33.
Albus Dumbledore hatte bisher nur einen kleinen Kreis von Leuten über Sirius Rückkehr informiert, doch jetzt, da Sirius wieder in seinem ehemaligen Elternhaus wohnte und auch Remus hier war, musste sich dieser Kreis um die Menschen erweitern, die im Grimmauld Place für gewöhnlich ein und aus gingen. Seit Schulbeginn fanden viele Treffen der Einfachheit halber in Hogwarts statt und das Hauptquartier stand daher oft tagelang leer; nun aber hatte Dumbledore in den Grimmauld Place gebeten. Allerdings war der Grund nicht nur Remus angeschlagener Gesundheitszustand, sondern vielmehr dass nun nicht mehr zu vermeidende Zusammentreffen zwischen Severus Snape und Sirius Black.
Mit einem resignierenden Seufzen lauschte Dumbledore den lauten Stimmen, die durch die Wand des Salons zu ihm herein drangen. Bei ihrer Ankunft im Grimmauld Place hatte er darauf bestanden, dass Sirius und Snape sich vor dem Meeting unter vier Augen aussprechen sollten, doch nun stiegen langsam Zweifel in ihm hoch, ob die beiden Männer es schaffen würden, ihre Diskussion auf einer verbalen Ebene zu belassen; die Lautstärke steigerte sich von Minute zu Minute, wurde lauter und wenn dies überhaupt möglich war, noch aggressiver. Er hatte Severus bereits vor drei Tagen von Sirius Rückkehr berichtet, dennoch schienen sich die erhitzten Gemüter seit diesem Tag kein bisschen beruhigt zu haben.
„Ich bin froh, dass es uns gelungen ist das Bild von Sirius Mutter abzuhängen", seufzte Remus mit einem besorgten Blick gegen die Wand zum benachbarten Zimmer.
Dumbledore nickte langsam, doch ehe er etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und Minerva McGonagall trat gefolgt von Clark Silver herein.
„Guten Abend, Albus!", begrüßte sie ihn, ehe sie sich mit einem ihrer seltenen Lächelns an Remus wandte. „Schön dich wieder zu sehen, Remus! Heiler Neill war überrascht, wie schnell du dich im Laufe des Tages erholt hast."
„Danke, er ist ein aber auch ein ausgezeichneter Heiler", lächelte Remus, ehe er von Silver begrüßt wurde.
„Hoffentlich werden wir seine Dienste heute nicht noch einmal in Anspruch nehmen müssen", schnaubte McGonagall mit einem finsteren Blick in die Richtung, aus der die Stimmen von Sirius und Snape zu ihnen herein drangen.
„Tee Minerva?", sagte Dumbledore gelassen, ihre Bemerkung bewusst übergehend und hielt ihr eine Teetasse entgegen.
McGonagall nickte, während Silver sich neben Remus in den Sessel fallen ließ.
„Du siehst mächtig erschöpft aus, Clark", sagte Remus besorgt und betrachte Silver, der sich in diesen Augenblick müde über die Augen fuhr.
„Halb so schlimm", winkte Silver mit einem schiefen Grinsen ab. „War nur etwas wenig Schlaf die letzten Tage."
„Du siehst eher so aus, als hättest du die letzten Tage überhaupt nicht….."
Remus brach ab, als aus dem benachbarten Raum ein Klirren und Scheppern zu ihnen herüber drang. Die Augen aller richteten sich auf die Wand, die den Salon von dem benachbarten Schreibzimmer trennte, doch einen Augenblick später hörten sie schon wieder die lauten Stimmen. Remus zog hörbar die Luft ein und McGonagall schüttelte missbilligend den Kopf, schluckte jedoch einen weiteren Kommentar hinunter.
„Gib ihnen noch ein paar Minuten", sagte Dumbledore mit einem Blick auf seine Taschenuhr. „Molly, Arthur und Kingsley werden erst gegen Acht da sein und Alastor…"
„…Ist schon hier!", erklang die knorrige Stimme von Mad Eye Moody, ehe die Tür aufschwang und er zusammen mit Tonks den Raum betrat. Mit Ächzen und Stöhnen humpelte er durch den Raum, ehe er sich neben Dumbledore setzte und sein magisches Auge die Wand fixierte, hinter der gerade Glas zersplitterte.
„Dummköpfe!", knurrte er. „Dummköpfe! Man könnte doch wirklich glauben, dass sie in all den Jahren etwas gelernt haben."
