und musste mir Bellatrix Beleidigungen anhören. Sie hielt mir ein Büschel meiner abgeschnittenen Haare unter die Nase und erklärte, dass diese für den Vielsafttrank bestimmt wären und verschwand wieder. Die ersten Tage kamen immer wieder Todesser unter ihnen auch Wurmschwanz vorbei, sie brachten mir was zu essen und zu trinken oder überprüften einfach nur die Gitter. Nach ungefähr einer Woche gab es ganz in der Nähe meiner Zelle einen Kampf. Ich hörte Schreie und Flüche; irgendjemand der etwas von Verräter brüllte, doch bis zu mir kam niemand. Zuerst dachte ich, dass es der Orden wäre, der meine Spur gefunden hatte, doch dem war wohl nicht so. Nach diesem Vorfall rissen die Besuche plötzlich ab und ich vermutete, dass man mich als lebende Person nicht mehr brauchte. Das Erste was ich, abgesehen von den dort ansässigen Ratten, wieder zu hören bekam, war euer Auftauchen im Gang", erzählte Remus.

„Wir haben die Leichen von drei Leuten gefunden, ehe wir auf deine Zelle stießen. Vermutlich waren das die Opfer des Kampfes, den du gehört hast. Sie waren ziemlich übel zugerichtet, doch Bill glaubt, dass einer von ihnen Francesco Rasul war."

„Rasul?"

„Ja, Bill erkannte ihn am Ring den er an seiner Hand trug, doch genaueres werden wir vermutlich noch von den Spezialisten des Zaubereiministeriums erfahren."

„Hat Dumbledore eine Erklärung wie Rasul in die Kanalisation kam?"

„Nein, nur die Vermutung, dass es etwas mit Andres Bastet zu tun haben könnte. Rasul hat vor Jahren die Bastet aus Ägypten mitgebracht und Andrea geschenkt, vermutlich mit dem Gedanken sie zu schützen."

„Das glaube ich irgendwie nicht", sagte Remus und wiegte nachdenklich den Kopf. „Mein Gefühl sagt mir, da steckt was anderes dahinter."

„Schon möglich, doch fürs erste sollte das mal genug an Information sein", seufzte Sirius und klopfte ihm sacht auf den Arm. „Ruh dich aus, mein Freund. Heute Nachmittag wird Dumbledore vorbei kommen und wenn ich mich nicht sehr täusche, werden auch noch ein paar andere Leute sicherstellen wollen, dass ich dich hier wirklich gut pflege."

Sirius wandte sich zum gehen, als Remus ihn nochmals zurück hielt.

„Wer weiß inzwischen von deiner Rückkehr, der ganze Orden?"

„Nein, nur Tonks, Moody, Bill und Minerva. Aber heute Abend werden es auch die anderen erfahren. Dumbledore hat ein Treffen im Grimmauld Place angesetzt."

Sirius Gesicht drückte deutlich die Zweifel aus, die mit dieser Eröffnung einhergingen.

„Was liegt dir dabei so im Magen?"

„Ich weiß es nicht genau, vielleicht die Möglichkeit, dass wir tatsächlich einen Verräter unter uns haben oder auch nur die vielen nervigen Fragen", brummte Sirius und zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, es ist einfach ein ungutes Gefühl."

Remus nickte verstehend.

„So und nun werde ich eine Eule nach Hogwarts schicken, dort gibt es Freunde, die sehr erleichtert sein werden, dass es dir soweit gut geht."

„Sag ihnen Grüße von mir!"

„Das werde ich tun!"

Sirius verabschiedete sich mit einem kurzen Zwinkern und diesmal hielt Remus ihn nicht zurück. Tief in Gedanken über das eben Gehörte versunken schlief er bald danach wieder ein.

x x x x

Der Vormittagsunterricht war beendet und die Schüler packten ihre Sachen zusammen, als McGonagall, die diese letzte Stunde vor dem Mittagessen gehalten hatte, Harry nach vorn rief.

„Potter, bevor Sie zum Essen gehen, möchte ich Sie noch kurz sprechen", sagte sie forsch und winkte ihn nach vorn. „Miss Granger, Mr. Weasley Sie bleiben auch!"

Harry nickte und wechselte einen ratlosen Blick mit Ron und Hermine. Er war sich ziemlich sicher den Grund zu kennen, warum seine Hauslehrerin ihn sprechen wollte, aber was hatte das mit Hermine zu tun?

