36.

Unter dem Tarnumhang verborgen und die geöffnete Karte der Rumtreiber in der Hand, schlichen Harry und Hermine zurück zum Gryffindorturm. Sie hatten gerade den dritten Stock erreicht, als Harry unvermittelt stehen blieb und den Kopf schüttelte.

„Mir ist früher nie aufgefallen, wie viele Leute nachts durch das Schloss wandern", flüsterte er und deutete auf die kleinen Punkte der Karte, einer davon mit dem Namen Argus Filch, näherte sich ihnen von der anderen Seite des Korridors.

„Lass uns ein Stockwerk höher gehen, dann können wir ihm ausweichen."

Hermine ließ ein unterdrücktes Seufzen hören, während ihr Blick besorgt die Punkte beobachtete. Zwei Jungs aus dem 4. Jahrgang der Slytherins befanden sich in der Bibliothek und Ted Moran stieg eben die Stufen zum Astronomieturm hoch. Miss Norris befand sich auf der Treppe unter ihnen, während Dumbledore und McGonagall gerade aus Flitwicks Büro kamen und sich nun ebenfalls auf den Weg nach unten machten. So leise wie möglich huschten Harry und Hermine die Treppe nach oben in den vierten Stock, während sie die Punkte von Filch und Miss Norris auf der Karte verfolgten.

„Malfoy ist auch schon wieder unterwegs", sagte Hermine stirnrunzelnd und deutete auf den kleinen Punkt, der sich von den Kerkern nach oben bewegte.

„Genau wie Anne Smith aus Ravenclaw", sagte Harry und tippte auf den Punkt, der gerade vom ersten Stockwerk nach unten wanderte und sich den von Malfoy näherte. „Sieht fast so aus, als wollten sich die beiden treffen."

„Hm", brummte Hermine zweifelnd. „Aus was für einen Grund sollte Anne sich mitten in der Nacht mit Malfoy treffen wollen."

„Das würde mich allerdings auch interessieren, wir sollten es herausfinden", schnaubte Harry und wollte sich bereits in Bewegung setzen, als ihn Hermine am Arm festhielt.

„Malfoy sollte uns im Moment Schnuppe sein! Wir müssen schauen, dass wir in den Turm zurück kommen", sagte sie angespannt und deutete auf die Punkte von McGonagall und Dumbledore, die nun auf der Treppe zwischen dem fünften und vierten Stockwerk anhielten, ehe sie zielstrebig den Korridor ansteuerten, in dem sich gerade Harry und Hermine befanden.

„Du hast Recht", murrte Harry widerstrebend und blickte sich unschlüssig im Korridor um.

„Sie kommen direkt auf uns zu", flüsterte Hermine, als sie auch schon die Schritte der Lehrer hörte.

„Schnell da hinein", sagte Harry und zog Hermine hastig zur nächstgelegenen Tür.

Hermine zog bereits ihren Zauberstab um die Tür zu öffnen, als Harry die Türklinke nach unten drückte.

„Manchmal geht es auch ohne Magie", raunte er Hermine zu, schob sie mit einem breiten Grinsen in den Raum und zog die Tür vorsichtig ins Schloss zurück. Mit angehaltenem Atem lauschten sie dem Klang der Schritte, die beständig näher kamen.

„In dem Klassenzimmer wird das Fach alten Runen unterrichtet", flüsterte Hermine kurzatmig.

„Na umso besser, das heißt, hier wird sicher keiner reinkommen", sagte Harry und versuchte etwas um sich herum zu erkennen, doch im Klassenraum war es stockfinster, so dass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte.

Aus dem Korridor hörten sie die langsamen und gleichmäßigen Schritte von Dumbledore und McGonagall, bis diese nach kurzer Zeit wieder verhallten und Hermine erleichtert ausatmete.

„Lass uns in den Turm zurück gehen, bevor wir heute doch noch einem Lehrer in die Arme laufen", drängte sie angespannt.

„Du hast ja Recht", nickte Harry und richtete seinen Zauberstab auf die Karte. „Lumos."

