Frohe Weihnachten euch allen, die ihr in den Weiten des Internets über
meine Fanfic gestolpert seid!
43.
Für einen Moment war Harry überrascht, dass nichts passierte. Nachdem Dumbledore seine Vermutung bezüglich des Herzstücks bestätigt hatte, war Harry sich sicher gewesen, dass diese Verbindung sofort wieder entstehen würde, sobald er nur den Anhänger anlegte. Doch nichts geschah. Ratlos betrachtete er den goldfarbenen Kettenanhänger, der auf dem Stoff des grauweiß gestreiften Schlafanzugoberteils einen seltsam deplazierten Eindruck machte. Wenn das, was er gestern gespürt hatte, wirklich Andreas Gefühle waren, warum konnte er sie dann jetzt nicht mehr wahrnehmen?
Missmutig schob Harry das Frühstückstablett zur Seite und zog sich um. Er schlüpfte gerade in seine Schuhe, als die Tür des Krankenflügels aufging und Dumbledore gefolgt von Sirius in seiner Animagusform herein kam.
„Guten Morgen, Harry!", grüßte der alte Zauberer mit einem freundlichen Nicken und war einen Augenblick später in dem hinteren Krankenzimmer verschwunden.
Mit einem unangenehmen Ziehen in der Magengegend sah Harry ihm besorgt nach. Was auch immer mit Andrea los sein mochte, sie musste sich in einem bedenklichen Zustand befinden, wenn Sirius den alten Schulleiter holte. Mit einem schweren Seufzen ließ er sich auf die Bettkante sinken und starrte betreten auf den Boden zu seinen Füßen, als er Sirius bemerkte, der nicht wie Harry erwartete hatte Dumbledore gefolgt war, sondern nun in der Mitte des Raums stand und ihn beobachtete.
Ihre Blicke trafen sich und als hätte es nur dieser stummen Aufforderung gebraucht, kam Sirius langsam auf ihn zu.
„Es geht ihr schlechter, nicht wahr?", sagte Harry tonlos und als Sirius, in einer nur allzu menschlichen Geste den Kopf senkte, fuhr Harry leiser fort. „Wird sie sterben, Sirius?"
Harry erwartete eigentlich keine Antwort auf diese Frage, dennoch überraschte es ihn nicht, als Sirius sich in seine menschliche Form zurückverwandelte und sich neben ihn auf die Bettkante setzte.
„Ich weiß es nicht", sagte Sirius leise und starrte einige Sekunden ins Leere, ehe er sein Gesicht Harry zuwandte. „Heiler Neill war heute Nacht hier, doch auch er konnte nicht feststellen, was ihr wirklich fehlt. Körperlich schien sie in Ordnung zu sein, doch seit dem Morgen steigt ihre Temperatur und wir wissen nicht warum. Madam Pomfrey hat ihr verschiedene Tränke verabreicht, doch kein Einziger hat bisher Wirkung gezeigt."
„Und was sagt Silver?"
„Nicht viel, nur dass ihre Psyche die vergangenen Erlebnisse bisher nicht verarbeiten konnte. Wie nannte er es so schön? - ihre Seele steht in Flammen. Nachdem Dumbledore sie gestern mit einem Schlafzauber belegt hat, ist sie nicht mehr aufgewacht und es sieht fast so aus, als ob sie das auch gar nicht mehr möchte."
„Sie darf nicht sterben!"
Harrys Stimme klang selbst in seinen eigenen Ohren unnatürlich hoch und schrill, ehe sie ihm den Dienst versagte und er heftig schlucken musste. Die Vorstellung, dass Andrea nicht wieder gesund werden würde, war etwas, das er sich nicht vorstellen konnte und auch nicht wollte. Schließlich war doch auch Sirius, obwohl es völlig ausgeschlossen schien, zurückgekommen; der Orden hatte es geschafft Remus zu befreien und nun hatten sie auch Andrea gefunden; sie war jetzt in Sicherheit und alles in Harry wehrte sich gegen die Vorstellung, dass es trotz alledem für Andrea zu spät sein könnte.