„Oh, das haben sie sicherlich auch", seufzte Dumbledore, während er nachdenklich in seiner Teetasse rührte. „Dennoch lässt dieses Erlernte die alten Gefühle nicht verschwinden."
„Und du denkst, sie aufeinander losgehen zu lassen, macht die Sache besser?", brummte McGonagall ungnädig.
„Zumindest hilft es ihnen Dampf abzulassen", grinste Tonks mit einem Achselzucken, ehe sie sich der Tür zuwandte, durch die gerade die Weasleys und Kingsley herein kamen.
Remus wurde gerade von Molly überschwänglich begrüßt, als auch Sirius und Snape herein kamen. Sirius murmelte einen kurzen Gruß und setzte sich neben Silver, während Snape sich grollend, die Arme verschränkt gegen das Fenster lehnte; offensichtlich konnte er sich nicht überwinden mit Sirius am gleichen Tisch zu sitzen.
Für einige Sekunden herrschte eisiges Schweigen, bis Dumbledore sich räusperte und mit einer Zusammenfassung der Ereignisse begann. Wie Sirius nicht anders erwartet hatte, bestürmten sie ihn, Remus und auch Dumbledore mit einer Unmenge an Fragen, wie es zu seiner Rückkehr kam. Molly erklärte ihm, mit Tränen in den Augen, wie glücklich und froh sie war, während Snape abseits stand und Sirius mit Blicken bedachte, die deutlich zeigten, dass er auf Sirius Rückkehr gern verzichtet hätte. Nach kurzer Zeit bat Dumbledore alle weiteren Fragen zu diesem Thema auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und begann von den jüngsten Ereignissen zu berichten.
„Das ist ja entsetzlich, das arme Mädchen", stöhnte Molly, als er geendet hatte. „Und was genau werden Sie nun tun?"
Dies schien exakt die Frage zu sein, die der alte Zauberer erwartet hatte, denn noch ehe Moody oder jemand anders etwas sagen konnte, hatte er bereits die Hand erhoben und die Anwesenden zum Schweigen aufgefordert.
„Sehr viele Möglichkeiten haben wir nicht", begann er bedächtig und warf Silver einen fragenden Blick zu und als dieser kaum merklich nickte, fuhr er mit einem resignierenden Seufzen fort. „Es wäre moralisch nicht vertretbar, wenn wir diese junge Frau sich selbst überlassen, auch wenn unser Eingreifen gewisse Risiken in sich birgt. Aus diesem Grund habe ich beschlossen den Bann, mit dem die Bastet derzeit in Hogwarts festgehalten wird aufzuheben, so dass der Wächter zu Andrea zurückkehren kann."
„Albus, das ist ein enormes Risiko", fiel Moody ihm ins Wort.
„Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Von dem Zeitpunkt an, da die Bastet frei ist, werden wir nicht mehr viel Zeit haben", nickte Dumbledore. „Daher habe ich auch mit Professor Flitwick und Clark Silver einen Plan ausgearbeitet, der zugegebener Weise etwas kompliziert und ungewöhnlich ist, jedoch eine Befreiung Andreas möglich machen könnte. Wir werden die Bastet mit einem Such-und-Finde-Zauber belegen, der direkt an einen Portschlüssel gekoppelt ist." Moody gab ein missbilligendes Schnauben von sich, doch Dumbledore setzte ungerührt seine Ausführungen fort. „Dieser Portschlüssel wird aus einem Armband bestehen, welches wir so präparieren, dass es nach einer Zeit von zwei Minuten automatisch die Rückkehr einleitet und Zeitversetzt auch die Bastet wieder mit zurück nach Hogwarts bringt."
„Moment, habe ich das jetzt richtig verstanden; Sie wollen den Wächter nur für einen bestimmten Zeitraum freigeben?" unterbrach ihn Tonks stirnrunzelnd. „Geht das so einfach?"
„Nun einfach ist es nicht, aber möglich", nickte Dumbledore bedächtig. „Wir können nur Mutmaßungen anstellen, wie lange der Wächter braucht, um Andrea zu finden, daher werden wir den Portschlüssel auch erst nach einigen Stunden aktivieren. Wenn alles nach Plan verläuft, befindet sich die Bastet dann bereits bei Andrea und der Portschlüssel wird Clark in ihre unmittelbare Nähe transportieren und ihn, unabhängig von dem was geschieht, zwei Minuten später zusammen mit der Bastet auch wieder nach Hogwarts zurückbringen."
