AN: Kaum zu glauben nach langem Warten kommt endlich das neue Kapitel! „ggg"

37.

Harry starrte Silver sprachlos an. Selbst wenn er, Harry, eben ein unbedachtes Geräusch verursacht hatte, so trug er doch noch immer den Tarnumhang. Wie konnte Silver wissen, wer gerade vor ihm stand? Für einige Sekunden schien die Zeit eingefroren; Silver stand regungslos da und wartete, bis Harry schließlich soviel Fassung wieder gewonnen hatte, dass er den Tarnumhang vom Kopf zog.

„Pettigrew. Er ist Ihnen über das Schlossgelände gefolgt", erklärte Harry kurzatmig und sah unwillkürlich in die Richtung, in der die beiden Tiere verschwunden waren.

„Wie bitte?", fragte Silver ungläubig und zog die Augenbrauen nach oben, als wäre er sich nicht sicher, Harry richtig verstanden zu haben.

„Wir haben es auf der Karte gesehen. Pettigrew ist Ihnen als Ratte gefolgt und…."

„Was für eine Karte?" Silvers Gesichtsausdruck verriet Harry deutlich, dass sein Professor nicht so recht wusste, was er von Harrys Erklärung halten sollte, doch Sekunden später ging ihm ein Licht auf. „Miss Norris!", stieß Silver betroffen aus, während er sich hastig umdrehte und in die Dunkelheit der Nacht starrte.

Mit einem vernehmlichen Seufzen zog Harry den Tarnumhang vollständig vom Körper. „Er ist weg", sagte Harry bitter, doch noch ehe er eine weitere Erklärung abgeben konnte, hörten sie Schritte und einen Moment später trat Dumbledore durch das offen stehende Eingangsportal.

„Harry du gehst jetzt besser ins Schloss", sagte er, noch ehe Harry überhaupt ein Wort an ihn richten konnte.

„Aber, Professor…"

„Nicht jetzt, Harry!", schnitt Dumbledore ihm scharf das Wort ab.

Harry schwieg, auch wenn es ihm schwer fiel und alles in ihm rebellierte, aber er sah auch ein, dass es wohl wenig Sinn hatte, seinem Schulleiter zu widersprechen.

Die Augen konzentriert auf die Dunkelheit gerichtet, trat Dumbledore näher an Silver heran und Harry konnte hören, wie er einige leise Worte mit ihm wechselte. Silver nickte und ohne sich nochmals nach Harry umzudrehen, eilte er wenig später mit weit ausholenden Schritten den Weg zurück, auf dem er zuvor gekommen war.

Eigentlich hatte Harry erwartet, dass Dumbledore nun endlich auch mit ihm reden würde, aber der alte Zauberer blieb nur regungslos stehen und starrte in die Dunkelheit, als könnte er dort draußen mehr erkennen, als tiefe, undurchdringliche Schwärze. Pettigrew war längst verschwunden und die Hoffnung, Miss Norris könnte im nächsten Augenblick mit einer Ratte im Maul wiederkehren, war so verschwindend gering, dass Harry diesen Gedanken rasch beiseite schob. Frustriert und mit dem nagenden Gefühl versagt zu haben, wartete er auf eine Reaktion, doch diese ließ auf sich warten.

Der alte Zauberer stand einfach nur bewegungslos da und hätte nicht der aufkommende Wind seine Robe, seine Haare und seinen langen weißen Bart bewegt, hätte Harry den Eindruck gehabt, auf ein Bild zu starren. Eine eigentümliche Aura von Macht und noch etwas anderen, das Harry nicht definieren konnte, hatte sich wie ein unsichtbarer Mantel um Dumbledore gelegt; nicht mit den Augen zu erkennen und doch fast körperlich spürbar.

Unentschlossen, was er nun tun oder sagen sollte, trat Harry nervös von einem auf den anderen Fuß. Seine Nerven waren zum zerreißen gespannt und er spielte bereits mit dem Gedanken, sich abzuwenden und Dumbledore, der offensichtlich keine Veranlassung sah mit ihm zu reden, einfach stehen zu lassen, als dieser sich unvermittelt zu ihm umdrehte.

„Ich denke, eine Tasse heiße Schokolade würde uns jetzt sicher gut tun, Harry", sagte er.

Für einen kurzen Augenblick glaubte Harry den alten Zauberer nicht richtig verstanden zu haben.

„Aber Professor, was…" Harry brach hilflos ab, als Dumbledore die Augenbrauen nach oben zog, leicht den Kopf schüttelte und mit gemächlichen Schritten auf ihn zukam.

„Alles hat seine Zeit, Harry", sagte er leise und legte ihm schwer die Hand auf die Schulter. „Hier draußen kann im Augenblick keiner von uns beiden etwas tun. Komm mit! Dobby wird sich bestimmt freuen, wenn du ihm einmal wieder einen Besuch abstattest."

Mit dem verwirrenden Gefühl, gerade etwas ganz Entscheidendes verpasst zu haben, blickte Harry in das runzlige Gesicht des alten Zauberers, als dieser ihn auch schon sanft aber bestimmt in die Eingangshalle schob. War Dumbledore jetzt verrückt geworden? Er konnte doch nicht ernsthaft vorhaben mit ihm in die Küche zu gehen, um einen Kakao zu trinken? Nicht jetzt, nicht wenn es Pettigrew war, der noch immer irgendwo dort draußen war.