„Wir werden tun was wir können, dennoch sieht es nicht gut aus", seufzte Sirius und legte seine Hand schwer auf Harrys Schulter. „Es tut mir leid, dir nichts anderes sagen zu können, doch ich denke, du bist alt genug um die Wahrheit zu erfahren."
„Aber warum? Ich meine, wenn es ihr doch körperlich gut geht, dann…" Harry brach ab und schluckte hart.
„Es ist nicht ihr Körper, der hier Schaden erlitten hat, sondern ihre Psyche."
„Aber daran stirbt man doch nicht!", entgegnete Harry heftig und sprang auf. „Das kann doch unmöglich der Grund sein, dass sie Fieber bekommt und nicht mehr aufwacht."
Sirius blickte ihn einige Sekunden unschlüssig an, ehe er langsam den Kopf schüttelte und Harry mit brüchiger Stimme widersprach.
„Ich befürchte doch."
„Das kann ich nicht glauben!", entgegnete Harry stur.
„Unterschätze nie die Macht, die unsere Seele, unser Geist über den Körper hat", sagte Sirius leise.
Im Bruchteil einer Sekunde schien es Harry, als würde die Luft im Krankenflügel kaum mehr Sauerstoff enthalten und er verspürte den Wunsch einfach auf und davon zu laufen, doch seine Füße bewegten sich keinen Zentimeter, als wären sie fest mit dem Boden verwurzelt.
Sirius Worte lösten ein schmerzhaftes Gefühl der Machtlosigkeit und Verzweiflung in ihm aus und so sehr Harry sich auch dagegen sträubte, sie hallten unbarmherzig wie einem Endlosband in seinem Kopf wider. „Unterschätze nie die Macht, die unsere Seele, unser Geist über den Körper hat. Unterschätze nie die Macht, die unsere Seele, unser Geist über den Körper hat.
Harry schüttelte unwillkürlich den Kopf; doch es gab nichts, was er diesen Worten entgegensetzen konnte, so sehr er es auch wünschte.
„Warum Andrea? Sie hat doch mit diesem Krieg gegen Voldemort gar nichts zu tun? Sie war doch nur zur falschen Zeit am falschen Ort", sagte er schließlich kraftlos.
Sirius antwortete ihm nicht und als Harry sich nach ihm umwandte, sah er, dass Sirius aufgestanden und zum Fenster gegangen war. Mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht starrte er nach außen, als könnte sich dort die Antwort auf Harrys Frage finden.
„Diese Frage nach dem Warum habe ich mir schon so oft gestellt", sagte er nach einer kurzen Pause und Harry war sich nicht sicher, ob Sirius mit ihm oder mit sich selbst sprach. „Irgendwie scheint es unser Schicksal zu sein, genau auf diese Frage nie eine befriedigende Antwort zu finden."
Erneut folgte eine Pause, bis sich Sirius schließlich vom Fensterbrett abstieß und zu Harry umwandte. „Es hat keinen Sinn in trüben Gedanken zu versinken. Andrea lebt und wir werden sie nicht aufgeben."
„Ich weiß", nickte Harry bedrückt. „Aber was ist, wenn sie sich selbst aufgibt?"
„Etwas das wir nicht willentlich beeinflussen können, werden wir so hinnehmen müssen…"
„Nein!", unterbrach ihn Harry ärgerlich. „"Ich werde das ganz bestimmt nicht so hinnehmen!"
Mit einem energischen Ruck wandte sich Harry ab, bis er schließlich tief Luft holte und mit festen Schritten den Raum durchquerte. Vor der Tür, durch die Dumbledore gegangen war, blieb er unschlüssig stehen und blickte zögernd zurück, doch Sirius hielt ihn nicht auf. Seine einzige Reaktion bestand darin, dass er sich in Sekundenschnelle in einen großen schwarzen Hund verwandelte und wartete, bis Harry genügend Mut gesammelt hatte und zaghaft gegen das Türblatt klopfte.
Aus dem Inneren ertönte ein leises „Herein" und als Sirius ihn mit seiner Hundeschnauze vorwärts schob, trat Harry unsicher ein.