Im fahlen Licht des Zauberstabs beobachtete er, wie sich die Punkte von McGonagall und Dumbledore langsam entfernten. Die beiden Slytherins schlichen noch immer durch die Bibliothek und Moran stand jetzt offensichtlich auf der Aussichtsplattform des Astronomieturms. Filch befand sich nun im sechsten Stock, während Miss Norris durch die Eingangshalle streunte; Malfoy und Snape standen im Korridor vor Snapes Büro, doch von dem Mädchen aus Ravenclaw war nichts mehr zu sehen. Dafür konnte er nun einen kleinen Punkt mit dem Namen Clark Silver erkennen, der sich in diesem Moment langsam vom Rand der Karte aus über die Schlossgründe bewegte. Silver schien sehr langsam zu gehen, so dass Harry beschloss, nicht weiter auf ihn zu achten. Silver behielt sein Tempo bei, also würde er ihnen sicher nicht über den Weg laufen. Harry beobachtete stattdessen die anderen Punkte. Er konnte sehen, wie Malfoy in den Gemeinschaftsraum der Slytherins zurückging und Snape noch immer vor seiner Bürotür stand. McGonagall steuerte ihre Privaträume an und Dumbledore entfernte sich in östlicher Richtung.

„In Ordnung, die Luft ist rein", seufzte Harry, während er ein letztes Mal die Augen suchend über die Karte wandern ließ und sich dann zu Hermine umwandte, die genau in diesem Augenblick unter dem Tarnumhang hervor schlüpfte. „Was ist los?"

Das Licht aus dem Zauberstab erleuchtete nicht nur die Karte der Rumtreiber, sondern auch einen großen Teil des Klassenraums und so konnte Harry nun auch die altertümliche Holztafel mit der langen Reihe an seltsam verschnörkelten Runenzeichen erkennen, die rechts neben der Tür hing und vor der Hermine stehen geblieben war, um diese nun nachdenklich zu betrachten.

„Nichts", antwortete sie zögernd, während ihre Augen immer wieder die Reihe von Runenzeichen entlang wanderten. „Es ist nur…diese Art und Kombination von Runen…"

„Hermine, dies ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt, um sich den Kopf über Hausaufgaben in Runenkunde zu zerbrechen", stöhnte Harry und hob für Hermine den Tarnumhang an, doch sie reagierte nicht.

Die Stirn in Falten gezogen, fuhr sie mit den Fingerspitzen über die einzelnen Zeichen, bis sie sich schließlich mit einem Ruck umwandte, „Lumos" flüsterte und sich suchend im Klassenzimmer umsah. Harry hatte nicht die leiseste Ahnung, was Hermine suchte, aber noch ehe er eine diesbezügliche Frage stellen konnte, war sie bereits zum Lehrerpult geeilt und hob dort die aufeinander gestapelten Bücher an.

„Ah…das hier muss es sein", murmelte sie, während sie einen antiken Wälzer aus dem Stapel hervorzog und das Buch aufschlug.

„Hermine, was um alles in der Welt suchst du?", fragte Harry ungeduldig, während er gleichzeitig einen Blick auf die Karte der Rumtreiber warf, um die sich bewegenden Punkte im Auge zu behalten.

„Gleich…", sagte Hermine abwesend und ließ ihren Zeigefinger langsam über das Inhaltsverzeichnis nach unten wandern. „Ich bin mir sicher, hier steht es drin."

Harry gab ein vernehmliches Schnauben von sich, doch Hermine ließ sich davon nicht beirren. Mit flinken Fingern blätterte sie die Seiten um, bis sie offensichtlich das gesuchte Kapitel gefunden hatte. Den Kopf in den Händen und die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, begann sie zu lesen.

„Hermine, bitte….so interessant alte Rune auch sein mögen, wir können hier nicht…"

„Jetzt wart doch mal", brummte sie ärgerlich, ohne den Blick vom Buch zu nehmen. „Das ist…."

Hermine verstummte und vertiefte sich erneut in den Text, bis sie schließlich aufsah und das Buch gedankenverloren zuklappte. Für einige Sekunden starrte sie zurück auf die Tafel mit den Runenzeichen, bis sie endlich tief Luft holte und Harry direkt ansah.

„Professor Muffin, unser Lehrer für alte Runen, erzählte uns in der letzten Stunde, dass er für den siebten Jahrgang einen zusätzlichen Leistungskurs im Fach alte Rune plant. Dieser Kurs soll sich mit den Übersetzungen der ganz alten, heute überhaupt nicht mehr verwendeten mystischen Runenzeichen befassen und er versprach, in die nächste Stunde eine alte Zeichentabelle, auf der diese mystischen Runen aufgeführt sind, mitzubringen, damit wir sie uns ansehen könnten."