Harry verstand die Welt nicht mehr, denn so wie es aussah, war es genau das, was Dumbledore beabsichtigte. Die Hand immer noch auf Harrys Schulter, dirigierte er ihn nachdrücklich den Weg in Richtung Küche. Harry war in diesem Moment ganz und gar nicht nach einer Tasse Kakao zumute, war aber gleichzeitig so überrumpelt, dass er sich nicht dagegen wehrte.

In den Gängen war es still und nur ihre eigenen Schritten hallten unnatürlich laut wider, während sie schweigend die Treppen hinab stiegen, bis sie auf halber Strecke den Kopflosen Nick und den fetten Mönch, Hausgeist der Hufflepuffs trafen.

„Guten Abend, Professor Dumbledore", verneigten sich die beiden Geister höflich und blickten neugierig auf Harry, der etwas belämmert neben Dumbledore hertrottete.

„Ah, gut dass ich Sie beide treffe", sagte Dumbledore und trat einen Schritt auf die Geister zu.

Harry konnte nur hören, dass Dumbledore einige leise Worte mit ihnen sprach, wagte es jedoch nicht näher heran zu gehen, um mehr von dem Gespräch mitzubekommen. Die beiden Geister sahen Dumbledore überrascht an, nickten hin und wieder, was Harry vermuten ließ, dass sie Anweisungen bekamen, bis sie sich schließlich lautlos umdrehten und durch die nächstgelegene Wand verschwanden. Dumbledore blickten ihnen kurz nach, ehe er sich wieder zu Harry umdrehte, ihm zunickte und genauso schweigsam wie zuvor seinen Weg zur Küche fortsetzte.

Enttäuscht, dass Dumbledore ihm auch jetzt keine weitere Erklärung gab, folgte Harry ihm, bis das Pergament in seiner Tasche knisterte und ihn wieder an die Karte der Rumtreiber erinnerte.

„Professor….wir könnten auf der Karte nachsehen….", startete Harry den zaghaften Versuch einer Unterhaltung.

„Nicht nötig", winkte Dumbledore ab, als sie auch schon das Gemälde, welches den Eingang zur Küche darstellte, erreichten. Dumbledore kitzelte die Birne und einen Augenblick später wurden sie bereits von einem vor Freude strahlenden Dobby begrüßt.

„Professor Dumbledore, Sir! Welch eine Ehre! Was darf Dobby Ihnen bringen?"

Der kleine Hauself wippte aufgeregt auf seinen Füßen, während er gleichzeitig seine Mütze zurechtrückte. Es war eine jener Mützen die Hermine im letzten Schuljahr in Massen gestrickt und für die Hauselfen ausgelegt hatte.

„Danke, Dobby! Wir hätten gern zwei schöne, große Tassen mit heißer Schokolade", lächelte Dumbledore freundlich, ging auf einem der großen Tische zu und ließ sich gelassen daran nieder. „Komm, Harry! Ich glaube nicht, dass du deine Schokolade im Stehen trinken möchtest."

Harry nickte etwas benommen, aber noch ehe er seinem Schulleiter folgen konnte, begrüßte ihn Dobby. Während der Hauself zu seinen Füßen munter drauflos plapperte, konnte Harry beobachten, wie Dumbledore einige Hauselfen, die sich bisher scheu im Hintergrund gehalten hatten, heran winkte und ihnen Anweisungen gab. Die Elfen nickten immer wieder eifrig, doch so sehr Harry sich auch bemühte, über Dobbys euphorisches Geplapper hinweg konnte er immer nur einige Wortfetzen aufschnappen, die wiederum aus dem Zusammenhang heraus wenig Sinn ergaben. Die kleinen Geschöpfe spurteten davon, sichtlich bemüht, Dumbledores Anweisung so schnell wie möglich an die anderen Hauselfen weiter zu geben. Dies geschah fast lautlos und im Nu war die Küche von unzähligen Hauselfen bevölkert, die sich alle eifrig zuflüsterten und anschließend verschwanden. Harry wusste nicht wie viele Hauselfen in Hogwarts beschäftigt waren, doch er gewann den Eindruck, dass sie in diesem Augenblick alle auf den Plan gerufen wurden. Mit jedem Hauself der verschwand tauchten sofort ein bis zwei neue auf, erhielten ihre Anweisungen und verschwanden wie die Vorherigen.

„Dobby fragte ob Harry Potter auch Kuchen möchte, Sir?" Offensichtlich hatte Dobby bemerkt, dass Harry ihm nicht zuhörte und begann nun energisch an Harrys Robe zu zupfen, um dessen Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. „Dobby hat ihn erst eben aus dem Ofen!"

„Nein danke, Dobby", wehrte Harry ab und wollte sich zu Dumbledore an den Tisch setzen, doch Dobby hielt ihn noch immer hartnäckig an der Robe fest.

„Harry Potter sollte probieren, Sir!", strahlte der Elf, während seine Ohren aufgeregt auf und ab flatterten. „ Er ist wirklich sehr gut, Sir!"