Harry hatte ein kleines Zimmer erwartet, doch nun stand er in einem geräumigen Raum mit hohen Fenstern. Die Wände waren, wie es in Krankenzimmern üblich war, weiß gestrichen und schmucklos. Andreas Bett stand mit dem Kopfende zur hinteren Wand und daneben stand eine weiß lackierte Kommode, auf der verschiedene Tränke aufgebaut waren. Silver und Madam Pomfrey standen am Fußende des Bettes und drehten sich, als die Tür aufging, um, während Dumbledore auf einem Stuhl neben dem Bett saß und bei Harrys Einteten aufstand.
„Komm ruhig herein, Harry", sagte er freundlich, als hätte er nur noch auf Harrys Kommen gewartet und deutete ihm mit einer einladenden Handbewegung an, statt seiner auf dem Stuhl Platz zunehmen. „Ich bin sicher, Andrea wird deine Gesellschaft gut tun."
Madam Pomfrey zog scharf die Luft ein, doch sie widersprach dem alten Schulleiter nicht. Mit einer kapitulierenden Geste fuhr sie mit den Händen durch die Luft. „Ich werde es mit Professor Snape besprechen", sagte sie an Dumbledore gewandt und verließ leise vor sich hin grummelnd den Raum.
„Ist sie wach?", fragte Harry zaghaft und trat näher an das Bett heran.
„Nein, doch ich denke, sie wird deine Nähe auch so fühlen können", erklärte Dumbledore leise, während Harry sich behutsam auf den Stuhl neben ihrem Bett setzte und Andrea aufmerksam betrachtete.
Ihr Gesicht war blass, mit rötlichen Flecken, und über die Stirn hatte ihr Madam Pomfrey ein feuchtes Tuch gelegt und wie Harry feststellen konnte, atmete sie ruhig und gleichmäßig. Hätte Sirius zuvor nicht von seinen Befürchtungen gesprochen, wäre Harry sich sicher gewesen, Andres würde nur tief und fest schlafen.
„Geht es ihr besser?", rang sich Harry nach einigen Sekunden des Schweigens zu der Frage durch und blinzelte unsicher von Dumbledore zu Silver.
„Nein, leider nicht", seufzte Dumbledore schwer und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Und um es vorwegzunehmen, wir haben keine Erklärung, was ihren bedenklichen Zustand ausgelöst hat. Für den Moment können wir nichts weiter tun, als abzuwarten und versuchen ihren Körper bei Kräften zu halten. Professor Snape ist derzeit mit einem speziellen Stärkungstrank beschäftigt, der gleichzeitig auch eine beruhigende Wirkung auf den Geist hat."
„Habt ihr noch mal versucht sie zu wecken?", fragte Sirius, der sich inzwischen in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt hatte.
„Nein, es scheint fast so, als würde jeder Versuch, näher an sie heranzukommen, ihren Zustand verschlechtern", entgegnete Silver niedergeschlagen. „Egal ob wir nun versuchen sie normal zu wecken oder ob ich versuche auf geistiger Ebene an sie heranzukommen; jedes Mal steigt ihre Temperatur ein Stück höher. Es ist fast so, als würde sie in einen mentalen Kokon stecken, den wir nicht brechen können, ohne ihr selbst Schaden zuzufügen."
„Das heißt, wir können nur abwarten, ob sie sich von selbst wieder erholt", sagte Sirius, ging um das Bett herum und setzte sich neben Andrea auf die Kante der Matratze.
„Das ist richtig", bestätigte Dumbledore, während er nachdenklich auf Andrea hinab blickte. „Der menschliche Geist ist ein sehr komplexes, machtvolles und zugleich empfindsames Gebilde, dessen Grenzen wir nur erahnen können. Ich befürchte, wir werden sehr viel Geduld haben müssen, bis Andrea wieder bereit ist zu uns zurückzukehren."
„Sie wird also nicht sterben?", fragte Harry mit aufkeimender Hoffung.
Dumbledore antwortete ihm nicht sogleich und Harry hatte den Eindruck, als müsse der Schulleiter lange über diese Frage nachdenken, doch schließlich nickte er.