„Oh weh, Hagrid hat es ihr erzählt", flüsterte Ron und Harry konnte sehen, wie er bei dem Gedanken an die bevorstehende Gardinenpredigt schluckte.

„Was erzählt?", hakte Hermine alarmiert nach.

„Du wirst es eh gleich hören", seufzte Harry und warf einen raschen Blick nach vorn, wo McGonagall an ihrem Pult stand und auf sie wartete.

„Miss Granger, bitte schließen Sie die Tür!"

Hermine tat wie ihr geheißen und schloss die Tür hinter Neville, der als letzter Schüler den Raum verließ. Unterdessen gingen Harry und Ron nach vorn, doch erst nachdem auch Hermine neben ihnen stand, begann McGonagall.

„Wissen Sie, warum ich Sie sprechen möchte?", fragte sie und blickte Harry mit einem Ausdruck in den Augen an, den er unmöglich definieren konnte.

„Ähm…ja, das weiß ich", seufzte Harry und tauschen einen schuldbewussten Blick mit Ron. „Und es tut uns auch sehr leid."

„Es tut Ihnen leid?" McGonagall Mundwinkel begannen, aus einem Harry unerklärbaren Grund, zu zucken. „Das bezweifle ich stark!", sagte sie forsch und blickte ihre drei Schüler der Reihe nach an.

„Es tut uns wirklich leid, Professor! Es wird sicher nicht wieder vorkommen", sagte nun auch Ron und blickte betreten zu Boden.

„Es war sehr unüberlegt und wir…" Harry brach ab, als McGonagall die Hand hob und ungläubig den Kopf schüttelte.

„Meine Herren, ich weiß nicht, was Sie angestellt haben, doch wenn Sie weiterreden werde ich es wissen."

Harry hatte das dringende Bedürfnis sich zu setzen. Nicht genug, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, was hier eben geschah und seine Hauslehrerin offenbar nichts von ihrem Ausflug in den Verbotenen Wald wusste. Nein, McGonagall schien es nicht einmal zu interessieren und was dem Ganzen die Krone aufsetzte – Minerva McGonagall lächelte.

„Ich denke nicht, dass wir wissen, warum Sie uns sprechen wollten", sagte Hermine schüchtern und rempelte Ron an, damit er endlich den Mund schloss.

„Ich soll Ihnen Grüße ausrichten", nickte McGonagall wissend. „…von Remus Lupin!"

Für eine kurzen Moment bezweifelte Harry, seine Lehrerin richtig verstanden zu haben; erst als sie ein erleichtertes, "wir haben ihn heute Nacht gefunden", hinzusetzte und Hermine ihm plötzlich mit einem Aufschrei um den Hals fiel, begriff Harry was das zu bedeuten hatte.

Ron schien von dieser Neuigkeit genauso übermannt zu sein, wie Harry selbst und während Hermine aufgeregt Fragen stelle und wild an Harrys Arm zog, beschränkte sich Ron lediglich auf ein breites Grinsen.

„Hermine, beruhig dich", stieß Harry schließlich hervor und schob sie leicht zurück.

McGonagall hatte diese kurze Szene schmunzelnd verfolgt, doch schon nach kurzer Zeit wurde ihr Gesicht wieder so streng und unnahbar, wie Harry es kannte.

„So und nun zügeln Sie Ihre Euphorie und gehen zum Mittagessen!", sagte sie forsch und scheuchte sie aus dem Klassenzimmer.

Gemeinsam gingen sie in die Große Halle und Harry hatte das wunderbare Gefühl, dass mit einem Mal die Sonne aufging. Selbst ein Draco Malfoy, der in der Eingangshalle seinen Weg kreuzte, konnte dieses Hochgefühl nicht vertreiben. Hatte Harry noch am Abend zuvor jede Hoffnung aufgegeben, Remus und Andrea je wieder lebend zu sehen, so war es nun eine wahrer Sturm an Euphorie, der ihn gepackt hatte und ihn voller Optimismus in die Zukunft sehen ließ.

x x x x

Optimismus war vermutlich das Gefühl, von dem Andrea am weitesten entfernt war. Ihr Kopf schmerzte, ihre Glieder fühlten sich taub an und die dicke Bettdecke, mit der Anna sie zugedeckt hatte, vermittelte ihr das Gefühl einer Zwangsjacke.