„Nein ich möchte wirklich nichts essen", sagte Harry entnervt und sah zu Dumbledore, der nun wieder mit einigen Hauselfen sprach und auch diesmal war es Harry unmöglich etwas zu verstehen. „Kannst du mich bitte loslassen, ich möchte mich setzen."

Harry warf dem Hauselfen einen ärgerlichen Blick zu und erst jetzt, da Dumbledore mit seinen Anweisungen fertig war, ließ er Harrys Rob los. Harry konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass Dobby ihn absichtlich aufgehalten hatte, damit Harry nichts von Dumbledores Worten mitbekam.

Übellaunig ging er zu Dumbldore, musste jedoch auf dem Weg zum Tisch einigen Hauselfen ausweichen, die nun wie wild durch die Küche flitzten und sich für Harry unverständliche Worte zuriefen. Im Nun herrschte in der Küche rege Betriebsamkeit: aus allen Ecken tauchen Hauselfen auf und verschwanden wenig später wieder. Für einen kurzen Moment fühlte sich Harry an einen Ameisenhaufen erinnert, bis ihn plötzlich die Erkenntnis traf, dass Dumbledore so etwas wie einen Alarm ausgelöst hatte. Alle schienen hier genau zu wissen, was zu tun war, während Dumbledore selbst gelassen am Tisch saß und seine lange Nase über einen Teller mit Kuchen steckte.

„Du solltest den Kuchen wirklich probieren, Harry!", sagte er ruhig und schnüffelte genüsslich daran.

„Danke, aber mir ist im Moment nicht nach Kuchenessen zumute", entgegnete Harry bissig, während sich gleichzeitig seine Innereien vor Zorn krümmten.

Wie konnte Dumbledore nun so seelenruhig dasitzen und an Kuchen denken, wenn doch Minuten zuvor ein Todesser auf dem Schlossgelände gesichtet wurde? Natürlich, Dumbledore hatte den Hausgeistern genauso wie den Hauselfen Anweisungen gegeben, doch die Tatsache, dass er dies zwar erkennbar, aber trotzdem so tat, dass Harry nichts genaues mitbekam, schürte seinen Zorn nur noch um so mehr und unwillkürlich fühlte er sich an das letzte Schuljahr erinnert, in dem man ihn auch immer wieder bewusst ausgeschlossen hatte.

Falls es hier jemanden entgangen sein sollte, aber ich war es der Peter Pettigrew entdeckt hat", brummte Harry in Gedanken, während er bewusst die Tasse Kakao übersah, die in diesem Moment vor ihm abgestellt wurde. „Ohne mich wäre Wurmschwanz jetzt vermutlich schon im Schloss und könnte wer weiß was tun."

Dumbledore nippte, unbeeindruckt von Harrys nicht zu übersehenden Zorn, an seiner Tasse und nur sein Blick, mit dem er das Hin und Herflitzen der Hauselfen beobachtete, verrieten, dass er in seinem Inneren möglicherweise nicht ganz so ruhig war, wie es nach Außen hin den Anschein hatte.

„Worüber regst du dich eigentlich auf? Du warst es doch, der ohne nachzudenken kopflos davongerannt ist! Glaubtest du ernsthaft, dass wenn Silver tatsächlich auf Voldemorts Seite stünde, du gegen ihn eine Chance gehabt hättest? Was wäre denn so schlimm gewesen, auf Dumbledore oder McGonagall zu warten und ihnen die Sache zu überlassen?", meldetet sich eine leise Stimme in Harrys Hinterkopf.

Minutenlang saßen sie einfach nur da und schwiegen, während Dumbledore mit sichtlichem Genuss seinen Kuchen verspeiste. Obwohl dieses Schweigen für Harry schon fast an Folter grenzte und er immer wieder unruhig auf seinem Sitz hin und her rutschte, war er fest entschlossen nicht um Informationen zu betteln. Mehr um seine Hände zu beschäftigen, als dass er wirklich das Bedürfnis nach Kakao gehabt hätte, griff Harry nach seiner Tasse und trank. Die wohltuende Wirkung des süßen, warmen Getränks setzte augenblicklich ein und ohne dass Harry so recht wusste wie, verschwand sein Zorn und nach wenigen Minuten fühlte er sich nur noch niedergeschlagen und müde.

„Schokolade, Remus Allheilmittel für alle Gelegenheiten", dachte Harry mürrisch, während er leicht seine Tasse schwenkte, um die abgesetzten Schokolade mit dem restlichen Kakao zu vermischen. „Hilft aber leider nicht immer."

„Manchmal ist es gerade das Nichtstun, was uns umso schwieriger erscheint, je weniger wir aktiv tun können", sagte Dumbledore unerwartet und als Harry den Kopf hob, konnte er sehen wie Dumbledore versonnen die kleinen Hauselfen beobachtete.

„Ich weiß, dass es sinnvoller gewesen wäre auf Sie zu warten", sagte Harry, vielleicht eine Spur grimmiger als er selbst beabsichtigte. „Ihnen wäre Pettigrew sicher nicht entwischt."