„Nein, sterben wird sie vermutlich nicht. Ein Mensch, der es unter solchen Umständen noch fertig bringt, sich so stark abzuschirmen, muss einen extrem starken Lebenswillen besitzen", sagte er bedächtig, ehe sein Blick zu Harry wanderte und er ihn auf seine typische, unergründliche Art ansah. „Trotzdem solltest du dir bewusst sein, Harry, dass sie nach ihrem Aufwachen möglicherweise nicht mehr die Andrea ist, die du im Sommer kennen gelernt hast."
Harry war sich nicht sicher, Dumbledore wirklich verstanden zu haben und dies musste sich wohl auch deutlich in seinem Gesicht widergespiegelt haben, denn Silver fügte erklärend hinzu: „Um Reaktionen, wie die von Andrea gezeigten, hervorzurufen, muss eine gewaltige Erschütterung in der Psyche stattgefunden haben und keiner von uns kann derzeit einschätzen, wodurch diese genau ausgelöst wurden, noch welche Schäden sie hinterlassen hat."
„Sie glauben, dass Andrea den Verstand verlieren könnte?", fragte Harry entsetzt und für einen kurzen Augenblick flammte das Bild einer hysterisch kichernden Andrea in seinem Kopf auf.
„Auch dies wäre eine Möglichkeit, doch wie Professor Dumbledore bereits sagte, werden wir Geduld haben müssen und vermutlich erst später die Tragweite ihrer Verletzungen einschätzen können."
Harrys Magen sackte ein Stück tiefer, als hätte dieser sich plötzlich mit Blei gefüllt und es war nicht das erste mal an diesem Tag, dass er das starke Bedürfnis einfach davonzulaufen. Dumbledores Aussage, dass Andrea nicht sterben würde hatte Harrys Hoffnung schlagartig Auftrieb geben, nur um im nächsten Augenblick ins Bodenlose zu versinken. Dumbledore schien, genau wie Silver, der in diesen Augenblick schwer seufzte, Harrys Gedanken zu erraten.
„Der Krieg hat viele grausame Seiten und seine Opfer sind nicht immer nur die Toten, die wir zu beklagen haben", sagte Dumbledore leise, doch in der Stille des Raums schienen es, als hätte er diese Worte hinaus geschrieen.
x x x x
Die Mittagszeit war bereits verstrichen, als Harry in den Turm der Gryffindors zurückkehrte.
„Harry!", begrüßte ihn Hermine erleichtert, setzte jedoch sofort besorgt nach: „Wie geht es dir? Du siehst ziemlich blass aus."
„Hat Madam Pomfrey dich solange im Krankenflügel behalten?", fragte Ron stirnrunzelnd und fügte, als Harry nicht sogleich antwortete, leiser hinzu: „Wir wollten heute schon vor dem Frühstück zu dir, doch Madam Pomfrey hat uns nicht mal zur Tür rein gelassen. Die hat sich aufgeführt, als wollten wir im Krankenflügel eine Party schmeißen."
„Ich denke mal, sie hat die Nacht nicht geschlafen", sagte Harry ausweichend.
Ron und Hermine tauschten einen besorgten Blick, sagte jedoch nichts mehr, da in diesen Augenblick Seamus an ihren Tisch kam.
„Hi, Harry! Ich weiß zwar, dass dies jetzt ein ungünstiger Zeitpunkt ist, doch Anne Smith von den Ravenclaws und auch Susan Bones aus Hufflepuff haben mich gefragt, ob und wenn ja wann, wir mit DA weitermachen und um ehrlich zu sein, uns interessiert das auch. Silver macht zwar einen klasse Unterricht, doch nachdem Du-weißt-schon-wer zurück ist, kann ein bisschen Zusatztraining sicher nicht schaden", sagte er mit einem entschuldigenden Achselzucken und sah Harry erwartungsvoll an.
Einem ersten Impuls nach wollte Harry ihn anfahren, er sollte ihn einfach damit in Ruhe lassen, doch gleichzeitig regte sich noch etwas anderes in ihm. Seamus Finnegan hatte es auf den Punkt gebracht: dort draußen lauerte Voldemort und so gut Silvers Unterricht auch war, zusätzliches Üben konnte für alle nur von Vorteil sein.