„Ja und?", fragte Harry mit einem verständnislosen Schulterzucken.

„Harry, begreifst du es nicht, dies hier sind diese alten Runenzeichen! Man hat sie früher verwendet, um verborgen Zauber zu verschlüsseln und…"

„Das ist ja alles schön und gut, aber du sagtest ja selbst, dass er dies für den siebten Jahrgang plant", unterbrach sie Harry ungeduldig.

„Erkennst du sie denn nicht wieder?" fragte Hermine überrascht und zog Harry näher an die alte Holztafel heran. „Erinnere dich an den Spiegelsaal in Andreas Haus, Harry! Dies sind die gleichen Schriftzeichen, wie sie auch auf den Spiegel zu finden sind."

„Die Spiegel in denen sich Tore verbergen und die nur von den Familienmitgliedern gesehen werden konnten", nickte Harry langsam. „Richtig, im oberen Teil des Rahmes befanden sich Schriftzeichen."

„Genau!", bestätigte Hermine eifrig. „Vermutlich geben sie darüber Auskunft, was sich hinter den jeweiligen Spiegeln befindet."

„Kann schon sein, doch wie soll uns das weiterhelfen", seufzte Harry und ließ sich auf einer der nächstgelegenen Bänke nieder, wohl wissend, dass er um einen längeren Vortrag nicht herum kam.

„Ich weiß auch nicht genau", gab Hermine zögernd zu, während sie nachdenklich auf der Unterlippe kaute. „Es war nur so ein Gedanke …."

„Na gut, schieß los! An was denkst du?"

„Nun, als Remus sich auf den Weg in die Mysteriumsabteilung machte, um Sirius zurückzuholen, da hat er doch mit diesem alten Hausgeist gesprochen, der Remus dann empfohlen hat, das Schattentor zu benutzen."

„Ja und? Dieses Schattentor funktioniert wie ein Reisespiegel, das heißt, man kann damit an einen Ort gelangen, den man sich in seinen Gedanken vorgestellt hat, allerdings wird man beim Passieren gleichzeitig mit seinen größten Ängsten konfrontiert. Willst du mir jetzt erzählen, dass du es benutzen möchtest?"

„Um nichts auf der Welt würde ich dieses Schattentor benutzen wollen", entgegnete Hermine schaudernd. „Nein, nein, ich dachte an ganz was anderes. Es ist schade, dass wir keine Möglichkeit haben in dieses Haus zu kommen. Der Geist des alten Alexander Hussel hätte uns vielleicht sagen können….

„Mensch Hermine, warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen", unterbrach Harry Hermine, bevor diese ihren Gedankengang erklären konnte und sprang auf die Beine. „Der magische Stammbaum! Warum habe ich da nicht gleich daran gedacht? In dem Raum neben dem Spiegelsaal befindet sich doch der Stammbau der Familie Black und auf ihm kann man ganz klar erkennen, ob Andrea noch am Leben ist! Er fügt selbstständig jedes neu geborene Familienmitglied dazu und auch ein Sterbedatum wenn…"

„Das ist schon richtig, doch keiner kann dieses Haus sehen oder kommt hinein", seufzte Hermine und warf einen bedauernden Blick auf das Runenalphabet.

„Da bin ich mir nicht so sicher", sagte Harry langsam und rieb sich über die Stirn. „Wenn ich das mit diesem Herzstück richtig verstanden habe, dann müsste ich das Haus eigentlich sehen und es auch betreten können."

„Ja schon, aber keiner von uns weiß wo es sich genau befindet", nickte Hermine zögernd und sah ihn stirnrunzelnd an.

„Ich werde mit Dumbledore darüber reden…", sagte Harry entschlossen und warf einen Blick auf die Karte, um nach Dumbledores Namen zu suchen.

„Und du glaubst wirklich, dass er dir so einfach erlauben würde dieses alte Haus zu besuchen?", sagte Hermine und schüttelte ungläubig den Kopf. „Seine Antwort kann ich dir jetzt schon sagen."

„Dann rede ich eben mit Silver, oder noch besser mit Sirius…", entgegnete Harry, während sich ein sturer Ausdruck in seinem Gesicht breit machte. „Irgendwie werde ich zu diesem Haus kommen, egal ob Dumbledore es nun erlaubt oder nicht."