Dumbledore blickte ihn einen Augenblick nachdenklich an, ehe er langsam und müde den Kopf schüttelte und tief seufzte. „Dein Zutrauen ist sehr schmeichelhaft, doch auch ich bin nicht gegen alle Eventualitäten gewappnet? Miss Norris nicht die Beachtung zu schenken, die in diesem ganz speziellen Fall erforderlich gewesen wäre, stellte sich rückblickend als Fehler dar, doch was macht dich so sicher, dass es mir nicht ähnlich ergangen wäre?"

Harry antwortete ihm nicht. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Dumbledore Recht hatte, auch wenn sich etwas in ihm dagegen diese Vorstellung wehrte.

„Weißt du Harry, im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, wir hätten dies oder jenes tun oder lassen sollen, das geht dir nicht anders, als jedem anderen von uns." Dumbledore machte erneut eine Pause. Während das Licht, der auf dem Tisch stehenden Kerze, Schatten auf sein Gesicht warf, wirkte er älter als je zuvor. Harry wusste nicht genau warum, aber diese überdeutlichen Zeichen von Dumbledores hohem Alter waren es, die ihm in diesen Augenblick einen schmerzhaften Stich versetzten.

„Dumbledore mag ein großer Zauberer sein, doch den Höhepunkt seiner Kraft hat er längst überschritten", grübelte Harry, während unwillkürlich das Bild eines auf dem Krückstock gehenden Dumbledores in seinem Kopf erschien. „Wenn es hart auf hart kommt, wird er mich zwar beraten können, den Kampf jedoch werde ich allein führen müssen."

Harrys Magen fühlte sich an, als würde er plötzlich nach unten sacken und ein jäher Anflug von Angst kroch in ihm hoch. All die Jahre, in denen er sich nun schon in Hogwarts befand, hatte ihm immer das Wissen, dass Dumbledore ihn schützte eine gewisse Sicherheit gegeben. Dumbledore war sein Schutzschild gegen Voldemort und der Einzige den dieser schwarze Magier wirklich fürchtete. Aber nun hatten ihm die Erlebnisses des letzten Schuljahrs gezeigt, dass auch ein Albus Dumbledore nicht unfehlbar war, dass er sich irren konnte und was ihm in diesem Augenblick schmerzhaft bewusst wurde – Dumbledore war, bei all seiner Macht und Erfahrung, inzwischen doch ein alter Mann. Er war müde geworden und dieser zweite Krieg zehrte erkennbar an seiner Kraft.

Seit jenem Morgen, als es im Büro des Schulleiters zu einer Aussprache gekommen war und Harry von der Prophezeiung erfuhr, hatten die unterschiedlichsten Empfindungen sein Bild von diesem alten Zauberer erschüttert; mal war er wütend auf ihn, mal enttäuscht und ein anderes mal wieder zutiefst dankbar, dass Dumbledore sich um ihn sorgte und ihn so gut es ging zu schützen versuchte, doch nun kam ein bisher unbekannter Aspekt dazu; das Schutzschild Dumbledore wurde schwächer und vor Harrys inneren Augen entstand ein altmodisches Schild, das nicht mehr wie früher funkelte, sondern inzwischen viele matte Stellen aufwies und zu bröckeln begann. Harry war in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder an dem Punkt gekommen war, an dem er sich bewusst machte, dass er letztendlich Voldemort alleine gegenüberstehen würde und dennoch hatte er sich in der scheinbaren Sicherheit gewogen, dass er selbst diesen Zeitpunkt bestimmen konnte; hatte er sich doch fest vorgenommen, nicht nochmals in eine von Voldemorts Fallen zu tappen.

„….entscheidender als die Frage was sinnvoller gewesen wäre, ist die Tatsache, dass du bei aller Regelwidrigkeit besonnen gehandelt hast; du bist nicht kopflos in eine Gefahr gestolpert, sondern du hast besonnen beobachtet."

Harry war so sehr in seine eigenen Überlegungen versunken, dass er nicht mitbekommen hatte, wann Dumbledore begonnen hatte weiter zu reden, seine letzte Aussage jedoch veranlasste Harry zum Widerspruch.

„Nein, das hatte nichts mit Besonnenheit zu tun", warf Harry ein und konnte nicht anders als schuldbewusst den Blick zu Boden zu senken; einerseits weil er Dumbledore überhaupt nicht zugehört hatte und demzufolge auch nicht wusste was er zuvor sagte, andererseits aber auch weil erneut das nagende Schuldgefühl in seiner Brust aufflammte. „Ich war einfach nur zu erschrocken, um rechtzeitig zu reagieren. Ich habe zu lange gezögert und deshalb ist Pettigrew ein weiteres Mal entkommen."

„Und was ist mit deinem Verhalten, bevor Miss Norris aufgetaucht ist?", sagte Dumbledore milde. „Hermine hat mir erzählt, dass dein erster Gedanke war, Clark Silver würde Peter Pettigrew bei dem Versuch ins Schloss zu gelangen Hilfestellung leisten."

Harry blickte irritiert auf, nicht sicher auf was Dumbledore eigentlich hinaus wollte. In seinen Ohren hörte es sich fast an, als wäre Dumbledore mit seinem Verhalten einverstanden. Wo blieben die Vorwürfe und Ermahnungen, nicht das Schloss zu verlassen? Ein leichtes Lächeln huschte über das alte Gesicht des Zauberers, als hätte Harry diese Gedanken laut ausgesprochen, doch noch ehe Harry etwas sagen konnte, tauchte unvermittelt Dobby neben ihnen auf.