„Das ist ein Himmelfahrtskommando", stöhnte Tonks und sah Silver bestürzt an. „Zwei Minuten können eine verdammt lange Zeit sein und du weißt nicht, von wievielen Todessern Andrea bewacht wird."
„Verkürzen wir die Zeitspanne, besteht die Gefahr, dass ich Andrea nicht erreiche. Es wäre im Bereich den Möglichen, dass sie sich in einer Zelle befindet und ich durch ein Gitter oder Ähnliches von ihr getrennt bin…"
„Du solltest auf keinen Fall allein gehen", warf nun auch Remus besorgt ein.
„Doch, das sollte ich! Eine zweite Person könnte hinderlicher sein, als dass sie nützt. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir diese Aktion in den Nachtstunden durchführen; möglicherweise verschafft uns das den Vorteil, dass Andreas Wachposten schlafen und von unserer Befreiungsaktion gar nichts mitbekommen", erklärte Silver entschlossen.
„Und was ist, wenn der Wächter zu weit von Andrea entfernt ist?", fragte Sirius besorgt.
„Dann werde ich unverrichteter Dinge zurückkommen und wir werden diese Aktion zu einem späteren Zeitpunkt noch mal versuchen müssen", sagte Silver mit dem Versuch eines Lächelns.
„Sie ziehen hoffentlich in Betracht, dass es auch sein könnte, dass diese Muggel nicht mit Ihnen zurückkehren will", schaltete sich nun erstmalig Snape in das Gespräch ein.
„Das ist doch Unsinn!", empörte sich Tonks. „Warum um alles in der Welt sollte Andrea nicht mit Clark zurück wollen?"
„Zum Beispiel, wenn ihr Clarks plötzliches Auftauchen Angst macht", seufzte Kingsley und rieb sich nachdenklich übers Kinn. „Überleg mal, wie du reagieren würdest, wenn dich jemand plötzlich aus dem Schlaf reißt."
„Zum Beispiel", nickte Snape, während der spöttische Zug um seinen Mund nur zu deutlich verriet, dass er mit seinem Einwand etwas anderes gemeint hatte.
Sirius öffnete bereits den Mund zu einer Entgegnung, besann sich jedoch im letzten Moment anders und wandte sich stattdessen an Dumbledore.
„Nachdem die Zeit drängt, vermute ich, dass ihr es heute Nacht versuchen wollt."
„Das ist richtig", nickte der alte Zauberer. „Ich habe bereits Madam Pomfrey und Heiler Neill angewiesen, sich bereit zu halten."
„Ich würde gern mit nach Hogwarts kommen und…Remus sicher auch", sagte Sirius mit einen raschen Seitenblick auf Remus Lupin, doch noch ehe dieser seine Zustimmung geben konnte, kam Snape ihn zuvor.
„Und was soll das für einen Sinn haben? Ihr beiden könnt nichts tun! Wenn Silver das allein durchziehen will, dann…"
„Es würde durchaus Sinn machen", unterbrach ihn Dumbledore mit einem warnenden Blick, ehe er sich Sirius und Remus zuwandte. „Wenn diese Rettungsaktion erfolgreich verläuft, könnte es sehr hilfreich sein, wenn die Menschen die ihr vertraut sind, in Hogwarts auf sie warten."
Snape gab ein unterdrücktes Schnauben von sich, widersprach dem alten Zauberer jedoch nicht. Seine Augen, die mit unverhüllter Abscheu auf Sirius und Remus ruhten, sprachen allerdings Bände.
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Harrys Hochgefühl hielt den ganzen Tag bis in den Abend hinein an und selbst der Herbststurm, der an diesem Tag mit pechschwarzen Wolken über Hogwarts hinweg fegte, änderte nichts an seiner Stimmung. Mit einem Mal erschien es ihm, als gäbe es nichts auf der Welt, was dieses Gefühl von Erleichterung und Glück dämpfen konnte.
Am Abend musste er zusammen mit Ron bei Hagrid nachsitzen, was wie Harry nicht anders erwartet hatte, mit einer vergnüglichen Plauderei bei einer großen Tasse Tee endete. Hagrid war so überglücklich, dass sie Remus Lupin endlich gefunden hatten und es diesem offensichtlich recht gut ging, dass er sie schon nach einer Stunde aufgefordert hatte, die Arbeit am Kürbisbeet sein zu lassen und stattdessen zum gemütlichen Teil überzugehen.