„Ja, wir werden mit DA weitermachen", nickte Harry daher und warf Hermine einen kurzen Seitenblick zu und als auch sie bekräftigend nickte, fügte er mit fester Stimme hinzu: „Wir werden uns nächsten Samstag um zwei Uhr treffen."
„Da ist Hogsmead-Wochenende", warf Ron seufzend ein.
„Dann eben am Sonntag", entgegnete Harry ungeduldig. „Ich werde Silver fragen, ob wir sein Klassenzimmer dafür benutzen können."
„Nicht den Raum der Wünsche?", fragte Dean, der sich in diesen Augenblick zu ihnen gesellt hatte. „Schade den Raum fand ich toll."
„Na ja, wir müssen uns jetzt nicht mehr heimlich treffen und wenn wir Silvers Klassenzimmer benutzen, können wir einen offiziellen Aushang machen."
„Na, wenn du meinst", seufzte Seamus. „Solange nicht die Slytherin kommen und Stunk machen, soll es mir recht sein."
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass einer von denen zusätzlichen Unterricht will", gluckste Ron. „Die sind doch alle bestens von ihren…"
„Halt die Luft an, Ron!", unterbrach ihn Hermine scharf. „Sollte sich einer der Slytherins DA anschließen wollen, sollten wir ihm auch die Möglichkeit dazu geben."
„Du tickst doch nicht mehr richtig!", empörte sich Dean und auch Seamus bedachte Hermine mit einem Blick, der deutlich machte, was er von ihrer Meinung hielt."
„Wenn einer der Slytherins zu uns kommt, werden wir darüber reden", beendete Harry entschieden den beginnenden Streit und stand auf.
„Wo willst du hin?", fragte Ron verblüfft und auch Hermine blickte verwirrt zu Harry hoch.
„Zu Silver, ich werde mit ihm reden", erklärte Harry.
„Können wir mitkommen?", fragte Ron und Harry war klar, dass seine Freunde darin eine Möglichkeit sahen, in Ruhe mit ihm reden zu können.
Harry nickte und so stiegen sie gemeinsam durch das Portraitloch nach außen, doch Harry lenkte seine Schritte nicht wie erwartet in die Richtung von Silvers Privaträumen, sondern steuerte den Raum der Wünsche an.
„Du willst nicht zu Silver?", brummte Ron, während er Harry einen skeptischen Blick von der Seite zuwarf, als dieser die verborgene Tür öffnete.
„Doch, aber noch nicht gleich. Silver wird vermutlich schlafen und ich wollte ungestört mit euch reden", sagte Harry und drückte hinter sich die Tür ins Schloss.
„Wie geht es Andrea?", kam es sofort von Hermine und auch Ron schien nur auf diese Frage gewartet zu haben.
Harry erzählte ihnen, was er selbst wusste und ließ auch die Tatsache nicht aus, dass Silver die Möglichkeit einer geistigen Schädigung in betracht zog.
„Und ich dachte, jetzt da sie Andrea gefunden haben, würde alles wieder in Ordnung kommen", stöhnte Ron als Harry geendet hatte und stand mit einem Ruck aus dem Sessel auf, in dem er sich wenige Minuten zuvor hatte fallen lassen.
„Noch wissen wir ja nicht, wie es ihr wirklich geht", sagte Hermine und zupfte nervös am Saum ihrer Robe. „Dumbledore hat recht, wir müssen einfach abwarten."
„Aber es muss doch irgendetwas geben, was man tun kann? Ich meine die in St. Mungos haben sicher auch schon solche Fälle und…"
„Ron, wenn Silver und Dumbledore sagen, dass sie für den Moment nichts tun können, dann schließt das auch die Hilfe der Heiler aus St. Mungos mit ein", unterbrach ihn Harry gereizt. „Oder glaubst du Neill war nur auf eine Tasse Tee da?"
„War ja nur ein Gedanke, musst nicht gleich an die Decke gehen", brummte Ron beschwichtigend und blickte hilfesuchend zu Hermine.