Hermine seufzte schwer, als hätte sie genau diese Reaktion befürchtet und schüttelte den Kopf. „Bitte tu nichts Eigenmächtiges! Du weißt, dass ich dich unterstütze wo ich nur kann, doch…allein ist es zu gefährlich. Bitte versprich mir, dass du dich da nicht in irgendetwas verrennst."

Für einen kurzen Moment setzte Harry zu einer hitzigen Entgegnung an, doch er schluckte seine aufbrausende Antwort hinunter. Für einige Sekunden sahen sie sich einfach nur in die Augen, bis Harry schließlich resignierend die Arme in die Luft hob und sich wortlos abwandte. Missmutig starrte Hermine nur auf seinen Rücken, ehe auch sie ihren Ärger überwand und zögernd hinter ihn trat. Mit einem schweren Seufzen strich sie sanft mit der Hand über seinen Arm.

„Sieh mal, Harry, dieses Haus ist ja nicht irgendein gewöhnliches Haus und ich rede dabei noch nicht mal von der dunklen Magie darin. Todesser schleichen dort durch die Gegend; vermutlich hoffen sie immer noch den Schutzbann brechen zu können und keiner von uns weiß…" Sie brach ab und schüttelte frustriert den Kopf. „Ach lassen wir das, es hat sowieso keinen Sinn! Ich will dir hier wirklich keine Moralpredigt halten, ich…ich…hab einfach nur Angst um dich."

„Das weiß ich", seufzte Harry niedergeschlagen und drehte sich zögernd zu ihr um. „Es ist nur so, dass ich denke wir müssen einfach jede Möglichkeit nutzen die sich uns bietet. Sollte Andrea noch am Leben sein, dann braucht sie Hilfe und das möglichst schnell."

„Da gebe ich dir völlig Recht, doch warum musst du es schon wieder sein, der sich hier einer Gefahr aussetzt?"

„Weil keiner außer mir in dieses Haus kann", erklärte Harry mit Nachdruck und blickte ihr ernst entgegen. „Oder glaubst du ich will nur aus dem Grund in dieses Haus, weil es mir hier in Hogwarts langweilig ist?"

„Nein, natürlich nicht! Ich denke nur, dass sich auch die Ordensmitglieder um eine Lösung bemühen, sie werden Andrea nicht im Stich lassen."

„Ich wünschte, ich wäre mir da ebenso sicher wie du, das bin ich aber nicht", sagte Harry verdrießlich und starrte einen Moment ins Leere, ehe er tief einamte und den Blick wieder zu Hermines besorgtem Gesicht wandte. „Ich muss es einfach versuchen, Hermine. Kannst du das nicht verstehen?"

Statt einer Antwort wandte sich Hermine resignierend ab und ging zurück zum Lehrertisch, um das Runenbuch auch seinen Platz zurückzulegen. Harry zögerte einen Moment, ehe er ihr folgte und von hinten die Arme um sie schlang.

„Ich weiß noch nicht was tun werde, doch ich verspreche dir, ich werde mich keiner Gefahr aussetzten, ich werde sehr, sehr vorsichtig sein", flüsterte er und küsste sacht ihre Schläfe.

„Geb hier kein Versprechen ab, dass du nicht halten kannst", wehrte Hermine seufzend ab und befreite sich aus seiner Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Ich meine das ernst, Hermine! Vielleicht ist es wirklich schwer zu glauben, doch ich habe in den letzten Wochen dazugelernt… ich werde die gleichen Fehler nicht noch einmal machen."

Hermine schluckte schwer, erwiderte jedoch auf diese Beteuerung hin nichts, stattdessen nahm sie die Karte, die Harry achtlos zur Seite gelegt hatte.

„Lass uns zurückgehen…"

„Bist du böse auf mich?", fragte er unsicher und griff zaghaft nach ihrer Hand, in der sie die Karte hielt.

„Nein, nicht böse, nur besorgt", antworte sie tonlos, während sie einen Schritt auf die Tür zuging, doch Harry hielt sie zurück.

„Warte!", flüsterte er leise und ehe sie sich versah, hatte er ihr rasch einen Kuss auf Lippen gehaucht. „Nur eine kurzen Augenbl…"

Zu einer weiteren Ausführung seiner Gedanken kam Harry nicht, da Hermines Mund ihn entschieden am Weiterreden hinderte, bis sie sich genauso plötzlich mit einem Ruck wieder von ihm zurückzog.

„Wir sollten jetzt wirklich hoch", sagte sie fest, während sie sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen fuhr.