Mit einem breiten Grinsen holte Hagrid Teller aus dem Schrank und stellte sie in der Mitte des Tisches ab.
„Gibt auch´n Kuchen. Dacht´ mir, könnt´n ein bisschen feiern", nuschelte er. „Hab auch Hermine…" Hagrid wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. „Ah das wird sie sein."
Mit langen Schritten durchquerte er den Raum und öffnete die Tür, durch die nicht nur Hermine, sondern auch ein Schwall aufgewirbeltes Laub herein kam.
„Hier ist der Kuchen, Hagrid", sagte Hermine etwas atemlos und reichte das mitgebrachte Kuchenpaket an Hagrid weiter, ehe sie sich das Laub aus den zerzausten Haaren pflügte.
„Dacht mir, es wär´ ganz schön, wenn Hermine auch dabei wäre", grinste Hagrid. Is ja auch kein richtiges Nachsitzen. Hab Dobby gesagt, er soll mal was Leckeres zusammen machen und Hermine dann mitgeben."
Harry und Ron atmeten innerlich auf. Hagrids Backkünste hatten ihnen in der Vergangenheit schon so manche steinharten Kekse und Ähnliches beschert, so dass sie jetzt heilfroh waren, einen Kuchen der Hauselfen vorgesetzt zu bekommen. Hermine setzte sich zu ihnen an den Tisch und zwinkert Harry zu, als dieser sich ein besonders großes Stück Kuchen nahm. Für einige Sekunden sahen sie einander nur an und Harry spürte, wie sein Herz kleine Luftsprünge machte. Ohne darüber nachzudenken griff er nach Hermines Hand und drückte sie sanft, um ihr wenigstens einen kleinen Teil dessen, was an brodelnden Glücksgefühlen seine Brust zu sprengen drohte, an sie weiter zu geben. Hermine errötete und erst jetzt wurde Harry Hagrids Anwesenheit wieder bewusst, die er für einige Augenblicke einfach vergessen hatte. Verlegen zog er die Hand zurück, doch Hagrid hatte es längst bemerkt.
„Vor mir braucht ihr das nicht zu verbergen", gluckste er, während er sich unauffällig eine Freudenträne aus dem Augenwinkel wischte. „Hab das ja schon lang kommen sehen."
„Ich weiß nicht was du meinst, Hagrid", sagte Hermine vielleicht eine Spur zu hastig, als dass es ihr irgendjemand geglaubt hätte.
Hagrid gab als Antwort nur ein Glucksen von sich, das sich anhörte, als hätte jemand einer Katze auf den Schwanz getreten und Harry spürte wie seine Ohren zu glühen begannen. Für einige Sekunden hatte er das dringende Bedürfnis, Hermine an der Hand zu packen und mit ihr aus Hagrids Hütte zu fliehen. Umso erleichterter war er aber, als Hagrid kurz darauf Ron nach den Trainingfortschritten der Gryffindors fragte. Ron, offensichtlich genauso dankbar für diesen Themenwechsel, begann mit vollen Backen von seinem Quidditchtraining und den Neubesetzungen zu erzählen.
„Freunde", schoss es Harry unvermittelt durch den Kopf, während er Ron und Hagrid beobachtete und eine Welle der Dankbarkeit durchströmte ihn. Auch wenn keiner von beiden ein Spezialist für Feinfühligkeit war, so bemühten sie sich doch nach Kräften, ihm und Hermine zu zeigen, dass sie hinter ihnen standen, auch wenn es nur in der Geste bestand, ihr kleines Geheimnis unerwähnt zu lassen. Ein Blick in Hermines Augen zeigte ihm, dass sie das ebenso sah und plötzlich haftete der Stimmung in Hagrids Hütte etwas Befreiendes an, fast so, als hätte jemand unsichtbare Fesseln zerschnitten. Hermine griff erneut nach seiner Hand, auch wenn sie dabei verlegen auf der Unterlippe kaute, doch diesmal tat sie es nicht heimlich unter dem Tisch. Für einen kurzen Moment huschte ein amüsiertes Grinsen über Rons Gesicht, ehe er voller Enthusiasmus weiter erzählte.