„Professor Dumbledore, Sir! Dobby soll Professor Dumbledore ausrichten, dass nun alle bescheid wissen und auch Professor Silver zurück ist."

„Danke, Dobby!", nickte Dumbledore, als hätte er genau auf diese Nachricht gewartet und erhob sich schwerfällig. „Dann ist es jetzt Zeit für uns zu gehen."

„Gehen? Wohin?", fragte Harry ratlos und erhob sich ebenfalls.

„Du, Harry, wirst in deinen Turm zurückkehren und ich bitte dich, ihn heute Nacht nicht mehr zu verlassen. Dobby wird dich begleiten und die Nacht im Gryffindorturm bleiben."

Harry nickte, konnte sich jedoch die so lange zurückgedrängte Frage nicht mehr verkneifen. „Was werden Sie tun? Ich meine….jetzt da Pettigrew hier wieder aufgetaucht ist…"

„Wir werden wachsam sein", sagte Dumbledore schlicht und blickte einen Augenblick ins Leere, ehe er sich wieder Harry zuwandte und ihn prüfend ansah. „Hogwarts Schutz besteht nicht nur aus Zaubersprüchen und Bannkreisen, wie du sicher bemerkt hast, wird das Schloss auch von allen seinen Bewohnern geschützt, jeder auf die für ihn mögliche Weise."

„Dobby wird gut acht geben", versprach der kleine Hauself eifrig und richtete sich kerzengerade auf. Einen Haltung die Harry fast an ein Salutieren erinnerte und ihm in jeder anderen Situation vermutlich ein kleines Lächeln entlockte hätte, doch nun machte es Harry nur ärgerlich, weil der Hauself offenbar wesentlich mehr wusste als er selbst.

„Das weiß ich, Dobby", sagte der alte Zauberer milde und für einen kurzen Moment huschte ein Ausdruck über sein runzliges Gesicht, der deutlich verriet, dass er sich über Dobby amüsierte.

Dumbledore ging um den Tisch herum und auf den Ausgang der Küche zu, blieb jedoch nach wenigen Schritten stehen und blickte sich noch einmal nach Harry um. „Vertrauen ist eine Sache, die wächst und die niemand erzwingen kann, ihr gegenüber steht unser Misstrauen, das uns warnt vorsichtig zu sein. Je nachdem was uns widerfährt, wird mal die eine und mal die andere Seite in unserem Leben an Gewicht gewinnen, doch bei all unseren Erlebnissen und Erfahrungen sollten wir uns immer um einen gesunden Mittelweg bemühen."

Es war eher ein Reflex, aus dem Harry heraus nickte, den alten Zauberer jedoch stellte es zufrieden. Mit einem freundlichen Gute-Nacht-Gruß verabschiedete er sich von Harry und ging.

Harry trank noch seinen Kakao zu ende, ehe er wenige Minuten später, mit Dobby neben sich, die Treppen hoch zum Gryffindorturm hoch stieg. In den Gängen war es still, als befände sich das Schloss mit seinen Bewohner bereits in Tiefschlaf und trotzdem hatte Harry das seltsame Gefühl, von Lärm umgeben zu sein. Auch wenn ihnen kein lebendes Wesen begegnete, so spürte Harry doch so etwas wie rastlose Betriebsamkeit die sich hinter dieser scheinbaren Ruhe verbarg.

„Dumbledore hat ein Alarmsystem ausgelöst, doch warum ist hier niemand zu sehen?", grübelte Harry, während er sich immer wieder suchend umblickte. „Und mit dem Vorwand eine Tasse Kakao zu trinken, hat er mich unter Kontrolle gehalten, bis er die Hausgeister, die Lehrer und auch die Hauselfen in Alarmbereitschaft versetzt hatte."

„Harry Potter macht sich Sorgen?", sagte Dobby plötzlich in die Stille hinein und riss ihn damit unvermittelt aus seinen düsteren Gedanken.

„Nein, ich denke nur nach", widersprach Harry augenrollend, auch wenn ihm gleichzeitig bewusst wurde, dass Dobby mit seiner Beobachtung gar nicht so falsch gelegen hatte. Seit sie die Küche verlassen hatten, konnte Harry sich des Gefühls, beobachtet zu werden, nicht erwehren. Es schien ihm fast so, als würde ihm jede Rüstung und jedes Gemälde beobachten, ja selbst das alte Gemäuer an sich, schien plötzlich zu atmen und sich zu bewegen.

„Ahh!" Dobby sah mit seinen riesigen Augen aufmerksam zu ihm hoch, doch als Harry unbeirrt weiterging, stellte er zu Harrys Erleichterung keine weitere Frage.

Vielleicht dreh ich jetzt langsam durch", stöhnte Harry innerlich auf, als sie an einer alten Truhe vorbeikamen und er sich unweigerlich umdrehte musste; er war sich sicher, einen Schatten an der dahinter liegenden Wand gesehen zu haben.