„Ich weiß", nickte Harry, lehnte sich jedoch erneut vor und küsste sie, bis Hermine ihn sanft aber bestimmt zurück schob.

„Jetzt ist Schluss", sagte sie streng, aber mit dem Anflug eines Lächelns und hob die Karte auf, die ihr während des Kusses aus den Fingern geglitten war.

„Schon gut", murrte Harry kapitulierend und wandte widerstrebend seine Aufmerksamkeit der Karte zu.

Es dauerte etwas bis er seine Aufmerksamkeit wieder auf das hier und jetzt lenken konnte und Hermine, die eng neben ihm stand, um ebenfalls in die Karte sehen zu können, machte es ihm nicht einfacher, sich auf die Punkte der Karte zu konzentrieren.

Der Weg zum Gemeinschaftsraum war frei, Filch und Miss Norris befanden sich im Westflügel und von Dumbledore war nichts mehr zu sehen. Harry wollte gerade die Karte löschen, als er die Punkte bemerkte, die sich über die freie Fläche vor dem Schloss auf das Eingangstor zu bewegten und schlagartig war das schummrige Gefühl, welches Hermines Kuss eben noch in ihm ausgelöst hatte verschwunden. Er blinzelte kurz und eine Sekunde lang glaubte er einer Sinnestäuschung zu erliegen, doch die Namen neben den Punkten blieben.

„Das gibt's doch nicht", entfuhr es ihm eine Spur lauter, als beabsichtigt und für einen Moment zitterte seine Hand, als er auf die Karte deutete.

Zwei Punkte näherten sich gemächlich dem Eingangsportal des Schlosses; einer mit dem Namen Clark Silver und ein winziges Stück hinter ihm der andere Punkt, neben dem klar und deutlich Peter Pettigrew stand.

„Wurmschwanz", stieß Hermine betroffen aus und packte Harry so fest am Arm, dass es für einen kurzen Moment schmerzte.

„Zusammen mit Silver", nickte Harry grimmig, während er mit zusammengekniffenen Augen die kleinen, sich langsam bewegenden Punkte beobachtete.

„Lass uns hier keine voreiligen Schlüsse ziehen", sagte Hermine hastig und blickte sich hektisch um, als erwarte sie jeden Moment das Auftauchen eines Todessers in diesem Klassenraum. „Wir müssen….wir müssen…Dumbledore Bescheid sagen, oder McGonagall oder…"

„Nein, das dauert zu lang!", entgegnete Harry und im Bruchteil einer Sekunde war sein Entschluss gefasst.

„Aber…!"

„Ich werde Wurmschwanz nicht noch einmal entkommen lassen", fiel er ihr schroff ins Wort, warf sich eilig den Tarnumhang über und stürmte aus dem Zimmer. „Sag McGonagall oder noch besser Dumbledore Bescheid!"

„Um Himmels Willen, Harry, so warte doch!", rief Hermine ihm hinterher, doch Harry hörte schon nicht mehr zu. „Oh du verdammter, hitzköpfiger Idiot! Es ist noch keine fünf Minuten her da hast du…..ach verdammt…."

Harry hörte ein Geräusch hinter sich, das sich verdächtig nach dem ärgerlichen Aufstampfen eines Fuß anhörte, doch mit dem unbändigen Zorn, der in diesem Augenblick wie eine lodernde Feuerfontäne in ihm hochschoss, interessierte es ihn nicht. Er hatte Silver vertraut und nun sah es so aus, als würde dieser….Harry brach den Gedanken unvermittelt ab und schüttelte ärgerlich den Kopf; Hermine hatte Recht, er sollten hier wirklich keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber was auch immer dort draußen vor sich ging, er musste es wissen.

So schnell er unter dem Tarnumhang laufen konnte, stürmte er die Treppen hinunter, und als er die Eingangshalle erreichte, war er einen Moment selbst überrascht, dass ihn bisher niemand gehört hatte. Schwer atmend hielt er in der Mitte der Halle an und studierte erneut die Karte, als er einen kühlen Luftzug verspürte. Überrascht blickte er auf und erst jetzt bemerkte das offen stehende Eingangsportal, durch das die kalte Nachtluft herein drang. Irritiert, wer wohl in der Nacht die Eingangstür offen stehen ließ, warf Harry einen prüfenden Blick auf die Karte, doch in unmittelbarer Nähe war niemand zu sehen, nur die beiden Punkte, die Silvers und Pettigrews Position auf dem Schlossgelände zeigen; aber auch diese beiden waren noch ein gutes Stück vom Tor entfernt.