Es war fast Mitternacht, als sie sich von Hagrid verabschiedeten und ins Schloss zurückgingen. Noch in den frühen Abendstunden hatte es draußen gestürmt und ein eisiger Wind hatte an ihren Mäntel gezerrt, doch nun war es still geworden und ein wolkenloser Himmel, der jedem Astrologen Freude bereitet hätte, erstreckte sich über ihnen.
„Brrr, ist das kalt geworden", bibberte Ron und zog den Mantel enger um sich, während er gleichzeitig seine Schritte beschleunigte. Nach wenigen Metern blieb er jedoch unvermittelt stehen und als Harry an seiner Schulter vorbei sah, konnte er Dumbledore erkennen, der in diesen Augenblick jemanden am Schlosstor begrüßte.
„Ist das nicht Neill?", fragte Hermine verdutzt und drehte sich zu Harry um.
„Sieht so aus", sagte Harry, der ebenfalls den Heiler erkannt hatte.
„Ob irgendetwas im Schloss passiert ist?", murmelte Ron zögernd, doch Hermine schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, sicher nicht, sonst würden die beiden sich nicht so viel Zeit lassen."
Harry musste ihr Recht geben; Dumbledore schien es nicht eilig zu haben, er schüttelte freundlich die Hand des Heilers und begleitete ihn gemächlich ins Schloss.
„Neill ist wegen Andrea hier", sagte Harry tonlos und schloss für einen Moment die Augen. Das Glücksgefühl, das ihm seit dem Vormittag gepackt hatte, platzte wie eine Seifeblase, als all die so erfolgreich verdrängten Gedanken schlagartig zurückkamen. Seit McGonagall ihnen von Remus Befreiung erzählte, hatte Harry keinen einziges Mal an Andrea gedacht und nun brachen diese Gedanken mit unverminderter Härte wieder über ihn herein.
„Woher weißt du das?", fragte Ron überrascht. „Ich meine…."
„Ich weiß es einfach", schnitt Harry ihm grob das Wort ab und setzte sich erneut in Bewegung.
Harry beschleunigte seine Schritte mit der Hoffnung die Eingangshalle noch rechtzeitig zu erreichen, um etwas über den Grund von Neills Anwesenheit zu erfahren, doch als sie durch das Schlosstor gingen, war sein Schulleiter bereits verschwunden. Den Einzigen, den sie in der Halle sahen, war der ziemlich verdrießlich aussehende Snape, doch zu ihrer Verwunderung blickte er nur kurz auf und setzte wortlos seinen Weg in die Kerker fort. Keine Frage wo sie herkamen, kein wie sonst bissiger Kommentar und kein Versuch, den Gryffindors Punkte abzuziehen; Harry hatte fast den Eindruck, dass Snape viel zu müde war, um sich mit solchen Lappalien abzugeben und ausnahmsweise konnte er Snape sogar verstehen.
Es war allerdings nicht nur Harry, dem das sonderbare Verhalten ihres Zaubertranklehrers auffiel, auch Ron und Hermine diskutierten den gesamten Weg zum Gryffindorturm über nichts anderes. Erst als sie durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum stiegen, wechselten sie das Thema, doch Harry hörte ihnen nicht weiter zu. Das nagende Schuldgefühl, das sich wie ein stählernes Band um seine Brust zog, trieb ihn dazu, sich rasch von seinen Freunden zu verabschieden und in seinen Schlafsaal hochzugehen. Harry fühlte sich elend. Wie konnte er einfach vergessen, dass auch Andrea sich in Voldemorts Gewalt befand? War sie ihm den so viel weniger wichtig als Remus? Hagrid hatte ihnen erzählt, dass man Remus in der Kanalisation von Carlisle gefunden hatte, war Andrea auch dort?
Während Harry sich auszog und in seinen Schalfanzug schlüpfte versuchte er sich vorzustellen, wie es Andrea ging. Ein Versuch, den er bereits aufgab, als er sich in sein Bett legte und die Vorhänge schloss. Er konnte es sich nicht vorstellen und ganz tief in seinem Inneren wollte er es sich auch nicht so genau vorstellen. Harry schloss die Augen und versuchte die Gedanken weg zu schieben, doch so einfach war das nicht. Kaum, dass er es sich in seinem Bett bequem gemacht hatte, schossen auch schon wieder Fragen durch seinen Kopf. Würde man sie mit dem Cruciatus-Fluch belegen, um an die Geheimnisse ihres alten Hauses heranzukommen? Erneut stieg die Erinnerung an Flitwicks Worte in ihm hoch. „Oder wir haben sie bereits verloren. Du solltest dir bewusst sein, dass nicht nur die Frau auf den Wächter, sondern auch der Wächter auf das reagiert, was mit und in ihr geschieht." Harry zog sich das Kissen über den Kopf, wollte nicht daran denken, dass Flitwick möglicherweise Recht hatte und man Andrea bereits verloren hatte, doch auch das half nicht. Wie in einer Endlosschleife kehrten seine Gedanken immer wieder zu ihr zurück.