„Wenn wir nur wüssten, was sie ihr angetan haben", sagte Hermine und zog fröstelnd die Schultern an.
„Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen möchtest", entgegnete Harry leise und für einen kurzen Augenblick sah er deutlich die Angst, die in Hermines Augen aufflackerte.
Hermine antwortete ihm nicht und wenn Harry ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass er froh darüber war. Seit seinem Gespräch mit Sirius versuchte er nicht darüber nachzudenken, was man Andrea genau angetan hatte, doch so einfach ließen sich diese Gedanken nicht fort schieben. Immer wieder vermischte sich Andreas Bild mit dem von Hermine und eine fast schon lähmende Angst stieg in ihm hoch, dass er Hermine irgendwann in einem ähnlichen Zustand vorfinden könnte. Wild entschlossen, diesen Gedanken keinen Raum zugeben, griff er willkürlich dass für ihn nächstgelegene Thema auf.
„Was stand nun eigentlich in dem Buch, das ihr in Silvers Büro durchgegangen seid?"
„Nun, falls der Autor wirklich von Andreas Haus schrieb, was nirgendwo klar heraus kam, dann wurde jeder dieser Spiegel ursprünglich für einen ganz eigenen Zweck erschaffen und erst viel später in diesen Saal zusammengestellt. Die Spiegel werden da als Tore beschrieben, doch es fehlt die klare Aussage, wohin einen diese Tore bringen können. Das Tor zur Angst, ist der einzigen Spiegel, den der Autor näher beschreibt; Amos Kugerich hat ihn vor 200 Jahren erfunden und er funktioniert so ähnlich wie ein Irrwicht; doch ehrlich gesagt, hab ich den Sinn eines solchen Spiegels nicht so ganz begriffen. Von den restlichen Spiegeln machte er nur vage Andeutungen. Alles zusammengenommen, ist es nicht mehr als eine nette Lektüre, aber helfen kann sie uns wohl nicht", erklärte Hermine zögernd.
„Na ganz so vage sind die Andeutungen auch nicht. Das Tor der Schatten haben wir ja bereits selbst gesehen", brummte Ron und fing sich dafür einen ärgerlichen Blick von Hermine ein.
„Ohne die Inschriften auf den Spiegeln sind und bleiben es nur Spekulationen", beharrte Hermine, während sie ungnädig von Harry zu Ron blickte, doch der zeigte sich unbeeindruckt.
„Einige Textpassagen deuten darauf hin, dass die Spiegel selbst ein Rätsel darstellen, das erst gelöst werden muss, bevor dann die Tore ihren eigentlichen Zweck offenbaren."
„Ja und für denjenigen die nicht wissen was für ein Tor es ist, kann es zur tödlichen Falle werden", ereiferte sich Hermine.
Es dauerte einen Moment, bis Harry den Grund für ihre Aufregung verstand. „Beruhig dich, Hermine, wenn ich mich recht entsinne, dann hatten wir dieses Thema schon mal, oder?", sagte er matt und auch Ron neben ihm verdrehte die Augen.
„Ja, hatten wir!", entgegnete sie kapitulierend und atmete schwer ein, ehe sie zögernd hinzufügte: „Es tut mir leid, doch ich habe ein ganz, ganz blödes Gefühl, wenn es um diesen Spiegelsaal geht."
„Aber warum ausgerechnet bei diesem Raum? Überall in Andreas Haus steckt Magie und nicht wenig davon lässt sich in die schwarze Magie einordnen, doch es ist nicht schlimmer als der Grimmauld Place, im Sommer vor einem Jahr", seufzte Harry und hob verständnislos die Hände.
„Das ist richtig", pflichtete ihm Ron sofort bei. „Im Gegensatz zum Grimmauld Place bin ich in Andreas Haus noch nicht Gefahr gelaufen, von Gardinen oder alten Roben erwürgt zu werden."
„Stimmt!", nickte Harry und sah Hermine fragend an. „Womit also hast du ein Problem?"
Es dauerte etwas, bevor Hermine widerstrebend antwortete. „Erinnert ihr euch noch an den Ausdruck in Andreas Augen, als sie uns im Spiegelsaal ertappt hat?"