Ohne lange zu überlegen, durchquerte Harry den restlichen Teil der Eingangshalle und schlüpfte durch das Tor nach außen.

Im fahlen Mondlicht konnte er deutlich Silvers Gestalt erkennen, die mit langsamen Schritten näher kam. Für einen Moment hatte Harry erwartet eine zweite Person zu sehen, doch da war niemand. Es war zu dunkel, als dass Harry auf der Karte hätte nachsehen können und er befürchtete bereits, dass Pettigrew inzwischen kehrt gemacht hatte, als ihm bewusst wurde, dass es mehr als dumm von Peter Pettigrew wäre, in seiner menschlichen Gestalt über die Schlossgründen von Hogwarts zu spazieren. So vermutete Harry, dass sich Pettigrew immer noch hinter Silver her bewegte, allerdings war es zu dunkel, als dass er auf diese Entfernung eine Ratte hätte sehen können. Unschlüssig was er tun, oder wie er nun reagieren sollte, beobachtete er Silver, welcher die Hände tief in den Taschen seiner Robe vergraben, langsam aber beständig näher kam. Es lag nichts Feindseliges in der Art wie sich dieser Mann bewegte, noch eher vermittelte es den Eindruck, als sei Silver in tiefer Melancholie versunken und dennoch, oder vielleicht gerade deshalb fühlten sich Harrys Nerven zum Zerreisen gespannt an. Tief in seinem Inneren wusste er, dass hier irgendetwas nicht stimmte, dass es da etwas gab, das nicht so war wie es schien.

„Ich hätte im Schloss bleiben sollen, hier außen kann ich nicht mal die Karte benutzen", dachte Harry, während er sich nervös nach allen Seiten umblickte.

Über den nächtlichen Himmel zogen dunkel Wolken hinweg. Sie schoben sich immer wieder vor die hell leuchtete Scheibe des fast vollen Mondes und veränderten damit ständig das lautlose Spiel aus Licht und Schatten, während Harry mit Blicken die nähere Umgebung absuchte; den Horizont in der Ferne konnte er nur erahnen. Undurchdringliche Dunkelheit umgab die Schlossgründe von Hogwarts, wie ein dicker, pechschwarzer Ring und dieser schien sich langsam um das teilweise noch erleuchtete Schloss zusammenzuziehen, fast so, als versuchte diese Dunkelheit das restliche Licht darin ersticken. Selbst die leisen Stimmen der nachtaktiven Tiere im verbotenen Wald waren nicht mehr zu hören und Harry fragte sich unwillkürlich, was dort an der Grenze zwischen Hell und Dunkel für eine Gefahr lauern mochte, die es fertig brachte, einen ganzen Wald verstummen zu lassen. Seltsamerweise war es das konstante, knirschende Geräusch von Silvers Schritten, das Harry trotz allem ein Gefühl von Sicherheit gab, fast so, als wäre dies der Beweis, dass sich noch immer Leben im Zentrum dieser Finsternis befand. Dieser Szenerie haftete etwas Eigenartiges an, was Harry mit Worten nicht definieren konnte und was ihm gleichzeitig merkwürdig vertraut erschien, als hätte er genau dieses Bild bereits hundert mal zuvor gesehen.

Silver war inzwischen so nahe gekommen, dass Harry seine Gesichtszüge deutlich erkennen konnte. Die Lippen fest aufeinander gepresst starrte Silver ins Leere, während ihn seine Füße wie von selbst den Weg zum Schlossportal hoch trugen und nun sah Harry auch den kleinen geduckten Rattenkörper, der sich bedächtig in Silvers Schatten bewegte. Harry hob den Zauberstab und trat einen vorsichtigen Schritt zur Seite, um Silver und Pettigrew vorbei zu lassen und so in ihren Rücken zu kommen. In seinem Kopf formte sich bereits der Plan, Pettigrew ohne Vorwarnung einfach zu schocken und sich im Anschluss um Silver zu kümmern, als Harry von einer Sekunde auf die andere begriff, dass Silver offensichtlich keine Ahnung hatte, wer ihm da gerade auf den Fersen war. Und jetzt wusste Harry auch was an diesem Bild, wie er es zuvor gesehen hatte, nicht stimmte. Die Tatsachen, dass auf der Karte der Rumtreiber zu sehen war, wie Silver und Pettigrew zusammen auf das Schloss zugingen, hatte Harry zu der Annahme verleitet, sein Lehrer würde mit Wurmschwanz gemeinsame Sache machen, doch dem war nicht so. Von einer Sekunde zur anderen begriff Harry verblüfft, dass sein Unterbewusstsein einen zusätzlichen Sinn eingeschaltet hatte; er konnte hier nicht nur hören und sehen, er empfing auch einen Teil von Silvers gefühlsmäßiger Stimmung, ähnlich wie er es auch schon während seines Occlumencytrainings erlebt hatte.