Als Ron eine Stunde später ebenfalls in den Schlafsaal kam, lag Harry noch immer wach. Mehr um sich abzulenken, lauschte Harry den Geräuschen, die durchs Rons Zubettgehen entstanden, bis er sich plötzlich gegen die Stirn schlug.
„Du bist wirklich ein Trottel, Harry", stöhnte er innerlich auf. „Wofür müht sich Silver ab dir Occlumency beizubringen, wenn du es dann vergisst, wenn es dir wirklich helfen könnte?"
„Harry, bist du noch wach?", hörte er Rons leise Frage, der offensichtlich den Schlag gegen die Stirn gehört hatte, aber Harry antwortete nicht.
Stattdessen begann er sich auf das Entleeren seines Geistes zu konzentrieren, stellte sich vor, wie die Gedanken von ihm wegtrieben und sein Geist nur noch in einem leeren Raum schwebte. Eine skurrile Leichtigkeit nahm plötzlich von ihm Besitz und ohne dass er recht wusste wie, trieb er mit ihr davon.
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Inzwischen hatten sich Dumbledore, McGonagall, Neill, Flitwick, Remus, Sirius und Silver in dem kleinen Saal versammelt, in dem noch immer die Bastet verwahrt wurde und warteten. Eben hatte Dumbledore den Bann gelöst, der die Bastet festhielt, doch es dauerte einige Sekunden bis sie reagierte. Plötzlich jedoch kam Leben in diesen steinernen Katzenkörper; ihre dunklen Augen begannen zu funkeln, als sie die Anwesenden fixierten. Dies dauerte nur Sekunden, bis die Bastet sich schließlich mit geschmeidiger Grazie streckte, ein kurzes fauchendes Geräusch von sich gab und einen Wimpernschlag später spurlos verschwand.
„So, nun heißt es abwarten", seufzte der alte Schulleiter, zeichnete mit dem Zauberstab einen Stuhl in die Luft und setzte sich.
„Wird Andrea merken, wenn der Wächter wieder in ihrer Nähe ist?", fragte Remus und warf einen besorgten Blick auf Silver, der gelassen am Fenster lehnte und starr in die Dunkelheit hinaus sah.
„Sie wird es sicher spüren, doch ob sie es mit dem Wächter in Zusammenhang bring ist fraglich", erklärte Flitwick. „Vermutlich wird sie es am ehesten auf der körperlichen Ebene feststellen."
„Falls sie um diese Zeit überhaupt wach ist", seufzte Sirius, während er damit begann, ruhelos in dem kleinen Saal auf und ab zu gehen.
McGonagall nickte, ehe sie sich ebenfalls einen Stuhl in die Luft zeichnete und neben Dumbledore Platz nahm. Die beiden folgenden Stunden zogen sich mit quälender Langsamkeit dahin. Neill hatte sich mit besorgter Miene über die Aufzeichnungen gelehnt, die Flitwick ihm gegeben hatte und blätterte sie nun vor und zurück, bis er schließlich den Kopf schüttelte und Dumbledore besorgt ansah.
„Ich denke, wir sollten vorsorglich die Möglichkeit einplanen, die Frau nach St. Mungo zu bringen. Nach allem was hier steht, bin ich mir nicht sicher, ob ich all diese möglichen Schäden hier behandeln kann."
„Madam Pomfrey hat im Krankenflügel bereits Vorkehrungen getroffen", nickte Dumbledore.
„Was sind das für mögliche Schäden? Auf was müssen wir uns einstellen?", fragte Remus alarmiert und trat näher an den Heiler heran.