„Wie konntest du nur so unvernünftig sein?", hatte die alte Frau mit mütterlicher Besorgnis geschimpft und darauf bestanden, dass Andrea unter gar keinen Umständen allein ihr Bett verlassen sollte. Andrea hatte es ihr versprochen und nun lag sie wieder in diesem gemütlichen Zimmer, das ihr mit einem mal feindlich und beängstigend vorkam. Immer wieder stieg die schemenhafte Erinnerung an diese Stimmen hoch, die sie nach ihrem Sturz gehört hatte - doch gleichzeitig war sie sich nicht sicher, ob dies nicht alles nur ihrer Phantasie entsprang.

„Hier stimmt was nicht!, schrie eine warnende Stimme in ihr auf, während eine andere ihr sagte, dass ihre Nerven einfach nur überreizt waren. Angestrengt versuchte sie Klarheit in ihren Kopf zu bekommen, bis sie ein leises Klopfen aus ihrer Grübelei riss.

„Hallo Remus", sagte sie mit dem Versuch entspannt zu wirken und lächelte ihrem Besucher entgegen. „Schön, dass du kommst."

„Ich dachte, dir würde eine Tasse heiße Schokolade vielleicht gut tun", erwiderte er und stellte die mitgebrachte Tasse neben ihrem Bett ab. „Wie geht es dir?"

„Es ging mir schon besser", seufzte sie und rieb sich über die Schläfen. „Mein Kopf brummt und mir ist schwindelig."

„Ich werde dir etwas gegen die Schmerzen bringen", sagte er und eilte davon.

Andrea musste nicht lange warten, da kam er mit einer kleinen Phiole zurück und hielt sie ihr entgegen. „Der Heiler sagte, ein Schluck müsste genügen", lächelte er und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Die Wirkung soll schnell einsetzen und dann wirst du dich besser fühlen."

Für einen Moment zögerte sie, doch das Brummen in ihrem Kopf überzeugte sie schließlich, den Trank zu nehmen. Es dauerte auch wirklich nicht lange, da setzte die wohltuende Wirkung ein; die Schmerzen verschwanden und machten einer wohligen Zufriedenheit Platz. Mit einem dankbaren Lächeln drückte sie seine Hand, ehe für einen kurzen Moment noch einmal diese seltsame Beklommenheit in ihr hoch stieg.

„Remus ich fühle mich so seltsam. Was ist los mit mir?"

„Mach dir keine Sorgen, du kommst bald wieder in Ordnung", sagte er leise und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Alles wird wieder gut."

Für einige Sekunden genoss sie einfach nur die Wärme seiner Hand, bis sich das dumpfe Gefühl von Unwirklichkeit ein letztes Mal in ihr aufbäumte und sie unsicher zu ihm hochsah.

„Wo sind wir hier, Remus?"

„In einem alten Landhaus, weitab vom Trubel der Stadt", flüsterte er und küsste sanft ihre Wange. „Hier kannst du dich erholen und in ein paar Tagen, machen wir einen Spaziergang und ich werde dir alles zeigen."

Er schlang die Arme um sie und zog sie näher an sich heran, bevor er mit einem schelmischen Lächeln ihre Nasenspitze küsste. „Ich bin bei dir, es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest. Vertrau mir einfach, Andrea!"

Andrea nickte unsicher, ehe sie ihren Kopf auf seine Schulter legte und sich ganz seiner zärtlichen Berührung hingab, mit der er ihr sanft über den Rücken strich. Es schien fast, als würden mit dieser Zärtlichkeit alle Zweifel und Anspannungen von ihr abfallen und ihr das beinahe vergessene Gefühl von Ruhe zurückbringen. Sie seufzte leise und schmiegte sich enger an ihn, lauschte seinem beruhigenden Atem und ehe sie sich versah, war sie eingeschlafen.

Fortsetzung folgt………

Autornote: So das war nun mal ein ruhigeres Kapitel zwischendurch…hoffe es hat euch gefallen.

Review-Antworten:

Honigdrache: Entschuldige vielmals, hab das letzte mal vergessen auf deine Review zu antworten. Irgendwie hat mir die unterschlagen. „seufz" Darum jetzt nachträglich vielen Dank für dein Lob!

Louis M. Wolf: Dieser erste Teil war ein hartes Stück Arbeit, nicht von der Masse des Schreibens, sondern bis er das ausdrückte, was ich mir vorgestellt habe; daher freut mich dein Lob ganz besonders.

Banduan: Soll ich dir verraten, dass diese Ratte, einfach nur eine Ratte war, wie es nun mal sehr viele in der Kanalisation gibt? „sfg" Ja und Remus; wie du nach diesem Kapitel weißt, lasse ich Remus nicht sterben – zufrieden? Mehr sage ich jetzt aber nicht mehr! „ggg"

shila 848: Vielen Dank! Dein Lob freut mich!