Harry kam nicht mehr dazu, sich weitere Gedanken zu machen, denn das Folgende geschah schnell und völlig unerwartet. Ein lautes, aggressives Fauchen zerriss die nächtliche Stille und ließ Harry erschrocken herumwirbeln. Miss Norris war unbemerkt durch das offene Tor nach draußen gekommen und hatte soeben die Ratte bemerkt. Den Schwanz zu einer buschigen Rute aufgebläht fauchte sie, einer Furie nicht unähnlich, die verschreckte Ratte an, duckte sich hart auf den Boden und setzte nun zum Sprung an. Harry hörte, wie Silver erschrocken nach Luft schnappte, während Wurmschwanz gleichzeitig ein panisches Quietschen ausstieß. Augenscheinlich wurde Pettigrew sich genau in diesem Moment der tödlichen Gefahr bewusst, die von Filchs Katze ausging, solange er sich noch in seiner Animagusgestalt befand. Für einen kurzen Augenblick erwartete Harry, dass Pettigrew sich verwandeln würde, doch er tat es nicht, stattdessen raste er in einer unglaublichen Geschwindigkeit, die Harry einer Ratte nie zugetraut hätte, davon. Dies alles geschah so erschreckend schnell und Plötzlich, dass Harry einfach nur erstarrt stehen bleiben konnte, während sein Blick fassungslos der Katze folgte, die nun pfeilschnell hinter der Ratte her jagte und jetzt ebenfalls in der Dunkelheit verschwand. Aus dem Augenwinkel heraus hatte Harry beobachtet, wie Silver mit fast der selben unglaublicher Geschwindigkeit seinen Zauberstab in der Hand hatte, doch nun ließ Silver ihn langsam sinken und sah kopfschüttelnd Miss Norris nach, die zusammen mit der Ratte längst in der Dunkelheit verschwunden war.

„Verdammtes Katzenvieh, du spielst mit deinem Leben", fluchte er ungehalten, im selben Moment da sich auch Harrys Erstarrung löste.

Einem ersten Impuls folgend, machte Harry einen Sprung nach vorn, um den beiden Tieren nachzulaufen, bis ihn unbarmherzig die Erkenntnis traf, dass er seine Chance, Peter Pettigrew zu fangen, vertan hatte. Harry hatte zu lange gezögert und nun war Wurmschwanz ein weiteres Mal entkommen. Sirius enttäuschtes Gesicht stieg vor seinem innerlichen Auge hoch und ohnmächtige Wut auf sich selbst packte ihn. Aber noch ehe Harry diesem schrecklichen Gefühl von Frustration und Selbstanklage in irgendeiner Form Luft machen konnte, hatte Silver in einer einzigen blitzschnellen Bewegung den Zauberstab nach oben gerissen und sich zu ihm umgedreht. Harry hielt unwillkürlich die Luft an, als sich Silvers Augen gefährlich verengten und er die Stelle fixierte, wo Harry noch immer stand. Einen kurzen Augenblick lang rechnete er damit, dass Silver ihn mit einem Schockzauber belegen würde, doch eine Sekunde später senkte sich Silvers Hand mit dem Zauberstab schon wieder.

„Hallo Harry! Würdest du mir erklären, was du hier draußen zu suchen hast?", sagte Silver gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust.

Fortsetzung folgt….

Autornote: Ein ganz, ganz dickes Dankeschön für euere lieben Reviews!

Leider hat auch der schönste und längste Urlaub mal ein Ende und meine reguläre Arbeitswelt hat mich wieder! Bei uns im Bundesland Bayern hat die Schule wieder begonnen und das heißt….wie zu beginn eines jeden neuen Schuljahrs, dass ich die nächsten Wochen weniger Zeit zum Schreiben haben werde und demzufolge zwischen den neuen Kapitel etwas größerer Abstände liegen können. Macht euch aber keine Sorgen, die Story geht trotzdem weiter, nur eben etwas langsamer als gewohnt. ;-)

So und nun zu Review-Antworten:

Birgit123: Zeit zum Schreiben „seufz" Oh, das wird für die nächsten 4 bis 6 Wochen wohl ein frommer Wunsch bleiben.