„Schwer zu sagen, es kommt darauf an, wie die Verbindung aufgebaut ist", seufzte Neill und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Du musst dir diese Verbindung wie ein Seil vorstellen, dessen einzelne Fasern aus Flüchen bestehen. Je nachdem mit welchen Teil die einzelnen Zauber verbunden sind, reagiert die Person. Für gewöhnlich verankerte man dieses Band auf körperlicher und geistiger Ebene gleichermaßen, dass heißt es kann jedes uns nur bekannte Symptom auftreten. Angefangen von einem Nervenzusammenbruch, Sehstörungen, Gliederschmerzen, Magenprobleme bis hin zu Herzversagen ist alles möglich. Durch diese gewaltsame Distanz geraten die so genannten Fasern unter Spannung und irgendwann beginnen sie zu reißen. Abhängig davon wo so eine gerissene Faser fixiert war, reagiert das entsprechende Organ", erklärte Neill und rieb sich nachdenklich über die Stirn. „Es ist unmöglich vorherzusagen, ob und was bisher an Schäden entstanden ist."
„Und wenn der Wächter zurückkehrt, verliert die Verbindung ihre Spannung und es geht ihr besser", grübelte Remus.
Neill sah ihn einen Augenblick unschlüssig an, ehe er zweifelnd den Kopf wiegte. „An diesen Punkt können wir eigentlich nur spekulieren, doch ganz so einfach wird es vermutlich nicht sein. Du darfst nicht vergessen, dass sie zeitgleich auch der Magie des Exekutionszirkels ausgesetzt war."
„Und zuvor der Magie des Salomonschilds", ergänzte Silver und schloss für einen Moment die Augen, als wäre ihm dieses Faktum erst jetzt bewusst geworden.
„Auch das", seufzte Neill schwer. „Es ist wirklich nicht vorherzusehen was geschieht, doch eines ist sicher…."
Neill wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen und einen Augenblick später hatte Flitwick seinen Zauberstab gezogen, einige Worte gemurmelt und nun konnten sie sehen, dass es Harry war der sich auf der anderen Seite der Tür befand. Einen Umhang über seinen Pyjama geworfen, die Haare wirr nach allen Richtungen abstehen, blickte er gegen die geschlossene Tür, während er nervös von einem Bein auf das andere trat.
Fortsetzung folgt……..
Autornote: Ein ganz, ganz dickes Dankeschön für euere lieben Reviews! Kann es nur immer wieder von neuem wiederholen, ihr macht mich damit wirklich sehr glücklich!
Review-Antworten:
Sternchen-Fan: Vielen Dank für dein großes Kompliment!
banduan: Nein, ich kann deine Fragen leider noch nicht beantworten, nur eine davon an dich zurückgeben. Wenn du bezweifelst, dass sich Bellatrix rührend um Andrea kümmern könnte, weshalb glaubst du dann, dass Voldemort dies könnte? „ggggg" Knuddel dich auch mal zurück!
Padfoot's Mate: Tja, das mit den Wünschen ist so eine Sache. „sfg" Manche gehen in Erfüllung und andere nicht. Aber gleich mal vorweg – diese Fanfic wird sicher keine 100 Kapitel bekommen. Und pssst, ganz unter uns, es war nicht Peter, der Remus Gestalt angenommen hat. „zwinker"
Golbarin: Hm…zu dem Problem, dass du zu sehen glaubst. Also wenn ich das aus Band zwei noch richtig im Kopf habe, dann benutzt dort Hermine auch ein Haar, dass mehrere Tage/Wochen alt ist. Aber in einem hast du sicher Recht, sind Remus Haare aufgebraucht, muss sich der falsche Remus beeilen. „sfg" Ob das überhaupt noch nötig ist, wirst du später noch erfahren – so mehr sollte ich jetzt aber nicht verraten.
shila848: Tja, das fragen sich Mehrere! „ggggg" und ich verrate noch nix!
Honigdrache: Na klar geht es bald weiter!
Jo Lizard: Meine FF´s binden lassen? Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor, wobei sie, jetzt nicht vom Inhalt, aber vom Umfang her bald an eine Doktorarbeit heranreicht. „ggggg"
Tertor: Ja, der Urlaub macht es möglich! „gggg"
reason: Moran wird erst wieder im….mal überlegen…35 oder 36 Kapitel vorkommen, da es dann wieder mehr um das „alltägliche" Leben in Hogwarts geht.
Schnuffel21: Ja….da kommen noch ein paar Spannungsgeladene! „sfg"
Fluffy Bond: Nein, ich lass euch doch zur Zeit wirklich nicht lange warten, oder?