Miss Shirley-Bythe: Dann vermute ich jetzt mal, dass dein Herz nach diesem Kapitel wieder ganz entspannt schlägt! „sfg" Sehr gefallen hat mir auch die Stelle, als Ron sagt: "Harry du bist ein Trottel!" g Mir auch! „gggggggg"

Millicent vs. –Herminone: Also ich kann dir verraten, der Remus, den Sirius gefunden hat ist der echte Remus! „zwinker"

Fluffy Bond: Also war der Remus, den sie getroffen hat nicht der echte Remus? – Das ist richtig, deine anderen Fragen…..müssen noch ein bisschen warten, sonst würde ich zuviel verraten.

Golbarin: Du machst mich langsam neugierig, was deine Verräter-Vorstellung angeht. Freu mich, dass meine Story dir soviel Stoff zum nachdenken gibt! Wieso sollte ich das nun als Drohung auffassen, dass du eine eigene Geschichte schreiben willst? Diese Idee finde ich gut – aber bitte, beende sie! Es gibt's nicht Schrecklicheres im Fanfic-Bereich, als eine gute Story, die nie beendet wird.

Jinxxx: Nein dein Wusch ist nicht egoistisch! „ggggg" Ja was soll ich jetzt dazu schreiben? – Also, die Geschichte geht nicht für jeden gut aus, aber…ähm ja…. Mehr kann ich jetzt eigentlich nicht dazu sagen, ohne dir die Spannung kaputt zu machen.

Padfoot's Mate: 100 Kapitel? Sonst noch Wünsche? Glaubst du nicht, dass das etwas viel wäre?

TinaHewen: Die Geheimisse um Silver kommen noch ans Licht, versprochen und Remus…ja, das hast du ja in diesem Kapitel erfahren! „gggggggg"

Bine: Vielen Dank, dein Lob freut mich sehr! „rotwerd"

Meta: Tja, dein Gefühl hat dich nicht getäuscht! „zwinker"

Rapunzelou: Vielen, vielen Dank für dein Lob! Was mit Remus los ist, hast du in diesen Kapitel erfahren und der Ring…hm….mal sehen, ob der noch eine Bedeutung bekommt! „zwinker"

HJ-HJ: Na, wenn ich das richtig einschätze, dann wirst du sogar zwei neue Kapitel lesen können „sfg"

Maya: Das freut mich! Hoffe dich fängt jemand auf! „sfg"

Frodo: Freut mich, dass ich dich erschaudern lassen konnte! „sfg"

Suki: Erst Sirius wieder zurück holen und dann jemand anderen sterben lassen. Bitte nicht... bettel Ok, überredet! „ssffgg" Vielen, vielen Dank für dein großes Lob! „freu"

Gil-Galad : Danke, freut mich sehr, dass es dir gefällt !

Vamp: Vorläufig werde ich nicht aufhören…wie könnte ich auch bei so vielen lieben Reviews? „freu"

Kaori: Danke sehr!

Josephine-19: Nein, foltern möchte ich hier sicher niemanden! Ron – ja, da denke ich mal, dieses übers Ziel hinausschießen gehört zum erwachsen werden, aber früher oder später… „zwinker"

From: asrael: Oh vielen Dank, freut micht!

ardsmair: Ja, ich lass ihn ja leben! Zwinker" Was Wurmschwanz angeht…hm… „sfg"

Julyy: Ja, Moran ist meiner Phantasie entsprungen „grins" Wie er aussieht…hm…groß, schlank, schwarze Haare, fein geschnittenes Gesicht, dunkle Augen, guckt immer sehr ernst…ja, ist ein Hübscher. Ist das genug Beschreibung? „ggg" Also nachdem ich nicht weiß, wie alt du bist…Moran ist 17 Jahre, da er ja in seinem 7. Jahr ist. „zwinker" Grüße an den kleinen Kevin!

Hoffentlich hab ich niemanden vergessen….grübel….falls doch ist das bestimmt keine Absicht!

Vielen, vielen Dank für eure lieben Reviews, es macht mich immer noch sehr glücklich, sie zu bekommen! Das nächste Kapitel wird voraussichtlich erst Ende nächster Woche kommen, da meine liebe, Korrektur lesende Vivi derzeit in ihrem wohlverdienten Urlaub ist! Aber ich schreibe weiter, damit sie auch, zuhause angekommen, wieder was zu tun hat. „gggggggg"

Viele liebe Grüße von eurem Sternchen!