„Ja, sie war mächtig sauer auf uns", entgegnete Ron und zuckte verständnislos die Achseln. „War auch nicht anders zu erwarten, meinst du nicht?"
„Nein, es war nicht nur Zorn, da war Angst, dass wir etwas entdecken, was entweder für uns oder aber auch für sie gefährlich werden könnte. Andrea weiß über diese Spiegel wesentlich mehr, als sie zugeben will."
„Den Eindruck hatte ich allerdings auch", nickte Harry und fuhr sich zerstreut durch die Haare. „Als ich ihr sagte, dass ich hinter den Spiegel die Tore sah, da hatte ich für einen Moment fast den Eindruck, Andrea würde es bedauern, dass sie das Herzstück an mich weitergegeben hat."
„Ich denke eher, dass ihr in diesem Augenblick bewusst wurde, dass sie deine bzw. unsere Neugier unterschätzt hat", sagte Hermine leise. „Vermutlich wurde ihr erst da klar, wie gefährlich ihre Einladung in dieses Haus für dich sein konnte."
„Natürlich! Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen!", entfuhr es Harry so laut und plötzlich, dass Hermine neben ihm erschrocken zusammenzuckte.
„Auf was gekommen?", fragte Ron irritiert.
„Na, das Traumportal!"
„Häh?" Ron schien nicht die geringste Vorstellung zu haben, worauf Harry hinaus wollte.
„Das Traumportal mit dem Andrea sich und Remus gerettet hat, besitzt eine regenerative Wirkung auf Körper und Geist!", sagt Harry und rieb sich über das Kinn. „Wenn es uns gelingen würde so ein Traumportal zu erschaffen, könnte Andrea…wieder vollständig gesund werden."
„Wir können kein Traumportal erschaffen", stieß Hermine betroffen aus. „Zum einen braucht man dazu das Salomonschild und zum anderen wissen wir gar nicht wie das funktioniert."
„Remus stand unmittelbar neben Andrea, er hat gesehen, welche Steine sie verschob, vielleicht kann er sich noch daran erinnern", entgegnete Harry und stand im nächsten Moment entschlossen auf den Beinen.
„Aber das Salomonschild befindet sich in Andreas Haus", sagte Ron zweifelnd, während er die Stirn kraus zog und sich über den Kopf kratzte.
„Ich werde mit Dumbledore reden, jetzt gleich!"
Ohne Hermine oder Ron Zeit für Einwände zu lassen stürmte Harry davon. Warum hatte er an dieses Traumportal nicht gleich gedacht? Es war so nahe liegend, dass er sich wunderte, warum Sirius, Silver oder Dumbledore nicht sofort darauf gekommen waren. Atemlos rannte er die Gänge entlang, bis er schließlich den steinernen Wasserspeier erreichte und das Passwort nannte. Der Durchgang zu Dumbledores Büro öffnete sich und Harry trat auf die rotierende Wendeltreppe.
Fortsetzung folgt….(bald…sehr bald)
Autornote: Ein ganz herzliches Dankeschön an euch alle, die ihr meine Fanfic so fleißig mitverfolgt und kommentiert habt. Leider ist dieses Kapitel nicht sehr weihnachtlich geworden, doch ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen.
An dieser Stelle auch ein ganz dickes Dankeschön an die liebe Vivi, die mit unermüdlicher Geduld Korrektur liest und der ihr es zu verdanken hab, dass die neuen Kapitel kurz nach der Fertigstellung auch im Netz erscheinen.
So nun bleibt mir nur noch euch frohe Festtage zu wünschen, zu hoffen, dass euch die Weihnachtsgans nicht allzu schwer im Magen liegt und ihr diese Tage genießen könnt. Ich wünsche euch von ganzem Herzen eine schöne, friedvolle Zeit und wenn ihr mir ganz fest die Daumen drückt, dass ich genügend Zeit zum schreiben finde, wird es vor dem Jahreswechsel noch ein Kapitelchen geben.
Liebe Grüße von eurem Sternchen!
PS: Review-Antworten kommen, aus Zeitmangel mit dem nächsten Kapitel!