Sie hatte den Gryffindorturm noch nicht erreicht, als Harry plötzlich eine Idee kam und er den kleinen Hauselfen bat kurz anzuhalten. Er musste sich vergewissern, ob der Korridor vor ihnen wirklich so leer war, wie es den Anschein hatte. Sich nach allen Richtungen umblickend zog er die Karte der Rumtreiber aus seiner Tasche und flüsterte leise jene Worte, welche die Karte öffneten. Die feinen Linien auf der Karte erschienen und nun konnte Harry sehen, dass sich die Lehrer alle im Lehrerzimmer versammelt hatten. Die Art und Weise wie die Punkte unbeweglich auf ihrer Position verharrten, ließ Harry vermuten, dass sie um einen großen Tisch herum saßen. Harry hätte nur zu gern seinen Tarnumhang übergeworfen und wäre hingeschlichen, um etwas Konkretes zu erfahren, doch ein Blick auf Dobby der ihn misstrauisch beobachtete, überzeugte Harry, dass dies mit Dobby im Schlepptau wohl wenig Sinn hatte. So musterte er weiter die Karte, verfolgte Filchs Gang durch die Eingangshalle und auch Miss Norris konnte Harry nun wieder sehen - ohne Pettigrew, wie Harry frustriert feststellte.

„Harry Potter muss weitergehen", drängte Dobby nach einiger Zeit und zupfte an Harrys Robe.

„Gleich", murmelte Harry, während sein Blick ein letztes Mal über die Karte wanderte, doch außer Filch war niemand mehr im Schloss unterwegs.

Widerstrebend löschte Harry die Karte und setzte sich erneut in Bewegung. Sie erreichten das Porträt der Fetten Dame und Harry erwartete einige Mitschüler im Gemeinschaftsraum vorzufinden, doch als sie durch das Porträtloch stiegen, war der Gemeinschaftsraum der Gryffindors leer. Für einige Sekunden blieb Harry unentschlossen stehen, ehe er sich missmutig in einem Sessel vor dem Kamin fallen ließ; insgeheim hatte er wirklich gedacht, Hermine würde hier auf ihn warten, dass sie dies nicht getan hatte versetzte ihm einen schmerzhaften Stich.

„Harry Potter sollte wirklich schlafen gehen", erklang die gedämpfte Stimme Dobbys neben ihm, doch als Harry aufsah konnte er den Hauselfen nirgendwo sehen.

„Dobby?", fragte Harry verwirrt und drehte sich nach allen Richtungen um. „Dobby, bist du noch hier?"

„Natürlich ist Dobby hier, Dobby wird, wie Professor Dumbledore gesagt hat, die ganze Nach hier bleiben."

„Wo bist du?"

„Hier!" Mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Plopp erschien Dobby neben seinen Füßen.

„Du kannst dich unsichtbar machen?", sagte Harry überrascht.

„Ja, alle Hauselfen können das", nickte Dobby eifrig. „Es zeichnet einen guten Hauselfen aus, dass man ihn nicht sieht."

„Ah, verstehe", entgegnete Harry, der sich in diesen Augenblick daran erinnerte, irgendwo gelesen zu haben, dass Hauselfen über Kräfte verfügten, die Zauberer nicht hatten und umgekehrt.

„Was habt ihr Hauselfen noch für Kräfte?", fragte Harry interessiert, doch Dobby winkte mit einer fahrigen Handbewegung ab.

„Ach nur dies und das, nichts besonderes, doch Harry Potter sollte jetzt wirklich schlafen. Professor Dumbledore hat Dobby beauftragt aufzupassen und Dobby wird aufpassen; niemand wird kommen."

Harry seufzte schwer, doch noch bevor er eine weitere Frage stellen konnte, war Dobby mit einem erneuten Plopp verschwunden.

„Dobby?"

Der Hauself antwortete nicht mehr, obwohl Harry, zu seiner eigenen Verwirrung, dessen Anwesenheit deutlich spüren konnte. Ärgerlich und mit dem Bewusstsein, dass man ihn schon wieder Dinge vorenthielt, stand er auf und ging zum Fenster. Die Sterne, die zuvor noch einen Teil der Schlossgründe erhellt hatten, waren von dichten Wolken verborgen und so konnte Harry die schemenhaften Umrisse des Verbotenen Waldes mehr erahnen, als sehen. Harry wollte sich gerade wieder abwenden, als er in einiger Entfernung ein kurzes, aber grelles weißes Licht bemerkte, das genauso schnell wieder verschwand, wie es entstanden war. Neugierig geworden öffnete er das Fenster und lehnte sich hinaus… und wirklich, einige Augenblicke später blitzte es erneut auf und diesmal glaubte Harry eine Gestalt zu erkennen, die im Laufschritt auf das Schloss zukam. Mit einem Satz war Harry war auf der Fensterbank und beugte sich nach vorn, um so besser sehen zu können, als er plötzlich ein Ziehen um seinen Bauch spürte und einen Augenblick später zerrte es ihn zurück.

„Harry Potter muss vorsichtig sein", ereiferte sich Dobby und als Harry sich umwandte, sah er ihn neben dem Sessel am Kamin stehen. Die Hände in die Seiten gestemmt, blitzte er Harry ärgerlich entgegen.

„Was soll das, Dobby? Ich wollte doch nur aus dem Fenster sehen!", fuhr Harry ihn nicht weniger ärgerlich an, ehe er sich erneut dem Fenster zuwandte, aber noch ehe er erneut auf die Fensterbank klettern konnte, hatte Dobby mit einer lässigen Handbewegung das Fenster geschlossen.