Banduan: Ich knuddel dich auch lieb, Schwesterherz! „ggggggggggggggggg"

Rapunzelou: Für dich heute keine direkte Review-Antwort, da mir die Glückwünsche für dich wichtiger sind! Alles, alles Gute! Ich freu mich für euch! Bin leider noch nicht dazugekommen deine Mail zu beantworten, werde es aber sicher am Wochenende nachholen!

Honigdrache: „Und ich weiß, spätestens das letzte Kapitel sollte eines sein, wo es nicht " so ein….unfaires Ende " geben wird. ;)" Ok! Versprochen! ;-)

Torence: Nein, weiß ich nicht. Was ist Rivella?

Fluffy Bond: „Beeil dich bitte." Ich tu mein Möglichstes!

shila848: Aber klar doch! ;-)

Seikon: Das beruhigt mich! „gggggggggggggg"

HJ-HJ: Hab es leider nicht mehr vorher geschafft! „Drück dich auch ganz doll zurück"

Tatze: Danke! „freu"

Arwen: Ich tu mein Möglichstes, aber die Arbeit hat mich wieder voll im Griff!

OOsilmarienOO Ich hoffe mich langsam (sehr langsam) dem Ende zu nähern, doch ein paar Kapitelchen werde ich euch schon noch zumuten! ;-)

Eva Luna: Lass dich überraschen! „zwinker"

Reason „Aber ich werde mich bemühen und dir weiterhin fleißig reviewen." ….und ich bemühe mich fleißig weiter zu schreiben! ;-)

BluePhoenix Dickes Lob an dich und Grüße an deine Mam!!! Sag ihr mal, dass auch ich über meine Tochter zu Fanfics gekommen bin! Was man nicht alles von seinen Kindern lernen kann! ;-)

Megagirli Danke! „gggggggg"

Schnuffel21: Mmmmmm! Lecker! Danke!

Kaori: Aber sicher doch! ;-)

Rudi: Pssst, ganz unter uns! Das ist die Ruhe vor dem Sturm! ;-)

Jana: Aber klar!

Jinxxx Ich freu mich auch über deine kurzen Reviews! ;-)

Ardsmair: Freut mich, dass es dir gefällt!

Enno: Tja, lass dich überraschen! ;-)

Lord Sytherin: Ich freue sehr, dass du die einzelen Kapitel so aufmerksam liest! Leider fällt mir nur heute die Zeit auf alle deine Anmerkungen einzugehen. Ist nicht böse gemeint und ich werde es bei Gelegenheit nachholen!

Redo Kröte: Danke sehr! Freut mich, dass dir die FF so gefällt!

Frodo Danke!

Louis M. Wolf: Hm…dumme Frage, aber wer ist Robert Ludlum?

Fíriel "Ist es bei dir eigentlich Absicht, dass die Charaktere, wenn sie ein Problem haben, zuerst immer einen Tee trinken, oder hat sich das nur zufällig ergeben? (Verrat mir bitte die Teesorte, vielleicht hilft er mir ja auch beim lösen von Problemen." Nee, ist mir bisher noch nicht aufgefallen! „kicher" Aber Tee beruhigt bekanntlich die Nerven! ;-) Könnte dir grünen Tee mit Jasmin empfehlen! Deine Fragen zu Star Wars beantworte ich dir im Laufe des Wochenendes per mail, denke es würde sonst den Rahmen der FF-Review-Anrworten sprengen! ;-)

Desti: Aber nicht erwischen lassen! „zwinker" Freut mich, dass dir meine FF´s gefallen!

Janine Black: Auch dir vielen Dank für dein Lob!

Jo Lizard: Antwort kam per Mail, doch hier noch eine kurze Ergänzung. Hab dein ersten Kapitel gelesen und muss sagen ich bin wirklich beeindruckt! Ganz großes Lob an dieser Stelle!

Enno: Werde dir am Wochenende per Mail antworten! Einverstanden?

So das war´s für heute, wie immer hoffe ich sehr, niemanden vergessen zu haben.

Liebe Grüße von euerem Sternchen!