Maya: Mach ich doch! „grins"
Lea: Nein, ich lass mich durch die Reviews sicher nicht vom Schreiben abhalten, eher im Gegenteil! „ggg"
Hühnschen: Du warst ja wirklich super fix mit dem lesen! Und ja, Dumbledore hat schon einen Plan zu Recht gestrickt, doch ob der funktionieren wird…. „zwinker" Tja und zu Silver…keine Ahnung warum ihr so misstrauisch ihm gegenüber seid? Zugegeben, er ist geheimnisvoll, doch muss er deshalb böse sein? Das mit seinem Kuss….ähm…ja….ich glaube ich verrate nicht zuviel wenn ich sage, dass er tatsächlich verliebt ist. Soll vorkommen! Hihihihihihihi!
Millicent-vs.-Hermione: Warum verwirrend, ist doch ganz einfach! „sfg" Oder nicht?
janine black: Kann dich beruhigen, spätestens im September, wenn mich die Arbeit wieder voll in ihren Krallen hat, kommst du auch wieder mit! „ggg"
Schnuckiputz: Wenn ich deine Review so les, denk ich, ich sollte mir noch ein Kapitelchen für Wurmschwanz einfallen lassen. „ssffgg"
Julyy: Hm…wenn Moran einen älteren Bruder hätte, dann wäre dieser aber nicht mehr in Hogwarts. „zwinker" (Wird also in dieser FF keinen Bruder von Moran geben)
Prinz v. Hd: Freut mich, dass dir meine Storys gefallen!
Kiki: Danke! „tiefverbeug"
arwen: Danke für dein großes Lob! „freu"
TinaHewen: Kann dir versprechen, ab Kapitel 35 wird es wieder viel mehr um Harry gehen!
Rapunzelou: Ich bin wirklich wie viele andere Fans auch gespannt, wie lang Deine Story am Ende wird. – unter uns gesagt, ich auch! Derzeit kann ich es wirklich nicht einschätzen, wobei ich eigentlich nicht vor hatte mehr als 50 Kapitel zu schreiben. Mal schauen wie mir das gelingt!
TatzeBlack: Ja, wie ich Rapunzelou schon sagte, ich weiß es wirklich nicht. Ursprünglich waren ca. 40 bis 50 Kapitel geplant, doch ich bin mir nicht sicher, wie ich das hin bekomm.
ardsmair : Ob ich bestechlich bin ? Hm…mal überleg….kommt vermutlich darauf an, wozu du mich überreden willst! „ggg"
Gil-Galad: Ja, die FF sollte über das ganze 6. Schuljahr gehen, wobei es nach den nächsten Kapitel einen Zeitsprung geben wird. Das mit Sirius Rückkehr in den Grimmauld Place, denke ich, beantwortet sich in diesem Kapitel. Danke für den Tipp!"
Eva Luna: Ja, Ferien können auch stressig werden! Schön, wenn nun der geruhsame Schulalltag wieder einkehrt! „sfg" Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat!
Severina35: Danke für dein Lob! Und…nein…ich fasse dies jetzt nicht als Aufforderung auf langsamer zu schreiben! „gggg"
Josephine-19: Ab Kapitel 35 wird es wieder mehr um Harry, seine Beziehung zu Hermine und auch wieder mehr um die anderen Schüler gehen. Das ist leider das Problem, wenn die Handlungsstränge zwar zusammenspielen, aber nicht von denselben Personen erlebt werden. Aber sie kommen in Zukunft wieder verstärkt vor! Versprochen!
Ron Weasley: Schön, wenn ich dir mit dieser Fanfic Wünsche erfüllt habe! Offensichtlich sind sich da unsere Wünsche sehr ähnlich! „ggg" Und keine Sorge, meine gute Fee, ist schon wieder aus dem Urlaub zurück! Trotzdem danke für ddein Angebot!
Arwen: Ich hoffe und denke, dass sich bis zum Ende der Fanfic fast alle Fragen geklärt haben! Bis dahin…musst du dich einfach noch ein bisschen gedulden! „ggg"
Birgit123: Vielen, vielen Dank für dein großes Lob! Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichten gefallen.
So das war´s für heute! Das nächste Kapitel ist schon so gut wie fertig und wird vermutlich zum Wochenende folgen!
Bis dahin!
Liebe Grüße von euren Sternchen!