„Zu gefährlich, viel zu gefährlich!"

„Sag mal, spinnst du jetzt? Da draußen ist jemand, ich habe..."

„Harry Potter wird jetzt schlafen gehen und es den Professoren überlassen", sagte Dobby bestimmt und einen Moment später war er verschwunden.

„Na klasse, nun ist er bestimmt weg", rief Harry wutschnaubend in den scheinbar leeren Raum hinein und griff stur nach dem Fenstergriff. Einen Augenblick später ließ er ihn jedoch wieder los und zog stattdessen die Karte der Rumtreiber hervor.

Harry brauchte nicht lange um die Person zu finden, die sich in diesen Augenblick zusammen mit Filch vor dem Schlosstor befand.

„Was zum Teufel tut Moran nachts da draußen", brummte er mehr zu sich selbst, während er mit den Augen die Punkte auf der Karte verfolgte.

Offenbar geleitete Filch Ted Moran in die Eingangshalle, als Harry bemerkte, wie der Punkt mit der Beschriftung Severus Snape das Lehrerzimmer verließ und die Eingangshalle ansteuerte. Harry musste nicht lange warten, da hatte Snape, die beiden erreicht. Filch entfernte sich und die beiden Punkte, mit den Namen Severus Snape und Ted Moran bewegten sich auf die Räume der Slytherins zu. Kurze Zeit verharrten sie unbeweglich vor dem Eingang, bis Moran den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat und Snape sich auf den Rückweg in das Lehrerzimmer machte.

Mit der Karte auf dem Schoß, setzte sich Harry auf die Fensterbank und starrte auf die dunklen Schlossgründe hinab. Nichts rührte sich und auch auf der Karte der Rumtreiber war nichts zu erkennen, was Harry Neugier nur annähernd befriedigt hätte. Verdrossen und von Minute zu Minute schlechter gelaunt, brütete Harry vor sich hin, bis er es schließlich aufgab und in seinen Schlafsaal hochging. Die Lehrer befanden sich noch immer im Lehrerzimmer und da Harry keine Ahnung hatte auf was er hier eigentlich warten sollte, löschte er missmutig die Karte und ging zu Bett.

Die nächsten Tage verstrichen, ohne dass Harry irgendetwas von Dumbledores Sicherheitsmaßnahmen zu spüren bekam. Möglicherweise lag es auch daran, dass Harry zum ersten mal, seit sie sich kannten, mit Hermine wirklich Streit hatte. Als Hermine ihn am nächsten Tag nach dem Frühstück zu Rede stellte, hatte sie einen denkbar schlechten Zeitpunkt gewählt. Minuten zuvor hatte Harry versucht mit Silver zu reden, war von diesem jedoch auf das kommende Wochenende vertröstet worden und so hatte Harrys Zorn einen bis dahin unerkannten Höhepunkt erreicht und er ließ sie erst gar nicht ausreden. Hermine war wütend auf ihn, dass er sie einfach stehengelassen hatte, um eine, wie sie es nannte hirnrissige Verfolgung aufzunehmen und Harry seinerseits war auf alles und jeden, vorrangig Dumbledore sauer, weil dieser ihm nicht die geringste Information zukommen ließ. Ein Wort gab das andere und die von Hermines Seite geplante Aussprache, endete in einem lautstarken Streit, der von einer nicht minder wütenden McGonagall mit einer Strafarbeit für beide beendet wurde. Vielleicht hätten sie für ihre Unterredung nicht gerade das Klassenzimmer für Verwandlung wählen sollen. Dieser Streit hatte zur Folge, dass sich Harry und Hermine erst einmal aus dem Weg gingen. Anfänglich hatte Ron noch zu vermitteln versucht, doch nachdem ihn Harry genauso wie Hermine angeblafft hatten, zog er es vor, sich herauszuhalten.

Es dauerte fast eine Woche, bis Harry sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder normal mit Hermine reden konnte, wobei das Thema Pettigrew vorsichtshalber unerwähnt blieb.

Über den Streit mit Hermine hatte Harry sogar Ted Moran vergessen. Erst als er ihn einige Tage später in der Bibliothek traf, erinnerte er sich wieder an dessen nächtlichen Ausflug. Unschlüssig wie er ihn darauf ansprechen konnte setzte er sich neben ihn an den Tisch und gab vor in einem der alten Runenwörterbücher zu lesen.

„Interessieren dich für alte Runen?", fragte Moran mit gedämpfter Stimme über einen Stapel Bücher hinweg.

„Dachte, es könnte nicht schaden sich da mal reinzulesen", sagte Harry mit einem unverbindlichen Schulterzucken und blickte neugierig auf das Buch, das Moran in diesem Augenblick vom Stapel nahm.

Alte, längst vergessene Runenzeichen, stand mit dicken Lettern auf dem Umschlag und erinnerte Harry an das Buch, das Hermine von Professor Muffins Schreibtisch genommen hatte.

„Dann würde ich dir empfehlen mit einer einfacheren Lektüre anzufangen, dieses Buch, was du da in der Hand hast, wird erst ab der UTZ-Stufe benutzt."

„Hm", brummte Harry unschlüssig und legte das Buch zur Seite.

„Gibt es etwas worüber du mit mir reden möchtest?", fragte Moran nach einigen Minuten, in denen Harry nur dumpf vor sich hinbrütend dagesessen hatte.

„Ähm...nein", entgegnete Harry und blickte sich unentschlossen nach einem anderen Buch um.

„Hab gehört, dass du mit Hermine ziemlichen Streit hattest", sagte Moran beiläufig, während er aus seiner Schultasche Pergament und Feder hervor zog. „Konnte ihr euere Differenzen klären?"

„Ja, zumindest halbwegs", antwortete Harry, nicht sicher warum Moran sich überhaupt dafür interessierte.

„Gut", nickte er, mit dem Anflug eines leisen Lächelns. „Ich finde nämlich, dass ihr beide gut zusammen passt."

„Wie zusammen passt?", fragte Harry, während er sich zunehmend unwohl in seiner Haut fühlte.

„Es gibt Dinge, die sprechen sich ziemlich schnell rum."

„Was aber nicht heißt, dass es wirklich so ist! Hier werden jede Menge unsinniger Gerüchte in die Welt gesetzt, hinter denen absolut nichts steckt."

„Schon klar", schmunzelte Moran und vertiefte sich erneut in sein Buch, bis er sich erneut Harry zuwandte.

„Es gibt auch nichts Neues von deiner verschwundenen Freundin", seufzte er leise und für einen Moment war sich Harry nicht sicher, ob dies nun eine Feststellung oder eine Frage war.

„Wenn du Andrea meinst? Nein, und wenn es doch Neuigkeiten geben sollte, dann sagt man mir zumindest nichts davon", antwortete Harry wohl wissend, dass der bittere Unterton in seiner Stimme seinen aufgestauten Zorn verriet.

Moran blickte ihn einigen Moment nachdenklich an, ehe er sich vorsichtig umsah und erst dann, als er sicher war nicht belauscht oder beobachtet zu werden, rückte er näher an Harry heran.

„Ich hab vor ein paar Tagen zufällig ein interessantes Gespräch belauscht."

x x x x x

„Das ist doch völlig sinnlos", brummte Sirius und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Die Familie Ackerley besitzt unzählige Häuser, es wird ewig dauern, bis wir die alle abgeklappert haben.

„Aber vorläufig ist das unsere einzige Spur", entgegnete Remus und blickte unschlüssig an der Fassade eines alten Hauses im Jugendstil hoch.

„Ein Familienwappen auf einen Brieföffner", sagte Sirius und verdrehte die Augen.

„Nun besser als gar nichts." Remus Lupin zuckte die Schultern und wandte sich zu Sirius um. „Nun, dieses Haus können wir schon mal ausschließen."

„Clark erzählte uns, dass es sich um ein Haus im Landhausstil handeln müsste, weshalb machen wir uns dann die Mühe und klappern alle Stadthäuser mit ab?"

„Weil wir vorher nicht wissen können, was für eine Art von Haus es ist. Es gibt auch in der Stadt alte Häuser und ich möchte einfach sichergehen, dass wir nicht ausgerechnet das Haus unbeachtet lassen, in dem sich Andrea befindet. Und nun hör auf zum meckern", entgegnete Remus ärgerlich.

„Ich meckere nicht, ich denke nur rational! Wir werden…he, was ist los?"

Remus hatte Sirius Oberarm gepackt und zog ihn mit einem Ruck hinter Mülltonnen, neben denen sie gestanden hatte. Um sein Gleichgewicht kämpfend sah Sirius sich alarmiert um, doch außer einer jungen Frau, die in diesem Moment aus dem Hauseingang trat, konnte er nichts Besonderes erkennen. Das Licht der Straßenlaterne fiel kurz auf ihr Gesicht, bevor sie den Regenschirm in ihrer Hand aufspannte und mit raschen Schritten die Straße überquerte.

„Denkst du nicht es wäre unauffälliger, wenn wir einfach stehen geblieben wären?", zischte Sirius, doch Remus hörte ihm nicht zu.

Die Augen zu schmalen Schlitzen verengte beobachtete er die Frau, bis sie um die nächste Hausecke verschwunden war.

„Deine Nerven sind etwas überreizt, mein Guter. Das ist nur ein Muggel", seufzte Sirius, doch Remus schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist kein Muggel."

„Kennst du sie?", fragte Sirius sichtlich überrascht.

„Nicht direkt, ich habe nur ein paar Mal über das Flohnetzwerk mit ihr gesprochen. Sie ist eine von Harveys Mitarbeiterinnen."

„Hm, das könnte zwar Zufall sein, aber es kann auch nichts schaden ihr mal zu folgen", brummte Sirius.

Remus nickte, als sie jedoch die Hausecke erreichten, konnten sie gerade noch beobachten, wie die Frau, zusammen mit einem Mann, der ihnen beiden nur allzu bekannt war, disapparierte.

Fortsetzung folgt………

Autornote: Vielen Dank für euere lieben Reviews! Hab mich wie immer sehr darüber gefreut, auch wenn ich aus Zeitgründen heute auf das Beantworten verzichte.

Liebe Grüße von euerem Sternchen!